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    Barbados: Gemeinsam statt einsam

    Barbados ist mit 32 mal maximal 23 Kilometern zu klein, um sich ständig aus dem Weg zu gehen. Als Tourist hat man daher viel mehr als andernorts das Gefühl, nicht…

    Barbados ist mit 32 mal maximal 23 Kilometern zu klein, um sich ständig aus dem Weg zu gehen. Als Tourist hat man daher viel mehr als andernorts das Gefühl, nicht neben sondern mit den Einheimischen zu leben.

    Wie von Ethical Traveler berichtet, zählt die Karibikinsel zu den „Developing World’s Best Ethical Destinations 2013“. In das Ranking aufgenommen werden Länder, die erfolgreich an der Weiterentwicklung von sozialem Wohlstand, Umweltschutz und Einhaltung der Menschenrechte arbeiten und deshalb besonders bereisenswert sind. Wir waren vor zwei Jahren dort und sind dabei auf viele Kleinigkeiten gestoßen, die Natur und Umwelt schonen, die Lebensqualität erhöhen und das Verhältnis zwischen Einheimischen und Touristen stärken.

    Strände für alle. Barbados gilt zwar als richtig teure „Hochzeitsinsel“, auf der viele Promis absteigen und es riesige, von tropischen Gärten umwachsene Luxusresorts gibt. Trotzdem: Die Strände auf Barbados sind öffentlich und für jedermann zugänglich. Das wirkt sich auch positiv auf das Verhältnis zwischen Touristen und Einheimischen aus – beim Planschen im lauwarmen Wasser kommt man schnell ins Gespräch.

    Barbados, Foto: Maria Kapeller

    Es grünt so grün. Während der britischen Kolonialzeit wurden die tropischen Wälder gerodet, um Platz für Zuckerrohrfelder zu machen. Schließlich ist Zuckerrohr der Rohstoff für die Rumherstellung und Barbados bekannt für seine vielen Rum-Destillerien. Heute gibt es zum Glück zahlreiche tropische Wälder, Gärten und sogar eine Orichdeenwelt, die für Besucher geöffnet sind.

    Barbados, Foto: Maria Kapeller

    Gemeinsame Wanderungen. Hike Barbados“ bietet jeden Sonntag kostenlose Wanderungen an, an denen Einheimische genauso wie Touristen teilnehmen können. Wer es im Urlaub schon so früh aus den Federn schafft, kann außerdem an Mondlicht-Wanderungen teilnehmen – Start ist um 5.30 Uhr morgens.

    Kokosnuss statt Plastikflasche. Wer am Straßenrand eine Wagenladung voll grüner Kokosnüsse sieht, sollte unbedingt stehenbleiben und sich eine Erfrischung gönnen. Die Frucht wird mit der Machete aufgeschlagen, das Kokoswasser direkt daraus getrunken. Im Supermarkt kann man das Kokoswasser zwar auch abgefüllt in Plastikflaschen kaufen, die umweltfreundlichere Version ist aber erstere.

    Barbados, Foto: Maria Kapeller

    Umweltfreundlicher Supermarkt-Service. Gerade weil Essen gehen in Barbados vergleichsweise teuer ist, ist der Gang in den Supermarkt obligatorisch. Praktisch ist da der Gratis-Bus nach Hause, den viele Supermärkte anbieten. Einfach einsteigen, die Adresse nennen und warten bis sich der Bus füllt und losfährt.

    Barbados, Foto: Maria Kapeller

    Gemeinsames Schlemmen. Essen gehen ist wie schon erwähnt auf Barbados teuer, auch im Supermarkt stehen die Preise der vielen importierten Produkte denen in heimischen Supermärkten um nichts nach. Authentische und leistbare Inselküche wird auf Fischmärkten wie in Speightstown oder Oistins angeboten. Vor allem im Fischerörtchen Oistins brodelt es beim allabendlichen „Fish Fry“, wo Einheimische wie Touristen zusammenkommen und bei Calypso-Klängen frisch gegrillten Mahi-Mahi oder panierte Fliegende Fische mit Macaronie Pie, Plantains (gebackene Bananen), Cou Cou (ein Brei aus Maismehl und Okraschoten) oder Süßkartoffeln schlemmen.

    Geschützte Meeresschildkröten. Am Worthing Beach im Süden der Insel kommen die großen Karett- und Lederschildröten fast bis ans Ufer. Die Tiere sind seit 1987 durch das „Barbados Sea Turtle Project“ geschützt, seither hat sich die schwindende Population erholt. Auf Jagen und Verzehren der Schildkröten stehen mehrere Jahre Gefängnis. Es gibt sogar eine 24-Stunden-Hotline, bei der man „Notfälle“ melden kann. Beim Schnorcheln kann man die Schildkröten aus nächster Nähe betrachten.

    Barbados, Foto: Maria Kapeller

    Gelebte Gastfreundschaft. Das hört sich an wie ein Werbespruch, ist aber wirklich so: Bajans haben den Ruf, sehr gastfreundlich zu sein. Wer darauf achtet, wird das vielerorts bemerken, egal ob am Fischmarkt, am Strand, in einer der unzähligen bunten Rumhütten, beim Picknicken oder auf der Straße. Wir haben die Einheimischen nicht nur als überaus kommunikativ, sondern auch als sehr höflich empfunden. Das macht sich zum Beispiel im Straßenverkehr bemerkbar, wo einem sogar Vorfahrt gewährt wird, wenn man aus einer Seitenstraße kommt.

     

    Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von Maria Kapeller, Mitbegründerin des Online-Reisemagazins kofferpacken.at.

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    Bhutan: Hin oder nicht hin, das ist hier die Frage!

    Hin natürlich, so hätte ich noch vor einem Monat geschrie(b)en! Nicht, dass sich meine Antwort nach meinem Besuch im Königreich Bhutan schlagartig geändert hätte – es sind jedoch ziemlich viele „wenn“…

    Hin natürlich, so hätte ich noch vor einem Monat geschrie(b)en! Nicht, dass sich meine Antwort nach meinem Besuch im Königreich Bhutan schlagartig geändert hätte – es sind jedoch ziemlich viele „wenn“ und „aber“ dazu gekommen.

    Ich muss gestehen, dass mich der Trip nach Bhutan vor allem verwirrt hat. Verwirrt deshalb, weil ich das “Konzept“ des Staates nicht verstehe – aber vielleicht ist es ja gar kein durchdachtes Konzept? Verwirrt vor allem auch, weil ich nicht weiß, was Bhutan überhaupt von uns TouristInnen möchte! Einerseits sollen immer mehr Gäste ins Land kommen und das tun sie auch – Tourismus ist mittlerweile Wirtschaftsfaktor Nummer Zwei hinter der Wasserkraft -, andererseits ist Massentourismus “pfui”. Lieber will Bhutan auf Qualität setzen – aber auf welcher Seite? Bei einem Besuch im Land selbst ist Letztere jedenfalls nicht in besonderem Ausmaß zu finden: Auf den “Standardtouren” (Paro – Thimpu – und bei Glück noch Punakha), wo man sich früh/mittags/abends bei den gleichen Stationen mit anderen Gästen die Klinke in die Hand drückt, genauso wenig wie in den mittelklassigen drei-Sterne Hotels ohne Charme. Auch nicht in den immer gleichen Gerichten, die man TouristInnen serviert.

    Vieles, was Bhutan als letzten, unberührten Flecken Erde ausmacht, sieht man auf der Sieben-Tages-Tour nicht – klar, sonst wäre es auch nicht mehr “unberührt”! Die Tempel und Dzongs sind ja überall gleich (prunkvoll). Und Stadt ist Stadt, egal ob in Bhutan oder irgendwo sonst in Asien. Wie immer lohnt sich der Blick über diese abgelatschten Pfade hinaus – doch was man in anderen Ländern spontan entscheiden kann, das funktioniert in Bhutan nicht. Für alles (und nichts) braucht man Genehmigungen, die es schon im Vorfeld zu holen gibt. Jede Region vergibt ein Visum. Und die Guides haben natürlich auch vorab vereinbart, in welchem Hotel man dieses Mal übernachtet und wo heute zu Mittag gegessen wird – ein „Da gefällt es mir, bleiben wir doch länger.“, das gibt es nicht!

    Mönche sind überall zu finden. Foto: Doris

    Versteht mich nicht falsch, alles Gebotene (auch auf den viel zitierten Standardtouren) ist soweit in Ordnung – aber genau das ist das Problem. Durchschnittliches, normales ist in einem Land, das Reisenden so viele Restriktionen auferlegt, so einen Trubel um seine Exklusivität macht und so viel an Kosten abverlangt, zu wenig. Warum soll ich dafür ins Königreich Bhutan, wenn ich es zum Beispiel im Nachbarland Nepal fast umsonst bekommen kann?

    Weil die Bevölkerung (und auch die ausländischen Gäste) durch die Einnahmen aus dem Tourismus kostenlose medizinische Versorgung erhält! Weil das Land (nein, der König, sorry!) dadurch für die Armen, Kranken und Einsamen sorgen kann! Weil in Bhutan Glück mehr zählt als wirtschaftlicher Erfolg – und zu diesem zum Beispiel das Erhalten von Traditionen mehr beiträgt als der Bau eines weiteren Fünf-Sterne-Hotels! All das ist schön und gut, ihr wisst, wie sehr ich solche Werte und Bemühungen schätze und unterstütze – doch meine Verwirrung bleibt.

    Solche traditionell gekleidete Frauen aus dem Volk der Laya sieht man nicht oft. Foto: Dorsi

    Vielleicht liegt es genau an diesen vielen Fragezeichen, warum mich das Land – auch nach der Ausreise – nicht los lässt. 40 Jahre erst ist es her, dass sich Bhutan ausländischen Gästen und somit dem Einfluss aus dem Westen geöffnet hat. Wie viel sich seither getan hat, lässt sich sehen, wenn man Beschreibungen des Landes liest – vor zwanzig Jahren gab es noch nicht einmal Fernsehen, und heute trägt jede(r) ein Handy samt Internetzugang mit sich herum. Jede(r) in den städtischen Gebieten, wohl gemerkt. Wenn das schon für mich verwirrend ist, wie verwirrend muss es dann erst für die Bevölkerung sein? Vielleicht nicht für diejenigen, die in den Bergdörfern im unberührten Osten wohnen, aber sicher für die EinwohnerInnen Thimphus und diejenigen, die dem Einfluss des Westens ausgesetzt sind.

    Bhutan geht einer Katastrophe entgegen, die seine buddhistischen Grundsätze und sein viel gerühmtes Bruttonationalglück Lügen straft: Es liegt nun einmal in der Natur des Menschen, nach einem einfacheren Leben zu streben. Und  Besitz anzuhäufen. (Zitat „Radio Shangri-La: Was ich in Bhutan, dem glücklichsten Königreich der Welt, lernte“)

    Es wäre ein idyllischer, touristischer Traum, wenn Bhutan immer das “letzte Shangri-La” bleiben könnte, es “da draußen” immer das abgeschiedene, einfache und glückliche Bergvolk geben könnte, als das es gern verkauft wird. (Ob es das jemals war, das ist ein andere Geschichte.) Zu spät, der Zug ist längst davongebraust – auch wenn das das Königreich selber möglicherweise noch nicht ganz glauben möchte. Eher früher als später wird man mehr bieten müssen als die bloße Tatsache, dass sich nicht jede(r) eine Reise in den Bhutan leisten kann und man zuhause mit “ohhs” und “aahs” bewundert wird, wenn man von diesem mystischen Land berichtet. Das haben auch schon einige erkannt: TrekkingTouren durch die Landschaft des Himalaya-Gebirges, die sich von den Treks in Nepal durch den gebotenen Luxus von Trägern, Feuermachern, Zeltaufstellern und Co abgrenzen; Übernachtungen auf einer typischen Farm bei einer bhutanischen Familie oder eine Einreise via Indien, um im Osten des Staates tatsächlich noch auf ein Stück des Bhutans unserer Träume zu treffen – Angebote wie zum Beispiel von Active Bhutan Tours, für die sich meiner Meinung nach auch die 250 USD pro Tag leichter verschmerzen lassen.

    Gesehen im Café Ambiente in Thimphu. Foto: Dorisi

    Hin oder nicht hin? Lasst euch von den Wenns und Abers nicht abschrecken, sondern macht euch auf ein spannendes, sich ständig änderndes und vor allem sehr verwirrendes Erlebnis gefasst! Ganz nach dem Spruch, den ich in einem Café in Thimphu gelesen habe: „Doubt everything, believe nothing, find your own light.“ Denn wer weiß, vielleicht ist in ein paar Monaten ohnehin alles ganz anders!

     

    Offenlegung: Ich bin von Bhutan Tourismus und Active Bhutan Tours zu einem FamTrip eingeladen worden. Die Kosten für den Aufenthalt vor Ort werden genauso wie 50 Prozent der Flugkosten von Bangkok nach Paro von den Veranstaltern getragen. Danke dafür! Den Flug von Wien nach Bangkok habe ich selbst bezahlt (danke, Emirates, für die Unterstützung), ebenso die Visum-Kosten von 40 USD. Meinungen und Ansichten bleiben wie immer meine eigenen. 

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    Koh Klang: In fünf Minuten von der Reisernte zum Muscheljagen

    Das habe ich jetzt davon. Da habe ich die letzten Tage in Bhutan die ganze Zeit herum genörgelt, dass wir die Reisfelder im Winter nicht grün, sondern vielmehr braun-in-braun erleben…

    Das habe ich jetzt davon. Da habe ich die letzten Tage in Bhutan die ganze Zeit herum genörgelt, dass wir die Reisfelder im Winter nicht grün, sondern vielmehr braun-in-braun erleben und dann das. Kaum in Thailand angekommen wird mir schon eine Sichel in die Hand gedrückt: „Wir sind mitten in der Erntezeit der Reisfelder, du hast Glück gehabt!“ Beim Ausspruch meines Begleiters Pathiharn, laut Visitenkarte „Chief of Village„, bin ich allerdings mir ob meines Glücks nicht so sicher.

    Aber da stehe ich nun, Handschuhe angezogen, Sichel in der einen, Kübel (= Eimer) in der anderen Hand – und was jetzt? Besonders gut scheine ich mich als Reiserntehelferin nicht angestellt zu haben. Schon ein paar Minuten – und zig Erklärungs- und Demonstrationsversuche der Damen um mich herum – später, gebe ich w.o. Um ehrlich zu sein, die Ladys haben mir einfach die Sichel aus der Hand gezogen. Ich verstehe den Hinweis: Aus dieser Karriere wird nichts!

    Ikone der Patae-Herstellung. Foto: Doris

    Wir befinden uns auf einer Tour durch das Dorf auf der Insel Koh Klang, und die Reisfelder, die in einer Kooperative von 80 BäuerInnen betrieben werden, sind meine dritte und letzte Station. Zuvor hat mich Pathiharn, dessen Familie nicht nur das Islanda Eco Village Resort, sondern auch andere Hotels in der Region Krabi gehören, schon zu einem Hersteller der langschwänzigen Fischerboote „Hua Tong“ und einer Produktionsstätte der Batik-ähnlichen, Hand-gedruckten und -bemalten Patae-Stoffe gebracht. Beide Betreiber sind Ikonen auf ihrem Gebiet: Ihre Produkte werden nicht nur auf Koh Klang verkauft, sondern überall in Thailand. Und auch der Reis ist kein „gewöhnlicher Reis“, nein, er ist ein „Sang Yord“-Reis, eine für den Süden des Landes berühmte, besonders wohl schmeckende Köstlichkeit, die hier auf Koh Klang seine Perfektion erreicht hat. Dem Boden der mit Mangroven übersäten Insel sei dank!

    Die Insel ist für Long-Tail-Boote bekannt. Foto: Doris

    Das sind aber nicht die einzigen Besonderheiten der Insel. Nur fünf Minuten per Boot ist Koh Klang entfernt von Krabi, der Hauptstadt der Region, in die TouristInnen wegen der Strände von Railay oder Ao Nang strömen. Fünf Minuten, die in eine völlig andere Welt führen. Fern von Massen an AusländerInnen, englisch beschrifteten Touristenfallen, Shops- und Restaurantmeilen oder immer behilflichen Taxi- oder Hotelbetreibern ist die Fischerinsel Koh Klang fast schon schockierend friedlich, ruhig und beschaulich. Wären da nicht die laut tönenden Gebete aus der Moschee, die freitags die hauptsächlich muslimische Bevölkerung anzieht. Und wären da nicht die Motorräder und TukTuks, die durch die schmalen Straßen der Auto freien Insel brausen. „Auf 5.000 BewohnerInnen kommen 4.000 Motorräder.“ hat mir ein Einheimischer mit einem Augenzwinkern verraten – und wenn ich mir’s recht überlege, hat er damit vermutlich sogar untertrieben…

    Motorräder und TukTuks begrüßen schon bei der Ankunft auf der Insel. Foto: Doris

    Dass es die BewohnerInnen Koh Klangs, das eigentlich aus drei Dörfern besteht, trotz der Nähe zur Stadt geschafft haben, ihre traditionelle Lebensweise aufrecht zu erhalten, grenzt an ein Wunder. „Geholfen“ hat sicher, dass die Insel weit und breit keinen der Traumbadestrände parat hat, wegen der wohl 99,9% aller BesucherInnen nach Thailand reisen. Mangrovenwälder sind da nicht so anziehend. Dass das ein Glück sein kann, haben im Laufe der Zeit nicht nur zahlreiche NGOs und Umweltschutzorganisationen erkannt, die hauptsächlich mit finanziellen Mitteln unter die Arme gegriffen haben, um das Vogel- und Naturparadies zu erhalten. Auch das einzige Ressort der Insel, das Islanda Eco Village Resort arbeitet seit den fünf Jahren seines Bestehens mit der Dorfgemeinde zusammen: Den Gästen werden Village-Touren wie ich sie gerade mache angeboten, Fahrräder zum eigenständigen Erkunden zu Verfügung gestellt oder der lokale Reis und natürlich Muscheln sowie Fische, die die EinwohnerInnen gefangen haben, aufgetischt. „Wir können nur wachsen, wenn das Dorf wächst.“, haben Pathiharn und sein Team erkannt. Eine wirtschaftliche Überlegung, die positive Folgen hat – nicht nur für das Ressort selbst.

    Islanda Eco Village zeigt auch bei seinen Cottages das Typische der Insel. Foto: Doris

    Vor einem Jahr ist TEATA (Thai Ecotourism and Adventure Travel Association), das seit 1997 bestehende Netzwerk aus privaten thailändischen Öko-Tourismus-Anbietern und der Thailändischen Tourismusbehörde, auf das Potenzial aufmerksam geworden. Gekommen, angesehen und für gut befunden – so könnte man das Untersuchungsergebnis zusammenfassen. Mittlerweile gilt die einzigartige Zusammenarbeit zwischen Hotel und Dorf als Pilotprojekt, das unter dem Namen Koh Klang Go Green von TEATA unterstützt wird. Nicht nur mit finanziellen Mitteln, sondern tatkräftig – mit der Entwicklung neuer attraktiver Angebote samt gemeinsamer, fairer Preisentwicklung für das Hotel, dementsprechend neuen Arbeitsplätzen für die BewohnerInnen, mit Englisch-Schulungen für die Community, Beratungen in Sachen Umgang mit TouristInnen und vielem mehr.

    Ein ruhiges, friedliches Zusammenleben übrigens auch mit den Tieren: Ob Ziegen oder Katzen, ... sie sind überall. Foto: Doris

    Eine Win-Win-Situation für Hotel, Community und für uns Gäste, vorausgesetzt natürlich, wir nehmen das Angebot in Anspruch und verzichten auf ein paar Sonnenstunden am Pool. Ich habe jedenfalls ein ganzes Stück Thailands, vor allem seiner – meist Spaß machenden, schüchternen, bemühten – Menschen mitgenommen und eine Seite kennen gelernt, für die ich sehr dankbar bin: Beim Reisernten, Patea-Malen, Kayaken samt gemeinsamen Kaffeetrinken im „Dorfbeisl“, Radfahren…

    What lies in front of our eyes wasn’t only an endless beach along the island with a spectacular view of nearby islands ahead, but also the motion of coconut tres branches moving when the lazy breeze blows past. A clear blue sky with different shapes of fluffy clouds above, and the grains of sand beneath our feet, we can also see the unique way of the Souther people’s lives, which gradually fad away from this region. (Islanda Eco Village Resort, Our Inspiration)

    …und ja, auch bei einer der neuesten Möglichkeiten, das lokale Leben und die Traditionen dieser Insel im Süden Thailands kennen zu lernen: Muscheln jagen und diese danach – im Hotel zubereitet – verspeisen! Wie ich mich als Vegetarierin dieser Herausforderung gestellt habe (der des Jagens, nicht des Essens), und ob ich mich als Muscheljägerin besser mache als als Reiserntehelferin, davon erzähle ich aber dann vielleicht besser ein anderes Mal…

    Ob ich wohl so einen großen Fisch gefangen hab? Foto: Doris

     

    Offenlegung: Ich bin auf Einladung von Thailand Tourismus, Royal Silk Holiday und Islanda Eco Village Resort auf die Insel Koh Klang gekommen. Herzlichen Dank für die Unterstützung!
    Meinungen und Ansichten in der Geschichte sind wie immer meine eigenen.

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    Wien, ein Narr und Reiswein: Mein Besuch im „echten“ Bhutan

    „Es ist unvorstellbar, dass einer, der so aufwächst dann in Europa lebt, herumreist und jedes Jahr wieder hinfliegt.“, bringt meine Kollegin J. auf den Punkt, was wir uns alle denken….

    „Es ist unvorstellbar, dass einer, der so aufwächst dann in Europa lebt, herumreist und jedes Jahr wieder hinfliegt.“, bringt meine Kollegin J. auf den Punkt, was wir uns alle denken. Ich sitze mit drei weiteren JournalistInnen in einem typisch bhutanischen Haus in einem Dorf in der Provinz Punakha, zirka drei Stunden von der Hauptstadt Thimphu entfernt. Drei Generationen leben im Haus, das ohne Nägel zusammen gehalten wird und in dessen Fenster es kein Glas, sondern Holzbretter zum Schutz gibt. Zu fünft teilen sie sich zwei Matratzen auf dem Boden; die Küche ist notdürftig mit einem Ofen in der Mitte eingerichtet; der Altar, den jede Familie besitzt, ist dafür umso prächtiger. Es ist das Elternhaus unseres Guides Chencho, der uns hierher eingeladen hat, und er ist es auch, von dem J. spricht.

    „Du kommst aus Wien – ich liebe Wien!“, so hat mich der dunkelhäutige, pausbäckige Chencho vor einigen Tagen auf dem Flughafen in Paro in Bhutan begrüßt. Auf diese Standardaussage im Ausland folgt von mir meist eine Standardfrage: „Warst du schon einmal in Wien?“ „Ja, ich habe dort gewohnt!“ Ihr könnt euch meine Überraschung bei seiner Antwort vorstellen! Damit hatte ich an diesem anderen Ende der Welt jetzt wirklich nicht gerechnet. Ein Bhutaner, der schon einmal in Wien, in Österreich war? Wie sich später herausgestellt hat, hat Chencho ein Glück erfahren, von dem viele Jugendliche hier im Land des Donnerdrachens träumen: Als Tourguide ist er von einem reichen Wiener Paar eingeladen worden, einen Sprachkurs in Wien zu machen. Sie haben ihm die Reise finanziert, ihm eine Wohnung und Essen zu Verfügung gestellt und den Kurs bezahlt.

    Chencho im Einsatz - beim Erklären des Nationaltiers Takin. Foto: Doris

    Monate, die ihn – wie könnte es anders sein – wohl ziemlich geprägt haben. Zuhause in Bhutan hat er eine Reiseagentur gegründet, reist einmal im Jahr nach Berlin zur ITB und arbeitet in unserem Fall mit Bhutan Tourismus zusammen, um uns JournalistInnen sein Land zu zeigen. Und jetzt öffnet er uns sein Elternhaus, in dem ab September acht Gästezimmer Platz haben sollen. „Die TouristInnen wollen genau das, das echte Bhutan erleben.“, weiß der Österreich- und Deutschland-Fan, der als einzige Agentur bereits einen solchen „Farmstay“ anbietet.

    Zufriedene glückliche Familien auf dem Land, ist das das "echte Bhutan"? Foto: Doris

    Recht hat er. Doch das „echte“ Bhutan besteht schon längst nicht mehr nur aus DorfbewohnerInnen jeglichen Alters, die zufrieden Betelnuss (= Doma) kauend auf dem Reisfeld ihre Arbeit verrichten, auf Decken und Matratzen schlafen, keinen Strom haben und stundenlange Gehwege in Kauf nehmen, um dann auf dem Wahlzettel ein Kreuz bei dem zu machen, der am ältesten und somit am weisesten wirkt. Es sind auch Leute in Thimphu wie der 33jährige Chencho, die schon im Ausland waren, mit Fernsehen, Computer und Internet aufgewachsen sind wie wir, Englisch sprechen, ohne neuestes Handy nicht leben können und sich an den Komfort einer warmen Dusche im Haus mehr gewöhnt haben als an das Zusammenleben und ständige Zusammensein mit der ganzen Familie.

    Reisfelder sind im Winter nur braun in braun. Foto: Doris

    Dörfer, Märkte an den Straßen, Reisfelder und Chili-Plantagen neben golden geschmückten Tempeln – und doch suchen wir TouristInnen wohl dieses ländliche Bhutan, das – zugegeben – den größten Teil des Landes einnimmt. In der Provinz Punakha ist es zu finden. Die Fahrt führt über den Dochula Pass, den ebenfalls jede/r TouristIn zu sehen bekommt, weil dort 2003 zu Ehren gefallener Soldaten 108 Stupas aufgestellt wurden. Auch deshalb, weil man bei klarem Himmel die Berge des Himalaya-Gebirges sehen kann. Die Freude über diesen sicher atemberaubenden Anblick war uns leider weder bei der Hin- noch bei der Rückfahrt vergönnt. Dafür haben wir bei Letzterer den ersten Schnee erlebt – ein Ereignis, das in Bhutan mit einem Feiertag zelebriert wird und ein Abenteuer für uns, rechtzeitig über den Pass zu kommen.

    Ein Abenteuer: Der Dochula Pass beim 1. Schneefall. Foto: Doris

    Im Frühjahr und Sommer dominieren grüne Reisterrassen das Bild der ländlichen Provinz – ein Bild, das wir uns im braunen Winter nur vorstellen konnten. Dennoch waren wir schon wegen der wärmeren Temperaturen glücklich: Es ist gleich ein anderes Gefühl, nur mit zwei statt vier Schichten an Kleidung unterwegs sein zu müssen. Eine Erleichterung im Vergleich zum frostigen, städtischen Thimphu, in dem wir die meiste Zeit unseres Trips verbracht haben.

    Reiche Chili-Ernte. Foto: Doris

    Doch Punakha ist kein “Geheimtipp” mehr, sondern längst in jeder Tour inkludiert. Schuld daran ist vor allem der heilige Narr, ein Tibeter, der im 15. Jahrhundert nach Bhutan, eben in diese Region, gekommen ist, und mit seinem Penis (!) sämtliche Dämonen erschlagen und alle Frauen beglückt hat. Außerdem ist der Nationalsport Bogenschießen Drugpa Künleg zu verdanken genauso wie das Nationaltier Takin. Dieses hat der “Madman” selbst aus Knochen von Kuh und Ziege zusammengesetzt. Dass dieser Verrückte in Bhutan hoch verehrt wird und in den Tempeln seinen fixen Platz neben Buddha, Guru Rinpoche, Gründervater Shabdrung und dem König hat, macht das Volk für mich ziemlich sympathisch. Und ich bin keine Ausnahme: Natürlich hat Bhutan längst erkannt, wie verzückt TouristInnen sind, wenn sie die Geschichte dieses ungewöhnlichen Heiligen hören, einen Penis als Souvenir kaufen oder Fotos von den riesigen behaarten Gliedern an den Häuserwänden machen können. Letztere sollen übrigens böse Dämonen verscheuchen – wie einst der Penis des Heiligen – und vor Neidern schützen.

    Das Nationaltier Takin wurde auch vom Narren erschaffen. Foto: Doris

    Auch wir sind zum Tempel des Heiligen “gepilgert”, der in einem Dorf in Punakha zu finden ist. Nicht, ohne zuvor die Souvenirläden namens “Phallus Handicrafts” abgeklappert zu haben – ohne fündig zu werden, wohlgemerkt. Besonders beeindruckt hat mich die Stätte zu der Frauen auch heutzutage noch reisen, um um Kindersegen zu bitten und als letzten Ausweg mit einem gesegneten Holzpenis in der Hand den Tempel umrunden müssen, nicht. Aber ich bin vermutlich die falsche Zielgruppe.

    Phallus Handicraft - deutlicher geht´s nicht. Foto: Doris

    Da gefällt mir das Sitzen bei Chenchos Familie schon eher – auch wenn sich weder seine Mutter, noch seine 28jährige Schwester mit ihren zwei kleinen Kindern getraut haben, uns Gesellschaft zu leisten. Ich wäre dennoch gern länger dort geblieben, hätte liebend gerne dort übernachtet – in diesem Haus, 20 Minuten von der gleichnamigen Hauptstadt der Provinz Punakha entfernt. Ich bin sicher, durch den Alltag einer lokalen Familie hätte ich mehr über den Buddhismus erfahren als beim Besuch unzähliger Tempel und Dzongs. Und ich bin mir fast noch sicherer, dass wir bei selbst gebrauten Ara (= Reiswein, der mich an verfaulte Äpfel erinnert hat) und den – sehr viel besseren – selbst gemachten Reispops noch so einiges erfahren hätten… haben wir ja schon, beim Kurzbesuch in Chenchos Elternhaus.

    Prost, aufs echte Bhutan! Foto: Doris

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    Offenlegung: Ich bin von Bhutan Tourismus und Active Bhutan Tours zu einem FamTrip eingeladen. Die Kosten für den Aufenthalt vor Ort werden genauso wie 50 Prozent der Flugkosten von Bangkok nach Paro von den Veranstaltern getragen. Danke dafür! Den Flug von Wien nach Bangkok habe ich selbst bezahlt (danke, Emirates, für die Unterstützung), ebenso die Visum-Kosten von 40 USD. Meinungen und Ansichten bleiben wie immer meine eigenen. 

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    Von Mythen und Halbwahrheiten: Bhutan für BesserwisserInnen (Teil 2)

    Sieben Tage später, um einiges klüger und vor allem um einiges vertrauter mit Bhutan, setze ich meine „Aufräumarbeit“ in Sachen Mythen und Halbwahrheiten über Bhutan wie versprochen fort. Warum übrigens so…

    Sieben Tage später, um einiges klüger und vor allem um einiges vertrauter mit Bhutan, setze ich meine „Aufräumarbeit“ in Sachen Mythen und Halbwahrheiten über Bhutan wie versprochen fort. Warum übrigens so viele davon im Umlauf sind, hat auch damit zu tun, dass das Land ja erst seit einigen Jahren eine Demokratie hat und die Regierung unglaublich viel ausprobiert. Ein Gesetz, das ein halbes Jahr gilt, wird kurze Zeit später wieder geändert. Ja, Bhutan ist in dieser Hinsicht alles andere als langweilig.

    8. Ein Visum für Bhutan ist schwer zu bekommen

    Angeblich, dabei geht es doch ganz einfach: Man wende sich an einen Tour-Operator in der Hauptstadt Thimphu, nenne diesem seine Wünsche für Tour, Dauer und Zeitraum und lasse ihn arbeiten. Die Bezahlung erfolgt als Vorschuss durch den Tour-Operator, der das Visum durch die Bhutanischen Behörden genehmigen lässt. Dass man darauf lange warten muss, ist übrigens eine Mär: Zwei Wochen dauert es im Durchschnitt, bis das Visum da ist. Dann übernimmt der Tour-Operator die Flugbuchung bei DrukAir. Dem Gast selbst kann in der Zwischenzeit nichts passieren: Die Bezahlung erfolgt erst im Nachhinein an den Tour-Operator.

    Fazit: Mythos in Zeiten wie diesen. Da haben es Bhutaner selbst schon schwerer auszureisen. Meist geschieht das nur zwecks Studium oder zu Business-Zwecken, sie müssen sowohl einen Pass als auch andere Dokumente vorlegen und vor allem die weite Strecke bis nach Delhi zurücklegen. In Bhutan selbst gibt es nämlich nur zwei Botschaften: Die von Indien und die von Bangladesh. 

    9. AusländerInnen müssen für den Aufenthalt in Bhutan immer zahlen

    Wer länger als einen Urlaub in Bhutan bleiben möchte, ohne die Pauschale von 200 bzw. 250 USD pro Tag zu zahlen, kann das schon machen: Wer freiwillig für Bhutan, eine soziale Organisation oder eine Institution des Landes arbeitet, erhält Kost, Logis und eine Aufenthaltsgenehmigung. Andere Option: Heirat mit einem Bhutaner, was sonst?

    Fazit: Mythos. InderIn müsste man sein – die zahlen nämlich nichts. 

    Der Besuch in Dzongs oder Tempel darf in Bhutan nicht fehlen. Foto: Doris

    10. Die Touri-Routen sind immer dieselben

    Bhutan hat einiges zu bieten: Nicht nur eine reiche Kultur, die die Tour-Operator gerne zeigen und dementsprechend als „Standardtour“ rund um Paro – Thimphu – Punakha verkaufen (und die auch wir leider bekommen haben). Wer die abgetretenen Pfade etwas verlassen möchte, der kann zum Beispiel auch ein Trekking buchen – entweder als Teil der Tour für einige Tage oder für die gesamte Zeit. Die Kosten für den Gast bleiben bei 250 USD pro Tag. Die Ausgaben für den Tour-Operator sind allerdings höher, der Aufwand größer. Möglich ist es überall im Land und angeblich auch ein großartiges Erlebnis, denn man erhält zum Beispiel als vierköpfige Gruppe sieben BegleiterInnen und 14 Esel. Von Feuer bis zum Aufstellen und Abbauen des Zeltes, von der Teelieferung ins Bett bis zu den täglichen Mahlzeiten und vor allem auch um den Transport der Materialien ist für alles gesorgt. Eine andere Option is, über den Landweg von Indien in den Osten von Bhutan zu reisen – dort ist es angeblich besonders schön und noch dazu unberührt. Allerdings möchte Bhutan Tourismus vor allem eine Weiterreise in diesen Landesteil promoten und dementsprechend erreichen, dass die Gäste länger bleiben.

    Üblicherweise werden von den 250 USD Tagespauschale rund 50 USD für die Übernachtung in einem Drei-Sterne-Hotel (Heizung und Internet nicht selbstverständlich!) verwendet. Will man mehr Luxus, kann man auch eines der Vier- oder Fünf-Sterne-Hotels buchen lassen, muss aber natürlich die Zusatzkosten pro Zimmer selbst übernehmen. Eine andere Möglichkeit ist, bei einer Familie auf einer Farm zu übernachten – diese Option ist in den 250 USD inkludiert.

    Fazit: Halbwahrheit! Die Falle in Bhutan ist, sich eine Tour von den Agenturen zusammenstellen zu lassen und dann enttäuscht zu sein, wenn man genau das macht, was alle anderen machen. Deshalb: Vorher klar stellen, denn auf der Route selbst sind wegen der vielen Kontrollen in Bhutan kaum Abweichungen möglich. Das heißt zum Beispiel, dass die Provinzen, die man besuchen will, vorher bestimmt werden müssen, um eine Genehmigung von den Behörden zu erhalten. Auf den „Grenzübergängen“ zwischen den Provinzen wird diese Genehmigung dann kontrolliert.

    11. Emadatse – that’s it!

    Emadatse oder der berüchtigte Chilikäse ist tatsächlich das Hauptnahrungsmittel für Bhutaner. TouristInnen aber müssen nicht täglich das feurige Etwas genießen (würden sie ohnehin nicht aushalten, sage ich – und ich liebe scharf!). Wir haben Currys aus Erdäpfel (Kartoffeln) mit Käse, mariniertem Kohl, gebratenem Karfiol, Glasnudelsalaten, Butternudeln oder Spinat-Bällchen aufgetischt bekommen. Anfangs war das toll, dummerweise hat jede Mahlzeit gleich ausgesehen und am letzten Tag konnte ich weder Reis noch Glasnudelsalat noch Erdäpfel (Kartoffeln) mit Käse mehr sehen. Positiv: Für mich als Vegetarierin war immer etwas dabei. Wer etwas riskieren möchte, der kann außerdem den steinharten Yak-Käse, der am Straßenrand verkauft wird, oder den gesalzenen Buttertee kosten.

    Fazit: Unsinn, was Chilikäse angeht. Aber leider wird in Bhutan auch sonst kulinarisch wenig geboten. 

    Der Yak-Käse wird selbst produziert und ist angeblich so hart, dass ihn AusländerInnen kaum kauen können. Foto: Doris

    12. Zigaretten sind verboten!

    Von diesem Verbot liest man überall in den Reiseführern, genauso wie davon, dass man Kamera, Computer etc. vor der Einfuhr angeben muss. Von letzterem bin ich in jedem Fall verschont geblieben – man musste nur eine Gesamtsumme aller Mitnahmen angeben und nicht einmal das wurde kontrolliert. Eine rauchende Begleiterin auf dem Trip musste ihre 29 Zigaretten bei der Einreise abzählen lassen, dafür fünf USD zahlen und hat jetzt eine Genehmigung in der Hand. Mit dieser darf sie in der Öffentlichkeit rauchen. Für Bhutaner gilt das selbe. Zigaretten kaufen ist zwar illegal, aber (fast) jede(r) weiß natürlich, wo es welche gibt.

    Fazit: Mythos, es gab einmal für einige Monate ein solches Gesetz, das wurde aber innerhalb kürzester Zeit aufgehoben. 

    Hier werden Reisfelder bestellt. Foto: Doris

    13. Bhutaner sind faul

    Immer wieder habe ich gehört: Inder werden für Bauarbeiten ins Land geholt, Bhutaner sorgen für Vermüllung und Verdreckung, Zeit ist für sie ohnehin relativ, sie bauen ihre Felder nicht an und importieren alles aus dem Ausland. Nun ja, es ist eine Tatsache, dass die Polizisten, die im Ampel freien Bhutan den Verkehr leiten, um 17 Uhr Feierabend machen und es dann keine Regelungen gibt. Auch die indischen Gastarbeiter sind in den Städten nicht zu übersehen. In den Dörfern bauen die Bhutaner allerdings selbst ihre Häuser. Doch wir sind durchwegs bemühten Menschen begegnet, die uns jeden Wunsch von den Augen abgelesen – oder das zumindest versucht haben. Und was das Thema des Imports angeht: Klar wird das Meiste importiert – eine Produktion zahlt sich für ein so kleines Volk kaum aus. Seit Anfang 2012 gibt es jedoch einen Erlass, der jegliche Gemüseeinfuhr aus Indien verbietet, angeblich, weil dort zu viel Chemie eingesetzt wird. Diese Maßnahme dient aber nicht nur dazu, dass man überall „organic vegetables“ erhält, sondern vor allem auch, dass die Felder wieder von den Leuten in den Dörfern bestellt werden und sie sich somit selbst versorgen können. Wen das jetzt an das kommunistische System erinnert: Du bist nicht allein mit dem Gedanken…

    Fazit: Falsch. Faul ist keine adäquate Beschreibung, aber was ich in Bhutan wie nirgendwo sonst erlebt habe ist die buddhistische „Was ist, das ist, „wie’s kommt, so kommt’s“-Mentalität und eine riesige Hörigkeit Autoritäten gegenüber. Was der König sagt, was die Mönche sagen, was der Chef sagt, gilt. Das wird auch umgesetzt, und zwar fleißig!

     

    Offenlegung: Ich bin von Bhutan Tourismus und Active Bhutan Tours zu einem FamTrip eingeladen worden. Die Kosten für den Aufenthalt vor Ort werden genauso wie 50 Prozent der Flugkosten von Bangkok nach Paro von den Veranstaltern getragen. Danke dafür! Den Flug von Wien nach Bangkok habe ich selbst bezahlt (danke, Emirates, für die Unterstützung), ebenso die Visum-Kosten von 40 USD. Meinungen und Ansichten bleiben wie immer meine eigenen. 

    5 Kommentare zu Von Mythen und Halbwahrheiten: Bhutan für BesserwisserInnen (Teil 2)

    Wo ich in Bhutan ein Stück Glück gefunden habe

    So, ja, genauso habe ich mir das vorgestellt! Erschöpft und zufrieden zugleich starre ich ins Nichts, auf die Silhouette der Berge rings um mich und hinunter auf den steilen Sandweg,…

    So, ja, genauso habe ich mir das vorgestellt! Erschöpft und zufrieden zugleich starre ich ins Nichts, auf die Silhouette der Berge rings um mich und hinunter auf den steilen Sandweg, von dem wir gekommen sind. Schweißperlen tropfen mir von der Nase, die Ärmeln meines Funktionsshirts habe ich hoch gestrickt und die drei weiteren Schichten endlich einmal ausziehen können. Zum ersten Mal, seitdem ich vor einigen Tagen im winterlich-kalten Königreich Bhutan angekommen bin! Und es ist auch das erste Mal seit meiner Ankunft, dass ich mich in diesem “Land des Donnerdrachen” so richtig glücklich fühle.

    Gleich nach dem Frühstück sind wir aufgebrochen, um eine Halbtageswanderung zu einem Meditationszentrum in den Bergen nahe der Hauptstadt Thimphu zu unternehmen. Statt mit dem Auto von einer bhutanischen Festung und jetzigem Verwaltungssitzen, den sogenannten Dzongs, zum nächsten Kloster gebracht zu werden, steht heute endlich einmal ein bisschen Bewegung auf dem Plan. Bisher hat uns unser Guide samt Chauffeur bei jeder kleinsten Distanz ins Auto geladen und bei der Sehenswürdigkeit wieder abgesetzt. Ob das daran liegt, dass die Bhutaner der Ansicht sind, Gehen sei schädlich – zumindest für uns TouristInnen? Oder ob es viel eher damit zu tun hat, dass die Gäste in Bhutan üblicherweise in die Altersklasse 50+ fallen? Egal, heute wird marschiert!

    Statt TouristInnen kommen uns hier nur Mönche entgegen. Foto: Doris

    Nicht nur aufs Gehen freue ich mich, sondern endlich einmal auf Natur. Bisher waren wir ausschließlich in Städten unterwegs. Gut, Thimphu mag zwar mit seinen 80.000 EinwohnerInnen keine Metropole sein, einer richtigen Stadt gleicht sie durchaus. Internationale Küche neben bhutanischen Ständen; Shops, die unseren billig-Asia-Läden gleichen; westlich gekleidete Jugendliche mit Sonnenbrille zwischen Mantren betenden Alten. Und gestern habe ich dann auch noch ein von Tripadvisor bewertetes Kaffeehaus mit englischer Beschilderung und schnellem Wifi entdeckt, wo neben den blonden Expads bhutanische Mönche mit Ipads und Iphones sitzen. Hier in der Stadt, die übrigens zu den am schnellsten wachsenden Orten Asiens zählt, ist der Kontrast zwischen Tradition und Moderne nicht zu übersehen.

    Das ist der Blick nach unten nach einem steilen Aufstieg. Foto: Doris

    Eine rund halbstündige Fahrt von Thimphu entfernt sieht das Ganze gleich anders aus. Auf der einen Seite lockt das Eingangsschild in den Jigme Dorji Nationalpark, auf der anderen geht es über eine Brücke hinauf Richtung Kloster, dem “Chacri Meditation Center”. Auf der einen Seite warten “rote Pandas, blaue Schafe, Schneeleoparden und schwarze Bären”, so sagt es ein Informationsblatt – auf der anderen das erste Kloster, das Shabdrung, Gründervater Bhutans, 1620 erbauen ließ. Wie viele andere Religionsstätten wurde es in einem unwegsamen, unerreichbaren Gelände in 2.800 Meter Höhe in den Bergen errichtet. Wie, das übersteigt meine Phantasie!

    Über die Brücke drüber führt der Weg zum Chacri Meditationszentrum. Foto: Doris

    Der Nationalpark zahle sich nur für zwei- bis dreitägige Trekkings aus, macht unser Guide meine Hoffnung (oder Angst) auf eine Begegnung mit den Tieren zunichte. Also folgen wir der Gruppe Mönche, die mit Sack und Pack belastet den steilen Sandweg nach oben zum Kloster einschlägt. Bis heute gibt es keine andere Möglichkeit, die 400 Höhenmeter zu bezwingen als den Fußmarsch. Die orange und rot gekleideten, mehr oder weniger alten Herren sind die Einzigen, die wir in der nächsten Stunde des Aufstiegs zu Gesicht bekommen werden. Keine AusländerInnen – die kommen nämlich selten hier herauf, auch wenn wir uns sonst mit unserer Route leider auf den üblichen Touristenpfaden bewegen. Nur die Mönche und ein paar Bhutaner, Frauen, Kinder, die den beschwerlichen Weg zum buddhistischen Kloster in Angriff nehmen – nicht aus Trainingszwecken wie wir, sondern um dort zu beten, Opfer darzubringen oder einfach nur ihrem Glauben Ausdruck verleihen. Ob für die Namensgebung der Kinder, bei Krankheit, Unfruchtbarkeit, selbst bei mangelndem Erfolg im Job, nach dem Tod – überall wird in Bhutan geopfert, gepilgert, Astrologie angesehen, Mönche um den Segen und Beistand gebeten, Gebetsräder gedreht, Stupas umrundet…

    Hoch oben thront das erste von Shabdung erbaute Kloster in Bhutan. Foto: Doris

    Heute wird das Kloster, das Shabdrung damals mit 30 Mönchen bewohnt hat, als Meditationszentrum genutzt: Alle Mönche müssen nach Abschluss ihrer Ausbildung drei Monate meditieren, um das erworbene Wissen zu verdauen. Ein Ansatz und eine Zeit, die ich mir auch schon oft gewünscht hätte – genauso wie die Abgeschiedenheit und die Ruhe, die da oben in den Bergen herrscht. Schade, dass nur Mönche diese Gelegenheit haben: Anders als in Thailand können in Bhutan “normale Menschen” nämlich nicht auf Zeit ins Kloster gehen.

    Sie hat die Ruhe weg - im Chacri Meditationszentrum kein Wunder. Foto: Doris

    Doch sie können so wie wir das Zentrum besuchen oder andere, ähnliche Tageswanderungen machen, denn Trekking-Wege gibt es überall in Bhutan – ob zu heiligen Stätten wie dem berühmten Tiger Nest, das wir natürlich am letzten Tag auch noch sehen, oder einfach so. Und irgendwie genügt das schon! Mir zumindest. Für heute. Ich bin wunschlos glücklich. Naja, fast: Frühjahr oder Sommer könnte noch sein, denn wie schön muss das Ganze erst mit üppigem Grün und farbig blühender Vegetation aussehen.

    Mein breites Grinsen hat damit zu tun, dass ich in Bhutan ein Stück Glück gefunden habe. Foto: Estelle

     

     

    Offenlegung: Ich bin von Bhutan Tourismus und Active Bhutan Tours zu einem FamTrip eingeladen. Die Kosten für den Aufenthalt vor Ort werden genauso wie 50 Prozent der Flugkosten von Bangkok nach Paro von den Veranstaltern getragen. Danke dafür! Den Flug von Wien nach Bangkok habe ich selbst bezahlt (danke, Emirates , für die Unterstützung), ebenso die Visum-Kosten von 40 USD. Meinungen und Ansichten bleiben wie immer meine eigenen. 

    49 Kommentare zu Wo ich in Bhutan ein Stück Glück gefunden habe

    Von Mythen und Halbwahrheiten: Bhutan für BesserwisserInnen

    Zugegeben, ich bin noch keine 24 Stunden im Land des Donnerdrachens. Doch schon jetzt habe ich das Gefühl, ich hätte noch nie vor einer Reise so viele Bücher verschlungen, Websiten…

    Zugegeben, ich bin noch keine 24 Stunden im Land des Donnerdrachens. Doch schon jetzt habe ich das Gefühl, ich hätte noch nie vor einer Reise so viele Bücher verschlungen, Websiten studiert, mit Leuten gesprochen – nur um dann hier im Königreich Bhutan festzustellen, dass manches schlicht und einfach nicht gilt oder vielmehr nicht mehr gilt. Denn man lese und staune: Auch das „letzte Shangri-La“ der Erde ist längst nicht mehr so unbeeinflusst wie von wenigen befürchtet oder von vielen erhofft.

    1. Bhutan ist eines der teuersten Reiseländer der Welt

    Bhutan selbst ist ein Entwicklungsland, das – wie bekannt – das Glück über den monetären Erfolg stellt. Für den Lebensstandard der Menschen vor Ort ist es unerschwinglich, 250 USD pro Tag zu zahlen. Für uns WestlerInnen ist das Angebot, das die Regierung des Königreichs macht, folgendermaßen: 40 USD kostet seit diesem Jahr das Visum, weitere 200 (im Winter und Sommer) bzw. 250 USD (in der Hochsaison) muss man täglich zahlen, um im Land reisen zu können. Inkludiert sind dabei aber nicht nur ein einheimischer Guide, sondern auch sämtliche Unterkünfte und drei Mahlzeiten pro Tag, nur für Getränke muss man extra aufkommen. Betrachtet man das als All-inclusive-Angebot ist das zwar ziemlich teuer, aber noch einigermaßen leistbar. Allerdings gibt es auch Rabatte je nach Aufenthaltsdauer für Schüler, StudentInnen und Gruppen (ab neun bzw. 12 Personen wird es angeblich günstiger). Besonders überteuert an einem Trip in den Bhutan sind aber die Anflugskosten: Von Bangkok, Delhi und einigen anderen indischen Städten sowie Singapur fliegt DrukAir, die nationale Airline, den einzigen Flughafen des Landes in der Stadt Paro an. Und die Preise der bhutanischen Fluglinie sind wirklich happig: 960 USD kostet zum Beispiel in diesem Moment der vierstündige Flug von Bangkok aus. Ob das ein „Schmerzensgeld“ dafür ist, dass Paro nach La Paz der zweithöchste Flughafen der Welt ist und als einer der gefährlichsten gilt? Im Zick-Zack-Kurs müssen die speziell trainierten Piloten durch das Himalaja-Gebirge die Landebahn ansteuern, ein heikles und vor allem durchrüttelndes Unterfangen – Tipp: Unbedingt einen Fensterplatz auf der rechten Seite buchen -, aber 960 USD werden dadurch meiner Meinung nach genauso wenig gerechtfertigt wie durch die Tatsache, dass es köstliches (auch vegetarisches) Essen an Bord gibt, das Servicepersonal immer lächelt und man große Beinfreiheit in den vier Fliegern der Airline hat.

    Fazit: Wahrheit. Übrigens: Für Tour-Operators gibt es immer das selbe Gehalt (250 USD abzüglich Hotelkosten etc. und minus Regierungsanteil), nur Anbieter fremdsprachiger Touren  ausgenommen Englisch bekommen ca. 10 USD mehr pro Tag.

    Im Landeanflug am besten auf der rechten Seite sitzen. Foto: Doris

    2. Nach Bhutan darf nicht jede(r)

    Ich habe von Einreiselimits von 20.000 TouristInnen pro Jahr gelesen, eine Kollegin hatte 1.000 Gäste pro Monat im Kopf. Fakt ist: Seit der Öffnung des Landes für den Tourismus in den 70er Jahren und seit Einführung von DrukAir 1983 hat sich einiges getan. Früher gab es tatsächlich Beschränkungen, jetzt stehen eher die natürlichen Kapazitätsbegrenzungen des einzigen Flughafens in Paro einem stärkeren Tourismus im Weg. Durch die Aufstockung der Fluglinie will man mindestens 5.000 bis 6.000 mehr Gäste in diesem Jahr gewinnen. Steigend ist der Tourismus ohnehin: 2010 reisten 60.000 vor allem AmerikanerInnen, EuropäerInnen und JapanerInnen ein – 2012 sollen es schon 110.000 werden. Mittlerweile ist auch der chinesische Markt erschlossen. Achja, wusstet ihr, dass Inder, Bangladeshi und Leute aus den Malediven kein Visum fürs Königreich Bhutan benötigen?

    Fazit: Mythos, der Tourismus wird weiter gefördert, gehört er doch nach der Hydrokultur zur zweitstärksten Einnahmequelle des Landes. Und durch die Einnahmen aus dem Tourismus, von denen 65 USD an die Regierung gehen, gewährleistet der Staat freie medizinische Versorgung und Schulbildung für alle. 

    Ankommen am einzigen Flughafen in Paro. Foto: Doris

    3. Asiaten = Bhutaner sind prüde

    Ein Land, das einen göttlichen Tunichtgut aufgrund seiner sexuellen Macht verehrt und in dem es einen Kondommann gibt, der freiwillig und kostenlos Gummis austeilt – das kann doch nicht prüde sein. Die Penisse überall an den Hauswänden mögen tatsächlich einen anderen Eindruck vermitteln, dabei wird doch damit auf die Scham der Leute gesetzt: Der Phallus soll nämlich verhindern, dass die Menschen auf ein Haus schauen und dabei eventuell Neid und Eifersucht fühlen. Und auch der Kondommann, der mit seinem Einsatzbus herumfährt, wurde bloß deshalb eingesetzt, weil Automaten nicht genutzt wurden. Ach ja, Homosexualität ist zwar nicht illegal, aber „es gibt sie bei uns nicht“, erklärt unser Guide Chencho und fügt Augen zwinkernd hinzu: „Nur bei den Mönchen – da gab es das ganz sicher. Schließlich mussten die ja auch irgendwie ihre Energie abbauen.“ Und schon ging er unter brüllendem Lachen weiter, unser Sex-Talk. Vielleicht doch nicht so prüde, die Bhutaner?

    Fazit: Halbwahrheit 

    Da muss man nicht einmal genau hinschauen, der Penis fällt schon richtig auf. Foto: Doris

    4. Bhutan ist unglaublich schmutzig

    Diese Aussage habe ich vor meiner Einreise öfters gehört und habe in Bhutan selbst in den ersten fünf Minuten eine positive Überraschung erlebt: An den Straßenrändern waren überall Menschen versammelt, die an offenen Feuerstätten offensichtlich alles Mögliche verbrannten. Es handelte sich um eine Aktion, die zu jedem Vollmond oder Neumond gemacht wird, und bei der sich die NachbarInnen versammeln, um ihren Schmutz von der Straße zu räumen, in Plastiksackerl zu stecken, um sie von der Müllabfuhr abholen zu lassen beziehungsweise den Rest verbrennen. Für asiatische Verhältnisse hat er jedenfalls bei meinen Asien-kennenden Mitreisenden großes Lob bekommen. Und zum Beispiel im Vergleich mit Südamerika kann ich auch sagen: Bhutan ist nicht schlimmer als andere Länder.

    Fazit: Liegt wohl (wie alles) im Auge des Betrachters – aber tendenziell eher Mythos

    Betelnüsse liegen überall - sonst ist das Land nicht so schmutzig wie gedacht. Foto: Doris

    5. Es gibt keine Telefonnetze – und WiFi schon gar nicht

    Ich widerlege diese Theorie: Ich bin online! Angeblich ist im Zentrum des Landes, das touristisch schon erschlossen ist, Internet üblich. Nur im eher wenig bereisten, aber offenbar wunderschönen Osten und in den Bergdörfern wird man WiFi lang suchen. Achja, unser Tourguide hat WiFi am Handy, inkludiert in seinem Vertrag. Mehr muss ich nicht sagen, oder?

    Fazit: Mythos – zumindest was die touristischeren Gebiete angeht (und andernorts habe ich in Europa auch schon gesucht)

    Internet - gibt´s! Foto: Doris

    6. Bhutan ist einfach nur kaaaalt

    Bei Seehöhen ab um die 2.000 Meter ist das in der jetzigen Winterzeit nichts Überraschendes. Dabei sind die Außentemperaturen kalt, das Schlimme aber ist, dass man sich auch im Inneren nicht aufwärmen kann: Heizungen gibt es selten, nicht einmal in Restaurants – und Heizstrahler bringen es eben doch nicht. Ob ich Bhutan im Winter empfehlen würde: Nur Hartgesottenen!

    Fazit: Im Winter bitter(kalt)e Wahrheit, zumindest in den meisten Regionen

    Männer in Gho, Frauen in der Kira - das kommt im Alltag meist nur bei Älteren vor. Foto: Doris

    7. Die Leute in Bhutan müssen in ihrer Nationalrobe herumlaufen

    Das Tragen der traditionellen Tracht für Männer, Gho, und für Frauen, die Kira, ist im Bhutan tatsächlich verpflichtend – allerdings nur für Werktage von Montag bis Freitag. In ein Büro darf man mit „normaler“, westlicher Kleidung nicht, in der Freizeit wird sie jedoch immer öfters getragen. Also nicht wundern, wenn ihr Leuten in Jeans und Pulli begegnet.

    Fazit: Halbwahrheit

     

    Offenlegung: Ich bin von Bhutan Tourismus und Active Bhutan Tours zu einem FamTrip eingeladen worden. Die Kosten für den Aufenthalt vor Ort werden genauso wie 50% der Flugkosten von Bangkok nach Paro von den Veranstaltern getragen. Danke dafür!  Den Flug von Wien nach Bangkok habe ich selbst bezahlt (Danke, Emirates , für die Unterstützung), ebenso die Visum-Kosten von 40 USD. Meinungen und Ansichten bleiben wie immer meine eigenen. 

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    Wohnwagon: Campst du noch oder wohnst du schon?

    Es war eine Frühgeburt. Konnte nicht mehr länger warten. Musste in die Welt. Der Geburtshelfer: Eine Anfrage des ORF, der einen Beitrag über Crowdfunding-Plattformen machen und dabei ein reales Finanzierungsprojekt vorstellen…

    Es war eine Frühgeburt. Konnte nicht mehr länger warten. Musste in die Welt. Der Geburtshelfer: Eine Anfrage des ORF, der einen Beitrag über Crowdfunding-Plattformen machen und dabei ein reales Finanzierungsprojekt vorstellen wollte.

    Genau das war mit dem Projekt „Wohnwagon“ schnell gefunden. Ein einzigartiges Wohnmobil hat der Unternehmer Christian Frantal mit seinem Team konzipiert. Die Zutaten: Regionale, natürliche Baustoffe, jede Menge innovativer Ansätze zum sich selbst versorgenden, unabhängigen Leben und vor allem ganz viel Liebe.

    Ab der ORF-Anfrage geht alles ganz schnell: Freunde sind mit ihrer Agentur sofort dabei. Facebook-Page und Website werden aus dem Boden gestampft. Bilder werden publiziert, die innerhalb kürzester Zeit zigmal geteilt und geliked werden. Und jetzt stehen Okto-TV und eine neugierige immer zu schnelle Bloggerin zur gleichen Zeit vor der Tür, um mehr über das Projekt zu erfahren.

    Christian und Wohnwagen-Bewohner Oliver werden von Okto TV befragt.

    „Der Wohnwagon hat schon jetzt sein Eigenleben entwickelt.“, erzählt mir Christian stolz von seinem rasant wachsenden „Baby“. Wir haben es uns zusammen mit Theresa und Benedikt, die das nachhaltige Gesamtprojekt betreuen, in seinen selbst restaurierten Wohn- und Arbeitsräumen gemütlich gemacht. Erst letzten Sommer hat er gemeinsam mit FreundInnen eine 1,5 Hektar große Grünfläche außerhalb Wiens erstanden, Obst und Gemüse für den Eigenbedarf angebaut, sich einen alten Bauwagen gekauft, um dort auch übernachten zu können – und sich irgendwann die Frage gestellt: „Wie viel Platz brauchst du zum Wohnen?“ Seine Antwort: 25 Quadratmeter, denn „wir haben alle ohnehin viel zu viel“.

    Die Lösung: Wohnen im Bauwagen! „Das mag gut sein, aber die Ausstattung von so einem Wagen ist einfach nur lieblos.“, wehrt sich Christian gegen ein „Schmuddel-“ und „Loser-Image“. Solche Assoziationen hat er bei seinem Wohnwagon ohnehin nicht zu befürchten: Seit Oktober zeichnet er mit dem Künstler Matthias an den Modellen für das mobile Eigenheim. Schick sieht es in jedem Fall aus mit seiner unverkennbaren, ovalen Form, die an einen Zirkuswagen erinnert und weg von der „Plastikkastenoptik“ jetziger Wohnmobile geht; oder mit den Außenwänden aus Holz, den großen Fensterwänden, den Bullaugen und natürlich dem Loft-artigen Charakter innen. Gerade in Sachen Nachhaltigkeit spielt es alle Stücke: Photovoltaik-, Gebrauchtwasseranlagen für die Dusche, Bio-Klo, ein Boden von einem Anbieter aus dem Waldviertel, der altes Holz aus Fachwerkhäusern recycelt – Christian ist ständig auf der Suche nach passenden, regionalen Materialien und den neuesten Entwicklungen.

    „Wir möchten den Lebensraum von innen nach außen bringen,“, erklärt der Autodidakt die Idee, zeigt auf die vielen Fenster, die ausklappbare Terrasse und fügt hinzu, „es geht um die Verbindung mit der Natur, um Freiheit und Individualität.“. Letztere gelten auch bei der Wahl des Wohnwagons: Denn von der Anleitung zum Selberbauen über den leeren Wagon bis hin zur voll ausgestatteten Luxusversion soll die Bandbreite bei der Ausstattung genauso unendlich sein wie bei der Verwendungsart. Ob als Alternative zum Sommerhäuschen, Büro, Imbissbude, Zusatzzimmer eines Hotels – uns kommen gleich jede Menge Ideen. Vorstellbar ist (fast) alles. Einzig längeres Reisen nicht. „Dafür ist der Wohnwagon mit 10 mal 2,4 oder 6 mal 2.4 Metern zu groß und zu klobig.“,  klärt mich Christian darüber auf, warum sie es als „Halbmobil“ bezeichnen – „aber natürlich kann er ein-, zweimal im Jahr bewegt werden.“.

    Was? Nur ein-, zweimal im Jahr? Meine Enttäuschung hält nicht lange an. Irgendwie lässt mich nämlich der Gedanke nicht los, dass das Wohnwagon-Modell nur ein Anfang ist. Schließlich spricht Christian schon davon, im zweiten Schritt Gebrauchtwagen nachhaltig umzubauen. Und so wie ich ihn kennen gelernt habe bleibt das wohl nicht die einzige Idee.

    Zuerst aber muss einmal das Baby Wohnwagon flügge werden…

     

    Für die Finanzierung des Wohnwagons benötigt man 250.000 Euro, die mit Crowdfunding und einer neuen Beteiligungsform aufgebracht werden sollen. Mehr dazu hierDer Wagon 10 mal 2.4 Meter wird ab ca. 35.000 Euro (in der „Nacktversion“), voll ausgerüstet um ca. 70.000 Euro zu haben sein. 

    Wenn ihr euch über den Fortschritt von Wohnwagon informiert wollt, findet ihr hier weiteres auf der Website oder auf Facebook.

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    Anheuern auf dem segelnden Öko-Frachter

    „Warum müssen wir immer alles haben, zu jeder Zeit? Wie können Bananen im Winter nur ein paar Euros kosten und woher kommen die?“, Andreas Lackner stellt im Sykpe-Gespräch noch einmal…

    „Warum müssen wir immer alles haben, zu jeder Zeit? Wie können Bananen im Winter nur ein paar Euros kosten und woher kommen die?“, Andreas Lackner stellt im Sykpe-Gespräch noch einmal klar, ob ich verstanden habe, worum es ihm geht: „Wir müssen solche Prozesse hinterfragen, damit unsere Welt eine Zukunft hat.“ Hinterfragen allein ist dem gebürtigen Steirer und seinen niederländischen Partnern allerdings schon lange nicht mehr genug: Mit dem Segelschiff „Tres Hombres“ transportieren sie seit einigen Jahren fair und biologisch produzierte Waren aus aller Welt über den Ozean – einzigartig ohne Motor, ohne CO2-Emission, ohne einen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen und mit einer Crew, die sich zum Teil aus Freiwilligen und Interessierten wie dir oder mir zusammensetzt.

    Schon im Jahr 2000 hat Andreas Arjen van der Veen Jorne Langelaan kennen gelernt – auf einem Schiff, wie könnte es anders sein? Der Steirer aus Stainz bei Straden war auf dem Wasserweg nach Südamerika, die beiden Holländer befanden sich als Lehrlinge der Seefahrtschule mit an Bord eines Dreimasters. „Wir waren die einzigen, die nicht zur Crew gehörten, aber auch keine zahlenden Passagiere waren.“, erzählt mir Andreas, der gerade auf „Heimaturlaub“ ist, und auf den ich aufmerksam geworden bin, weil er bei einer Nachhaltigkeitskonferenz über sein Projekt spricht. Ein Anderssein, das verbindet und ihnen beim Kapitän den Namen „Tres Hombres“ („Drei Männer“) einbrachte.

    Drei Männer, eine Idee.

    Nicht nur den Namen verdanken sie dieser Zeit: „Als wir ein Frachtschiff überholt haben, weil wir mit viel Wind gefahren sind, ist uns die Idee gekommen, Waren wieder ohne Emission zu transportieren.“ Eine Idee, die anfangs auf viel Unverständnis gestoßen ist und erst 2006 zum Leben erweckt werden sollte. Da haben die beiden Holländer Andreas, der mittlerweile in Kroatien ein Segelboot-Unternehmen führte, besucht. Jetzt war die Zeit reif – und wer an Zeichen glaubt, wird die Geschichte, wie sie „ihren“ Frachter in Holland gefunden haben, lieben: „Wir sind in einen Hafen hinein und da hat jemand gerufen „tres hombres“, wir schauen auf die andere Seite – und da liegt ein Schiff, abgedeckt, verrottet.“, schildert Andreas die schicksalhafte Begegnung mit dem deutschen Schiffsrumpf aus dem Jahr 1943 und fügt hinzu: „Es war außerdem ein österreichisches Modell, das 1935 von einer Wiener Firma gezeichnet wurde.“ Dass das Wrack für läppische 3.000 Euro verkauft wurde, ist natürlich ein weiteres Zeichen…

    Segelmacher, die Mannschaft darf arbeiten.

    Um nicht das gleiche Schicksal zu erleiden wie die Vorbesitzer des Schiffs, die sich zu dritt mit dem Herrichten völlig übernommen hatten, machten es die findigen Männer anders: Mit selbst gebastelten, notariell beglaubigten und rechtsgültigen Scheinen verkauften sie Anteile am Schiff und konnten so 350.000 Euro einnehmen, um Material für die Renovierung zu finanzieren. Und sie stellten ein Freiwilligenprojekt auf: 150 Menschen aus 25 Ländern haben zweieinhalb Jahre gebaut, um aus der 80 Jahre alten, 35 Meter langen und 130 Tonnen schwere Zweimast-Brigantine ohne Motor das faire Frachtschiff zu machen. „Manche blieben drei Tage, andere Monate.“ – Andreas schwärmt noch heute von der „besten Zeit seines Lebens“, in denen er Freunde fürs Leben gefunden hat – und eine Crew fürs Schiff. Denn einige von den Leuten haben als Teil der fünfköpfigen fixen Profi-Mannschaft angeheuert, die derzeit mit zehn Euro pro Zwölf-Stunden-Tag sowie Unterkunft und Verpflegung entlohnt werden kann. Der Rest der Arbeit wird von den Freiwilligen erledigt: Zehn Leute werden mitgenommen und dürfen sich auf der „Tres Hombres“ nützlich machen, nicht als Passagiere, sondern als Teil der Crew. Der Frachter ist nämlich als Trainings-Segelschiff geeignet, „Lehrlinge“ aus der Schiffschule in der notwendigen Praxis auszubilden. „Wir hatten aber auch schon einen 76-Jährigen an Bord.“, erzählt mir Andreas davon, dass sie alle Interessierten mitnehmen, die Hand anlegen und mich im gleichen Zug einlädt, auch einmal mitzushippern.

    Gruppenfoto der Mannschaft.

    50 Prozent der Kosten werden durch diese „Lehr-Crew“ aufgebracht, die andere Hälfte nehmen die Tres Hombres mit dem Verkauf ihrer Fracht ein: Schokoladebohnen, die sie von der Fairtrade Bauerngenossenschaft in der Dominikanischen Republik abholen und zum Produzenten nach Amsterdam schippern, wo die 70 Kilogramm-Säcke mit Transportfahrrädern die letzten zwei Kilometer zur Fabrik gebracht werden, deren Maschinen aus alten spanischen Schokofabriken stammt. 30 Cent bekommen Andreas und Co pro verkauftem Schokoladeriegel. Oder Bio-Portwein aus Portugal, Bio-Bier aus Frankreich, lokalen Madeira Honig von der gleichnamigen Insel und natürlich ihr Hauptprodukt, den acht bis 16-jährigen Tres Hombres Rum: Den kaufen sie von kleinen Herstellern der Dominikanischen Republik oder – heuer zum ersten Mal – der kanarischen Inseln ab, lassen ihn in Holland in Flaschen abfüllen und verkaufen ihn selbst in Europa.

    Tres Hombres legt in Porto an.

    Seit drei Jahren steuern Andreas und seine beiden Partner eine ähnliche Route mit verschiedenen Häfen an: Im Oktober legen sie von Holland ab, über England, Frankreich, Portugal, Madeira, Kanarische Inseln geht es in die Karibik. Einer der drei Männer ist jedesmal die gesamten acht Monate mit an Bord – der Steirer ist im Februar 2013 wieder auf dem Weg in die Dominikanische Republik, um von dort mit der Tres Hombres in See zu stechen.

    Eine Frau ist auch dabei.

    Die Tres Hombres selbst ist aber „nur“ Botschafter, den drei Männern geht es um mehr: „16 der größten Frachtschiffe produzieren mehr Schadstoffe als alle Autos zusammen.“, erklärt mir der ehemalige Greenpeace-Mitarbeiter und Weltreisende Andreas und hat auch eine Lösung parat: Segelschiffe statt Motoren – noch dazu ist Wind gratis und eine Umrüstung zahlt sich somit auch wirtschaftlich aus. „Damit wir alle wieder eine gute Luft haben.“, ist die Vision klar, und Andreas fügt hinzu: „Es ist eine gemeinnützige Idee, aber ich tu’s für mich selbst!“ So wollen die drei Freunde mit ihrer Stiftung Atlantis Zeilende Handelsvaart alte Frachtschiffe mit großen Motoren umrüsten und auf Schiffe mit modernen Segeln umbauen. Außerdem haben sie mit dem Jachtproduzenten Dykstra ein Modell für ein 140 Meter langes und mit vier Masten ausgestattetes High-Tech-Segelschiff namens Ecoliner entwickelt, das unzählige Frachtkontainer tragen kann und nur ein Crewmitglied für die Navigation benötigt. Ein Projekt, das bisher – wie ähnliche Projekte in anderen Ländern – ausschließlich auf dem Papier existiert. „Den Ecoliner zu bauen, das würde uns im Moment zu viel Geld kosten.“, ist Andreas realistisch und erzählt gleichzeitig vom EU Programm SAIL, das eine Finanzierung und somit den Baustart für die nächsten Jahre in Aussicht stellt. Kollege Jorne erklärte 2011 bei TEDxAmsterdam: „Damit wir einen Unterschied machen, bräuchte es über 300 Ecoliner in den nächsten fünf Jahren.“

    Bis es soweit ist, sind sie mit Tres Hombres – „dem originellsten und schönsten Schiff“ laut Andreas – unterwegs, zeigen vor, dass fairer Transport möglich ist, machen das Projekt noch bekannter und möchten auch für ein Umdenken von uns allen sorgen. Oder, um aus dem TEDxAmsterdam-Talk zu zitieren: „Stell dir vor, was passiert, wenn es weltweit kein günstiges Öl für die Frachtschiffe gibt. Wir müssen darauf achten, was wir verschiffen. Kauf so viele lokale Produkte wie du kannst und transportiere nur die Dinge, die man unbedingt bewegen muss.“ Achja, und „um eine Zukunft von nachhaltigem Transport zu ermöglichen, kaufe unseren Rum, kaufe Anteile an Tres Hombres, nutze unser Schiff, um deine Frachten zu transportieren und spende an FairTransport.“ Oder segle mit! Wird gemacht!

    Tres Hombres segelt über das Meer.

    Segle mit: Am liebsten ist es Andreas, wenn man die ganze halbjährige Tour mitmacht – auch, weil eine Ozeanüberquerung schon ein oder zwei Wochen länger dauern kann. Buchbar ist aber eine Reisedauer zwischen drei Tage und drei Monate, Kosten: Ab 225 Euro. Mehr zu Fairtransport und Tres Hombres erzählen sie selber in diesem Video (mit englischen Untertiteln).

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    Als Nomade leben, arbeiten und die Welt verändern? Es geht!

    „Warum willst du dich auf einen einzigen Platz beschränken, den du Heimat nennst, wenn doch der ganze Planet so viel anzubieten hat?“ Tudor Tarlev möchte sich in keinem Fall beschränken lassen….

    „Warum willst du dich auf einen einzigen Platz beschränken, den du Heimat nennst, wenn doch der ganze Planet so viel anzubieten hat?“ Tudor Tarlev möchte sich in keinem Fall beschränken lassen. Seit er 16 ist, ist er auf einer unternehmerischen Reise – als Nomade. „Ich schätze, ich kann mein Dorf in Moldawien Heimat nennen, aber da bin ich nur ein paar Wochen im Jahr.“ Den Rest der Zeit ist der „chronische Unternehmer und Aktivitätsjunkie mit sechs Start-Ups in Planung und großen Misserfolgen“ als selbst ernannter „Veränderungsagent“ unterwegs in ganz Europa, um positive, nachhaltige Projekte durchzuführen. Ich habe Tudor zu seinem Lebensstil und seinen Projekten befragt – und vielleicht inspirieren sie auch dich:

    Doris: Tudor, du bezeichnest dich als „Nomade und Unternehmer“ – was genau machst du? 

    Tudor: Ich habe meine unternehmerische Laufbahn gestartet als ich 16 war, während meiner Zeit auf dem College in Moldawien, als ich Wirtschaft studiert habe. Nach einigen Monaten kam mir der Gedanke, dass man die Seite der wirtschaftlichen Entwicklung nur dann verstehen kann, wenn man selbst ein Unternehmen gründet und zum Wachsen bringt. Das Konzept des Nomadentums kam 2011 dazu, als ich von Moldawien nach Rumänien übersiedelt bin und dort aktiv an lokalen und regionalen Treffen in Europa teilgenommen habe. Damals habe ich eine einfache Entdeckung gemacht: Du kannst mit deinem Unternehmen keine globale Auswirkungen haben oder haben wollen, wenn du nicht mit deiner Gemeinschaft in Kontakt bist, deine Märkte kennst, starke Netzwerke pflegst, kulturelle Hintergründe anschaust und das, was die Menschen bewegt, wo auch immer sie sind.

    Jetzt bin ich dabei, ein Sozialunternehmen namens Dreamups zu gründen, ausgehend von Österreich. Das Team ist aber sehr international und besteht aus Nomaden.

    Screenshot der Website Dreamups.

    Dreamups ist im August 2012 gestartet, die Plattform möchte als eine Art „Bibliothek“ fungieren, in der jeder sein Buch/sein Wissen einbringen und mit Gleichgesinnten teilen und jeder alles Wissen übernehmen/ansehen kann. Alle Anweisungen aus der Bibliothek sind nachhaltige und mit Leidenschaft entwickelte Lösungen. Die Idee ist, Lösungen in einem simplen “do it yourself” Format zugänglich zu machen, um von lokalen Gemeinschaften und Individuen weltweit genutzt zu werden.

    Foto: Tudor Tadev

    Wann und warum hast du dich für ein Leben als Nomade entschieden?

    Ich nenne es keine Entscheidung, es war mehr als Lebensstil, der sich über die Zeit entwickelt hat, als ich versucht habe, mich weiter zu bewegen, zu lernen und mein Netzwerk zu schaffen. Zumindest jetzt, wo ich mich um weniger Dinge kümmern muss und mehr Bewegungsfreiheit habe, möchte ich so viel wie möglich entdecken und gleichzeitig etwas Positives für die Welt kreieren.

    Was sind die größten Herausforderungen und Chancen deines Lebensstils? 

    Die größte Herausforderung sind wohl die Ressourcen – du hast keinen fixen Job und du musst ja von etwas leben, also musst du entweder als Freelancer gut sein, oder dein Start-Up läuft so gut, dass es deine Kosten deckt. Eine andere Herausforderung ist dein Können und das Vertrauen: Wie organisierst du deine Arbeit und einen Erfolg außerhalb eines normalen, geregelten Büroalltags, manchmal mit Menschen, die auf der anderen Seite des Ozeans leben? Sozial: Manchmal ist es hart, sich in eine lokale Gemeinschaft zu integrieren und alle Möglichkeiten zu entdecken, die sie für dich bietet. Das Geheimnis ist, den Fluss zu genießen, Menschen zu vertrauen und dich selbst jeden Tag zu fragen: Welchen Wert habe ich für andere geschaffen?

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    Kannst du bitte deine Reise beschreiben? Die Landkarte auf deiner Website sieht spannend aus! 

    Naja, die Landkarte ist einfach zu erklären: Ich habe einige Projekte in Moldawien, Rumänien und Österreich gegründet. Die restlichen Länder habe ich mehr für Gemeinschaftsprojekte, Konferenzen, Kongresse und zur unternehmerischen Forschung besucht. Andere wie die Niederlande oder Deutschland sind potenzielle Umfelder für zukünftige Entwicklungsprojekte. In den nächsten Jahren werden die Punkte auf der Landkarte rasant zunehmen, nachdem ich plane, jedes Jahr neue Länder anzuschauen, dort zu leben und innerhalb der Dreamups Gemeinschaft zu arbeiten.

    Foto: Tudor Tadev

    Du lebst gerade in Österreich – ist das das Ende deines Nomadendaseins oder bloß eine Pause? 

    Der genaue Ort ist Dreamicon Valley, Siegendorf, eine halbe Stunde südlich von Wien. Da ist auch das Hauptquartier der Dreamups und der Platz, an den wir alle drei Monate zusammenkommen, um zu evaluieren und die nächsten Schritte für die kommenden drei Monate zu überlegen. Den Rest der Zeit bin ich unterwegs, um Möglichkeiten zu entdecken und positive Auswirkungen auf die Welt zu haben.

    Was sind deine größten Projekte bisher, worauf bist du am meisten stolz? 

    Eine meiner besten Erfahrungen war TEDxChisinau.com, ein großartiges Team und etwas, was ich geschafft habe, zum Wachsen zu bringen und dadurch Lösungen für die lokale Gemeinschaft zu schaffen. Jetzt führt Elena, eine Freundin aus Moldawien, das Projekt und sie übertreffen alle Erwartungen, die wir im ersten Moment hatten. Ich liebe das, was sie derzeit machen. Die zweite Sache sind meine Lebenserfahrungen, all die großartigen Menschen, die ich getroffen habe, und meine Bankrotterklärungen; sie haben meine Zukunft enorm bereichert. Das letzte und aufregendste ist mein neues Baby, Dreamups – eine globale Plattform für Menschen, um nachhaltige Lösungen zu entdecken und zu erschaffen. Es ist einfach riesig und ich freue mich sehr auf seine Entwicklung.

    Foto: Tudor Tadev

    Kannst du auch noch etwas Genaueres zu deinem neuen Projekt, einem Buch verraten? 

    Die Arbeitslosenrate wird in Zukunft noch mehr werden, weil alles automatisiert und technologisiert wird. Dann können wir zu dem Moment kommen, wo Menschen in vielen Bereichen nicht mehr gebraucht werden. Aber es gibt einen Platz, wo man sie immer brauchen wird – in ihrer Gemeinschaft und der Familie. Ich stelle mir eine Zeit vor, wenn Menschen zu ihren Wurzeln zurück kommen und ein viel mehr von den Werten geprägtes Leben führen, zum Beispiel ihr eigenes Essen produzieren, Selbstgemachtes und Upcycling-Produkte nutzen. Es ist großartig zu begreifen, dass wir unsere Fähigkeiten außerhalb des Arbeitsmarkts einsetzen können und trotzdem unseren Lebensunterhalt verdienen und Mehrwert schaffen. Das wird der Moment sein, an dem jede Person ein Künstler, ein Erschaffer sein darf. Das Buch nennt sich “DO nomads” und wird eine interaktive Reise mit Aufgaben und Herausforderungen sein, die es zu meistern gilt, und deshalb wird die Erfahrung für jeden Leser einzigartig sein. Eine Geschichte in Echtzeit, die die Erfahrung anderer Menschen darstellt und Einblicke gibt, wie man Neues erschafft und diesen Weg meistert. Es ist eine Reise über vier Jahre, und ich hoffe, dass das Stück Kunst 2015 öffentlich zugänglich wird. Um zu verstehen, was ich sage, lest am besten Robots Will Steal Your Job, But That’s OK von Federi Pistono oder We Are All Artists Now von Seth Godin.

    Danke, Tudor!

    1 Kommentar zu Als Nomade leben, arbeiten und die Welt verändern? Es geht!

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