Eco. Life. Style.
Nie wieder neue Beiträge oder ein Give-Away verpassen!

Abonniere unseren Newsletter und du bekommst jede Woche News aus dem Nest. Wir gehen sorgsam mit deinen Daten um – alles dazu findest du in unserer Datenschutzerklärung.

    The bird's new nest Adventskalender: 24. Türchen

    The bird's new nest Adventskalender: 23. Türchen

    Wo ich in Bhutan ein Stück Glück gefunden habe

    So, ja, genauso habe ich mir das vorgestellt! Erschöpft und zufrieden zugleich starre ich ins Nichts, auf die Silhouette der Berge rings um mich und hinunter auf den steilen Sandweg,…

    So, ja, genauso habe ich mir das vorgestellt! Erschöpft und zufrieden zugleich starre ich ins Nichts, auf die Silhouette der Berge rings um mich und hinunter auf den steilen Sandweg, von dem wir gekommen sind. Schweißperlen tropfen mir von der Nase, die Ärmeln meines Funktionsshirts habe ich hoch gestrickt und die drei weiteren Schichten endlich einmal ausziehen können. Zum ersten Mal, seitdem ich vor einigen Tagen im winterlich-kalten Königreich Bhutan angekommen bin! Und es ist auch das erste Mal seit meiner Ankunft, dass ich mich in diesem “Land des Donnerdrachen” so richtig glücklich fühle.

    Gleich nach dem Frühstück sind wir aufgebrochen, um eine Halbtageswanderung zu einem Meditationszentrum in den Bergen nahe der Hauptstadt Thimphu zu unternehmen. Statt mit dem Auto von einer bhutanischen Festung und jetzigem Verwaltungssitzen, den sogenannten Dzongs, zum nächsten Kloster gebracht zu werden, steht heute endlich einmal ein bisschen Bewegung auf dem Plan. Bisher hat uns unser Guide samt Chauffeur bei jeder kleinsten Distanz ins Auto geladen und bei der Sehenswürdigkeit wieder abgesetzt. Ob das daran liegt, dass die Bhutaner der Ansicht sind, Gehen sei schädlich – zumindest für uns TouristInnen? Oder ob es viel eher damit zu tun hat, dass die Gäste in Bhutan üblicherweise in die Altersklasse 50+ fallen? Egal, heute wird marschiert!

    Statt TouristInnen kommen uns hier nur Mönche entgegen. Foto: Doris

    Nicht nur aufs Gehen freue ich mich, sondern endlich einmal auf Natur. Bisher waren wir ausschließlich in Städten unterwegs. Gut, Thimphu mag zwar mit seinen 80.000 EinwohnerInnen keine Metropole sein, einer richtigen Stadt gleicht sie durchaus. Internationale Küche neben bhutanischen Ständen; Shops, die unseren billig-Asia-Läden gleichen; westlich gekleidete Jugendliche mit Sonnenbrille zwischen Mantren betenden Alten. Und gestern habe ich dann auch noch ein von Tripadvisor bewertetes Kaffeehaus mit englischer Beschilderung und schnellem Wifi entdeckt, wo neben den blonden Expads bhutanische Mönche mit Ipads und Iphones sitzen. Hier in der Stadt, die übrigens zu den am schnellsten wachsenden Orten Asiens zählt, ist der Kontrast zwischen Tradition und Moderne nicht zu übersehen.

    Das ist der Blick nach unten nach einem steilen Aufstieg. Foto: Doris

    Eine rund halbstündige Fahrt von Thimphu entfernt sieht das Ganze gleich anders aus. Auf der einen Seite lockt das Eingangsschild in den Jigme Dorji Nationalpark, auf der anderen geht es über eine Brücke hinauf Richtung Kloster, dem “Chacri Meditation Center”. Auf der einen Seite warten “rote Pandas, blaue Schafe, Schneeleoparden und schwarze Bären”, so sagt es ein Informationsblatt – auf der anderen das erste Kloster, das Shabdrung, Gründervater Bhutans, 1620 erbauen ließ. Wie viele andere Religionsstätten wurde es in einem unwegsamen, unerreichbaren Gelände in 2.800 Meter Höhe in den Bergen errichtet. Wie, das übersteigt meine Phantasie!

    Über die Brücke drüber führt der Weg zum Chacri Meditationszentrum. Foto: Doris

    Der Nationalpark zahle sich nur für zwei- bis dreitägige Trekkings aus, macht unser Guide meine Hoffnung (oder Angst) auf eine Begegnung mit den Tieren zunichte. Also folgen wir der Gruppe Mönche, die mit Sack und Pack belastet den steilen Sandweg nach oben zum Kloster einschlägt. Bis heute gibt es keine andere Möglichkeit, die 400 Höhenmeter zu bezwingen als den Fußmarsch. Die orange und rot gekleideten, mehr oder weniger alten Herren sind die Einzigen, die wir in der nächsten Stunde des Aufstiegs zu Gesicht bekommen werden. Keine AusländerInnen – die kommen nämlich selten hier herauf, auch wenn wir uns sonst mit unserer Route leider auf den üblichen Touristenpfaden bewegen. Nur die Mönche und ein paar Bhutaner, Frauen, Kinder, die den beschwerlichen Weg zum buddhistischen Kloster in Angriff nehmen – nicht aus Trainingszwecken wie wir, sondern um dort zu beten, Opfer darzubringen oder einfach nur ihrem Glauben Ausdruck verleihen. Ob für die Namensgebung der Kinder, bei Krankheit, Unfruchtbarkeit, selbst bei mangelndem Erfolg im Job, nach dem Tod – überall wird in Bhutan geopfert, gepilgert, Astrologie angesehen, Mönche um den Segen und Beistand gebeten, Gebetsräder gedreht, Stupas umrundet…

    Hoch oben thront das erste von Shabdung erbaute Kloster in Bhutan. Foto: Doris

    Heute wird das Kloster, das Shabdrung damals mit 30 Mönchen bewohnt hat, als Meditationszentrum genutzt: Alle Mönche müssen nach Abschluss ihrer Ausbildung drei Monate meditieren, um das erworbene Wissen zu verdauen. Ein Ansatz und eine Zeit, die ich mir auch schon oft gewünscht hätte – genauso wie die Abgeschiedenheit und die Ruhe, die da oben in den Bergen herrscht. Schade, dass nur Mönche diese Gelegenheit haben: Anders als in Thailand können in Bhutan “normale Menschen” nämlich nicht auf Zeit ins Kloster gehen.

    Sie hat die Ruhe weg - im Chacri Meditationszentrum kein Wunder. Foto: Doris

    Doch sie können so wie wir das Zentrum besuchen oder andere, ähnliche Tageswanderungen machen, denn Trekking-Wege gibt es überall in Bhutan – ob zu heiligen Stätten wie dem berühmten Tiger Nest, das wir natürlich am letzten Tag auch noch sehen, oder einfach so. Und irgendwie genügt das schon! Mir zumindest. Für heute. Ich bin wunschlos glücklich. Naja, fast: Frühjahr oder Sommer könnte noch sein, denn wie schön muss das Ganze erst mit üppigem Grün und farbig blühender Vegetation aussehen.

    Mein breites Grinsen hat damit zu tun, dass ich in Bhutan ein Stück Glück gefunden habe. Foto: Estelle

     

     

    Offenlegung: Ich bin von Bhutan Tourismus und Active Bhutan Tours zu einem FamTrip eingeladen. Die Kosten für den Aufenthalt vor Ort werden genauso wie 50 Prozent der Flugkosten von Bangkok nach Paro von den Veranstaltern getragen. Danke dafür! Den Flug von Wien nach Bangkok habe ich selbst bezahlt (danke, Emirates , für die Unterstützung), ebenso die Visum-Kosten von 40 USD. Meinungen und Ansichten bleiben wie immer meine eigenen. 

    49 Kommentare zu Wo ich in Bhutan ein Stück Glück gefunden habe

    Von Mythen und Halbwahrheiten: Bhutan für BesserwisserInnen

    Zugegeben, ich bin noch keine 24 Stunden im Land des Donnerdrachens. Doch schon jetzt habe ich das Gefühl, ich hätte noch nie vor einer Reise so viele Bücher verschlungen, Websiten…

    Zugegeben, ich bin noch keine 24 Stunden im Land des Donnerdrachens. Doch schon jetzt habe ich das Gefühl, ich hätte noch nie vor einer Reise so viele Bücher verschlungen, Websiten studiert, mit Leuten gesprochen – nur um dann hier im Königreich Bhutan festzustellen, dass manches schlicht und einfach nicht gilt oder vielmehr nicht mehr gilt. Denn man lese und staune: Auch das „letzte Shangri-La“ der Erde ist längst nicht mehr so unbeeinflusst wie von wenigen befürchtet oder von vielen erhofft.

    1. Bhutan ist eines der teuersten Reiseländer der Welt

    Bhutan selbst ist ein Entwicklungsland, das – wie bekannt – das Glück über den monetären Erfolg stellt. Für den Lebensstandard der Menschen vor Ort ist es unerschwinglich, 250 USD pro Tag zu zahlen. Für uns WestlerInnen ist das Angebot, das die Regierung des Königreichs macht, folgendermaßen: 40 USD kostet seit diesem Jahr das Visum, weitere 200 (im Winter und Sommer) bzw. 250 USD (in der Hochsaison) muss man täglich zahlen, um im Land reisen zu können. Inkludiert sind dabei aber nicht nur ein einheimischer Guide, sondern auch sämtliche Unterkünfte und drei Mahlzeiten pro Tag, nur für Getränke muss man extra aufkommen. Betrachtet man das als All-inclusive-Angebot ist das zwar ziemlich teuer, aber noch einigermaßen leistbar. Allerdings gibt es auch Rabatte je nach Aufenthaltsdauer für Schüler, StudentInnen und Gruppen (ab neun bzw. 12 Personen wird es angeblich günstiger). Besonders überteuert an einem Trip in den Bhutan sind aber die Anflugskosten: Von Bangkok, Delhi und einigen anderen indischen Städten sowie Singapur fliegt DrukAir, die nationale Airline, den einzigen Flughafen des Landes in der Stadt Paro an. Und die Preise der bhutanischen Fluglinie sind wirklich happig: 960 USD kostet zum Beispiel in diesem Moment der vierstündige Flug von Bangkok aus. Ob das ein „Schmerzensgeld“ dafür ist, dass Paro nach La Paz der zweithöchste Flughafen der Welt ist und als einer der gefährlichsten gilt? Im Zick-Zack-Kurs müssen die speziell trainierten Piloten durch das Himalaja-Gebirge die Landebahn ansteuern, ein heikles und vor allem durchrüttelndes Unterfangen – Tipp: Unbedingt einen Fensterplatz auf der rechten Seite buchen -, aber 960 USD werden dadurch meiner Meinung nach genauso wenig gerechtfertigt wie durch die Tatsache, dass es köstliches (auch vegetarisches) Essen an Bord gibt, das Servicepersonal immer lächelt und man große Beinfreiheit in den vier Fliegern der Airline hat.

    Fazit: Wahrheit. Übrigens: Für Tour-Operators gibt es immer das selbe Gehalt (250 USD abzüglich Hotelkosten etc. und minus Regierungsanteil), nur Anbieter fremdsprachiger Touren  ausgenommen Englisch bekommen ca. 10 USD mehr pro Tag.

    Im Landeanflug am besten auf der rechten Seite sitzen. Foto: Doris

    2. Nach Bhutan darf nicht jede(r)

    Ich habe von Einreiselimits von 20.000 TouristInnen pro Jahr gelesen, eine Kollegin hatte 1.000 Gäste pro Monat im Kopf. Fakt ist: Seit der Öffnung des Landes für den Tourismus in den 70er Jahren und seit Einführung von DrukAir 1983 hat sich einiges getan. Früher gab es tatsächlich Beschränkungen, jetzt stehen eher die natürlichen Kapazitätsbegrenzungen des einzigen Flughafens in Paro einem stärkeren Tourismus im Weg. Durch die Aufstockung der Fluglinie will man mindestens 5.000 bis 6.000 mehr Gäste in diesem Jahr gewinnen. Steigend ist der Tourismus ohnehin: 2010 reisten 60.000 vor allem AmerikanerInnen, EuropäerInnen und JapanerInnen ein – 2012 sollen es schon 110.000 werden. Mittlerweile ist auch der chinesische Markt erschlossen. Achja, wusstet ihr, dass Inder, Bangladeshi und Leute aus den Malediven kein Visum fürs Königreich Bhutan benötigen?

    Fazit: Mythos, der Tourismus wird weiter gefördert, gehört er doch nach der Hydrokultur zur zweitstärksten Einnahmequelle des Landes. Und durch die Einnahmen aus dem Tourismus, von denen 65 USD an die Regierung gehen, gewährleistet der Staat freie medizinische Versorgung und Schulbildung für alle. 

    Ankommen am einzigen Flughafen in Paro. Foto: Doris

    3. Asiaten = Bhutaner sind prüde

    Ein Land, das einen göttlichen Tunichtgut aufgrund seiner sexuellen Macht verehrt und in dem es einen Kondommann gibt, der freiwillig und kostenlos Gummis austeilt – das kann doch nicht prüde sein. Die Penisse überall an den Hauswänden mögen tatsächlich einen anderen Eindruck vermitteln, dabei wird doch damit auf die Scham der Leute gesetzt: Der Phallus soll nämlich verhindern, dass die Menschen auf ein Haus schauen und dabei eventuell Neid und Eifersucht fühlen. Und auch der Kondommann, der mit seinem Einsatzbus herumfährt, wurde bloß deshalb eingesetzt, weil Automaten nicht genutzt wurden. Ach ja, Homosexualität ist zwar nicht illegal, aber „es gibt sie bei uns nicht“, erklärt unser Guide Chencho und fügt Augen zwinkernd hinzu: „Nur bei den Mönchen – da gab es das ganz sicher. Schließlich mussten die ja auch irgendwie ihre Energie abbauen.“ Und schon ging er unter brüllendem Lachen weiter, unser Sex-Talk. Vielleicht doch nicht so prüde, die Bhutaner?

    Fazit: Halbwahrheit 

    Da muss man nicht einmal genau hinschauen, der Penis fällt schon richtig auf. Foto: Doris

    4. Bhutan ist unglaublich schmutzig

    Diese Aussage habe ich vor meiner Einreise öfters gehört und habe in Bhutan selbst in den ersten fünf Minuten eine positive Überraschung erlebt: An den Straßenrändern waren überall Menschen versammelt, die an offenen Feuerstätten offensichtlich alles Mögliche verbrannten. Es handelte sich um eine Aktion, die zu jedem Vollmond oder Neumond gemacht wird, und bei der sich die NachbarInnen versammeln, um ihren Schmutz von der Straße zu räumen, in Plastiksackerl zu stecken, um sie von der Müllabfuhr abholen zu lassen beziehungsweise den Rest verbrennen. Für asiatische Verhältnisse hat er jedenfalls bei meinen Asien-kennenden Mitreisenden großes Lob bekommen. Und zum Beispiel im Vergleich mit Südamerika kann ich auch sagen: Bhutan ist nicht schlimmer als andere Länder.

    Fazit: Liegt wohl (wie alles) im Auge des Betrachters – aber tendenziell eher Mythos

    Betelnüsse liegen überall - sonst ist das Land nicht so schmutzig wie gedacht. Foto: Doris

    5. Es gibt keine Telefonnetze – und WiFi schon gar nicht

    Ich widerlege diese Theorie: Ich bin online! Angeblich ist im Zentrum des Landes, das touristisch schon erschlossen ist, Internet üblich. Nur im eher wenig bereisten, aber offenbar wunderschönen Osten und in den Bergdörfern wird man WiFi lang suchen. Achja, unser Tourguide hat WiFi am Handy, inkludiert in seinem Vertrag. Mehr muss ich nicht sagen, oder?

    Fazit: Mythos – zumindest was die touristischeren Gebiete angeht (und andernorts habe ich in Europa auch schon gesucht)

    Internet - gibt´s! Foto: Doris

    6. Bhutan ist einfach nur kaaaalt

    Bei Seehöhen ab um die 2.000 Meter ist das in der jetzigen Winterzeit nichts Überraschendes. Dabei sind die Außentemperaturen kalt, das Schlimme aber ist, dass man sich auch im Inneren nicht aufwärmen kann: Heizungen gibt es selten, nicht einmal in Restaurants – und Heizstrahler bringen es eben doch nicht. Ob ich Bhutan im Winter empfehlen würde: Nur Hartgesottenen!

    Fazit: Im Winter bitter(kalt)e Wahrheit, zumindest in den meisten Regionen

    Männer in Gho, Frauen in der Kira - das kommt im Alltag meist nur bei Älteren vor. Foto: Doris

    7. Die Leute in Bhutan müssen in ihrer Nationalrobe herumlaufen

    Das Tragen der traditionellen Tracht für Männer, Gho, und für Frauen, die Kira, ist im Bhutan tatsächlich verpflichtend – allerdings nur für Werktage von Montag bis Freitag. In ein Büro darf man mit „normaler“, westlicher Kleidung nicht, in der Freizeit wird sie jedoch immer öfters getragen. Also nicht wundern, wenn ihr Leuten in Jeans und Pulli begegnet.

    Fazit: Halbwahrheit

     

    Offenlegung: Ich bin von Bhutan Tourismus und Active Bhutan Tours zu einem FamTrip eingeladen worden. Die Kosten für den Aufenthalt vor Ort werden genauso wie 50% der Flugkosten von Bangkok nach Paro von den Veranstaltern getragen. Danke dafür!  Den Flug von Wien nach Bangkok habe ich selbst bezahlt (Danke, Emirates , für die Unterstützung), ebenso die Visum-Kosten von 40 USD. Meinungen und Ansichten bleiben wie immer meine eigenen. 

    10 Kommentare zu Von Mythen und Halbwahrheiten: Bhutan für BesserwisserInnen

    Wohnwagon: Campst du noch oder wohnst du schon?

    Es war eine Frühgeburt. Konnte nicht mehr länger warten. Musste in die Welt. Der Geburtshelfer: Eine Anfrage des ORF, der einen Beitrag über Crowdfunding-Plattformen machen und dabei ein reales Finanzierungsprojekt vorstellen…

    Es war eine Frühgeburt. Konnte nicht mehr länger warten. Musste in die Welt. Der Geburtshelfer: Eine Anfrage des ORF, der einen Beitrag über Crowdfunding-Plattformen machen und dabei ein reales Finanzierungsprojekt vorstellen wollte.

    Genau das war mit dem Projekt „Wohnwagon“ schnell gefunden. Ein einzigartiges Wohnmobil hat der Unternehmer Christian Frantal mit seinem Team konzipiert. Die Zutaten: Regionale, natürliche Baustoffe, jede Menge innovativer Ansätze zum sich selbst versorgenden, unabhängigen Leben und vor allem ganz viel Liebe.

    Ab der ORF-Anfrage geht alles ganz schnell: Freunde sind mit ihrer Agentur sofort dabei. Facebook-Page und Website werden aus dem Boden gestampft. Bilder werden publiziert, die innerhalb kürzester Zeit zigmal geteilt und geliked werden. Und jetzt stehen Okto-TV und eine neugierige immer zu schnelle Bloggerin zur gleichen Zeit vor der Tür, um mehr über das Projekt zu erfahren.

    Christian und Wohnwagen-Bewohner Oliver werden von Okto TV befragt.

    „Der Wohnwagon hat schon jetzt sein Eigenleben entwickelt.“, erzählt mir Christian stolz von seinem rasant wachsenden „Baby“. Wir haben es uns zusammen mit Theresa und Benedikt, die das nachhaltige Gesamtprojekt betreuen, in seinen selbst restaurierten Wohn- und Arbeitsräumen gemütlich gemacht. Erst letzten Sommer hat er gemeinsam mit FreundInnen eine 1,5 Hektar große Grünfläche außerhalb Wiens erstanden, Obst und Gemüse für den Eigenbedarf angebaut, sich einen alten Bauwagen gekauft, um dort auch übernachten zu können – und sich irgendwann die Frage gestellt: „Wie viel Platz brauchst du zum Wohnen?“ Seine Antwort: 25 Quadratmeter, denn „wir haben alle ohnehin viel zu viel“.

    Die Lösung: Wohnen im Bauwagen! „Das mag gut sein, aber die Ausstattung von so einem Wagen ist einfach nur lieblos.“, wehrt sich Christian gegen ein „Schmuddel-“ und „Loser-Image“. Solche Assoziationen hat er bei seinem Wohnwagon ohnehin nicht zu befürchten: Seit Oktober zeichnet er mit dem Künstler Matthias an den Modellen für das mobile Eigenheim. Schick sieht es in jedem Fall aus mit seiner unverkennbaren, ovalen Form, die an einen Zirkuswagen erinnert und weg von der „Plastikkastenoptik“ jetziger Wohnmobile geht; oder mit den Außenwänden aus Holz, den großen Fensterwänden, den Bullaugen und natürlich dem Loft-artigen Charakter innen. Gerade in Sachen Nachhaltigkeit spielt es alle Stücke: Photovoltaik-, Gebrauchtwasseranlagen für die Dusche, Bio-Klo, ein Boden von einem Anbieter aus dem Waldviertel, der altes Holz aus Fachwerkhäusern recycelt – Christian ist ständig auf der Suche nach passenden, regionalen Materialien und den neuesten Entwicklungen.

    „Wir möchten den Lebensraum von innen nach außen bringen,“, erklärt der Autodidakt die Idee, zeigt auf die vielen Fenster, die ausklappbare Terrasse und fügt hinzu, „es geht um die Verbindung mit der Natur, um Freiheit und Individualität.“. Letztere gelten auch bei der Wahl des Wohnwagons: Denn von der Anleitung zum Selberbauen über den leeren Wagon bis hin zur voll ausgestatteten Luxusversion soll die Bandbreite bei der Ausstattung genauso unendlich sein wie bei der Verwendungsart. Ob als Alternative zum Sommerhäuschen, Büro, Imbissbude, Zusatzzimmer eines Hotels – uns kommen gleich jede Menge Ideen. Vorstellbar ist (fast) alles. Einzig längeres Reisen nicht. „Dafür ist der Wohnwagon mit 10 mal 2,4 oder 6 mal 2.4 Metern zu groß und zu klobig.“,  klärt mich Christian darüber auf, warum sie es als „Halbmobil“ bezeichnen – „aber natürlich kann er ein-, zweimal im Jahr bewegt werden.“.

    Was? Nur ein-, zweimal im Jahr? Meine Enttäuschung hält nicht lange an. Irgendwie lässt mich nämlich der Gedanke nicht los, dass das Wohnwagon-Modell nur ein Anfang ist. Schließlich spricht Christian schon davon, im zweiten Schritt Gebrauchtwagen nachhaltig umzubauen. Und so wie ich ihn kennen gelernt habe bleibt das wohl nicht die einzige Idee.

    Zuerst aber muss einmal das Baby Wohnwagon flügge werden…

     

    Für die Finanzierung des Wohnwagons benötigt man 250.000 Euro, die mit Crowdfunding und einer neuen Beteiligungsform aufgebracht werden sollen. Mehr dazu hierDer Wagon 10 mal 2.4 Meter wird ab ca. 35.000 Euro (in der „Nacktversion“), voll ausgerüstet um ca. 70.000 Euro zu haben sein. 

    Wenn ihr euch über den Fortschritt von Wohnwagon informiert wollt, findet ihr hier weiteres auf der Website oder auf Facebook.

    42 Kommentare zu Wohnwagon: Campst du noch oder wohnst du schon?

    Anheuern auf dem segelnden Öko-Frachter

    „Warum müssen wir immer alles haben, zu jeder Zeit? Wie können Bananen im Winter nur ein paar Euros kosten und woher kommen die?“, Andreas Lackner stellt im Sykpe-Gespräch noch einmal…

    „Warum müssen wir immer alles haben, zu jeder Zeit? Wie können Bananen im Winter nur ein paar Euros kosten und woher kommen die?“, Andreas Lackner stellt im Sykpe-Gespräch noch einmal klar, ob ich verstanden habe, worum es ihm geht: „Wir müssen solche Prozesse hinterfragen, damit unsere Welt eine Zukunft hat.“ Hinterfragen allein ist dem gebürtigen Steirer und seinen niederländischen Partnern allerdings schon lange nicht mehr genug: Mit dem Segelschiff „Tres Hombres“ transportieren sie seit einigen Jahren fair und biologisch produzierte Waren aus aller Welt über den Ozean – einzigartig ohne Motor, ohne CO2-Emission, ohne einen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen und mit einer Crew, die sich zum Teil aus Freiwilligen und Interessierten wie dir oder mir zusammensetzt.

    Schon im Jahr 2000 hat Andreas Arjen van der Veen Jorne Langelaan kennen gelernt – auf einem Schiff, wie könnte es anders sein? Der Steirer aus Stainz bei Straden war auf dem Wasserweg nach Südamerika, die beiden Holländer befanden sich als Lehrlinge der Seefahrtschule mit an Bord eines Dreimasters. „Wir waren die einzigen, die nicht zur Crew gehörten, aber auch keine zahlenden Passagiere waren.“, erzählt mir Andreas, der gerade auf „Heimaturlaub“ ist, und auf den ich aufmerksam geworden bin, weil er bei einer Nachhaltigkeitskonferenz über sein Projekt spricht. Ein Anderssein, das verbindet und ihnen beim Kapitän den Namen „Tres Hombres“ („Drei Männer“) einbrachte.

    Drei Männer, eine Idee.

    Nicht nur den Namen verdanken sie dieser Zeit: „Als wir ein Frachtschiff überholt haben, weil wir mit viel Wind gefahren sind, ist uns die Idee gekommen, Waren wieder ohne Emission zu transportieren.“ Eine Idee, die anfangs auf viel Unverständnis gestoßen ist und erst 2006 zum Leben erweckt werden sollte. Da haben die beiden Holländer Andreas, der mittlerweile in Kroatien ein Segelboot-Unternehmen führte, besucht. Jetzt war die Zeit reif – und wer an Zeichen glaubt, wird die Geschichte, wie sie „ihren“ Frachter in Holland gefunden haben, lieben: „Wir sind in einen Hafen hinein und da hat jemand gerufen „tres hombres“, wir schauen auf die andere Seite – und da liegt ein Schiff, abgedeckt, verrottet.“, schildert Andreas die schicksalhafte Begegnung mit dem deutschen Schiffsrumpf aus dem Jahr 1943 und fügt hinzu: „Es war außerdem ein österreichisches Modell, das 1935 von einer Wiener Firma gezeichnet wurde.“ Dass das Wrack für läppische 3.000 Euro verkauft wurde, ist natürlich ein weiteres Zeichen…

    Segelmacher, die Mannschaft darf arbeiten.

    Um nicht das gleiche Schicksal zu erleiden wie die Vorbesitzer des Schiffs, die sich zu dritt mit dem Herrichten völlig übernommen hatten, machten es die findigen Männer anders: Mit selbst gebastelten, notariell beglaubigten und rechtsgültigen Scheinen verkauften sie Anteile am Schiff und konnten so 350.000 Euro einnehmen, um Material für die Renovierung zu finanzieren. Und sie stellten ein Freiwilligenprojekt auf: 150 Menschen aus 25 Ländern haben zweieinhalb Jahre gebaut, um aus der 80 Jahre alten, 35 Meter langen und 130 Tonnen schwere Zweimast-Brigantine ohne Motor das faire Frachtschiff zu machen. „Manche blieben drei Tage, andere Monate.“ – Andreas schwärmt noch heute von der „besten Zeit seines Lebens“, in denen er Freunde fürs Leben gefunden hat – und eine Crew fürs Schiff. Denn einige von den Leuten haben als Teil der fünfköpfigen fixen Profi-Mannschaft angeheuert, die derzeit mit zehn Euro pro Zwölf-Stunden-Tag sowie Unterkunft und Verpflegung entlohnt werden kann. Der Rest der Arbeit wird von den Freiwilligen erledigt: Zehn Leute werden mitgenommen und dürfen sich auf der „Tres Hombres“ nützlich machen, nicht als Passagiere, sondern als Teil der Crew. Der Frachter ist nämlich als Trainings-Segelschiff geeignet, „Lehrlinge“ aus der Schiffschule in der notwendigen Praxis auszubilden. „Wir hatten aber auch schon einen 76-Jährigen an Bord.“, erzählt mir Andreas davon, dass sie alle Interessierten mitnehmen, die Hand anlegen und mich im gleichen Zug einlädt, auch einmal mitzushippern.

    Gruppenfoto der Mannschaft.

    50 Prozent der Kosten werden durch diese „Lehr-Crew“ aufgebracht, die andere Hälfte nehmen die Tres Hombres mit dem Verkauf ihrer Fracht ein: Schokoladebohnen, die sie von der Fairtrade Bauerngenossenschaft in der Dominikanischen Republik abholen und zum Produzenten nach Amsterdam schippern, wo die 70 Kilogramm-Säcke mit Transportfahrrädern die letzten zwei Kilometer zur Fabrik gebracht werden, deren Maschinen aus alten spanischen Schokofabriken stammt. 30 Cent bekommen Andreas und Co pro verkauftem Schokoladeriegel. Oder Bio-Portwein aus Portugal, Bio-Bier aus Frankreich, lokalen Madeira Honig von der gleichnamigen Insel und natürlich ihr Hauptprodukt, den acht bis 16-jährigen Tres Hombres Rum: Den kaufen sie von kleinen Herstellern der Dominikanischen Republik oder – heuer zum ersten Mal – der kanarischen Inseln ab, lassen ihn in Holland in Flaschen abfüllen und verkaufen ihn selbst in Europa.

    Tres Hombres legt in Porto an.

    Seit drei Jahren steuern Andreas und seine beiden Partner eine ähnliche Route mit verschiedenen Häfen an: Im Oktober legen sie von Holland ab, über England, Frankreich, Portugal, Madeira, Kanarische Inseln geht es in die Karibik. Einer der drei Männer ist jedesmal die gesamten acht Monate mit an Bord – der Steirer ist im Februar 2013 wieder auf dem Weg in die Dominikanische Republik, um von dort mit der Tres Hombres in See zu stechen.

    Eine Frau ist auch dabei.

    Die Tres Hombres selbst ist aber „nur“ Botschafter, den drei Männern geht es um mehr: „16 der größten Frachtschiffe produzieren mehr Schadstoffe als alle Autos zusammen.“, erklärt mir der ehemalige Greenpeace-Mitarbeiter und Weltreisende Andreas und hat auch eine Lösung parat: Segelschiffe statt Motoren – noch dazu ist Wind gratis und eine Umrüstung zahlt sich somit auch wirtschaftlich aus. „Damit wir alle wieder eine gute Luft haben.“, ist die Vision klar, und Andreas fügt hinzu: „Es ist eine gemeinnützige Idee, aber ich tu’s für mich selbst!“ So wollen die drei Freunde mit ihrer Stiftung Atlantis Zeilende Handelsvaart alte Frachtschiffe mit großen Motoren umrüsten und auf Schiffe mit modernen Segeln umbauen. Außerdem haben sie mit dem Jachtproduzenten Dykstra ein Modell für ein 140 Meter langes und mit vier Masten ausgestattetes High-Tech-Segelschiff namens Ecoliner entwickelt, das unzählige Frachtkontainer tragen kann und nur ein Crewmitglied für die Navigation benötigt. Ein Projekt, das bisher – wie ähnliche Projekte in anderen Ländern – ausschließlich auf dem Papier existiert. „Den Ecoliner zu bauen, das würde uns im Moment zu viel Geld kosten.“, ist Andreas realistisch und erzählt gleichzeitig vom EU Programm SAIL, das eine Finanzierung und somit den Baustart für die nächsten Jahre in Aussicht stellt. Kollege Jorne erklärte 2011 bei TEDxAmsterdam: „Damit wir einen Unterschied machen, bräuchte es über 300 Ecoliner in den nächsten fünf Jahren.“

    Bis es soweit ist, sind sie mit Tres Hombres – „dem originellsten und schönsten Schiff“ laut Andreas – unterwegs, zeigen vor, dass fairer Transport möglich ist, machen das Projekt noch bekannter und möchten auch für ein Umdenken von uns allen sorgen. Oder, um aus dem TEDxAmsterdam-Talk zu zitieren: „Stell dir vor, was passiert, wenn es weltweit kein günstiges Öl für die Frachtschiffe gibt. Wir müssen darauf achten, was wir verschiffen. Kauf so viele lokale Produkte wie du kannst und transportiere nur die Dinge, die man unbedingt bewegen muss.“ Achja, und „um eine Zukunft von nachhaltigem Transport zu ermöglichen, kaufe unseren Rum, kaufe Anteile an Tres Hombres, nutze unser Schiff, um deine Frachten zu transportieren und spende an FairTransport.“ Oder segle mit! Wird gemacht!

    Tres Hombres segelt über das Meer.

    Segle mit: Am liebsten ist es Andreas, wenn man die ganze halbjährige Tour mitmacht – auch, weil eine Ozeanüberquerung schon ein oder zwei Wochen länger dauern kann. Buchbar ist aber eine Reisedauer zwischen drei Tage und drei Monate, Kosten: Ab 225 Euro. Mehr zu Fairtransport und Tres Hombres erzählen sie selber in diesem Video (mit englischen Untertiteln).

    11 Kommentare zu Anheuern auf dem segelnden Öko-Frachter

    Als Nomade leben, arbeiten und die Welt verändern? Es geht!

    „Warum willst du dich auf einen einzigen Platz beschränken, den du Heimat nennst, wenn doch der ganze Planet so viel anzubieten hat?“ Tudor Tarlev möchte sich in keinem Fall beschränken lassen….

    „Warum willst du dich auf einen einzigen Platz beschränken, den du Heimat nennst, wenn doch der ganze Planet so viel anzubieten hat?“ Tudor Tarlev möchte sich in keinem Fall beschränken lassen. Seit er 16 ist, ist er auf einer unternehmerischen Reise – als Nomade. „Ich schätze, ich kann mein Dorf in Moldawien Heimat nennen, aber da bin ich nur ein paar Wochen im Jahr.“ Den Rest der Zeit ist der „chronische Unternehmer und Aktivitätsjunkie mit sechs Start-Ups in Planung und großen Misserfolgen“ als selbst ernannter „Veränderungsagent“ unterwegs in ganz Europa, um positive, nachhaltige Projekte durchzuführen. Ich habe Tudor zu seinem Lebensstil und seinen Projekten befragt – und vielleicht inspirieren sie auch dich:

    Doris: Tudor, du bezeichnest dich als „Nomade und Unternehmer“ – was genau machst du? 

    Tudor: Ich habe meine unternehmerische Laufbahn gestartet als ich 16 war, während meiner Zeit auf dem College in Moldawien, als ich Wirtschaft studiert habe. Nach einigen Monaten kam mir der Gedanke, dass man die Seite der wirtschaftlichen Entwicklung nur dann verstehen kann, wenn man selbst ein Unternehmen gründet und zum Wachsen bringt. Das Konzept des Nomadentums kam 2011 dazu, als ich von Moldawien nach Rumänien übersiedelt bin und dort aktiv an lokalen und regionalen Treffen in Europa teilgenommen habe. Damals habe ich eine einfache Entdeckung gemacht: Du kannst mit deinem Unternehmen keine globale Auswirkungen haben oder haben wollen, wenn du nicht mit deiner Gemeinschaft in Kontakt bist, deine Märkte kennst, starke Netzwerke pflegst, kulturelle Hintergründe anschaust und das, was die Menschen bewegt, wo auch immer sie sind.

    Jetzt bin ich dabei, ein Sozialunternehmen namens Dreamups zu gründen, ausgehend von Österreich. Das Team ist aber sehr international und besteht aus Nomaden.

    Screenshot der Website Dreamups.

    Dreamups ist im August 2012 gestartet, die Plattform möchte als eine Art „Bibliothek“ fungieren, in der jeder sein Buch/sein Wissen einbringen und mit Gleichgesinnten teilen und jeder alles Wissen übernehmen/ansehen kann. Alle Anweisungen aus der Bibliothek sind nachhaltige und mit Leidenschaft entwickelte Lösungen. Die Idee ist, Lösungen in einem simplen “do it yourself” Format zugänglich zu machen, um von lokalen Gemeinschaften und Individuen weltweit genutzt zu werden.

    Foto: Tudor Tadev

    Wann und warum hast du dich für ein Leben als Nomade entschieden?

    Ich nenne es keine Entscheidung, es war mehr als Lebensstil, der sich über die Zeit entwickelt hat, als ich versucht habe, mich weiter zu bewegen, zu lernen und mein Netzwerk zu schaffen. Zumindest jetzt, wo ich mich um weniger Dinge kümmern muss und mehr Bewegungsfreiheit habe, möchte ich so viel wie möglich entdecken und gleichzeitig etwas Positives für die Welt kreieren.

    Was sind die größten Herausforderungen und Chancen deines Lebensstils? 

    Die größte Herausforderung sind wohl die Ressourcen – du hast keinen fixen Job und du musst ja von etwas leben, also musst du entweder als Freelancer gut sein, oder dein Start-Up läuft so gut, dass es deine Kosten deckt. Eine andere Herausforderung ist dein Können und das Vertrauen: Wie organisierst du deine Arbeit und einen Erfolg außerhalb eines normalen, geregelten Büroalltags, manchmal mit Menschen, die auf der anderen Seite des Ozeans leben? Sozial: Manchmal ist es hart, sich in eine lokale Gemeinschaft zu integrieren und alle Möglichkeiten zu entdecken, die sie für dich bietet. Das Geheimnis ist, den Fluss zu genießen, Menschen zu vertrauen und dich selbst jeden Tag zu fragen: Welchen Wert habe ich für andere geschaffen?

    Unbenannt-1

    Kannst du bitte deine Reise beschreiben? Die Landkarte auf deiner Website sieht spannend aus! 

    Naja, die Landkarte ist einfach zu erklären: Ich habe einige Projekte in Moldawien, Rumänien und Österreich gegründet. Die restlichen Länder habe ich mehr für Gemeinschaftsprojekte, Konferenzen, Kongresse und zur unternehmerischen Forschung besucht. Andere wie die Niederlande oder Deutschland sind potenzielle Umfelder für zukünftige Entwicklungsprojekte. In den nächsten Jahren werden die Punkte auf der Landkarte rasant zunehmen, nachdem ich plane, jedes Jahr neue Länder anzuschauen, dort zu leben und innerhalb der Dreamups Gemeinschaft zu arbeiten.

    Foto: Tudor Tadev

    Du lebst gerade in Österreich – ist das das Ende deines Nomadendaseins oder bloß eine Pause? 

    Der genaue Ort ist Dreamicon Valley, Siegendorf, eine halbe Stunde südlich von Wien. Da ist auch das Hauptquartier der Dreamups und der Platz, an den wir alle drei Monate zusammenkommen, um zu evaluieren und die nächsten Schritte für die kommenden drei Monate zu überlegen. Den Rest der Zeit bin ich unterwegs, um Möglichkeiten zu entdecken und positive Auswirkungen auf die Welt zu haben.

    Was sind deine größten Projekte bisher, worauf bist du am meisten stolz? 

    Eine meiner besten Erfahrungen war TEDxChisinau.com, ein großartiges Team und etwas, was ich geschafft habe, zum Wachsen zu bringen und dadurch Lösungen für die lokale Gemeinschaft zu schaffen. Jetzt führt Elena, eine Freundin aus Moldawien, das Projekt und sie übertreffen alle Erwartungen, die wir im ersten Moment hatten. Ich liebe das, was sie derzeit machen. Die zweite Sache sind meine Lebenserfahrungen, all die großartigen Menschen, die ich getroffen habe, und meine Bankrotterklärungen; sie haben meine Zukunft enorm bereichert. Das letzte und aufregendste ist mein neues Baby, Dreamups – eine globale Plattform für Menschen, um nachhaltige Lösungen zu entdecken und zu erschaffen. Es ist einfach riesig und ich freue mich sehr auf seine Entwicklung.

    Foto: Tudor Tadev

    Kannst du auch noch etwas Genaueres zu deinem neuen Projekt, einem Buch verraten? 

    Die Arbeitslosenrate wird in Zukunft noch mehr werden, weil alles automatisiert und technologisiert wird. Dann können wir zu dem Moment kommen, wo Menschen in vielen Bereichen nicht mehr gebraucht werden. Aber es gibt einen Platz, wo man sie immer brauchen wird – in ihrer Gemeinschaft und der Familie. Ich stelle mir eine Zeit vor, wenn Menschen zu ihren Wurzeln zurück kommen und ein viel mehr von den Werten geprägtes Leben führen, zum Beispiel ihr eigenes Essen produzieren, Selbstgemachtes und Upcycling-Produkte nutzen. Es ist großartig zu begreifen, dass wir unsere Fähigkeiten außerhalb des Arbeitsmarkts einsetzen können und trotzdem unseren Lebensunterhalt verdienen und Mehrwert schaffen. Das wird der Moment sein, an dem jede Person ein Künstler, ein Erschaffer sein darf. Das Buch nennt sich “DO nomads” und wird eine interaktive Reise mit Aufgaben und Herausforderungen sein, die es zu meistern gilt, und deshalb wird die Erfahrung für jeden Leser einzigartig sein. Eine Geschichte in Echtzeit, die die Erfahrung anderer Menschen darstellt und Einblicke gibt, wie man Neues erschafft und diesen Weg meistert. Es ist eine Reise über vier Jahre, und ich hoffe, dass das Stück Kunst 2015 öffentlich zugänglich wird. Um zu verstehen, was ich sage, lest am besten Robots Will Steal Your Job, But That’s OK von Federi Pistono oder We Are All Artists Now von Seth Godin.

    Danke, Tudor!

    1 Kommentar zu Als Nomade leben, arbeiten und die Welt verändern? Es geht!

    Meine Lieblingsrezepte aus der Yoga-Küche auf Hawaii

    „Essen ist mir ja normalerweise egal,“, sagt sie und schenkt mir dabei ein begeistertes Lächeln, „aber hier schmeckt es großartig!“ Ein schöneres Kompliment kann eine Köchin nicht bekommen, also serviere…

    „Essen ist mir ja normalerweise egal,“, sagt sie und schenkt mir dabei ein begeistertes Lächeln, „aber hier schmeckt es großartig!“ Ein schöneres Kompliment kann eine Köchin nicht bekommen, also serviere ich diesem Gast gerne und mit stolzgeschwellter Brust eine extra Portion Salat. Schließlich habe ich als Freiwillige beim Kochen in der Yoga Community Kalani auf Big Island, Hawaii geholfen.

    Mahlzeit - auf dem Lanai, dem Essensbereich in Kalani. Foto: Jess Scranton

    Nun mag sein, dass im paradiesischen Umfeld von Hawaii alles besser schmeckt, doch nachgekocht kann man sich das fitte Urlaubsfeeling auch nach Hause holen. Deshalb haben mir die Köche und Köchinnen von Kalani hier einige ihrer veganen Lieblingsrezepte – jeweils für sechs Personen – verraten. Was für ein Zufall, dass es sich dabei auch um meine Highlights handelt.

    Morgendliches: George’s Bio-Ahorn-Granola

    Ob es daran liegt, dass Dessertchef George’s Granola bisher als „Geheimrezept“ unter Verschluss gehalten wurde oder daran, dass es einfach soooo köstlich ist: Die meisten Gäste fragen, wie man das Granola auch Zuhause auf den Frühstückstisch zaubert. Jetzt ist das Geheimnis gelüftet:

    600g Bio-Haferflocken, nicht gekocht
    Jeweils 130g von mindestens vier dieser Zutaten:
    – Bio-Pekannüsse
    – Bio-Mandeln
    – Bio-Pinienkerne
    – Bio-Sonnenblumenkerne
    – Bio-Kokosflocken
    – Bio-Walnüsse
    – Bio-Kürbiskerne
    – Bio-Erdnüsse
    – Bio-Sesam
    1 ½ Teelöffel Bio-Zimt
    1 Teelöffel Bio-Muskat
    1 ½ Teelöffel Bio-Salz
    90g brauner Bio-Zucker
    2 Teelöffel Bio-Vanilleextrakt
    1 Tasse Bio-Ahornsirup
    150g Bio-Kokosöl oder Bio-Erdnussöl

    Den Ofen auf 170 Grad vorheizen. Alles mit den Händen gut vermischen und dann auf einem Blech auflegen. Zusammendrücken, damit die Granola flach wird. Rund 20 Minuten Backen bis es braun wird, dazwischen nicht verrühren. Vollständig abkühlen lassen und schließlich in einem luftdichten Behälter aufbewahren.

    Nichts für SuppenkasperInnen: Grüne Papaya Suppe

    1 mittelgroße Bio-Zwiebel, geschnitten
    2 Zehen Bio-Knoblauch, ebenfalls geschnitten
    2 Esslöffel Bio-Ingwer
    2 geschnittene Bio-Karotten
    1 bis 2 grüne Bio-Papaya, geschält, entkernt und in Würfel geschnitten
    1 bis 2 Esslöffel Bio-Kochöl
    150g geschälte Bio-Tomaten, geschnitten
    1 Teelöffel getrockneter Bio-Oregano
    1 Teelöffel getrocknete Bio-Petersilie oder 1 Esslöffel frische Bio-Petersilie, gehackt
    Meersalz zum Abschmecken
    2 kg lange Bio-Reisnudeln (Sai Fun)
    0,70 l Bio-Gemüsesuppe

    Das Öl in einem Suppentopf erhitzen, darin die Zwiebeln anbraten, bis sie hellbraun sind. Karotten, Knoblauch und Ingwer dazu geben und für weitere drei Minuten erhitzen. Tomaten, Papaya und Kräuter hinzufügen. Danach mit der Gemüsebrühe aufkochen, die Nudeln dazu geben und für weitere 15 Minuten (oder bis die Nudeln fertig sind) kochen. Heiß servieren.

    Variation: Man kann auch Spinat oder anderes grünes Gemüse hinzufügen. Mit grünem Zwiebel garnieren, Sprossen und Koriander oder Kresse beifügen.

    Auf dem Bauernmarkt in Hilo gibt es übrigens eine andere empfehlenswerte Köstlichkeit aus grüner Papaya: Den Green Papaya Salad von Ratana’s Green Papaya Salad, einem kleinen Stand unter den anderen Essensshops. Ich habe ihn probiert – er ist köstlich!

    Knackiges: Spinat- und Brunnenkresse-Salat mit Himbeer-Vinaigrette

    300g Bio-Spinatblätter
    60g Bio-Brunnenkresse
    15g getrocknete Bio-Cranberries
    15g geröstete Bio-Walnüsse
    30g geschnittene rote Bio-Zwiebel
    30g frische Bio-Himbeeren
    8 Esslöffel Bio-Olivenöl
    2 Teelöffel Bio-Sherryessig
    1 Teelöffel Bio-Balsamico-Essig
    Salz und frisch geriebener Bio-Pfeffer

    Für das Dressing den Essig und die Hälfte der Himbeeren in einen Mixer geben, dann mit Öl mischen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Salatzutaten mit dem Rest der Himbeeren und dem Dressing abrühren. Sofort servieren.

    Sowohl die Suppe als auch den Salat kann man als Vorspeise, als pūpū (so der hawaiianische Ausdruck) genießen. Oder einfach so, weil alles ʻono (= köstlich) ist!

    Lasst es euch schmecken!

     

    Dieser Beitrag ist ein Vorgeschmack auf mein Reise-Buch über meine Zeit in der Yoga-Community auf Hawaii. Darin gibt’s noch mehr Rezepte und vor allem viele „Schmankerl“ von Big Island und den anderen Inseln: Hawaii – zwischen Yoga, Lava und Kochtöpfen. Drei Monate in einer Community auf der Trauminsel

    6 Kommentare zu Meine Lieblingsrezepte aus der Yoga-Küche auf Hawaii

    72 Stunden: Meine Highlights beim Lichterfest in Lyon

    Alle Jahre wieder wird die französische Stadt Lyon erleuchtet. Nicht im biblischen Sinn, nein, vielmehr in einem sehr weltlichen. Beim Lichterfest oder, weil ja alles auf Französisch besser klingt, Fete…

    Alle Jahre wieder wird die französische Stadt Lyon erleuchtet. Nicht im biblischen Sinn, nein, vielmehr in einem sehr weltlichen. Beim Lichterfest oder, weil ja alles auf Französisch besser klingt, Fete des Lumières erstrahlen die Straßen in einem Lichtermeer – und gehen beinah in einem Meer von Menschen unter. Das Wochenende, das dem Namen nach den Lumière-Brüdern, berühmte Söhne der Stadt und Erfinder des Films, gewidmet ist, zieht die TouristInnen von nah und fern in Scharen an. 2012 war ich eine von ihnen. Wegen des Lichterfests – und weil sich die lokale CouchSurfing-Community dieses Festival als Anlass hergenommen hat, ebenfalls alle Jahre wieder zu einem Treffen zu laden.

    “Jedes Jahr kann ich mich nicht in das Spektakel stürzen.” Mein CouchSurfing-Host Esteban macht gleich bei meiner Ankunft klar: Das Lichterfestival ist für die 400.000 EinwohnerInnen Lyons nicht nur Anlass zur Freude. Zu viele Menschen stürmen die geschichtsträchtige Stadt mitten in Frankreich, zu viele Menschen drängen sich durch die mitunter zu engen, oft abgesperrten Gassen rund um Place des Terreaux, der Transport ist bei einer Million erwarteter Gäste schlicht und einfach überfordert. Vor allem, wenn die lieben U-Bahn-Chauffeure genau an einem der heißesten Tage in Sachen Menschenmassen beschließen, schlicht und einfach zu streiken. “Das würde in Österreich nicht passieren.”, denke ich mal wieder äußerst patriotisch – ein Gefühl, das bei mir grundsätzlich nur im Ausland auftaucht, und fluche mit den FranzösInnen im Chor darüber, dass ausgerechnet am zweiten Abend des Lichterfests einige U-Bahn-Linien nicht in Betrieb sind. Schließlich sollte man sich ja an fremde Sitten anpassen, stimmts?

    Esteban hat zur Zeit der Fete des Lumieres noch einen Anlass zur Klage: Er lebt in einer der schönsten (ich kanns bestätigen!) und beliebtesten Straßen der Stadt, in Montée de la Grande Cote, die ins Alternativviertel Croix Rousse führt. Und während des Lichterfests haben nicht nur sämtliche kleine Läden, die ich schon untertags zum Einkaufen gestürmt habe, auch am Abend offen – nein, vor unserem Fenster baut sich eine russische Musikgruppe auf, ein paar Meter entfernt macht eine Brassband Stimmung. Bis nach Mitternacht zeigt sich beim Blick auf die steil bergauf gehende Straße nur eine einzige Menschentraube, die sich laut mitsingen, tanzend und vor allem in sehr langsamen Schritttempo vorwärts bewegt. Schlafen? Daran sollte ich gar nicht denken…

    Sollte ich ohnehin nicht, schließlich gibt es viel zu sehen – nicht nur im künstlich-künstlerischem Licht, sondern auch untertags. Und das waren die Highlights meiner 72 Stunden in Lyon:

    Montée de la Grande Cote: Wie gesagt, eine der schönsten Straßen der Stadt. Wenn man auch darüber streitet, ob sie schon zum ehemaligen Vorort Croix Rousse gehört oder nur die Vorstufe davon ist, ist es definitiv DER Platz für Shopping. In kleinen Boutiquen wie lafabriQ und Ateliers, in denen ich gleich Geld ausgegeben habe. Zum Glück sind die Preise absolut in Ordnung.

    Markt auf dem Place de Croix Rousse: Jedes Wochenende Samstag und Sonntag bis ca. 12 Uhr gibt es den Freiluft-Markt. Im ersten Teil verkaufen Bio-Bauern und Bäuerinnen ihre Ware, dann geht es etwas Traditioneller weiter. Für das köstliche Gebäck muss man sich genauso lang anstellen wie vor den Bäckereien, aber das macht den FranzösInnen ja offensichtlich wenig…

    Den Kleinen Prinzen suchen: Ja, ich liebe Antoine de Saint-Exupéry, einen der bekanntesten Künstler aus Lyon. Als Kind stand ich sogar als kleiner Prinz auf der Bühne, da musste ich mich einfach auf die Suche nach dieser Lieblingsfigur begeben. Und es ist wirklich wie eine Schnitzeljagd. “Die meisten finden ihn am Anfang nicht.”, macht mir Esteban Hoffnung. Tatsächlich muss auch ich mehrfach nachfragen: “Y ou est el petit prince?”, mein Französisch hat auch schon einmal bessere Zeiten erlebt. Dennoch finde ich ihn irgendwann, den kleinen Prinzen, der “nach oben gehoben werden musste, weil er so klein ist”, wie mir eine der vielen eleganten, älteren Damen erklärt. Auf einer Statue sitzt er samt seinem Erfinder und schaut auf den Place de Bellecour herunten. Angeblich ist das Geburtshaus von Saint-Exupéry dort gestanden. Die Statue selbst ist eher enttäuschend – da gefällt mir die gezeichnete Darstellung des Kleinen Prinzen auf der Fresque de Lyonnais besser, einer Fassade, auf der berühmte Lyonaiser abgebildet sind -, aber die Suche nach dem Kleinen ist in diesem Fall die Mühe wert.

    Traboules: Die Passagen- oder Treppenhauskonstruktionen, die von den SeidenarbeiterInnen für Versammlungen und zum geschützten Transport der Stoffe genutzt wurden und auch in der Nazi-Zeit so einigen zur Flucht verholfen haben, sind vor allem im Stadtteil Vieux Lyon und Croix Rousse kaum zu übersehen. Am besten aber lässt du dich von einem Bewohner Lyons durch de Gänge führen. Der weiß nämlich auch, wo die Traboules sind, in die man nur auf einer Seite hinein kann – und wo nicht. Übrigens: Macht nichts, wenn es kein “echter” Lyonaiser ist. Die findest du ohnehin selten (ich bin keinem begegnet), denn – typisch Großstadt – sind viele zugereist.

    Das Museums-Kaffee Café Gadagne in Vieux Lyon lädt mit seinem entzückenden Hinterhof ein, eine Pause einzulegen und sich bei einer heißen Schokolade oder dem allgegenwärtigen Kaffee zu stärken. Anders als ins gleichnamige Museum, das sich um die Geschichte Lyons dreht und auch eine Marionettenausstellung beherbergt, kommt man ins Café gratis.

    Weihnachtsmarkt bei der U-Bahn-Station Perrache: Gut, es ist tatsächlich ein “ganz normaler Weihnachtsmarkt”, wie ihn Mitbewohnerin Apauline desillusionierend beschreibt. Wobei, ganz normal? Wir haben bei unseren Christkindlmärkten keine Schnecken im Angebot, oder? Dafür sorgen “Kougelhopf” oder Spätzle, die elsassche Variante, für ein bisschen Heimatgefühl. Unbedingt ausprobieren: Die Brioche de Praline – am besten mit vier weiteren Hungrigen teilen oder die nächsten drei Tage nichts zum Frühstück kaufen!

    Last, but not least – das Lichterfest: Wer die Beleuchtung und Lichtershows ohne Menschenmassen erleben möchte, der kommt wie ich an einem Donnerstag. Abends ist schon einiges los, aber kein Vergleich zu dem, was sich am Freitag oder Samstag in den Straßen tummelt. Am Donnerstag kann man noch ungehindert von einer Station zur nächsten wandern: Schnappt euch einfach den Plan, der bei der Touristeninfo oder an einigen Punkten der Stadt, ausgeteilt wird und los geht’s!

    Keine Kommentare zu 72 Stunden: Meine Highlights beim Lichterfest in Lyon

    Auf zum Popradske See: Das Wandern ist des Sherpas Lust…

    „Am Wochenende ist der Wanderweg zum Popradske See richtig überfüllt.“, erzählt mir Kathrin Noll, die deutsche Hotel-Managerin des Grand Hotel Kempinski beim Abendessen. Gut, dass Montag war. Noch besser, dass es ein Montag in…

    „Am Wochenende ist der Wanderweg zum Popradske See richtig überfüllt.“, erzählt mir Kathrin Noll, die deutsche Hotel-Managerin des Grand Hotel Kempinski beim Abendessen. Gut, dass Montag war. Noch besser, dass es ein Montag in der Nebensaison war. Und an so einem Montag zwischen Sommer und Winter, wenn die HitzetouristInnen nicht mehr und die SkifahrerInnen noch nicht in der Hohen Tatra weilen, lässt sich ein sonst von Gästen überrannter Wanderweg in herrlicher Ruhe auskosten. Am besten bei strahlendem Herbstwetter!

    Genau das habe ich gemacht: Eine Stunde dauert der Marsch vom Tschirmer See bis zum Popradske See, genauso lang wieder retour. Und wer nicht – wie die Meisten, denen wir begegnen – die Bahn dorthin nehmen möchte, um dann auf der asphaltierten Straße zu gehen, der kann in unsere Fußstapfen treten und den Waldpfad nehmen. Aber macht euch keine Hoffnungen: In der Sommerzeit ist auch dieser Weg kein Geheimtipp, ist er doch wirklich einfach und für jederman zu schaffen. Heute aber, ja, heute sind wir dort (fast) allein.

    Wir? Ja, wir, denn auch wenn selbst ich es nicht geschafft hätte, mich auf dem genial beschilderten Wanderweg zu verirren, habe ich dennoch eine Begleitung. Die Beste überhaupt. Wer könnte nämlich geeigneter sein, die Liebe zur Region zu vermitteln als einer, der einen “großen Spaß” dabei empfindet, drei Jahre als Sherpa tagein, tagaus 80 Kilogramm schwere Vorräte zu den abgeschiedenen Hütten in die Berge zu tragen? Genau so einer ist Peter, der in der Hohen Tatra aufgewachsen und zutiefst verwurzelt ist. Er ist Concierge im Kempinski – und manchmal nimmt er Gäste in die Berge mit, während der Dienstzeit, versteht sich.

    Und das sieht dann so aus:

    Wir haben Glück: Noch hat der symbolische Friedhof, der an alle in den Bergen Gefallenen erinnert, offen. Bis Ende November ist das so, bis er wegen des Schnees gesperrt ist. Die bunten Holzkreuze und die Lage zwischen den Felsen machen ihn in jedem Fall zu etwas Besonderem:

    Da liegt er dann vor uns, der Popradske See samt seiner zwei Hütten. Schon jetzt ist er an manchen Stellen mit einer hauchdünnen Eisschicht bedeckt. Im Winter wird er komplett zufrieren, zur Freude der Einheimischen, die den See zum Eislaufplatz umfunktionieren. Natürlich nicht offiziell, schließlich ist die unsichere Eisschicht schon unter einigen eingebrochen, wie mir Peter erzählt.

    Die Hütte sieht nur von außen und unter blauem Himmel so einladend aus. Drinnen ist die Buffet-Kantine eher abschreckend und erinnert an Unterkünfte bei Schulsportwochen – ein Grund, warum wir das Mittagessen am See sein lassen.

    Ich verzichte übrigens auch darauf zu testen, wie es ist, wie ein Sherpa kiloweise Material zur noch einmal zwei Stunden entfernten und somit nächsten Hütte zu tragen. Das Angebot besteht: Am Wegesrand stehen Tragen herum, die Gäste mit fünf bis zehn Kilogramm beladen dürfen und nach der Ablieferung des Materials bei der Hütte zur Belohnung eine Tasse Tee bekommen.

    Nein, danke, auf diesen „Spaß“ kann ich verzichten – ich genieße lieber die Wanderung retour…

     

    Offenlegung: Ich war aus beruflichen Gründen Gast im Grand Hotel Kempinski in der Hohen Tatra. Herzlichen Dank für die Einladung! Die Meinungen und Ansichten in den Geschichten bleiben die meinen. 

    3 Kommentare zu Auf zum Popradske See: Das Wandern ist des Sherpas Lust…

    The People’s Supermarket in London presents: Einats Pastinaken-Spinat-Kresse-Suppe

    Irgendetwas ist in diesem Supermarkt anders, das merkt man schon beim Hineingehen. Oder eigentlich schon von außen. Aber was? Ich kann es nicht gleich fest machen: Vielleicht liegt es daran,…

    Irgendetwas ist in diesem Supermarkt anders, das merkt man schon beim Hineingehen. Oder eigentlich schon von außen. Aber was? Ich kann es nicht gleich fest machen: Vielleicht liegt es daran, dass hier viel mehr Platz herrscht zwischen den Produktregalen? Oder vielleicht daran, dass bunte Erbsendosen in derselben Reihe stehen wie Reis und Kaffee? Oder vielleicht daran, dass weder Äpfel noch Karotten verpackt sind, sondern einfach frei herumliegen?

    Ich bin im The People’s Supermarket nahe der Londoner U-Bahn-Station Holborn gelandet. Nicht zufällig, wohlgemerkt. Ich habe ihn gesucht. Der Laden war eines der wenigen Projekte aus dem Buch A Smart Guide To Utopia – 111 inspiring ideas for a better city, die während meines Besuchs in London geöffnet waren. Die ganzen nachhaltigen Pop-Up-Restaurants, Bio-Stadtgärten und anderen hippen Öko-Ideen muss ich mir fürs nächste Mal aufheben. Aber der The People’s Supermarket, der hatte offen!

    Seit Juni 2010 hat der Supermarkt „von Menschen für Menschen“ offen. Der Beisatz ist kein loses Schlagwort, sondern Tatsache: Der Markt gehört nämlich den NachbarInnen hier in Central London. Jedes Mitglied arbeitet mindestens vier Wochenstunden im Laden und bekommt die Produkte dafür um 20 Prozent günstiger als „NormaleinkäuferInnen“.

    A common feature of that community is a love of good food. Another […] is the will to share. (aus The People’s Supermarket Cookbook)

    Aber es sind nicht irgendwelche Produkte: Es handelt sich um „Abfall“, „Reste“, „Überbleibsel“. Es liefern um die 40 Anbieter das an The People’s Supermarket, was in Regalen anderer Läden keinen Platz mehr findet oder nicht gern gesehen wird. Die Mitglieder selbst stimmen ab, was hier angeboten wird – und meistens handelt es sich um lokale, regionale und Bio-Ware. Auch handgemachtes Gepäck, Kuchen, Honig, Aufstriche sehe ich in den Schränken stehen.

    Und sollte tatsächlich etwas übrig bleiben oder nicht verkauft werden, gibt es noch immer die The People’s Kitchen: Eine In-Store-Küche, die aus den Produkten des Ladens Mittags- und Abendmenüs zaubert, die dann an die umliegenden Geschäfte geliefert oder im Supermarkt an hungrige Laufkundschaft verkauft werden. Gekocht wird übrigens von Langzeit-Arbeitslosen wie „Mr. Sandwich“, die hier in der Lamb’s Conduit Street wieder eine Aufgabe gefunden haben.

    Was in The People’s Kitchen gekocht wird? Das folgende Rezept und solche aus der Community wurden in „The People’s Supermarket Cookbook“ gesammelt und veröffentlicht. Um die 100 Stück gibt es von dem kleinen, aber feinen Kochbuch – und ich habe natürlich (!) eines davon gekauft. Da liest man dann Rezepte aus aller Welt, lernt, warum man grüne Bohnen nur im Sommer genießen sollte und von Köstlichkeiten, die für die eigene Mutter erfunden wurden. Und das in einem Land wie England, wo in beliebten TV-Sendungen wie „Come dine with me“ Gemüse aus Dosen, Steak zum Erschlagen und Zungen brechendes, weil verbranntes Crème Brulée ganz normal sind! (Sorry, England, aber da muss man sich fremd schämen, auch wenn die köstlichen Inder, Thais und Libanesen natürlich für einiges entschädigen). Es ist eine Freude – und diese Freude möchte ich mit euch teilen:

    Hier gibt’s also das Rezept für Einats Pastinaken-Spinat-Kresse-Suppe (für vier Personen)

    1 große Bio-Zwiebel
    2 Zehen Bio-Knoblauch
    2 bis 3 Bio-Pastinaken
    Bio-Olivenöl
    200g Bio-Spinat (ich habe es stattdessen mit Mangold aus dem eigenen Garten versucht, Mmmmh!)
    2 bis 3 Handvoll Bio-Brunnenkresse
    1 Bio-Chili
    600 (oder auch mehr) ml Bio-Gemüsesuppe

    Zwiebel, Chili und Knoblauch fein schneiden. Die Pastinaken schälen und in kleine Stücke schneiden. Etwas Olivenöl in einer großen Pfanne erhitzen und dann die Zwiebeln, Chili und Knoblauch darin weich anbraten. Die Pastinaken hinzugeben und auf kleiner Hitze ein paar Minuten braten lassen. Dann die Gemüsebrühe addieren und für 20 Minuten köcheln lassen. Den Spinat (beziehungsweise in meinem Fall eben den Mangold) und die Brunnenkresse hineingeben. Sobald das Ganze in sich zusammengefallen ist, gib die Flüssigkeit in einen Mixer und püriere sie. Dann zurück in die Pfanne geben und auf die gewünschte Temperatur erhitzen. Am besten mit ein bisschen veganer Crème fraiche, Sauerrahm oder ähnlichem und warmem Brot oder Croutons servieren. Mjammm… fertig ist die Suppe!

    These recipes have not been professionally tested, just cooked lovingly at home. (aus The People’s Supermarket Cookbook)

    Enjoy this meal, people!

    5 Kommentare zu The People’s Supermarket in London presents: Einats Pastinaken-Spinat-Kresse-Suppe

    Eine Bilderreise in den Garten Eden

    Der Dschungel Malaysiens liegt nur wenige Gehminuten von den Olivenhainen des Mittelmeerraums entfernt. Genauso weit wie südenglische Kürbisbeete von aztekischen Malereien. Wo wir sind? Im Eden Project mitten in Cornwall. Wo…

    Der Dschungel Malaysiens liegt nur wenige Gehminuten von den Olivenhainen des Mittelmeerraums entfernt. Genauso weit wie südenglische Kürbisbeete von aztekischen Malereien. Wo wir sind? Im Eden Project mitten in Cornwall. Wo die größten, längsten und mächtigsten Glashäuser mit exotischen Pflanzen und einheimische Gartenanlagen buchstäblich aus dem Nichts eines wüsten Lehmbodens hochgestampft wurden (dem kornischen Wind und Wetter trotzend), entstand eines der erfolgreichsten nachhaltigen Projekte Englands zur Jahrtausendwende. Ein Platz des spielerischen Lernens, des Informierens über die Umwelt, des Miteinanders, des Weltverbesserns, des Inspiriertwerdens und Motivierens – dazu, den Garten Eden nicht nur hier in Cornwall zu suchen, sondern zu Hause zu erschaffen.

    Viel ist schon über das Eden Project geschrieben worden – und wie jede/r andere auch, habe ich ebenfalls „mein“ ganz persönliches Paradies dort erlebt. Dabei ist das Eden Project gar nicht zu beschreiben, das Eden Project muss man mit eigenen Augen sehen. Und wenn ihr schon nicht dort sein könnt, dann möchte ich euch zumindest auf diese Bilderreise mitnehmen.

    Willkommen im Eden Project! Mein Tipp: Am besten sehr früh – zur Öffnungszeit – ankommen, sich einen Parkplatz auf „Banane“ oder „Apfel“ zu sichern (wie ihr euch jetzt denken könnt: Ja, die Parkplätze tragen Obstnamen) und dann einfach losspazieren.

    Was ich besonders gut gefunden habe am Eden Project: Dass sie wissen, sie sind nicht allein. Es geht nicht nur um dieses Gebiet in Cornwall, darum, viele TouristInnen und Einheimische mit einer Gartenpracht zu erfreuen und über bestimmte Umweltgegebenheiten aufzuklären. Das Eden Project arbeitet mit Organisationen in aller Welt zusammen – überall geht es um Wissensvermittlung, um Ermutigung, darum zu zeigen, dass wir (nur) gemeinsam etwas bewegen können.

    Vorher – nachher: Der Unterschied könnte nicht größer sein, oder was meint Ihr?

    Und ja, so sieht das Areal mit den Weltrekord-Glashäusern heute aus:

    Viele einheimische Familien – und natürlich TouristInnen – kommen immer wieder ins Eden Project. Es ist ein ideales Schlechtwetterprogramm – und ja, von Regen und Co gibt es in Cornwall genug, auch bei mir hat sich der blaue Himmel bald verfinstert. Für die Beschäftigung der Kleinen ist jedenfalls immer gesorgt, zum Beispiel mit einem Märchen- und Zauberzelt.

    Oder ein Kürbisschnitzen zu Halloween:

    Der Spaziergang geht weiter, durch ganz viel Grün…

    Die Tropen warten: Dschungelhäuser, Skulpturen aus dem Regenwald und natürlich jede Menge üppige Pflanzen, Bäume, die in den Himmel ragen – und eine Affenhitze! Die wird auch bei der Wanderung durch das riesige Glashaus immer schlimmer. Meine Kamera jedenfalls hat ob der feuchten Tropfenwärme w.o. gegeben. Ich, ich natürlich nicht!

    Dreimal dürft ihr raten, wo wir uns jetzt befinden! Richtig, wir sind im Mittelmeerraum gelandet – das zweite nicht ganz so große Glashaus des Eden Projects:

    Und überall wird unterhaltend „aufgeklärt“ wie hier:

    Im Mittelmeerraum darf natürlich eines nicht fehlen: Gutes Essen. Der Stand im mediterranem Glashaus ist aber nicht das einzige Restaurant: Überall auf dem Gelände gibt es Kaffeehäuser und Lokale, alle basieren auf dem Prinzip der regionalen Bioküche.

    Riesig ist er, der Müllmann, der aus all unserem alltäglichen Abfall hergestellt wurde. Schade, dass ich kein Vergleichsfoto mit mir habe.

    Im Eden Project ist alles bunt und verspielt. Der erhobene Zeigefinger ist nicht sichtbar – vielleicht versteckt er sich unter Handschuhen, wie hier im Museum des Projekts:

    Mitnehmen kann man jedenfalls extrem viel: Oder wisst ihr, wie viel CO2 zum Beispiel die Produktion und der Transport einer Flasche Wein aus dem Supermarkt verursacht?

    Es erinnert mich schon an ein seltsames Stachel-Raumschiff, das Museum, das mit Solarpanel für die Energieversorgung des Areals ausgerüstet ist:

    Ja, in diesem Garten Eden könnte ich’s schon aushalten…

     

    Ich befand mich auf den Spuren des Reisebuchs “Eat-Surf-Live”. Wenn ihr mehr dieses Projekt erfahren und die beiden Autorinnen Katharina und Vera unterstützen möchtet, schaut auf startnextOffenlegung: Avis stellt mir für die Cornwall-Recherchereise ein Mietauto zu Verfügung. Herzlichen Dank dafür! Die Meinungen und Ansichten in den Geschichten bleiben die meinen.

    6 Kommentare zu Eine Bilderreise in den Garten Eden

    Was möchtest du finden?