Das Fantasy-Genre erfreut sich momentan einer neuen Beliebtheit. Auch im Comic zeigen sich neue Ideen und Welten durch fantastische Elemente. In diesem Beitrag habe ich mir für euch zwei Fantasy-Comicbände,…
Das Fantasy-Genre erfreut sich momentan einer neuen Beliebtheit. Auch im Comic zeigen sich neue Ideen und Welten durch fantastische Elemente.
In diesem Beitrag habe ich mir für euch zwei Fantasy-Comicbände, die sich vorrangig an junge Lesende richten, aber auch eine surreale Grusel-Graphic-Novel, die klassische Horrorklassiker mit traum-haften Bildideen verbindet, genauer angeschaut.
Der Alchimist – Das geheimnisvolle Tor
Im aberwitzigen ersten Band von „Der Alchimist“ lernen wir den alten Buchmaler Flamel kennen, der seinen neuen, zukünftigen Lehrling ausruft. Auch Basil, der junge Herumtreiber mit seinem Hamster Margotin, ist auf dem Weg zur Ernennung. Spontan erhält er die Zusage für die Lehre und wird sogleich als Buchmaler ans Werk gesetzt um zu Üben. Hier stellt er sich wenig geschickt an und trifft auch rasch auf die super schlaue Esperanza, ein anderer Lehrling des alten Buchmalers.
Zeitgleich sucht ein kränklicher Mann mit eiserner Maske nach dem machtvollen Schlüssel, der in der Welt von Basil und Flamel zu finden ist. Genauer gesagt trägt Basil den Schlüssel bei sich… Und es kommt wie es kommen muss: Beim Herumschleichen in Flamels Räumlichkeiten findet Basil ein mysteriös aussehendes Buch, das perfekt zu seinem Schlüssel passt. Aus unverhohlener Neugier muss Basil das Buch natürlich sofort aufschließen, was der Meister rasch verhindern kann.
Dem Alten ist die Wichtigkeit des Schlüssels bewusst und er macht seinem neuen Lehrling klar, dass die beiden nun mit einer Hilfe auf die Suche nach einem mächtigen Artefakt gehen werden – die Jagd nach dem Stein der Weisen beginnt! Und zwar in der Notre Dame in Paris.
Unterwegs gabeln sie noch einen klischeetriefenden Söldner auf, der die drei begleiten und beschützen soll. Im Inneren des heiligen Gebäudes kommt es an einem versteckten Ort zum Showdown, die Helden müssen sich fiesen kleinen Rätseln und dem Auftritt des Eisenmanns persönlich stellen!
Dieser Comicband spielt in Paris, lange vor unserer Zeit, und bringt Elemente aus Magie, aber auch Steampunk zusammen, zudem spielt er mit Klischees und Anleihen aus anderen Fantasy-Geschichten mit einem Augenzwinkern. Der Zeichenstil ist leicht an den Manga-Stil angelehnt und zeigt eine ganz andere Feder des bekannten Zeichners Barbucci.
Die Story und Charaktere sind total lustig, die Story wird sicher weiterhin spannend bleiben und wer weiß, welche Fähigkeiten der Stein der Weisen in sich birgt? Und wer steckt hinter dem Mann mit der Eisenmaske? Der zweite Band ist soeben erschienen.
Elfies Zauberbuch Band 1 – Die verhexte Insel
Kommen wir zur Welt der Hexen und ihren Zauberbüchern! In „Elfies Zauberbuch Band 1 – Die verhexte Insel“ springen wir zurück in unsere heutige Welt.
Elfie ist eine quirlige und einfallsreiche Elfjährige, die seit kurzer Zeit bei ihrer strengen und theatralischen Tante leben muss, da ihre Mutter vor einem Jahr verstorben ist. Sie hat außerdem noch zwei Schwestern, eine davon ist bereits volljährig (Luna) und kommt eines Tages mit einem riesigen roten Bus zu Besuch. Sie nimmt die beiden jüngeren Schwestern mit, da sie frisch das Sorgerecht für die beiden erhalten hat!
Natürlich ist Tante Albertine nicht begeistert und erst recht nicht, als sie sieht, dass der Bus eine fahrende Buchhandlung namens „Das Stinkebuch“ ist. Nichtsdestotrotz fahren die drei auf Tour und es beginnt für die Schwestern die aufregendste und schönste Zeit ihres Lebens. In dem roten, auffälligen Bus, den die größte Schwester selbst repariert hat, wohnen die drei nun auch zusammen. Ihr erster Stopp ist am Strand und hier bekommt Elfie auch ein Erbstück ihrer Mutter überreicht: ein mit Edelsteinen verziertes, dickes Notizbuch.
Schnell merkt sie, dass dieses Buch verzaubert ist – ihr wird klar, dass die Geschichten ihrer Mutter über Magie nicht nur kreative schriftstellerische Einfälle waren, sondern sie sogar die hexerischen Fähigkeiten ihrer Mutter geerbt hat! Spätestens als sie sprechende Frösche erwecken kann, versteht sie, dass sie die Seiten des Notizbuches auf eine bestimmte Weise beschreiben muss, damit die Dinge darin durch Zauberei lebendig werden.
Doch dafür ist später noch Zeit, denn die Schwestern merken, dass in der bretonischen Ortschaft, in der sie den Bus geparkt haben, fiese Streitereien von statten gehen. Das ganze Dorf ist in zwei Lager gespalten, die einen sind auf der Seite des Briefträgers, die anderen auf der Seite eines bekannten Ladenbesitzers. Der Ursprung des Streits liegt tief in der Vergangenheit und hat mit seltenen Briefmarken und einem gemeinen Streich zu tun. Elfie und ihr neu gefundener Freund Ronan, der ein Enkel der betroffenen Streithähne ist, beschließen, Licht in die Sache zu bringen.
„Elfies Zauberbuch“ ist ein fantastisch-schönes Debüt, das einen schnell in seinen Bann zieht. Sei es durch eine leichtherzige, aber wunderbar ausgearbeitete Story oder die fantastischen Elemente rund um die Junghexe und ihr mächtiges magisches Zauberbuch. Die Zeichnungen und Farben des Comics sind warm und einladend aber auch schön detailliert. Großartig und eine absolute Empfehlung für Groß und Klein!
Das Traumbestiarium
Das nächste Werk ist nicht für Kinder geeignet, es ist abstrakt, surreal und ein wenig gruselig. Wie eine Art Fiebertraum mit absurden Elementen. „Das Traumbestiarium“ erinnert zum Teil an den Meister der Horrorklassiker, Lovecraft. Es ist so skurril wie alltagsnah, was nicht ganz so leicht zu erklären ist.
Da ist einmal Mr. Providence, Parkwächter in einem Naturpark/Freizeitpark. Immer in schwarz gekleidet und mit einem gestreiften Schal ausgestattet, schaut er im Park nach dem rechten – und kämpft regelmäßig gegen monsterartige Kreaturen, die überall auftauchen. Im steten Zwiegespräch mit seiner Katze Maldoror plagen ihn Zweifel an seiner Tätigkeit und Wahnvorstellungen, bei denen nie ganz klar wird, ob er sich diese einbildet oder diese fantastischen Traumgebilde wie übergroße Karpfen oder Tentakel real sind.
Beim Gang durch den Park lernen wir auch weitere BewohnerInnen kennen: die drei alten Damen, die gerne überall an den unmöglichsten Orten im Park auftauchen und stricken oder das Geschehen beobachten und kommentieren. Eines Tages betritt eine neue Parkdirektorin das Geschehen und bringt merkwürdige neue Ziele für den Park mit. Ihre Ansagen und ihre Sprechweise erinnern sehr häufig an unsere reale Arbeitswelt, wie sie viele kennen mögen.
Mr. Providence versucht sein Bestes, seiner Bewahrer-Aufgabe nachzugehen, doch eines Tages findet er im Fluss das Buch der Karpfen, das ihn seither nicht mehr loslässt. Ab da wird er von übergroßen, bunten Meeresbewohnern verfolgt und ihm erscheint stets ein merkwürdiges Haus, das auf Klippen gebaut ist.
Zu allem Überfluss taucht der psychosoziale Dienst im Park auf, der augenscheinlich prüfen will, ob alles in Ordnung ist. Dabei will auch er an das Buch, das Providence hütet. Doch dann holen sich Kinder, die den Park besuchen, das Buch und er muss sie um jeden Preis vor der Horrorwelt schützen, die er als Einziger richtig wahrzunehmen scheint.
Die Kinder verwandeln sich aber schnell selbst in fischartige Kreaturen und auch der psychosoziale Dienst ist ihm schon wieder auf den Fersen. Auf der Flucht gelangt Providence endlich in die Nähe des Hauses auf den Klippen und endlich erfahren wir Titel und Inhalt des Buches, das ihm so wichtig ist: es ist eine Kurzgeschichte von H.P. Lovecraft. Wie die Geschichte ausgeht, sei hier nicht weiter verraten.
Bemerkenswert ist in jedem Fall die durchgängig schwarz-weiß gehaltene Gestaltung, die durch die traumartig auftauchenden bunten Gestalten und Tiere eindrucksvoll wirkt. Der Zeichenstil ist schraffur- und skizzenartig, mit starken und dunklen Linien und Kontrasten. Die Traumgebilde sind in knalligen Farben mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet, sie fliegen, schweben und schwimmen um die handelnden Personen herum, was das traumartige an der Graphic Novel verstärkt. Besonders schön sind tatsächlich die Bestien und das Wasser-Thema im Buch dargestellt.
Providence möchte die ganze Zeit anderen helfen und sie bewahren und wird dabei selbst fast wahnsinnig. Der wahnsinnige und abstruse Part liegt aber eher an der fanatischen Direktorin, die stets mit ihrem Arbeitstier, einem Pferd, im Park Befehle und künstliche Ziele vorgibt, die weder zum Park noch zu den BewohnerInnen dort passen und selbst wie aus einer anderen Welt wirken. Die Besuchenden werden ganz langsam in die verrückten Abläufe und Vorkommnisse im Park hineingezogen, sodass die übernatürlichen Geschehnisse mehr und mehr zur Realität werden.
Das zum Teil kafkaeske Buch thematisiert ein Stück weit, dass man seinen Verrücktheiten Raum lassen sollte, aber auch Träume sind immer wieder Thema. Hier trifft, wie es auf dem Buchdeckel auch steht, das 21. Jahrhundert auf alte Horrorklassiker, magischer Realismus auf Schauerliteratur. „Das Traumbestiarium“ ist spannend, skurril aber auch ein Stück weit vertraut und enthält die Kurzgeschichte, die in Providences Buch vorkommt.
Zusammengefasst ist das Genre Fantasy sehr breit gefächert, wenn man von klassischen Erzählungen wie von Tolkien oder Hennen den Blick auch auf andere fantastische Welten richtet, kann man ganz wunderbare oder auch manchmal gruselige, aber dennoch faszinierende Charaktere entdecken, gerade so wie man es mag.
Vielen Dank an den Splitter-Verlag für das Bereitstellen der Rezensionsexemplare!