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    The bird's new nest Adventskalender: 24. Türchen

    The bird's new nest Adventskalender: 23. Türchen

    The Maker Project: Makes you feel at home

    Zelte in allen Knallfarben und Größen stehen auf den Wiesen, vereinzelte Socken und vielleicht auch ein paar Handtücher hängen auf Seilen dazwischen. Kinder laufen mit nacktem Oberkörper durch die Gegend…

    Zelte in allen Knallfarben und Größen stehen auf den Wiesen, vereinzelte Socken und vielleicht auch ein paar Handtücher hängen auf Seilen dazwischen. Kinder laufen mit nacktem Oberkörper durch die Gegend und spielen Ball, während die “Großen” relaxt mit der Gitarre und dem Trembalo in den Händen in den Stühlen lümmeln. Ich kann mir schon vorstellen, wie es hier im Sommer aussieht.

    Doch jetzt ist der englische Winter im Anflug – und Maker Heights auf der Rame Halbinsel versinkt im Matsch und in der Düsternis der Wolken, die den schnellen Prasselregen bringen. Woran es dann wohl liegt, dass ich mich dennoch auf Anhieb zu Hause fühle?

    “Komm, jetzt zeige ich meine zweite Heimat!”, so hat mich meine Gastgeberin Jo kurz vor meinem Abschied von ihrer Patchworkfamilie, von ihrem (buchstäblich) immer offen stehenden Haus und damit von Cornwall hierher mitgenommen. Zum Maker Project auf den Maker Heights, nur fünf Autominuten von ihrem Daheim entfernt. Und doch wieder eine andere Welt – genauso wie vor ein paar Tagen, als ich von Plymouth hier ins versteckte Eck Cornwalls und somit in eine andere, eine noch immer eine Spur “heilere” Welt gefahren bin.

    Alternaltivcommunity, Veranstaltungsräume, Künstlerateliers, Platz für Ideen und die Umsetzer dieser, ein von Volunteers betriebenes Kaffeehaus, verlängertes Wohnzimmer – es ist schwer in nur eine Kategorie einzuordnen, was sich hier in den alten Gebäuden des Maker Projects verbirgt. Vor mittlerweile über 15 Jahren haben sich die ersten Leute angesiedelt, um die Mauern der früheren Baracken hoch über der Gemeinde Maker-Rame vor dem Abriss und den riesigen Grund vor der Bebauung mit Hochhäusern zu schützen. Maler, Musiker, Wedding Planner, Pferdehalter: Die Vielfalt derer, die sich hier eingemietet haben ist genauso bunt wie das 44,5 Hektar große Areal an sich. Dazu tragen natürlich die vielen Künstler bei, denn sie werden besonders vom Maker Project angezogen. “Es sind keine lukrativen Businesses, die hier zu finden sind,”, hat mir Jo bei der steilen Auffahrt erzählt, die aber nach einiger Zeit in den engen Rüttelstraßen Cornwalls harmlos erscheint, “doch wir nehmen gerade so viel ein, dass das Areal weiterhin uns gehört und wir es weiter bewirtschaften können.”

    Wir, das sind die Mitglieder des Rame Conservation Trusts, die zwischen zehn (Single) und 25 (Familie) Pfund pro Jahr einzahlen (also zwischen zwölf und 31 Euro) , damit die Gebäude auf Maker Heights erhalten und bei Bedarf renoviert werden können. Profitieren dürfen aber alle, auch die, die sich nicht beteiligen: “Jeder kann nach Maker Heights kommen.”, erzählt mir Jo von freitäglichen Treffen der Gemeinde hoch über dem Dorf Millbrook selbst, von Livekonzerten und Festivals. Oder vom Bonfire am Samstag, das ich leider versäumt habe, weil auch in London und Umgebung einiges auf mich wartet.

    Vorbei an Fußball spielenden Kindern, die sich – mit Gummistiefeln ausgerüstet – auch von der drohenden Regenwolke nicht abschrecken lassen, zeigt mir Jo weiter The Maker Project. “Im Winter setzt eine gewisse Faulheit bei den Künstlern ein.”, meint sie, die den nächsten Poetry Slam mitorganisiert, und fügt erklärend hinzu: “Die Gebäude sind in der Kälte einfach zu schlecht zu heizen.” Das ist vermutlich mit ein Grund, warum wir bei den Ateliers heute vor verschlossenen Türen stehen. Statt Kunst schauen wir uns deshalb lieber Jos selbst gebaute Jurte an. Auch das Nomadenzelt ist schon ausgeräumt und für den Winter vorbereitet: “Normalerweise sind hier ein Doppelbett, ein Kasten und Teppiche drin.”, beschreibt Jo das mongolische Riesenteil, das sie im Sommer Gästen zu Verfügung stellt.

    Seit zwei Jahren kann man hier auf Maker Heights nämlich campen: Übernachten kann man im eigenen Zelt oder in einem der Campingwägen der DorfbewohnerInnen, die hier auch jetzt herumstehen. Oder eben in einer Jurte wie die von Jo. Einfach perfekt für meinen nächsten Besuch in Cornwall denke ich und bin restlos überzeugt, als ich mich im Blick aufs weite Meer und bis ins nahe Dartmore verliere.

    “Schnell, der Regen kommt!”, reißt mich Jo aus meinen Träumereien. Und sie hat natürlich recht: Wir schaffen es gerade noch, die Tür hinter dem Maker Junction Café zu schließen. Es ist ohnehin einen Besuch wert: Es wird vor allem von Freiwilligen betrieben, die hier auf Maker Heights auch wohnen können. Zwei kleine Buben laufen in den üblichen zu großen Gummistiefel herum, eine Gruppe von vier Menschen sitzt beieinander und zeichnet, der Laptop liefert Chillout-Musik, an den Wänden werden Töpferworkshops, Bandproben und Co angekündigt, im Hinterraum laden Bücherregale und Billardtische ins verlängerte Wohnzimmer ein. Und während Jo schon wieder einmal eine ihrer zahlreichen FreundInnen getroffen hat, belohne ich mich an der Theke mit Kaffee und Kuchen: Gerade richtig, um auf das Ende des Regens zu warten und sich noch einmal so richtig „at home“ zu fühlen, im Maker Project…

     

    Die Website über das Maker Project und den Rame Conservation Trust ist im Entstehen: www.themakerproject.org.uk

    Ich befinde mich auf den Spuren des Reisebuchs “Eat-Surf-Live”. Wenn ihr mehr dieses Projekt erfahren und die beiden Autorinnen Katharina und Vera unterstützen möchtet, schaut auf startnextOffenlegung: Avis stellte mir für die Cornwall-Recherchereise ein Mietauto zu Verfügung. Herzlichen Dank dafür! Die Meinungen und Ansichten in den Geschichten bleiben die meinen.

    3 Kommentare zu The Maker Project: Makes you feel at home

    Unvergessliches, vergessenes Eck Cornwalls

    Eingesunken lehnt er da, an der weißen Wand der Westcroft Gallery, die seine Frau und er samt Guesthouse vor einigen Jahren in Kingsand eröffnet haben: Dylan McLees Taylor, groß, widerspenstiges blondes Wuschelhaar, gekleidet…

    Eingesunken lehnt er da, an der weißen Wand der Westcroft Gallery, die seine Frau und er samt Guesthouse vor einigen Jahren in Kingsand eröffnet haben: Dylan McLees Taylor, groß, widerspenstiges blondes Wuschelhaar, gekleidet in betont nachlässigem London-Chic. Mit ausladender Gestik malt er mal eben so seine Begeisterung in die Luft. Und verzieht seine Lippen zu einem lässigen Grinsen, wenn ich wieder nach englischem Vokabular suche. „Der könnte in einer Rosamunde Pilcher-Verfilmung höchstens noch den zwielichtigen Widersacher spielen.“, ertappe ich mich beim Gedanken an triefenden Kitsch. Zu meiner Verteidigung: Das kommt nicht von ungefähr, schließlich befinden wir uns gerade in Cornwall.

    Cornwall. Man braucht nur den Namen nennen, schon tauchen Bilder auf von grünen Endlos-Wiesen, Steinmauern, die in Efeu und sonstigem Planzenwerk untergehen; friedlich grasenden Kuh-, Schaf- oder Was-auch-immer-Herden, Häusern, die sich „Mermaid Cottage“ nennen und Gummi bestiefelten, behüteten, behandschuhten Menschen, deren Tagesablauf aus Gartenarbeit und dem Fünf-Uhr-Tee besteht.  Soll ich euch etwas verraten: Es ist genau so – nur, dass es neben den in tarngrün-braun gekleideten Personen aus den Pilcher-Filmen eine bunte Community an kreativen, alternativen Charakteren wie Dylan gibt. Oder wie die Dramatherapeutin in Ausbildung, Jo, die mir via Couchsurfing ihr Haus geöffnet hat.

    „Möchten Sie einen Kaffee bei uns trinken?“, mittlerweile überrascht mich die Frage nicht mehr, ist es doch bereits das dritte Mal heute, dass sie mir gestellt wird. Von Fremden wohlgemerkt, nach ein paar Minuten Smalltalk, vor 10 Uhr morgens! Ich bin auf dem Wanderpfad zu Rame Head, laut Katharina und Vera vom Reisebuch “Eat-Surf-Live” der ideale Einstieg in einen Cornwall-Urlaub. Ich weiß zwar (noch) nicht, wie der meine weiter geht, aber eines kann ich schon sagen: Die Wanderung lohnt sich in jedem Fall. Zwei Stunden hin und zurück bin ich von Kingsand am teils asphaltierten Küstenpfad entlang bis an den äußersten Zipfel der Rame Halbinsel spaziert, wo die Überreste der St. Michael’s Chapel seit Jahrhunderten Wache halten. Aber es ist nicht das Ziel, das lockt, sondern tatsächlich der Weg dorthin. Die von Katharina und Vera angekündigten Pferde und Ponys waren zwar zu dieser Jahreszeit nicht mehr auf der Weide, doch mein Blick war ohnehin gefesselt: Vom rauschenden Meer mit seinen wilden Klippen und vor allem vom bunten Herbstwald, der gerade jedem Maler Konkurrenz macht.

    „Die Bäume findest du nirgendwo sonst in Cornwall, sie sind hier gepflanzt worden.“, erzählt mir Dylan später enthusiastisch. Für ihn ist Rame Head übrigens der „schönste Platz auf Erden“, trotz oder gerade wegen acht Jahren in London und zwei Jahren auf Reisen. Erst 2004 hat es Dylan mit seiner Frau Sarah wieder an seinen Geburtsort gezogen – so wie viele andere Alternative und Kreative. „Nicht nach Cornwall, nach Kingsand!“, wie der Enddreissiger betont. Denn Kingsand und Umgebung sind anders.

    Im Reiseführer Eine Perfekte Woche in Cornwall von der Sueddeutschen wird die Gegend als „Riviera“ Englands bezeichnet, Katharina und Vera sprechen vom „stiefmütterlichen“ Dasein des Ortes, der von der Stadt Plymouth in der Hochsaison zwischen März und Oktober (genauso wie am heutigen Feiertag) direkt per Fähre in 30 Minuten erreichbar ist. Gut so, denn Autos haben in den engsten Straßen ohnehin keinen Platz – ich weiß, wovon ich spreche, habe ich mich doch heute samt fahrbarem Untersatz dorthin verirrt. Dass ich heil und ohne Kratzer wieder heraus gekommen bin, verdanke ich den hilfsbereiten Mannen der Müllabfuhr, die mich zum nächsten Parkplatz geleitet haben. „Kingsand wird unterschätzt und übersehen.“, erklärt mir auch Dylan und fügt hinzu: „Wir haben zwei Parkplätze hier im Ort, und wenn die voll sind, ist Kingsand voll.“ Während er mir von Gästen erzählt, die erst nach jahrzehntelangen Cornwall-Besuchen zufällig über den Ort stolpern, lässt mich das Gefühl nicht los, dass ihm das gar nicht so unrecht ist.

    Die Ruhe ist es auch, die die Stammgäste sowie -familien – und davon gibt es jede Menge, wie die Wachstumsmarker der Kinder auf den Wänden der Galerie beweisen – anzieht. Statt Touristenmengen wie in St. Ives bietet Kingsand vor allem eines: Cornische Gemütlichkeit.  Das und Whitsand Bay, den schier unendlichen Lieblingsstrand – nicht nur – von SurferInnen, der in nächster „walking distance“ liegt. Und Gehen, das gehört zu Cornwall ohnehin dazu. Mehr als 1.000 Kilometer „South West Coast Path“ kann man genauso bezwingen wie die Wanderwege dazwischen.

    „Wir haben die Landschaft und jetzt haben wir auch die Kulinarik.“, Dylan hört nicht auf, überzeugt und nicht weniger überzeugend für Kingsand zu werben. Seit einigen Jahren ist der Ort tatsächlich für seine Gastronomie bekannt: Das Devonport Inn zum Beispiel, dessen französischer Koch schon gern einmal mit dem 80-jährigen Nachbarn zum Fischen geht und das frisch gefangene abends dann auf die Teller bringt. Mir hat das Lieblingspub von Dylan, das nur eine Gehminute von der Westcroft Gallery entfernt liegt, heute mit Pilzrisotto und herrlichem Schokopudding den Abend versüßt. Gut so, denn normalerweise ist das Lokal in der Winterzeit dienstags geschlossen, doch dank der Ferienwoche war ausnahmsweise offen.

    Warum viele schon einmal aus London in die Gegend kommen, liegt aber vor allem am Restaurant The View. Da lockt nicht nur die namensgebende Aussicht auf Whitsand Bay, sondern besonders das köstliche Essen. So heißt es. Denn im Moment muss man darauf warten: Im September wurde The View von einer Flut überschwemmt und wird vermutlich erst wieder im Januar oder Februar eröffnet, wie mir Besitzer Matt verraten hat. „Mit neuem Boden und in neuem Glanz“ erstrahlt das Restaurant dann – und gibt mir einen Grund für einen weiteren Besuch in diesem vergessenen, unvergesslichen Eck Cornwalls.

    Als ob ich dafür eine Grund gebraucht hätte: Ich habe mich ohnehin entschieden, die nächsten Tage auch hier in der Umgebung zu verbringen. Vielleicht schaue ich morgen in der Maker Künstlercommunity vorbei. Vielleicht sehe ich einfach nur aus dem Fenster, wie der Wind draußen die Blätter von den Bäumen weht. Ich scheine schon gelernt zu haben von den Menschen hier. Um es mit Dylan zu sagen: „Hier geht es nicht darum, eine Checklist abzuhaken, bei uns geht es darum einfach zu sein.“

     

    Ich befinde mich auf den Spuren des Reisebuchs „Eat-Surf-Live“. Wenn ihr mehr über dieses Projekt erfahren und die beiden Autorinnen Katharina und Vera unterstützen möchtet, schaut auf startnextOffenlegung: Avis stellte mir für die Cornwall-Recherchereise ein Mietauto zu Verfügung. Herzlichen Dank dafür! Die Meinungen und Ansichten in den Geschichten bleiben die meinen. 

    11 Kommentare zu Unvergessliches, vergessenes Eck Cornwalls

    Überlegungen zur Wende in Myanmar

    Burma boomt. Jedes Mal, wenn ich von vollen Hotels und Guesthouses abgewiesen wurde, bekam ich das zu spüren. Wie stark sich die Zahl der Touristen tatsächlich erhöht hat, erfuhr ich…

    Burma boomt. Jedes Mal, wenn ich von vollen Hotels und Guesthouses abgewiesen wurde, bekam ich das zu spüren. Wie stark sich die Zahl der Touristen tatsächlich erhöht hat, erfuhr ich aber erst am letzten Tag in einem amerikanischen Restaurant in Mandalay. Hier lag eine Zeitschrift mit den Besucherstatistiken der ersten sieben Monaten dieses Jahres herum. Rund 300.000 Menschen, zum größten Teil aus asiatischen Ländern, reisten demnach in Myanmar ein. Das sind ganze 37,5 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum im Vorjahr. Schweizer wie ich machen pro Monat etwa hundert Einreisen aus – Deutsche rund zehn Mal mehr.

    Soweit die Zahlen. Doch was sind die Gründe, dass das Land plötzlich so beliebt wurde? Ich mache die Probe aufs Exempel und frage den einsamen Touristen am Nebentisch.  James Blumenthal ist knapp 30 Jahre alt, stammt aus New York und will im nächsten Jahr ein eigenes Goldhandelsunternehmen gründen. Weil er weiß, dass es sich dann bald ausgereist hat, erkundet er vorher noch schnell die Welt. „Ich wollte schon immer nach Myanmar,“, erzählt er, „aber erst seit Aun Dingsda Präsidentin wurde, ist es wieder politisch korrekt, das Land zu besuchen.“  Hier irrt er sich.

    Politisch korrekt

    Die Frage nach dem richtigen Verhalten beschäftigt Myanmar-Reisende seit die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi vor ein paar Jahren zu einem touristischen Boykott des Landes aufgerufen hat. Und mich beschäftigte die Frage besonders, seit ich gebeten wurde, einen Gastbeitrag über meine zweiwöchige Rucksackreise zu verfassen.

    Was hat sich also verändert, seit Reisen in die Militärdiktatur nicht opportun waren? Zunächst eher wenig. Aung San Suu Kyi wurde vor zwei Jahren aus dem Hausarrest entlassen und durfte sich im Frühling 2012 ins Parlament wählen lassen. Das mag fürs Land ein bedeutender Schritt sein, er darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Militärjunta noch immer fest im Sattel sitzt. Wer das Land vor zwei Jahren nicht bereisen wollte, dürfte dies eigentlich auch heute nicht tun, es sei denn, er wolle die Regierung für die zaghaften Öffnungsversuche belohnen.

    Die Frage ist indes, ob ein Fernbleiben überhaupt etwas bringt? Lonely Planet rechnet in seinem neusten Reiseführer vor, dass bei einer zweiwöchigen Individualreise für rund 420 Dollar zwischen einem Viertel und einem Fünftel in die Regierungskassen gespült wird. Der Rest kommt den Menschen zu Gute. Ich habe unterwegs mit Einheimischen über das Thema geredet. Zwar habe ich auf Grund meines Status als Reisender natürlich besonders häufig Menschen kennengelernt, die direkt vom Tourismus profitieren. Doch generell scheint mir, dass sich die meisten über die Zunahme der Besucher freuen. Viele Menschen können an den Reisenden schließlich etwas verdienen: Seien das die Besitzer von kleinen Pensionen oder auch bloß einfache Ladenbesitzer, die hin und wieder für 300 Kyat (Anm.: Rund 0,26 Euro) eine Flasche Trinkwasser verkaufen können.

    Nachhaltig reisen

    Eine andere Frage ist jedoch, wie nachhaltig man sich auf einer Myanmarreise verhalten kann. Weil mir das persönlich wichtig ist, habe ich in einem lokalen Reisebüro in Kalaw ein dreitägiges Trekking zum Inle See gebucht. Es hieß, wir würden durch mehrere abgelegene Minderheitendörfer wandern. Für mich war das nicht nur eine touristisch attraktive Alternative zu einer weiteren Rüttelfahrt im Bus. Es war auch etwas fürs soziale Gewissen, konnte ich doch einen Teil meiner Ausgaben in einem wirtschaftlich kaum erschlossenen Gebiet tätigen.

    Die Realität sah jedoch anders aus. Damit der Tour-Operator seinen Gewinn optimieren konnte, aßen wir in den Dörfern nicht etwa bei den Einheimischen, sondern wir hatten einen Koch von der Trekking-Agentur dabei, der jeweils mit dem Auto zur nächsten Etappe fuhr und für uns kochte. Von zwei Reiseführern, die mit uns mit kamen, bekam einer überhaupt keinen Lohn. Grund: Er befindet sich noch im Ausbildung und muss zwei Monate lang jede Woche das Trekking mitlaufen, bis er den Weg gut genug kennt, um einer eigenen Gruppe den Weg zu weisen. In Dörfern durften wir nie länger bleiben. Schließlich sollten wir ja am Ende die Souvenirs bei einem Laden kaufen, der Provisionen auszahlt.

    Auch wenn die Bilanz an vielen Stellen nicht besonders gut ausfällt sind Besuche des Landes trotzdem wertvoll. Myanmar gehört zu den Ländern mit der stärksten Medienzensur.  In den vielen persönlichen Gesprächen, die man mit den oft sehr neugierigen Menschen führen kann, übermittelt man ein Wissen über das Weltgeschehen, das den Einheimischen teilweise vorenthalten wird. Letztlich spricht für ein Besuch jedoch vor allem eines: Myanmar ist ein unglaublich spannendes und facettenreiches Reiseland mit ausgesprochen freundlichen Menschen.

     

    Oliver, der Autor dieses Gastbeitrages, ist 37 Jahre alt und freier Journalist und Herausgeber des Weltreiseforums. Er lebt seit mehreren Jahren in Peking und unternimmt von dort aus regelmäßig Reisen in alle Ecken Ostasiens. Im Oktober 2012 besuchte er zum ersten Mal für zwei Wochen Myanmar. Die Route führte ihn durch das Dreieck Mandalay – Bagan – Inle-See.

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    Von Öko-Nomaden und Gut-Reisenden …

    Eine Wohnung habe ich derzeit nicht. Ich lebe aus dem Rucksack. Ich schlafe bei FreundInnen auf der Couch (Danke!). Ich ernähre mich vegetarisch, wenn geht auch vegan. Die Worte Nachhaltigkeit,…

    Eine Wohnung habe ich derzeit nicht. Ich lebe aus dem Rucksack. Ich schlafe bei FreundInnen auf der Couch (Danke!). Ich ernähre mich vegetarisch, wenn geht auch vegan. Die Worte Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Recycling kommen mir täglich mehrfach über die Lippen. Ich heiße Doris und bin Öko-Nomadin!

    „Eco-nomads are people who consciously choose to not work full time and dedicate their life to ecological projects. By not having a full time job, you have the time and energy to do so.“ Okay, durchgefallen! Die Kriterien von Pieter Abts erfülle ich nicht, schon gar nicht, weil ich ein Auto (und ab Ende November vermutlich auch wieder eine Wohnung) habe. Dennoch ist das eine gute Gelegenheit, ein Versprechen einzuhalten: Ob Öko-NomadIn oder nicht, wie kann ich so gut, so nachhaltig, so rücksichtsvoll und bewusst wie möglich reisen?

    Beiträge zum „sanften Tourismus“ finden sich viele im Netz, ich habe dazu auch bereits meinen Senf abgegeben. Klarheit bedeutet das aber noch lange nicht. Kein Wunder, gibt es doch noch nicht einmal eine allgemein gültige und akzeptierte Definition dafür. Ökotourismus ist nicht nachhaltiger Tourismus ist nicht sanfter Tourismus…

    „Nachhaltiger Tourismus muss soziale, kulturelle, ökologische und wirtschaftliche Verträglichkeitskriterien erfüllen. Nachhaltiger Tourismus ist langfristig, in Bezug auf heutige wie zukünftige Generationen, ethisch und sozial gerecht und kulturell angepasst, ökologisch tragfähig sowie wirtschaftlich sinnvoll und ergiebig.“ Forum Umwelt und Entwicklung, 1999

    Ob gut oder schlecht, jeder muss darf für sich herausfinden, wie er oder sie nachhaltig(er!) reisen kann und will. Alles was ich hier schreibe sind Vorschläge, meine, ganz persönlich und subjektiv, solche, die für mich funktionieren. Inspiriert werden erlaubt! Inspirieren ebenso!

    Collaborative Consumption

    Klingt toll, stimmt’s? Heißt nichts anderes als das Teilen von persönlichen Gegenständen mit anderen Menschen. Sprich: Statt kaufen lieber tauschen, ausborgen, gemeinsam nutzen. Wer schon einmal auf einer (längeren) Reise war, macht das fast automatisch: Da ist jedes Buch, jedes Kleidungsstück im Gepäck zu viel. Dazu gehört aber auch Couchsurfing am besten via Sustainable Couch, Airbnb und Co genauso wie Mitfahrgelegenheiten. Dass man dabei nicht nur Energie spart, sondern zusätzlich Kosten ist schon ein Vorteil. Das Genialste daran sind aber die Begegnungen, die dabei entstehen!

    Be a act as a local

    Das heißt Respekt vor der Kultur zu haben, in der ich mich befinde, und Spielregeln einzuhalten. Egal, ob ich verstehe, warum bestimmte Bräuche so sind oder nicht – typisches Beispiel ist der Respekt vor der Religion. Ich muss ja in einem christlichen Land nicht mit unbedeckten Schultern in die Kirche gehen. Dazu gehört zu fragen, wie viel Trinkgeld man normalerweise gibt genauso wie angemessene Preise zu zahlen. Das heißt aber nicht, das Eigene komplett auszublenden. Nur weil man in Kolumbien zum Beispiel den Abfall auf die Straße geworfen hat, habe ich das trotzdem nicht so gemacht. Und ich probiere keine Fleischgerichte, auch wenn ich dann DAS Nationalgericht schlechthin verpasse. Geht einfach nicht.

    Was es darüber hinaus bedeutet ist, so gut wie möglich die lokale Wirtschaft zu unterstützen: In Hotelketten schlafen – nein. Auf dem regionalen Markt kaufen und Kooperativen besuchen – ja. Das gilt fürs (landestypische) Essen wie für alles andere.

    Vor allem aber heißt es, dem Gegenüber auf gleicher Augenhöhe zu begegnen: Und ja, dazu gehört auch, manchmal auf den „besten Schnappschuss aller Zeiten“ zu verzichten – schließlich geht’s hier um Menschen und nicht um Tiere im Zoo!

    Hablas español? Wie sehr mir in acht Monaten Südamerika geholfen hat, dass ich diese Frage mit „Si!“ beantworten konnte! Es ist schon unglaublich, wie öffnend und einladend es auf Einheimische wirkt, wenn man nur ein paar Worte der Sprache spricht. Zumindest einige Brocken aufzuschnappen geht auch meist ganz einfach (und auf längeren Touren fast schon automatisch).

    Zeit ist Gold – und leider etwas, was man nicht immer hat. Ich bin mir dessen bewusst. Ja, ich mache viele Kurztrips, that’s my job. Aber ich versuche – wenn es geht – , länger an einem Ort zu bleiben, wie zum Beispiel auf Hawaii, wo ich in einer Community gelebt habe oder in Bogotá. Ich finde, man lernt dadurch Land und Leute noch besser sowie vor allem von einer ganz anderen, der nicht-touristischen Seite kennen (und immer lieben!).

    Mit Zeit reist es sich auch anders: Da lässt es sich leichter auf Bus, Rad oder Füße umsteigen statt mit Auto oder Flugzeug zu reisen. Aber auch ohne Zeit gilt zumindest so viel wie möglich marschieren und öffentliche Verkehrsmittel nutzen –  das fördert wiederum lokale Arbeitsplätze. Dass es die Umwelt schont, das ist uns ohnehin allen klar. Übrigens gibt es manchmal auch witzige Alternativen, wie eine Fahrt mit dem Velotaxi oder Solarboot…


    Nachhaltiges unterstützen

    Dazu gehört für mich zum Beispiel darauf zu achten, mit welchem Touranbieter ich einen Ausflug mache. Ich bin kein Fan von Führungen, aber wenn schon, dann doch am besten mit einem Anbieter, der auch Wert auf Nachhaltigkeit legt. Der Einheimischen gehört. Wo wieder in die Gemeinschaft investiert wird. Die zertifiziert sind.

    Wie ich das besonders gern mache: Indem ich Ökodörfer besuche, Naturschutzzentren anschaue und auf grüne Projekte neugierig bin. Und darüber berichte natürlich!


    Grenzen und Ressourcen achten 

    „Warning! Don’t go further!“ Solche Schilder stehen meist nicht einfach nur so da, der Raum ist nicht umsonst geschützt. Grenzen einzuhalten ist mir wichtig: Wenn man mir sagt, dass ich Tiere nur aus 100 Meter Entfernung fotografieren darf, dann gehe ich nicht auf Tuchfühlung mit ihnen. Auch wenn andere dann vielleicht die besseren Fotos haben. Und ich nehme keinen Lavabrocken mit, wenn extra gebeten wird, alles liegen zu lassen. Grenzen haben ihren Sinn – und ich denke, das sollten wir respektieren!

    Die Betten zwei Mal pro Tag machen lassen. Handtücher nach einer Benutzung wechseln. Sich eine halbe Stunde duschen und die ganze Zeit das Wasser laufen lassen. Und die Klimaanlage 24/7 eingeschaltet lassen. Solche „Annehmlichkeiten“ scheinen sich auf Reisen eingebürgert zu haben – aber wozu? Ressourcen sind da, um sie sinnvoll zu nutzen, nicht um sie zu verschwenden. Und Handtücher sind auch nach drei Tagen noch wunderbar…

    Alles logisch, oder? Ach ja, das sind nicht nur meine Vorschläge für werdende Öko-NomadInnen und fürs Reisen, sondern auch für zu Hause – aber das habt ihr euch wohl ohnehin gedacht.

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    Malediven: Putztrupp statt Cocktail

    Ein paar Inseln – eine kleiner und einsamer als die andere – umgeben von mal tiefblauem, mal türkisfarbenem Meer, das in der Sonne glitzert. Honeymoon-Paradies mitten im Nirgendwo, wo die…

    Ein paar Inseln – eine kleiner und einsamer als die andere – umgeben von mal tiefblauem, mal türkisfarbenem Meer, das in der Sonne glitzert. Honeymoon-Paradies mitten im Nirgendwo, wo die einzige Sorge darin besteht, welchen Cocktail man sich zuerst an den Pool liefern lassen soll. Ich gebe zu, mein Bild von den Malediven war ein sehr einseitiges (ein Grund, warum mich der Inselstaat nicht interessiert hat). Bis bei den ERDgesprächen der Film The Island President über den ersten demokratisch gewählten Präsidenten des Inselstaats Mohamed Nasheed gezeigt wurde.

    Ich habe die Dokumentation damals nicht gesehen, aber irgendetwas hat klick gemacht – die Malediven haben mich seither nicht los gelassen. Vielleicht, weil es den Inselstaat bald nicht mehr gibt: Das Paradies mit seinen 1.196 Inseln, von denen 200 bewohnt und weitere 87 als reine „Ressortinseln“ nur TouristInnen vorbehalten sind, droht nämlich wegen der globalen Erwärmung im Meer zu versinken. Eine Gefahr, die Nasheed bis zu seinem („erzwungenen“) Rücktritt im Februar 2012 laut nach außen und innen kommuniziert hat und zu der er wohl auch in Zukunft nicht schweigen wird.*

    „Ich denke, dass man als einzelner versuchen sollte etwas zu bewegen und zu verändern. Daher werde ich nicht aufgeben, auch wenn das Ergebnis sein sollte, dass dieser Staat nicht mehr zu retten ist!“ Nein, diese Aussage stammt nicht von Nasheed, nicht von einem anderen Staatsmann der Malediven, sondern von Mascha Blome. Die Deutsche hat sich in den Inselstaat verliebt, als sie als 19-jährige auf der Ressortinsel Machchafishi gearbeitet hat. Nicht, dass ihre ersten Erfahrungen so positiv gewesen wären, ganz im Gegenteil: Sieben-Tage-Woche, Passentzug, keine Ausreisemöglichkeit, kaum Kontakt mit der Familie – und das alles für 400 US-Dollar pro Monat. Die ehemalige Philosophiestudentin, die seit klein auf Meeresbiologin werden wollte, hat am eigenen Leib erfahren, dass die Arbeitsbedingungen vor Ort genauso wenig paradiesisch sind wie so manches andere. „Ich habe auch gehört, dass der gesamte Inselmüll nachts auf Dhonis (Anm.: traditionelle Holzboote) geladen und ins offene Meer geleert wird.“, fügt Mascha hinzu – etwas, was ihr bei ihrem letzten Aufenthalt auf den Malediven bestätigt wurde.

    „Seit diesen Erfahrungen haben mich die Malediven und die Menschen dort nicht mehr losgelassen,“, erzählt Mascha, die zurzeit ihr Geld als Sprechstundenhilfe verdient, „ich habe nie aufgehört davon zu träumen, eines Tages wieder auf die Malediven zurück zu kehren und dort etwas Gutes für die Bevölkerung sowie die Umwelt zu tun.“ Das Versprechen, das sie damals gegeben hat, hat sie eingehalten: Vor zwei Jahren hat sie den gemeinnützigen Verein arkipal e.V. (ark = „Arche“, i = „und“ auf Spanisch, pal = „Freund“) gegründet. Gemeinsam mit motivierten Bekannten auf den Malediven und der NGO VFF (Velidhoo Future Foundation) möchte sie Einheimische wie TouristInnen über das Müllproblem aufklären: „Denn das führt unweigerlich auch zum Klimawandel, weil die Fauna und Flora der Inseln und des Meeres wichtig für das Gleichgewicht der Malediven sind. Sind beide angegriffen haben die Inseln keinen natürlichen Schutz mehr.“

    Vor allem Ressorts möchte Mascha als Kooperationspartner an Bord holen und versucht im Moment in ihrer Freizeit von Deutschland aus das Projekt bekannter zu machen sowie UnterstützerInnen zu finden, „schließlich sind Hotels nicht unschuldig an der Umweltverschmutzung. Zum Beispiel durch den Müll, der oft im Meer entsorgt wird und durch die Strömung an den Stränden der Einheimischeninseln landet, wo er Tiere und Korallen gefährdet. Oftmals werden auch Palmen, die die Touristen auf so einer Insel erwarten, von anderen Inseln zu den Ressorts transportiert, was wieder zu Erosionsgefahr auf der Spenderinsel führt.“ Um Schuldzuweisungen geht es der Bremerin aber nicht, „wir wollen Alternativen für die Rettung der Malediven und anderer vom Klimaschutz bedrohten Staaten aufzeigen. Auf diese Weise könnten sie (Anm.: die Ressortbetreiber) der Natur etwas zurückgeben.“

    Der Wiederaufbau beziehungsweise die Stärkung der schon angegriffenen Riffe mit so genannten Korallentischen, die Einführung von Recycling und Kompostierung, die Aufklärung der Einheimischen sowie der umliegenden Ressorts – auf Mascha wartet im November viel Arbeit, wenn sie für drei Monate auf die Malediven zurückkehrt. Auf lange Sicht ist außerdem geplant, mit der DAM Divers Association Maldives eine Art „Taucherpolizei“ wie am roten Meer zu entwickeln. Diese soll unter anderem darauf achten, dass Korallen nicht für den besten Schnappschuss aufs Spiel gesetzt werden. Zusätzlich möchte die Deutsche den InselbewohnerInnen mit einem Show-House zeigen, wie Kosten sparend und effizient erneuerbare Energien – Solar, LED-Lampen oder Biogasanlagen – sind. Projekte, die arkipal nur mit Hilfe von Spenden umsetzen kann.

    „Pro Jahr fliegen allein ca. 60.000 deutsche TouristInnen auf die Malediven,“, berechnet Mascha, die sich vor allem FördermitgliederInnen mit monatlich individuellen Fixbeiträgen für arkipal wünscht, „wenn jeder nur einen Euro spenden würde, wären unsere Träume, Ziele und Projekte viel leichter realisierbar.“ Von den Ressorts kommt im Moment wenig Hilfe: So stand Mascha lange mit einem Hotel in Kontakt, um ein Konservierungsprogramm auf der Insel zu initiieren. „Am Ende wurde uns ein Sechs-Tage-pro-Woche-Job für 350 US-Dollar pro Monat in der Tauchschule angeboten.“ Nicht die einzige enttäuschende Reaktion, bei der man sich fragt, ob die Bemühungen von Ressorts in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz reinster Marketinggag sind.

    Dann lieber gar keine TouristInnen? „Die maledivische Regierung unter Nasheed nutzte Teile der Einnahmen und Tourismussteuer, um die Umwelt zu schützen, die Folgen des Klimawandels auszubessern und Gegenmaßnahmen zu ergreifen.“, plädiert Mascha für das „notwendige Übel“ Tourismus, das neben der Fischerei wichtigste Einnahmequelle der Bevölkerung ist. Aber es braucht Regeln. „Die TouristInnen sollten sich vor der Reise auf die Malediven über das Land, die Traditionen, die Umwelt und die Probleme vor Ort informieren und sich dementsprechend verhalten,“, so die Bitte, nein, der Aufruf der Umweltschützerin an uns alle, die wir die Malediven auf der Bucket-List haben, „man sollte hier ansetzen, indem man ihnen auferlegt, einen geringen Betrag an die Einheimischen, NGOs und nachhaltige Projekte zu spenden. Ich denke, indem sie diese einzigartige Umwelt nutzen und genießen, tragen sie eine Verantwortung, diese zu erhalten!“ Statt in den nächsten Cocktail sollten wir vielleicht doch besser in diesen „Putztrupp“ für die Malediven investieren…

     

    Danke, Mascha, für das Gespräch und dein Engagement! Finanzielle Unterstützung für das Projekt sind ebenso willkommen wie weitere Mundpropaganda oder Mithilfe vor Ort.

    *Mohamed Nasheed, erster demokratischer Präsident, Gründer der Partei MDP (Maledivian Democratic Party), der die Malediven zum ersten klimaneutralen Staat machen wollte, trat im Februar 2012 aufgrund einer Revolte nach nur vier Jahren Amtszeit zurück. Derzeit befindet er sich wieder auf den Malediven und macht für seine nächste Kandidatur im Jahr 2013 Werbung. Mehr auf Wikipedia und im Film The Island President

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    Ein Sonntag beim Zotter: Chocolate is a girl’s best friend

    Harte Zeiten verlangen nach radikalen Maßnahmen! Frisch getrennt und emotional schwer angegriffen kam mir da der „Tag der offenen Tür“ beim steirischen Chocolatier Zotter gerade recht. Sich eine Stunde lang mit Schokolade voll zu…

    Harte Zeiten verlangen nach radikalen Maßnahmen! Frisch getrennt und emotional schwer angegriffen kam mir da der „Tag der offenen Tür“ beim steirischen Chocolatier Zotter gerade recht. Sich eine Stunde lang mit Schokolade voll zu stopfen, ob der fantastischen Geschmäcker – von Nougat mit Sesam bis hin zu Erdapfel-Wodka – nicht die Nerven zu verlieren, trotz Zuckerhigh nicht abzuheben: Man mag es nicht für möglich halten, aber es gibt kaum radikalere Maßnahmen. Also eine gleichermaßen Trost bedürftige Freundin eingepackt und los ging’s. (Ach ja: Auch Männer sind herzlich willkommen weiter zu lesen!)

    „Wir müssen schauen, dass der Planet besser wird als er schon ist.“, klar ist die Botschaft von Josef Zotter, dem ehemaligen Koch, der weltweit berühmt-berüchtigt ist für seine bio-Fairtrade Schokolade, die eigenwilligen Geschmackskreationen und vor allem für seine – kompromisslose – Erfolgsgeschichte. Eine Message, die wir nach längerem Anstehen im Schoko-Laden-Theater zu hören und im neuen Film über seine Indienreise zu sehen bekommen. Und mit uns unzählige andere, die heute ebenfalls seinem Ruf ins abgeschiedene Bergl bei Riegersburg, zwei Stunden Autofahrt von Wien entfernt, gefolgt sind.

    Weltverbesserung hin oder her, Sepp Zotter und seine schokoladigen Kreationen versüßen in jedem Fall das Leben. Davon haben wir uns heute wieder überzeugen dürfen: Vegane Sojapraline hier, Nougattrunk dort… „Kann man von Schokolade jemals genug haben?“, wenn selbst bekennende SchokofanatikerInnen wie meine Freundin und ich beim Hinausgehen auf das Kosten der letzten fünf Sorten verzichten, ist die Frage nur mit Ja zu beantworten.

    Die Kalorien einer ganzen Woche später – wir planen bereits Gemüsekuren und Dinnercanceling -, spazieren wir zum anderen Grund unseres Kommens: Seit rund eineinhalb Jahren nämlich gibt es auf dem 27 Hektar großen Areal unter der Schokoladenfabrik einen Tiergarten. Und es wäre nicht Zotter, würde es sich um „irgendeinen“ Zoo handeln. Nein, der „essbare Tiergarten“ ist eine „weitere Verkostungsstation des Schoko-Laden-Theaters, nur diesmal im Freien“, wie es auf der Info-Station, dem Menschenstall, steht.

    „Deine Schwester habe ich gerade gegessen.“, meint meine nicht vegetarische Freundin beim Anblick der Puten im „Essbaren Tiergarten“ und tut dabei genau das, was Zotter mit seinem Tiergarten bezweckt: „Schaut dem Essen in die Augen!“ (Ich sage  gleich, ich könnte es nicht.) Schafe, Esel, Kühe, Pferde, Enten… in Zotters Zoo gibt es nämlich ausschließlich Tiere, die normalerweise auf den heimischen Küchentischen, in diesem Fall auf dem Tisch der Zotter-MitarbeiterInnen und der Gäste des angeschlossenen „Essbar Restaurants“ landen.

    Die Wogen gingen hoch, als Zotter den ungewöhnlichen Zoo im Mai 2011 eröffnet hat. Und noch jetzt wird im Vegetarier-Forum darüber diskutiert, ob es der gute Versuch einer Erziehungsmaßnahme oder einfach nur ein schlechter Scherz ist. Er ist wohl vor allem eines: Gesprächsthema.

    Ob über vegetarische Ernährung, artgerechte Tierhaltung, die Preise vom Qualitätsfleisch oder die genialen Einfälle von Zotter sowie seinem Team – gesprochen wird. Denn im Tiergarten gibt es nicht nur meist vom Aussterben bedrohte heimische Tiere, die – abgesehen vom wirklich unnötigen Streichelzoo – auch artgerecht auf großen Weiden gehalten werden. Nein, ein witziger Einfall – von „Bauerngolfplatz“ bis Milchmelkmaschine, vom Ideenfriedhof bis zur eigenen Schokokreation – jagt den anderen. Dazwischen ist der Duft der Kräuter eine angenehme Abwechslung vom mittlerweile überdrüssigen Schokoladengeruch. Und wir erfreuen uns am Anblick prallvoller Maroni-, Haselnuss- und Apfelbäume.

    Zotter hätte seinen Essbaren Tiergarten auch anders aufziehen können, hätte ihn Bauernhof nennen können – hat er aber nicht, gut so! Denn im Grunde ist es nichts anderes als das, was Oma und Opa früher getan haben. Zumindest die meiner Freundin oder meine: Sie hielten ein paar Kühe, ein paar Hühner, hatten Äpfelbäume, hatten ihren Garten – und ja, es war klar, dass sie sich damit ernährten und versorgten. Ob das in der heutigen Zeit angemessen ist, das muss jeder selbst entscheiden.

    Genauso wie darüber, was aus dem essbaren Garten wirklich auf dem Teller landet: Denn es gibt schließlich jede Menge Alternativen zu Fleisch – auch bei Zotter, und damit meine ich nicht nur Schokolade.

     

    Weitere Infos
    Zotter kann man Montag bis Samstag besuchen: Öffnungszeiten
    Mit über 200.000 Gästen ist sein Reich in Bergl Nummer Zwei aller steirischen Destinationen nach Mariazell!

    9 Kommentare zu Ein Sonntag beim Zotter: Chocolate is a girl’s best friend

    Mit grüner Brille durch Berlin

    Sieht gemütlich aus, der Kaffeeklatsch: Auf zwei Gartenstühlen sitzen sie, die zwei Frauen, die Zigarette in der Hand und wegen der frostigen Herbsttemperaturen in mehrere Schichten eingepackt. Auf der anderen Seite…

    Sieht gemütlich aus, der Kaffeeklatsch: Auf zwei Gartenstühlen sitzen sie, die zwei Frauen, die Zigarette in der Hand und wegen der frostigen Herbsttemperaturen in mehrere Schichten eingepackt. Auf der anderen Seite sind zwei Hipster mit einer Runde Tischfußball genauso beschäftigt wie der eine, der hier sein hoffentlich noch warmes Mittagessen mehr in sich hinein schaufelt als genießt.

    Irgendwie beschleicht mich aber das dumpfe Gefühl, als Schaulustige mit Kamera bewaffnet zu stören, in diesem grünen Alltagsidyll mitten in der Stadt, umringt von Pflanzenstauden, Kräutern und Blumengewirr, von etwas angegriffenen Gemüsebeeten und Erdsäcken. Doch er darf auf keiner Tour durchs nachhaltige Berlin fehlen, der Prinzessinnengarten*.

    Das hat sich wohl auch unser Guide Katharina gedacht, die uns im Rahmen einer Pressereise durch Kreuzberg, über den Morizplatz und die Oranienstraße führt. Gemeinsam mit der GoArt-Chefin Miriam Bers hat sie die „Green Design Tours“ initiiert, um „Berlins kreative, ökologische, faire, eben nachhaltige Lifestyle-Seiten erlebbar zu machen.“, wie es auf der Website heißt.

    „Was, stehen wir jetzt schon im Stadtführer?“, freut sich Christoph, einer der Gründer des Co-Workings-Spaces betahaus, als wir ihm zufällig vor der Haustür begegnen. Was wie ein Café aussieht, lädt Kreative zum stunden-/tage-/monatsweisen Arbeiten an neuen – nachhaltigen (?) – Projekten ein. Hinten gibt es außerdem eine Werkstatt und natürlich „richtige Büros“.

    Teil der Tour ist auch eine Fahrt zu einer besonders riesigen grünen Seite Berlins: Zum Gelände des ehemaligen Flughafens Berlin-Tempelhof, wo mittlerweile der größte Park der Stadt zum Erskaten, Erlaufen, Erradeln, Ergärtnern oder anderem Erleben einlädt.

    Und sonst? Ein paar Ökoläden, ein „grünes“ Papiergeschäft, ein Eckladen für Bio-Küche… wirklich spannende Projekte zeigt der rund dreistündige Spaziergang kaum. Ob es daran liegt, dass in Berlin alles weiter verstreut ist und die Wege zu lang für eine zeitlich befristete Tour sind? Oder vielleicht wären wir mit einer „Creative sustainability tour“ von ID22 besser beraten gewesen? Oder waren wir schlicht und einfach zur falschen Zeit am falschen Ort? Ich fand es jedenfalls schade, hat doch die deutsche Bundeshauptstadt, die sich mit Extremen wie „grünste, Auto freiste Stadt, Radfahrparadies“ nur so überschlägt, garantiert mehr zu bieten. Das verspricht zumindest die 15-seitige (!) Information, die uns visitBerlin mitgegeben hat.

    Einen Apfelstrudel in Deutschlands erstem klimaneutralen Restaurant kosten, in einem der 30 individuell von KünstlerInnen gestalteten Zimmer des ersten Bio-Hotels der Stadt übernachten, das Kultur- und Sozialzentrum ufaFabrik besuchen, dessen Energie aus Blockheizkraftwerken gewonnen wird, mit einem Solar-Hausboot die Wasserwege entlang schippern: Berlin sieht mich jedenfalls (nicht nur deshalb) wieder! Vielleicht schon um den 17./ 18. November zur „ersten Verbrauchermesse rund um den nachhaltigen Genuss, Konsum und energieeffizienten Technik“, dem 5. Berliner Heldenmarkt im Postbahnhof.

    *Seit 2009 belebt das mehrfach ausgezeichnete Ökolandbau- und Community-Projekt Prinzessinnengarten die Nachbarschaft des prekären Viertels Kreuzberg und zeigt, wie die Städte der Zukunft gestaltet und wie Menschen integriert werden können.

     

    Eingeladen von Deutsche Zentrale für Tourismus in Kooperation mit Tourismus Marketing Brandenburg, Fly Niki und visitBerlin durfte ich einige Tage in Brandenburg und Berlin verbringen. Herzlichen Dank dafür! Die Meinungen und Ansichten in dieser Geschichte bleiben meine Eigenen. 

    Nähere Infos zum Reisen in Berlin findet ihr hier: visitBerlin

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    Grundkurs Spreewald: Stadt – Land – Fluss

    “Und wo bleibt die Haselnuss?” Mit einer meditativen Gedankenreise hin zu Mammuts, Büffel und zu zugefrorenen Eisdecken wollte uns unser Tourguide von den Spreescouts die Eiszeit und somit die Entstehungszeit des Spreewalds näher…

    “Und wo bleibt die Haselnuss?” Mit einer meditativen Gedankenreise hin zu Mammuts, Büffel und zu zugefrorenen Eisdecken wollte uns unser Tourguide von den Spreescouts die Eiszeit und somit die Entstehungszeit des Spreewalds näher bringen. Und dann diese Frage.

    Nein, dass unsere Gruppe – ein paar erwachsene JournalistInnen aus Österreich – bei Eiszeit sofort an den Film “Ice Age“ denken muss, das hat unser Guide wohl nicht erwartet. Er könnte sich aber schon einmal daran gewöhnen, zeigen die Spreescouts doch vor allem Kindern und Jugendlichen die “Schatzkammer Spreewald”, machen Exkursionen zu Blockhäusern und Radtouren mit Kochkursen. Nachhaltige Aktiv-Führungen und Touren, die in Zusammenarbeit mit dem Spa Hotel “Zur Bleiche” auch für TouristInnen verstärkt angeboten werden sollen.

    Eine davon durften wir gestern schon mit unserem Spreescout erleben: “Colonisten für den König” lautet der klingende Name einer Radtour, die uns von Burg, dem flächenmäßig größten (und sicher weit verstreutesten) Ort Deutschlands, durch das UNESCO Biosphärenreservat Spreewald geführt hat. Ja, jeder kennt den “alten Fritz”, spricht liebevoll von ihm wie von einem Kindheitsfreund. Er ist einfach omnipräsent, der Preußenkönig Friedrich der Große, der “Ausländer” aus dem Nachbarland Sachsen und anderen Regionen im Spreewald angesiedelt hat. Land, Steuerfreiheit, Geld… er musste wohl einiges versprechen, um ihnen das ursprüngliche Sumpfland schmackhaft zu machen.

    Wie viel Arbeit dahinter gesteckt haben muss (und wohl noch immer steckt), die so genannte “Obst- und Gemüsekammer Berlins” zu bewirtschaften, das können wir nur erahnen. So radeln wir auf “Mina”, “Kito” und Co – unsere schicken blau-grauen ROTOR-Räder aus Leipzig tragen typische alte Namen des hier ansässigen westslawischen Volksstammes der Sorben – vorbei an üppigen Apfelbäumen, feuchten Wiesen ohne Umzäunung, kleinen Beeten mitten in großen Feldern und schmucken Blockhäusern. Nur das Rauschen der Erlen und das Plätschern des Wassers in den Fließen, wie die Nebenflüsse der Spree genannt werden, durchbrechen die Stille.

    “Ideal für Burnout-Kandidaten, hier lenkt nichts ab.”, treffender als meine Kollegin könnte ich es nicht ausdrücken. Ja, hier könnten wir uns so richtig entspannen, in dieser schön aufgeräumten, sauberen, weitläufigen Landschaft, wo selbst in noblen Hotels Wi-Fi ein Fremdwort ist. Könnten – wäre da nicht der Faktor Zeit. Denn wir möchten einiges unterbringen auf unserer Reise. Dementsprechend kurz fallen auch die zahlreichen Stopps auf der Radtour aus: Streuobstwiesen, das ehemalige Bleichhaus und jetzige Spa Hotel, in dem Hemden für die Armee weiß gemacht wurden oder ein typisches Stallhaus, wo sowohl Tiere als auch Menschen zusammen gewohnt haben und das von einem sächsischen Paar renoviert wurde – Geschichten von Friedrichs Wirken werden im Schnelldurchlauf erledigt.

    “Ab in die Kiste”, dass der Ausdruck genauso wie “den Löffel abgeben” aus dieser Zeit stammt, lernen wir erst später beim Besuch des Freilandmuseums Lehde. Da können wir nämlich in ein solches Stallhaus und andere ursprüngliche Gebäude hinein, die von überall in Brandenburg abgetragen und hierher nach Lübbenau in den Spreewald gebracht wurden. Wir erfahren, dass in einem Bett alle Generationen Platz hatten – und in einer ausziehbaren Kiste die Jüngsten schliefen. Und dass aus einer Schüssel gegessen und der Löffel weitergereicht, eben abgegeben wurde.

    Nein, dass wir nicht genug Neues und Wissenswertes erfahren hätten, das können wir von unserem ersten Tag im Spreewald nicht sagen. Und auch unser Spreescout Guide feiert eine doppelte Feuertaufe: Für den gebürtigen Hessen, der – wie die meisten Guides des jungen Unternehmens – in Berlin wohnt, war es nicht nur die erste Radtour, auch die heutige Paddeltour ist für ihn neu. Genauso wie für uns “Ösis”: Auf Zweier- und Dreierteams aufgeteilt rudern wir einige Stunden in Kanus mit Namen wie „Tschummi“ oder „Bluschnitza“ über die Spree und in die Seitenarme.

    Es ist ganz anders als das Erlebnis, das wir gestern bei einer gemeinsamen Fahrt mit einem Kahn hatten. Während am Vortag ein Kahnführer für uns die Arbeit erledigt hat, heißt es jetzt für jeden Einzelnen: Gegen die Strömung steuern, darauf achten, weder links noch rechts gegen das Ufer zu stoßen, teilweise im dichten Gras und Schilf paddeln, durch Schleusen durchfahren und den anderen Booten sowie Kähnen ausweichen. Im Schweiße meines Angesichts und die Jammerlaute meines Kollegen im Ohr, der wieder einmal die schnelle Strömung verflucht, fällt es mir ganz schön schwer, das Hier und Jetzt zu genießen. Dabei wäre es so romantisch, durch die Ortsteile von Burg zu gleiten und an Häusern vorbeizuströmen, die teilweise nur mit Boot erreichbar sind. Ja, solche Gebiete gibt es tatsächlich noch, in Lehde nämlich, wo dann auch die Post auf dem Flussweg verteilt wird.

    “Einfach immer dem Wasser nach!” empfiehlt einer der vielen Kahnfahrer, als wir uns mit den Kanus verirren und nach der Richtung fragen. Ein echt heißer Tipp bei den 6.700 Kilometer Wasserstraßen und 3.500 Seen, die es in Brandenburg gibt! Dem könnten wir sogar morgen folgen, wenn wir es weitergeht nach Berlin. Mitten in einem Binnendelta der Spree gelegen, kann man von Burg direkt in die Bundeshauptstadt paddeln. Drei bis vier Tage dauert das “Vergnügen”, für das uns aber leider die nötige Schulterstärke Zeit fehlt. Also geht es mit dem Bus vom ländlich-stillen Brandenburg ins hippe Berlin, das auch mit dem Zug nur eine Stunde von hier entfernt liegt. Dann hätten wir alles: Stadt – Land – Fluss.

    Eingeladen von Deutsche Zentrale für Tourismus in Kooperation mit Tourismus Marketing Brandenburg, Fly Niki und visitBerlin durfte ich einige Tage in Brandenburg und Berlin verbringen. Herzlichen Dank dafür. Die Meinungen und Ansichten in dieser Geschichte bleiben meine Eigenen. 

    Nähere Informationen zum Reisen in Brandenburg findet ihr hier: Tourismus Marketing Brandenburg

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    Meditation in der U-Bahn: Augen zu und – Stille!

    „Reumannplatz! Achtung, Türen schließen!“, so die Stimme in den Wiener Linien. Wie auf Kommando gehen nicht nur die Türen der U-Bahnlinie U1 zu, sondern es schließen sich auch die Augen…

    „Reumannplatz! Achtung, Türen schließen!“, so die Stimme in den Wiener Linien. Wie auf Kommando gehen nicht nur die Türen der U-Bahnlinie U1 zu, sondern es schließen sich auch die Augen meiner SitznachbarInnen. Ein paar Fotos später mache ich es ihnen gleich und versinke ebenfalls in der Stille. Schließlich sitze ich genau deshalb hier: Nicht, um von A nach B zu kommen, sondern um beim fünften UrBan Meditation Flashmob mit 21 anderen das gemeinsame Meditieren in der U-Bahn zu erleben.

    Sich mit einer Gruppe zu treffen, um gemeinsam zwischen Anfangsstation und Endhaltestelle in der U-Bahn demonstrativ die Augen zuzumachen und zu meditieren? Als ich vor einigen Monaten von der Idee gehört habe, war ich wenig begeistert. Für mich ist Meditieren etwas Stilles. Etwas Privates. Etwas, das ich nicht zur Schau stellen möchte. Warum sollte ich das dann mit anderen in der U-Bahn tun?

    Aber neugierig wie ich bin, wollte ich das Ganze einmal ausprobieren: Und endlich, letzten Donnerstag hat es geklappt.

    Ich war überrascht! Davon, wie selbstverständlich und natürlich diese Reise in die Stille war. Kein lautes Zur-Schau-Stellen, kein Beweisen-Wollen. Ich habe einfach in der U-Bahn die Augen geschlossen, versucht, bei mir zu bleiben und mich durch die Handy-Streitgespräche neben mir genauso wenig ablenken zu lassen wie durch Gedränge in der Hauptverkehrszeit. Dass ich das zufällig zeitgleich mit anderen getan habe, das ist wohl bloß den anderen Mitfahrenden aufgefallen – wie mir die skeptischen Blicke meines Gegenübers beim Aussteigen aus der U-Bahn verraten haben.

    „Innehalten. Vorleben. Inspirieren.“, so beschreibt Shaohui, der Gründer von iMeditate, der selbst regelmäßig Atem- sowie Achtsamkeitsmeditation (Vipassana-Meditation) praktiziert, seine Initiative. Warum er Meditieren zum „Volkssport“ machen möchte, und wie er das mit dem Lärm in der U-Bahn sieht, das verrät er mir im Interview:

    Doris: Shaohui, wie kamst du auf die Idee zu iMeditateVienna?

    Shaohui: Zuerst war die Idee der U-Bahn-Flashmobs. Sie entstand im April 2012 während des zweiten Moduls des Lerngangs „Pioneers of Change„. In jenem Modul ging es darum, mit Prototypen nach außen zu treten. Inspiriert von dem kreativen Aktionismus der Pioneers wurde in mir der Impuls ausgelöst, Meditations-Flashmobs in der U-Bahn zu organisieren. Das Ziel dieser Aktionen ist es, mit Meditation und Stille einen bewussten Kontrastraum zu Hektik, Ablenkung und Anspannung zu schaffen.

    Aus diesem Impuls wurde dann die Idee geboren, Meditation als „Volkssport“ zu etablieren und sie einer breiteren Masse zugänglich zu machen. In diesem Prozess ist iMeditateVienna als Name für diese Bewegung entstanden. Inspiriert zu dem Namen hat mich die Meditationsbewegung „I Meditate NY“ in New York, auf die ich im Internet gestoßen bin.

    Was ist für dich Meditation?

    Meditation ist für mich ein bewusstes mit mir selbst in Verbindung gehen und meine Achtsamkeit auf das, was im gegenwärtigen Moment präsent ist, zu richten. Dabei beobachte ich meinen Atem, meine Körperempfindungen, meine Emotionen, meine Sinneswahrnehmungen oder meine Gedanken ohne sie zu bewerten und an ihnen anzuhaften.

    Meditation kenne ich vor allem in der Stille und für sich: Ist es nicht ein Widerspruch, diese Form der Reise nach Innen im öffentlichen Raum zu praktizieren und somit zur Schau zu stellen?

    Ich sehe für mich keinen Widerspruch. Meditation ist für mich eine innere Haltung, wie ich dem Leben begegne. Mir geht es darum, den Alltag als Übungsfeld für Meditation zu entdecken und anzunehmen. Wenn ich zuhause auf meinem Meditationskissen sitze, übe ich in äußerer Stille. Wenn ich unterwegs in der U-Bahn sitze, übe ich mich in innerer Stille. Hier möchte ich gerne ein Zitat von Eckhart Tolle einbringen: Jeder störende Lärm kann ebenso hilfreich sein wie äußere Stille. Inwiefern? Wenn du den inneren Widerstand gegen den Lärm aufgibst, so dass er sein darf, wie er ist, führt dich dieses Annehmen auch in den Bereich des inneren Friedens, der inneren Stille.“ Der vietnamesische Mönch Thich Nhat Hanh sieht keine Trennung zwischen dem formellen Sitzen in Stille und der Achtsamkeitspraxis im Alltag. Er hat fünf konkrete Achtsamkeitsübungen für den Alltag formuliert, wie zum Beispiel aufmerksames Zuhören oder achtsamer Konsum.

    Hast du ein besonderes Erlebnis auf der Reise nach Innen gehabt, das du als Schlüsselmoment für dich bezeichnen würdest? 

    Bei meiner ersten Begegnung mit Meditation 2006, während eines Zehn-Tage-Vipassana-Retreats in einem Kloster in Thailand, hatte ich am siebten Tag einen kurzen Moment eines Vertiefungszustands. Eine intensive Freude, wie ich sie noch nie empfunden habe, ist durch meinen Körper geströmt. Dieses Erlebnis hat mich neugierig gemacht, mich selbst und meine innere Natur mit Meditation zu erforschen. Ein anderes Erlebnis hatte ich vor zwei Jahren bei einer Vipassana-Meditation. Ich habe eine tiefe Präsenz erfahren und meine Sinneswahrnehmungen waren von intensiver und klarer Qualität.

    Was sind deine nächsten Pläne? Ich habe davon gehört, dass du Wien als Meditationshauptstadt positionieren möchtest. 

    Die nächsten Pläne sind für mich meine Vision einer „achtsamen“ Stadt niederzuschreiben. Darunter verstehe ich eine Kultur der Achtsamkeit im Miteinander und öffentliche Orte des Rückzugs für Stille und Meditation in der Stadt. Mit dieser Vision will ich konkret Initiativen und Leute, die öffentliche Meditationen machen oder Stille in den öffentlichen Raum bringen, einladen um daraus einen gemeinsamen Traum zu entwickeln. Außerdem arbeite ich gerade an meiner Idee, ein internationales Festival für Meditation und kontemplative Künste in Wien auf die Beine zu stellen. Dies würde sich wunderbar dafür eignen, die Stadt Wien als „Hauptstadt der Meditation“ international zu bewerben.

    Wie sind die Reaktionen der Leute bei den Flashmobs?

    Die Leute reagieren mit Dankbarkeit, Begeisterung und großem Interesse. Ich habe das Gefühl mit Meditation im öffentlichen Raum das Bedürfnis vieler Menschen gerade im urbanen Alltag nach Entschleunigung, nach Innehalten und nach Zurück-zu-sich-Selbst-finden anzusprechen. Eine schöne Reaktion bei den Flashmobs hatten wir einmal bei einer Schülerin gesehen, die zugestiegen war und einen iMeditateVienna Flyer in die Hand gedrückt bekam. Als ein Sitzplatz frei wurde, setzte sie sich nieder und meditierte bis zur Endstation mit. Beim Aussteigen fragte sie noch nach weiteren Flyern.

    Riesig gefreut hat mich auch folgender Erfahrungsbericht einer Teilnehmerin: „Es war sehr berührend für mich, dabei zu sein! Nach dem Einstieg in Hütteldorf versank der Waggon, in dem wir uns befanden, von Augenblick zu Augenblick mehr in Freude. In Schönbrunn war ich so berührt von dieser liebevollen Stille-Welle, in die ich mich eingehüllt fühlte, dass ich Tränen in den Augen hatte. Fahrgäste, die einstiegen, irritierten das Energiefeld – oder waren es wir selber, die sich irritieren ließen? Ich weiß es nicht, ich spürte nur, dass die „Neuen Unbekannten“ bis zur nächsten Station integriert waren. Bis Heiligenstadt ist dann die Zeit stehen geblieben, weil wir maximal zehn Minuten min unterwegs waren. Jetzt, drei Stunden später, strahlt noch immer alles in mir Ruhe, Liebe, Glück und Entschlossenheit aus. Entschlossenheit, solche Kräfte und Initiativen weiterhin zu stärken! Danke!“

    Ich sage auch Danke für deine Antworten, Shaohui! Und wir sehen uns wieder, beim Meditieren in der U-Bahn!

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    Espinho bei Porto: Wo Montage zu Lieblingstagen werden

    Es ist so eine Sache mit dem Montag – wer mag ihn, den ersten Arbeitstag nach einem ach so herrlichen, aber ach so kurzen Wochenende? Und auf Reisen: Wie oft…

    Es ist so eine Sache mit dem Montag – wer mag ihn, den ersten Arbeitstag nach einem ach so herrlichen, aber ach so kurzen Wochenende? Und auf Reisen: Wie oft mir da passiert ist, dass ich am Montag vor verschlossenen Türen gestanden bin, daran möchte ich nicht mal denken! Museen, Ausstellungen, Galerien – Montag ist für die meisten Ruhetag.  Schmerzhaft habe ich das wieder festgestellt, als ich diesen Montag in Porto war. Endlich Freizeit nach einem wirklich intensiven Konferenzwochenende mit anderen Reisebloggern! Endlich Zeit, den Papierworkshop zu besuchen, den mir meine Freundin schmackhaft gemacht hat, oder das Castelo Santa Maria da Feira von Innen anzusehen? Nein, natürlich nicht, es war ja schließlich Montag!

    Aber wisst ihr was: Diesmal habe ich den Montag geliebt, dann ist nämlich Markttag in des Portuensers liebstem Badeort, in Espinho. Nur 35 Minuten mit der Bahn von Porto entfernt warten dort breite Strände mit hellem Sand auf Sonnenhungrige und SurferInnen. Dass diese im Sommer übervoll sind, das brauche ich nicht extra zu erwähnen. Vor allem, weil es abgesehen davon und einem von drei Casinos in Land recht wenig zu tun gibt im portugiesischen New York, das nur deshalb so heißt, weil die Straßennamen aus Nummern bestehen. Wenig zu tun? Stimmt, es sei denn, es ist Montag!

    „Kommt, kommt, nur hier und jetzt alles um einen Euro!“, „Rote, große Tomaten wie nie gesehen!“ – ach, ich liebe Märkte! Wenn überall Menschen herum wuseln, Kostproben angeboten werden, hier sich noch jemand durchdrängt, da sich jemand vorbei schlängelt, und ich kaum weiß, wohin ich schauen soll vor lauter Angebot! Genauso ein Markt findet jeden Montag – es sei denn, es ist Feiertag, dann ist er dienstags – in Espinho statt. Was normalerweise in Boutiquen oder Geschäften verkauft wird, das sucht man montags besser auf dem Markt. Da schließen Shops sogar ihre Verkaufslokale und verlagern eben diese auf die Straßen des Ortes. Holz, Obst, Gemüse, süße und salzige Leckereien, Kleidung, Hüte, Lampen, Blumen, natürlich Fisch und Meerestiere – ich kann an nichts denken, was ich nicht gesehen habe.

    Gemüse zu Gemüse, Obst zu Obst. Was anfangs noch sehr nach Sachgebiet geordnet ist, löst sich in Chaos auf, je tiefer man in den Markt vordringt. Das Highlight für die Portugiesen, die in wirtschaftlich knappen Zeiten wie diesen noch mehr auf ihr Geld schauen müssen, befindet sich am Ende: Dort, wo die Zigeuner ihre Ware anbieten – um fünfzig Cent die zwei T-Shirts, um einen Euro der Schuh. Reinste Markenware, versteht sich…

    Ein paar Stunden später habe ich dann aber genug. Vom Geschrei. Vom Gezerre. Vom Markt. Der beginnt sich gegen 16.00 Uhr ohnehin aufzulösen. Also heißt es, den Rest von Espinho zu erkunden. Und ich habe dem Edelort fast ein bisschen unrecht getan, denn es gibt – neben dem wirklich herrlichen, aber zu Sommerende noch immer überfüllten – Strand doch ein paar Dinge zu sehen, ideal nach einem Markttag wie diesem.

    Zum Beispiel eines von zur Zeit drei (!) vegetarischen Lokalen in Espinho: Das Grao de Soja wurde vor fünf Jahren gegründet, weil die Inhaberin aus gesundheitlichen Gründen im fleischlastigen Portugal genau darauf verzichten musste und das Essen der Konkurrenz nicht mochte. Mittlerweile hat sich das Imbisslokal, das mittags Menüküche und Take-Away anbietet, etabliert – auch wenn die Wirtschaftskrise natürlich nicht spurlos vorbei geht. Geöffnet normalerweise nur von 12.00 bis 15.00 hatten wir Glück, auch um 16.00 einige „Reste“ zu bekommen.

    Oder die Casa Alves Ribeiro, ein Greisslergeschäft, wie man es – laut meiner portugiesischen Freundin – sonst nirgendwo mehr sehen kann. Es gibt alles, oder besser gesagt: Alles, was schmeckt. Kaffee, Portwein, Snacks…  Allein der Geruch nach frisch gemahlenem Kaffee ist einen Abstecher wert – und keine Sorge, in Espinho ist alles gut zu Fuß erreichbar.

    Zum Schluss gingen wir doch am Strand spazieren, dessen Promenade mit Shops und Restaurants zum Konsumieren einlädt. Das taten wir dann auch: Im Café Esquimó, wo selbst meine sparsame Freundin aus Porto ihre Prinzipien über Bord wirft. Bei einer Kostprobe des Portwein-Eises gemischt mit ihren Lieblingssorten Kaffee und Banane schmelzen die Schmerzen ob der vier Euro für drei Kugeln buchstäblich dahin. Bei mir sowieso. Außerdem haben wir zuvor gespart – beim Markttag in Espinho.

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