Dass ich irgendwann einmal nach Kanada reisen würde, hätte ich vor einigen Jahren niemals gedacht. Aber das Leben hält immer wieder Überraschungen bereit und was sich früher noch als unerreichbar weit…
Dass ich irgendwann einmal nach Kanada reisen würde, hätte ich vor einigen Jahren niemals gedacht. Aber das Leben hält immer wieder Überraschungen bereit und was sich früher noch als unerreichbar weit weg angefühlt hat, wurde in den letzten Wochen der Vorbereitungen immer konkreter und aufregender. Wir haben vermutlich alle ein Bild von Kanada vor unserem inneren Auge – von Fotos, aus Erzählungen von Bekannten oder aus den Medien, Vancouver ist zum Beispiel bekannt für seine Wintersport-Historie. Und ja, die Vorbereitungen sind relativ aufwendig. Es lohnt sich aber!
In diesem Reisebericht werde ich ein paar Tipps zur Planung, Packliste und vor allem viele Eindrücke und Empfehlungen aus den beiden Städten Vancouver und Victoria mit euch teilen. Ich hoffe, das bringt euch ein Stück näher an eure Urlaubsziele! Disclaimer: Ich kann euch nur von der Reisezeit zum Stand von Spätsommer 2022 erzählen, bitte beachtet, dass sich zum Beispiel Einreisebestimmungen schnell ändern können!
Vor der Reise
Ich habe mir Reiseführer aus der Bibliothek ausgeliehen, hier waren zum Teil auch kleine Ortskarten dabei. Diese helfen oft mit guten Tipps weiter, die man gerne vorher wissen möchte. In meinem Fall zum Beispiel öffentlicher Transport, Trinkgeldregelungen oder auch Infos zu Fähren. Außerdem habe ich mich natürlich beim Auswärtigen Amt, bei offiziellen Websites von Kanada beziehungsweise British Columbia, die Region an der Westküste in der Victoria und Vancouver liegen, und den Fluggesellschaften informiert. Hier sollte man vor allem auf die Gepäck-, Einfuhr- und aktuelle Corona-Bestimmungen achten.
In Kanada benötigt man statt eines Visums ein elektronisches Reisedokument und Stand Spätsommer 2022 auch eine Bescheinigung der Arrive-Can-App bezüglich Corona. Ich musste mir das erste Mal einen Reisepass bestellen und sicherheitshalber haben wir auch den internationalen Führerschein beantragt. Alle meine Dokumente, Nachweise und Papiere habe ich zusätzlich kopiert und mir auch noch eine ärztliche Bescheinigung für notwendige Medikamente geholt, hier solltet ihr euch bezüglich Einfuhr genau informieren. Zusätzlich wichtig ist, dass man Lebensmittel deklariert beziehungsweise dass die Einfuhr bestimmter Lebensmittel verboten ist, dies fällt ebenfalls unter die Einfuhrbestimmungen.
Eine Auslandskrankenversicherung ist ein Muss, genauso wie eine Kreditkarte für alle Zahlungen in Kanada, wobei Barzahlung auch meistens möglich ist, hier müsstet ihr vorher bei der Bank Geld umtauschen. Zu guter Letzt haben wir uns eine SIM-Karte für Kanada, einen Steckdosenadapter und eine umfangreiche Reiseapotheke besorgt.
Die (An-)Reise
Zur Westküste Kanadas kommt man von beispielsweise Frankfurt aus in rund zehn bis elf Stunden Flugzeit. Ich habe mir von einem Blogbeitrag einer Flugbegleiterin wertvolle Tipps für Langstreckenflüge geholt. Für mich als Neuling, was solch lange Flüge angeht, war es wirklich wichtig zu wissen, wie man sich darauf vorbereitet und welche kleinen Helferlein es gibt, damit die Flüge angenehmer werden. Nach der Landung in Vancouver sind wir mit der Canada Line in die Innenstadt gefahren und haben im Guest House in unserer ersten Unterkunft als erstes den fehlenden Schlaf nachgeholt – der Zeitunterschied liegt bei neun Stunden.
Wir unternahmen den ersten Streifzug durch die Stadt, hier schauten wir uns die Steam Clock sowie die hübschen Ladenfassaden und Backsteingebäude in Gastown an. In Chinatown waren wir essen und mein erstes Highlight war die kleine Buchhandlung Massy Books. Hier gibt es Indie-Titel genauso wie Bücher zum Thema Feminismus, Poesie, Queer oder auch Psychologie.
Am Canada Place konnten wir das erste schöne Panorama betrachten. Dieses setzt sich aus eindrucksvollen Bergen, tiefblauem Meer und landenden Wasserflugzeugen zusammen. Die Skyline besteht hauptsächlich aus gläsernen Wolkenkratzern. Für Schwindelfreie ist sicher der LookOut, ein Aussichtsaufzug an einem hohen Gebäude, einen Besuch wert.
Außerdem gibt es von der Main Street aus eine ganz nette Aussicht auf das Science Museum. Laut Reiseführer ist diese Hauptstraße eine der hipsten urbanen Spots. Als wir dort entlang gingen war ich aber nicht so begeistert, da diese eher verlassen aussah.
Unsere ersten kleinen Besorgungen machten wir im bekannten Bio-Laden Whole Foods, für mich ein Erlebnis aber gleichzeitig auch eine Enttäuschung. Es gibt kaum Getränke in Glasflaschen, das Pfandsystem ist ziemlich unausgereift, hier muss man extra zu einem Sammelspot fahren beziehungsweise Glück haben, dass ein Laden die Flaschen und Dosen zurücknimmt. Ebenso haben kompostierbare To-Go-Verpackungen Seltenheitswert. Es ist immer noch viel in Plastik verpackt, Obst und Gemüse waren jedoch fast komplett unverpackt.
Unsere Reise führte nach zwei Nächten im Guest House dann via Bus-Fähre-Bus nach Victoria. Diese britisch angehauchte Kleinstadt liegt beschaulich am wunderschönen Inner Harbour. Nicht weit davon befindet sich das Parlamentsgebäude, das The Empress Hotel und das Royal British Museum. Das Museum ist schön anzusehen und eher klein, leider konnten wir die Ausstellung zu indigener Geschichte nicht besuchen, da diese gerade umgebaut wird, es gibt aber auch noch eine zweite Ausstellung zu Klima, Lebenswelt und Natur von British Columbia.
Der nächste schöne Spot war direkt in der Nähe des hübschen Beacon Hill Parks, nicht weit davon kann man in die Weite des Pazifiks schauen und an der Seawall entspannt dem tiefblauen Wasser zusehen, wie es an die steinige Küste schlägt.
Wir wohnten hier drei Tage in einem schönen Tea House, unsere zweite Unterkunft war nicht weit vom Kern der Innenstadt entfernt. Die Betreiber setzen sich für Aufforstung ein, zudem gibt es im Bad kaum Wegwerfprodukte dafür eher Spender für Dinge wie Pflegeprodukte. Zimmerservice gab es nur, wenn wir dies kenntlich machten. Besonders war, dass hier auch eine vegane Teatime auf der Karte stand, was ich in so einer traditionellen Unterkunft toll finde.
Ansonsten findet man in der Stadt fast überall veganes Essen, nur bei klassisch amerikanischer Küche wie in einem Diner gab es wenig Auswahl. Aufpassen muss man beim Frühstück, viele Restaurants und Hotels bieten eher herzhafte Gerichte, manchmal vegetarisch, oder auch French Toast, der üblicherweise mit Ei oder Milch angebraten wird. Hier sollte man unbedingt vorher Bescheid geben, wenn man ein veganes Frühstück möchte, die Auswahl ist sonst sehr bescheiden.
Natürlich darf auch ein Ausflug zum Whale Watching nicht fehlen. Hier haben wir einen Anbieter ausgewählt, der sich auch für die Erhaltung der Tierbestände, Aufklärung und Bildung einsetzt. So kann man die Tour aufs Meer wirklich genießen. Aber Achtung: warm anziehen, die See ist rau und windig.
Sowohl in Victoria als auch in Vancouver sind mir die vielen Handcrafting Märkte und Stände oder auch kleine Ladenkollektive aufgefallen. Hier kann man handgemachte Dinge abseits der Massenproduktion kaufen und kleine Unternehmen unterstützen. So kann ich den James Bay Market mit Bio-Gemüse oder handgemachter Naturkosmetik, Kerzen, Schmuck und ähnlichem und das Cascadia Collective mit einem Bauwagen am Inner Harbour empfehlen.
Victorias Innenstadt ist eine Fundgrube an urbanen Shops. Hier mischen sich Second Hand Shops, Wanderausrüstungsmarken und fancy Läden bunt durcheinander. Hier waren wir im Market Square in einem komplett veganen Restaurant namens Green Cuisine essen, welches sich auch der Nachhaltigkeit verschrieben hat.
Mein liebster Laden war The Regional Assembly of Text, welcher handgemachte Papeterie mit Retro- und Vintage-Optik verkauft. Das Schöne: Man kann sich dort an die altmodischen Pulte setzen und sich Zeit zum Briefe schreiben nehmen. Dazu sind die Postkarten, Umschläge, Journals und Kinkerlitzchen aus Papier einfach wunderschön. Perfekt für Journaling, schöne Post oder Scrapbooking.
Zurück in Vancouver wohnten wir in einem Hotel in der Innenstadt (5 Nächte) und besuchten vorfreudig das Vegan Cave Café, hier gibt es ultra leckere Pizza, am Bild zu sehen „Buddha on the Beach“.
Für viel Wald, Strand, eindrucksvolle Aussichtspunkte und Fotomaterial wie die folgenden Totempfähle muss man per Rad den Stanley Park umrunden, das ist umweltfreundlich und die beste Art, zum schönsten (Sand-)Strand zu kommen, dem Second Beach. Hier wurde tatsächlich noch Anfang September gebadet, an allen anderen Stränden haben wir das sonst nicht gesehen.
Sehr häufig findet man in Souvenirshops auch indigene Kunst und Handarbeit, viel von Kanada – auch Gewässerbereiche – sind indigenes Land/Territorium. So wie ich es erlebt habe, erfährt diese Tatsache Wertschätzung von der Bevölkerung und man wird zudem in Museen und auch in Touristenbroschüren, am Flughafen und ähnlichem als TouristInnen darüber aufgeklärt.
Weiter ging es zur bekanntesten Einkaufsstraße in Vancouver, der Robson Street. Hier gibt es eher Ladenketten, aber meiner Meinung nach weniger interessante Einkaufsläden als coole Restaurants. Dieses Mal gab es vegane Poutine, das sind Pommes Frites mit (veganem) Käse und dunkler Soße, und (vegane) Hotdogs bei Good Dogs Plant Food.
Unbedingt wollten wir auch das bekannte Vancouver Aquarium besuchen. Eigentlich bin ich kein Fan von Sea Life und Co. Doch dieses Aquarium betreibt auch eine Rettungsstation unter anderem für Seehunde, Seelöwen und Seeotter, die verletzt wurden und nicht mehr alleine überlebensfähig wären. Im Aquarium gab es beeindruckende Tiere wie Piranhas, Faultiere, ein Opossum mit Behinderung oder auch einen Kaiman. Unnötig zu erwähnen, dass die putzigen großen Seeotter jedoch das absolute Highlight waren, denen man auch stundenlang zuschauen könnte.
Als nächstes besuchten wir Granville Island via Bus. Das bunte Inselchen ist voller alternativer kleiner Shops, überwiegend fern von üblichen Touristen-Läden. Ein Fairtrade-Laden, Pop-Up Stores, Werkstätten von KünstlerInnen und Ateliers. Der richtige Ort für schöne Mitbringsel, meine Favoriten: Paper-Ya, make, Nooroongji. Besonders schön ist die Markthalle, die ebenfalls regionales Kunsthandwerk und Gerichte aller Nationen bietet.
Per Nussschalen-Fähre sind wir zum ehemaligen Hippie-Strand Kitsilano Beach gefahren. Alle Strände, die wir gesehen haben, waren sauber, recht naturbelassen und kaum besucht. Insgesamt waren beide Städte überhaupt nicht überlaufen.
Mein Wunsch war es noch, ein Andenken im Patagonia Store zu besorgen. Dieses nachhaltige Label befindet sich ziemlich außerhalb im Viertel Kitsilano an der spannenden Einkaufsstraße Arbutus Street umgeben von Wohngebiet. Wer lokale handgemachte Sachen kaufen möchte, muss unbedingt auch beim Kollektiv The Nooks vorbeischauen. Achtet nur bei Seifen darauf, dass keine tierischen Fette enthalten sind. Zu guter Letzt besuchten wir in Downtown die Public Library und die Art Gallery, beides eindrucksvolle Gebäude. Tipp: die Aussicht von der Bücherei oben ist besonders klasse!
Reise-Fazit
Ihr seht: Man muss kein Wandertyp sein, um Kanada genießen zu können. Es sei aber gesagt, dass der Weg in die Berge nicht allzu weit ist. Dann gibt es da noch die unberührteren Bereiche der Insel Vancouver Island, Salt Spring Island oder auch die Berge Whistler für Wintersport oder Grouse Mountain, um nur einige Beispiele zu nennen. In unserem Fall waren wir zehn Tage in der Region British Columbia. Vancouver wird ja zum Teil auch als Raincouver bezeichnet, wir hatten aber zu unserer Reisezeit wirklich Glück mit dem Wetter, es waren immer Temperaturen um die 20 bis 25 Grad Celsius. Wenn ihr neben Vancouver und Victoria noch weitere Orte in (West-)Kanada oder British Columbia sehen möchtet, würde ich euch auf jeden Fall mehr als zehn Tage Aufenthalt empfehlen.
Bezüglich Plastikverpackungen, vielen ausgetrockneten kleinen Parks und auch Recyclingsystem muss British Columbia wohl noch einiges aufholen. Aber zumindest vegane Ernährung ist weniger das Problem. Das Panorama mit Bergen, Großstadt, Meer und Wald bleibt jedenfalls lange im Gedächtnis.
Für alle, die sich irgendwann nach Kanada aufmachen: Ich wünsche euch viel Spaß und schöne Eindrücke!