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Kategorie: Travel. Outdoor.

Kanada: Vancouver und Victoria – vegan und alternativ

Dass ich irgendwann einmal nach Kanada reisen würde, hätte ich vor einigen Jahren niemals gedacht. Aber das Leben hält immer wieder Überraschungen bereit und was sich früher noch als unerreichbar weit…

Dass ich irgendwann einmal nach Kanada reisen würde, hätte ich vor einigen Jahren niemals gedacht. Aber das Leben hält immer wieder Überraschungen bereit und was sich früher noch als unerreichbar weit weg angefühlt hat, wurde in den letzten Wochen der Vorbereitungen immer konkreter und aufregender. Wir haben vermutlich alle ein Bild von Kanada vor unserem inneren Auge – von Fotos, aus Erzählungen von Bekannten oder aus den Medien, Vancouver ist zum Beispiel bekannt für seine Wintersport-Historie. Und ja, die Vorbereitungen sind relativ aufwendig. Es lohnt sich aber!

In diesem Reisebericht werde ich ein paar Tipps zur Planung, Packliste und vor allem viele Eindrücke und Empfehlungen aus den beiden Städten Vancouver und Victoria mit euch teilen. Ich hoffe, das bringt euch ein Stück näher an eure Urlaubsziele! Disclaimer: Ich kann euch nur von der Reisezeit zum Stand von Spätsommer 2022 erzählen, bitte beachtet, dass sich zum Beispiel Einreisebestimmungen schnell ändern können!

Vor der Reise

Ich habe mir Reiseführer aus der Bibliothek ausgeliehen, hier waren zum Teil auch kleine Ortskarten dabei. Diese helfen oft mit guten Tipps weiter, die man gerne vorher wissen möchte. In meinem Fall zum Beispiel öffentlicher Transport, Trinkgeldregelungen oder auch Infos zu Fähren. Außerdem habe ich mich natürlich beim Auswärtigen Amt, bei offiziellen Websites von Kanada beziehungsweise British Columbia, die Region an der Westküste in der Victoria und Vancouver liegen, und den Fluggesellschaften informiert. Hier sollte man vor allem auf die Gepäck-, Einfuhr- und aktuelle Corona-Bestimmungen achten.

In Kanada benötigt man statt eines Visums ein elektronisches Reisedokument und Stand Spätsommer 2022 auch eine Bescheinigung der Arrive-Can-App bezüglich Corona. Ich musste mir das erste Mal einen Reisepass bestellen und sicherheitshalber haben wir auch den internationalen Führerschein beantragt. Alle meine Dokumente, Nachweise und Papiere habe ich zusätzlich kopiert und mir auch noch eine ärztliche Bescheinigung für notwendige Medikamente geholt, hier solltet ihr euch bezüglich Einfuhr genau informieren. Zusätzlich wichtig ist, dass man Lebensmittel deklariert beziehungsweise dass die Einfuhr bestimmter Lebensmittel verboten ist, dies fällt ebenfalls unter die Einfuhrbestimmungen.

Eine Auslandskrankenversicherung ist ein Muss, genauso wie eine Kreditkarte für alle Zahlungen in Kanada, wobei Barzahlung auch meistens möglich ist, hier müsstet ihr vorher bei der Bank Geld umtauschen. Zu guter Letzt haben wir uns eine SIM-Karte für Kanada, einen Steckdosenadapter und eine umfangreiche Reiseapotheke besorgt.

Die (An-)Reise

Zur Westküste Kanadas kommt man von beispielsweise Frankfurt aus in rund zehn bis elf Stunden Flugzeit. Ich habe mir von einem Blogbeitrag einer Flugbegleiterin wertvolle Tipps für Langstreckenflüge geholt. Für mich als Neuling, was solch lange Flüge angeht, war es wirklich wichtig zu wissen, wie man sich darauf vorbereitet und welche kleinen Helferlein es gibt, damit die Flüge angenehmer werden. Nach der Landung in Vancouver sind wir mit der Canada Line in die Innenstadt gefahren und haben im Guest House in unserer ersten Unterkunft als erstes den fehlenden Schlaf nachgeholt – der Zeitunterschied liegt bei neun Stunden.

Wir unternahmen den ersten Streifzug durch die Stadt, hier schauten wir uns die Steam Clock sowie die hübschen Ladenfassaden und Backsteingebäude in Gastown an. In Chinatown waren wir essen und mein erstes Highlight war die kleine Buchhandlung Massy Books. Hier gibt es Indie-Titel genauso wie Bücher zum Thema Feminismus, Poesie, Queer oder auch Psychologie.

Am Canada Place konnten wir das erste schöne Panorama betrachten. Dieses setzt sich aus eindrucksvollen Bergen, tiefblauem Meer und landenden Wasserflugzeugen zusammen. Die Skyline besteht hauptsächlich aus gläsernen Wolkenkratzern. Für Schwindelfreie ist sicher der LookOut, ein Aussichtsaufzug an einem hohen Gebäude, einen Besuch wert.

Außerdem gibt es von der Main Street aus eine ganz nette Aussicht auf das Science Museum. Laut Reiseführer ist diese Hauptstraße eine der hipsten urbanen Spots. Als wir dort entlang gingen war ich aber nicht so begeistert, da diese eher verlassen aussah.

Unsere ersten kleinen Besorgungen machten wir im bekannten Bio-Laden Whole Foods, für mich ein Erlebnis aber gleichzeitig auch eine Enttäuschung. Es gibt kaum Getränke in Glasflaschen, das Pfandsystem ist ziemlich unausgereift, hier muss man extra zu einem Sammelspot fahren beziehungsweise Glück haben, dass ein Laden die Flaschen und Dosen zurücknimmt. Ebenso haben kompostierbare To-Go-Verpackungen Seltenheitswert. Es ist immer noch viel in Plastik verpackt, Obst und Gemüse waren jedoch fast komplett unverpackt.

Unsere Reise führte nach zwei Nächten im Guest House dann via Bus-Fähre-Bus nach Victoria. Diese britisch angehauchte Kleinstadt liegt beschaulich am wunderschönen Inner Harbour. Nicht weit davon befindet sich das Parlamentsgebäude, das The Empress Hotel und das Royal British Museum. Das Museum ist schön anzusehen und eher klein, leider konnten wir die Ausstellung zu indigener Geschichte nicht besuchen, da diese gerade umgebaut wird, es gibt aber auch noch eine zweite Ausstellung zu Klima, Lebenswelt und Natur von British Columbia.

Der nächste schöne Spot war direkt in der Nähe des hübschen Beacon Hill Parks, nicht weit davon kann man in die Weite des Pazifiks schauen und an der Seawall entspannt dem tiefblauen Wasser zusehen, wie es an die steinige Küste schlägt.

Wir wohnten hier drei Tage in einem schönen Tea House, unsere zweite Unterkunft war nicht weit vom Kern der Innenstadt entfernt. Die Betreiber setzen sich für Aufforstung ein, zudem gibt es im Bad kaum Wegwerfprodukte dafür eher Spender für Dinge wie Pflegeprodukte. Zimmerservice gab es nur, wenn wir dies kenntlich machten. Besonders war, dass hier auch eine vegane Teatime auf der Karte stand, was ich in so einer traditionellen Unterkunft toll finde.

Ansonsten findet man in der Stadt fast überall veganes Essen, nur bei klassisch amerikanischer Küche wie in einem Diner gab es wenig Auswahl. Aufpassen muss man beim Frühstück, viele Restaurants und Hotels bieten eher herzhafte Gerichte, manchmal vegetarisch, oder auch French Toast, der üblicherweise mit Ei oder Milch angebraten wird. Hier sollte man unbedingt vorher Bescheid geben, wenn man ein veganes Frühstück möchte, die Auswahl ist sonst sehr bescheiden.

Natürlich darf auch ein Ausflug zum Whale Watching nicht fehlen. Hier haben wir einen Anbieter ausgewählt, der sich auch für die Erhaltung der Tierbestände, Aufklärung und Bildung einsetzt. So kann man die Tour aufs Meer wirklich genießen. Aber Achtung: warm anziehen, die See ist rau und windig.

Sowohl in Victoria als auch in Vancouver sind mir die vielen Handcrafting Märkte und Stände oder auch kleine Ladenkollektive aufgefallen. Hier kann man handgemachte Dinge abseits der Massenproduktion kaufen und kleine Unternehmen unterstützen. So kann ich den James Bay Market mit Bio-Gemüse oder handgemachter Naturkosmetik, Kerzen, Schmuck und ähnlichem und das Cascadia Collective mit einem Bauwagen am Inner Harbour empfehlen.

Victorias Innenstadt ist eine Fundgrube an urbanen Shops. Hier mischen sich Second Hand Shops, Wanderausrüstungsmarken und fancy Läden bunt durcheinander. Hier waren wir im Market Square in einem komplett veganen Restaurant namens Green Cuisine essen, welches sich auch der Nachhaltigkeit verschrieben hat.

Mein liebster Laden war The Regional Assembly of Text, welcher handgemachte Papeterie mit Retro- und Vintage-Optik verkauft. Das Schöne: Man kann sich dort an die altmodischen Pulte setzen und sich Zeit zum Briefe schreiben nehmen. Dazu sind die Postkarten, Umschläge, Journals und Kinkerlitzchen aus Papier einfach wunderschön. Perfekt für Journaling, schöne Post oder Scrapbooking.

Zurück in Vancouver wohnten wir in einem Hotel in der Innenstadt (5 Nächte) und besuchten vorfreudig das Vegan Cave Café, hier gibt es ultra leckere Pizza, am Bild zu sehen „Buddha on the Beach“.

Für viel Wald, Strand, eindrucksvolle Aussichtspunkte und Fotomaterial wie die folgenden Totempfähle muss man per Rad den Stanley Park umrunden, das ist umweltfreundlich und die beste Art, zum schönsten (Sand-)Strand zu kommen, dem Second Beach. Hier wurde tatsächlich noch Anfang September gebadet, an allen anderen Stränden haben wir das sonst nicht gesehen.

Sehr häufig findet man in Souvenirshops auch indigene Kunst und Handarbeit, viel von Kanada – auch Gewässerbereiche – sind indigenes Land/Territorium. So wie ich es erlebt habe, erfährt diese Tatsache Wertschätzung von der Bevölkerung und man wird zudem in Museen und auch in Touristenbroschüren, am Flughafen und ähnlichem als TouristInnen darüber aufgeklärt.

Weiter ging es zur bekanntesten Einkaufsstraße in Vancouver, der Robson Street. Hier gibt es eher Ladenketten, aber meiner Meinung nach weniger interessante Einkaufsläden als coole Restaurants. Dieses Mal gab es vegane Poutine, das sind Pommes Frites mit (veganem) Käse und dunkler Soße, und (vegane) Hotdogs bei Good Dogs Plant Food.

Unbedingt wollten wir auch das bekannte Vancouver Aquarium besuchen. Eigentlich bin ich kein Fan von Sea Life und Co. Doch dieses Aquarium betreibt auch eine Rettungsstation unter anderem für Seehunde, Seelöwen und Seeotter, die verletzt wurden und nicht mehr alleine überlebensfähig wären. Im Aquarium gab es beeindruckende Tiere wie Piranhas, Faultiere, ein Opossum mit Behinderung oder auch einen Kaiman. Unnötig zu erwähnen, dass die putzigen großen Seeotter jedoch das absolute Highlight waren, denen man auch stundenlang zuschauen könnte.

Als nächstes besuchten wir Granville Island via Bus. Das bunte Inselchen ist voller alternativer kleiner Shops, überwiegend fern von üblichen Touristen-Läden. Ein Fairtrade-Laden, Pop-Up Stores, Werkstätten von KünstlerInnen und Ateliers. Der richtige Ort für schöne Mitbringsel, meine Favoriten: Paper-Ya, make, Nooroongji. Besonders schön ist die Markthalle, die ebenfalls regionales Kunsthandwerk und Gerichte aller Nationen bietet.

Per Nussschalen-Fähre sind wir zum ehemaligen Hippie-Strand Kitsilano Beach gefahren. Alle Strände, die wir gesehen haben, waren sauber, recht naturbelassen und kaum besucht. Insgesamt waren beide Städte überhaupt nicht überlaufen.

Mein Wunsch war es noch, ein Andenken im Patagonia Store zu besorgen. Dieses nachhaltige Label befindet sich ziemlich außerhalb im Viertel Kitsilano an der spannenden Einkaufsstraße Arbutus Street umgeben von Wohngebiet. Wer lokale handgemachte Sachen kaufen möchte, muss unbedingt auch beim Kollektiv The Nooks vorbeischauen. Achtet nur bei Seifen darauf, dass keine tierischen Fette enthalten sind. Zu guter Letzt besuchten wir in Downtown die Public Library und die Art Gallery, beides eindrucksvolle Gebäude. Tipp: die Aussicht von der Bücherei oben ist besonders klasse!

Reise-Fazit

Ihr seht: Man muss kein Wandertyp sein, um Kanada genießen zu können. Es sei aber gesagt, dass der Weg in die Berge nicht allzu weit ist. Dann gibt es da noch die unberührteren Bereiche der Insel Vancouver Island, Salt Spring Island oder auch die Berge Whistler für Wintersport oder Grouse Mountain, um nur einige Beispiele zu nennen. In unserem Fall waren wir zehn Tage in der Region British Columbia. Vancouver wird ja zum Teil auch als Raincouver bezeichnet, wir hatten aber zu  unserer Reisezeit wirklich Glück mit dem Wetter, es waren immer Temperaturen um die 20 bis 25 Grad Celsius. Wenn ihr neben Vancouver und Victoria noch weitere Orte in (West-)Kanada oder British Columbia sehen möchtet, würde ich euch auf jeden Fall mehr als zehn Tage Aufenthalt empfehlen.

Bezüglich Plastikverpackungen, vielen ausgetrockneten kleinen Parks und auch Recyclingsystem muss British Columbia wohl noch einiges aufholen. Aber zumindest vegane Ernährung ist weniger das Problem. Das Panorama mit Bergen, Großstadt, Meer und Wald bleibt jedenfalls lange im Gedächtnis.

Für alle, die sich irgendwann nach Kanada aufmachen: Ich wünsche euch viel Spaß und schöne Eindrücke!

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Abenteuerlustig in Amsterdam – Reiseführer für einen Kurztrip

Wenn man anderen Leuten erzählt, dass man nach Amsterdam fährt, haben viele schon ein klares Bild davon, was man dort machen will. Rotlichtviertel und Coffeeshops besuchen zum Beispiel. Aber Amsterdam…

Wenn man anderen Leuten erzählt, dass man nach Amsterdam fährt, haben viele schon ein klares Bild davon, was man dort machen will. Rotlichtviertel und Coffeeshops besuchen zum Beispiel. Aber Amsterdam bietet so viel mehr! Mittlerweile ist wohl bekannt, dass man die Stadt am besten per Fahrrad erkundet. Es gibt einige Hotels, die auch Fahrräder verleihen – das ist besonders praktisch, weil man sie dort dann auch mehrere Tage direkt vom Hotel ab nutzen kann.

Amsterdam ist weltoffen, multikulti und hip. Bei meiner ersten Amsterdam-Reise habe ich vor allem Second Hand-Läden und Vintage-Märkte besucht. Auf der letzten Reise habe ich mich vorher mehr informiert und jeweils eine Liste für veganes Essen und eine für Sehenswertes erstellt. Beim Buchen einer Unterkunft bin ich auf ein nachhaltiges Hotel gestoßen, das Wert auf eine nachhaltige Zimmerausstattung und Bio-Verköstigung legt, die Preise waren trotzdem nicht höher als für ein reguläres Hotel. Im Bad auf dem Zimmer gab es statt Einwegfläschchen große eingebaute Spender mit Duschgel und Bodylotion und ein einfaches System, das kennzeichnet, welche Handtücher genau ausgewechselt werden sollen und welche nicht. Angegliedert war auch gleich noch eine Konditorei und ein Bio-Restaurant, in dem auch das Frühstücksbuffet gedeckt war.

Nachhaltigkeit in Amsterdam leben ist gar nicht so schwer, insbesondere vegane Restaurants gibt es viele. Ich war zum Beispiel in einer der „Vegan Junk Food Bars“, hier gibt’s unter anderem bunt eingefärbte Burgerbrötchen und eine teure, aber spannende Auswahl an Fast Food – in vegan und lecker.

Amsterdam hat wenige „klassische“ Sehenswürdigkeiten im Sinne von alten Bauwerken oder ähnlichem. Dafür aber viele renommierte Museen, bei denen die Auswahl schwer fällt. Da ich im Januar dort war, konnte man auch viel Zeit drinnen verbringen, daher standen mehrere Museen auf der Liste. Sehr praktisch: Es war nirgends sehr viel los und man musste nie anstehen.

Das Schifffahrtsmuseum

Zum einen ging es in das Moderne Kunstmuseum „Stedelijk“ und in das große Schifffahrtsmuseum. Plant für beide um die drei Stunden Besuchszeit ein, wenn ihr euch alles anschauen möchtet. Vor dem letzteren gibt es sogar ein Schiff, das man in Originalgröße betreten kann.

Im modernen Kunstmuseum Stedelijk

Wenn dann doch kurz die Sonne rausschaut, lohnt sich ein Besuch des Botanischen Gartens „De Hortus“ sehr. Der kleine, aber idyllische Garten mit seinem Backsteinhaus und Glaskuppel schafft eine gemütliche und relaxte Atmosphäre.

Wer es abgefahren mag, der kann den Aussichtsturm A’DAM Lookout besuchen. Nicht nur der Lift zur atemberaubenden Aussicht ist ein Erlebnis, wenn ihr mutig genug seid, könnt ihr auch über den Abgrund schaukeln… Verrückt ist es auch im WONDR, einer Fabrikhalle mit zig unterschiedlich gestalteten bunten Räumen. Man weiß vorher nie was als nächstes kommt und zieht hier neugierig und mit reichlich Freiraum für die eigene Fantasie durch die aufgebauten Welten – vom Pastelldschungel mit Schaukel bis zu extravaganten Räumen voller Pinselstriche. Perfekt für alle, die gerne Fotos vor ungewöhnlichen Kulissen machen.

Im WONDR

Im Winter kann man bis Januar den Tag auf der Schlittschuhbahn vor dem Rijksmuseum ausklingen lassen. Um den Tag zu versüßen sollte man sich aber unbedingt noch eine handgemachte Karamellwaffel holen, diese wird frisch im Waffeleisen zubereitet und schmeckt göttlich. Zum Ausgleich gibt’s auch leckere vegane Rohkost-Kuchen und Goldene Milch bei Happy Coco.

Stadtbummel lohnen sich ebenfalls, schon alleine die viel bekannten Grachten, beschaulichen Häuser am Wasser und Fähren prägen das Stadtbild charakteristisch. Ich hatte hier vor allem Comicläden (Lambiek, Henk) und Second Hand Stores (Episode) auf dem Schirm. Je nach Reiseführer werden unterschiedliche Viertel/Straßenbezirke als besonders empfehlenswert genannt, je nachdem was ihr sucht ist für jeden etwas dabei.

Los geht’s auf Tour durch Amsterdam – auf dem Fahrrad natürlich!

 

Habt ihr auch Tipps für einen Besuch in der niederländischen Hauptstadt? Hinterlasst sie doch in den Kommentaren!

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Vegan und alternativ – Reiseführer für ein Wochenende in Paris

Vive la vie! Paris an einem Wochenende bietet so viele Möglichkeiten, dass man sich schon vor der Reise überlegen sollte, was man gerne ansehen und besuchen möchte. Ich habe bei diesem…

Vive la vie! Paris an einem Wochenende bietet so viele Möglichkeiten, dass man sich schon vor der Reise überlegen sollte, was man gerne ansehen und besuchen möchte. Ich habe bei diesem Wochenendtrip den Schwerpunkt auf vegan und alternativ gelegt: Eine Mischung aus Sehenswürdigkeiten, veganen Imbissen und Cafés sowie eher Kuriosem.

Zu Beginn aber zuerst ein paar Tipps für eure Reise. Wenn ihr mit dem Zug anreist, könnt ihr am einfachsten direkt über die TGV-Seite buchen. Bei einem knappen Zeitbudget lohnt es sich, die Reise vom Ankunftsort weg zu planen. (Achtung: In Paris gibt es mehrere Bahnhöfe!) Bei Hotels checkt nicht nur die Rezensionen auf der Buchungsseite, sondern auch die Bewertungen auf Google. Manchmal ist die Buchung direkt auf der Homepage des Hotels günstiger. Solltet ihr das Leitungswasser im Hotel trinken wollen, fragt am besten vorher direkt nach, ob das Leitungswasser trinkbar ist, dies ist je nach Unterkunft verschieden. In Kombination damit kann auch angefragt werden, welche Umgebungen man aufgrund von Demonstrationen oder ähnlichem zu eurem Besuchszeitpunkt meiden sollte. So seid ihr vor Überraschungen dieser Art sicher.

Solltet ihr in Paris auch etwas einkaufen wollen, zahlt es sich aus zu recherchieren, welche Produkte es dort günstiger gibt. Das kann unter anderem bei Waren, die aus Frankreich importiert werden, der Fall sein. Beispielsweise französische Naturkosmetik-Marken, Bücher, Comics – die Franzosen haben eine berühmte vielfältige Comicszene – oder Lebensmittel. Hilfreich ist auch, vorher die französischen Kleidergrößen nachzusehen – üblicherweise immer eine Größe mehr als bei uns angegeben, also statt 38 muss dann 40 gewählt werden – und sich ein paar Vokabeln anzueignen, denn die französische Bevölkerung hat es sehr gerne, wenn man zumindest versucht ein Gespräch in der Landessprache zu beginnen. Habt ihr euch auf ein paar Sehenswürdigkeiten, Museen, Theater, Oper oder Veranstaltungen (Konzerte, Führungen, Feste, Flohmärkte…) festgelegt, dann überlegt euch am besten eine grobe Route und seht euch die Öffnungszeiten und Preise an.

Meine Planung für mein Pariswochenende im April 2019 war eine Tour vom Louvre, der berühmten Glaspyramide mit Kunstmuseum, zum Arc de Triomphe, einige Brücken und das Forum Les Halles, ein schöner Platz mit riesigem Einkaufszentrum. Es lohnt sich aber auch, einfach nur durch die Straßen, Gassen und an der Seine entlang zu schlendern. Die bekanntesten Attraktionen, insbesondere die Bauwerke, erreicht man gut zu Fuß. Für weitere Wege gibt es neben den öffentlichen Verkehrsmitteln auch die Möglichkeit, Elektroroller zu mieten.

Neben diesen Plänen habe ich mich für einen Besuch einer Ausstellung zum Thema „La Lune“ (der Mond) im Grand Palais, einem sehenswerten Ausstellungsgebäude, entschieden. Achtung: Bis zum 25. Lebensjahr zahlt man in vielen Museen oft weniger oder keinen Eintritt. Unterwegs auf der „Avenue des Champs-Élysées“ war mein Ziel „Rivoli 59“, ein buntes, verrücktes Künstlerhaus in der Rue Rivoli mit mehreren Stockwerken. Hier kann man die aktuellen Werke und das Schaffen der KünstlerInnen direkt in ihren Ateliers beobachten.

Im Rivoli 59

Aber auch Street Art-Fans kommen auf ihre Kosten. Diese Kunstform aus zumeist Mosaik oder Papier an Wänden thematisiert oftmals kritisch gesellschaftliche Zustände und wird auch in Galerien ausgestellt.

Street Art in Paris

Paris ist aber mittlerweile auch Vorläufer in Sachen Biomarkt, veganen und rohköstlichen Imbissen und Cafés. Biomärkte gibt es an fast jeder Ecke, mir haben zwei besonders gut gefallen. Einmal My Bio Delicious in der Rue Rivoli 91 sowie Biocoop Dada Paradis in der Rue Paradis 36. In beiden gab es eine große Auswahl an Marken, die bei uns noch unbekannt oder nicht verfügbar sind. Und natürlich viele leckere Köstlichkeiten, davon einiges vegan. Bei My Bio Delicious gibt es auch die Möglichkeit, im Sitzen einen Imbiss zu sich zu nehmen. So ziemlich jeder Bioladen von Naturalia bis Biocoop hat Unverpackt-Spender mit Nüssen, Müsli oder Trockenfrüchten im Angebot.

Paris ist eine Veggie-freundliche Stadt

Wer vegan essen möchte, kann an jedem beliebigen Standort „vegan“ bei Google Maps eingeben und bekommt Vorschläge für vegane Restaurants, Imbisse oder Cafés. Ich kann folgende davon wärmstens empfehlen: Cloud Cakes (Rue Mandar 6), ein Himmel aus veganen Köstlichkeiten in Bio-Qualität – seht euch die Auswahl am unteren Bild an! Das Lokal ist relativ klein, man kann sich die Leckereien aber auch in einer Pappbox mitgeben lassen.

Bei Cloud Cakes

Le Potager de Charlotte (Rue de la Tour d’Avergne 12) ist höherpreisig, hat aber wirklich tolle, kreative und leckere Küche und das komplett pflanzlich. Ich habe dort Kichererbsenpfannkuchen mit Cashewcreme gegessen und einen Smoothie aus Waldbeeren getrunken. Ein komplett veganes Sortiment gibt es auch im Supermarkt Un Monde Vegan (Rue Notre Dame de Nazareth 64). Rohköstlich ist das Angebot von Wild & Moon, von dieser Kette gibt es gleich sechs Lokalitäten in der französischen Hauptstadt (zum Beispiel in der Rue des Gravilliers 25). Hier findet ihr außergewöhnliche Kaffeekreationen mit Superfoods und pflanzliche Küche. Lecker und hip!

Wer gerne Second Hand shoppt, der kommt bei den vielen Filialen – sechs Mal in Paris – von Mad Vintage ganz auf seine Kosten, mit tollen Vintage-Schätze und Hipsterkram.

Zum Abschluss bleibt zu sagen: Vergesst nicht, eure Kamera zu laden, nehmt euch gutes Schuhwerk mit und startet bei Bedarf bei einem der Tourismus-Infopoints. À bientôt à Paris!

 

Was hat euch in Paris besonders gut gefallen? Habt ihr weitere Tipps für einen veganen und alternativen Kurzbesuch in der französischen Hauptstadt?

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Shades Tours – Spaziergang mit Tiefsinn

Wenn ein Tourist oder Reisender nach Wien kommt, dann wird von der musikalischen Tradition und den schönen Bauten geschwärmt. Das Schloss Schönbrunn und seine Gärten werden besucht, aber auch nach…

Wenn ein Tourist oder Reisender nach Wien kommt, dann wird von der musikalischen Tradition und den schönen Bauten geschwärmt. Das Schloss Schönbrunn und seine Gärten werden besucht, aber auch nach einigen moderneren Sehenswürdigkeiten, wie den Kunstausstellungen im Leopold Museum, wird gegoogelt.

Shades Tours und die Obdachlosigkeit

In meinem langjährigen beruflichen Kontakt mit Besuchern der österreichischen Hauptstadt wurde ich noch nie nach einer Tour betreffend Obdachlosigkeit oder anderer „Randgruppen“ in Wien gefragt. Noch nie wollte jemand mehr über die Problematik der Flüchtlinge in Erfahrung bringen, außer es hätte etwas mit eigener Sicherheit zu tun. Wien, die lebenswerteste Stadt der Welt, scheint immer nur ein Ort des schönen Vergangenen zu sein. Natürlich ist das etwas Wunderschönes, aber auch die Schattenseiten gehören zu unserer Stadt und sollten auf Neugierde stoßen.

Shades Tours veranstaltet Touren für interessierte Einzelpersonen oder Gruppen. Das Thema Obdachlosigkeit wird dabei von Menschen, die sich gerade in dieser Situation befinden oder es hautnah erlebt haben, während eines Spaziergang in der Stadt erklärt. Die 34-jährige Österreicherin Perrine Schober, die Tourismusmanagement in Deutschland studiert und sich während ihres Erasmus-Semesters in England auf die Thematik „Tourismus als volkswirtschaftliches Instrument der Armutsbekämpfung“ spezialisiert hat, gründete SHADES TOURS im April 2015.

Wien einmal anders erkunden

“Wusstet ihr, dass es in Notschlafstellen Zimmer mit bis zu 60 Betten gibt?”, fragt uns Barbara, unsere Guide an jenem Nachmittag. Ich bin ehrlich, nein, ich hatte noch nie wirklich darüber nachgedacht, wo obdachlose Menschen übernachten und vieles andere ist mir auch neu. Wir finden uns am Heldenplatz ein, wo die SHADES TOUR ihren Anfang nimmt und uns zu unterschiedlichen Orten im ersten Bezirk führen wird. Vom Treffpunkt aus gehen wir in Richtung Burggarten um dann vor der Franziskaner Kirche zu enden, wo es unter anderem von 9 bis 11 Uhr eine Armenausspeisung gibt.

Am Weg dorthin erzählt uns Barbara von ihrem persönlichen Schicksal. Sie war Galeristin bevor ihr Leben eine unglückliche Wendung nahm und ihr Brustkrebs diagnostiziert wurde. In Folge dessen wurde sie obdachlos und erkrankte an Depressionen. Doch jetzt geht es wieder bergauf, versichert sie kurz und so zufrieden, wie ein Mensch mit ihren Erfahrungen und Schicksalsschlägen in solch einem Moment eben sein kann.

Im Sommer gibt es in der Stadt Wien um die 800 Notschlafstellen, im Winter 1.500, erfahren wir. Sieben Tageszentren bietet die Stadt. Die Tageszentren sind offen für alle Betroffenen unabhängig ob Anspruch oder nicht. Einzige Ausnahme hier bildet die Gruft, diese ist nur für Anspruchsberechtigte Personen zugänglich deswegen wurde auch die zweite Gruft gegründet die ebenfalls offen für alle ist, mit dem Fokus auf Nichtanspruchsberechtigte. Anders verhält es sich bei den Notschlafquartieren die sind nur im Winter auch für nichtanspruchsberechtigte Personen offen. Meistens gibt es zwei abgetrennte Bereiche – einen für Frauen und einen für Männer. Somit sind Duschen, Schlafsäle, Räume mit Waschmaschinen und Begegnungsräumlichkeiten nach Geschlecht getrennt und Barbara bestätigt, dass es aus ihrer Sicht eine gute Idee sei. Denn dies vermeide Übergriffe, vor allem auch verbaler Natur.

Obdachlos in Wien

“Hungern muss niemand, man muss sich nur durch die Stadt bewegen”, denn Essen wird an vielen Orten verteilt unter anderem im Canisibus, auch Suppenbus genannt, und bei den Barmherzigen Schwestern. Auch auf medizinische Versorgung wird Wert gelegt. So gibt es nicht nur den Louise-Bus, der sich jede Woche durch die Stadt bewegt und an bestimmten Stationen Halt macht, im Akutfall müssen Spitäler unversicherte Menschen aufnehmen und behandeln. Eine Zahnklinik gibt es im zweiten Wiener Bezirk bei den Barmherzigen Brüdern, im neunerhaus findet sich ein praktischer Arzt sowie eine Tierklinik, die Tiernahrung abgibt. Eine andere Initiative, die erwähnt wurde ist der Kulturpass, mit dem Obdachlose Kulturhäuser besuchen und sich dadurch am Kulturgeschehen beteiligen können.

Interessant fand ich auch die Erläuterungen zu den Ursachen von Obdachlosigkeit: Jobverlust ist mit 50 Prozent der Vorreiter, darauf folgen Verschuldung, Süchte wie Alkohol- und Spielsucht, Krankheiten physischer und psychischer Natur, soziale Probleme und abschliessend die freiwillige Obdachlosigkeit. Viele weitere Informationen wurden vermittelt und auf viele Fragen eine Antwort gegeben.

Die SHADES TOURS sind absolut wert, gebucht und besucht zu werden! Sie sind nicht nur für Touristen, sondern vielleicht besonders auch für Einheimische, wertvoll. Es geht nicht unbedingt darum die Stadt zu erkunden, sondern dieser Stadt und ihren Bauten ein besseres Verständnis für Obdachlosigkeit einzuhauchen. Es war eine spannende und augenöffnende Erfahrung, die ich jederzeit wiederholen würde.

TEDx in der TUWien über Social Entrepreneurship

In diesem englischsprachigen Video hält Perrine Schober eine inspirierende Rede über soziale Initiativen und ihre persönlichen Erfahrungen. Die Gründerin der SHADES TOURS erzählt, wie ihre Träume in Form eines Businesses Gestalt annahmen und wie sie zu dem Thema der Obdachlosigkeit steht: “Think about it, we don’t focus on their strengths we focus on their weaknesses and that’s a pattern in our society.”

SHADES TOURS bietet Touren in deutscher und auch englischer Sprache, unter diesem Link kann direkt gebucht werden. Eine Tour dauert rund zwei Stunden und kostet 15 Euro pro Person. Private Gruppentouren können für Unternehmen und Schulen organisiert werden. Das neueste Angebot von SHADES TOURS ist das Afterwork Kochen im VinziPort.

Vielen Dank an SHADES TOURS für die Möglichkeit an der Stadtführung kostenlos teilnehmen zu können!

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Das Schenna Resort – Ruhe und Entspannung in Südtirol

Das Schenna Resort, bestehend aus dem Hotel Rosengarten, dem Hotel Schwefelbad und dem Hotel Mitterplatt, war so freundlich mich einzuladen, das Hotel Rosengarten zu besuchen um mir einen umfassenden Eindruck zu dessen…

Das Schenna Resort, bestehend aus dem Hotel Rosengarten, dem Hotel Schwefelbad und dem Hotel Mitterplatt, war so freundlich mich einzuladen, das Hotel Rosengarten zu besuchen um mir einen umfassenden Eindruck zu dessen Service und Angeboten machen zu können. Da ich schon seit langem nach Südtirol reisen wollte, beschloss ich die Einladung anzunehmen und mir die Südtiroler Schmankerl nicht entgehen zu lassen.

Die Lage

Das Schenna Resort liegt im malerischen Südtirol in der Nähe von Bozen. Auf einer Seite sehen wir Berge, die sich scheinbar an Höhe übertrumpfen wollen, auf der anderen Seite gibt es Hügel voll mit schmackhaft riechenden Apfelplantagen und kleinen, niedlichen Wanderwegen, die zum Erkunden einladen. Schenna geht auf das italienische Wort “scaene” zurück, was so viel bedeutet wie bühnenhafter Aufbau. Ich vermute, die Bezeichnung bezieht sich auf die Landschaftsplateaus der Gegend. Der Ort hat um die 3.000 Einwohner und liegt zwischen Meran, das drei Kilometer entfernt ist, und Bozen in 25 Kilometern Entfernung.

Die Fahrt von Wien aus dauert rund sechseinhalb Stunden. Mit dem Auto ist das Ressort relativ einfach zu erreichen, aber Achtung: Mautgebühren von ungefähr 15 Euro fallen wegen des Befahrens der Brennerautobahn an. Spannend wurde es dann kurz vor der Ankunft, als mich mein GPS netterweise auf einen sehr engen Weg lotste, der mich abschnittsweise die Luft anhalten ließ und meinte, mir die wunderschönen Apfelplantagen bereits vorab aus der Nähe zeigen zu müssen. Nichtsdestotrotz war das wohl der kürzeste Weg. Keine Sorge, es gibt wenn ihr weiter der Hauptstraße folgt auch eine Abfahrt direkt zum Hotel. So könnt ihr das kleine Abenteuer vermeiden!

Apfelplantagen - Schenna Resort (c) Corinna Stabrawa

Das Hotel als Familienbetrieb

Vater Luis und Mutter Rosa gründeten 1968 eine Frühstückspension und setzten so den Grundstein für das Schenna Resort. Die Geschwister Heidi Pföstl-Wörndle, Stefan Pföstl, sowie Priska Pföstl sind allesamt im Hotelbetrieb tätig. Stefan Pföstl ist für den Service, die Küche und die Weinproduktion verantwortlich, Priska Pföstl betreut den SPA sowie das Body and Mind Programm. Heidi Pföstl-Wörndle ist im Büro und im Marketing tätig. Sie ergänzen sich in ihren Positionen, haben diese jedoch auch sehr gut abgesteckt. Mit den wöchentlichen Sitzungen bringt jeder das ein, was in seinem Kernbereich ansteht und erfährt von den anderen wo es Schwachpunkte und wo es Grund zur Freude gab.

Das Zimmer

Nach der Ankunft und dem Check-in wurde ich direkt von einer freundlichen Praktikantin aufs Zimmer gebracht. Das Zimmer war sehr groß, aber trotzdem sehr gemütlich. Bedeckte Farben wie grün und violett verschmolzen mit der sonst in Holz gehaltenen Einrichtung. Auch das Steinwaschbecken im offenen Bad mit Dusche bot einen angenehmen Kontrast zu den ansonsten weicheren Tönen. Das Highlight der Einrichtung war der Kleiderkasten. Er war nicht, wie in so vielen Hotels, in Richtung Schlafzimmer ausgerichtet, sondern nahm einerseits die Rolle der Zimmertrennung ein und andererseits konnte ich direkt nach dem Duschen auf meine Kleidung zugreifen. Das Bett war in meinen Augen auch so ein Südtiroler Schmankerl. Die Polster waren zur Abwechslung einmal nicht zu hoch gehalten und die Matratze sehr bequem und wie gemacht für ein paar Tage völlige Entspannung.

Der einzige Schwachpunkt war die Lage meines Hotelzimmers, das sich in Richtung Eingang des Hotels befand. Schöner wäre es gewesen, in einem Zimmer mit Sonnenuntergangsaussicht zu schlafen, denn der Ausblick der Einfahrt begeistert wenig im Vergleich zur wunderbaren Natur. Dies beim Buchen immer unbedingt erwähnen, denn die richtige Aussicht lässt Instagram-Herzen höher schlagen und steigert das Urlaubsfeeling.

Hotelzimmer im Schenna Resort (c) Corinna Stabrawa

Die Nachhaltigkeit

Im Schenna Resort wird viel Wert auf lokale Produkte gelegt, besonders bei Lebensmitteln. Kurze Transportwege spielen ebenfalls eine große Rolle. Auch die Beauty-Produkte im SPA kommen aus Südtirol und Deutschland – Team Dr. Joseph und Pharmos Natur – und sind biologisch zertifiziert. Aus Nachhaltigkeitsgründen wird auch Großteils auf Shampoos und andere Goodies in den Zimmern verzichtet. Bereitgestellt werden eine kleine Seife, ein nachfüllbares Body- und Haarshampoo sowie Wattepads und Wattestäbchen.

Der neueste Zuwachs besteht aus einer E-Tankstelle, welche in der Garage montiert wurde und E-Bikes, die gegen Gebühr verliehen werden. Sonnenkollektoren sind am Dach zu finden und durch ein lokales Blockheizkraftwerk wird der Energieverbrauch vor Ort geregelt und dadurch gering gehalten.

Das Angebot

Das Hotel legt einen starken Fokus auf die körperliche wie auch geistige Entspannung. Es bietet deshalb fünf Mal die Woche Yoga an, die Einheiten finden entweder in einem der Seminarräume oder auf der Panoramaterrasse statt. Desweiteren kann Aqua Fitness betrieben werden, Pilates und Stretching werden ebenfalls angeboten. Angeboten werden außerdem Wanderungen jeglicher Art sowie privates Persönlichkeits- sowie Transformationscoaching. Der Wellnessbereich – siehe Titelbild – besteht aus einem ganzjährig beheizten Sole-Außenpool sowie einem Indoorpool, finnischer Sauna, Biosauna, Rosen- und Weinbergsauna, türkischem Dampfbad, Infrarotkabine und täglichen Sauna-Aufgüssen.

Der Wellnessbereich hat meine Erwartungen definitiv übertroffen. Viel Ruhe, entspannende Musik und genug Raum, um unter sich zu sein, kreieren die perfekte Atmosphäre zum Aufatmen und Genießen. Warmer Tee sowie kalte Getränke, Nüsse und getrocknete Apfelringe stehen zur freien Entnahme bereit und runden das Angebot ab. Beim Aqua Fitness habe ich zwar den Altersdurchschnitt erheblich gedrückt, aber es war ein lustiges Unterfangen und auch für mich ein Vergnügen.

Das vegane Angebot

Beim Abendessen wird man auf einem Tisch mit eigenem Namensschild platziert, der dann für den ganzen Aufenthalt zu einem gehört. Das tägliche 5-Gänge Menü wird einzeln serviert, es gibt mehrere Optionen, aus denen man wählen kann. Wer ein veganes Menü möchte, meldet sich am besten vor der Anreise oder kommuniziert das gleich nach Ankunft. Der Koch stellt hier gerne individuell etwas zusammen.

vegane Ernährung (c) Corinna Stabrawa

Ich hatte das Vergnügen eines veganen Galadinners, welches folgendes Menü zum Besten gab:

Mediterranes Olivenöl aus der Toskana mit Ciabatta
Gruß aus der Küche
Zweierlei Bruschetta mit Rucola
Tomatencremesuppe
Risina-Bohnen mit Radicchio
Gersten-Kräuter Risotto
Sorbet Variation mit frischen Früchten

Im großen und ganzen war das Menü sehr lecker, bis auf die Risina-Bohnen mit Radicchio, welche ein wenig trocken erschienen. Alle anderen Speisen waren sehr schmackhaft – obwohl ich nicht vegan lebe, kann ich die vegane Küche des Hotels absolut weiterempfehlen.

Beim Frühstücksbuffet gab es reichlich Auswahl, darunter auch frische Smoothies und unterschiedliche Sorten von veganer Milch und veganem Joghurt. Ein veganes Frühstück lässt hier keine Wünsche offen.

Der SPA

Während meines Aufenthaltes durfte ich auch ein SPA-Treatment genießen und zwar das Südtiroler Badl mit anschließender Fußmassage. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mir wärmeres Badewasser und eine stärker ausgeprägte Fußmassage gewünscht hätte. Dazu möchte ich jedoch hinzufügen, dass ich normal sehr heiß bade und relativ schmerzvolle Fußreflexzonenmassagen gewohnt bin. Um zu Entspannen und Abzuschalten ist diese Behandlung sicherlich zu empfehlen. Geboten werden eine große Auswahl an traditionellen Südtiroler Wellnesserlebnissen – unter anderem Silberquarzit-Massagen, hier ist sicherlich für jeden etwas Interessantes dabei.

Südtiroler Badln (c) Corinna Stabrawa

Priska Pföstl im Interview

Am Tag meiner Abreise hatte ich noch die Gelegenheit, mit Priska Pföstl, der Verantwortlichen für die Lebensglückseminare, Persönlichkeits- sowie Transformationscoachings und den SPA-Bereich, zu sprechen.

Corinna: Was ist so besonders am Schenna Resort und vielleicht nicht sofort ersichtlich?

Priska Pföstl: Wir sind an der Hotelrezeption von einem Kristall ausgegangen. Und diese kristalline Form findet man hier auch immer wieder, wir haben auch Kristalle in den Unterboden eingegossen. Überall in den Ecken des Hauses befinden sich richtig große Bergkristalle, welche die Energien immer wieder regenerieren, klären und wieder stärken. Wir haben auch in jedem Zimmer, in jedem Raum des Hotels geweihte Marienmedallions in den Unterboden eingegossen. Die kann man nicht sehen, vielen Menschen, die feinfühlig sind – und es werden immer mehr Menschen – sagen, man kann es im Haus fühlen.

Wo siehst du eure Aufgaben im Hotel?

Ein großes Anliegen ist für uns, den Menschen nicht nur körperlich abzuholen, ihn nicht nur als Kunde Nummer X oder Y zu sehen, sondern ihn wirklich auch in seiner Seele zu erreichen. Ihm eine Wertschätzung zu geben. Entspannung und Erholung findet in uns statt. Wir Menschen fahren in Urlaub, damit wir uns innerlich erholen können. Viele Menschen fahren in den Urlaub und sind trotzdem gestresst und können nicht abschalten.

Ich finde gezielte Meditationen und Yoga Sessions sind wirklich eine gute Möglichkeit, in ganz kurzer Zeit bei sich selbst anzukommen. Ich glaube, wenn der Rahmen gegeben ist, kann man die eigene innere Ruhe sehr schnell erreichen. So organisiere ich zum Beispiel Bewusstseins- und Transformationstage, das sind drei Tage, wo ich die Menschen begleite bei sich anzukommen, sich bewusst zu werden, was für ein Leben sie führen und wohin sie wollen, sich wirklich neu auszurichten und auch in dieses Fühlen kommen zu können. Ich mache auch Seminare für Frauen, mein Bruder bietet im Gegenzug etwas für Herren an, das ist ein Wochenendprogramm. Ich gehe ein wenig mehr in die Tiefe mit den Frauen und mein Bruder nimmt die Männer in seine Weinkellerei mit.

Wie bist du dazu gekommen?

Ich komme aus dem Gastgewerbe und für uns war immer klar, der Gast ist König. Ich war verheiratet mit einem Gastwirt, habe zwei kleine Kinder gehabt und dann ist die Beziehung auseinander gegangen und ich bin auf die Suche nach mir selbst gegangen. Schon seit 15 Jahren beschäftige ich mich ausschließlich mit diesem Thema, ich habe viele Ausbildungen gemacht – Reiki, Transformationstherapie, Mediale Ausbildung, Channeling-Ausbildung, Schwitzhüttenausbildung und begleite seit sieben Jahren Menschen auf ihrem eigenen Bewusstseinsweg. Wir sind ja meistens betriebsblind und sehen nur einen kleinen Radius von unserem Leben. Durch meine Arbeit kann ich Menschen helfen, den ganzen Radius zu sehen und zu erkennen, warum gewisse Themen präsent sind im Leben.

Wenn Menschen auf einem Tiefpunkt angelangt sind, dann suchen sie nach Licht, dann kommen genau die richtigen Menschen, die richtigen Bücher ins Leben. Du wirst bekommen was du brauchst. Damals war es für mich ziemlich dunkel, ich habe Zwillinge, die waren damals zwei Jahre alt. Ich habe alles verlassen, was mir ans Herz gewachsen ist, der Hotelbetrieb, meine Schwiegereltern, den gesamten geschützten Rahmen, den ich da hatte. Ich war damals zwölf Jahre verheiratet und habe mich ins kalte Wasser geschmissen, mit zwei kleinen Kindern, wo man oft mit einem schon genug hat. Und dann habe ich wirklich nach Licht suchen dürfen. So bin ich auch auf meinen Bewusstseinsweg gekommen. Der Weg durchs Dunkel führt einfach ins Licht.

Heute freue ich mich, Menschen dabei begleiten zu dürfen, denn ich glaube, die Arbeit kann man nur insofern gut machen, wenn man es selber auch durchlaufen hat. Ansonsten kannst du zwar über etwas sprechen, aber du kannst Menschen nicht abholen, wenn du nicht selber diese Gefühle durchlebt hast.

Worin siehst du die Zukunft eines Hotels?

Ich glaube, die Hotels der Zukunft werden auch die Krankenhäuser der Zukunft sein. Vielleicht greife ich da zu weit vor, weil heilen kann man energetisch auch, Heilung muss nicht nur in Krankenhäusern geschehen, Heilung kann auch in der Seele geschehen, es kann im Urlaub geschehen. Ich schätze die Schulmedizin sehr und benutze sie auch, wenn ich sie brauche. Aber trotzdem ist es gleich wichtig, parallel zu schauen, was kann ich für meine Gesundheit tun? Denn ansonsten bleibt man immer in einer Opferhaltung. Ich muss zum Arzt gehen. Hoffentlich bekommt dieser mich gesund. Anstatt zu sagen, ich nutze die Schuldmedizin, aber trotzdem schaue ich, was kann ich tun, wo kann ich noch weiter wachsen – in mein eigenes Heil hineinwachsen.

Das Fazit

Obwohl das Hotel einige Details noch perfektionieren könnte, ist es bereits auf bestem Wege, eine meiner Lieblingsunterkünfte zu werden. Die Atmosphäre ist sehr familiär, Probleme werden mit einem Lächeln gelöst und die Ernährung ist ausgewogen und mit traditioneller Südtiroler Kost besprenkelt.

Geeignet ist das Hotel Rosengarten für Personen, die Ruhe und Erholung suchen. Im Wellnessbereich sind Kinder erst ab 16 Jahren zugelassen, deshalb spricht es eher DINKs (double income, no kids) im Alter von 25 bis 45 Jahren an, welche sich vielleicht auch auf Selbstfindung befinden oder nach etwas Glück Ausschau halten. Bei Letzterem kann Priska Pföstl behilflich sein, und obwohl ich leider keines ihrer Seminare besuchen konnte, würde ich dies gerne nachholen.

Adresse

Schenna Resort
Alte Straße 14
39017 Schenna bei Meran
Italien

Instagram: instagram.com/schennaresort
Facebook: facebook.com/SchennaResort

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Camping in De Lakens an der Nordsee

Anfang Oktober 2015 hatte ich eine Reise nach Amsterdam geplant – ein verlängertes Wochenende um bei der Blogger Konferenz Meet The Blogger dabei zu sein. Wie es der Zufall so wollte, wurde…

Anfang Oktober 2015 hatte ich eine Reise nach Amsterdam geplant – ein verlängertes Wochenende um bei der Blogger Konferenz Meet The Blogger dabei zu sein. Wie es der Zufall so wollte, wurde ich zeitgleich vom Campingplatz De Lakens in den Niederlanden eingeladen, zwei Nächte in ihren “Backpackshacks” zu verbringen. Da Amsterdam nur rund 40 Minuten Zug- und Busfahrt von De Lakens entfernt liegt, beschloss ich, das Angebot anzunehmen. Leider ist mir meine Begleitperson kurzfristig abgesprungen, deshalb ging es alleine auf den Campingplatz.

Der Nationalpark Zuid-Kennemerland, vorwiegend bestehend aus Dünenlandschaften, umfasst eine Fläche von 38 Quadratkilometer und liegt westlich von der Stadt Haarlem. Der Campingplatz De Lakens liegt nur 200 Meter vom Bloemendaaler Strand entfernt.

Backpackshacks. Foto ©wingsaregolden.com

Backpackshacks

Der Zeitpunkt der Reise war nicht allzu optimal gewählt, denn entgegen meiner Erwartungen war auf dem Campingplatz, besonders jedoch in den “Backpackshacks”, nicht mehr viel los. Ich musste also den Bloemendaaler Strand alleine erkunden. Gleich am ersten Abend stellte ich fest, dass die Sonne relativ früh unter ging und ich pünktlich vor Ort sein musste um diese wunderschöne Erfahrung nicht zu verpassen. Ich genoss die Stille und die Natur. Ich kann euch getrost mitteilen, dass es in Wien nichts Vergleichbares gibt!

Zu den “Backpackshacks” muss ich sagen, dass ich die umgebauten Container mit den Hängematten als Alternative für Zelte fantastisch finde. Es gibt einen Grill vor der quasi Backpackshack -Haustüre und die öffentlichen Duschen und WCs sind auch gleich um die Ecke. Da ich hauptsächlich für die Konferenz in Amsterdam gepackt hatte war ich auf die Kälte nicht vorbereitet. Trotz kleinem Heizkörper im Backpackshack war mir in der Nacht recht kühl – aber die frische Luft am Morgen, sowie die Sonnenaufgänge machten das wieder wett.

Campingplatz De Lakens. Foto ©wingsaregolden.com

Campingplatz De Lakens

Es gibt einige unterschiedliche Unterkunftsarten am Campingplatz De Lakens und ich empfehle die Website genau zu durchforsten um die passende zu wählen – so wäre ein “Campingbungalow” oder ein “Beachhouse Laidbackshack” meine erste Wahl – ich bin wohl tief in meinem Herzen doch ein Glamper!

Ein tolles Angebot, welches ich leider nicht nutzen konnte, da die Saison bereits zu Ende war und die Schule geschlossen hatte, waren Surfkurse von Surfana Bloemendaal! Muss eine tolle Erfahrung sein, die ich beim nächsten Mal nicht missen möchte! Auf jeden Fall zu empfehlen ist, den Fahrradverleih zu nutzen um direkt nach Haarlem zu “treten”. Das ist schon allein als Kostenpunkt ein Must. Die Busse aus Haarlem sind ziemlich teuer, da nur eine private Buslinie den Campingplatz anfährt – die Radwege sind super ausgebaut und führen neben der Hauptstraße direkt in die Stadt hinein! Ein großer Pluspunkt des Campingplatzes: Gratis WLAN bei der Rezeption. Wir sind halt doch im 21 Jahrhundert!

Die Dünenlandschaft des Nationalparks habe ich an einem Tag ein Stück zu Fuß erkundet – da ich mich schnell und einfach verlaufe war mir die alleinige Fahrt mit dem Rad etwas zu abenteuerlich. Das habe ich jedoch auf nächstes Mal verschoben. Zum Ausgleich beschloss ich an einem Tag Haarlem zu erkunden – für mich das “kleine” Amsterdam. Diese Stadt ist einfach niedlich. Alle Häuser haben dieses typisch niederländische Aussehen und die kleinen Seitengassen verbergen interessante kleine Designateliers und Cafés. Die Hauptstraße bietet eine tolle Atmosphäre und besteht aus einer breiten Fußgängerzone. Die kleinen Brücken und viele Menschen auf Fahrrädern gaben mir sofort ein Gefühl des Wohlfühlens.

Haarlem von oben. Foto ©wingsaregolden.com

Haarlem von oben

Zu Mittag ging ich ins V&D Haarlem Centrum um im Dachgeschoss etwas Leckeres zu Essen und dabei einen wunderschönen Panoramablick zu erhaschen. Eine andere Empfehlung, die ich euch nicht vorenthalten möchte, bezieht sich auf die St. Bavokirche Haarlem. Als ich hörte, dass dort in 1766 der zehnjährige Mozart auf der Christian-Müller-Orgel spielte, welche 5.068 Pfeifen und fast 30 Meter Höhe hat, musste ich sie sehen. Wissenswertes: Der Fußboden der Kirche besteht aus etwas 1.500 Grabplatten – die älteste stammt aus dem 15. Jahrhundert!

Ich hatte leider nur zwei Nächte am Campingplatz De Lakens und habe einige Angebote nicht in Anspruch nehmen können, deshalb will ich auf jeden Fall zurück kommen, jedoch dieses Mal im vollen Glampingmode und mit Mitglampern/-campern, damit mehr Lagerfeuerfeeling entsteht.

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Das Schweigen des Merinoschafes – Mulesing im Outdoorbereich

Viele Outdoor-Freaks sind längst überzeugte Träger von Produkten aus Merinowolle. Von der Unterwäsche bis zum Pullover ist alles aus der feinen Schafwolle hergestellt. Der Wärme-Kälte-Haushalt zirkuliert und die Geruchsbildung wird…

Viele Outdoor-Freaks sind längst überzeugte Träger von Produkten aus Merinowolle. Von der Unterwäsche bis zum Pullover ist alles aus der feinen Schafwolle hergestellt. Der Wärme-Kälte-Haushalt zirkuliert und die Geruchsbildung wird eingedämmt. Doch was hat es mit der ganzen Zauberkraft des Schafkleides auf sich?

Merinoschafe sind eine Feinwoll-Schafrasse, die sich ausgehend von Spanien über die ganze Welt bis nach Australien ausbreitete. Neuseeland und Australien stellen heute die größten Merinowolle-Lieferanten der Welt dar. Merinoschafe produzieren Wolle, die auffallend gekräuselt, weich und elastisch ist. Darüber hinaus ist sie leicht und kratzt nicht auf der Haut – Eigenschaften, die sich die heutige Outdoor-Industrie zunutze gemacht hat. Naturfasern werden bei Textilien für den Outdoor-Bereich eher nachrangig verwendet, da sie sich als nicht sehr leicht oder robust herausgestellt haben.

Doch die Wolle des Merinoschafes kann mit den handelsüblichen Polyester- oder Polyamid-Kleidungsstücken mithalten. Zu den viel umjubelten Funktionen der Merinowolle zählt man unter anderem den optimalen Feuchtigkeitstransport. Die Fasern können mitunter 30% ihres Eigengewichts an Flüssigkeit aufnehmen und hinterlassen somit keine feuchten Stellen auf der Kleidung. Auch beim Thema Geruch kann die Merinowolle punkten: Wir schwitzen normalerweise Fette, Bakterien und Salze aus unserer Haut aus. In üblichen Funktionsshirts aus Kunstfasern, die eine glatte Oberfläche besitzen, bleibt dieser Schweiß hängen und fängt nach einer Zeit zu riechen an. Merinowolle hingegen weist eine schuppige Oberfläche auf, auf der sich Bakterien schwer halten können – so kommt es zu einer weitaus geringeren Geruchsbildung als bei Kunstfasern. Ein weiterer Vorteil gegenüber Kunstfasern, speziell für Camping-Liebhaber, ist die geringere Brennbarkeit der Textilien.

wandern

Doch wie so oft hat die Produktion von Merinowolle leider auch eine Schattenseite. Mulesing ist eine weit verbreitete Methode – vorrangig in Australien und Neuseeland, höchstwahrscheinlich aber auch in anderen Ländern zu finden -, die die Wirtschaftlichkeit der Wolle hoch und den Preis derer niedrig halten möchten. Mulesing soll Schafe vor Fliegenbefall bewahren – in den Hautpartien am Hinterteil des Schafes, wo ein teils schmutziges, warmes und feuchtes Milieu herrscht, ist das Risiko des Fliegenbefalls enorm. Die Fliegen legen ihre Maden in die Hautfalten des Schafes, diese fressen sich bis tief in das Fleisch, woraufhin das Schaf qualvoll verendet.

Mulesing ist eine präventive Methode und wird schon bei Lämmern im Alter zwischen acht und zwölf Wochen durchgeführt. Hautstücke rund um den After und die Vulva werden ohne Betäubung entfernt und die Stellen anschließend desinfiziert. Eine kostenintensive Alternative wäre den risikobehafteten Bereich regelmäßig auszuscheren, was zwar wiederum jedes Mal mit Stress bei den Tieren verbunden, aber dafür schmerzfrei ist. Eine andere Möglichkeit sieht man in einer medikamentösen Behandlung, die den Fellwuchs einschränken soll. Diese Methode wird aber erst zu Forschungszwecken eingesetzt und findet noch keine Anwendung in der breiten Masse. Eine geeignete Lösung scheint auf jeden Fall noch nicht gefunden worden zu sein.

Merinowolle findet man aber trotz aller Kritik in vielerlei Bergsportartikeln. Manche Outdoor-Marken sind hier Vorreiter und weisen auf ihre Mulesing-armen oder Mulesing-freien Produkte hin. Bei Icebreaker kann man online seine Merinotextilien bis zum Produzenten zurückverfolgen. Auch Smartwool und Ortovox verwenden keine Mulesing-Wolle. Mammut und andere Produzenten versuchen Mulesing-freie Produkte herzustellen, weisen aber darauf hin, dass sie diese Richtlinien nicht ausreichend kontrollieren können.

Diese Fakten sollte man beim Kauf von Outdoorbekleidung und anderen Produkten aus Merinowolle im Hinterkopf behalten und entweder auf Mulesing-freie Produkte umsteigen oder auf entsprechende tierleidfreie  Natur- oder Kunstfaseralternativen zurückgreifen.

 

Quellen:
planet-wissen.de/alltag_gesundheit/werkstoffe/wolle/merinowolle.jsp
hugsforhikers.com/blog/2012/01/06/merinowolle/
outdoorblog.ch/ausruestung/funktionsunterwaesche-merinowolle-kunstfaser/
bergzeit.at/icebreaker-merino/
hamburger-illustrierte.de/content/htm/tic/2004/12/12/200412122327.html

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Bist du bereit? Ein Monat Volunteering in Uganda

„Bist du bereit?“ – Seit einer gefühlten Ewigkeit hat mir die so betitelte Datei vom Download-Ordner meines Macs entgegen gestarrt. Ab und an habe ich sie angeklickt, fast schon schüchtern die…

„Bist du bereit?“ – Seit einer gefühlten Ewigkeit hat mir die so betitelte Datei vom Download-Ordner meines Macs entgegen gestarrt. Ab und an habe ich sie angeklickt, fast schon schüchtern die Zeilen gelesen. Beinahe so, als hätte ich Angst gehabt, dass mir dort die Antwort ins Gesicht springen und höhnisch schreien würde: „Bereit, du? Dass ich nicht lache!“

Dabei sind sie gar nicht da, um mich zu prüfen. Die Zeilen sollten mich vielmehr auf mein nächstes Abenteuer, mein nächstes Projekt vorbereiten: Ein Monat in Uganda. Ziel sind weder die Nebelberge noch die Safari zu den wilden „Big 5“, nicht der Nil-Ursprung oder die verrufen gefährlichen Motortaxis in der Hauptstadt Kampala. Obwohl ich all das vielleicht auch sehen und erleben werde. Mein Ziel ist ein kleines Dorf im Bezirk Luweero im Zentrum des Landes, wo ich für die Organisation Karmalaya der ehemaligen österreichischen Reisejournalistin Tina Eder tätig sein werde.

Schwer fällt es mir, darüber zu schreiben, was ich dort tatsächlich ein Monat lang tun werde. Noch schwerer fiel es mir bisher, die neugierigen Fragen meiner Freunde, Familie und Bekannten zu beantworten. Irgendwie kam nur kryptisches Gestotters heraus. Dabei habe ich mich doch nicht leichtfertig darauf eingelassen, habe ja das Voluntourismus-Projekt Karmalaya schon seit Jahren im Visier. In Nepal haben sie schon zahlreiche Freiwilligen-Projekte auf die Beine gestellt – und seit diesem Jahr sind sie auch in Uganda tätig.

So komplex ihre Projekte auch sind, so einfach sind die Eckdaten meiner Tätigkeit: Gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen (Kommen welche? Afrika ist ja derzeit – Ebola und Unwissenheit sei Dank – nicht auf der Reise-Bucket-List von Herrn und Frau Österreicher) baue ich für die nächsten zwei Wochen ein Lehmhaus für Sarah und ihre acht Kinder. Dass Sarah HIV-infiziert ist, das habe ich anfangs wohl aus Selbstschutz überlesen: Meine Tante ist vor Jahren in Österreich dem AIDS-Virus erlegen, und allein der Gedanke an die Krankheit ist für mich seit jeher Tabu und altbekannt Vertrautes zugleich. Immer wieder kriechen die Gefühle in mir hoch, wenn ich mich daran erinnere, wie meine – hochintelligente – Tante zum Schluss nur noch wirres Zeug von sich geben konnte. Ihren körperlichen Verfall hab ich kaum erlebt, die Szenen, wie meine Eltern sie völlig verstört aus der verdreckten Wohnung, in der sie sich verbarrikadiert hat, holen mussten, habe ich nicht live miterlebt. Auch sonst haben mich Mama und Papa in meiner damaligen Teenagerzeit vor der Konfrontation geschützt. Manchmal wünschte ich mir, sie hätten es nicht getan. Vielleicht wäre ich dann besser auf das vorbereitet, was mich jetzt in Uganda erwartet. Sarah ist bettlägerig, es geht ihr schlecht… sie wird wohl nicht die Einzige sein, die mir das Thema ins Gesicht drücken wird.

KALiARE FEE Lydia_shorter

Nach den zwei Wochen Arbeit und nach einigen Tagen auf Safari (Yeah!) werde ich noch bei anderen Projekten von Karmalaya in Luweero mithelfen: Dort haben Tina und ihr Mann Matthias gemeinsam mit der ugandischen Partner-NGO „Hope“ nämlich einiges vor. Im November haben sie in einem TEDx-Talk ihre Produktlinie KALiARE – empowerment products gelauncht. Derzeit sind schon die erste Reihe von zwei Halsketten in der limitierten Auflage von insgesamt 1.000 Stück auf dem Markt. Benannt nach den ersten Frauen, die dadurch unterstützt werden: Margret und Lydia. Zwei Frauen, die ich wohl in Uganda kennen lernen werde. Ihnen bringt der Verkauf nicht nur für ein Jahr ein Einkommen, er ermöglicht auch, das Projekt weiter voranzubringen, mehr Frauen zu fördern. Die Einnahmen fließen zu 100 Prozent in die integrierte Initiative. Langfristig soll sie sehr vielen Frauen in Entwicklungsländern eine Zukunft geben, so der Plan von Karmalaya. Neben fairen Löhnen, Rücklagen und einem dreijährigen Bildungsprogramm wird durch den Verkauf der Halsketten unter anderem auch ein Child Care Center und der Bau eines Community-Centers  in Uganda finanziert. All das liegt nah beieinander, ist Teil eines Ganzen – und all das ist im nächsten Monat meine Welt.

 „Reise lieber mit der aufgeschlossenen Haltung, dass du im Land bist, um zu lernen, als engstirnig zu denken, dass du „nur“ gekommen bist, um zu helfen.“

Dieser Satz steht im Verhaltenskodex für Volunteers, den mir Karmalaya ebenfalls geschickt hat und den ich unterschrieben habe. Ich muss ihn mir gar nicht oft vor Augen halten. Mir ist klar, dass ich zwar finanziell – die Mittel meiner Reise fließen in den Hausbau und die anderen Projekte – und auch manuell unterstützen werde, aber märtyrerartiger Gutmensch bin ich keiner. Immer wieder fallen mir Sätze von ehemaligen Fachkräften ein, die von meiner früheren Arbeitsstätte HORIZONT3000 in Länder des Südens geschickt wurden, um „Entwicklungszusammenarbeit“ zu leisten. Sie alle haben uni Sono erzählt, dass die ersten Wochen, ja, Monate nur aus Zuschauen, Beobachten, Abwarten, Ideen-Aufschreiben und wieder Verwerfen bestanden haben. Dass das die wichtigste Zeit war, weil sie dabei so viel gelernt haben – vor allem gelernt haben, ihre vorgefassten Meinungen und die unterschwellig in uns liegenden Bilder vom „allwissenden WestlerIn“ über Bord zu werfen. Genau das wünsche ich mir. Genau danach sehne ich mich gerade jetzt. Dass ich durchlässig und offen bin, ehrlich genug, mich erfolgreich diesem Wirrwarr aus Angst, Traurigkeit, Freude, Hoffnung und Enttäuschung zu stellen und das Lernen daraus mitzunehmen. Dass ich einfach Mensch sein kann, dem andere begegnen und der anderen begegnet – auf Augenhöhe.

Bin ich bereit? Ich merke deutlich, wie jeder Versuch, meine Antwort in Worte zu fassen, scheitert. Scheitern muss. Denn sie wird wohl jede Minute anders ausfallen. Nicht nur in Uganda, schon jetzt, während ich so mit gepacktem Koffer auf dem Flughafen Wien sitze und auf meinen Flieger warte. Bereit oder nicht, mein Abenteuer hat schon längst begonnen.

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Workaway – Arbeiten und Reisen inklusive

Fast überall auf der Welt: Fidschi, San Salvatore oder Esslingen am Necker? Drei bis fünf Stunden am Tag arbeiten, dafür Kost und Logis frei und demnach Geld und Zeit genug,…

Fast überall auf der Welt: Fidschi, San Salvatore oder Esslingen am Necker? Drei bis fünf Stunden am Tag arbeiten, dafür Kost und Logis frei und demnach Geld und Zeit genug, um Land und Leute kennen zu lernen? Da bin ich natürlich sofort dabei. Wäre doch auch die Frage geklärt, wie ich im Sabbatjahr durchs Leben komme, ohne danach Privatinsolvenz anmelden zu müssen. Das Konzept klingt fair und einfach und so war unsere (unsere, weil mein Mann auch mit an Bord war) erste Workaway-Stelle auch schnell gefunden: Eine Woche arbeiten, sprich Streichen und Gartenarbeit (laut E-Mail der Hosts) auf einem romantischen Chateau in der Nordbretagne, irgendwo im Nirgendwo.

Voller Vorfreude und Erwartung traten wir Sonntag Morgen die 900 Kilometer weite Anreise per Auto an. Drei Hörspiele und viel zu viele Mautstationen später kamen wir abends am Ziel für unsere Woche an. Die Gastgeber waren außer Haus, so dass eine andere nette 17-jährige „Workawayerin“, ebenfalls Deutsche, uns in Empfang nahm und uns ziemlich zackig mit allem vertraut machte: Arbeiten von zehn bis halb eins, danach Essen und Mittagspause bis drei, weitere zwei bis drei Stunden arbeiten sollten folgen.

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Ok, das hatten wir uns anders vorgestellt, aber wir haben ja ein Mundwerk, um das zu thematisieren. Danach durften wir unser Zimmer beziehen. Eine muffige Staubhöhle in rosa beziehungsweise eines der zu mietenden Gästezimmer. Am ersten Tag verwandelte ich mich in ein Zimmermädchen, zusammen mit Lena putze ich zehn Zimmer. (Irgendwann habe ich aufgehört, mich zu fragen: „Was mache ich ich eigentlich hier?“) Der zweite Tag verlief ähnlich, dieses Mal stand das Putzen des Kühlhauses und des Backofens auf dem Programm – dass ich dort putzen sollte, wusste ich im Vorfeld nicht. Allerdings hatten wir durchgesetzt, um neun Uhr anzufangen, so dass wir den Nachmittag frei hatten, und Mittwoch auch, also Zeit, die schöne Gegend ausführlich zu erkunden. Donnerstag und Freitag verliefen ähnlich, dieses Mal wieder eine Stunde früher, und endlich war mal das angekündigte Streichen an der Reihe, so dass wir nach dem gemeinsamen Mittagessen – welches in Frankreich ja gerne mal was etwas länger dauert – wieder Zeit für uns hatten. Den Freitagabend durften wir Küchenchefs spielen und wir haben alle bekocht, eine Aktion, die von allen Workawayern dort gewünscht ist und uns ne eine Menge Spaß gemacht hat. Samstag Morgen haben wir dann etwas früher als ursprünglich geplant Abschied genommen, um die letzten Tage der Herbstferien entspannt in einem Ferienhaus an der Küste Carnacs zu verbringen.

Wir haben unglaublich viel gelernt in der kurzen Zeit – nicht nur, wie man eine Schleifmaschine beziehungsweise einen Rasentrimmer bedient – und wissen nun, worauf wir achten müssen, wenn wir uns in Zukunft wieder als Workawayer zur Verfügung stellen. Nach wie vor halte ich die Idee für super, allerdings ist ganz wichtig, dass man im Vorfeld durch möglichst viel Kommunikation so viel Transparenz wie möglich schafft, um mit einem guten Gefühl dabei sein zu können.

Mehr Infos findet ihr hier: workaway.info

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Grün im großen weißen Norden – Niagarafälle und mein (Zwischen-) Fazit

Ende Juli bin ich von meinem halbjährigen Aufenthalt in Kanada wieder nach Europa zurück gekehrt. Da sich mit meiner Rückkehr gleichzeitig auch viele andere Aspekte in meinem Leben verändert haben,…

Ende Juli bin ich von meinem halbjährigen Aufenthalt in Kanada wieder nach Europa zurück gekehrt. Da sich mit meiner Rückkehr gleichzeitig auch viele andere Aspekte in meinem Leben verändert haben, hat sich mein Fazit zu Kanada etwas verzögert. Es hat mich zunächst ein wenig geärgert, hat mir aber den Raum zur Reflexion gegeben. Außerdem kann ich die kalten Herbsttage nun mit warmen Sommerbildern auffrischen.

An meinen letzten Tagen habe ich die Niagarafälle, London in Ontario und Niagara on the Lake besucht. Ich habe zusammen mit Freunden ein Auto gemietet und wir sind frühmorgens zu Niagara on the Lake aufgebrochen. In dem idyllischen Ferienort angekommen, saßen wir zunächst am ruhigen See, auf dem die Morgensonne glitzerte, und haben unser mitgebrachtes Frühstücksporridge genossen.

London Ontario

Niagara on the Lake ist ein friedliches Nest, das nördlich der Niagarafälle liegt und ein typischer Ferienort zu sein scheint. Wir erkundeten die Straßen und Grünanlagen ausgiebig, bevor wir uns weiter zum nächsten Halt aufmachten – die Niagarafälle. Ich hatte nicht allzu viel erwartet, da mir bereits berichtet worden war, dass die Fälle sehr touristisch sind. Dennoch war ich von der Lieblosigkeit des Ortes etwas geschockt. Kalte Betonbauten, leerstehende Geschäfte und nur wenig Grün waren zu sehen, als wir aus dem Auto stiegen. Aber wir haben uns nicht lange im Ort aufgehalten und sind gleich zu den Fällen gelaufen, die leider auch direkt an einer vierspurigen Straße liegen.

Die Fälle selbst waren aber einzigartig beeindruckend. Der Wasserdampf sprühte bis zu uns hoch und fiel als sanfter Regen auf uns hinunter. Das Geräusch, das die schieren Wassermengen verursachten, hatte ich so noch nie gehört. Niagara bedeutet in der Sprache der Ureinwohner „donnerndes Wasser“. Es war ein wunderschönes Naturspektakel, selbst wenn um die Fälle herum nicht sehr viel Natur gewahrt wurde. Die breite Fläche von Wasser, die auf einmal von einer Höhe über 58 Meter auf eine tiefere Höhe verlagert wird, war wirklich atemberaubend.

Wir setzten uns auf die Wiese neben den Fällen und picknickten wieder, dieses Mal ein Chili con Soja zum Mittagessen. Schließlich ging es weiter nach London in Ontario, wo wir über Nacht blieben und im Garten einer meiner Freunde frischen Knoblauch, Radieschen und Rhabarber ernteten. Diese Leckereien wurden im Abendessen und im nächsten Frühstück verarbeitet. Bittersüß waren diese Tage, denn sie waren wunderschön, aber es waren meine letzten.

Wenn ich an Toronto zurück denke, ist meine erste Regung, dass ich die Stadt vermisse. Nicht nur, weil ich hier wunderbare Menschen getroffen habe und mich dort zu Hause gefühlt habe, auch weil mir die zahlreichen Parks in der Stadt gefallen haben, die Potluck-Kultur und der alternative Flair, die vielen veganen Restaurants zu unglaublich günstigen Preisen, die lokalen Märkte, meine biologische Food-Coop und die Möglichkeit in „bulk“ ohne Verpackungen einzukaufen.

Kensington-Market

Die Potlucks haben mir besonders gut gefallen. Das Konzept funktioniert so, dass man sich gemeinsam zu einem Picknick, auf einem Festival oder bei jemanden zu Hause trifft und jeder bringt etwas zu essen mit. So ist kostengünstig auf einmal ein leckeres Buffet gezaubert und man lernt oft neue Rezepte und Gerichte kennen.

Ich war in Toronto auf veganen Potlucks, DIY workshops, einer Demonstration, auf gratis Musikfestivals und einem Outdoor-Yoga-Festival. Ich lag am Strand, war im Lake Ontario schwimmen und auf ihm segeln. Ich habe über Pflanzensamenbanken zur Artenvielfalterhaltung gelernt, über die Sprossenzucht, biologischen Gartenanbau und Food-Coops. Mein grüner Horizont hat sich in Toronto auf jeden Fall erweitert.

YogaFestival

Natürlich gibt es in Kanada auch Schattenseiten. Besonders die Genehmigung von genmanipulierten Nahrungsmitteln und der Hormonbehandlung von Tieren empfinde ich als extremes Defizit, auch wenn ich damit durch meine vegane Ernährung und den Einkauf bei meiner Food-Coop weitestgehend persönlich nicht in Berührung gekommen bin. Auch habe ich das Gefühl, dass die Take-out- und To-go-Kultur in Kanada noch stärker verbreitet war, als in Deutschland.

Ist Kanada also grüner als Europa? In manchen Aspekten ja, in anderen nein, aber schlussendlich kommt es darauf an, was man selbst daraus macht.

Ich habe mich während meines Aufenthalt in das Land und die Stadt verliebt und freue mich darauf, im nächsten Jahr die Nationalparks dort zu erkunden und endlich einen Kolibri zu sehen. Eventuell gehe ich nämlich zurück.

Toronto

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