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Kategorie: Little Miss Itchy Feet

Bist du bereit? Ein Monat Volunteering in Uganda

„Bist du bereit?“ – Seit einer gefühlten Ewigkeit hat mir die so betitelte Datei vom Download-Ordner meines Macs entgegen gestarrt. Ab und an habe ich sie angeklickt, fast schon schüchtern die…

„Bist du bereit?“ – Seit einer gefühlten Ewigkeit hat mir die so betitelte Datei vom Download-Ordner meines Macs entgegen gestarrt. Ab und an habe ich sie angeklickt, fast schon schüchtern die Zeilen gelesen. Beinahe so, als hätte ich Angst gehabt, dass mir dort die Antwort ins Gesicht springen und höhnisch schreien würde: „Bereit, du? Dass ich nicht lache!“

Dabei sind sie gar nicht da, um mich zu prüfen. Die Zeilen sollten mich vielmehr auf mein nächstes Abenteuer, mein nächstes Projekt vorbereiten: Ein Monat in Uganda. Ziel sind weder die Nebelberge noch die Safari zu den wilden „Big 5“, nicht der Nil-Ursprung oder die verrufen gefährlichen Motortaxis in der Hauptstadt Kampala. Obwohl ich all das vielleicht auch sehen und erleben werde. Mein Ziel ist ein kleines Dorf im Bezirk Luweero im Zentrum des Landes, wo ich für die Organisation Karmalaya der ehemaligen österreichischen Reisejournalistin Tina Eder tätig sein werde.

Schwer fällt es mir, darüber zu schreiben, was ich dort tatsächlich ein Monat lang tun werde. Noch schwerer fiel es mir bisher, die neugierigen Fragen meiner Freunde, Familie und Bekannten zu beantworten. Irgendwie kam nur kryptisches Gestotters heraus. Dabei habe ich mich doch nicht leichtfertig darauf eingelassen, habe ja das Voluntourismus-Projekt Karmalaya schon seit Jahren im Visier. In Nepal haben sie schon zahlreiche Freiwilligen-Projekte auf die Beine gestellt – und seit diesem Jahr sind sie auch in Uganda tätig.

So komplex ihre Projekte auch sind, so einfach sind die Eckdaten meiner Tätigkeit: Gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen (Kommen welche? Afrika ist ja derzeit – Ebola und Unwissenheit sei Dank – nicht auf der Reise-Bucket-List von Herrn und Frau Österreicher) baue ich für die nächsten zwei Wochen ein Lehmhaus für Sarah und ihre acht Kinder. Dass Sarah HIV-infiziert ist, das habe ich anfangs wohl aus Selbstschutz überlesen: Meine Tante ist vor Jahren in Österreich dem AIDS-Virus erlegen, und allein der Gedanke an die Krankheit ist für mich seit jeher Tabu und altbekannt Vertrautes zugleich. Immer wieder kriechen die Gefühle in mir hoch, wenn ich mich daran erinnere, wie meine – hochintelligente – Tante zum Schluss nur noch wirres Zeug von sich geben konnte. Ihren körperlichen Verfall hab ich kaum erlebt, die Szenen, wie meine Eltern sie völlig verstört aus der verdreckten Wohnung, in der sie sich verbarrikadiert hat, holen mussten, habe ich nicht live miterlebt. Auch sonst haben mich Mama und Papa in meiner damaligen Teenagerzeit vor der Konfrontation geschützt. Manchmal wünschte ich mir, sie hätten es nicht getan. Vielleicht wäre ich dann besser auf das vorbereitet, was mich jetzt in Uganda erwartet. Sarah ist bettlägerig, es geht ihr schlecht… sie wird wohl nicht die Einzige sein, die mir das Thema ins Gesicht drücken wird.

KALiARE FEE Lydia_shorter

Nach den zwei Wochen Arbeit und nach einigen Tagen auf Safari (Yeah!) werde ich noch bei anderen Projekten von Karmalaya in Luweero mithelfen: Dort haben Tina und ihr Mann Matthias gemeinsam mit der ugandischen Partner-NGO „Hope“ nämlich einiges vor. Im November haben sie in einem TEDx-Talk ihre Produktlinie KALiARE – empowerment products gelauncht. Derzeit sind schon die erste Reihe von zwei Halsketten in der limitierten Auflage von insgesamt 1.000 Stück auf dem Markt. Benannt nach den ersten Frauen, die dadurch unterstützt werden: Margret und Lydia. Zwei Frauen, die ich wohl in Uganda kennen lernen werde. Ihnen bringt der Verkauf nicht nur für ein Jahr ein Einkommen, er ermöglicht auch, das Projekt weiter voranzubringen, mehr Frauen zu fördern. Die Einnahmen fließen zu 100 Prozent in die integrierte Initiative. Langfristig soll sie sehr vielen Frauen in Entwicklungsländern eine Zukunft geben, so der Plan von Karmalaya. Neben fairen Löhnen, Rücklagen und einem dreijährigen Bildungsprogramm wird durch den Verkauf der Halsketten unter anderem auch ein Child Care Center und der Bau eines Community-Centers  in Uganda finanziert. All das liegt nah beieinander, ist Teil eines Ganzen – und all das ist im nächsten Monat meine Welt.

 „Reise lieber mit der aufgeschlossenen Haltung, dass du im Land bist, um zu lernen, als engstirnig zu denken, dass du „nur“ gekommen bist, um zu helfen.“

Dieser Satz steht im Verhaltenskodex für Volunteers, den mir Karmalaya ebenfalls geschickt hat und den ich unterschrieben habe. Ich muss ihn mir gar nicht oft vor Augen halten. Mir ist klar, dass ich zwar finanziell – die Mittel meiner Reise fließen in den Hausbau und die anderen Projekte – und auch manuell unterstützen werde, aber märtyrerartiger Gutmensch bin ich keiner. Immer wieder fallen mir Sätze von ehemaligen Fachkräften ein, die von meiner früheren Arbeitsstätte HORIZONT3000 in Länder des Südens geschickt wurden, um „Entwicklungszusammenarbeit“ zu leisten. Sie alle haben uni Sono erzählt, dass die ersten Wochen, ja, Monate nur aus Zuschauen, Beobachten, Abwarten, Ideen-Aufschreiben und wieder Verwerfen bestanden haben. Dass das die wichtigste Zeit war, weil sie dabei so viel gelernt haben – vor allem gelernt haben, ihre vorgefassten Meinungen und die unterschwellig in uns liegenden Bilder vom „allwissenden WestlerIn“ über Bord zu werfen. Genau das wünsche ich mir. Genau danach sehne ich mich gerade jetzt. Dass ich durchlässig und offen bin, ehrlich genug, mich erfolgreich diesem Wirrwarr aus Angst, Traurigkeit, Freude, Hoffnung und Enttäuschung zu stellen und das Lernen daraus mitzunehmen. Dass ich einfach Mensch sein kann, dem andere begegnen und der anderen begegnet – auf Augenhöhe.

Bin ich bereit? Ich merke deutlich, wie jeder Versuch, meine Antwort in Worte zu fassen, scheitert. Scheitern muss. Denn sie wird wohl jede Minute anders ausfallen. Nicht nur in Uganda, schon jetzt, während ich so mit gepacktem Koffer auf dem Flughafen Wien sitze und auf meinen Flieger warte. Bereit oder nicht, mein Abenteuer hat schon längst begonnen.

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Reisen, die Sehnsucht nach dem Leben

„Ich habe noch ein Zimmer frei.“ In manchen Situationen hören sich diese Worte wie eine Zauberformel an. Eine, die das Glück verspricht. Eine, die die Rettung bringt. Ich befinde mich…

„Ich habe noch ein Zimmer frei.“ In manchen Situationen hören sich diese Worte wie eine Zauberformel an. Eine, die das Glück verspricht. Eine, die die Rettung bringt. Ich befinde mich gerade in einer solchen Situation. Es ist sechs Uhr morgens. Ich bin mit dem Nachtbus aus der brasilianischen Stadt Salvador ins abgelegene Vale Do Capão gereist, um im Nationalpark Chapada Diamantina zu der Ruhe zu finden, die man in Brasilien zur Zeit des Karnevals besonders suchen muss. Hier bin ich wohl richtig: Die Straßen sind menschenleer, nur ein paar Hunde streunen an mir vorbei über die Schotterwege. Mich zieht es schnurstracks zu der Herberge, in der ich ein Bett reserviert habe. Allein vom Besitzer fehlt jede Spur. Ich klopfe an sämtliche Türen, frage halb wache Gäste um Rat und klingele die Nachbarin aus dem Bett. „Er wird noch schlafen.“, so die lapidare Erklärung. Die hilft mir aber im Moment wenig. Ich möchte nach fünf Stunden mühsamer, holpriger Busfahrt nur in ein Bett.

Da kommen diese magischen Worte gerade recht. Wie in Trance steige ich zum bärtigen Brillenträger mit grauem Kraushaar, schlabbrigem Spagettihemd und kurzer Trainingshose in den verbeulten Kleinwagen. „Wohin geht’s denn?“, frage ich noch, schon ruckeln wir über die Sandstraße auf einen kleinen Hügel. Die Überraschung ist groß: Ein Zimmer ist frei? Nein, kein Zimmer, ein gemütliches, kleines Lehmhaus – eines von mittlerweile neun, das der gebürtige Salvadorianer Zeu, so heißt der Bärtige, in den Hügeln über Capão gebaut hat.

Als ich wenige Minuten später im Bett meines temporären Zuhauses liege, strömen eine Wärme und satte Zufriedenheit durch meinen Körper. Ich bin angekommen! Es sind Momente und Erlebnisse wie diese, in denen ich spüre, im Fluss zu sein. In denen ich darauf vertraue, vom Leben getragen zu werden. In denen ich merke, dass alles einen Sinn ergibt und die Dinge passieren, die passieren sollen. Momente und Erlebnisse wie diese sind ein Grund, warum ich reise.

„Reisen ist die Sehnsucht nach dem Leben.“, beschreibt der deutsche Journalist und Schriftsteller Kurt Tucholsky treffsicher meinen Drang, den ich mit 5,4 Millionen Österreicherinnen und Österreichern teile. 76,2 Prozent der Bevölkerung sind 2012 zumindest einmal im In- oder Ausland unterwegs gewesen und somit dieser Sehnsucht gefolgt, die 1336 zum ersten Mal literarisch erwähnt wurde. Damals berichtete Francesco Petrarca von einer Besteigung des Mont-Ventoux und traf damit buchstäblich ins Schwarze, ist das Wort „reisen“ doch mit dem Althochdeutschen „risan“ und dem englischen Verb „to rise“ verwandt, was soviel heißt wie: Sich erheben oder aufstehen.

Es ist eine Bewegung, die eine gewisse Anstrengung bereits in sich trägt. Wie viel Energie es kostet, eine gewohnte, gemütliche Position zu verlassen, den Allerwertesten hochzukriegen und aufzustehen, das merken wir Tag für Tag. Morgens nämlich, wenn der Wecker klingelt und wir die Wärme des Betts gegen die Hektik des Alltags eintauschen (müssen). Nicht anders ist es beim Reisen, verlangt doch ein Ortswechsel neben dem nötigen Kleingeld und der Zeit eine gehörige Portion Überwindung. Von der ersten Idee über die Vorbereitung, das Packen bis zum tatsächlichen Unterwegssein, ja, selbst das Heimkommen – bei allem müssen wir planen, tun, machen, aktiv sein.

Und doch hat schon vor über zweitausend Jahren die bürgerliche Elite des alten Roms die Mühe auf sich genommen, sich aufzumachen ins Unbekannte, dort eine Zeit zu verweilen und schließlich wieder in die Heimat zurück zu kehren. Soviel sich seither auch verändert hat, zuhause bleiben möchten die meisten von uns noch immer nicht. Im Gegenteil: Tourismus hat sich zum drittgrößten Wirtschaftszweig der Welt entwickelt. Wachsenden Freizeitbudgets, finanziellen Ressourcen, internationalen Verkehrsanbindungen sowie Reiseanbietern sei dank. Reisen gehört mittlerweile zum guten Ton, vor allem für diejenigen, die es zu Hause so schön haben „wie im Urlaub“. Anders als in unterentwickelten Ländern reisen wir in Europa, Nordamerika, Australien oder Japan meist nicht, weil wir müssen, sondern weil wir können. Da lautet die Frage weniger, ob man unterwegs ist, sondern eher wohin es diesmal geht. Je weiter, je exotischer, je ungewöhnlicher, desto besser. In der Ferne locken die Vorstellungen von günstigen Preisen, freundlicherem Menschen, sonnigerem Klima – und überhaupt ist im Ausland alles besser als das, was wir im Alltag finden. Doch es sind nicht diese Reize, die uns in die Ferne ziehen, behauptete der Gesellschaftskritiker Hans Magnus Enzensberger 1958 in seiner „Theorie zum Tourismus“, wir fliehen vor der Unerträglichkeit unserer eigenen Lebensumstände. Die boomenden Last-Minute-Angebote scheinen ihm auch heute – über 60 Jahre später – teilweise recht zu geben: Wohin es geht, ist nicht wichtig. Wir folgen der Sehnsucht, „raus“ zu kommen – aus unserem Alltag, aus unserer Routine.

„Im Reisen befriedigen wir unseren Drang, der Gewohnheit zu entfliehen. Sie birgt die Gefahr, das Außergewöhnliche mit der Zeit für selbstverständlich zu nehmen.“, beantwortet der Philosoph und Schriftsteller Alain de Botton in seinem Buch „Kunst des Reisens“ die Frage nach dem Sinn des Unterwegs seins, die Kritiker seit Beginn des Massentourismus beschäftigt. „Der erste Kuss, das erste Mal Autofahren – dieses unfassbare Gefühl von Freiheit – , die erste eigene Wohnung – die Gewöhnung an die Wunder des Alltags macht das Wunder selbst ordinär. Daher bietet das Reisen die Kehrseite unseres all zu vorhersehbaren Daseins auf dieser Welt.“ Wie recht er hat, das weiß jeder, der schon einmal unterwegs war. Auch wenn die Zeit der abenteuerlichen Entdeckungsreisen vorbei ist und selbst die abgeschiedensten Ureinwohner-Völker im Amazonas bereits besucht werden können, ist Reisen heute ebenfalls nichts anderes als ständig über Neues zu staunen, sich an die Außergewöhnlichkeit vieler Dinge zu erinnern und unzählige erste Male zu erleben. Die erste Nacht im fremden Bett. Das erste Probieren der lokalen Speisen. Der erste Spaziergang durch unbekannte Straßen – Premieren wie diese verändern unsere Wahrnehmungen, fordern uns heraus, alt eingesessene Bilder durch unsere – subjektive – Wahrheit zu ersetzen. Sie lassen neue Verknüpfungen zwischen den Nervenzellen entstehen und ein Lernen stattfinden. Oder um es mit Anatole France zu sagen: „Was ist Reisen? Ein Ortswechsel? Keineswegs! Beim Reisen wechselt man seine Meinungen und Vorurteile.“ Vorausgesetzt, wir sind wachsam. Vorausgesetzt, wir lassen es zu. Vorausgesetzt, wir lassen uns darauf ein.

Letzteres ist die große Herausforderung von heute. In keiner anderen Zeit waren wir so viel unterwegs, in keiner anderen Zeit war die Welt so klein wie heutzutage. Wir haben konkrete Vorstellungen von Ländern und Völkern. Wir glauben, sie zu kennen, weil wir wissen, wo sie liegen und wie sie heißen. Weil die USA via Fernseher näher sind als so mancher Nachbar und weil der Chat mit dem thailändischen Bekannten schneller initiiert ist als ein Gespräch mit dem eigenen Partner. Wir machen es uns mit den Abziehbildern und Beschreibungen anderer bequem, buchen Pauschalreisen sowie Cluburlaube und trotten lieber einem deutschsprachigen Reiseleiter hinterher, als uns mit Händen und Füßen verständigen zu müssen und vielleicht vom Weg abzukommen. „Ein Problem des modernen Reisens ist, dass der Gedanke an eine spontane Entdeckung stark gefährdet ist, weil man alles auf einer Webcam oder in einer Broschüre sehen kann, bevor man überhaupt dort hinfährt.“, meint de Botton und zeigt damit ein Paradoxon auf: Ja, wir wollen Aufregung, aber bitte nicht zu viel davon. Wir wollen Fantastisches finden, aber geplant und kalkuliert auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Wir wollen die Welt erkunden, aber ohne auf das Bekannte zu verzichten. Dann suchen wir Schutz in unserer eigenen Sprache, dem heimischen Essen und der eigenen Bräuche wie sie bei geführten Reisen oft zu finden sind. „Statt sich im Unbekannten zu finden, zahlen Urlauber Geld, um Überraschungen aus dem Weg zu gehen“, formulierte es der Bestsellerautor Ilija Trojanow plakativ, „der Sinn des Reisens ist auf den Kopf gestellt: anstatt sich der Fremde und den Fragen in der Fremde auszusetzen, zahlt man Geld, um ihr aus dem Weg zu gehen. So bleibt das Gefühl der Befremdung auf der Strecke, das Gefühl, sich zu verlieren, das Gefühl, nicht zu verstehen, das Gefühl, nackt zu sein. Es entschwindet die existentielle Überraschung“, meint Trojanow.

Doch so gut wir planen, so geschickt wir unsere eigenen Unsicherheiten austricksen wollen – es wird auf Reisen passieren: Das Unerwartete, das Überraschende, das, nach dem wir uns oft unbewusst so sehnen. Es geschieht in Form eines Busses, der nicht kommt und einen zwingt, seine Pläne über den Haufen zu werfen. Es geschieht, wenn man die vorgefertigten Routen aus dem Reiseführer verlässt und sich in den Gassen der Stadt verirrt. Es geschieht, wenn man – wie ich – der Einladung eines Fremden folgt und in einem Lehmhaus mitten im brasilianischen Tal de Capão landet, das einem die Ruhe bietet, von der man geträumt hat. „Es ist das Unerwartete, das betört“, beschreibt Trojanow diese Momente, die sich in unsere Herzen brennen und von denen wir noch lange zehren, „die meisten Reisenden kehren mit eigenwilligen Schätzen heim – mit scheinbaren Nebensächlichkeiten. Und plötzlich ist ein Zauber spürbar, den keine Planung und kein Angebot bereithalten können.“

Sich treiben lassen nennen einige diese Differenz zwischen Plan und Wirklichkeit nach der wir uns so sehnen. Freiheit nennen es andere und meinen damit eine Freiheit, die alles Bekannte auf den Kopf stellt und umwirft, was man für selbstverständlich hält. Es ist eine Freiheit, die wir in All-Inclusive-Clubs nie finden werden und die in engen Zeitplänen zwischen Job und Haushalt, Schwiegereltern und Kindern oft keinen Platz hat. Es ist aber auch eine Freiheit, die anstrengt, weil sie von uns verlangt, immer wachsam und aufmerksam zu bleiben. Um sich zurecht zu finden, um in der Fremde nicht über den Tisch gezogen zu werden, um die Eindrücke zu verarbeiten. „Das ist nicht selten eine Herausforderung und nicht immer angenehm“, sagt de Botton in einem Interview, „doch eine echte Reise muss wirken, muss beschäftigen und zum Nachdenken über Gott und die Welt anregen. Sie soll keine Erholung bringen, nicht beruhigen und einlullen. Einer der fantastischen Aspekte des Reisens besteht für mich darin, dass die eigenen Klischees infrage gestellt oder zumindest nuanciert oder ergänzt werden.“

Es sind nicht nur die Meinungen über die Außenwelt, über die Anderen, die wir auf Reisen über Bord werfen dürfen. „Der kürzeste Weg zu sich selbst
 führt um die Welt herum.“, lautet ein Zitat von Hermann Keyserling und beschreibt ein großes, wenn auch oft unbewusstes Ziel der meisten Reisen: Man fährt eine Woche irgendwo hin, kommt zurück und alles ist anders. Man selbst ist anders. Tatsächlich birgt jede Reise die Chance, inne zu halten, sich selbst zu beobachten und so ein Stück weiter bei sich anzukommen. Unterwegs (er)leben wir alles intensiver, Glück und Unglück sind oft nur Sekunden voneinander getrennt: Da stehen wir in einem Moment staunend vor einem Weltwunder wie dem Taj Mahal und sehen kurz darauf halbnackte Bettler, die Essensreste von der Straße klauben. Wie reagieren wir, wenn in Bolivien wieder einmal kein heißes Wasser vorhanden ist oder der Strom stundenlang ausfällt? Wie gehen wir mit dem Müll um, den die Beduinen in der jordanischen Wüste zurück lassen? Wie fühlen wir uns, wenn uns in Indien jede noch so arme Familie zu sich nach Hause einlädt? Erlebnisse wie diese lassen uns demütig werden und konfrontieren uns mit unseren Grenzen. Je mehr wir sehen und erleben, desto eher wissen wir, wer wir sind, was wir vom Leben wollen, was uns wichtig ist und was wir brauchen, um glücklich zu sein. Und doch wäre es ein Trugschluss, zu glauben, dass jedes Unterwegssein automatisch verändert. Ganz im Gegenteil: „Reisen garantiert keine innere Wandlung, und ich denke, das ist eins der Paradoxe des Reisens“, bringt es de Botton auf den Punkt, „mitunter trifft man Menschen, die nicht viel gereist sind. Aber was sie dabei gesehen haben, hat sie sehr verändert. Im Gegensatz dazu gibt es auch weit gereiste Menschen, die in ihren Beobachtungen fremder Orte und Menschen völlig banal sind.“

Dabei ist es eine der wichtigsten Aufgaben eines jeden Reisenden, seine Erfahrungen mit nach Hause zu nehmen. Ich spreche dabei nicht von denen, die wegfahren, um sich zu bestätigen, dass es zu Hause ja doch am Schönsten sei und sowieso alles besser funktioniere, pünktlicher und sauberer sei. Auch nicht von den „achtzig Prozent aller Reisenden“, für die „Rückkehr das glücklichste Erlebnis des gesamten Urlaubs“ ist, wie es Dietmar Bittrich sarkastisch in seinem Buch „Dann fahr doch gleich nach Haus! – Wie man auf Reisen glücklich wird“ beschreibt. Aber reisen wir nicht alle, um auch wieder heimzukehren? Gestärkt mit neuer Energie, prall gefüllt mit neuem Wissen und Eindrücken, voller inspirierender Momenten und Geschichten wie die von meiner Begegnung mit Zeu im brasilianischen Vale de Capão. Es sind diese Erlebnisse, die uns im Alltag bereichern, die wir in Gesprächen weitergeben können und die uns nähren – so lange, bis uns die Sehnsucht nach der Ferne, nach dem Leben, wieder ruft!

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Zu Fuß durch die Welt – jetzt auch als Multimedia-Show

Vor zwei Jahren waren sie eine meiner ersten Interview-Partner für meinen Blog littlemissitchyfeet. Dort habe ich Menschen vorgestellt, die die Welt nicht nur bereisen, sondern Schritt für Schritt zum Positiven verändern: Rowin und…

Vor zwei Jahren waren sie eine meiner ersten Interview-Partner für meinen Blog littlemissitchyfeet. Dort habe ich Menschen vorgestellt, die die Welt nicht nur bereisen, sondern Schritt für Schritt zum Positiven verändern: Rowin und Marvin von vonwegen.at waren da die perfekten Kandidaten. Als hätte ich das Format extra für die beiden jungen Steirer gewählt!

Acht Monate waren sie damals schon unterwegs, die zwei 21- beziehungsweise 22-jährigen Cousins aus der Steiermark. Von Wien ging es nach Italien, entlang der Mittelmeerküste nach Gibraltar, dann Marokko, Südamerika und und und. Das Besondere daran: Den Landweg haben sie zu Fuß zurückgelegt und darüber auf der GLOBAL 2000-Website einmal wöchentlich sowie auf derstandard.at monatlich gebloggt. 

Ich habe die beiden mutigen Jungs auch nach meinem Interview verfolgt – online natürlich. Ab und an habe ich eine Nachricht aus der Ferne bekommen und mich jedes Mal an ihrem Engagement, ihrer Entdeckungslust und ihre Suche nach der „wahren Freiheit“ erfreut. Über vier Kontinente, durch 18 Länder und „zehn Millionen Schritte später sind wir angekommen, haben gefunden wonach wir suchten – dem puren Leben im Jetzt, im ständigen Glück“. Rowin und Marvin sind nun wieder zurück und berichten über  ihre Welt-Tour in Form eines Multimedia-Vortrags. Alle Termine, an denen ihr die beiden über ihre Reise erzählen hören könnt, findet ihr hier.

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Fünf Spartipps: Luxemburg für die schmale Börse

„Das kannst du dir leisten?“ Fragen wie diese erntest du nicht nur, wenn du nach Zürich fährst. Fragen wie diese werden dir auch gestellt, wenn du Luxemburg als Reiseziel angibst (vorausgesetzt,…

„Das kannst du dir leisten?“ Fragen wie diese erntest du nicht nur, wenn du nach Zürich fährst. Fragen wie diese werden dir auch gestellt, wenn du Luxemburg als Reiseziel angibst (vorausgesetzt, dein Gegenüber weiß, wo der Kleinstaat liegt). Jedenfalls kommt die Frage nicht von ungefähr. Schließlich ist das zweitkleinste Land des Kontinents – wenn überhaupt – vor allem für zwei Dinge bekannt: Als Stützpunkt sowie Gründungsmitglied der Europäischen Union und als bedeutendes Finanzzentrum. Luxemburg hat das zweithöchste Pro-Kopf-Einkommen der Welt und ist der weltweit zweitstärkste Geldumlaufplatz. Fakten, bei denen selbst der freigiebigste Spendierhosenträger vor einer Reise seine Münzen zu zählen beginnt.

Doch bevor du jetzt zur Geldbörse greifst oder mit dem Lottospielen beginnst: Es geht auch anders – mit diesen Tipps für den smarten Schmalspurreisenden.

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Luxemburg Card – eine Stadt, ein Land

Manchmal hat Klein-Sein durchaus Vorteile. Zumindest für Touristen. Denn wo man in „normalen“ Ländern einen klassischen City Pass erhält, ist die Luxemburg Card im ganzen Land gültig und einsetzbar. Mit der Vorteilskarte kommt man kostenlos in mehr als 60 Museen und Sehenswürdigkeiten. Noch genialer – gerade für diejenigen, die über die Hauptstadt-Grenzen hinaus wollen – ist aber die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel: Denn diese ist mit der Luxemburg Card gratis!

Mehr Infos, Preise und wie man die Luxemburg Card bekommt, findet ihr hier >> 

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Essen gehen

Ja, tatsächlich, das ist ein Spartipp. Damit meine ich vor allem, dass man nur einmal pro Tag in Luxemburg Essen gehen muss. Die Portionen sind riesig. Und wenn ich riesig schreibe, meine ich riesig. „Französische Küche, deutsche Portionen“, so wird mir die Logik erklärt, nach der sich die Teller unter den Unmengen an Essen biegen. Gut, ich lasse das mal so stehen und schlucke die nächste Gabel Köstlichkeiten herunter.

Empfehlenswerte, weil getestete Lokale (Achtung: Veganer- und VegetarierInnen sollten ihren Wunsch vorab bekannt geben, sonst finden sich nämlich leider nur ein bis zwei Gerichte auf der Speisekarte):

Chocolate House: Vis à vis vom Palais Grand-Ducal, nicht nur für Süßes ein Top-Tipp.

Mudam Café: Perfekter Treffpunkt zum Brunch – und dann reicht’s auch für den Tag.

Weinkellereie Caves St. Martin: 53, route de Stadtbredimus in Remich. Am Sonntag setzen sich die Luxemburger zum Mittagessen in den herrlichen Garten dieser Weinkellerei direkt am Wasser und bleiben Stunden. Wir machen es ihnen natürlich nach. Außerdem braucht man ohnehin die Zeit, um die riesigen Portionen zu verdauen.

Jugendherberge Luxemburg City/Melting Pot: Nicht nur die Lage dieser Jugendherberge in der Hauptstadt ist phänomenal (Blick über die ganze Stadt), auch das Essen lässt sich durchaus genießen. Vollpension gibt es nur für Gäste, luxemburgische Spezialitäten und vegetarische Menüs, Snacks und Getränke in der Caféteria oder der Terrasse sind für alle offen. Im Sommer werden außerdem Grill-Abende für Gruppen organisiert.

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Wie man sich bettet

Apropos Jugendherberge Luxemburg City/Melting Pot – die ist auch in Sachen Schlafgelegenheit unschlagbar. Okay, fast unschlagbar: Nur diejenigen, die bei den doch überraschend zahlreichen Couchsurfern gratis unterkommen, betten sich in Luxemburg wohl günstiger.

Aber Achtung: Die Schnäppchen-Gelegenheit hat sich herumgesprochen, nicht nur in den Hochsaisonen ist mittlerweile reservieren unbedingt notwendig.

Hier geht es zu den Preisen >>

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Kunst ist überall

Wie sonst überall kostet der Eintritt zu Museen nicht gerade wenig, da ist auch Luxemburg keine Ausnahme. Klar kann man erwähnen, dass zum Beispiel im MUDAM, dem Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean, jeden Mittwoch zwischen 18.00 und 20.00 Uhr der Eintritt kostenlos ist. Nett, aber vielleicht kein Spartipp.

Doch Luxemburg hat eine andere Besonderheit: Ganz viele Kunstwerke befinden sich nämlich auf der Straße, Kunst ist einfach überall. Als wir dort waren, hatte es sich gerade die Piano-open-Air-Exhibition und Installation „Play Me, I am yours“ in den Gassen, Plätzen und Straßen bequem gemacht. Überall drang Musik durch eben diese. Doch auch sonst ist man in Luxemburg von Kunst umgeben: Von den ambitionierten architektonischen Werken im Stadtviertel Kirchberg, das derzeit Schritt für Schritt von einer Baustelle zu einem Gesamt-Kunstwerk wird. Oder auf den Plätzen des alten Stadtviertels Grund – einfach mit offenen Augen und Ohren durchspazieren, ich bin sicher, auch du wirst Kunst entdecken!

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Wer noch mehr Tipps benötigt, riskiert am besten auch einen Blick auf Visit Luxembourg: Da gibt’s zwar keine Spartipps, aber du kannst ein paar Pauschalangebote entdecken. Und manchmal, ja manchmal sind da sogar richtige Schnäppchen darunter!

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Lokal-Kontakt in Luxemburg

„Schön, dass Sie es geschafft haben.“, der bärtige Mann um die 40 wird herzlich von unserem Guide begrüßt. Unauffällig sieht er aus, in seiner hellen Stoffhose und dem blauen Sommerhemd….

„Schön, dass Sie es geschafft haben.“, der bärtige Mann um die 40 wird herzlich von unserem Guide begrüßt. Unauffällig sieht er aus, in seiner hellen Stoffhose und dem blauen Sommerhemd. Nur seine weißen Zähne stechen beim breiten Grinsen, das auf seinem Gesicht erstrahlt, heraus. „Herr Minister, Herr Minister?“ – okay, er ist wohl doch kein so unauffälliger Mensch. Tatsächlich handelt es sich bei unserem „Neuzugang“ um den aktuellen Minister für Wirtschaft, Innere Sicherheit und Verteidigung des kleinen europäischen Staats Luxemburg, Etienne Schneider. Er hat es sich nicht nehmen lassen, uns – eine Truppe internationaler Journalisten – in der Hauptstadt des 600.000 Einwohner Staates zu begrüßen. Nicht in seinem Büro, sondern in einer Käsethek, in der wir uns gerade die Nasen an den blankgeputzten Auslagen platt drücken und den starken Geruch der Köstlichkeiten in eben diese aufsaugen. Ungefähr zehn Minuten dauert Schneiders Ausflug – Foto mit uns inklusive. Lang ist das nicht, das liegt aber weniger am dichten Zeitplan des Ministers als an unserem – wir müssen schließlich noch weiter durch die City.

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Zum Beispiel zum bescheidenen Laden der Starköchin Léa Linster. Sie ist die einzige Frau, die mit dem renommierten Gourmetpreis Bocuse d’Or ausgezeichnet wurde – nicht nur von Luxemburg, sondern der Welt. „Da fährt sie auch schon vor.“, erklärt mir ein Kollege und deutet auf den Wagen, der gerade an uns vorbeibraust. Dass ich die blonde Lady nicht kenne, ist mir einige Minuten peinlich, bis mich der deutsche Bekannte beruhigt: Linster ist vor allem in Luxemburg sowie Deutschland berühmt und bei begeisterten Verfolgern von Kochshows – danke, jetzt ist mir meine Unwissenheit klar. Zurück zu Léa: Die ist in der Zwischenzeit in der Küche des Lokals verschwunden, taucht ein paar Minuten später wieder auf und serviert uns auf einem Tablett ihre „Geheimwaffe“, handgemachte Makronen. Tatsächlich, die schmelzen im Mund nur so dahin und verbreiten Gaumenfreuden, dass ich fast ins Jubeln und Jauchzen ausgebrochen wäre. So abgelenkt bekomme ich nur am Rande mit, dass sich meine amerikanischen Kollegen bereits mit einer Schwarzafrikanerin unterhalten, die in den gepolsterten Kaffeehaus-Sesseln Platz genommen hat. Hätte ich doch besser aufgepasst und mich weniger auf die süßen Leckereien gestürzt: Die Kundin ist nämlich niemand Geringerer als die Stiefschwester des US-amerikanischen Präsidenten Barack Obama. Und die sitzt einfach so, mitten in Luxemburg, in einem Café und unterhält sich mit den Gästen.

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Als mir dann noch unsere BegleiterInnen vom Tourismus-Amt erzählen, dass beinahe jeder Luxemburger bereits dem Großherzog, dem luxemburgischen Staatsoberhaupt, die Hand geschüttelt hat, wird mir der Kleinstaat irgendwie ein bisschen unheimlich. Klar, wem nachhaltiges Reisen wichtig ist, der tritt mit Einheimischen in Kontakt und sucht die Kommunikation ganz bewusst. Aber das ist in Luxemburg gar nicht notwendig: Da kommt man vielmehr gar nicht drum herum. Sympathisch, diese Vorteile eines Staates, in dem (fast) jeder (fast) jeden kennt, denke ich, und ertappe mich im Laufe meines Aufenthalts immer mehr dabei, jedem Gesicht in der Menge zuzulächeln und in meinen Begegnungen noch eine Spur freundlicher zu sein. Man kann ja nicht wissen, mit wem man hier auf Du und Du geht!

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Soweit die ersten Eindrücke von Luxemburg. Demnächst gibt’s Tipps, wie du durch den zweitreichsten Staat der Welt kommst und deine Börse schmal hältst.

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Der Weg ist das Ziel: Von Wien nach Oslo – ohne Flugzeug

Manchmal stelle ich schon meine eigene Zurechnungsfähigkeit in Frage. Heute ist wieder so ein Tag. Es ist 7:50 Uhr, ich komme wie gerädert am Bahnhof in Hamburg an. Die letzte Nacht…

Manchmal stelle ich schon meine eigene Zurechnungsfähigkeit in Frage. Heute ist wieder so ein Tag. Es ist 7:50 Uhr, ich komme wie gerädert am Bahnhof in Hamburg an. Die letzte Nacht habe ich im Liegewagen auf dem Weg von Wien in die deutsche Hansestadt verbracht. Eigentlich fahre ich ja gerne über Nacht mit dem Zug. Die Theorie klingt ja auch wirklich klug. Man steigt abends zuhause in die Bahn, erspart sich eine Hotelnacht und kommt am nächsten Morgen entspannt an seinem Zielort an.

Genau, die Betonung liegt auf „Theorie“. Denn in letzter Zeit habe ich einfach zu oft Pech gehabt. So wie in dieser Nacht, in der ich um 20 Uhr bereits meinen Schlafplatz – einen 6er Liegewagen – betreten hatte. Meine Mit-SchläferInnen: Eine kurzhaarige Deutsche, die – wie sich später herausstellte – nicht nur dank ihrer zehn Jahre in Wien mehr Meidlinger „L“ hatte als Mundl höchstpersönlich, sondern auch jeden noch so anstrengenden Menschen geduldig lächelnd zum Tratschen ermunterte. Kinderkrankenschwester, ich verstehe! Da war dann noch eine ältere Deutsche, die sich am nächsten Morgen um 5 Uhr früh vor allem dadurch auszeichnen sollte, dass sie keine Ahnung hatte, wie ihr Handy-Wecker auszustellen war. Und dann noch dieser dickleibige Bahn-Pendler, der jede Einladung für ein Gespräch mit Freuden (und einem endlosen Gesprächsfluss) wahrnahm – besonders wenn es um sein Lieblingsthema ging: Wie kann die Bahn nur den Autozug einstellen wollen, also wirklich! Ja, und dieser wohlbeleibte Herr, der bereits seit 40 Jahren in Deutschland lebt, hat in dieser Nacht wohl den einen oder anderen Regenwald ausgerottet. Was er dem Wald an Bäumen weggesägt hat, das hat er mir an Schlaf geraubt. Herzlichen Dank!

Ich sag’s ja, manchmal zweifle ich schon an mir. Oder vielmehr an meinen Entscheidungen. Die Reise ist nämlich nach der zwölfstündigen Zugfahrt von Wien nach Hamburg noch längst nicht zu Ende, vielmehr geht’s jetzt erst richtig los!

Wo, ähm, wie geht’s hier nach Oslo?

Zurück zum Anfang. Als Teil einer Reiseblogger-Vereinigung bin ich eingeladen worden, um mit der DFDS Seaways von Kopenhagen nach Oslo und wieder zurück zu schippern. Dass es dabei nicht nur um die Fahrt auf der Luxus-Fähre geht, sondern Austausch, Kennenlernen und gemeinsames Projekte-Schmieden unter den Bloggern im Vordergrund stehen, ist klar. Und natürlich der Spaß, aber der ist bei den Destination – vor allem aber dem Weg dorthin – ohnehin inkludiert.

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Apropos Weg: Freilich, Flüge von Wien nach Kopenhagen sind leicht gefunden, günstig und schnell, schließlich dauert die Reise von Gate zu Gate weniger als 1,35 Stunden.  Aber irgendwie wäre das ja zu einfach – und schon gar nicht umweltfreundlich, also versuche ich es einmal auf andere Art und Weise. Per Bahn und Boot. Ein Abenteuer, bei dem der altbekannte Spruch „Der Weg ist das Ziel“ nicht nur wegen der langen Reise kaum treffender sein könnte. Auf so einem Weg gibt es so einiges zu erleben.

Unterwegs

20 Uhr Zugabfahrt Wien – 7:50 Uhr Ankunft Hamburg
9: 28 Uhr ICE Hamburg nach Kopenhagen – 14:24 Uhr Ankunft
Per Straßenbahn (gratis, denn das Ticket ist in der Zugfahrt inkludiert) zur Anlegestelle der DFDS Seaways
16:15 Uhr Abfahrt mit der Fähre – Ankunft 9:45 Uhr in Oslo

Soweit so gut!

„Wie, wir fahren mit dem ICE Fähre?“ – bei der Frage merkt man wieder, wie gut ich mich auf die Reise vorbereitet hatte. Tatsächlich, so erklärt mir mein lieber Mitreisender und Bahn-Freak Gerhard (er ist natürlich bestens informiert) bringt der ICE TD mit Dieselantrieb der Deutschen Bahn Reisende täglich entlang der „Vogelfluglinie“ von Hamburg nach Kopenhagen. Und das ist nur möglich durch eine 45-minütige Überfahrt über den Fehmarn Belt in Puttgarden, da fährt der Zug direkt in den Bauch einer Scandlines Fähre, die ihn dann zum Fährhafen in Rødby bringt. Hört sich spannend an, oder? Tatsächlich ist das Ganze dann weniger aufregend: Man steigt auf der Fähre aus dem Zug aus, holt sich einen Café im riesigen Bistro der Fähre und genießt den am besten auf dem Freidach, Fahrtwind inklusive. Kurz vor der Ankunft setzt man sich dann wieder auf seinen Platz in den Zug – und weiter geht die Fahrt Richtung Oslo. Das Video der Deutschen Bahn ist zwar Werbung pur, aber ja, so sieht die Überfahrt aus.

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So eine Fähre wünsch‘ ich mir

Wer jetzt denkt, nach der Fährenfahrt nach Kopenhagen sei er vorbereitet auf die Fahrt mit der DFDS Seaways, der liegt falsch. Fähre?! Ja, tatsächlich nennt sich die DFDS Crown und ihr Schwesterschiff, die DFDS Pearl, mit der es später zurück von Oslo nach Kopenhagen gehen sollte, „Fährschiff“. Aber eines mit elf Stockwerken, zahlreichen Restaurants – von der Gourmet-Pizzeria bis zum All-You-Can-Eat-Buffet -, Bars mit Livemusik, Clubs, Spa, Konferenzräumen, und sogar einer Ausnüchterungszelle.

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Dass Letztere durchaus ab und an gebraucht wird, das wird auf der Überfahrt klar, nutzen doch ein paar Gäste die Luxus-Überfahrt als eine Art „Schulausflug für Erwachsene“. „I just want to tell you, whoever wants to have sex with me tonight, you can find me…“, wo man den ziemlich angetrunkenen Enddreißiger finden könne, das geht im Lallen und Brabbeln desselben unter. Leicht genervt wird er von seinen nicht minder beschwipsten Freunden weggezerrt – nur um wenige Minuten später wieder aufzutauchen. Erst als er irgendwann merkt, dass sein Angebot auf eher verhaltenes, bis nicht vorhandenes Interesse stößt, zieht er weiter. Wohin, bleibt unbekannt, nur soviel: Die Ausnüchterungszelle blieb in dieser Nacht leer…

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Anders das Schiff am nächsten Morgen: Da wuselten die Menschen in den Gängen, hielten ihre Fotoapparate griffbereit und drängten sich zu den besten Aussichtspunkten. Die gab es zugegebenermaßen fast überall – und das ist gut so, ist doch die Anfahrt auf Oslo mit seinen Fjorden, Seemöwen, kleinen, bunten Häusern tatsächlich ein Erlebnis. Eines, wegen dem allein sich die langsame Anreise-Variante auf die norwegische Hauptstadt lohnt!

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Der Vergleich in Zahlen

Fluglos von Wien nach Oslo und retour:               Mit Flug (Vergleichsdaten via checkfelix.com):

142 Stunden (Hin, ebenso viele retour)                 Rund 10 Stunden

435,5 Euro                                                        130 bis 140 Euro

Den CO2-Ausstoß hätte ich gern verglichen, bloß die dazugehörigen Zahlen konnte man mir leider nicht liefern. 

Für mich steht fest: Die langsame Reise mit Bahn und Boot mag zeit- und kostenfeindlicher, dafür aber vermutlich etwas umweltfreundlicher sein. Erlebnisreicher ist sie allemal!

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Irgendwo simma alle Einheimische auf Zeit

„Bei all unseren Erlebnissen geht es um Beziehungen.“ Als Christian Hlade, Gründer des steirischen Wanderreiseveranstalters Weltweitwandern, mit diesen  Worten unser gemeinsames Wochenende einläutet, spricht er nicht nur von seinem Kerngeschäft, dem Reisen. Um…

„Bei all unseren Erlebnissen geht es um Beziehungen.“ Als Christian Hlade, Gründer des steirischen Wanderreiseveranstalters Weltweitwandern, mit diesen  Worten unser gemeinsames Wochenende einläutet, spricht er nicht nur von seinem Kerngeschäft, dem Reisen. Um Beziehungen drehen sich auch die nächsten drei Tage hier im kärntnerischen Knappenberg.

Die Guides "aufgefädelt". Foto: Doris

Neben Christian sitzen Abdellah und Abdelmalek aus Marokko, Sonam Sherpa aus Nepal und Tsewang aus dem indischen Ladakh aufgefädelt wie die Zinnsoldaten auf ihren Stühlen. Alle vier haben eines gemeinsam: Als Fremden- und Bergführer für das CSR zertifizierte Weltweitwandern führen sie Reisende, Interessierte, Wanderer durch ihre Heimat und bauen Brücken zwischen den Gästen und Einheimischen. Die letzten Wochen wurde der Spieß umgedreht: Die vier waren zu Gast in Österreich.

Bespaßung, darin sind die marokkanischen Guides Experten. Foto: Doris

Seit Jahren laden der ehemalige Architekt Hlade und sein Team die Weltweitwandern-Guides von der Mongolei über Madeira bis Madagaskar zu Schulungs- und Trainings-Zwecken nach Europa. Hier verbessern die Männer und Frauen nicht nur ihr Deutsch, um die Touren in ihren Ländern professioneller durchführen zu können; sie werden auch auf den Grazer Schlossberg geführt und hören klassische Musik, hier werden Apfelstrudel auf ihre Teller geladen und sie können auf Wandertouren braune Ferkel fotografieren. Kurz: Sie werden selbst zu Touristen und treten in Beziehung mit dem Weltweitwander-Team in Österreich, mit ehemaligen Gästen, die zu Freunden geworden sind, mit Interessierten, mit der Kultur derjenigen, denen sie später ihr Land näher bringen.

Weltweitwandern und JUFA verbindet (einiges). Foto: Doris

„Unsere Gäste werden zu Einheimischen auf Zeit,“, beschreibt Christian Hlade die Philosophie seines Unternehmens, das er vor rund 15 Jahren gegründet hat, „weil Reisen das ist, was ich richtig gut kann.“ Dass es dabei nicht um eine „Dauer-Bespaßung“ durch die einheimischen Reiseführer geht, sondern um das Miteinander, das wird er nicht müde zu betonen: „Weltweitwandern ist keine Busrundreise, wir sind ein Team. Alles passiert miteinander.“ Was er nicht sagt – nicht zu sagen braucht – das spürt man ohnehin in jeder Bewegung, jeder non-verbalen Interaktion: Inder oder Österreicher,  Guide oder Gast, Chef oder Angestellter – man begegnet sich auf einer Ebene. Die Basis von allem sind der gegenseitige Respekt und das Wissen, dass ein gleichwertiger Austausch passiert, dass Lernen in beide Richtungen geschieht.

Und Juuump: Christian mitten unter den "Jungs". Foto: Doris

Was für die Trekking-Tour durch den Norden Tansanias oder für die Wanderung in Nepal gilt, das gilt auch für die (Schulungs-)Besuche der Guides in Österreich. Da diesmal gleich vier Reiseführer aus allen Ecken der Welt in Österreich zu Gast sind, hat Weltweitwandern Gäste, Interessierte, ehemalige und zukünftige Kunden zu einem Treffen- und Austausch-Wochenende nach Knappenberg eingeladen. Gekommen sind über 40 Menschen, bunt gemischt, alt und jung, erfahrene und weniger erfahrene Reisende aus Österreich und Deutschland. Ich bin eine davon.

Gemeinsames Abendessen. Foto: Doris

Getrieben sind wir alle wohl vor allem von einem: Von unserer Neugier – auf die Guides aus Marokko oder Ladakh, auf die Dia-Vorträge zu den Ländern, die zwei Abende lang auf uns warten, auf die Wanderung in der ehemaligen Heimat des Dalai Lama-Weggefährten Heinrich Harrer. Angezogen sind wir aber wohl auch von dem Ort des Geschehens: Der vor vierzehn Tagen eröffneten JUFA Knappenberg, ein Jugend- und Familien-Gästehaus, das hoch über der Bergbaugemeinde Hüttenberg in seinem Bau an Tibet erinnert und – laut Website – einen atemberaubenden Ausblick auf die Gipfel der Norischen Region bietet. Bei Letzteres hat man nicht zuviel versprochen, auch das Buffet mit frisch (schau-)gekochtem Wok-Gemüse, die Wellness-Landschaft und vor allem der rundum offene, mit asiatischen Lampions geschmückten und mit Tee-Samowaren ausgestattete „Sonnentor“-Raum können sich sehen lassen. Bloß auf den Tibetischen Kräutergarten und einige andere Details, die schon im Prospekt gezeigt werden, muss man noch bis zur offiziellen Eröffnung im Herbst warten.

Der Raum "Sonnengruß" lädt zu Teezeremonien oder einfach nur zum Meditieren ein. Foto: Doris

„Vor ein paar Wochen war hier noch Baustelle“, weiß der Ex-Architekt Hlade, der im Jahr 2000 in Ladakh, wo er seine Diplomarbeit geschrieben hatte, eine Schule baute. Er berichtet dabei nicht nur aus eigener fast 10-jähriger Erfahrung mit Bauprojekten, sondern aus direktem Wissen – handelt es sich beim Architekten des JUFA Hauses doch um Herwig Moosbrugger, seinen ehemaligen Architekten-Chef und Freund. Den hat der Familienvater mit Bildern aus Tibet sowie Bhutan beim Bau inspiriert und hat somit auch hier in Knappenberg seine Finger im Spiel.

Heinrich Harrer Museum. Foto: Doris

Es ist ein Haus der Verbindung – nicht nur der verschiedenen Kulturen. Es geht auch darum, die bis zu 152 Gäste mit den Einheimischen der 1.500 Einwohner-Gemeinde in Beziehung und Dialog zu bringen. Dafür sorgen nicht nur das für alle offen stehende Café- sowie Restaurant- und der Wellness-Bereich, die Kegelbahn im untersten Geschoß des Hauses ist bereits von einer örtlichen Seniorengruppe eingeweiht worden und soll ab sofort jeden Donnerstag bespielt werden.

Lingkor - farbenprächtige Stupas und Gebetspfade mitten in Österreich. Foto: Doris

Eine Philosophie, wie sie nicht besser zu Weltweitwandern passen könnte. Wie gesagt, es geht schließlich immer um Beziehungen!

 

MEHR: 

Weltweitwandern
Gaswerkstraße 99
8020 Graz

Tibet JUFA Knappenberg
Knappenberg 70
9376 Knappenberg

Heinrich Harrer Museum
Bahnhofstraße 12
9375 Hüttenberg

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travel2change: Reisen mit Sinn

Ich möchte etwas bewegen! Den Gedanken kennt wohl jeder Reisende, der schon einmal in Asien, Latein- oder Südamerika beziehungsweise Afrika unterwegs war. Manchmal ist man schier sprach- und bewegungslos angesichts unzähliger Menschen,…

Ich möchte etwas bewegen! Den Gedanken kennt wohl jeder Reisende, der schon einmal in Asien, Latein- oder Südamerika beziehungsweise Afrika unterwegs war. Manchmal ist man schier sprach- und bewegungslos angesichts unzähliger Menschen, die in Indien nackt auf der Straße schlafen. Man fühlt sich machtlos, wenn man Leute im Müll wühlen sieht – und weiß, dass sie noch Glück haben, Essbares zu finden. Man hat Mitleid mit Kindern, die sich in Bergdörfern mit fünfzig anderen in eine Schulklasse zwängen und nicht einmal ein Heft zum Schreiben besitzen. „Man“ – ich spreche hier von mir, mit den Gefühlen und Gedanken bin ich aber offenbar nicht alleine: Nicht umsonst gibt es zahlreiche Websites und Anbieter, die sich auf die Vermittlung von Hilfseinsätzen, Freiwilligenarbeit und sonstigen Sozialprogrammen spezialisiert haben. Meist gegen Geld.

travel2change ist anders. Das zeigt schon die Gründungsgeschichte: Der Vorarlberger Thomas Kohler hat die Organisation ins Leben gerufen, nachdem er selbst im Surfurlaub auf Mauritius damit konfrontiert war, dass die lokale Jugend auf Grund mangelnder Ausrüstung und Ressourcen keine Erfahrungen wie er als Reisender machen konnte. Obwohl sie im Paradies leben, konnten sie dies nicht auf die gleiche Weise erleben und genießen wie ökonomisch besser gestellte Reisende. Diese Ungleichheit hat ihn letztlich motiviert, vor Ort einen direkten Austausch zu initiieren; nachdem das Problem aber nicht nur auf Mauritius besteht, hat er die Plattform ins Leben gerufen, um die Situation weltweit zu verbessern.

Ich habe Gründer Thomas Kohler und Sina Hillger, Community Manager von Travel2Change interviewt: 

Doris: Ich kann mich noch an die erste Begegnung mit euch erinnern. Da hattet ihr einen Wettbewerb gestartet, bei dem Leute sinnstiftende Reiseideen vorschlagen sollten. Der Sieger erhielt Unterstützung, das Projekt umzusetzen. Was hat sich seither getan? 

Im Wesentlichen hat sich an der Idee nichts geändert. Allerdings haben wir die Positionierung laufend aufgrund der gemachten Erfahrungen angepasst. Wir wollen Reisende und die lokale Bevölkerung rund um sinnvolle Reiseerlebnisse zusammenbringen. Die lokale Bevölkerung (Non-Profit-Organisationen oder Einzelpersonen) bieten Reisenden die Möglichkeit, bei sinnstiftenden Erlebnissen teilzunehmen. Diese travel2change Erlebnisse sollen für die lokale Bevölkerung Nutzen stiften. Zusätzlich zu den Wettbewerben soll unsere Plattform die laufende Vernetzung von Reisenden und der lokalen Bevölkerung rund um travel2change Erlebnisse fördern.

Wie bei unserem Start, gibt es nach wie vor die Wettbewerbe auf der Plattform www.travel2change.org. Mit den Wettbewerben sammeln wir Ideen und inspirierende Projekte wie Reisende in Zusammenarbeit mit der Lokalbevölkerung gemeinsam etwas Sinnstiftendes erleben und erschaffen können. Momentan ist der Fokus auf der Sports, Hawaii und der Atlantic Rainforest Challenge.

Für Reisende ist euer Projekt kostenlos: Wie wird die Arbeit finanziert? Woher kommt das Geld?

Wir stellen die Plattform kostenlos für jeden bereit. Wir sind kein Reiseveranstalter und in die Organisation, die Koordination einer Reise sowie der sinnstiftenden Zusammenarbeit der Reisenden und Lokalbevölkerung nicht involviert. Dies geschieht eigeninitiativ. Unser Team arbeitet auf freiwilliger Basis. Wenn wir einen Wettbewerb ausschreiben, werden anfallende Kosten vom Sponsor gedeckt und Gewinne bereitgestellt.

Soviel ich weiß, arbeitet ihr mit Sponsoring-Partnern zusammen, nach welchen Kriterien sucht ihr die aus?

Grundsätzlich haben wir keine festen Kriterien, nach denen Sponsoring-Partner ausgewählt werden. Uns ist wichtig, dass der Partner ähnliche Werte vertritt und die Ziele übereinstimmen. Zum Beispiel wird der Wettbewerb für den Atlantischen Regenwald von „Sudden Rush Guarana“ unterstützt, weil das Produkt die Region in Brasilien fördert.

Foto: Hanno Mackowitch

Wie bestimmt ihr, welche Programme und Projekte ihr unterstützt?

Wir unterstützen jede Idee, die keine ethischen oder moralischen Kontroversen mit sich zieht. Auf Grund der großen Unterschiede ist es auch schwer möglich zu sagen, welches Reiseerlebnis besser ist als andere. Solange gewährleistet ist, dass ein gewinnbringender (und damit ist nicht zwangsläufig ökonomischer Gewinn gemeint!) Austausch von Reisenden und der Lokalbevölkerung stattfindet, bekommen die Initiatoren unsere Unterstützung im Sinne von Marketing und Nutzung unseres Netzwerks.

Wenn jemand mit travel2change eine Reise antritt, was ist eure Dienstleistung? Wie unterstützt ihr die Reisenden bei ihren travel2changes?

Wir stellen die Plattform auf der sich Reisende informieren, inspirieren lassen und austauschen können. Weiterhin können sie dort mit lokalen Organisationen in der Zieldestination in Kontakt treten, um an bestehenden Projekten mitzuwirken.

Sina, du bist Community Manager: Wie sieht deine Arbeit aus?

Als Community Manager bin ich zum einen Ansprechpartnerin für jeden, der sich auf travel2change anmeldet. Dabei gibt es technische, inhaltliche und auch persönliche Fragen. 95 Prozent des Kontakts geschieht per Mail; es kommt aber auch vor, dass ich Gespräche via Skype führe, zum Beispiel um travel2change näher zu erläutern oder Feedback zu Ideen zu geben.

Das Team. Foto: Travel2Change

Wenn du dir ein sinnvolles Reiseprojekt aussuchen könntest: Was würdest du am liebsten tun, wohin würde es dich verschlagen und warum?

Da ich bereits ein Jahr lang in Indien in der Stadt-Slumentwicklung im Bereich Sanitärversorgung tätig war, reizt mich der asiatische Raum sehr. Als Reisende würde ich aber keine Großstadt als Ziel wählen, weil ich Erholung in der Natur finde. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, in einer Auffangstation für Orang Utans in Borneo oder Sumatra mitzuwirken.

Hatte schon einmal jemand, der eine Challenge gewonnen hatte, ein Problem? Wie wurde es gelöst?

Während unserer ersten Challenge – der Water Challenge in Zusammenarbeit mit Kuoni Reisen – hätte ein Projekt besser funktionieren können. Der Projektleiter der kenianischen Organisation war weniger am Projekt als am Projektbudget interessiert, so dass wir Kürzungen vorgenommen haben, weil die ausgemachten Aktivitäten und Ziele nicht erreicht wurden.

Aufgrund fehlenden Budgets sind wir bei der Koordination der Projekte lediglich unterstützend tätig. Unsere Leistung an Challenge Gewinner besteht eigentlich nur in der Übermittlung des Gewinns; jegliche Organisation und Koordination mit den lokalen Kontaktpersonen geschieht selbstinitiativ und darum sind wir in Probleme und deren Lösung nicht zwangsläufig involviert. Natürlich stehen wir aber in Kontakt mit unseren Gewinnern und freuen uns über Updates und Feedback aus ihrer Arbeit.

Die Frage: Heute in fünf Jahren – wo seid ihr mit travel2change?

Eine Vision ist, dass wir in allen Ländern der Welt durch lokale Organisationen vertreten sind, die travel2change experiences anbieten und so Reisenden ermöglichen, das Land und seine Umstände authentischer zu erleben und im Gegenzug durch deren Motivation, Wissen und Einsatzbereitschaft zu profitieren.

Wer sich für travel2change weiter interessiert oder an einer der Challenges teilnehmen möchte, wirft am besten einen Blick auf die Website: www.travel2change.org

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Meal Sharing: Essen beim Nachbarn – rund um den Globus

Ein schnelles Käse-Sandwich, labbriges Weißbrot oder eine Packung Chips – gesunde, ausgewogene Ernährung sieht anders aus. Doch gerade unterwegs kann es eine ziemliche Herausforderung sein, seinen Magen so zu füllen,…

Ein schnelles Käse-Sandwich, labbriges Weißbrot oder eine Packung Chips – gesunde, ausgewogene Ernährung sieht anders aus. Doch gerade unterwegs kann es eine ziemliche Herausforderung sein, seinen Magen so zu füllen, dass auch die Mama damit einverstanden wäre. Vor allem dann, wenn das Reisebudget nicht für das tägliche frische Essen im Restaurant reicht. Abgesehen davon, dass dieses selbst dem größten Gourmet irgendwann zum Hals heraushängt – buchstäblich. Aber eine gut ausgestattete Küche hat man im Urlaub selten zu Verfügung, und das Kochen in Hostels muss man mögen: Geschirrbergen von vorgestern und vollgestopften Kühlschränken mit ranzigen Essensresten sei Dank.

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Was gäbe man unterwegs für die Erbsensuppe von Oma?! Und auf das gemeinsame Abendessen mit den Geschwistern (inklusive der Streitereien um den letzten Schluck Wein) hätte man jetzt erst recht Appetit. So ähnlich muss es auch dem US-Amerikaner Jay Savsani ergangen sein, als er mit einem Freund in Kambodscha unterwegs war. Nachdem Not ja bekanntlich erfinderisch macht, wussten sich auch die beiden Jungs zu helfen: Sie haben einfach in ihrem Hotel nach einer Familie gefragt, die sie zum Essen zu sich nach Hause einladen würde. Heraus kam ein unvergesslicher Abend, bei dem nicht nur Gerichte aus dem Land serviert, sondern auch Geschichten aus den beiden Kulturen geteilt wurden. „Der beste Teil des Abends war, als unser Gastgeber sein Casio Keyboard hervorkramte und einige klassische kambodschanische Lieder zum Besten gab“, erklärt Jay.

Das muss wiederholt werden, waren sich sein Freund und er einig: Der Abend war der Beginn von Meal Sharing, einer Internet-Plattform, auf der Gastgeber Reisende an ihren Tisch bitten!

So funktioniert’s: 
Der Gastgeber oder Reisende erstellt ein Online-Profil, in dem er oder sie natürlich auch seine Essens-, respektive Kochvorlieben beschreibt und mit Bildern belegt. Dann beginnt das Warten – auf mögliche Interessierte. Und nach dem Treffen bewertet man den Abend und die Personen, schließlich ist Vertrauen(swürdigkeit) das höchste Gut in der Sharing Economy.

Die Plattform startete an Thanksgiving 2012. Was mit zwei Gastgebern in zwei Städten (Chicago und Berlin) begonnen hat, ist jetzt ein Netzwerk von über 6.000 Essensteilern in über 425 Städten auf der Welt. Über 1.000 Abendessen wurden – kostenlos – miteinander geteilt, die meisten davon in den USA und Deutschland. Und das ist erst der Anfang! 

2014.3.10 - Mealsharing with Guillermo Luengas - 021

Ich habe mit den Initiatoren der Plattform über die Idee gesprochen:

Erzählt einmal: was ist der Sinn hinter Meal Sharing? 

Jay Savsani, Gründer: Für mich ist ein hausgemachtes Abendessen mit jemandem gemeinsam genossen das intimste, was du mit einer Person machen kannst. Es ist nicht nur Zeit, neue Geschmäcker zu probieren, sondern auch neue Kulturen und Menschen kennen zu lernen. Auf Reisen – egal ob in Übersee oder in Chicago – gibt es keinen sichereren Weg mit neuen Menschen in Kontakt zu kommen als über den eines selbstgemachten Essens. Meal Sharing wurde als Brücke für diese Lücke gebaut und schafft ein sicheres Umfeld für Freunde und Familien, mit Fremden ein Mahl zu teilen.

Was war das bisher beste Essen, das du auf Reisen genossen hattest und warum? 

Ainara Del Valle, zuständig für Europa: Eine der besten Mealshare-Erfahrungen hatte ich mit Huan in Chicago. Sie ist eine Biologin aus China mit dem Herzen eines Chefkochs. Sie hatte fantastisches Essen gekocht, aber darum geht’s gar nicht. Jemanden mit so einem spannenden Arbeitsfeld kennen zu lernen und einem Background, der so anders ist als meiner, war unbeschreiblich bereichernd.

Jay Savsani: Ich erinnere mich an ein Mealshare mit zwei Ladies in einem Bootshaus, nahe einer Insel in London. Ich wusste noch nicht einmal, dass es Inseln in London gibt! Es war echt cool, die zwei Frauen kennen zu lernen und ihre Geschichten über London und deren Leben. Spannend. 

Warum ist das Teilen von Essen so bereichernd? 

Meal Sharing ist ein Weg, intensiver zu reisen. Es geht einfach nichts über die Erfahrung, in ein anderes Land zu reisen und einen Fremden kennen zu lernen. Es gibt dir eine ganz andere Sicht auf den Platz und die Kultur. Sogar in deiner eigenen Stadt ist das Treffen neuer Leute eine Art zu reisen. Wir möchten gern glauben, dass wir „Orte, an denen wir waren, zu den Menschen machen, die wir dort getroffen haben“. Meal Sharing macht die Welt einfach ein bisschen gemütlicher, und das zieht die Leute an.

Wird es eurer Erfahrung und Meinung nach in unserer Kultur immer wichtiger zu teilen? 

Natürlich! Zuerst einmal ist es ein Prozess, der bereits stattfindet. Die Sharing Economy entwickelt sich jeden Tag in neue Richtungen und wir sind dabei, wie wir der Gesellschaft am besten dienen und die Welt mit dem Service besser machen können. Die Notwendigkeit von geteilten Erfahrungen ist nicht exklusiv für unsere Zeit. Es ist etwas, was die Menschheit immer wollte und anstrebt. Wir erinnern uns nur wieder an dieses alte Paradigma und nutzen jetzt digitale Werkzeuge, um schneller und leichter zu teilen.

Wie geht es weiter, was ist euer Ziel mit und für mealsharing.com?

Das sehr ehrgeizige Ziel von Meal Sharing für die nächsten paar Jahre ist es, mehr Gastgeber weltweit zu haben als die drei Top-Fast-Food-Restaurants Filialen besitzen. Das würde wirklich bedeuten, dass wir erfolgreich sind. Dass die Welt aufgestanden wäre und sagen würde: „Ich vertraue eher meinem Nachbar in Sachen Essen als einer riesigen Nahrungsmittelfirma.“ Wenn es genug Meal-Sharing-Teilnehmer gibt, dann essen die Leute gesünder, verschwenden weniger Lebensmittel – und das alles, während sie kulturelle Barrieren überwinden.

Wir hören ständig auf unsere Gemeinschaft und stellen sicher, dass wir das tun, was sie von uns einfordern. Als Teil davon testen wir neue Möglichkeiten für Gäste, sich zum Beispiel an den Kosten für die Zutaten zu beteiligen. Auf diese Weise würden wir sicher stellen, dass uns nicht nur diejenigen bewirten könnten, die es sich leisten können, sondern alle, die es wollen.

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Danke für das Gespräch! 

Ansätze wie Meal Sharing haben übrigens noch einen Vorteil: Sie haben den köstlichen Geschmack von Genuss mit gutem Gewissen – und diese Würze sollten wir öfter in unsere Küchen und auf unsere Tische lassen. Vor allem, aber nicht nur, 2014, dem europäischen Jahr gegen Lebensmittelverschwendung. Mahlzeit!

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Wie trampen in Neuseeland dein Leben verändern kann

Gastbeitrag von Tanja, die seit September 2013 auf ihrem Blog Search for Happiness über ihre Reiseerlebnisse schreibt und Tipps und Tricks gibt, wie du deine eigene Langzeitreise planen kannst.  Dein Herz klopft…

Gastbeitrag von Tanja, die seit September 2013 auf ihrem Blog Search for Happiness über ihre Reiseerlebnisse schreibt und Tipps und Tricks gibt, wie du deine eigene Langzeitreise planen kannst. 

Dein Herz klopft wild gegen deinen Brustkorb, deine Hände schwitzen, dein Mund ist trocken. Ungewissheit kann manchmal der schlimmste Feind sein. Warum hast du dich nicht für den angenehmen Bus entschieden, nörgelst du innerlich mit dir selbst. Aber du wolltest etwas Einzigartiges erleben. Und sogar die Kiwis sagen, dass Trampen die Antwort darauf sei.

Nun stehst du hier am Straßenrand, streckst trotz aufkeimenden Muskelkrampfs brav einen Arm von dir weg, den Daumen in die Höhe und beobachtest die vorbeiziehenden Autos. Fühlst dich wie bestellt und nicht abgeholt. Weißt nicht, ob und wann du deine Destination erreichst und vor allem, wer für dich stehen bleibt. Was soll daran einzigartig sein?

About Me_Quadrat

Ein verlangsamtes Auto reisst dich aus deinen Gedanken. Fokussiert beginnst du zu lächeln, schließlich willst du dem Fahrer etwas verkaufen – dich selbst. Dein Lächeln steht für „Ich werde dir nichts tun“ oder „Ich kann dir lustige Geschichten über mein Heimatland erzählen“. Und tatsächlich hält er an. Dein nervöses Herzrasen verwandelt sich in einschleichende Panik. Wer ist das? Ist er nett oder gefährlich? Herzlich oder cholerisch?

Ein weißhaariger Mann mit mindestens 70 rüstigen Jahren Lebenserfahrung steigt aus und lächelt dich nett an. Seine freundlichen blauen Augen beruhigen dich, er grüßt dich sehr offen und hilft dir beim Verstauen deines Backpacks am Rücksitz.

Schon sitzt du am Beifahrersitz eines Fremden. Bist stolz auf dich, weil die erste Hürde geschafft ist. Und stellst dich nun auf den unausweichlichen, oberflächlichen Small Talk ein.

Wieso reist du?

Okay, diese Frage kam unerwartet. Du dachtest, du erzählst zuerst ein bisschen über dich, hast deinen Text schon vorbereitet, gleich einem Bewerbungsgespräch. Aber es stimmt – wieso reist du wirklich?

Weil ich unglücklich war.

Womit warst du unglücklich?

Noch eine gute Frage.

Eigentlich mit fast allem. Meinem Studium, meiner Beziehung. Ich war immer sehr unsicher und habe mich oft hinter anderen versteckt. Und jetzt versuche ich meine Antwort auf die Frage zu finden, was ich aus meinem Leben machen will.

Du staunst über deine Ehrlichkeit und deinen Willen, dir hemmungslos Schwäche und Fehler einzugestehen. Denn du weißt, dass du deinen Sitznachbarn höchstwahrscheinlich nie wieder siehst.

Dieser erzählt nun ein bisschen von sich. Du spürst die Trauer, als er von seinem verstorbenen Vater berichtet, den Stolz, wenn er über seine einzige Tochter erzählt, die Freude, wenn er dir ein Stückchen von seinem Leben preisgeben darf.

Per Anhalter durch Neuseeland - Tanja hat es gemacht. Foto: Tanja
Per Anhalter durch Neuseeland – Tanja hat es gemacht.

Die nächsten 150 Kilometer vergehen schneller als dir lieb ist. Mitten im Gespräch bist du schon angekommen und steigst beinahe widerwillig aus. „Danke für die Fahrt“, sagst du etwas nachdenklich. „Ist doch selbstverständlich“, entgegnet er.

Als du dich umdrehen möchtest, fügt er noch hinzu: „Vergiss nicht, dass du ein toller Mensch bist. Du kannst alles schaffen was du möchtest und gib dich nicht mit weniger zufrieden. Ich hoffe du findest dein persönliches Glück.“ Und schon fährt er weiter. Dein erstes Mal Trampen ist vorbei und du verstehst nun.

Nicht die Fahrt an sich macht es so besonders, sondern die Menschen, die das Fahrzeug bedienen. Innerhalb von zwei Stunden können sie mit ihren Ansichten, Überlegungen und Fragen dein Leben verändern. Sie denken anders als deine Freunde zuhause, sie unterscheiden sich von Herkunft, Alter und Erziehung. Und du weißt nie, wer deine nächste Bekanntschaft sein wird: Ein Pilot, ein LKW-Fahrer, eine Bäckermeisterin, eine Mutter, ein Schiffskapitän. Doch sie bringen dich zum Nachdenken, zum Hinterfragen, doch vor allem bestärken sie dich, in dem was du tust, denn so sind die Kiwis nun einmal. Und du wirst auch stärker, denn Trampen kostet jedes Mal Überwindung und Mut.

Und egal in welches Auto du steigst, du redest mit dem Fahrer über sehr Persönliches, weil seine Unbekanntheit dich überraschenderweise vertrauen lässt. Er wird dich nicht verurteilen. Im Gegensatz dazu erzählt er dir Geschichten über sein Land, sein Leben, seine Familie. Er zeigt dir eine Seite von Neuseeland, die du in einem Bus nie erfahren hättest: Echte, neuseeländische Kultur. Und das macht jedes Trampen in Neuseeland einzigartig.

Neuseeland wird durch die Augen der Einheimischen doppelt so schön. Foto: Tanja
Neuseeland wird durch die Augen der Einheimischen doppelt so schön.

Natürlich besteht beim Trampen immer ein gewisses Restrisiko, schließlich steigst du bei fremden Menschen ein. Jedoch musst du hier auf dein Bauchgefühl vertrauen. Fühlst du dich nicht wohl, fährst du einfach nicht mit und wartest auf den nächsten Fahrer. In Neuseeland gab es in den letzten Jahren keine unangenehmen Zwischenfälle mehr.

Als Frau ist es prinzipiell einfacher eine Mitfahrgelegenheit zu bekommen. Männer warten oft doppelt oder dreimal so lange. Wenn du alleine bist, hast du ebenfalls keine Probleme, zu zweit wird es schon etwas schwieriger, ist aber dennoch möglich.

Worauf du achten musst: Wenn du trampen willst, ist der richtige Warteplatz absolut notwendig. Stell dich zum Straßenrand in die richtige Richtung, naheder Hauptstraßenauffahrt. Vermeide jenen Straßenbereich, welcher am Rand mit gelben Strichen markiert ist, hier dürfen die Autos nicht stehen bleiben. Des Weiteren ist es ganz normal, dass du öfter mal umsteigen musst, da nicht jeder dieselbe Destination anfährt wie du.

Und nun, Daumen hoch!

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