Wenn man für einige Zeit an einem Ort gelebt hat, weiß man, wo man seine Naturkosmetik und seine Lebensmittel herbekommt. Man kennt die Bio-Märkte, die veganen Restaurants, Aktivistengruppen und Foodshare-Möglichkeiten in seiner Gegend und weiß, wo es gute Secondhand-Läden oder ökologische Kleidung gibt. So war es auch für mich. Ich hatte mir eine kleine grüne Karte in meinem Kopf gebastelt. Doch mit meinem Umzug nach Toronto stand ich wieder vor einer Tabula Rasa. Ich wusste nicht, wie die Supermärkte und Einkaufsmöglichkeiten hier aussehen und wie verbreitet biologische und vegane Produkte sind. Zumal ist die Stadt so riesig, dass man sich nicht einfach schnell einen Überblick verschaffen kann.

Wie bin ich also vorgegangen? Zuallererst habe ich mir die gewöhnlichen Supermärkte angesehen. Das sind hier in Kanada vor allem No Frills und Loblaws. Ich hatte bereits erwartet, dass in Amerika alles etwas größer sein würde. Aber ich war dennoch beeindruckt, wie riesig die Supermärkte hier sind. Besonders geschockt war ich über die Obst- und Gemüseabteilung. Dort gibt es Erdbeeren, Heidelbeeren, Wassermelonen und anderes Sommerobst in Hülle und Fülle. Ich weiß, dass in Deutschland auch oft außer-saisonales Obst angeboten wird, doch hier scheint es wesentlich extremer. Man bekommt das Gefühl, als sei es ganz normal, dass man jetzt Erdbeeren kaufen kann. Das vegane sowie Bio-Angebot im „kleineren“ Supermarkt No Frills geht gegen Null. Loblaws bietet hingegen mehr an. Generell bin ich aber kein Freund großer Supermarktketten und so recherchiere ich nach Bioläden und Biomärkten. Ich suche gezielt nach einer Lebensmittelkooperative und stoße auf Karma Co-op.

Karma ist der Zusammenschluss vieler einzelner Personen zum gemeinsamen Einkaufen. Die Kooperative ist nicht auf wirtschaftlichen Gewinn aus und wird durch ihre Mitglieder geführt. Dafür, dass man seinen Teil zur Kooperative beiträgt, indem man zwei Stunden im Monat arbeitet, kann man dort relativ günstig einkaufen. Karma kauft seine Produkte direkt von Bauern und achtet auf ein regionales, biologisches, Gentechnik-freies Angebot. Letzterer Punkt ist hier viel relevanter als in Europa, denn Gentechnik ist hier erlaubt. Das Tolle ist, dass sie viele Produkte aus Großpackungen direkt verkaufen. Man kann sich ein Glas mitbringen und beispielsweise sein Olivenöl aus dem großen Container abfüllen. Auf diese Weise wird sehr viel Müll vermieden, was ich super finde. Außerdem bietet Karma auch Naturkosmetik und viele vegane Produkte an. Im Bezug auf Lebensmittel bin ich also sehr gut ausgestattet. Da der Laden etwas weiter weg ist, versuche ich mich mit einem Wocheneinkauf auszustatten.

Karma1

Doch wie ist es mit Restaurants oder Second-Hand-Läden? Generell gehe ich nicht sehr oft essen, aber ab und zu ist es eben doch ganz nett. Deshalb wühle ich mich erneut durch das Internet auf der Suche nach veganen Restaurants. Ich stelle mit einem strahlenden Gesicht fest, dass es hier sehr viele vegetarische und vegane Restaurants gibt. So viele, dass ich fast Lust bekomme, sie alle auszuprobieren. Von Feel Good Guru habe ich ja bereits in meinem ersten Kolumnenbeitrag berichtet. Bisher war ich nur dort und in einem anderen Restaurant, welches auch sehr lecker war. Ich habe das Gefühl, dass die vegane Küche in Toronto generell Wert auf einen hohen Rohkostanteil und gesunde Zutaten legt. Das sagt mir sehr zu und ich bin gespannt noch andere Restaurants auszuprobieren. Auch bei meiner Suche nach Second-Hand-Läden oder biologischer Kleidung hilft mir das Internet weiter. Nachhaltige Mode scheint in Kanada, obgleich vorhanden, nicht ganz so verbreitet zu sein wie in Deutschland. Allerdings habe ich einen Second-Hand-Laden bei mir in der Nähe gefunden, bei dem ich mir gleich noch ein wenig Winterkleidung gekauft habe.

Langsam strecke ich also meine Fühler aus und bastle mir wieder meine kleine grüne Karte. Diesmal allerdings nicht nur im Kopf, denn dafür ist mir Toronto zu groß und ich zu wenig vertraut mit der Umgebung. Deshalb habe ich auf meiner Stadtkarte alle wichtigen Anlaufstellen markiert. Eine kleine Internetrecherche ist eine große Hilfe um sich schnell in einer Stadt zurecht zu finden. Dennoch lasse ich mich auch gerne treiben und erkunde ohne Kartenmaterial. Auf diese Weise habe ich schon einige schöne Orte gefunden.

Bereitet ihr euch auch auf einen Aufenthalt in einer neuen Stadt durch Recherche vor? Was sind eure Erfahrungen nach einem Umzug? Lebt ihr euch schnell ein?