Eco. Life. Style.

Autor: Corinna

Shades Tours – Spaziergang mit Tiefsinn

Wenn ein Tourist oder Reisender nach Wien kommt, dann wird von der musikalischen Tradition und den schönen Bauten geschwärmt. Das Schloss Schönbrunn und seine Gärten werden besucht, aber auch nach…

Wenn ein Tourist oder Reisender nach Wien kommt, dann wird von der musikalischen Tradition und den schönen Bauten geschwärmt. Das Schloss Schönbrunn und seine Gärten werden besucht, aber auch nach einigen moderneren Sehenswürdigkeiten, wie den Kunstausstellungen im Leopold Museum, wird gegoogelt.

Shades Tours und die Obdachlosigkeit

In meinem langjährigen beruflichen Kontakt mit Besuchern der österreichischen Hauptstadt wurde ich noch nie nach einer Tour betreffend Obdachlosigkeit oder anderer „Randgruppen“ in Wien gefragt. Noch nie wollte jemand mehr über die Problematik der Flüchtlinge in Erfahrung bringen, außer es hätte etwas mit eigener Sicherheit zu tun. Wien, die lebenswerteste Stadt der Welt, scheint immer nur ein Ort des schönen Vergangenen zu sein. Natürlich ist das etwas Wunderschönes, aber auch die Schattenseiten gehören zu unserer Stadt und sollten auf Neugierde stoßen.

Shades Tours veranstaltet Touren für interessierte Einzelpersonen oder Gruppen. Das Thema Obdachlosigkeit wird dabei von Menschen, die sich gerade in dieser Situation befinden oder es hautnah erlebt haben, während eines Spaziergang in der Stadt erklärt. Die 34-jährige Österreicherin Perrine Schober, die Tourismusmanagement in Deutschland studiert und sich während ihres Erasmus-Semesters in England auf die Thematik „Tourismus als volkswirtschaftliches Instrument der Armutsbekämpfung“ spezialisiert hat, gründete SHADES TOURS im April 2015.

Wien einmal anders erkunden

“Wusstet ihr, dass es in Notschlafstellen Zimmer mit bis zu 60 Betten gibt?”, fragt uns Barbara, unsere Guide an jenem Nachmittag. Ich bin ehrlich, nein, ich hatte noch nie wirklich darüber nachgedacht, wo obdachlose Menschen übernachten und vieles andere ist mir auch neu. Wir finden uns am Heldenplatz ein, wo die SHADES TOUR ihren Anfang nimmt und uns zu unterschiedlichen Orten im ersten Bezirk führen wird. Vom Treffpunkt aus gehen wir in Richtung Burggarten um dann vor der Franziskaner Kirche zu enden, wo es unter anderem von 9 bis 11 Uhr eine Armenausspeisung gibt.

Am Weg dorthin erzählt uns Barbara von ihrem persönlichen Schicksal. Sie war Galeristin bevor ihr Leben eine unglückliche Wendung nahm und ihr Brustkrebs diagnostiziert wurde. In Folge dessen wurde sie obdachlos und erkrankte an Depressionen. Doch jetzt geht es wieder bergauf, versichert sie kurz und so zufrieden, wie ein Mensch mit ihren Erfahrungen und Schicksalsschlägen in solch einem Moment eben sein kann.

Im Sommer gibt es in der Stadt Wien um die 800 Notschlafstellen, im Winter 1.500, erfahren wir. Sieben Tageszentren bietet die Stadt. Die Tageszentren sind offen für alle Betroffenen unabhängig ob Anspruch oder nicht. Einzige Ausnahme hier bildet die Gruft, diese ist nur für Anspruchsberechtigte Personen zugänglich deswegen wurde auch die zweite Gruft gegründet die ebenfalls offen für alle ist, mit dem Fokus auf Nichtanspruchsberechtigte. Anders verhält es sich bei den Notschlafquartieren die sind nur im Winter auch für nichtanspruchsberechtigte Personen offen. Meistens gibt es zwei abgetrennte Bereiche – einen für Frauen und einen für Männer. Somit sind Duschen, Schlafsäle, Räume mit Waschmaschinen und Begegnungsräumlichkeiten nach Geschlecht getrennt und Barbara bestätigt, dass es aus ihrer Sicht eine gute Idee sei. Denn dies vermeide Übergriffe, vor allem auch verbaler Natur.

Obdachlos in Wien

“Hungern muss niemand, man muss sich nur durch die Stadt bewegen”, denn Essen wird an vielen Orten verteilt unter anderem im Canisibus, auch Suppenbus genannt, und bei den Barmherzigen Schwestern. Auch auf medizinische Versorgung wird Wert gelegt. So gibt es nicht nur den Louise-Bus, der sich jede Woche durch die Stadt bewegt und an bestimmten Stationen Halt macht, im Akutfall müssen Spitäler unversicherte Menschen aufnehmen und behandeln. Eine Zahnklinik gibt es im zweiten Wiener Bezirk bei den Barmherzigen Brüdern, im neunerhaus findet sich ein praktischer Arzt sowie eine Tierklinik, die Tiernahrung abgibt. Eine andere Initiative, die erwähnt wurde ist der Kulturpass, mit dem Obdachlose Kulturhäuser besuchen und sich dadurch am Kulturgeschehen beteiligen können.

Interessant fand ich auch die Erläuterungen zu den Ursachen von Obdachlosigkeit: Jobverlust ist mit 50 Prozent der Vorreiter, darauf folgen Verschuldung, Süchte wie Alkohol- und Spielsucht, Krankheiten physischer und psychischer Natur, soziale Probleme und abschliessend die freiwillige Obdachlosigkeit. Viele weitere Informationen wurden vermittelt und auf viele Fragen eine Antwort gegeben.

Die SHADES TOURS sind absolut wert, gebucht und besucht zu werden! Sie sind nicht nur für Touristen, sondern vielleicht besonders auch für Einheimische, wertvoll. Es geht nicht unbedingt darum die Stadt zu erkunden, sondern dieser Stadt und ihren Bauten ein besseres Verständnis für Obdachlosigkeit einzuhauchen. Es war eine spannende und augenöffnende Erfahrung, die ich jederzeit wiederholen würde.

TEDx in der TUWien über Social Entrepreneurship

In diesem englischsprachigen Video hält Perrine Schober eine inspirierende Rede über soziale Initiativen und ihre persönlichen Erfahrungen. Die Gründerin der SHADES TOURS erzählt, wie ihre Träume in Form eines Businesses Gestalt annahmen und wie sie zu dem Thema der Obdachlosigkeit steht: “Think about it, we don’t focus on their strengths we focus on their weaknesses and that’s a pattern in our society.”

SHADES TOURS bietet Touren in deutscher und auch englischer Sprache, unter diesem Link kann direkt gebucht werden. Eine Tour dauert rund zwei Stunden und kostet 15 Euro pro Person. Private Gruppentouren können für Unternehmen und Schulen organisiert werden. Das neueste Angebot von SHADES TOURS ist das Afterwork Kochen im VinziPort.

Vielen Dank an SHADES TOURS für die Möglichkeit an der Stadtführung kostenlos teilnehmen zu können!

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Fuck Beauty! – Nunu Kaller gegen den Schönheitswahn

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land? Die meisten von uns haben den Disney-Klassiker Schneewittchen mehr als nur einmal gesehen. Die böse Stiefmutter will schöner…

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land? Die meisten von uns haben den Disney-Klassiker Schneewittchen mehr als nur einmal gesehen. Die böse Stiefmutter will schöner sein als Schneewittchen und ist sogar bereit dafür zu töten. Auch wenn es bei dem Thema Schönheit normalerweise nicht um Leben und Tod geht, kann dieses als ziemlich brisant eingestuft werden. Wir werden oft – bewusst oder unbewusst – davon beeinflusst und täglich fast überall damit konfrontiert.

Instagram ist ein Paradebeispiel für die aktuelle „Schönheitskultur“, aber auch in den traditionelleren Medien – sei es in Frauenzeitschriften oder auf Plakaten – sehen wir wunderschöne Frauen, die uns dazu verleiten sollen ein Produkt oder Service zu kaufen um uns selbst zu optimieren und im Grunde schöner zu machen. Das eigene Selbstwertgefühl sowie die „innere“ Schönheit scheinen dabei völlig außer Acht gelassen zu werden. Das will Nunu Kaller mit ihrem neuen Buch “Fuck Beauty!” ändern.

Wie wird Schönheit definiert?

Nach einem Schlüsselerlebnis im Urlaub, bei dem Nunu erkennt, dass sie mehr auf ihr eigenes Aussehen achtet als das Reiseerlebnis zu genießen, macht sich die Autorin auf die Suche nach Antworten. Sie ist überrascht wie sehr ihre eigene Unsicherheit ihr die Freude an dem Urlaub nimmt und sie vom Wesentlichen ablenkt: der Tatsache, dass sie gerade vielleicht einen der für sie schönsten Flecken der Erde bereist

Bei ihrer Recherche findet die Autorin keine zufrieden stellende Definition, welche das Thema Schönheit in einem Satz erklären könnte. Stattdessen findet sie unter dem Begriff Informationen zu den Themen Diäten, Sport, Kleidung, wie die unbeliebten Körperteile kaschiert werden können, sowie Make-up Tutorials, die erklären wie das Gesicht „verhübscht“ werden kann. Es finden sich auch Links zu Themen wie Lachen und Glück in ihrem Suchverlauf sowie Tipps und Tricks für mehr Selbstbewusstsein.

Nunu Kaller spricht in ihrem Buch auch von evolutionsbiologischen Erkenntnissen, die noch am ehesten zu einer objektiven Betrachtung von Schönheit führen können. So werden Themen aufgegriffen wie Kindchenschema, das richtige Verhältnis zwischen Hüfte und Taille – die bekannte Sanduhrfigur -, und die Symmetrie des Gesichtes und Körpers, welche auf Gesundheit und Wohlbefinden schließen lässt.

Bist du auch ein Opfer des Schönheitswahns?

Für “Fuck Beauty!” recherchiert Nunu Kaller auf Instagram. Sie ist schockiert wie viele bearbeitete Fotos sie vorfindet. Viele „Fashionistas“ verschleiern ihre wahre Figur mit Hilfe von schnellen App-Eingriffen. Daraufhin wagt sich die Autorin an ein Experiment und „verschönert“ ihr eigenes Selfie. Sie verschmälert ihr Gesicht, vergrößert ihre Augen – nimmt quasi eine digitale Operation vor – mit dem Resultat, dass viele ihrer engeren Freunde, die Veränderung nicht erkennen und sie mit Komplimenten überschütten.

Nach diesem Erlebnis hashtagged sich die Autorin weiter durch Instagram und entdeckt die Gegenbewegung zu dem oben beschriebenen Schönheitswahn, “Body Positivity”. Rundere Frauen zeigen dabei ihre realen Körper und ihre Zufriedenheit damit. Sie scheinen nichts zu verschleiern und auch Fettpölsterchen offen und lachend zu präsentieren. Da drängt sich des öfteren jedoch die Frage auf, ob manch ein Körper noch als gesund gelten kann.

Fuck Beauty!

Mit Hilfe von einigen Selbstversuchen – wie oben beschrieben – nähert sich Nunu Kaller dem Thema an und beschreibt die Ergebnisse in diesem sehr persönlichen Buch. “Fuck Beauty! – Warum uns der Wunsch nach makelloser Schönheit unglücklich macht und was wir dagegen tun können” ruft zu mehr Selbstvertrauen auf. Es soll aufzeigen, wie sich eine Frau in ihrer eigenen Haut wohler fühlen und was sie tun kann um ihr Äußeres lieben zu lernen. Mit vielen gut recherchierten Fakten und ihrem ganz eigenen Humor versucht Nunu Kaller ihre eigenen Vorurteile ihrem Körper gegenüber zu beseitigen. Schlagwörter wie Intuitive Eating, Spiegeldiäten und Fake Selfies werden in “Fuck Beauty!” diskutiert.

Das Anfang diesen Jahres veröffentlichte Buch ist 256 Seiten stark, ein Highlight stellen für mich die Selbstversuche dar, welche die Autorin oft mit großer Überwindung an sich vornimmt. So verdeckt sie für einige Zeit all ihre Spiegel und verlässt das Haus ohne ihr Äußeres vorher zu begutachten – die sogenannte „Spiegeldiät“. Diese Selbstversuche zeigen, dass es oft sehr viel Kraft und Mut erfordert einen Schritt in die gewünschte Richtung zu gehen und die eigene Komfortzone zu durchbrechen, dies aber jeden Schweißtropfen wert ist.

Mir hat das Buch gut gefallen, weil die Persönlichkeit der Autorin stark widergespiegelt wird und dadurch die Möglichkeit entsteht sich in ihre Lage zu versetzen und bei ihren Selbstversuchen mitzufiebern. Als Kritikpunkt würde ich sehen, dass eben durch diese Nähe zur Schriftstellerin eine Art Identifikation mit ihrem Körper stattfindet. Da ihre Idole aus der Body Positivity Bewegung auch mit Bild aufgezeigt werden, kann sich die eine angesprochen fühlen, wenn sie ähnliche körperliche Formen aufweist, eine andere wiederum, mit einem ganz anderen Körperbau, kann dadurch jedoch das Interesse verlieren. Nichtsdestotrotz ist es spannend zu lesen, wie eine Frau mit ihrem Körper umgehen lernt und ihre Probleme offen und ehrlich beim Namen nennt.

Das Buch würde ich jeder Frau empfehlen, die sich in ihrem Körper unwohl fühlt, weil sie keinen Modelmassen entspricht, sondern eher eine rundliche Figur hat. Ich würde die Lektüre auch Frauen aller Altersklassen empfehlen, die nach spannenden Experimenten suchen um aus der eigenen Komfortzone zu gelangen und sich mit dem Thema Schönheit näher befassen wollen.

 

In diesem Video gibt die Autorin eine kurze Einführung in ihr Werk, wobei sie von gephotoshoppten Bildern, dem Hashtag #bodypositivity sowie von Körpermakeln, die Frauen mit Hilfe von Werbung eingeredet werden, spricht.

Ihr wollt die Autorin persönlich kennen lernen? Nunu Kaller hält eine Lesung in Wien in der Buchhandlung Seeseiten am 16. April 2018.

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Das Schenna Resort – Ruhe und Entspannung in Südtirol

Das Schenna Resort, bestehend aus dem Hotel Rosengarten, dem Hotel Schwefelbad und dem Hotel Mitterplatt, war so freundlich mich einzuladen, das Hotel Rosengarten zu besuchen um mir einen umfassenden Eindruck zu dessen…

Das Schenna Resort, bestehend aus dem Hotel Rosengarten, dem Hotel Schwefelbad und dem Hotel Mitterplatt, war so freundlich mich einzuladen, das Hotel Rosengarten zu besuchen um mir einen umfassenden Eindruck zu dessen Service und Angeboten machen zu können. Da ich schon seit langem nach Südtirol reisen wollte, beschloss ich die Einladung anzunehmen und mir die Südtiroler Schmankerl nicht entgehen zu lassen.

Die Lage

Das Schenna Resort liegt im malerischen Südtirol in der Nähe von Bozen. Auf einer Seite sehen wir Berge, die sich scheinbar an Höhe übertrumpfen wollen, auf der anderen Seite gibt es Hügel voll mit schmackhaft riechenden Apfelplantagen und kleinen, niedlichen Wanderwegen, die zum Erkunden einladen. Schenna geht auf das italienische Wort “scaene” zurück, was so viel bedeutet wie bühnenhafter Aufbau. Ich vermute, die Bezeichnung bezieht sich auf die Landschaftsplateaus der Gegend. Der Ort hat um die 3.000 Einwohner und liegt zwischen Meran, das drei Kilometer entfernt ist, und Bozen in 25 Kilometern Entfernung.

Die Fahrt von Wien aus dauert rund sechseinhalb Stunden. Mit dem Auto ist das Ressort relativ einfach zu erreichen, aber Achtung: Mautgebühren von ungefähr 15 Euro fallen wegen des Befahrens der Brennerautobahn an. Spannend wurde es dann kurz vor der Ankunft, als mich mein GPS netterweise auf einen sehr engen Weg lotste, der mich abschnittsweise die Luft anhalten ließ und meinte, mir die wunderschönen Apfelplantagen bereits vorab aus der Nähe zeigen zu müssen. Nichtsdestotrotz war das wohl der kürzeste Weg. Keine Sorge, es gibt wenn ihr weiter der Hauptstraße folgt auch eine Abfahrt direkt zum Hotel. So könnt ihr das kleine Abenteuer vermeiden!

Apfelplantagen - Schenna Resort (c) Corinna Stabrawa

Das Hotel als Familienbetrieb

Vater Luis und Mutter Rosa gründeten 1968 eine Frühstückspension und setzten so den Grundstein für das Schenna Resort. Die Geschwister Heidi Pföstl-Wörndle, Stefan Pföstl, sowie Priska Pföstl sind allesamt im Hotelbetrieb tätig. Stefan Pföstl ist für den Service, die Küche und die Weinproduktion verantwortlich, Priska Pföstl betreut den SPA sowie das Body and Mind Programm. Heidi Pföstl-Wörndle ist im Büro und im Marketing tätig. Sie ergänzen sich in ihren Positionen, haben diese jedoch auch sehr gut abgesteckt. Mit den wöchentlichen Sitzungen bringt jeder das ein, was in seinem Kernbereich ansteht und erfährt von den anderen wo es Schwachpunkte und wo es Grund zur Freude gab.

Das Zimmer

Nach der Ankunft und dem Check-in wurde ich direkt von einer freundlichen Praktikantin aufs Zimmer gebracht. Das Zimmer war sehr groß, aber trotzdem sehr gemütlich. Bedeckte Farben wie grün und violett verschmolzen mit der sonst in Holz gehaltenen Einrichtung. Auch das Steinwaschbecken im offenen Bad mit Dusche bot einen angenehmen Kontrast zu den ansonsten weicheren Tönen. Das Highlight der Einrichtung war der Kleiderkasten. Er war nicht, wie in so vielen Hotels, in Richtung Schlafzimmer ausgerichtet, sondern nahm einerseits die Rolle der Zimmertrennung ein und andererseits konnte ich direkt nach dem Duschen auf meine Kleidung zugreifen. Das Bett war in meinen Augen auch so ein Südtiroler Schmankerl. Die Polster waren zur Abwechslung einmal nicht zu hoch gehalten und die Matratze sehr bequem und wie gemacht für ein paar Tage völlige Entspannung.

Der einzige Schwachpunkt war die Lage meines Hotelzimmers, das sich in Richtung Eingang des Hotels befand. Schöner wäre es gewesen, in einem Zimmer mit Sonnenuntergangsaussicht zu schlafen, denn der Ausblick der Einfahrt begeistert wenig im Vergleich zur wunderbaren Natur. Dies beim Buchen immer unbedingt erwähnen, denn die richtige Aussicht lässt Instagram-Herzen höher schlagen und steigert das Urlaubsfeeling.

Hotelzimmer im Schenna Resort (c) Corinna Stabrawa

Die Nachhaltigkeit

Im Schenna Resort wird viel Wert auf lokale Produkte gelegt, besonders bei Lebensmitteln. Kurze Transportwege spielen ebenfalls eine große Rolle. Auch die Beauty-Produkte im SPA kommen aus Südtirol und Deutschland – Team Dr. Joseph und Pharmos Natur – und sind biologisch zertifiziert. Aus Nachhaltigkeitsgründen wird auch Großteils auf Shampoos und andere Goodies in den Zimmern verzichtet. Bereitgestellt werden eine kleine Seife, ein nachfüllbares Body- und Haarshampoo sowie Wattepads und Wattestäbchen.

Der neueste Zuwachs besteht aus einer E-Tankstelle, welche in der Garage montiert wurde und E-Bikes, die gegen Gebühr verliehen werden. Sonnenkollektoren sind am Dach zu finden und durch ein lokales Blockheizkraftwerk wird der Energieverbrauch vor Ort geregelt und dadurch gering gehalten.

Das Angebot

Das Hotel legt einen starken Fokus auf die körperliche wie auch geistige Entspannung. Es bietet deshalb fünf Mal die Woche Yoga an, die Einheiten finden entweder in einem der Seminarräume oder auf der Panoramaterrasse statt. Desweiteren kann Aqua Fitness betrieben werden, Pilates und Stretching werden ebenfalls angeboten. Angeboten werden außerdem Wanderungen jeglicher Art sowie privates Persönlichkeits- sowie Transformationscoaching. Der Wellnessbereich – siehe Titelbild – besteht aus einem ganzjährig beheizten Sole-Außenpool sowie einem Indoorpool, finnischer Sauna, Biosauna, Rosen- und Weinbergsauna, türkischem Dampfbad, Infrarotkabine und täglichen Sauna-Aufgüssen.

Der Wellnessbereich hat meine Erwartungen definitiv übertroffen. Viel Ruhe, entspannende Musik und genug Raum, um unter sich zu sein, kreieren die perfekte Atmosphäre zum Aufatmen und Genießen. Warmer Tee sowie kalte Getränke, Nüsse und getrocknete Apfelringe stehen zur freien Entnahme bereit und runden das Angebot ab. Beim Aqua Fitness habe ich zwar den Altersdurchschnitt erheblich gedrückt, aber es war ein lustiges Unterfangen und auch für mich ein Vergnügen.

Das vegane Angebot

Beim Abendessen wird man auf einem Tisch mit eigenem Namensschild platziert, der dann für den ganzen Aufenthalt zu einem gehört. Das tägliche 5-Gänge Menü wird einzeln serviert, es gibt mehrere Optionen, aus denen man wählen kann. Wer ein veganes Menü möchte, meldet sich am besten vor der Anreise oder kommuniziert das gleich nach Ankunft. Der Koch stellt hier gerne individuell etwas zusammen.

vegane Ernährung (c) Corinna Stabrawa

Ich hatte das Vergnügen eines veganen Galadinners, welches folgendes Menü zum Besten gab:

Mediterranes Olivenöl aus der Toskana mit Ciabatta
Gruß aus der Küche
Zweierlei Bruschetta mit Rucola
Tomatencremesuppe
Risina-Bohnen mit Radicchio
Gersten-Kräuter Risotto
Sorbet Variation mit frischen Früchten

Im großen und ganzen war das Menü sehr lecker, bis auf die Risina-Bohnen mit Radicchio, welche ein wenig trocken erschienen. Alle anderen Speisen waren sehr schmackhaft – obwohl ich nicht vegan lebe, kann ich die vegane Küche des Hotels absolut weiterempfehlen.

Beim Frühstücksbuffet gab es reichlich Auswahl, darunter auch frische Smoothies und unterschiedliche Sorten von veganer Milch und veganem Joghurt. Ein veganes Frühstück lässt hier keine Wünsche offen.

Der SPA

Während meines Aufenthaltes durfte ich auch ein SPA-Treatment genießen und zwar das Südtiroler Badl mit anschließender Fußmassage. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mir wärmeres Badewasser und eine stärker ausgeprägte Fußmassage gewünscht hätte. Dazu möchte ich jedoch hinzufügen, dass ich normal sehr heiß bade und relativ schmerzvolle Fußreflexzonenmassagen gewohnt bin. Um zu Entspannen und Abzuschalten ist diese Behandlung sicherlich zu empfehlen. Geboten werden eine große Auswahl an traditionellen Südtiroler Wellnesserlebnissen – unter anderem Silberquarzit-Massagen, hier ist sicherlich für jeden etwas Interessantes dabei.

Südtiroler Badln (c) Corinna Stabrawa

Priska Pföstl im Interview

Am Tag meiner Abreise hatte ich noch die Gelegenheit, mit Priska Pföstl, der Verantwortlichen für die Lebensglückseminare, Persönlichkeits- sowie Transformationscoachings und den SPA-Bereich, zu sprechen.

Corinna: Was ist so besonders am Schenna Resort und vielleicht nicht sofort ersichtlich?

Priska Pföstl: Wir sind an der Hotelrezeption von einem Kristall ausgegangen. Und diese kristalline Form findet man hier auch immer wieder, wir haben auch Kristalle in den Unterboden eingegossen. Überall in den Ecken des Hauses befinden sich richtig große Bergkristalle, welche die Energien immer wieder regenerieren, klären und wieder stärken. Wir haben auch in jedem Zimmer, in jedem Raum des Hotels geweihte Marienmedallions in den Unterboden eingegossen. Die kann man nicht sehen, vielen Menschen, die feinfühlig sind – und es werden immer mehr Menschen – sagen, man kann es im Haus fühlen.

Wo siehst du eure Aufgaben im Hotel?

Ein großes Anliegen ist für uns, den Menschen nicht nur körperlich abzuholen, ihn nicht nur als Kunde Nummer X oder Y zu sehen, sondern ihn wirklich auch in seiner Seele zu erreichen. Ihm eine Wertschätzung zu geben. Entspannung und Erholung findet in uns statt. Wir Menschen fahren in Urlaub, damit wir uns innerlich erholen können. Viele Menschen fahren in den Urlaub und sind trotzdem gestresst und können nicht abschalten.

Ich finde gezielte Meditationen und Yoga Sessions sind wirklich eine gute Möglichkeit, in ganz kurzer Zeit bei sich selbst anzukommen. Ich glaube, wenn der Rahmen gegeben ist, kann man die eigene innere Ruhe sehr schnell erreichen. So organisiere ich zum Beispiel Bewusstseins- und Transformationstage, das sind drei Tage, wo ich die Menschen begleite bei sich anzukommen, sich bewusst zu werden, was für ein Leben sie führen und wohin sie wollen, sich wirklich neu auszurichten und auch in dieses Fühlen kommen zu können. Ich mache auch Seminare für Frauen, mein Bruder bietet im Gegenzug etwas für Herren an, das ist ein Wochenendprogramm. Ich gehe ein wenig mehr in die Tiefe mit den Frauen und mein Bruder nimmt die Männer in seine Weinkellerei mit.

Wie bist du dazu gekommen?

Ich komme aus dem Gastgewerbe und für uns war immer klar, der Gast ist König. Ich war verheiratet mit einem Gastwirt, habe zwei kleine Kinder gehabt und dann ist die Beziehung auseinander gegangen und ich bin auf die Suche nach mir selbst gegangen. Schon seit 15 Jahren beschäftige ich mich ausschließlich mit diesem Thema, ich habe viele Ausbildungen gemacht – Reiki, Transformationstherapie, Mediale Ausbildung, Channeling-Ausbildung, Schwitzhüttenausbildung und begleite seit sieben Jahren Menschen auf ihrem eigenen Bewusstseinsweg. Wir sind ja meistens betriebsblind und sehen nur einen kleinen Radius von unserem Leben. Durch meine Arbeit kann ich Menschen helfen, den ganzen Radius zu sehen und zu erkennen, warum gewisse Themen präsent sind im Leben.

Wenn Menschen auf einem Tiefpunkt angelangt sind, dann suchen sie nach Licht, dann kommen genau die richtigen Menschen, die richtigen Bücher ins Leben. Du wirst bekommen was du brauchst. Damals war es für mich ziemlich dunkel, ich habe Zwillinge, die waren damals zwei Jahre alt. Ich habe alles verlassen, was mir ans Herz gewachsen ist, der Hotelbetrieb, meine Schwiegereltern, den gesamten geschützten Rahmen, den ich da hatte. Ich war damals zwölf Jahre verheiratet und habe mich ins kalte Wasser geschmissen, mit zwei kleinen Kindern, wo man oft mit einem schon genug hat. Und dann habe ich wirklich nach Licht suchen dürfen. So bin ich auch auf meinen Bewusstseinsweg gekommen. Der Weg durchs Dunkel führt einfach ins Licht.

Heute freue ich mich, Menschen dabei begleiten zu dürfen, denn ich glaube, die Arbeit kann man nur insofern gut machen, wenn man es selber auch durchlaufen hat. Ansonsten kannst du zwar über etwas sprechen, aber du kannst Menschen nicht abholen, wenn du nicht selber diese Gefühle durchlebt hast.

Worin siehst du die Zukunft eines Hotels?

Ich glaube, die Hotels der Zukunft werden auch die Krankenhäuser der Zukunft sein. Vielleicht greife ich da zu weit vor, weil heilen kann man energetisch auch, Heilung muss nicht nur in Krankenhäusern geschehen, Heilung kann auch in der Seele geschehen, es kann im Urlaub geschehen. Ich schätze die Schulmedizin sehr und benutze sie auch, wenn ich sie brauche. Aber trotzdem ist es gleich wichtig, parallel zu schauen, was kann ich für meine Gesundheit tun? Denn ansonsten bleibt man immer in einer Opferhaltung. Ich muss zum Arzt gehen. Hoffentlich bekommt dieser mich gesund. Anstatt zu sagen, ich nutze die Schuldmedizin, aber trotzdem schaue ich, was kann ich tun, wo kann ich noch weiter wachsen – in mein eigenes Heil hineinwachsen.

Das Fazit

Obwohl das Hotel einige Details noch perfektionieren könnte, ist es bereits auf bestem Wege, eine meiner Lieblingsunterkünfte zu werden. Die Atmosphäre ist sehr familiär, Probleme werden mit einem Lächeln gelöst und die Ernährung ist ausgewogen und mit traditioneller Südtiroler Kost besprenkelt.

Geeignet ist das Hotel Rosengarten für Personen, die Ruhe und Erholung suchen. Im Wellnessbereich sind Kinder erst ab 16 Jahren zugelassen, deshalb spricht es eher DINKs (double income, no kids) im Alter von 25 bis 45 Jahren an, welche sich vielleicht auch auf Selbstfindung befinden oder nach etwas Glück Ausschau halten. Bei Letzterem kann Priska Pföstl behilflich sein, und obwohl ich leider keines ihrer Seminare besuchen konnte, würde ich dies gerne nachholen.

Adresse

Schenna Resort
Alte Straße 14
39017 Schenna bei Meran
Italien

Instagram: instagram.com/schennaresort
Facebook: facebook.com/SchennaResort

12 Kommentare zu Das Schenna Resort – Ruhe und Entspannung in Südtirol

Rob Greenfield – Ein Aktivist, der aus dem Rahmen fällt.

Erneut durfte ich einer fantastischen Veranstaltung der #kinodenktweiter-Reihe beiwohnen, bei der Helene Pattermann von Zero Waste Austria ein weiteres Mal ihre Finger im Spiel hatte. Der Dude von “nebenan” Rob Greenfield,…

Erneut durfte ich einer fantastischen Veranstaltung der #kinodenktweiter-Reihe beiwohnen, bei der Helene Pattermann von Zero Waste Austria ein weiteres Mal ihre Finger im Spiel hatte.

Der Dude von “nebenan”

Rob Greenfield, der “Dude Making A Difference”, ist ein Mann, der früher Millionär werden wollte und an den amerikanischen Traum glaubte. Er genoss es, Frauen aufzureißen, Bier in den klischeehaften “red cups” im Überfluss zu konsumieren und auch sonst ein ausgelassenes Studentendasein zu leben. Nach seinem Umzug nach San Diego begann er Dokumentarfilme, wie “The Story of Stuff” zu sehen, Bücher zum Thema zu lesen und das Gelernte in sein Leben zu integrieren. Rob erstellte eine To-Do-Liste und versuchte wöchentlich einen der Punkte umzusetzen. Je mehr Veränderung in sein Leben trat, desto glücklicher wurde er.

Mittlerweile steht Geld an letzter Stelle und Themen wie Müll, Energie, Wasser, Transport und Essen nehmen seine Aufmerksamkeit in Anspruch. Rob ist ein Mann, der handelt anstatt große Sprüche zu reißen und seinen Besitz auf 111 Dinge reduziert hat. Er will aufzeigen anstatt belehren, erklären anstatt aufzwingen.

“If you change your perspective you can totally change the world around you.” (Rob, 2017)

Mehr zu den oben genannten Kategorien, sowie Tipps wie man seinen Konsum optimieren kann gibt es auf Robs Website zu lesen.

Rob Greenfield

Rob im Trashsuit

Projekte der extremen Art

Der Weg, den Rob eingeschlagen hat, zieht viele Mainstream-Medien in seinen Bann. Er versucht, Projekte auf die Beine zu stellen, die versprechen, viel Aufmerksamkeit zu erregen um von der informationsüberfluteten Gesellschaft bemerkt zu werden.

Sein vielleicht bekanntestes Projekt heißt “Trash Me”, im Zuge dessen er einen Monat lang ein Leben eines Durchschnittsamerikaners führte und den von ihm verursachten Müll am Körper in einem “Trash Suit” mit sich trug. Das Projekt “People are Good” sollte uns aufzeigen, dass Menschen im Normalfall gut handeln. Rob wollte von San Diego nach Panama reisen, ohne Geld und nur mit einem kleinen Rucksack voller Dinge. Dadurch war er auf die Hilfe anderer angewiesen. “The Food Waste Fiasco” führt uns in die Welt der Mülltonnen, wo täglich massenhaft noch brauchbare Lebensmittel entsorgt werden. Rob beschloss auch hier einzugreifen und wühlt sich regelmäßig durch Weggeworfenes, seine Funde verschenkt er. Mehr Details zu den oben genannten Projekten sowie viele weitere können in seinem Buch “Dude Making a Difference” nachgelesen werden.

Sein nächstes Projekt startet am 29. Mai 2017 und jeder kann daran teilnehmen. Rob wird mit allen Teilnehmern von New York nach Seattle radeln. Auf dem Weg werden sie Gärten verschönern, frisches Gemüse und Obst sowie wilde Blumen pflanzen. In 2018 wird Rob Greenfield in Folge versuchen, ein Jahr lang nur von seinem selbst kultivierten Essen zu leben. Auch hier wird es viele Workshops in Orlando in Florida geben, wo jeder teilnehmen kann.

Rob Greenfield

Rob und ich

Rob Hautnah

Nach Bea Johnson hatte ich nun die Ehre, Rob zu interviewen. Der Dude, wie es in seinem Buchtitel heißt, war locker, entspannt und genoss ein frisches Zero-Waste-Lauchsüppchen, während wir in der Lunzer’s Mass-Greißlerei ein kurzes Gespräch führten. Hier lest ihr das Interview leicht gekürzt und frei übersetzt.

Corinna: Vier Punkte zur Selbstoptimierung, die du einem Beginner empfehlen würdest?

Rob: Der erste Punkt wäre definitiv: Nimm öfter dein Rad und lass das Auto Zuhause. Ein sehr wichtiger Punkt in meinen Augen. Zwei wäre, mehr Obst und Gemüse zu essen und weniger Tierprodukte. Eine eher pflanzliche Ernährung mit vielen Getreidearten, Bohnen, Nüssen, Samen und weniger Eier und Milchprodukte. Drei wäre der Versuch, weniger Verpacktes und Verarbeitetes zu kaufen und mehr Vollwertiges. Nahrungsmittel ohne einer langen Liste von unverständlichen Wörtern als Inhaltsstoffe wäre das Ziel. Der letzte Punkt wäre Wegwerfartikel durch ein wiederverwertbares Produkt zu ersetzen. Zum Beispiel eine wieder auffüllbare Wasserflasche, die man immer dabei hat.

Das sind vier einfache Dinge, aber wenn wir einmal anfangen, sie zu verändern. dann werden sie Teil unseres Lebens.

Ich fing damals mit dieser Liste an und einige Dinge waren recht einfach umzusetzen, wie zum Beispiel eine Stofftasche anstatt einer Plastiktüte zu verwenden. Manches jedoch passiert nicht über Nacht, es braucht ein wenig Zeit. Manches kannst du somit sofort von der Liste streichen, anderes jedoch dauert seine Zeit und kann nicht so schnell umgesetzt werden – aber wenigstens hast du den ersten Schritt getan!

Das heißt du lebst vegan?

Hauptsächlich ernähre ich mich von pflanzlicher Kost. Ich würde jedoch nicht sagen, dass ich vegan or vegetarisch lebe. Ich schaue mir jedes Szenario an und versuche so umweltbewusst wie möglich zu essen. Ich versuche lokal einzukaufen, Verpackungen zu vermeiden und mich pflanzlich zu ernähren. Darauf liegt mein Fokus, denn wenn du dir Dinge genauer ansiehst und nicht nur auf die Bezeichnungen Wert legst, dann fängst du an, Fragen zu stellen: Ist Plastik vegan? Denn wenn du weißt, dass Millionen von Tieren jährlich durch Plastik sterben und die Idee eines veganen Lebensstils darauf beruht, dass keine Tiere zu Schaden kommen, du jedoch erkennst, dass Plastik Lebewesen gefährdet, und Billionen von Tieren durch fossile Brennstoffe oder durch Ölverschmutzung und den Klimawandel zu Grunde gehen – so musst du dich automatisch fragen: Ist Plastik vegan?

Und somit geht es für mich um die ökologischen Auswirkungen, die meine Taten erzeugen. Denn weniger Umweltbelastung führt in meinen Augen zu weniger toten Tieren.

Rob Greenfield

Von links nach rechts: Andrea Lunzer, Rob Greenfield, Helene Pattermann

Von links nach rechts: Andrea Lunzer, Rob Greenfield, Helene Pattermann

Diese Frage hast du teilweise bereits beantwortet, aber noch einmal präziser: Würdest du die Welt vegan machen, wenn du könntest?

Nein, würde ich nicht. Ich denke, dass vegan zu leben ein großer Schritt ist um einen positiven Einfluss auf die Umwelt zu nehmen, jedoch ist es nicht die Lösung für jeden und überall auf der Welt. Und ich glaube nicht, dass Monokulturen jeglicher Art die Lösung sein können. Es kann sich nicht jeder auf der Welt gleich ernähren – nehmen wir die Küstenregionen Afrikas her: Wenn diese keinen Fisch hätten, würden sie einfach nicht existieren. Deshalb kann ich mir eine vegane Welt einfach nicht vorstellen, das ist nicht das Bild, das ich vor Augen habe.

Du hast während des Events im Gartenbaukino erwähnt, dass du dir vorstellen könntest, ein “verrückter Bürgermeister“ zu sein. Wie würde deine utopische Stadt aussehen?

Ich habe keine utopische Stadt vor Augen. Die Frage ist ziemlich abstrakt, denn um eine utopische Stadt aufzubauen, müssten die Städte, die wir jetzt haben, zu Grunde gehen und das ist keine sehr realistische Annahme. Wenn ich jedoch eine Stadt gründen würde, so würden wir unser Essen selbst produzieren, damit wir Lokales essen können. Wir würden auf eine Art leben, die keine Ressourcen verschwendet und alles verantwortungsvoll verwenden. Wir würden Dinge mehrmals verwenden. Es ginge mehr um lückenlose Kreisläufe. Wir hätten eine lokale Währung, damit alles auch in der Gemeinschaft bliebe, würden aber mehr Tauschhandel betreiben als nur zu kaufen. Wir würden in Gebäuden wohnen, die uns mit der Welt verbinden und nicht davon abgrenzen. Wir würden uns respektieren und wären nett zueinander. Wir würden Dinge teilen und nicht so viel Eigenes besitzen.

Abschließend ein Zitat, welches uns einen Anstoß geben soll. Es geht im Leben darum, kleine Veränderungen zum Positiven zu schaffen anstatt tatenlos zuzusehen:

“The message is actually, not to go to the extremes but rather what can we as individuals do to make the world more environmentally friendly and socially conscious.” (Rob, 2017)

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#diagonaledenktweiter – Wenn eine nachhaltige Initiative die Rolle der Selbstverständlichkeit einnimmt

Es ist der Film, welcher uns in andere Welten gleiten lässt, aber auch die Institution Kino, welche uns erlaubt diesen Moment zu genießen. Es ist ein “Ort, der Publikum hat”…

Es ist der Film, welcher uns in andere Welten gleiten lässt, aber auch die Institution Kino, welche uns erlaubt diesen Moment zu genießen. Es ist ein “Ort, der Publikum hat” aber auch einer, der mit Hilfe der Initiative #diagonaledenktweiter viel fortschrittlicher und vor allem nachhaltiger agieren kann.

Seit bereits 20 Jahren schreibt Graz einmal im Jahr Filmgeschichte. Wie viele Geschichten so hat auch die Diagonale, das Festival des österreichischen Films, viele unterschiedliche Wurzeln zu einem großen Ganzen zusammengeführt. Alles begann mit den österreichischen Filmtagen und führte schlussendlich zum “Querschnitt des österreichischen Filmschaffens”. Die Diagonale hat sich dem österreichischen Film verschrieben und entwickelt deshalb laufend neue Strukturen um das österreichische Kino groß heraus zu bringen und vielleicht den einen oder anderem Besucher “gegen den Strich zu bürsten.” Unterschiedliche Ecken und Enden, Anfänge und Historien, sowie andere “Stories” können auf der Diagonale erforscht werden.

Der österreichische Film ist im Ausland als “feel-bad cinema” verschrieen. Jedoch sollten die Facetten dieser Filmwerke nicht unterschätzt werden und eher als dunkelbunte Darstellung der Realität oder Fiktion gesehen werden. Die Co-Intendanten Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber wollen auf dem Bestehenden aufbauen und so an einem Rädchen nach dem anderen drehen, damit sich Kleinigkeiten zum Besseren wandeln. Rote Fäden sollen das Programm zusammen halten und ein Netzwerk für Jung und Alt schaffen. Das Festival stellt sogar ein Refugeekontingent bereit, um den sozialen Raum Kino jedem zugänglich zu machen.

Um etwas zu bewegen und zu verbessern wurde die #diagonaledenktweiter Initiative ins Leben gerufen. Dieses Interview soll aufzeigen, was die Initiative sein soll und welche Rolle sie auf keinen Fall einnehmen darf.

Sebastian Hoeglinger & Peter Schernhuber im Interview; credits: Lukas Maul

Sebastian Hoeglinger und Peter Schernhuber im Interview. Bild: Lukas Maul

Corinna: Wo soll #kinodenktweiter hinführen? 

Da muss man etwas früher einhaken. Die Diagonale hat vor einigen Jahren schon die Initiative “diagonale goes green” ins Leben gerufen. Da ging es sehr stark darum im nachhaltigen und ökologischen Sinn zu agieren und einfach einmal die Festivalgestaltung zu hinterfragen – auch im Hinblick auf ökologische Aspekte. Dabei ging es vorwiegend darum regionale Lebensmittel ins Programm aufzunehmen, ganz bewusst auch Dinge zu reduzieren, die so nicht notwendig sind und nur Müll produzieren beispielsweise das Merchandising und so weiter.

Damit war die Diagonale damals sehr früh dran, sehr in einer PionierInnen-Rolle und wie immer das bei solchen Nachhaltigkeitsinitiativen ist, muss man sie auch überprüfen und schauen was sie eigentlich bringen oder eben nicht! Inwiefern gibt es Benefits für alle Beteiligten? Läuft man schon längst Gefahr, Greenwashing zu betreiben? Ist es nur noch ein ideologisches Vorhaben – ist ja auch ganz oft der Fall.

Und das war bei uns dann der Grund, warum wir diese Initiative als wichtigen Impuls übernommen haben. Wir haben diese hinterfragt und daraus #diagonaledenktweiter gemacht. Einfach weil es uns wichtig war, auch die soziale Komponente mit hinein zu bringen. Das beginnt dann bei den Produktionsbedingungen für die Merchandiseprodukte geht aber auch über in Fragen der Festivalgestaltung. So auch die gerechte Entlohnung im Rahmen des Möglichen. Zusammengefasst kann man sagen: #diagonaledenktweiter legt verstärkt einen Blick auf die sozialen Aspekte im Rahmen eines Festivals.

Wofür soll diese Initiative stehen?

Was es nicht sein soll ist ganz klar – es soll keine Fahne sein, die wir voran tragen und es kann auch nicht sein oder beziehungsweise finden wir das immer bedauernswert, wenn solche Initiativen Inhaltliches dominieren. Die Diagonale ist ein Filmfestival, in dem Fall das Festival des österreichischen Films und im Zentrum stehen die Filme und bei diesen Filmen gibt es (mit der Ausnahme der historischen Specials) keinerlei inhaltliche Vorgaben, wird es auch in Zukunft nicht geben und würde auch keinen Sinn machen. Das aber wiederum heißt nicht, dass solche Filme nicht im Programm sind, denn der österreichische Film ist ein sehr kritischer und da gibt es immer wieder Filme, die diese Themen aufgreifen. Wenn ich jetzt an die aktuelle Jahresproduktion denke, dann wäre Bauer unser beispielsweise so ein Film.

Das Gartenbaukino hat zu unserer Freude unsere Aktivitäten beobachtet und beschlossen, in Wien in ihrem Kino das Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu steigern. Die Frage war, ob sie das Label übernehmen können von #diagonaledenktweiter zu #kinodenktweiter, was uns natürlich sehr freute. Dabei haben wir uns auch zusammengesetzt und geschaut wo es Synergien gibt, wo kann man zusammenarbeiten, wo kann man Erfahrungen austauschen und ich glaube dieser Erfahrungsaustausch ist ein wichtiger Teil des Ganzen.

UNTITLED - der Eröffnungsfilm; credits Filmladen Lotus Film

UNTITLED – der Eröffnungsfilm. Bild: Filmladen Lotus Film

Das Wissen soll über traditionelles Handwerk sowie auch kreatives Potential weitergeben werden. Wie können wir uns das vorstellen?

Es soll weniger über Film auf der Leinwand als eher an der Arbeit am Festival statt finden. Beim Handwerk geht es darum, dass unsere Marketing- und Sponsoringabteilung ganz bewusst mit Betrieben aus der Steiermark und im besonderen in Graz zusammen arbeitet. Dazu muss man sagen, dass die Diagonale seit 20 Jahren in Graz statt findet. Und auch in dem Sinne ist Graz der bestmögliche Standort, weil es dort einfach wahnsinnig viele junge und alte, kreative und traditionellere Handwerksbetriebe gibt, die diese Zusammenarbeit ermöglichen. Ich meine jetzt nicht das Handwerk im klassischen Sinn, sondern das beginnt bei den Produzenten unserer Apfelchips, die dann für den Signature-Drink bei der Bar am Abend relevant sind und hört auf bei den Festivaltaschen, die von einem Unternehmen in Graz gemacht werden und in Slowenien zum Teil genäht werden. Aber alles quasi so, dass es nachvollziehbar ist und dass es sich am Schluss in dieses Gesamtkonzept einfügt.

Beim anderen Aspekt geht es sehr stark um den unprätentiösen Austausch miteinander. Also wirklich den Wissenstransfer als gelebte Chance zu sehen. Festivals in Österreich sind im internationalen Vergleich doch nicht allzu groß, das heißt man ist gut beraten hier sehr viel auf Wissenstransfer zu setzen, auf Teamwork, auf Zusammenarbeit. Auf all diese Dinge, die man jetzt in der New Economy mit spektakulären Worten beschreibt, die aber hier in der Kulturszene eigentlich schon längst üblich sind, aus einer Notwendigkeit heraus. Diese Dinge nicht nur aus einem Zwang heraus zu tun, sondern aktiv das Potential darin zu entdecken, das ist glaube ich damit gemeint.

Ein Punkt zum Beispiel wäre, dass die Diagonale nicht das ganze Team über das ganze Jahr hinweg beschäftigen kann, deshalb gibt es innerhalb der Festivals in Österreich einen Durchlauf, einen Transfer – einen “positiven Braintrain”, wenn man so will – Leute die bei einem Festival arbeiten, dann beim nächsten dabei sind und so weiter. Diese gegenseitige Solidarität ist letztlich auch Grundvoraussetzung um Festivals, wie sie in Österreich aufgestellt sind, stattfinden zu lassen.

Vielen Dank für das Interview!

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#targetthehappy: Challenge yourself!

Kennst du das? Du weißt, worüber du schreiben willst und du visualisierst die Geschichte im Detail, aber irgendwie fließen die Worte heute nicht so gemütlich daher, sondern rasen in einem…

Kennst du das? Du weißt, worüber du schreiben willst und du visualisierst die Geschichte im Detail, aber irgendwie fließen die Worte heute nicht so gemütlich daher, sondern rasen in einem Knäuel vorbei – genau diesen Moment durchlebe ich gerade. Trotzdem will ich versuchen, dir von diesem Film zu erzählen, „The Happy Film„, von Stefan Sagmeister.

Begonnen hat alles mit einem coolen Logo-Vintage-Shirt – wunderschön leicht gelblich, wie es sich hier eben gehört. Ich habe es in die Wäsche geworfen, zusammen mit ein paar anderen Vintage-Errungenschaften. Darunter war auch ein leicht grünliches Teil (um ehrlich zu sein war es wohl eher giftgrün). Nach dem Waschgang war mein Logo-Vintage-Shirt nicht mehr so gelblich, sondern mehr grün-gelblich. Der Ärger stieg und dadurch verblasste die Freude dieses Listen-Moments (ja, das Shirt hatte es vorher auf meine Happy List geschafft).

In genau diesem Moment, als ich mich gerade am Telefon ausgenörgelt hatte, sehe ich auf Facebook meinen Namen aufpoppen: Ich hatte zwei Tickets für das Casino Kino gewonnen – für den „The Happy Film“. Ironie pur, aber auf die Happyliste kam der Moment trotzdem. You made my day, Design made in Austria, großes Danke für das perfekte Timing!

„The Happy Film“ ist in meinen Augen eine etwas verquere Produktion mit sehr viel Charme, vielen Szenen, die durch Grafik Design entstanden sind und Vieles, das einfach Erstaunen, Kopfschütteln oder Schmunzelattacken erzeugt. Stefan Sagmeister, der Protagonist in seiner eigenen Geschichte, erzählt von seiner Suche nach dem Glück. Drei verschiedene Arten der Suche hat er aufgrund einer amerikanischen Studie ausgewählt. Er will glücklicher werden durch Meditation, mit Hilfe einer Therapeutin und der Einnahme von Anti-Depressiva.

Fazit: Der Film wirft leider mehr Fragen auf, als er beantwortet – und auch Stefan selber ärgert sich darüber. Zehn Jahre hat er an diesem Film gearbeitet und muss immer noch ohne klare Antwort verbleiben. Trotzdem empfehle ich dir diesen Film, denn die richtige Frage kann oft Wunder bewirken.

the blue car of "journeying" - photo by Miriam Mehlman/Miriamblitzt

Somit Schulterzucken und weiter geht’s, denn wir wollen ja auch weiter kommen. Ich muss dir sagen, dass ich meine Happy List nicht sehr zuverlässig geführt habe. Gegen Ende des Monats fielen mir keine drei Happy-Momente mehr ein, oder ich hatte das Gefühl sie wiederholen sich ständig. Deshalb starte ich in diesem Monat einen neuen Versuch. Frei nach Stefan Sagmeister habe ich eine Challenge für uns kreiert. Ich verspreche mir davon mehr Disziplin als bis jetzt mit meiner Happy-Liste. Wir werden sehen!

Jeden Tag möchte ich einen Glücksmoment festhalten. Es stimmt, die Challenge ist ähnlich der Happy List, nur möchte ich es diesmal wirklich durchziehen. Mir ist an mir selbst aufgefallen, dass oft das Niederschreiben zwar eine tolle Möglichkeit ist, aber mir irgendetwas dabei fehlt. Und hier it is – ich bin ein sehr visueller Mensch, Emotionen sind für mich oft mit Bildern verbunden. Deshalb möchte ich euch erweiterte Möglichkeiten anbieten, wie ihr eure Glücksmomente festhalten und jederzeit wieder erleben könnt.

Hier meine drei Möglichkeiten der Gedächtnisstütze:

1. Notizblock/Kalender – “the old-fashioned but aesthetic people”: Moment aufschreiben, als Geschichte, in Stichwörtern oder einfach mit einer Skizze.
2. System/Spiegelreflexkamera – “the pros with high-achievement needs”: Bild machen und mit uns teilen, auf Facebook oder Instagram. Die # nicht vergessen!
3. Smartphone – “the techies and insta-aficionados”: Täglich einen deiner Glücksmomente auf Instagram hochladen und auch hier die # nicht vergessen!

Hiermit möchte ich diese Instagram-Challenge starten. Ich hoffe, du bist dabei und es macht dir genauso viel Freude wie mir. Am 18. März beginnt auf meinem Profil wingsaregolden offiziell meine Happy-Challenge. Ich will drei Monate durchhalten und täglich einen Glücksmoment publizieren. Unsere Hashtags lauten #targetthehappy und #happychallenge. Auch vergangene Momente – positive Erinnerungen – sind erlaubt!

Be happy and join us! Über die Hashtags finden wir euch – ich freue mich sehr, wenn wir diese glücklichen Momente miteinander teilen können!

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Was brauchst du wirklich? „My Stuff“ und „Ich kauf nix!“ bei #kinodenktweiter

Auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit präsentierte das Gartenbaukino seinen zweiten Streich. Um die #kinodenktweiter Initiative fortzuführen wurde das Thema “Was brauchst du wirklich?” gewählt. Inspiriert von der Diagonale beschloss das Wiener Kino umweltschonender…

Auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit präsentierte das Gartenbaukino seinen zweiten Streich. Um die #kinodenktweiter Initiative fortzuführen wurde das Thema “Was brauchst du wirklich?” gewählt. Inspiriert von der Diagonale beschloss das Wiener Kino umweltschonender zu agieren und unter anderem Upcycling-Projekte durchzuführen, auf Wasserkraft umzusteigen und mehr Nachhaltigkeit beim Veranstaltungsmanagement an den Tag zu legen – Mehrwegbecher inklusive. Wir können gespannt in die Zukunft blicken, was das Gartenbaukino im Zuge dieser Initiative noch alles zu bieten haben wird.

In gemeinsamer Sache mit dem OekoBusiness Wien wurde für “Was brauchst du wirklich?” ein Filmscreening von My Stuff, einem Film von Petri Luukkainen veranstaltet. Auch die Autorin von “Ich kauf nix!”, Nunu Kaller, war anwesend und stellte dem Auditorium ihr Buch vor. Beide Protagonisten hatten zu viele Dinge, die sie eigentlich nicht brauchten und suchten nach einer befreienden Lösung, ihren Besitz zu reduzieren.

Der Film „My Stuff“

Petri, ein 26 Jahre junger Mann aus Helsinki fing eine Rebellion gegen seinen Besitz an, weil sein Wohnraum unaufgeräumt und überfüllt war. Er beschloss ein einjähriges Projekt zu starten, indem er alle seine Besitztümer wegsperrte und jeden Tag nur ein einziges Teil hervorholen durfte. Am ersten Tag finden wir ihn unbekleidet und ohne Besitz in der leeren Wohnung vor. Die Regel für sein Projekt:

  1. Alles in einem Lager zu verstauen.
  2. Ein Teil am Tag darf zurück geholt werden. Wenn er es nicht am selben Tag holt, darf er am nächsten Tag zwei Sachen mitnehmen.
  3. Der Zeitraum des Experiments beträgt ein Jahr.
  4. Er darf keine neuen Sachen kaufen.

Sein Ergebnis: Dinge sind nur Requisiten in unserem Leben, sie machen das Leben jedoch nicht aus und sind auch keine Masseinheit für Glück. Petri hat erkannt, dass er mit 100 Dingen auskommt, er jedoch rund 200 Teile braucht um ein komfortables Leben führen zu können.

Hier könnt ihr euch den Film mit englischen Untertiteln ansehen.

Das Buch „Ich kauf nix!“

Auch Nunu Kaller fehlte etwas – die Zufriedenheit. Sie hatte einige Schicksalsschläge erlitten und sich in die Kaufsucht geflüchtet. Nun erkannte sie, dass sie keinen Platz mehr für neue Kleidung hatte, aber dennoch nichts Anzuziehen. Deshalb beschloss sie, eine Shopping-Diät zu machen. Ihre Regeln bestanden aus:

  1. Ein Jahr lang keine Kleidung und Schuhe zu kaufen.
  2. Selbermachen ist erlaubt.
  3. Sich besser zu informieren und über die Kleidungsindustrie zu recherchieren.

Fleißaufgaben:

  1. Eine Inventurliste aller Kleidung zu erstellen.
  2. Sich ein Monat lang jeden Tag von einem Kleidungsstück zu trennen.
  3. Einen Nähkurs zu besuchen.
  4. Einen Pullover zu stricken und
  5. eine Tauschparty zu organisieren.

Nach Abschluss ihres Projekts veröffentlichte sie “Ich kauf nix!”, geschrieben in Tagebuchform. Auch Nunu fühlte sich mit weniger Kleidung und mehr Lieblingsteilen leichter. Ihr war bewusst geworden, wie viel Zeit für anderes sie gewonnen hatte. In ihrem Buch erzählt die Autorin auch von ihren Recherchen. Ihre Sichtweise zur Modeindustrie änderte sich durch ihre Erkenntnisse drastisch. Des weiteren berichtet sie von Problemen und kleinen Fehlschlägen (oder wie sie es nennt das Biegen von Regeln) und wie sich ihre Laune von Tag zu Tag aufhellt, aber mit den Erkenntnissen auch verdunkelt. Am Ende des Buches bekommt der Leser noch Quellen zu weiterführenden Informationen.

Beide Experimente zeigen auf, wie unwichtig Besitz sein kann, jedoch auch wie wichtig es ist, selektiv zu sein bei dem was man kauft und anhäuft. Es ist keine Schande, Gekauftes oder Geschenktes wegzugeben oder auszumisten, denn das befreit, wie beide Protagonisten überzeugend darstellen.

Der Film wie auch das Buch machen sich fantastisch als Inspiration für gute Vorsätze. Kopieren würde ich persönlich beide Experimente nicht, jedoch möchte ich das eine oder andere in meinen Alltag einfließen lassen. Von Nunu habe ich mich zur Organisation einer Tauschparty inspirieren lassen, Auszumisten steht auch schon ganz oben auf meiner To-Do-Liste, ebenso das Lesen von bisher ungelesenen Büchern.

Habt ihr ein eigenes Experiment, das ihr mit uns teilen wollt? Wir freuen uns immer über neue Sichtweisen und Ideen! Vielleicht kann der eine oder andere auch etwas aus eurem Projekt mitnehmen!

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#targetthehappy: May the happiness be with you!

Ich sitze gerade bei einem selbstgemachten Matcha Latte (mehr Latte als Matcha), und denke über das Thema Glück nach. Letztes Jahr hat mich dieses irgendwie ganz schön sitzen gelassen. Ein…

Ich sitze gerade bei einem selbstgemachten Matcha Latte (mehr Latte als Matcha), und denke über das Thema Glück nach. Letztes Jahr hat mich dieses irgendwie ganz schön sitzen gelassen. Ein Jahr von Stress, Misserfolgen oder zumindest keinen spürbaren Schritten nach vorne und Trennungen verfolgt. Ein Jahr, welches mir gezeigt hat wie die Zukunft nicht aussehen soll.

Ich hatte das Gefühl, alles stagniert und hält mich zurück. Was mich in dieses Loch beförderte, das Loch der Ungewissheit und vielen “Lebensfragezeichen”. Wohin? Wer bin ich? Was will ich? Wie kann ich zufriedener sein?

Kennst du dieses Gefühl?

Jedenfalls habe ich für 2017 beschlossen, etwas anders zu machen. Was es sein wird und wie ich das alles angehe, will ich in dieser monatlich erscheinenden Kolumne namens #targetthehappy – frei übersetzt „Glück als Ziel“ – festhalten. Es soll uns gemeinsam weiter bringen und zu mehr Zufriedenheit und Glück verhelfen. Ich bin ein Newbie auf diesem Themengebiet, deswegen möchte ich meine Erfahrungen mit dir teilen, damit wir gemeinsam daran wachsen und die dunklen Löcher mit Glanz und Konfetti stopfen können! Du hast eine tolle Idee wie ich meinen Weg starten könnte? Bitte teile sie mit uns, damit wir daraus lernen können!

Viele Beiträge meiner Kolumne werden auf Büchern basieren, welche mir geholfen haben voran zu kommen, wie zum Beispiel Glück. The World Book of Happiness – ein Coffee Table Buch mit wunderschönen Illustrationen, aber auch Artikeln veröffentlicht von internationalen Experten auf diesem Gebiet.

Fangen wir also mit der Definition von Glück an. “Glück ist definiert als der Grad, in dem ein Individuum die allgemeine Qualität seines oder ihres Lebens als Ganzes günstig bewertet. Mit anderen Worten: wie gut einem das Leben gefällt, das man führt.” (Ruut Veenhoven, p.338) Die Frage drängt sich förmlich auf – wie gut gefällt mir mein eigenes Leben? Eine schwierige Frage, findest du nicht auch? Es gibt Höhepunkte und Momente des unglücklich Seins, es gibt Zufriedenheit, aber im Jahr 2016 gab es diese zumindest bei mir viel zu selten. Heutzutage versuchen wir oft, ein traumhaftes Leben für die Augen eines imaginären Publikums zu führen (Elena Pruvli, p.68) – oder wie in unserem Zeitalter eines digitalen Publikums.

Freust du dich, wenn du einen wunderschönen Instagram-Feed hast, der dir in Wirklichkeit nur Stress bereitet? Der dich dazu verleitet, jeden Moment fotografisch festzuhalten, jedoch ohne Inne zu halten und diese flüchtigen Sekunden zu genießen? Das soll nicht bedeuten, dass wir keine stylischen Social Network Feeds haben dürfe, sondern dass wir das Erlebte aktiv wahrnehmen oder auch in einem Danktagebuch (oder Glückstagebuch) festhalten sollten (Prof. David G. Myers, p.61). Dubravka Miljkovic und Majda Rijavec (p.50) meinen dazu, wir sollten mindestens drei schöne Erlebnisse am Tag niederschreiben, denn es soll zu erhöhtem Wohlbefinden führen, und das schon innerhalb von drei Monaten (LifeMentor, 2017).

Wichtige Faktoren für das Thema Glück scheinen auch Genuss, Zufriedenheit und Leistung zu sein, wie Doh Chull Shin (p.124) erklärt: “Glück besteht darin Dinge zu haben, die einem passives Vergnügen bereiten. Glück ist im wesentlichen Zufriedenheit – ein Gleichgewicht zwischen Bedürfnissen einerseits und deren Befriedigung andererseits. Glück leitet sich aus der Verwirklichung der eigenen Fähigkeiten ab – davon, zu tun, was man gerne tut.” Bewegung wird ebenfalls häufiger erwähnt – aktiv bleiben sollten wir laut Gary T. Reker (p.138).

dance through life - photo by Miriam Mehlman/Miriamblitzt

Das letzte und vielleicht eines der wichtigsten Kriterien um zu mehr Glück zu kommen ist, sich besser zu organisieren (Gary T. Reker, p.138). “Zeit ist unsere wertvollste Ressource und wir sollten uns besondere Mühe geben, so mit ihr umzugehen, dass wir unsere Zufriedenheit in den Sphären erhöhen, die für unsere Lebenszufriedenheit die größte Rolle spielen.” (Mariano Rojas, p.131). Eine weitere Möglichkeit ist, jeden Tag etwas fertig zu stellen, denn wir sind mit unserem Tag zufrieden, wenn wir etwas erreichen (Dr. Ilona Boniwell, p.272). Das bedeutet für mich auch, nicht alles zeitgleich zu tun, sondern das Wichtigste heraus zu filtern und dann zu vertiefen.

Als letzten Input möchte ich Dora Guorun Guomundsdottirs zehn Gebote der seelischen Gesundheit oder auch Kühlschrankweisheiten (p.325) erwähnen, wie sie die Gebote selbst nennt:

“Denke positiv.
Schätze die Menschen, die du liebst.
Lerne weiter, solange du lebst.
Lerne aus deinen Fehlern.
Bewege dich jeden Tag.
Mache dein Leben nicht unnötig kompliziert.
Versuche die Menschen in deiner Umgebung zu verstehen und zu ermutigen.
Gib nicht auf – Erfolg im Leben ist ein Marathon, kein Sprint.
Entdecke und entwickle deine Talente.
Setze dir Ziele und strebe nach deinen Träumen.”

Eine schöne Zusammenfassung, wie ich finde. Nach jedem meiner Kolumnenbeiträge werde ich versuchen, eine kurze Glücksliste zu schaffen – für dich und natürlich auch für mich, damit wir mit Babyschritten einem positiveren Leben entgegen krabbeln:

1. Starte ein Glückstagebuch. Ich habe bereits begonnen, jeden Tag drei Dinge nieder zu schreiben, die mir Freude bereitet haben. Somit denke ich viel aktiver an die positiven Details meines Daseins als an die Probleme!

2. “Obwohl wir oft überschätzen, wie viel wir an einem bestimmten Tag leisten können, unterschätzen wir im Allgemeinen, wie viel wir in einem Jahr leisten können, wenn wir jeden Tag nur einen kleinen Fortschritt erzielen.” (Prof. David G. Myers, p.60). 

Setze dir täglich ein kleines Ziel, das auf jeden Fall erledigt werden soll und sei es, eine Rechnung zu bezahlen. Es wird dir einen Moment des Glücks verschaffen, etwas vorgenommenes umgesetzt zu haben – auch ich habe das für mich so erfahren.

3. Versuche täglich eine Minute zu planken. Bewegung ist ein wichtiger Aspekt und bereits eine Minute gibt ein gutes Gefühl etwas getan zu haben. Nina vom Blog „berries and passion“ zeigt in ihrem Artikel zu Planking, wie man es richtig angeht.

Lasst uns gemeinsam loslegen, let’s target the happy!

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Zero Waste Home – Mit fünf Regeln zum Müll-Minimalisten

“Ein prickelndes Thema, welches mich in seinen Bann ziehen und dazu verleiten wird, weniger Müll zu produzieren.” Das habe ich mir von der ersten Veranstaltung mit dem Motto #kinodenktweiter im Gartenbaukino…

“Ein prickelndes Thema, welches mich in seinen Bann ziehen und dazu verleiten wird, weniger Müll zu produzieren.” Das habe ich mir von der ersten Veranstaltung mit dem Motto #kinodenktweiter im Gartenbaukino erhofft und kam voll auf meine Kosten. Der Abend wurde vom Verein Kollektiv AV gemeinschaftlich mit dem Gartenbaukino und Helene Pattermann von Zero Waste Austria organisiert.

Veranstaltung - Zero Waste Bright Future

Die Veranstaltung: Zero Waste – Bright Future

Bea Johnson – Mutter, Guru und glücklich

Bea Johnson, ein(e) Guru zum Thema “weniger Müll im Alltag”, hat mit ihrem Buch “Zero Waste Home – Glücklich leben ohne Müll!” einen Trend aufgegriffen, welcher bis dahin nur in der Industrie vorzufinden war. Sie schaffte es mit ihrer vierköpfigen Familie im gesamten Jahr 2015 nur ein einziges Glas Müll zu produzieren und in Folge mit ihrem Lebensstil einen unverhofften Bekanntheitsgrad zu erlangen.

Minimalismus ist bereits seit einigen Jahren im Kommen und Müllreduktion verspricht uns ein vereinfachtes Leben. Weniger Papier muss aussortiert oder recycled werden, wenn man im Vorhinein weniger verwendet. Weniger Müll muss hinausgetragen werden, wenn eine kleine Mülltonne im normalen Alltag völlig ausreichend ist. Und natürlich wird auch gesünder gegessen, wenn die Nahrung unverpackt direkt beim Bauern oder auf Märkten erstanden wird. Wofür also das Sackerl noch verwenden, wenn wir Totebags aus Stoff haben können?

Bea Johnson ist eine Person, die keine Kompromisse eingeht. Sie hat sich dem Ziel der Müllfreiheit verschrieben und lebt es voller Passion aus. Begonnen hat ihr Wandel bereits in 2006, als sie mit ihrer Familie aus einem Haus in eine Wohnung in der Nähe von San Francisco gezogen ist und plötzlich erkannte, dass sie 80 Prozent ihres im Zuge der Übersiedelung weggesperrten Hab und Guts nicht mehr brauchte und es auch nicht vermisste.

Fünf Regeln Richtung Ziel

Die fünf Regeln aus “Zero Waste Home”: “Lehnen Sie ab, was Sie nicht brauchen (REFUSE); reduzieren Sie, was Sie brauchen (REDUCE); nutzen Sie, was Sie brauchen, immer wieder (REUSE); geben Sie zum Recycling, was Sie nicht ablehnen, reduzieren oder weiterverwenden können (RECYCLE); und lassen Sie den Rest verrotten (durch Kompostierung) (ROT).” Mit vielen Beispielen aus ihrem Alltag und lustigen Anekdoten von Fehlschlägen bringt Bea Johnson uns das Thema näher und erweckte in mir den Drang, mich auch an diesen Regeln zu versuchen. Das Buch bietet einen Leitfaden zur einfachen Schritt für Schritt Umsetzung. Basierend auf den fünf Grundregeln werden Tätigkeiten sowie Rezepte für Kosmetik, Reinigung und “restloses” Kochen näher gebracht.

“When you live with less all of a sudden you have more time to do things you enjoy.” (Bea Johnson, 2016)

Bea und ihre Familie haben erkannt, dass es in ihrem Leben nicht mehr um das “Haben” geht, sondern das “Sein” im Mittelpunkt steht.

Bea Johnson im Gartenbaukino.

Bea Johnson im Gartenbaukino

Bea hautnah

Ich durfte Bea Johnson interviewen, eine Frau, die ihren Überzeugungen folgt, ohne sich beirren zu lassen. Hier lest ihr das Interview leicht gekürzt und frei übersetzt.

Corinna: Was war einer der schwierigsten Momente nach der Entscheidung zum Zero Waste Lebensstil?

Bea: Als ich meinen Verlobungsring verkauft habe. Mein Ehemann fragte mich, warum ich das tun wolle? Und ich erklärte, dass es mich einfach nicht mehr repräsentierte. In den 70er Jahren wurde Männern von einer Diamantenfirma in den USA erklärt, sie müssten mindestens ein Monatsgehalt für einen Verlobungsring ausgeben. Also habe ich meinen einfach verkauft, weil er nicht mehr meiner Person entsprach. Einmal während der Rezession ging ich auf den Markt und handelte den Preis meiner Tomaten herunter. Als ich diese aus den Händen des Bauern nehmen wollte, blickte er auf meine und meinte: “Netter Ring!” Ich war so peinlich berührt, dass ich einen Diamantenring am Finger hatte während er sehr hart arbeitete und ich den Preis herunter gehandelt hatte. Als ich den Ring verkaufte entledigte ich mich einer schweren Last. Ich musste mir keine Sorgen mehr um ihn machen, denn Sachen sind Sorgen – du musst darauf Acht geben.

Du lebst nicht vegan. Was sagen Veganer zu deinem Fleischkonsum?

Ich werde oft verbal attackiert. Die größten Kritiken, die wir erhalten kommen aus der veganen Community. Es macht mich traurig, da wir auch Hass-E-Mails bekommen. Manche Personen wissen, wo ich wohne und senden mir auch permanent Briefe. Ich habe sogar das Gefühl, ich kann nicht alles auf Instagram posten, denn wenn ich ein Tierprodukt veröffentliche gibt es einen Schwall Hassmeldungen – mittlerweile fühle ich mich, als ob ich mir selbst eine Zensur auferlegt hätte.

Als ich einen Milchautomaten in der Schweiz entdeckte, der verpackungslos Milch ausgibt, habe ich ein Bild davon veröffentlicht. Die vegane Community ist sofort auf mich los gegangen: “Wie kannst du nur diese Industrie unterstützen!”. Und ich erklärte, dass ich das Bild wegen des Milchautomaten publiziert hätte, wegen der Idee. Wenn Mandelmilch herausgekommen wäre, hätte ich auch ein Foto gemacht.

Es steht jedem frei, seine Balance zu finden. Manche Veganer haben sich auch dem Zero Waste verschrieben und kommen oft mit dem Problem zu mir, dass vegane Alternativen häufig in Plastik verpackt sind. Es ist eben ihre Entscheidung. Ich habe dieses Problem nicht, aber wie gesagt, jede/r muss eine Lösung für sich finden und entscheiden womit sie/er leben kann.

Es ist einfach nur traurig, denn ich respektiere ihren Lebensstil, sie meinen jedoch nicht. Ich denke, es schreckt viele Leute ab. Ich habe versucht, vegan zu leben. Habe recherchiert, viele Bücher gelesen, Dokumentationen geschaut und mich auch über die Fleischindustrie informiert. Wir haben es als Familie versucht, aber es hat nicht funktioniert! Ich höre zwar nicht auf Fleisch zu essen, jedoch kaufe ich nur mehr lokales Bio-Fleisch und das nur einmal die Woche – mein Konsum hat sich total gewandelt im Vergleich zu früher.

Du kaufst nur Second Hand Kleidung. Was denkst du über lokal produzierte Kleidung von Jungdesignern?

Ich würde sie nicht kaufen. Ich kaufe wirklich nur Second Hand Kleidung, weil ich der Meinung bin, dass zu viel Kleidung auf dieser Welt existiert. Second Hand ist nicht immer einfach – ich bin auch nicht über Nacht zu meinen 15 perfekten Teilen gekommen. Das Problem heutzutage ist, dass wir nicht eine Saison haben, sondern 52! H&M bringt jede Woche neue Produkte heraus, das ist einfach zu viel!

Gibt es einen Trend, den du als nächstes ausprobieren willst?

Leben auf kleinstem Raum – wenn meine Kinder außer Haus sind wollen wir unseren Lebensraum erneut verkleinern. Obwohl unser aktuelles Haus um ein Drittel kleiner ist als das vorherige, habe ich das Gefühl, als sei es immer noch viel zu groß. Die plastikfreie Bewegung, leben auf kleinstem Raum, Minimalismus, Veganismus – wir können aus allen Trends Teile heraus nehmen und so gemeinsam wachsen.

Vielen Dank für das Interview, Bea!

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Life Changing Food oder: Wie ich mich glücklich esse

Immer auf der Suche nach neuen Rezepten und mehr Abwechslung in meiner Küche bin ich auf das Buch “Life Changing Food” gestoßen, zu deutsch “lebensveränderndes Essen”. Das klingt nach einer…

Immer auf der Suche nach neuen Rezepten und mehr Abwechslung in meiner Küche bin ich auf das Buch “Life Changing Food” gestoßen, zu deutsch “lebensveränderndes Essen”. Das klingt nach einer Herausforderung, die ich gerne annehmen möchte. Da das Buch mich auch visuell in Beschlag nimmt und das wunderschön gestylte Essen mich zu sich ruft, wie eine Sirene einen verzauberten Geliebten, beschließe ich, mich näher damit auseinanderzusetzen.

Die Autorin Eva Fischer

Eva Fischer, Bloggerin auf foodtastic und Food Fotografin/Stylistin, ist ausgebildeter Ernährungsvorsorge-Coach. Die Diagnose Zöliakie hat ihre kulinarische Welt auf den Kopf gestellt. Dadurch begann Eva sich noch intensiver mit Ernährung und dem damit verbundenen Glücksgefühl zu beschäftigen. Ihr Wissen und ihre Erfahrungen finden wir gebündelt in diesem Buch und regelmäßig auf ihrem Blog.

Life Changing Food, ein Buch von Eva Fischer.

Iss gut und fühl dich wohl!

Das beschriebene Prinzip des “Life Changing Food” ist ein ganzheitliches Ernährungsprinzip, welches auf dem Wohlbefinden des Menschen basiert. Das Ziel ist, vielseitiger, ausgewogener und abwechslungsreicher zu essen und sich in Folge der erhöhten Einnahme von Antioxidantien vitalisierter zu fühlen. Wikipedia bietet uns eine detaillierte Definition:

“Antioxidantien haben eine große physiologische Bedeutung durch ihre Wirkung als Radikalfänger. Sie inaktivieren im Organismus reaktive Sauerstoffspezies (ROS), deren übermäßiges Vorkommen zu oxidativem Stress führt. Oxidativer Stress wird in Zusammenhang gebracht mit dem Alterungsprozess und der Entstehung einer Reihe von Krankheiten.” (Wikipedia, 2016) Als Beispiel dafür werden Krebserkrankungen oder Alzheimer-Krankheiten genannt.

Auch eine hohe Nährstoffdichte ist dem Gefühl des Wohlfühlens förderlich, erklärt Eva. Als Nährstoffe werden Kohlenhydrate, Eiweiße, Fette, Mineralstoffe und Vitamine bezeichnet (Lebensmittellexikon, 2016),  besonders viele davon finden sich in sogenannten Superfoods.

Das 21 Tage Programm und die Rezepte im Buch

Voller Hoffnung auf ein Programm, welches mir das Denken abnehmen und mich vor dem Altern und dem Unglücklich-sein schützen würde, fing ich an, das Buch auf Herz und Nieren zu prüfen. Der erste Blick ins Buch brachte mich einigen Begriffen und Fakten näher. Die detailliertere Untersuchung des 21 Tage Programms brachte für mich jedoch den Eindruck eines hohen Zeitaufwands und vielen Essensresten. Erwartet wurde von mir, dass ich drei Mal am Tag den Kochlöffel schwinge (oder vorkoche) und das mit Rezepten, die sehr unterschiedliche Zutaten aufweisen.

Als ich die Autorin persönlich auf mein Dilemma ansprach, meinte sie, ich solle mir keine Sorgen machen und könne Rezepte nach eigenem Ermessen austauschen und andere Kompromisse eingehen. Jedoch würde das wiederum bedeuten, dass ich mir über die Rezepte doch Gedanken machen und nicht blind nachkochen konnte. Als ich dann noch das Problem der Essensreste ansprach, wusste sie folgenden Rat: Einfrieren und wieder verwerten. Gute Idee, nur undenkbar, wenn der 21 Tagesplan eingehalten werden soll, denn jeden Tag sollen drei unterschiedliche Mahlzeiten gekocht werden.

Mein erster Eindruck grenzte also an Überforderung, denn der Plan erschien mir – in meinem Leben – als undurchführbar. Ich wurde dann auf die “To go”-Kennzeichnung für Berufstätige hingewiesen, Rezepte mit dieser Kennzeichnung lassen sich ideal vorbereiten und am nächsten Tag mitnehmen. Als ich mich mit dem Begriff der Nährstoffdichte und den damit verbundenen Superfoods (viele auch aus heimischer Herkunft) auseinander setzte, kam die Frage auf, ob viele der Gerichte nicht zu kalorienreich für meinen gewohnten Alltag waren. Auch hier gibt es aber die “Mach’s leichter”-Kennzeichnung mit Tipps um Zutaten wegzulassen oder zu ersetzen um Kalorien einsparen zu können. Gute Idee!

Rote-Bete-Tatar, Rezept im Buch

Vom Essen und Wohlbefinden

Da mich der Gedanke des “Glücklichessens” nicht losließ, beschloss ich, mich noch intensiver mit dem Thema zu beschäftigen. Was sagen Experten dazu und woher kommt denn eigentlich dieses Gefühl des Glücklichseins beim Essen?

Laut Neurogastroenterologen gibt es Stoffe in der Nahrung, die eine direkte Wirkung auf das Gehirn haben. Der Magen-Darm-Trakt des Menschen ist mit einem komplexen Nervengeflecht durchzogen und sendet Signale direkt in die Gefühlszentren des Hirns. Das Immunsystem und auch Darmbakterien haben einen Einfluss auf das eigene Wohlbefinden und reagieren direkt auf die zu sich genommene Nahrung. (Zeit, 2010) Der Magen-Darm-Trakt, auch oft als Bauchgehirn oder Mikrobiom bezeichnet, kommuniziert über die Botenstoffe Serotonin und Dopamin mit dem “Kopfgehirn”. Die Verbindung zu unserem Emotionszentrum wäre eine weitere mögliche Erklärung für “Gefühle“ bei oder nach der Nahrungsaufnahme. (gesund.co.at)

Ein gegenteiliges Urteil kommt von Dr. Thomas Ellrott, Ernährungsmediziner und Leiter der Ernährungspsychologischen Forschungsstelle der Universität Göttingen. Er führt aus, dass der Serotoninspiegel im Essen, keinen nennenswerten Einfluss auf unsere Stimmung darauf haben kann, da dieser dafür zu niedrig sei. Er erklärt, das Glücksgefühl wäre ein “Lern-Effekt” und der damit verbundenen Ausschüttung von Dopamin während eines Erfolgserlebnisses zuzuschreiben. “Wichtig für den Glückskick ist die Präferenz, die individuelle Vorliebe, der eigene Wunsch, den man sich erfolgreich erfüllt.” (Das Erste, 2010)

Fazit

Das Kochbuch “Life Changing Food” von Eva Fischer bietet viele neue Einzelgerichte, die positive Auswirkungen durch eine ausgewogene und eigens zubereitete Ernährung haben können. Ich würde das 21 Tage Programm außer Acht lassen und den Spaß am Kochen in den Vordergrund stellen, um das eigene Können langsam zu steigern. Das Buch ist nicht komplett vegan, bietet aber viele vegane Rezepte oder solche, die einfach zu veganen Gerichten umfunktioniert werden können.

Als ersten Schritt empfehle ich foodtastic aufzusuchen und dort einige von Evas Rezepten auszuprobieren. Wenn euch die Rezepte und der Stil zusagen, ist Evas Kochbuch für euch auf jeden Fall eine tolle Möglichkeit, um die Welt des Glücklichessens weiter zu erforschen. Ans Herz legen möchte ich “Life Changing Food” auch allen, die hochwertige und stilvoll designte Kochbücher lieben, hier kommt ihr auf jeden Fall auf eure Kosten!

Vielen herzlichen Dank an den Brandstätter Verlag für das Rezensionsexemplar!

1 Kommentar zu Life Changing Food oder: Wie ich mich glücklich esse

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