Fast überall auf der Welt: Fidschi, San Salvatore oder Esslingen am Necker? Drei bis fünf Stunden am Tag arbeiten, dafür Kost und Logis frei und demnach Geld und Zeit genug, um Land und Leute kennen zu lernen? Da bin ich natürlich sofort dabei. Wäre doch auch die Frage geklärt, wie ich im Sabbatjahr durchs Leben komme, ohne danach Privatinsolvenz anmelden zu müssen. Das Konzept klingt fair und einfach und so war unsere (unsere, weil mein Mann auch mit an Bord war) erste Workaway-Stelle auch schnell gefunden: Eine Woche arbeiten, sprich Streichen und Gartenarbeit (laut E-Mail der Hosts) auf einem romantischen Chateau in der Nordbretagne, irgendwo im Nirgendwo.
Voller Vorfreude und Erwartung traten wir Sonntag Morgen die 900 Kilometer weite Anreise per Auto an. Drei Hörspiele und viel zu viele Mautstationen später kamen wir abends am Ziel für unsere Woche an. Die Gastgeber waren außer Haus, so dass eine andere nette 17-jährige „Workawayerin“, ebenfalls Deutsche, uns in Empfang nahm und uns ziemlich zackig mit allem vertraut machte: Arbeiten von zehn bis halb eins, danach Essen und Mittagspause bis drei, weitere zwei bis drei Stunden arbeiten sollten folgen.
Ok, das hatten wir uns anders vorgestellt, aber wir haben ja ein Mundwerk, um das zu thematisieren. Danach durften wir unser Zimmer beziehen. Eine muffige Staubhöhle in rosa beziehungsweise eines der zu mietenden Gästezimmer. Am ersten Tag verwandelte ich mich in ein Zimmermädchen, zusammen mit Lena putze ich zehn Zimmer. (Irgendwann habe ich aufgehört, mich zu fragen: „Was mache ich ich eigentlich hier?“) Der zweite Tag verlief ähnlich, dieses Mal stand das Putzen des Kühlhauses und des Backofens auf dem Programm – dass ich dort putzen sollte, wusste ich im Vorfeld nicht. Allerdings hatten wir durchgesetzt, um neun Uhr anzufangen, so dass wir den Nachmittag frei hatten, und Mittwoch auch, also Zeit, die schöne Gegend ausführlich zu erkunden. Donnerstag und Freitag verliefen ähnlich, dieses Mal wieder eine Stunde früher, und endlich war mal das angekündigte Streichen an der Reihe, so dass wir nach dem gemeinsamen Mittagessen – welches in Frankreich ja gerne mal was etwas länger dauert – wieder Zeit für uns hatten. Den Freitagabend durften wir Küchenchefs spielen und wir haben alle bekocht, eine Aktion, die von allen Workawayern dort gewünscht ist und uns ne eine Menge Spaß gemacht hat. Samstag Morgen haben wir dann etwas früher als ursprünglich geplant Abschied genommen, um die letzten Tage der Herbstferien entspannt in einem Ferienhaus an der Küste Carnacs zu verbringen.
Wir haben unglaublich viel gelernt in der kurzen Zeit – nicht nur, wie man eine Schleifmaschine beziehungsweise einen Rasentrimmer bedient – und wissen nun, worauf wir achten müssen, wenn wir uns in Zukunft wieder als Workawayer zur Verfügung stellen. Nach wie vor halte ich die Idee für super, allerdings ist ganz wichtig, dass man im Vorfeld durch möglichst viel Kommunikation so viel Transparenz wie möglich schafft, um mit einem guten Gefühl dabei sein zu können.
Mehr Infos findet ihr hier: workaway.info