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Im Interview: Melanie Fraunschiel, vegane olympische Boxerin

Wenn ich Melanie Fraunschiel mit einem Wort beschreiben müsste, würde ich nicht „Veganerin“ sagen oder „Boxerin“, auch nicht „Staatsmeisterin“, obwohl alles das auf sie zutrifft. Meine Beschreibung für Melanie wäre…

Wenn ich Melanie Fraunschiel mit einem Wort beschreiben müsste, würde ich nicht „Veganerin“ sagen oder „Boxerin“, auch nicht „Staatsmeisterin“, obwohl alles das auf sie zutrifft. Meine Beschreibung für Melanie wäre „Vorbild“. Und das in vielerlei Hinsicht. Sich als Frau in der Boxszene einen Namen zu machen mag für viele schon etwas Unübliches sein. Dies als Veganerin erreicht zu haben und so ein weiteres Argument gegen das Klischee zu liefern, dass Sport und Veganismus einander ausschließen, macht sie für mich zu einer Inspiration in einer Welt, die leider noch viel zu sehr von Vorurteilen und Stereotypen geprägt ist.

Mit dem Boxen hat Melanie 2010 begonnen, mittlerweile ist sie dreifache österreichische Staatsmeisterin, boxt für das Nationalteam und hat bis dato 55 Kämpfe absolviert. Wir durften Melanie zum Interview bitten und haben ihr alle eure Fragen gestellt. Vielen Dank an euch für den interessanten und spannenden Input!

Edda: Melanie, wie lange lebst du schon vegan?

Melanie: Vegan ernähre ich mich seit Mitte 2014. Veganen Geburtstag habe ich leider keinen, da der Übergang fließend war.

Was hat dich zum Boxsport geführt?

Nach zehn Jahren Kyokushinkai-Karate wechselte ich während meiner Bundesheerlaufbahn nach dem Studium an der Technischen Universität Wien über zum Boxsport. Dort habe ich meinen Boxtrainer Gerald Pelikan kennen gelernt und war bereit für eine neue Herausforderung. Allerdings ist das Umlernen auf eine andere Kampfsportart ein schwieriger Prozess, aber genau diese Herausforderung war für mich eine starke Motivation.

Und was hat dich zur veganen Lebensweise gebracht?

Mit der Ernährung auseinandergesetzt habe ich mich, seit ich in den Boxsport gewechselt bin um abzunehmen um in der olympischen Klasse bis 60 Kilogramm antreten zu können. Leider haben sich die mir empfohlenen unterschiedlichen Ernährungsformen wie Low Carb und Metabolic Balance sehr negativ auf meine Haut, Regenerationsfähigkeit und Gesundheit ausgewirkt. Dank des Tipps eines Freundes, das Buch „THRIVE“ von Brendan Brazier zu lesen, habe ich auf die vegane Ernährungsform umgeschwenkt und bin diese Probleme losgeworden.

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Sport und vegan, geht das? Was muss man dabei beachten? Welche veganen Energiequellen kannst du empfehlen?

Die vielen Trainingseinheiten und die Leistungsfähigkeit halte ich nicht trotz der pflanzenbasierten Ernährung, sondern gerade deswegen aufrecht. Durch Training im hoch-laktaziden Bereich entstehen Säuren welche mit Hilfe von basenbildenden Vitalstoffen zu Neutralsalzen neutralisiert werden. Dadurch, dass ich keine säurebildenden Lebensmittel esse, sondern nur basische entstehen keine Säuren durch die Verdauung und mein Körper kann sich auf die Neutralisierung von Säuren, die durch das Training entstanden sind, kümmern. Ich bringe damit eine bessere Leistung mit geringerem Aufwand und regeneriere schneller.

Ich achte darauf, dass meine Nahrungsmittel so natürlich, regional und biologisch wie möglich sind. Je natürlicher die Lebensmittel, desto effizienter kann der Körper die Vitalstoffe nutzen. Empfehlen kann ich jegliches Obst und Gemüse und vor allem Datteln als Energiequelle. Zwecks Proteinversorgung braucht man sich auch keine Sorgen zu machen, da jede Pflanze Aminosäuren enthält. Ich integriere zusätzlich Hanfsamen in meine Ernährung, da diese alle essentiellen Aminosäuren abdecken.

Wie ist die Reaktion anderer BoxerInnen, wenn sie erfahren, dass du vegan lebst? Gibt es noch weitere vegane BoxerInnen? Und wie ist das Interesse an Veganismus generell in der Boxszene?

Viele sind verwundert und fragen mich, wie ich mit pflanzlicher Ernährung meinen Proteinbedarf decke oder ob ich Mängel habe, da leider noch immer der Gedanke vertreten ist, dass Sportlernahrung vorwiegend aus tierischen Produkten zu bestehen hat. Allerdings habe ich eben keinen Mangel mehr, da ich keine Produkte mehr esse, die Mineralstoffe und Spurenelemente daran hindern, aufgenommen zu werden. Mike Tyson und David Haye machen es vor! Weltbekannte Profiboxer, einer nicht mehr aktiv, der andere aktiv, ernähren sich vegan. Unter den Box-Kollegen ist Interesse vorhanden, aber auch begleitet von Skepsis. Ich lebe vor, wie gut diese Art der Ernährung funktioniert und gebe Auskunft, wenn ich darauf angesprochen werde.

Mit welchen Klischees wirst du im Alltag konfrontiert?

Klischees im Bereich des Boxsports oder der veganen Ernährung? Oder als vegane Boxerin, die sich vorwiegend rohköstlich ernährt? Die Resonanz ist meistens sehr positiv, wenn auch erstaunt. Mir wird meistens die Frage gestellt, wie ich meinen Proteinbedarf decke. Scheinbar ist der Gedanke eines Proteinmangels in vielen Köpfen stark verankert, wobei in unseren Breitengraden so eine Krankheit nicht einmal auftaucht. Im Gegenteil. Es werden zu viele und für den Körper sehr schlecht verwertbaren Proteine gegessen. Ansonsten bediene ich glaube ich keine Klischees.

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Wie hat sich deine Box-Leistung verändert, seit du vegan lebst? Hast du konkrete Unterschiede festgestellt?

Den größten Unterschied erkenne ich im Bereich der Leistungsfähigkeit auf Turnieren und im Training zwischen „Low Carb“ mit Tierprodukten und „High Carb“ pflanzenbasiert. Der Energielevel könnte unterschiedlicher nicht sein. Ich muss mich auch nicht mehr so quälen um auf die geforderten 60 Kilogramm zu kommen. Das hat früher viel Energie gezehrt. Die vier Runden beim Boxen halte ich auch leichter durch, da sich die Fließeigenschaft des Blutes verbessert hat. Ich kann dadurch mehr und intensiver trainieren, und nicht zu vergessen länger! Ich trainiere mehr und mir geht es immer besser, obwohl ich älter werde.

Verwendest du vegane Boxhandschuhe?

Leider wird teilweise noch Rindsleder verarbeitet. Einige Modelle sind aber auch schon aus Kunstleder. Ich verwende beides, da es momentan noch nicht anders umsetzbar ist.

Wie sieht ein typischer Tag in der Wettkampfvorbereitung aus?

Mein Tag beginnt um 6 Uhr früh. Bevor ich außer Haus gehe bereite ich einen Green Smoothie zu und packe den Rucksack für den Tag. Ich laufe ins CrossFIT Pantheon, trainiere dort eine Stunde oder mache einen Intervall-Lauf und laufe dann weiter ins Büro. Im Büro angekommen trinke ich meinen Green Smoothie mit Superfoods und viel Obst. Dort wartet ein achtstündiger Arbeitstag im IT-Bereich auf mich. Mittags esse ich einen großen Salat mit zum Beispiel einer Kartoffel. Nachmittags esse ich wieder Obst bevor ich abends in den Boxclub fahre. Nach dem Training mixe ich mir zuhause einen Regenerationsdrink. Spätestens zwei Wochen vor einem Turnier oder einem Boxkampf achte ich ganz genau auf die Mengen, die ich esse, und trainiere nur noch mit langem Trainingsgewand. Je näher der Wettkampf rückt, desto spezieller werden die Trainingseinheiten. Weg von allgemeinen Workouts hin zu wettkampfnahen Trainingseinheiten wie Sparring.

Kannst du vom Boxen leben oder hast du einen anderen Hauptjob?

Ich betreibe olympisches Boxen und habe einen Vollzeitjob an der MedUni Wien im IT-Bereich. Beim olympischen Boxen verdient man zwar kein Geld, aber man muss dafür auch nichts ausgeben.

Welche Hobbys hast du neben dem Boxen?

Meine Leidenschaft gilt den Sportarten mit einem Brett unter den Füßen! Ich liebe Wakeboarden und Snowboarden! Ist dafür gerade keine Saison gehe ich Mountainbiken.

Welche Produkte nutzt du als Veganerin zur Körperpflege?

Ich bin begeistert von den Shampoos und Duschgels von O’Right. Ansonsten verwende ich immer wieder Naturseifen und als Zahnpasta Kokosöl mit Xylit oder die Zahncreme von Santé.

Vielen Dank für das Interview, Melanie!

 

Wenn ihr Melanie folgen wollt, klickt euch hier hinein:

Melanie Fraunschiel:
Homepage: veganwolf.at
Facebook: facebook.com/melaniefraunschiel
Instagram: instagram.com/vegan.wolf
Twitter: twitter.com/_VeganWolf_

2 Kommentare zu Im Interview: Melanie Fraunschiel, vegane olympische Boxerin

Schnelle, vegane Rezepte zur Vorratsverwertung: Kalte Gurkensuppe

Heute stelle ich euch eine kalte Gurkensuppe als schnelles, veganes Rezept zur Vorratsverwertung vor. Es passt genauso wie Gazpacho sehr gut zur Sommerhitze und ist wieder eine quick and dirty Version, weil…

Heute stelle ich euch eine kalte Gurkensuppe als schnelles, veganes Rezept zur Vorratsverwertung vor. Es passt genauso wie Gazpacho sehr gut zur Sommerhitze und ist wieder eine quick and dirty Version, weil ich sowohl die Gurkenschalen als auch das Gehäuse mit den Kernen verwendet habe. Das wird in vielen Versionen ausgespart. Außerdem habe ich das Rezept veganisiert und Sojajoghurt in Kombination mit Weißbrot und Zitrone anstelle von Joghurt aus Kuhmilch verwendet.

Kalte Gurkensuppe

Das sollte immer dabei sein: Eineinhalb Salatgurken, eine Handvoll Minze, 200ml kalte Gemüsebrühe, 400g Sojajoghurt, ein bis zwei Scheiben Weißbrot, Salz, Pfeffer, Zitronensaft

Das kann dabei sein: Radieschen, Knoblauch, Olivenöl

Zubereitung

Gebt Gurken, Minze, Gemüsebrühe, Sojajoghurt und Weißbrot in einen Mixer oder eine Küchenmaschine. Falls ihr mit einem Pürierstab arbeitet, schneidet die Zutaten vorher klein. So lange mixen bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. Mit Zitronensaft, Salz, Pfeffer, Essig und Öl abschmecken, fertig ist die kalte Gurkensuppe.

Die Zutaten der Gurkensuppe auf dem Titelbild sind eineinhalb Salatgurken, eine Handvoll Minze, sieben Radieschen, 200ml kalte Gemüsebrühe, 400g Sojajoghurt, zwei Scheiben Weißbrot, Salz, Pfeffer, Zitronensaft.

Guten Appetit!

 

Alle weiteren schnellen, veganen Rezepte zur Vorratsverwertung findet ihr hier.

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Vegane Tapas – lecker spanisch kochen

Ich lebe nicht vegan, jedoch mag ich Abwechslung und probiere oft vegane Gerichte aus. Dieses Mal durfte ich das Buch “Vegane Tapas – lecker spanisch kochen“ von Gonzalo Baro rezensieren…

Ich lebe nicht vegan, jedoch mag ich Abwechslung und probiere oft vegane Gerichte aus. Dieses Mal durfte ich das Buch “Vegane Tapas – lecker spanisch kochen“ von Gonzalo Baro rezensieren und habe ein paar der Rezepte nachgekocht. Die spanische Küche mit ihren deftigen Vorspeisen, abwechslungsreichen Variationen von Gemüse, Fleisch und vor allem Fisch ist eine leckere Herausforderung für jemanden, der sie vegan genießen möchte. Tapas eignen sich besonders gut für Feiern mit Freunden und Familie oder auch Kollegen. Die Portionen sind klein gehalten und es gibt immer viel Auswahl, so dass jeder der Gäste etwas für sich findet.

In diesem Kochbuch werden ungefähr 30 Rezepte beginnend von Zucchini-Röllchen bis hin zur Olivenpaste vorgestellt. Aufgefallen ist mit beim Kochen, dass sehr viele Rezepte mit Oliven oder Auberginen zubereitet werden. Wem diese beiden Zutaten nicht schmecken, empfehle ich, nach einem anderen Kochbuch Ausschau zu halten.

Einige Male bin ich beim Einkaufen an die Grenzen der Warenangebote der einschlägigen Märkte gestoßen. So zum Beispiel, als ich eine Kochbanane kaufen wollte, um das Rezept “Kochbanane mit Tomaten-Minze-Pesto” zu testen. Ich habe noch nie zuvor eine Kochbanane probiert und freute mich, endlich ein passendes Rezept gefunden zu haben – leider musste ich nach dem dritten Supermarkt aufgeben. Die meisten Rezepte jedoch erscheinen leicht verständlich und mit Zutaten, die relativ einfach auffindbar sind. Das Buch kommt mit sehr schönen Bildern und zeigt auf, wie das Endprodukt in einer perfekten Welt auszusehen hat – sehr ansprechend.

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Folgende Gerichte habe ich nachgekocht: Das geröstetes Gemüse – hier war das Rezept sehr einfach und logisch gestaltet. Das Tomaten-Minze-Pesto kam eigentlich mit frittierter Kochbanane. Da ich keine finden konnte, habe ich normale Bananen verwendet. Das ist in diesem Fall leider total schief gelaufen. Das Pesto hat mir aber gut geschmeckt – am nächsten Tag als Brotaufstrich.

Das spanisches Kartoffelomelette habe ich mit Süßkartoffeln anstatt normalen Kartoffeln nachgekocht. Das Umdrehen ist eine Herausforderung und bedarf langer Übung. ich habe die Technik leider noch nicht gemeistert. Das Gericht war visuell nicht ansprechend (deswegen auch kein Bild vom Endprodukt), jedoch nichts desto trotz sehr lecker!

Auberginen mit Ahornsirup statt Zuckermelasse waren mein selbstgekochtes Lieblingsgericht aus diesem Kochbuch. Benötigt werden lediglich eine Aubergine, Weizenvollkornmehl, Wasser und Öl zum Frittieren. Die Zuckermelasse habe ich in diesem Fall durch Ahornsirup ersetzt. Das Gericht fand ich fantastisch, da ich die Aubergine eher als ein langweiliges Gemüse mit wenig Geschmack kenne. Durch den Ahornsirup hat sie eine wohltuende Süße gewonnen – und könnte eigentlich schon beinahe als Nachspeise eingeordnet werden.

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Vegane Tapas – lecker spanisch kochen“ inspiriert zu einigen guten Ideen und hat ein paar leckere Rezepte parat. Viele davon stammen aus der typisch spanischen Küche und sind meiner Meinung nach von Haus aus vegan. Einige Rezepte, wie das geröstete Gemüse, sind für einen erfahrenen Koch eher zu vernachlässigen, für einen Anfänger jedoch bestimmt hilfreich.

Wenn ihr auch der Suche nach Inspiration seid und ein schön ausgearbeitetes, visuelles Werk in Händen halten wollt, seid ihr bei diesem Kochbuch richtig. Meinem Gefühl nach wurde das Buch eher Personen konzipiert, die noch wenig Erfahrung mit der spanischen Küche gemacht haben – diesen wird es auf jeden Fall einen guten Dienst leisten und viel Freude machen.

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Schweine und Schweinebauern in der kalkulierten Strukturtragödie

Geringes Einkommen und schlechte Haltungsbedingungen gehören dazu – den wahren Preis für billiges (Schweine-)Fleisch bezahlen Menschen und Tiere hinter den Fleischproduktionskulissen. Für Schweinehalter „ist eine sehr schwierige Zeit“, sagt Schweinebauer…

Geringes Einkommen und schlechte Haltungsbedingungen gehören dazu – den wahren Preis für billiges (Schweine-)Fleisch bezahlen Menschen und Tiere hinter den Fleischproduktionskulissen.

Für Schweinehalter „ist eine sehr schwierige Zeit“, sagt Schweinebauer Bernhard Seidl, er hält 540 Mastschweine in seinem konventionell geführten Betrieb in Oberösterreich. Existenzangst, Identitätskrisen und die gesellschaftliche Geringschätzung trüben die Freude an seiner Arbeit als Landwirt. „Das Produkt wird nicht mehr wertgeschätzt, die menschliche Arbeit nicht fair entlohnt“, so der Schweinebauer. Trotz hohem Bedarf an Schweinefleisch ist die Anzahl der Schweinehalter in Österreich in den vergangenen 20 Jahren von 112.080 auf 26.075 (2015) geschrumpft.

Eine Frage der Haltung

Im knallharten System der Fleischproduktionskette zählt allein Masse und Preis, Big-Player dominieren den Markt, Interessensvertretungen halten still oder starten Image-Aktionen. Doch „keiner traut sich neue Wege anzudenken und zu gehen. Man müsste querdenken“, erklärt Schweinebauer Seidl „günstig hat immer einen Haken“.

Konventionelle Schweinezucht- und Schweinemastanlage in Österreich | Bild: IST/Initiative SteirerInnen gegen Tierfabriken

Konventionelle Schweinezucht- und Schweinemastanlage in Österreich | Bild: IST/Initiative SteirerInnen gegen Tierfabriken

Ob bäuerlicher Familienbetrieb oder Agrarindustrie – billiges Fleisch bedeutet intensive Tierhaltung: Hohe Subventionen, niedrige Löhne, schlechte Arbeitsbedingungen, viele Tiere auf wenig Raum, geschlossene Stallsysteme, Vollspaltenböden, betäubungslose Kastrationen, Akkordschlachtungen…

Intensivtierhaltung, auch Massentierhaltung genannt „beginnt dort, wo sich Tiere aufgrund der Haltungsbedingungen nicht mehr nach ihrer Art verhalten können“, sagt Anton Sutterlüty von der Initiative SteirerInnen gegen Tierfabriken. Fleischqualität und Regionalität allein sagen nichts über die Haltungsform aus.

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Bild: Hans Brexmeier / pixabay.com

Globale Schlachtplatte

Freihandelsabkommen wie CETA und TTIP sind radikale Schritte im vorherrschenden Stil. Mit massiv gesenkten Transportkosten werden die Standortvorteile Österreichs getilgt . „Im Supermarkt liegt dann billiges Schweinefleisch aus den USA. Die Frage ist, wie lange es dauert bis österreichische Bauern nicht mehr konkurrenzfähig sind“, verdeutlicht Steffen Nichtenberger von Greenpeace Österreich. „Österreichische Standards werden durch den Preisdruck sinken, nicht morgen, aber übermorgen.“

Schweinebauer Seidl ist über die Entwicklungen ebenfalls besorgt: „Wer diese Freihandelsabkommen nicht als Bedrohung sieht, verschließt die Augen vor der Realität.“  Sutterlüty verweist auf die strukturelle Selbstzerstörung: „Große Konzerne werden immer größer und reicher, während die Kleinen verschwinden. Die Ausweitung des Marktes, führt zu weiterem Bauernsterben“.

Mit TTIP werden zudem „mühsam erkämpfte Tierschutzstandards erst aufgeweicht und letztlich auflöst“, gibt Harald Hofner, Präsident von pro-tier, dem Verband der österreichischen Tierschutzorganisationen, zu bedenken. „Das Hochhalten des Tierschutzes ist schon innerhalb der Europäischen Union schwer genug. TTIP wird mittelfristig jede politische Tierschutzarbeit verunmöglichen.“

Ferkel in einer Aufzuchtanlage in Deutschland | Bild: PETA Deutschland e.V.

Ferkel in einer Aufzuchtanlage in Deutschland | Bild: PETA Deutschland e.V.

Der Ag-Gag-Import

Erfolgreich importiert wurden von der Agrarpolitik bereits „Ag-Gags“ (agriculture gags), also Rechtstexte, die das aktive Interesse an den Produktionsbedingungen kriminalisieren. Der Blick in den Stall wird zur Verwaltungsstraftat erklärt, so beispielsweise im Entwurf zur österreichischen Schweinegesundheitsverordnung und im geltenden Betretungsverbot in Oberösterreich. Laut BefürworterInnen dieser Rechtstexte zum „Schutz von landwirtschaftlichem Eigentum“, wolle man dadurch unerwünschte Recherchen in Tierproduktionbetrieben verhindern.

Als Rechtfertigung wird von InteressensvertreterInnen häufig der Schweinestall mit dem privaten, bäuerlichen Wohnzimmer gleichgesetzt. Doch ist das öffentliche Interesse an landwirtschaftlichen Produktionsbedingungen tatsächlich mit Voyeurismus vergleichbar?

Lippenbekenntnisse bei Konsumverhalten

Geht es um das eigene Konsumverhalten behaupten viele Menschen auf hohe Standards bei Herstellung und Haltungsbedingungen Wert zu legen. Mit den tatsächlichen Verkaufszahlen stimmen diese persönlichen Konsumtheorien jedoch nicht überein. „Der Markt fordert was anderes als die Lippenbekenntnisse“, so Seidl.

Beim (Schweine-)Fleisch zählt auch für die Konsumierenden vor allem eines: Billig, billiger, am billigsten. Völlig entfremdet scheinen die Vorstellungen der Konsumenten und Konsumentinnen von den realen Herstellungsbedingungen zu sein. „Es ist ein Fehler, dass Möbelhäuser Schnitzel für 2,90 Euro anbieten, denn zu diesem Preis ist keine Produktion möglich“, erklärt Seidl. „Mit der Kaufentscheidung hat der Konsument in der Hand wohin der Weg geht. Wären die Menschen bereit faire Preise zu bezahlen, könnte auch die Haltungsbedingungen verbessert werden.“

Bild: Hans Brexmeier / pixabay.com

Bild: Hans Brexmeier / pixabay.com

In Österreich wurden vergangenes Jahr 5.414.000 Schweine geschlachtet, von ihrem Fleisch isst durchschnittlich jede(r) 39 Kilo im Jahr, 98 Prozent stammen aus konventioneller Produktion, nur knapp zwei Prozent aus alternativen Betriebsformen, wie biologischer Landwirtschaft.

Mutige Alternativen

„Am schönsten im Zusammenleben mit den Schweinen ist es, Zeit in der Herde zu verbringen“, erklärt Bio-Freiland-Bäuerin Elfriede Sonnleitner, auf ihrem Bio-Freilandhof Simandl in Oberösterreich leben 124 Mangalitza-Wollschweine. „Die Schweine in ihrer Lebendigkeit zu sehen, sie in ihrem Sein und Tun zu beobachten“, genießt die Bäuerin besonders “wenn sie herkommen, grunzen und sich streicheln lassen.“

In der konventionellen Produktion werden Mastschweine bereits vor dem ersten Zahnwechsel getötet, „diese Tiere sind zum Schlachtzeitpunkt noch Kinder mit dem Gewicht von Erwachsenen“, so Sonnleitner. Die Bio-Freiland-Haltung ist „eine Alternative zur Massentierhaltung. Wir wollen den Tieren mit Würde begegnen, ihnen Bewegungsraum und Zeit zum wachsen lassen. Interessierte sind am Hof willkommen, Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung sind uns wichtig“.

Was in der trügerischen Fleischreklame bloß Wohlfühl-Werbetaktik ist, gehört am Simandlhof zum Konzept: Gras, Frischluft, Sonnenlicht, Platz und soziale Kontakte. „Wenn wir schon Tiere essen, dann sind wir ihnen ein artgerechtes Leben schuldig“, so Sonnleitner.

Mangalitza-Schweine am Simandl-Hof | Bild: Sonnleitner

Töten und töten lassen

Kein leichtes Thema für die Schweinebäuerin ist die Tötung der Tiere „es ist ein Unterschied ob ein Tier stirbt oder aktiv getötet wird.“ Also ganz direkt gefragt: Wie fühlt es sich an zu sehen, wie die Tiere, mit denen man selbst Zeit verbracht hat und die man aufwachsen gesehen hat, vertrauensvoll in den Transporter [1] steigen, der sie auf ihre letzte Reise, hin zum Schlachter bringt? „Es spürt sich sehr schräg an, tut uns weh und wirft viele Fragen auf“, erklärt Sonnleitner. Der Bäuerin hilft bei diesem innerlichen Konflikt der Artenschutzgedanke: „Würden wir sie nicht essen, würde es sie gar nicht geben. Wir tragen zu neuem Leben bei und gönnen ihnen das Aufwachsen; das Essen und Schlachten ist in diesem Kreislauf mit eingebunden.“

Bild: EstudioWebDace / pixabay.com

Bild: EstudioWebDace / pixabay.com

Hartnäckiges Tellerdilemma

Reportagen und Berichte über die Zustände in der Massentierhaltung und Fleischproduktionskette [3] schockieren und das Interesse der Menschen am Wohl der Tiere scheint zu steigen. Doch trotz Empörung und Mitgefühl genießen wir die „ach so armen Tiere“ in Form von Schweinebraten und Steak, warum? „Keiner will, dass Tiere gequält werden, doch es gibt hier eine kognitive Dissonanz. Es besteht eine Kluft zwischen Einsicht und Umsetzung“, erklärt der katholische Theologe und Ethik-Professor Kurt Remele. „Es findet eine Verdrängung der Problematik statt.“

Aber wenn die Tiere ein schönes, artgerechtes Leben haben, ist es doch ethisch unproblematisch diese Tiere für den eigenen kulinarischen Genuss zu töten bzw. töten zu lassen. „Ein häufiges Argument, aber Tiere sind nicht für den Menschen da. Sie werden für die Fleischproduktion instrumentalisiert, ihr Eigenwert und Wille zum Leben wird nicht wahrgenommen“, so der Ethik-Professor.

Die christliche Tierethik „findet schöne, hehre Worte; würdevoll wird über Tiere geschrieben, aber es fehlt an konkreten Konsequenzen“, kritisiert Remele. Eine neue christliche Tierethik [2] müsse auf schwammige Formulierungen verzichten und sich aussprechen trauen, was nicht alle hören wollen, Remele selbst geht dabei mutig voran: „Wenn eine Ernährung ohne das Töten von Tieren möglich ist, bezweifle ich, dass wir das Recht haben Tiere zu züchten, um diese zu töten.“

 

Eine Kurzversion des Artikels ist erschienen in: Information-Diskussion Nr. 286, „ESSEN – Leichte Kost oder schwer verdaulich?“, Katholische ArbeitnehmerInnenbewegung Oberösterreich, Juli 2016

[1] Laut Angaben der Simandl Website werden die Tiere mit Futter auf den Tiertransporter gelockt, der sie zur Hofschlachtung bei einem anderen Landwirt bringt.
[2] Remele, Kurt, Die Würde des Tieres ist unantastbar. Eine neue christliche Tierethik, 2016
[3] www.schlachthofskandal.at

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Jagdliches Spiel zur Förderung der Gewaltakzeptanz bei Kindern

Abknallen, Erschießen, Töten – eine kulturelle Praxis erfordert die Sozialisierung des Nachwuchses.  „Kindchen, schieß‘ doch mal das Wildschwein nieder!“ Den kleinen Gästen am „Fest der Natur 2016“ in Linz (Organisation: Ressort…

Abknallen, Erschießen, Töten – eine kulturelle Praxis erfordert die Sozialisierung des Nachwuchses.

 „Kindchen, schieß‘ doch mal das Wildschwein nieder!“

Den kleinen Gästen am „Fest der Natur 2016“ in Linz (Organisation: Ressort für Naturschutz (FPÖ) und Genussland Oberösterreich) wurden am Stand des OÖ Landesjagdverbandes Gewehre mit Gummiband-Schieß-Vorrichtung aus Holz angeboten und dazu eingeladen Wildschweine und Hirsche (ebenfalls aus Holz) abzuschießen.

Schießstand für Kinder am „Fest der Natur“. Aussteller: OÖ Landesjagdverband

Ein unverfängliches Spiel? Der Anschein von Harmlosigkeit und Sanftmut verstärkt sich durch ein Malbuch mit dem Titel „Wir malen was lebt in Wald und Flur“ und eine Fototafel, diese zeigt einen älteren Jäger, der gemeinsam mit einer jungen weiblichen Person, im Beisein eines Hundes, ein Bäumchen pflanzt.

„Es ist in Ordnung andere Lebewesen mit Waffen zu verletzen.“

Die Präsentation des Kinder-Schießstandes und die Aufforderung zum Töten-Spielen mit Waffen erzeugt und bestätigt soziale und ethische Normativitäten. Die Einführung von Kindern in die gebräuchliche Gewaltpraxis und die Verwendung von Waffen erfolgt spielerisch und mit dem Anspruch auf Selbstverständlichkeit. Vermittelt wird, dass die Gewaltausübung an Lebewesen und die Benutzung von Schusswaffen als „normal“, „unproblematisch“ und „gesellschaftlich anerkannt“, gilt und zu akzeptieren ist.

Waffenattrappe und Tiere aus Holz zum Töten-Spielen

Stell sich die Frage: Was hat die Einladung zum Waffengebrauch und Töten-Spielen auf einer „familienfreundlichen“ Veranstaltung des Landes Oberösterreich zu suchen?

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#ThisIsMyEurope: Rasmus Bitsch, ein Däne in Südafrika

Vor dem Hintergrund der europäischen Turbulenzen habe ich mich auf die Mission begeben, europäische Werte und Anliegen zu identifizieren. In der Interview-Serie #ThisIsMyEurope spreche ich mit Menschen rund um den Kontinent und versuche herauszufinden,…

Vor dem Hintergrund der europäischen Turbulenzen habe ich mich auf die Mission begeben, europäische Werte und Anliegen zu identifizieren. In der Interview-Serie #ThisIsMyEurope spreche ich mit Menschen rund um den Kontinent und versuche herauszufinden, was für sie „Europa“ bedeutet. Dieses Mal treffe ich mich mit Rasmus, einem Dänen in Südafrika.

Vor zwei Jahren zog der Däne Rasmus Bitsch (29) nach Kapstadt in Südafrika. Derzeit ist er Mitbetreiber einer Produktionsfirma für audiovisuelle Medien und arbeitet freiberuflich als Journalist für skandinavische Medien. Als wir über Skype miteinander diskutieren, was es heißt, ein Europäer im Ausland zu sein, fasst er seine Ängste in Worte: „Ich bin immer noch sehr für Europa, aber für diese EU? Nicht so wirklich.“ Sein Umzug hat sein Gefühl von Identität beeinflusst. „Je weiter man von Dänemark weggeht, umso Europäischer fühlt man sich. Dänemark bedeutet hier nicht viel. Das ist das Schicksal all jener, die aus kleinen europäischen Ländern kommen. Hier in Kapstadt ist Europäisch nur eine Ortsbezeichnung.“

Rasmus hat gemischte Gefühle diese Europäische Identität betreffend: „Für mich wurde der Begriff Europa immer komplizierter je älter ich wurde. Ich bin zu der Zeit aufgewachsen, als Osteuropa sich geöffnet hat. Wir waren als Familie auf Urlaub, sind mit dem Auto durch ehemals sozialistische Länder gefahren. Es war aufregend, auch für meine Eltern, die während des kalten Krieges aufgewachsen sind und diese Orte zum ersten Mal gesehen haben.“ Seine frühen Reisen und Erasmus-Auslandsaufenthalte gaben ihm eine europäische Mentalität. “Im skandinavischen Kontext gesehen komme ich aus der Mittelschicht. Mein Vater war Bauer, meine Mutter ist Krankenschwester. Ich bin die erste Generation mit diesem Zugang zu Europas Mobilität und Möglichkeiten.”

Wunde Punkte

Rasmus macht klar, dass er einer der wenigen ist, der sich an diesen „Früchten“ bedient. „Diese europäischen Vorteile und ihre Mentalität sind nicht überall verbreitet. Sie sind nichts für die Arbeiterklasse oder die ältere Generation. Diese machen sich eher Sorgen um ihre Eigenständigkeit und haben das Gefühl, dass Brüssel zu weit weg ist um sie zu verstehen oder sich um sie zu kümmern.“ Rasmus merkt einen weiteren wunden Punkt der Union an. “Europa hatte sicherlich wesentliche Unterstützung, doch es war immer ein Elite-Projekt. Es wurde von Politikern entwickelt, aber sie haben es nie zu einem Europa „der Menschen“ gemacht.“ Nach Rasmus’ Ansicht erklärt das die derzeitige Krise. „Die Menschen waren schon immer sehr vorsichtig bei einem Europa, in dem für sie entschieden wird. Nationale Politiker haben die Integration arrangiert, sich aber nie der Wählerschaft versichert. Aus diesem Grund hat jedes kleine Problem das Potential, Europa in eine Krise zu stürzen.“ Das erklärt auch den Erfolg der Anti-EU-Agenda der Dänischen rechtsgerichteten Parteien. Sie haben die Stimmung nicht geschaffen, sondern sie genützt. Als Ergebnis darf mittlerweile keine Regierungspartei zu „europäisch“ sein. Die Realpolitik hält Europa als Geisel.“

In Südafrika zu leben hat Rasmus eine andere Persepktive auf Europa aus der Ferne gegeben. „Hier in Kapstadt gibt es eine starke anti-koloniale Stimmung. In diesem Hinblick gleicht das Beantworten der Frage, was es bedeutet Europäisch zu sein, einem Kampf der Identitäten. Europa bedeutet viele Dinge. Es geht hauptsächlich darum, welche Idee gerade am meisten vorangetrieben wird. Das selbe gilt für seine Werte. Hier gibt es eine dunkle Seite, Faschismus und Rassismus sind ebenso Europäische Werte.“ In Südafrika ist es offensichtlich, dass Europa eine destruktive Rolle in der Geschichte des Landes gespielt hat. Das so direkt zu erleben hat einen Eindruck hinterlassen: „Es hat mich mein Erbe hinterfragen lassen. Die wichtigste Lehre daraus ist, dass wir nicht die Guten sind. Für jemanden aus Dänemark ist das die normale Perspektive. Aber es ist viel komplexer als das.”

Xenophobie

Rasmus hat das Gefühl, dass es schwer sein wird Europa zu retten, solange die Leute enttäuscht sind. „Seit der Krise in Griechenland bin ich skeptisch, was die Zukunft der Union betrifft. Aber ich bin absolut für Europa.“ Europäer in Südafrika zu sein hat auch seine Vorteile. „Als Europäer wirst du fast überall nett aufgenommen. In Südafrika nutze ich das zu meinem Vorteil. Du bist neutral, du gehörst in eine andere Kategorie. Und die Menschen mögen Europäischen Fußball.“ Was zu seltsamen Situationen führen kann. „In Südafrika gibt es diese unterschwellige Fremdenfeindlichkeit. Da war dieser Mann auf der Strasse, der gerufen hat, dass „alle Ausländer gehen müssen“. Als ich ihn gefragt habe, meinte er, das würde mich nicht betreffen, denn ich wäre Europäer. Innerhalb von zehn Sekunden wechselte er von glühendem Hass dazu über, mich über das Dänische Fußballteam auszufragen. Ich kann dir sagen, das war eine sehr seltsame Unterhaltung…“

Rasmus ist ein Produzent bei Sound Africa. Hört euch hier seine afrikanischen Non-Fiction Audio-Projekte an!

 

Dieses Interview ist Teil 4 der Serie #ThisIsMyEurope von Reinier Vriend und wurde auf Oneworld.nl erstveröffentlicht. Lest alle weiteren Interviews auf The bird’s new nest. Vielen Dank an Moni für die Übersetzung!

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Vegan Homemade – Tofu, Seitan und Co. selber machen

Inzwischen gibt es ja wirklich unzählige vegane Kochbücher. Und dann gibt es noch die Zero Waste Bewegung, die auf selbstgemachte Dinge und so viel Müllreduktion wie möglich setzt. „Vegan Homemade…

Inzwischen gibt es ja wirklich unzählige vegane Kochbücher. Und dann gibt es noch die Zero Waste Bewegung, die auf selbstgemachte Dinge und so viel Müllreduktion wie möglich setzt. „Vegan Homemade – Meine Grundrezepte für Tofu, Seitan, Pflanzenmilch, Käse, Nudeln und Co.“ ist in diesem Sinn ein besonderes Buch, denn es ist ein veganes Grundrezeptbuch, das den Gedanken von Selbermachen nochmals ganz neu betrachtet. Die Autorin Lisa Pfleger ist eine bekannte Selbstversorgerin und stellt in ihrem Buch einfache, bodenständige Grundrezepte für allerlei Leckeres vor.

Die Rezepte sind so geschrieben, als würde euch eine Freundin ihr neuestes Lieblingsrezept erzählen. Lisa Pfleger beschreibt auf den ersten Seiten, warum es sich lohnt, Fertigprodukte einfach selbst zu machen. Nach einer kurzen Einführung, in der sie erklärt, warum bio nicht teuer sein muss und Selbermachen günstig ist, starten wir mit der ersten Rubrik „Milchiges“. Hier lesen wir von selbstgemachter Pflanzenmilch und „Käse“ aus  Nüssen, Kokosschlagsahne und Mandelmussoße.

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Auch Deftiges kommt nicht zu kurz, es folgen Rezepte zu Seitan, Bratlingen und Tofu, natürlich alles selbst hergestellt. Was ich hier toll finde: Es gibt oft eine schnelle, einfache Variante und dann die etwas herausfordernde, die mehr Übung bedarf. Im Kapitel „Eingemachtes“ lesen wir unter anderem über die leckersten Aufstriche, sowohl süß als auch salzig und diverse Pflanzenhonige – sprich zur Herstellung sind keine Bienen nötig. Feinschmecker sollten sich das Kapitel „Würziges“ nicht entgehen lassen, denn hier findet ihr eure neue Lieblingsgewürzmischung für eure Pflanzenmilch oder aromatisierte Essige und Öle.

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Mein Lieblingskapitel ist das rund um Teig. Von Strudelteig zu Brot bis zu Kuchen, einfache Rezepte ohne viel Aufwand ziehen sich auch hier durch. Last, but not least gibt es noch einige inspirierende Tipps für schnelle Gerichte und tolle Snacks.

Fazit: In „Vegan Homemade – Meine Grundrezepte für Tofu, Seitan, Pflanzenmilch, Käse, Nudeln und Co.“ sind über 200 tolle, schnelle Grundrezepte versammelt, die euch das vegane Leben vereinfachen. Es macht Lust, vieles einfach einmal selbst auszuprobieren. Besonders gelungen sind die weiterführenden Tipps mit Empfehlungen der Autorin und das Leseband, das für mich zu einem guten Kochbuch dazugehört.

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Schnelle, vegane Rezepte zur Vorratsverwertung: Gazpacho

Das heutige Rezept der Serie über schnelle, vegane Rezepte zur Vorratsverwertung ist ein bisschen unflexibler als die beiden ersten – Nudelsalat und Gemüsepfanne -, dafür geht es in dieser quick…

Das heutige Rezept der Serie über schnelle, vegane Rezepte zur Vorratsverwertung ist ein bisschen unflexibler als die beiden ersten – Nudelsalat und Gemüsepfanne -, dafür geht es in dieser quick and dirty Version sehr schnell und ist ideal für die aktuelle Hitze. Das Gazpacho wirkt angenehm kühlend, ihr müsst nicht mal den heißen Herd anwerfen.

Gazpacho

Das sollte immer dabei sein: Vier große oder sechs kleine Tomaten, ein bis zwei gelbe und/oder rote Paprika, eine geschälte Salatgurke, Öl, Essig, Salz, Pfeffer

Das kann dabei sein: Eine Zwiebel (rot oder gelb), Knoblauch, Basilikum oder Koriander, eine Scheibe Weißbrot (oder Toast/Baguette), Chilischoten

Zubereitung

Halbiert die Tomaten und entfernt den grünen Strunk. Putzt die Paprika und schält die Gurke. Gebt diese Zutaten gegebenenfalls mit einer Scheibe Weißbrot (kann auch schon trockenes Brot sein), einer Zwiebel, Knoblauch, Kräutern und Chilischote in einen Mixer oder eine Küchenmaschine. Solltet ihr nur einen Pürierstab zur Hand haben, empfiehlt es sich, die Zutaten vorher klein zu schneiden. So lange mixen bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. Mit Salz, Pfeffer, Essig und Öl abschmecken, fertig ist das Gazpacho.

Die Zutaten des Gazpacho auf dem Titelbild sind sechs kleine Tomaten, eine gelbe Paprika, eine geschälte Salatgurke, zwei Scheiben trockenes Baguette, Basilikum, Essig, Olivenöl, Salz und Pfeffer. Guten Appetit!

Was ist euer liebstes Essen bei heißem Wetter?

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Selbstversorgung auf kleinstem Raum

Vielleicht kennt ihr das: Alle um euch herum haben einen Garten oder fachsimpeln über ihre Erdbeeren auf dem Balkon; ihr selbst habt aber weder einen grünen Daumen noch viel Platz? Dann…

Vielleicht kennt ihr das: Alle um euch herum haben einen Garten oder fachsimpeln über ihre Erdbeeren auf dem Balkon; ihr selbst habt aber weder einen grünen Daumen noch viel Platz? Dann ist „Selbstversorgung auf kleinstem Raum“ genau das Richtige für euch! Ich selber bin auch noch nicht besonders bewandert, was Gärtnern angeht und habe „nur“ eine Dachterrasse, daher passt das Buch sehr gut zu mir.

Das Buch kommt gleich zur Sache und startet direkt mit einem witzigen Test, der einem ungefähr die Richtung zeigt, in die es beim Anbau von Obst, Gemüse und Kräutern gehen könnte. Es hat kein kompliziertes Konzept sondern präsentiert zahlreich bebilderte Übersichtsseiten zu allen möglichen Pflanzen: Salate, Sprossen, Keime, Tomaten, Kohl, Kartoffeln, Beeren, Kernobst, Kräuter, Kletterpflanzen, Scharfes, Rüben, Zwiebel und Teekräuter. All diese leckeren Sachen werden hier thematisch sortiert vorgestellt.

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Zwischendurch habt ihr immer gleich die wichtigsten Tipps zu Anbau, Aufziehen und Pflege vor euch, sodass kein langwieriges Recherchieren nötig ist. Wenn man will, kann man sofort mit dem Aussäen beginnen, denn die Rubrik „Ach so geht das“ erklärt einem die Basics des Gärtnerns wenn es ums Aussäen, Einpflanzen, Gießen, Düngen und Pflegen geht.

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Neben Know-How zu Pflanzen gibt es auch einige schöne Kreativideen rund ums Grün. Zum Beispiel Rezepte mit Zutaten aus dem eigenen Selbstversorgergarten oder für wohltuende Bäder, aber auch für eigene Tees und Bastelideen. Da das Buch ja vor allem zeigen will, wie Gärtnern auf wenig Platz möglich ist, gibt es viele tolle und sehr kreative Ideen, zum Beispiel was man alles als Blumentopf verwenden kann: Einen alten Autoreifen, einen Pflanzsack und vieles mehr. Auch Themen wie Upcycling oder Urban Gardening wird das Buch gerecht.

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Der Begriff Selbstversorgung betrifft aber lediglich selbstangebaute Lebensmittel, falls jemand noch etwas anderes erwarten sollte. Wenn dann doch einmal etwas nicht so klappt wie es sollte, zum Beispiel weil Schädlinge sich über das Grün hermachen, dann hat das Buch auch hier immer einen Tipp parat.

Ganz toll finde ich auch, dass alte und besondere Sorten vorgestellt werden, man lernt so noch einiges neu kennen. Insgesamt ist „Selbstversorgung auf kleinstem Raum“ also ein vor allem für Gärtner-Neulinge sehr empfehlenswertes Buch, das die Basics des Gärtnerns toll erklärt. Wer jedoch tiefer in die Materie einsteigen möchte, braucht ein anderes Buch.

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Da sitzt ein Schwein am Sofa! Nachhal(l)tige Kunst von Hartmut Kiewert

Schweine auf Sofas, Teppichen und Parkettböden – diese Bilder irritieren nicht nur kurzfristig die Wahrnehmung, sie haben das Potenzial unsere Sichtweise nachhaltig zu verändern. Künstler Harmut Kiewert befreit die Schweine…

Schweine auf Sofas, Teppichen und Parkettböden – diese Bilder irritieren nicht nur kurzfristig die Wahrnehmung, sie haben das Potenzial unsere Sichtweise nachhaltig zu verändern.

Künstler Harmut Kiewert befreit die Schweine aus „den menschengemachten Ausbeutungsarchitekturen“ und zeigt sie „an Orten, an denen sie üblicherweise nicht vorkommen, weil sie hinter den Wänden der Mastanlagen und Schlachthöfen verborgen bleiben“.

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Hartmut Kiewert, Sight Unseen 2, 2016, Öl auf Leinwand, 40 x 50 cm

Soziale Konstrukte in Frage stellen

Dabei geht es nicht um die Vermenschlichung von Schweinen oder ein Plädoyer „für Schweine als ‚Haustiere'“, sondern der „Irritationsmoment, das Disparate der gezeigten Situation“ wird genutzt, um „die Kategorie ‚Nutztier‘ in Frage zu stellen“, so der Künstler.

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Hartmut Kiewert, Parkett II, 2011, Öl auf Leinwand, 120 x 100 cm

Diese Kunst hat den Mut gesellschaftsrelevante Themen aufzugreifen und mit emanzipatorischer Kraft bezieht sie Stellung zu den thematisierten Problematiken. Für den herrschaftskritischen Künstler sollte „die Beziehung von Menschen zu Schweinen frei von Herrschaft und Ausbeutung sein und immer auf freiwilliger Basis geschehen“. Für die Realität bedeutet das: „Menschen sollten aufhören Schweine zu züchten, gefangen zu halten und zu töten.“

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Hartmut Kiewert, Nest, 2013, Öl auf Leinwand, 150 x 190 cm

Kiewerts Werkserie Utopia ist „die Verbildlichung einer möglichen, friedlichen Koexistenz und Interaktion auf Augenhöhe zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Tieren“.

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Hartmut Kiewert, Café, 2016, Öl auf Leinwand, 134 x 200 cm

Folgende drei Bilder hängen an meinen vier Wänden – über dem Sofa, beim Schreibtisch und in der Diele. Momentan sind es Poster – doch ich träume von den Originalen.

Emanzipatorische Kunst trifft Kunstgeschichte

Mit den Werke Im Freien und Evolution of Revolution verknüpft Kiewert seine Utopia mit kunsthistorischen Elementen. Im Jahr 1863 wurde der Maler Èduardo Manet vom französischen Salon zurückgewiesen, als er sein Gemälde Frühstück im Freien vorstellte, auf dem er eine nackte Frau mit bekleideten Männer auf einer Wiese Picknicken lässt.

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Édouard Manet, Frühstück im Freien, 1863, Öl auf Leinwand, 208 × 264 cm | Bild: Public Domain

Über 150 Jahre später rüttelt Kiewert an den herrschenden Konventionen, wenn in seinem Bild Im Freien „die Schweine nicht in der Kühltasche, sondern am Gehweg anzutreffen sind“.

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Nackte Frauenhaut wird in Kiewerts emanzipatorischer Kunst bedeckt. So auch im Bild Evolution of Revolution, es zeigt eine Neuinterpretation von Eugéne Delacroixs Die Freiheit führt das Volk an von 1830.

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Eugène Delacroix, Die Freiheit führt das Volk an, 1830, Öl auf Leinwand, 260 x 325 cm | Bild: Public Domain

Im Werk wird neben Schwein, Rind, Lamm und Geflügel auch das durch Edoardo Kac berühmt gewordene GFP Bunny (2000) aus der Knechtschaft des Menschen befreit. Der grüne Hase steht hier nicht als Symbol für BioArt, sondern repräsentativ für jegliche Verwendung von Tieren in der Kunst.

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Hartmut Kiewert, Evolution of Revolution, 2012, Öl auf Leinwand, 180 x 225 cm

Schweinerealitäten thematisieren

Es hat mich sehr berührt, als ich die dargestellte Szene zum ersten Mal sah und den dazugehörigen Werktitel las. Heute hängt diese Darstellung direkt über meinem Schreibtisch, sie motiviert und inspiriert mich dazu vorherrschende Schweinerealitäten zu erkennen, mich zu empören, Fragen zu stellen und darüber zu schreiben.

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Hartmut Kiewert, Wir verlassen die Erde, 2012, Öl auf Leinwand, 150 x 200 cm

Denkst du künstlerische Werke können unsere Sichtweise auf „Nutztiere“ verändern?

 

Website des Künstlers Hartmut Kiewert
Statement des Künstlers zu Theorie und Praxis seiner Maltechnik
Kolumnenbeitrag: Herrschaft und Gewalt im Fadenkreuz – Hartmut Kiewerts “Gewährsmänner”

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