Eco. Life. Style.

Kategorie: Media. Culture.

„Dein Yoga, dein Leben – Übungen, Meditationen, Rezepte“ von Tara Stiles

Nachdem ich nach langer Zeit der sportlichen Untätigkeit wieder mit Yoga begonnen habe, wollte ich mich nicht nur auf meinen wöchentlichen Besuch im Yoga Studio beschränken, sondern auch generell mein…

Nachdem ich nach langer Zeit der sportlichen Untätigkeit wieder mit Yoga begonnen habe, wollte ich mich nicht nur auf meinen wöchentlichen Besuch im Yoga Studio beschränken, sondern auch generell mein Leben wieder auf einen intuitiveren und achtsameren Weg bringen. Als ich das Buch “Dein Yoga, dein Leben” von Tara Stiles in die Hände bekommen habe, war meine erste Reaktion daher: Das ist genau das Buch, das ich jetzt brauche! Tara Stiles kombiniert in ihrem neuen Buch drei Bausteine, die zu einem glücklichen Leben führen sollen: Yoga, Meditation und vegane Ernährung. Anleitungen  für Meditationen, Yogaübungen und vegane Rezepte sollen das Buch zu einer spannenden und motivierenden Quelle für Inspiration machen um diese in den eigenen Alltag zu integrieren.

Make the rules, break the rules

Sehr gut gefällt mir Tara Stiles Zugang zu ihrem Lebensstil: „Mach deine eigenen Regeln. Brich deine eigenen Regeln.“ Immer wieder betont sie wie wichtig es ist, den eigenen Weg zu finden, der für die eigene Person funktioniert. Mit Hilfe von Yoga und Meditation soll man zu einem besseren Gefühl für die eigenen Bedürfnisse finden und die eigene Intuition und Achtsamkeit schulen. Die vegane Ernährung soll dem Körper auf eine gesunde Art und Weise Energie zuführen.

dein-yoga-dein-leben-2

Für alle, die sich nicht ihre eigenen Übungsplan zusammenstellen wollen findet sich am Ende des Buches ein Sieben-Tage-Schnellstart-Programm sowie ein Dreißig-Tage-Transformationsplan, in denen jeden Tag Yogaübungen. Meditationen und Rezepte aus dem Buch kombiniert werden um den Einstieg zu erleichtern.

Übungen

Warum Tara Stiles empfiehlt, täglich Yoga zu machen, erklärt sie schon zu Beginn des Kapitels: „Was ich so toll an regelmäßigem Yoga finde? Dass ich mich jedes Mal, wenn ich auf die Matte trete, nachher besser fühlen werde – egal wie. Wenn ich mich schon toll fühle, fühle ich mich noch toller. Geht es mir nicht so gut, dann ist Besserung in Sicht. es klappt jedes Mal.“ Ich kann dieser Beobachtung nur zustimmen, auch ich fühle mich nach einer Yogasession wunderbar, egal ob oder wie anstrengend sie war.

Tara Stiles hat sechs Übungsfolgen entwickelt, die uns direkt zu uns selbst zurück führen sollen – die Fokussierung auf Körper, Geist und Seele während des Yoga macht einen großen Teil der Besonderheit dieser Mischung zwischen Sport und Meditation aus. Die Übungsreihen sind Programm: „Energetisierende Übungsfolge für den Morgen – wach auf und beweg dich!“, „Heisshunger-Kontrolle“, „Übungsfolge für ein besseres Körpergefühl – widme jedem Teil von dir Aufmerksamkeit“ oder auch „Übungsfolge für einen entspannten Geist und einen ruhigen Körper – finde von Innen heraus zur Leichtigkeit“.

dein-yoga-dein-leben-3

Die Übungen sind – bis auf wenige Ausnahmen – auch für Anfänger geeignet und können auch von Personen ohne sehr gute Kondition durchgeführt werden. Wie so oft beim Yoga wird man bestimmte Positionen erst mit einer gewissen Muskelkraft und Dehnung erreichen, aber auch hier gilt: Der Weg ist das Ziel. Wichtig ist, achtsam zu üben und auf seinen eigenen Körper zu hören, alles in seinem eigenen Tempo, auf diesem Weg schult man wieder  die eigene Intuition seinem Körper gegenüber.

Meditationen

Auch in diesem Kapitel fasst Tara Stiles wunderbar zusammen, worum es geht: „Meditation ist eine hervorragende Übungspraxis, um uns unserer selbst bewusst zu werden.“ Acht Atem- und Meditationsübungen sollen den Einstieg in die Meditation erleichtern, auch Mantra-Meditationen werden angesprochen, generell ist dieses Kapitel im Buch eher kurz gehalten.

Rezepte

Tara Stiles ist bei Rezepten von allem eines wichtig – sie sollen einfach und unkompliziert sein. Ganze 50 vegane Rezepte finden sich im Buch – dass in einem davon Rohhonig verwendet wird, kann man in diesem Fall gnädig übersehen und ein anderes Süssungsmittel verwenden. Abgedeckt werden sämtliche kulinarischen Bereiche, von Säften und Smoothies, Rezepte für das Frühstück, Snacks über Suppen, Salate, Wraps bis zu Beilagen, Rezepte für Hauptgerichte und Süsses – alle Rezepte wirken ansprechend und sind zum Teil mit attraktiven Fotos bebildert.

dein-yoga-dein-leben-4

Unbedingt ausprobieren möchte ich den himmlischen Pilz-Burger, aber auch die Mandelbutter-Toffees und der kalte mexikanische Wrap klingen sehr verlockend.

dein-yoga-dein-leben-5

Mein Yoga, mein Leben

Alles in allem ist “Dein Yoga, dein Leben” für mich genau das richtige, um mein Leben wieder auf den Weg zu bringen, den ich gehen möchte – Yoga und Meditation in meine tägliche Routine einzubauen und mich sowohl vegan als auch gesund zu ernähren. Das alles um letzten Endes ein intuitiveres und achtsameres Leben zu führen.

 

Vielen Dank an den Verlag Droemer Knaur für das Buch!

1 Kommentar zu „Dein Yoga, dein Leben – Übungen, Meditationen, Rezepte“ von Tara Stiles

Frogs – Killer aus dem Sumpf (1972): Erstes Kapitel zum Mensch-Natur-Verhältnis im Spielfilm

I. Story Wir sehen einen Mann, der in einem Kanu über einen See in Florida fährt und von der Natur angetan ist. Er fotografiert die Tiere, vor allem Frösche und…

I. Story

Wir sehen einen Mann, der in einem Kanu über einen See in Florida fährt und von der Natur angetan ist. Er fotografiert die Tiere, vor allem Frösche und Schlangen. Schon die blauen Titel des Vorspanns über den grünen Tieren wirken ungemütlich und unheilschwanger. Bei jedem Fotoklick friert das Bild eine Sekunde mit dem Tier ein, während der Name eines Beteiligten darauf erscheint. Ab der zweiten Minute liegt der Fokus des Fotografen nicht mehr auf den Tieren, sondern auf dem Müll im Wasser und am Ufer – Dosen, Plastik, eine nackte Puppe und ein Rohr, das eine braune Flüssigkeit in den See spült. Während er Enten fotografiert, wird er von einem heranrasenden Motorboot erfasst und sein Kanu kentert. Der Fahrer, offensichtlich angetrunken, und seine Begleiterin entschuldigen sich wortreich und laden ihn auf ihre Insel ein. Sie stellen sich als Clint und Karen Crockett vor und auf der Insel wartet schon ihr Großvater, der millionenschwere Patriarch Jason Crockett, der sie von seinem Rollstuhl aus durchs Fernglas missmutig beobachtet.

In der siebten Minute sehen wir die ersten bildfüllenden Ochsenfrösche und auf dem Anwesen angekommen, werden sie auch ausgiebig thematisiert. Die gesamte Familie ist zum morgigen Geburtstag vom alten Crockett versammelt und jeder hat eine Meinung zu der diesjährigen Froschplage. Jenny ist überzeugt, von dem ständigen Gequake verrückt zu werden und Stuart schlägt ernsthaft vor, Öl ins Wasser zu gießen, damit sie ersticken. Crockett ist zuerst misstrauisch, weil Picket Smith, so heißt der Mann, unerlaubt Fotos geschossen hat. Als Picket aber erklärt, er sei Fotograf und arbeite an einer Reportage über Umweltverschmutzung, realisiert Crockett, dass ihm der Eindringling vielleicht doch nützlich sein könnte und bittet ihn, sich da „draußen“ mal nach den Fröschen und Grover, einem seit dem vorigen Tag verschwundenen Mitarbeiter, der mit Pestiziden unterwegs war, umzuschauen.

Picket tut ihm den Gefallen, findet tote Frösche, Schlangen, Vögel und eine Sprühdose mit Pestiziden und in der 21. Minute die erste menschliche Leiche: Grover, der einem Schlangenbiss erlag. Alle sind beunruhigt und besonders Picket fordert eindringlich, die Insel zu verlassen. Doch der alte Crockett will von all dem nichts wissen, denn: „Die Feier findet genau wie geplant statt. Genauso, wie ich sie mein ganzes Leben gefeiert habe. Nichts wird uns davon abhalten.“ Doch daraus wird natürlich nichts. Schon während der Partyvorbereitungen am Vormittag beginnt die schrittweise Dezimierung der Familie Crockett. Am Abend lässt sich Bella mit den zwei Hausangestellten von Clint mit dem Motorboot übersetzen, was ihnen mutmaßlich aber auch nicht geholfen hat, denn später werden ihre verwaisten Gepäckstücke am Ufer gefunden.

Ein programmatischer Dialog zwischen dem skeptischen Freigeist Picket und dem konservativen, sowohl autoritätsgläubigen, als auch autoritären Crockett, steckt die Positionen ab:

Picket: „Frösche attackieren Fenster, Schlangen hängen vom Kronleuchter. Das ist doch nicht normal.“
Crockett: „Ich glaube nicht, dass es Anlass zur Sorge gibt. Der Staat kann bestimmt Pestizide einsetzen.“
Picket: „Ja, Sir. Da bin ich sicher. Aber dann würden auch eine Menge anderer Sachen getötet.“
Crockett: „Mr. Smith, hier gehen unsere Meinungen auseinander. Ich glaube immer noch, dass der Mensch die Welt beherrscht.“ (Original: Master of the World!)
Picket: „Heißt das, dass man nicht in Harmonie mit ihr leben kann?“
Crockett: „Nennen Sie diesen schrecklichen Lärm etwa harmonisch?“
Picket: „Mr. Crocket, ich weiß, es klingt sehr seltsam. Aber vielleicht versucht die Natur, sich zu rächen.“
Crockett: „Blödsinn.“
Picket: „Wir erklären Sie sich das dann?“
Crockett: „Warten wir ab.“

Am Ende sind nur noch die Stimme der Vernunft, Picket Smith, sein Love Interest Karen, ihr Großvater Crockett und dessen Urenkel Tina und Jay übrig. Sie versuchen, Crockett zum Aufbruch zu motivieren, doch er weigert sich beharrlich, scheint die Realität völlig auszublenden und verlangt bis zuletzt nach dem geplanten Menü, outet sich als konservativer Knochen sondergleichen, wenn er sagt: „Weil nichts den heutigen Zeitplan durcheinander bringen darf. Gar nichts. Ein Jahr geht zu Ende, ein Jahr beginnt. So war es immer und so bleibt es immer.“ Mit dem Essen wird es nichts mehr, aber Karen bringt ihm den gewünschten Drink, einen Whiskycocktail, der den sprechenden Namen Old Fashioned trägt und im Deutschen schnöde mit doppelten Whisky übersetzt wird.

Sie lassen ihn schließlich zurück und rasen mit dem Motorboot in Richtung vermeintliche Freiheit. Auf der Flucht muss Picket noch das Boot aus dem Morast schieben und eine aggressive Seeschlange mit dem Ruder tot schlagen, wofür er sich sein Hemd ausziehen muss. Auf der anderen Seite angekommen halten sie ein Auto an und die Fahrerin berichtet erstaunt, dass sie seit einer Stunde kein Auto gesehen hätten, und das an einem Feiertag. Ihr Sohn Bobby, der gerade aus dem Ferienlager kommt, dreht sich zu den Kindern um und fragt: „Hey, wollt ihr sehen, was ich gefangen habe? Es wimmelt nur so davon im Lager. Habt ihr je so ein großes Monster gesehen?“ und hält ihnen einer der großen Frösche vors Gesicht. Die Frösche haben also schon gesiegt. Zoom auf den Frosch und Überblende auf das Crockett Anwesen. Es ist Nacht und das Haus hell erleuchtet. Crockett ist umgeben von Fröschen, die durchs Fenster herein springen und stirbt in Panik an einem Herzinfarkt.

II. Karma

Frogs gilt als Wegbereiter des Ecohorrors, einer Spielart des Tierhorrors, in der sich die Natur an den Menschen rächt. Anders als in Genreklassikern wie Hitchcocks The Birds (1963) oder Spielbergs Jaws (1975), in welchen die Tiere scheinbar aus heiterem Himmel die Menschen attackieren, liegen dem Gemetzel in Frogs ganz deutlich karmische Gesetze zugrunde, was schon im Trailer klar wird. Während auf der Bildebene besonders drastische Highlights aus dem Film vereint werden, spricht eine tiefe bedrohliche Männerstimme: „Suppose Nature gave a war and everybody came: The snakes, the birds, the lizards and frogs. And suppose that the polluter, the species on earth called man, is the enemy in this war.“ Crockett, in Vertretung seiner Spezies: „I still believe man is master of the world.“ Wieder die Stimme: „And then suppose the human race lost.“1

Hier wird schon die fatalistische Grundhaltung des Films sichtbar. Tatsächlich haben 99 Prozent der Charaktere, die in diesem Film sterben, vorher Tiere getötet, ihren Lebensraum erheblich gestört oder dies unterstützt oder gefordert. Grover stirbt an einem Schlangenbiss, nachdem er mit Pestiziden Frösche, Schlangen und Vögel getötet hat. Michael, der zuvor wie ein Erbschleicher um seinen Großvater herumgeschleimt ist, wird von diesem gebeten, nach dem Telefonmasten zu sehen, weil die Leitung seit dem vorigen Tag tot ist. Er stoppt den Jeep, um einen Vogel vom Himmel zu schießen und läuft zu der Stelle, an der er gelandet sein muss. Er stolpert über eine Wurzel und schießt sich selbst ins Bein, kann nicht mehr aufstehen. Er schreit jämmerlich während ein weißes Geflecht vom Baum herab fällt und ihn bedeckt. Taranteln und Skorpione besorgen den Rest.

Kenneth wird von seiner Mutter Iris ins Gewächshaus geschickt, um ein paar Orchideen zu holen. Offensichtlich vorsätzlich handelnde Geckos stoßen Flaschen mit giftigen Pestiziden vom Regal und Kenneth erstickt qualvoll an den Dämpfen. Die Tiere scheinen eigenständig und intelligent zu handeln und ihnen machen die Dämpfe seltsamerweise auch nicht zu schaffen. Bemerkenswert ist, dass Kenneth nur Augen für seine Freundin Bella hatte und sich an keinem Tier vergriffen hatte. Ist er ein Kollateralschaden? Oder in Sippenhaft? Oder eine Verwechslung? Oder reicht die Tatsache, dass er im Gewächshaus gefangen gehaltene Orchideen beschneidet, für die Geckos als Grundlage für ein Todesurteil?

Iris hingegen ist passionierte Schmetterlingssammlerin und gerade auf der Jagd, als sie in Panik vor einer Klapperschlange flieht. Sie fällt in einen Tümpel, taucht mit Blutegeln bedeckt wieder auf, rennt weiter, stolpert wieder und diesmal wird sie von der Klapperschlange geschnappt. Ihr Mann Stuart sucht sie und wird von einem Krokodil gefressen. Das Wasser, das er nun rot färbt, ist so schwarz und dickflüssig, dass es unglaubwürdig erscheint, dass sein Vorschlag, Öl in den See zu schütten, um die Frösche zu töten, reine Hypothese geblieben ist.

Clint bringt Bella, Maybelle und Charles ans Ufer. Das Motorboot ist seltsamerweise ohne ihn in die Mitte des Sees getrieben, und er versucht es nun schwimmend zu erreichen, um zurück zu seiner Familie zu kommen, wobei ihn aber die Seeschlange erwischt. Seine Frau Jenny sieht das leere Boot und sucht ihn am Ufer, wobei sie von einer Riesenschildkröte (!) gefressen wird. Crockett ist der letzte und sein Tod ist der grausamste. Er wird zwar nicht gefressen, aber er stirbt an Angst und Schrecken. Er ist allein in seinem Zimmer, das voller Frösche ist. Sie springen unbeeindruckt durch die Fensterscheiben. Sein einziger Verbündeter ist sein Hund Colonel, der keine Hilfe ist und nur ängstlich winselt. Er gehört als domestiziertes Tier offensichtlich zu seinem Menschen und hat genauso wie er Angst vor der Naturgewalt der Froschinvasion. Vor der letzten Szene auf dem Festland, in der Picket, Jenny und den Kindern der Frosch aus dem Ferienlager präsentiert wird, hat sich Crockett noch selbst mit einem sarkastischen „Many happy returns of the day. To me.“2 gratuliert, seinen Drink ausgetrunken und schwungvoll das Glas weggeworfen, das klirrend zersprang. Nun spielt er auf dem Plattenspieler einen Militärmarsch, der das Froschquaken aber nicht übertönen kann und langsam und verzerrt ganz verstummt, als ein Frosch auf den Plattenteller hopst.

Crockett gießt sich einen zweiten Drink ein und leert ihn in einem Zug. In seinem Rollstuhl dreht er sich im Raum und von den Wänden starren ihn die toten Augen von präparierten Bären, Löwen und Gämsen an. Das Telefon klingelt, aber als er abnimmt ist die Leitung tot. Zunehmend verzweifelt ruft er in den Hörer „Hallo? Hallo?“ und lässt ihn schließlich zu Boden fallen, auf dem die Frösche in ihn hinein quaken. Das Telefonklingeln war offensichtlich eine akustische Halluzination, eine Manifestation der tief verwurzelten Sehnsucht nach Zivilisation und der Angst vor der unberechenbaren Natur. Crockett dreht sich wieder im Raum und jetzt hört er nicht nur das ohrenbetäubende und reale Quaken der Frösche, sondern auch das Fauchen, Brüllen, Meckern und Kreischen der toten Tierköpfe an der Wand. Schnelle Gegenschnitte der Tierköpfe, der lebenden Frösche und dem hilflosen Crockett in seinem Rollstuhl versinnbildlichen seine existenzielle Panik. Es wirkt, als würden sowohl die lebenden als auch die toten Tiere über ihn Gericht halten und nach kurzer Zeit wird er von einem Herzinfarkt erlöst, fällt aus seinem Rollstuhl und ist sofort von Fröschen übersät. Man sieht das Crockett Haus in der Totalen. Alle Lichter gehen aus. Ende. Während des kurzen Nachspanns hört man keine Musik, nur Froschquaken. Am Ende erscheint ein Cartoonfrosch, der eine menschliche Hand verschluckt, was das eben gesehene Werk etwas ins Lächerliche zieht, aber auch keinen Zweifel an dem Sieger dieses „Kriegsfilms“ zulässt.

Crockett verkörpert den Prototyp des patriarchalen Unternehmers, der es mit seinen Geschäften zu Reichtum und Macht gebracht hat. Es ist nicht ganz klar, um was für Geschäfte es sich handelt. Es fällt nur einmal das Stichwort „Papiermühle“ als seine Tochter Iris sich bei ihm beschwert, dass dort seit neuestem Schmutzfilter Pflicht seien und diese die Familie Millionen kosten würden. Er hatte in seinem Leben mit großer Sicherheit gegen alle nachhaltigen und tiefenökologischen Prinzipien verstoßen, die besagen, dass das Sich-entfalten-können des menschlichen und nichtmenschlichen Lebens und somit der Reichtum und die Vielfalt aller Lebensformen Werte an sich sind, und dass Menschen kein Recht haben, diesen Reichtum der Natur über ein Maß, das zum Überleben notwendig ist, zu verringern.

Dafür, dass Crockett symbolisch für den US-amerikanischen Unternehmer oder sogar für die US-Gesellschaft an sich steht, gibt es viele spitze sarkastische Hinweise. Sein Geburtstag fällt nicht zufällig auf den 4. Juli, den Independence Day und größten US-Feiertag, der an die Ratifizierung der Unabhängigkeit der dreizehn ersten Kolonien von den Europäern am 4. Juli 1776 erinnert. Von Europa kann man sich unabhängig machen, aber nicht von der Natur.

Während der Partyvorbereitungen am Vormittag springt ein Frosch, unbeeindruckt von den strengen Gesetzen, die die Schändung der US-Flagge ahnden, auf eine Sahnetorte mit Stars-and-Stripes-Muster und in Crocketts finaler Szene beendet ein Frosch mit dem Sprung auf den Plattenteller die patriotische Militärmusik. Bemerkenswert ist, dass Crockett mehr Selbstreflexion zu haben scheint als der Rest seiner Familie, die nur gierig auf sein Ableben wartet, um seine Millionen zu erben. So erklärt er seiner ignoranten Tochter, dass Schmutzfilter dem Umweltschutz dienen. In einer anderen Szene, in der die Familie im prachtvollen Salon zusammensitzt und auf weitere Hiobsbotschaften wartet, meint Crockett auf Iris‘ Befürchtung, Grover könnte hilflos in einem Straßengraben liegen, das geschehe ihm ganz recht. Darauf entgegnet Karen, das sei furchtbar, so etwas zu sagen, es würde ja klingen, als seien sie die gemeinen Reichen („The ugly rich“). Darauf sagt Crockett nur trocken und vollkommen ironiefrei, mit der Decke auf den Knien und dem Drink in der Hand: „We are the ugly rich.“

In nahezu prophetischer Weitsicht nimmt der beleidigte Crockett mit dem Ausspruch; „Ich sehe, wer loyal ist und wer nicht. Das sehe ich.“ das berühmt-berüchtigte „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns.“ Zitat des doppelten US-Präsidenten George W. Bush am Beginn seiner völkerrechtswidrigen Invasion des Iraks 2003 vorweg, die hunderttausenden unschuldigen Zivilisten, tausenden Soldaten und ungezählten Tieren das Leben kostete. Dieser Krieg wurde aus Geld- und Ölgier geführt und outete Präsident Bush als einen alles andere als nachhaltig denkenden Menschen.

Es fällt leicht, noch weiter zu denken und Crockett nicht nur als Personifizierung der kapitalistischen US-Gesellschaft, sondern der Zivilisation und des modernen Menschen an sich zu sehen, dessen luxuriöse Lebensgrundlage ohne die Ausbeutung und Zerstörung der Natur, seiner Mitwelt, undenkbar ist. Die Tatsache, dass Crockett, der unangefochtene millionenschwere Patriarch, im Rollstuhl sitzt, spricht Bände, macht es doch die hilflose und ausweglose Situation klar, in welche sich die Menschen mit ihrer oberflächlichen kurzsichtigen Gier manövriert haben. Der Rollstuhl als Symbol für das Anthropozän, das Menschenzeitalter.

III. Versuchsaufbau

Dass die Handlung auf einer Insel, einem hermetisch abgeriegeltes Territorium, spielt und somit einem Versuchsaufbau gleicht, ist ein geschickter Schachzug, lassen sich doch so leicht Vertreter der US-Gesellschaft wie Schachfiguren installieren. Die Familie Crockett besteht aus einem alten weißen Patriarchen, seiner Tochter und ihrem Mann, fünf Vertretern der Enkelgeneration um die dreißig, davon drei männlich und zwei weiblich sowie zwei etwa zehnjährigen Kindern, auch männlich und weiblich. Hinzu kommen drei Afroamerikaner, zwei Frauen und ein Mann. Maybelle und Charles arbeiten seit Jahren als treue Hausangestellte für Crockett und Bella hat es aus einfachen Verhältnissen als Model und Modedesignerin und die Verbindung zum Crockettenkel Kenneth in die weiße High Society gebracht.

Trotz der nun faktischen Klassenunterschiede bietet die Herkunft und die Hautfarbe immer noch mehr Zusammenhalt als die neue Familie der Crocketts. In einer der ersten Szenen bietet Bella Maybelle Alkohol an und gesteht ihr, dass sie aus den Südstaaten kommt und eigentlich auch Maybelle heißt. Maybelle bietet ihr daraufhin an, jederzeit in die Küche, ihr Refugium, zu kommen, wenn Bella nach einem guten Gespräch sei, was diese dankend annimmt. Als Bella vom Tod ihres Freundes Kenneth erfährt, ist sie völlig aufgelöst und läuft instinktiv in die Arme Maybelles, um sich trösten zu lassen. Auch die Flucht ist nach Rassen getrennt. Die stolze und unabhängige Bella ist neben Picket die einzige, die dem starrköpfigen autoritären Crockett von Anfang an zu widersprechen wagt und energisch zur Flucht von der Insel aufruft, offensichtlich, weil sie die einzigen sind, die in keinem Abhängigkeitsverhältnis zu ihm stehen. Auch Maybelle und Charles raten höflich, aber bestimmt, zum Aufbruch. Schließlich bringt Clint die drei als erstes ans Ufer.

Picket Smith fungiert in diesem Spiel als die Stimme der Vernunft und Empathie, ein Vertreter des Nachhaltigkeitsgedankens, der keine Angst vor Klapperschlangen hat, sondern sie liebevoll betrachtet und sie fotografiert statt zu erschießen oder hysterisch wegzulaufen. Er ist auch als freischaffender Fotograf, der, wie er Karen nachts am Pool erklärt, an seinem Job am meisten die Tatsache, dass er viel herumkommt, viele Menschen kennenlernt und keinen Boss hat, der ihm über die Schulter schaut, also die Freiheit, liebt, ein Vertreter der Gegenkultur. Drei Jahre nach Easy Rider war es Zeit für ein ökologisches Update.

IV. Gaia

Wenn man von der Prämisse des Trailers ausgeht, dass die Natur der Menschheit den Krieg erklärt hat, um sich für ihre Schändung zu rächen, kommt man schnell auf Gaia. Sie war in der griechischen Mythologie die personifizierte Erde, eine der ersten Götter. Sie ist liebevolle Mutter, aber auch Rachegöttin und ihr Name bedeutet wahrscheinlich so viel wie „die Gebärerin“3. Nach der Gaia-Hypothese der Naturwissenschaftler James Lovelock und Lynn Margulis ist die Erde und ihre Biosphäre als Lebewesen zu betrachten, als dynamisches System von komplexen Organismen, die aufeinander reagieren, und keine wörtlich genommene Mutter Erde4.

Menschen, Tiere, Pflanzen, Bakterien und Mineralien sind demnach so etwas wie die Körperzellen der Gaia und die Umweltzerstörung durch den Menschen (oder die Zivilisation an sich, wenn man Derrick Jensens Argumentation in seiner epochalen Anklageschrift Endgame folgt5) kann als Autoimmunkrankheit bezeichnet werden. In diesem Sinne kann man Naturkatastrophen, Klimawandel oder in diesem Falle die aggressive Invasion von Reptilien, Amphibien, Insekten und Vögeln als Versuch des Immunsystems lesen, die lebenserhaltende Ordnung im Organismus oder Ökosystem wieder herzustellen.

V. Das Tier des Teufels

Dass gerade Frösche in diesem Film für Schrecken sorgen, liegt höchstwahrscheinlich an der kaltblütigen Pokerfacehaftigkeit ihrer Gesichter, die sich im Gegensatz zu denen von Säugetieren durch sehr sparsame Mimik auszeichnen. Sie sind eine weiße Leinwand, auf die man alle Ängste projizieren kann. In heidnischen Zeiten war der Frosch einmal ein angesehenes Tier und wurde als Fruchtbarkeitssymbol verehrt. Doch die Christianisierung, die zwanghaft alles, was vor ihr da war, umdeutete, setzte ihn mit dem Teufel gleich, was zu einem theologischen Dilemma führte, denn wie kann ein Tier des Teufels sein wenn doch alle Tiere Gottes Schöpfung sind?6

Als Crockett sich weigert, die Insel zu verlassen und alleine dort bleiben will, warnt ihn Picket passenderweise mit den Worten: „Sie haben sich auf eine teuflische Schlacht eingelassen. Machen Sie sich besser bereit.“ In Frogs wird der Frosch seiner Jahrhunderte alten Dämonenrolle, die vor allem durch Jim Hensons Kermit ab 1976 aufgeweicht wurde, noch einmal gerecht.

VI. Bedeutung des Films und der Künstler

Böse Zungen werfen dem Film Trash, Overacting und Holzhammermethoden vor, anderen gilt er als der beste der schlechten Filme. Doch er ist unbestritten ein Klassiker des Ökohorrors und versteht es, seine Botschaft spannend und eindringlich zu übermitteln. Auffällig ist, dass die meisten der Beteiligten der Fernsehbranche entstammen. Regisseur George McGovan drehte dreißig Jahre lang Folgen für Serien wie Fantasy Island (1977-84) und Charlie‘s Angels (1976-81), aber nicht einmal eine handvoll Handvoll Kinofilme.

„Crocket“ Ray Milland (Dial M for Murder, 1954) und „Picket“ Sam Elliot (The Big Lebowski, 1998) sind die unangefochtenen Stars dieses Films. „Clint“ Adam Roarke erlangte in den 60er und 70er Jahren eine gewisse Berühmtheit neben Stars wie Jack Nicholson und Peter Fonda in Biker- und Highwayfilmen und „Bella“ Judy Pace ist seit fünfzig Jahren eines der bekanntesten afroamerikanischen Gesichter des US-Fernsehens.

Die Legende besagt, dass während der Dreharbeiten an Originalschauplätzen dem Filmteam ein Großteil der 500 Florida Frösche und 100 Südamerikanischen Riesenkröten entwischt sind. Inwiefern die Flucht der Tiere zu eine biologischen Invasion und Veränderung des Ökosystems, also ein Reenactment der Filmhandlung, führte, ist nicht überliefert.7

 

Frogs – Killer aus dem Sumpf (auch Die Frösche), Frogs, USA 1972. Regie: George McCowan, Drehbuch: Robert Hutchison, Robert Blees, Darsteller: Ray Milland, Sam Elliot, Joan van Ark, Adam Roarke, Judy Pace, Lynn Borden, Mae Mercer, David Gilliam, Nicoolas Cortland, George Skaff, Lance Taylor Sr., Hollis Irving, Dale Willingham, Hal Hodges, Carolyn Fitzsimmons, Robert Sanders

Zum Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=9OTaIzBPxtk

 

Quellen: 

1 Stimme: „Stell dir vor, die Natur eröffnet den Krieg und alle kommen: Die Schlangen, die Vögel, die Eidechsen und die Frösche. Und stell dir nun vor, dass der Verschmutzer und Zerstörer, die Spezies namens „Mensch“, der Feind in diesem Krieg ist.“ Crockett: „Ich glaube immer noch, dass der Mensch die Erde beherrscht.“ Stimme: „Und nun stell dir vor, dass die menschliche Rasse den Krieg verliert.“

2 Wörtlich übersetzt: „Viele glückliche Wiederholungen dieses Tages. Auf mich.“ In der deutschen Tonfassung sehr frei mit „Allein dumme Menschen fliehen vor ihrem Schicksal. Zum Wohl.“ übersetzt.

4 Unter anderen: Lovelock, J.: GAIA – Die Erde ist ein Lebewesen. Scherz. Bern, München, Wien 1992.

5 Jensen, D.: Endgame. Zivilisation als Problen. Pendo Verlag. Zürich 2008. Siehe auch: http://www.derrickjensen.org/

6 Hüppauf, B.: Vom Frosch. Eine Kulturgeschichte zwischen Tierphilosophie und Ökologie. Transcript. Bielefeld 2011.

3 Kommentare zu Frogs – Killer aus dem Sumpf (1972): Erstes Kapitel zum Mensch-Natur-Verhältnis im Spielfilm

Tübingen – Studieren in Grün oder: Was die jüngste Stadt Deutschlands so besonders macht

„Diebenga isch ja so schee!“ – ein Satz, den ich während meines Studiums immer wieder von Nicht-Tübingern gehört habe. Lange Zeit habe ich mich gefragt, was an Tübingen eigentlich so…

„Diebenga isch ja so schee!“ – ein Satz, den ich während meines Studiums immer wieder von Nicht-Tübingern gehört habe. Lange Zeit habe ich mich gefragt, was an Tübingen eigentlich so schön sein soll, denn ich verband mit der Stadt immer hartes Studium, Einbahnstraßen und besetzte Hippiehäuser. In den Semesterferien wehten die Steppenhexen durch die Innenstadt, weil alle Studenten zu ihren Eltern gefahren waren. Ich, deren Eltern ab dem zweiten Semester im Ausland lebten, war gefühlt der einzige Mensch. Der Mensch, dessen Schritte einsam durch die kopfsteingepflasterte Altstadt hallten. Tübingen – von meinen Freunden und mir liebevoll Trübingen genannt – dieses grauenvoll langweilige Tor zur Albhölle. Wir fragten uns, warum wir nicht hip sein konnten und bereuten, dass wir uns aufgrund unserer postabiturialen Abnabelungsproblematik nicht vernünftigerweise in Berlin, Hamburg, München oder einer anderen coolen Stadt beworben hatten. Stattdessen wollten wir lieber in erreichbarer Nähe des Elternhauses bleiben und saßen somit in diesem schwäbischen Kehrwochenprovinzkaff fest, in dem man resignierend dankbar klatschte, weil irgendwann ein H&M eröffnete. Wir saßen in dieser Stadt, die durch ausländische Studenten, die in riesigen steinernen Vagina-Skulpturen hängen bleiben, in die internationalen Medien gelangt war.

Neckarfront. Foto: Werner Arnold

Nachdem ich mit dem Studium endlich fertig und somit aus Tübingen weggezogen war, fing ich aus unerklärlichen Gründen plötzlich an, diese Stadt zu vermissen. Ich vermisste es, im Sommer auf der Neckarmauer zu sitzen und ein Eis der besten Eisdiele Tübingens zu essen. Nachts im Stocherkahn – und Stocherkähne gibt es nur in Tübingen – zu liegen, dabei die Sterne zu beobachten, den leisen Wellen des Neckars zu lauschen und einfach mit Freunden durch die Nacht zu quatschen. Mir fehlte, schnell und sicher mit dem Fahrrad zu Kommilitonen zu fahren. Völlig problemlos. Na ja gut, völlig ist übertrieben – immerhin hat Tübingen auch durch seine Hügel einen gewissen Bekanntheitsgrad auf Youtube erlangt (Stichwort: Tübingen, warum bist du so hügelig). Vielleicht lag es auch daran, dass ich durch einen Zufall nun wirklich auf der Alb gelandet war, sprich: das Tor zur „Albhölle“ hatte ich durchschritten. Trotzdem begann ich langsam zu verstehen, was an Tübingen „so schee“ ist und warum man auf der Alb meinte, ich käme aus der „Ökostadt“…

Die Neckarmauer

Tübingen liegt 35 Kilometer südlich von Stuttgart und hat rund 85.000 Einwohner, deren Altersdurchschnitt mit 39 Jahren der niedrigste in ganz Deutschland ist. An der Uni Tübingen gibt es fast 30.000 Studenten aller Fachrichtungen, die sich im Sommer in den Cafés der Stadt tummeln. Zwar befand sich Tübingen im Jahr 2013 auf Rang 6 der teuersten Städte Deutschlands, was die Mietpreise betrifft. Die Stadt hat aber dennoch einiges vorzuweisen, was sie für junge Menschen attraktiv macht. Hierzu gehört beispielsweise die gute Infrastruktur der öffentlichen Verkehrsmittel, was unter anderem der Arbeit des Oberbürgermeisters Boris Palmer (Bündnis 90/Die Grünen), der dazu steht, ein „Öko-Spießer“ zu sein, zu verdanken ist. Da dieser aber nur der OB Tübingens und nicht derjenige der angrenzenden Städte ist, hört die gute Infrastruktur leider mit dem Ortsschild auf. Will man aus Tübingen raus, braucht man Zeit und gute Nerven. Ich spreche aus Erfahrung, ich bin immerhin drei Jahre gependelt. Aber das empfindet natürlich jeder anders.

Autos kommen nicht weit

Das Französische Viertel wurde vom Spiegel unlängst als grüne Hölle bezeichnet. Ja genau, das Französische Viertel, wo gutsituierte Erstlings-Mütter zu ihrem handgewalkten Dinkelschrot-Brötchen Soja-Latte trinken, während ihre Kinder gut betreut untergebracht sind. Familienfreundlichkeit schreibt man in Tübingen groß. Immerhin hat die Stadt die höchste Betreuungsquote für Kleinkinder in Baden-Württemberg vorzuweisen. Die an moderne Wohnhäuser angrenzenden kontrastiven Wagenburgen prägen das Bild des Französischen Viertels. Studenten wohnen hier wenige. Die finden sich eher im Stadtteil Waldhäuser-Ost, kurz: WHO. Schön ist es dort allerdings nicht, außer wenn man die trist-grauen Hochhäuser nicht von außen betrachtet, sondern hineingeht und von dort die Aussicht über Tübingen genießt. In Anbetracht der Mietpreise sind diese Wohnblöcke allerdings für viele die einzige Möglichkeit, in Tübingen zu wohnen. Wer zum WHO mit dem Fahrrad fährt, ist natürlich schon ein fortgeschrittener Tübinger. Normale Menschen nehmen hier den Bus. Das Semesterticket ist ebenfalls bezahlbar, auch wenn es jedes Jahr teurer wird (2005: 35,10 Euro, 2015: 78,90 Euro). Dennoch, diese 13 Euro im Monat kann man verschmerzen.

Innenstadt. Foto: Werner Arnold

Als Autofahrer kommt man in Tübingen ohnehin nicht weit. Als Fahrradfahrer hat man es umso leichter. Beim Fahrradklima-Test 2014 des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) landet Tübingen in der Gruppe von Städten zwischen 50.000 und 100.000 Einwohnern landesweit auf dem ersten Platz der fahrradfreundlichsten Städte. Bundesweit steht die Stadt auf Rang sechs von 100 Städten ähnlicher Größe. Und so habe sogar ich, als beispiellose Repräsentantin der schwäbischen Liebe zum Automobil, mir in Tübingen ein Fahrrad zugelegt. Und dann nochmal eines. Und nochmal eines. Denn hier kommen Fahrräder leider auch mal abhanden. Meine wurden beide aus einer verschlossenen Tiefgarage gestohlen. Aber in Tübingen ist man da nicht so. Man gibt ja gerne! Das zeigt sich auch darin, dass man in Tübingen jederzeit kistenweise Sachen auf die Straße stellen kann. Versehen mit einem „Zu verschenken“ Zettel findet hier wirklich alles schnell neue Besitzer. Modernes Recycling. Verschenken statt wegwerfen. In keiner anderen Stadt habe ich das in so ausgeprägter Form erlebt.

Veni, vidi, vegi – ich kam, sah und… aß vegetarisch!

Aber zurück zum Fahrrad, mit dem ich locker in die Innenstadt komme, wo ich mich mit Freunden zum Kaffeetrinken treffen kann. Soja-Cappuccino versteht sich, denn in Tübingen haben Vegetarier und Veganer ein leichtes Leben. Mehrere Bioläden verteilen sich über die Stadt und auch vegane Cafés gibt es, wie beispielsweise das Vegi in der Kornhausstraße. Den besten veganen Hotdog bekommt man übrigens bis spät in die Nacht im Rock and Dog in der Mühlstraße. Daneben befindet sich der Imbiss Kasvis, welcher ausschließlich vegane Leckereien verkauft.

Rock and Dog, Mühlstraße. Foto: Patrick Rädler

Rock and Dog, Mühlstraße. Foto: Patrick Rädler

Das Tübinger Nachtleben bietet vor allem gemütliche Kneipen und Bars. Und unter uns: wer seine gekleiderkreiselten Prada-High-Heels präsentieren möchte, findet sicher im Top 10 in der Südstadt ein paar Claqueure.

Auch in Tübingen ist nicht alles im grünen Bereich: Die Affenversuche

2014 erlangte die Stadt durch einen Bericht bei Stern TV traurige Berühmtheit. Es war die Rede von barbarischen Versuchen an Rhesusaffen, die an drei Tübinger Instituten stattfinden. Untermauert wurde dieser Vorwurf durch Videoaufnahmen, die heimlich gedreht worden waren. Tübingen ist eine der letzten vier deutschen Städte, in denen diese Versuche noch durchgeführt werden. In allen anderen Städten wurden sie abgeschafft und von den Behörden wegen ihrer Grausamkeit verboten. Gerade eine Stadt, in der so viele Querulanten und Freidenker unterwegs sind, spürt die Konsequenzen. Einige Wochen nach der TV-Ausstrahlung zog ein großer Demonstrationszug mit 1.200 Teilnehmern durch die Stadt. Die Staatsanwaltschaft Tübingen hat hiernach das Max-Planck-Institut durchsuchen lassen. Der Verdacht: Verstöße gegen das Tierschutzgesetz. Wie die Sache ausgeht, ist ungewiss.

Tübingen erlebt sein blaues Wunder

Nichtsdestotrotz bleibt Tübingen in vielen Köpfen eine Ökostadt. „Tübingen macht blau“ lautet das Motto einer Klimaschutzkampagne, die 2008 von Boris Palmer ins Leben gerufen wurde. 10 % weniger CO2 bis 2010 war das Ziel und alle Bürgerinnen und Bürger sollten dabei helfen. Das Resultat sind 18 % weniger CO2 pro Kopf im Jahr 2013 gegenüber 2006, 10.000 Ökostrom-Kunden der Stadtwerke Tübingen, immer mehr Menschen, die Carsharing betreiben und vieles mehr. Das neue Ziel sind weitere 25 % bis 2022.

Die bunte Mischung

Ich für meinen Teil finde Tübingen keinesfalls grün. Für mich ist Tübingen bunt. Ob Hippies, Snobs, Punks, Hipster, Akademiker, Nerds oder Dinkelschrotmütter, in keiner anderen Stadt sind mir so unterschiedliche Menschen begegnet, die trotzdem ein Miteinander geschaffen haben, in dem sich jeder wohl fühlt. Und welcher andere Oberbürgermeister führt seinen Wahlkampf schon vor Ort beim Wähler in einer Studenten-WG?

Neckarfront

Ich freue mich jedenfalls auf den Sommer und auf ein Eis, das ich dann auf der Neckarmauer sitzend genießen kann, während zu meinen Füßen die Stocherkähne über das Wasser fahren. Im Winter komme ich dann nochmal, zur chocolART – Deutschlands größtem Schokoladenfestival. Natürlich nur, wenn die Witterung zulässt, dass es die Postkutsche von der Alb nach Tübingen schafft. Die darf ja auch in die Umweltzonen.

12 Kommentare zu Tübingen – Studieren in Grün oder: Was die jüngste Stadt Deutschlands so besonders macht

Rohvegan durchs ganze Jahr: ROHGENUSS – Die vier Jahreszeiten

Die Landschaft der rohveganen Kochbücher ist noch relativ überschaubar, eine Pionierin in diesem Gebiet ist Michaela Russmann, die mit „ROHGENUSS – Die vier Jahreszeiten“ ihr nächstes rohveganes Kochbuch nach „ROHGENUSS – Wenn…

Die Landschaft der rohveganen Kochbücher ist noch relativ überschaubar, eine Pionierin in diesem Gebiet ist Michaela Russmann, die mit „ROHGENUSS – Die vier Jahreszeiten“ ihr nächstes rohveganes Kochbuch nach „ROHGENUSS – Wenn die Küche kalt bleibt“ veröffentlicht hat. Kennengelernt habe ich Michaela über Doris Artikel zum ROHGENUSS-Kochworkshop, denn Michaela schreibt nicht nur Kochbücher, sondern gibt auch Rohkost-Workshops. Außerdem ist sie Inhaberin der BioWerkstatt in der Wiener Innenstadt, einem Bioladen mit großem biologischen Sortiment und veganem Bio-Bistro.

Bei der Buchpräsentation in der BioWerkstatt hatte ich schon die Möglichkeit, mich durch einige der Speisen zu kosten, und ich war nicht nur geschmacklich sehr positiv überrascht, auch die Optik der zubereiteten Rohkost war sehr ansprechend. Kredenzt wurden diese sich auch im Buch befindlichen Speisen: Geminzte Spinatcremesuppe mit Curry, würzige Kohltascherl, Gemüsenudeln aus Zucchini, aber auch Süsses wie Apfelpiccolino, Petit Four und etwas aus Schokolade, das so beliebt war, das ich davon leider nichts mehr ergattern konnte. Ich war außerdem beeindruckt von der unglaublichen Menge an Menschen, die zur Buchpräsentation gekommen sind – das Lokal war wirklich brechend voll-, auch die BioWerkstatt selber ist sehr ansprechend und bietet eine tolle Auswahl an Obst und Gemüse, Brot von Joseph, und auch sonst findet man alle wichtigen Zutaten für die (roh-)vegane Küche. Auch das vegane Bio-Bistro ist bei Besuchern sehr beliebt – wenn ihr öfter im ersten Bezirk seid, schaut doch einmal bei Michaela vorbei!

Aber nun zurück zum Kochbuch! Zu Hause habe ich mir das wunderschön gestaltete Buch in Ruhe durchgesehen, und für jede Jahreszeit ein pikantes und ein süßes Rezept ausgewählt, damit ihr euch einen Eindruck über die Vielfältigkeit dieses Kochbuches machen könnt. In Frühlingserwachen bringt mich schon das erste Rezept ins Staunen: Orientalischer Gemüsereis mit Mandeln. Der Reis ist natürlich kein Reis, sondern wird durch Karfiol oder auch Karotten, Pastinaken, oder Sellerie ersetzt – alles roh natürlich. Mein süßer Liebling für den Frühling ist der cremige Erdbeer-Becherkuchen, der Cashewkerne als Basis hat. Klingt superlecker und sieht auch so aus!

rohgenuss-die-vier-jahreszeiten-1

Aus der Sommerfrische wähle ich die sommerliche Paprikaschaumsuppe, die mit Paprika und Stangensellerie zubereitet wird, bei Bedarf aber noch mit einer Avocado verfeinert werden kann. Vor Entscheidungsprobleme stellen mich die leckeren sommerlichen Desserts, letzten Endes fällt meine Wahl auf die Linzerschnitte mit Heidelbeermarmelade. Hier wird unter anderem aus Datteln und Haselnüssen ein rohveganer Kuchen gezaubert.

rohgenuss-die-vier-jahreszeiten-2

Bei Herbstfarben steht mein Dessertfavorit sofort fest, als ich auf das Rezept blättere: Panna cotta mit Brombeeren! Hier spielen Cashewnüsse und Kokosöl eine wichtige Rolle und ich kann es kaum erwarten, es auszuprobieren. Die Limetten-Avocadosuppe ist hier mein pikanter Favorit, diese Kombination klingt nach einem spannenden Geschmackserlebnis.

rohgenuss-die-vier-jahreszeiten-3

Auch das Wintermärchen bringt ansprechende Süssigkeiten, mein Liebling ist die Lebkuchencreme an Zwetschgenmus zu Apfelkompott. Hier kann man sich die Basis sogar aussuchen: Cashewkerne oder Mandeln. Unter den pikanten Rezepten fasziniert mich am meisten der Rosenkohlsalat mit Pekanüssen. Ich mag Kohlsprossen sehr gerne, wusste aber bis jetzt nicht, dass man diese auch roh essen kann. Zusammen mit dem Beerendressing oder Orangen-Currydressing im Rezept klingt das nach einem interessanten Genuss.

rohgenuss-die-vier-jahreszeiten-4

Die meisten der über 100 Rezepte sind für zwei Personen konzipiert, bestimmte Speisen sind auch als „Garantiert Kindertauglich“ ausgewiesen. Alle Rezepte haben gemeinsam, dass sie mit wenigen Zutaten auskommen, schnell zubereitet sind und man keine ausgefallenen Küchenutensilien braucht. Ein Stand- oder Handmixer reicht in den meisten Fällen. Des Weiteren ist das Kochbuch gespickt mit interessanten Tipps und Informationen, zum Beispiel dass man Äpfel im Kühlschrank lagern sollte, da sie sonst Säuren, Vitamin C und sekundäre Pflanzenstoffe verlieren. Das war mir bis jetzt nicht bewusst und deshalb wandern meine Äpfel nun auch ins Kühle. „ROHGENUSS – Die vier Jahreszeiten“ ist somit sowohl für Einsteiger gedacht, für die die rohvegane Küche noch Neuland darstellt, aber auch für (Roh-)Veganer, die neue Rezepte und Inspiration für ihre Küchenroutine suchen. Und auch Eltern können ihren Kindern so leckere und gesunde Gerichte auf einfachem Weg schmackhaft machen.

Weitere Informationen findet ihr unter rohgenuss.at

Keine Kommentare zu Rohvegan durchs ganze Jahr: ROHGENUSS – Die vier Jahreszeiten

Workshop bei makeupbine: Naturkosmetik selber machen X-MASpecial

Beschäftigt man sich etwas näher mit den Inhaltstoffen seiner Kosmetik und Pflegeprodukte, kommt man schnell ins Grübeln. Was sind denn das alles für Stoffe, die da aufgeführt werden und braucht…

Beschäftigt man sich etwas näher mit den Inhaltstoffen seiner Kosmetik und Pflegeprodukte, kommt man schnell ins Grübeln. Was sind denn das alles für Stoffe, die da aufgeführt werden und braucht man sie alle oder schaden sie meinem Körper vielleicht sogar? Um mich vor schädlichen Inhaltsstoffen wie Mikroplastik, Aluminium, Silikonen und hormonellen Wirkstoffen wie Parabene zu schützen, greife ich in den Geschäften nur noch zur Naturkosmetik. Aber auch hier gibt es enorme qualitative Unterschiede und es ist schwer, Plastikverpackungen zu vermeiden.

Aus diesem Grund habe ich mich gefragt, ob man sich seine Pflegeprodukte nicht leicht selbst herstellen kann. Man kann! Und genau das hat mir Sabine in ihrem Workshop „DIY Naturkosmetik X-MASpecial“ gezeigt. Sabine selbst ist Make up Artist & Beauty Coach, Bodyvital- & vegane Ernährungstrainerin und seit kurzem auch Grüne Kosmetik Pädagogin. Die besten Voraussetzungen also, um uns alle nötigen Informationen mitzugeben.

Im X-MASpecial Workshop haben wir Kosmetik produziert, die sich besonders gut als Geschenk eignt und haben dafür auch gleich einige Tipps und nette Verpackungsideen bekommen. Bereits im Vorfeld wurde festgelegt, dass wir folgende Produkte herstellen werden: Lippenbalsam, Körperpeeling, Bodybutter, Badebomben, Seifenkekse und Badesalz.

Der Workshop

Am Tag des Workshops ging ich bewaffnet mit Kochschürze, Handtuch und etlichen Glasgefäßen zu Bine, gespannt, was mich erwarten würde. Erwartet hat mich eine sehr nette und auf Anhieb sympathische Frau – Sabine, oder von ihrem Blog besser bekannt als „makeupbine“ – und weitere sieben Teilnehmer.

Zu Beginn stand eine Kennenlernrunde auf dem Programm und wir tauschten uns allgemein über Kosmetik aus. Worauf sollte man beim Kauf von Kosmetik achten, welche Marken sind weniger gut und welche sind empfehlenswert, welche Inhaltsstoffe sollte man vermeiden und was ist wichtig für den Körper? Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir Bines Ansatz „Verwende für deine Haut nur, was du auch essen würdest“. Damit ist zum einen gemeint, dass nur natürliche Rohstoffe wie Kakaobutter, Kräuter, Salz und ätherische Öle verwendet werden, aber auch, dass der beste Vitaminlieferant für unseren Körper kein im Labor hergestelltes Wundermittel ist. Eine Maske aus einer reifen Frucht hergestellt liefert der Haut alle Vitamine, die sie braucht.

Nach dieser spannenden Theorieeinheit geht es nun darum, dies in die Praxis umzusetzen. Wir werden von Bine dafür in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe geht zuerst in die Küche, die andere benötigt vorerst noch keinen Herd. Bine agiert als Springerin zwischen den beiden Gruppen, um uns helfend zur Seite zu stehen.

8 (1)

37

Trockenübung

Zuerst sind bei mir also Badesalz, Seifenkekse und das Körperpeeling an der Reihe. Badesalz und Körperpeeling haben mich durch deren Einfachheit sofort überzeugt und die Rezepte sind nun definitiv in meinem Standardrepertoire aufgenommen. Bei den Seifenkeksen war ich allerdings etwas enttäuscht, denn wir haben keine Seife selbst gemacht, sondern gekaufte Seife zum verschenken „aufgepimpt“. Eine sehr süße Idee, die bei den Beschenkten auch super ankommt, aber es ist für mich eben keine DIY-Naturkosmetik und damit nicht ganz richtig platziert.

Kochprogramm

Danach ging es weiter in die Küche. Hier konnten wir Körperbutter, Badebomben und Lippenpflege herstellen. Darauf habe ich natürlich besonders gewartet, denn die Industrie verkauft uns das ja als teures, aufwändiges Verfahren. Umso überraschender war es, wie einfach es ist, diese Dinge selber zu machen.

Die Grundzutaten bei unseren Rezepten waren Kakaobutter, Shaebutter und Pflanzenöl. Je nach Produkt wurden noch Zutaten wie Natron, Stärke, Zitronensäure und ätherische Öle verwendet. Die große Kunst steckt im Mischungsverhältnis. Als Anfängerin, wie ich es bin, sollte man sich also unbedingt an erprobte Mixturen halten. Mit Bines Rezepten war es ganz einfach: Die schmelzenden Zutaten in ein Gefäß, erhitzen, rühren, eventuell zusätzliche Zutaten hinzufügen und dann in Förmchen füllen und ab in den Kühlschrank. Kostenpunkt: Wenige Euro, Zeitaufwand: Etwa 15 Minuten für ein Produkt.

27

28

Weiters ist mir Bines Organisation positiv in Erinnerung geblieben. Ich bin immer ein bisschen skeptisch, wenn jemand Kurse quasi in seinem Wohnzimmer abhält, aber bei Bine hat alles von der ersten bis zur letzten Minute gepasst. Einerseits habe ich mich wie bei einem netten Mädelsnachmittag gefühlt, andererseits erkennt man bei Bine den ganzen Nachmittag über eine gute Struktur. Man merkt einfach, ihr liegt das Thema am Herzen, sie hat sich Gedanken gemacht und vorbereitet und vor allem ist sie mit Leidenschaft bei der Sache. Das sieht man auch an ihrem siebenseitigen Skript welches jeder Teilnehmer zugesendet bekommt, mit allen Rezepten des Nachmittags und einem Basistheorieteil zum Nachschlagen.

Hard facts

DIY Naturkosmetik X-MASpecial
Samstag, 22. November 2014, ab 12 Uhr (ca. vier bis fünf Stunden)
Kursgebühr: 70 Euro (+ 15 Euro Materialkosten, inkl. fertige Produkte, Skriptum, Getränke, Snacks)

Mein Fazit

Ich nehme unglaublich viel mit von diesem Nachmittag und bin nun bestärkt in meinem Vorhaben, mir meine Kosmetik in Zukunft öfter selbst zu kreieren. Beschäftigt man sich jedoch schon länger mit dem Thema und ist man selbst schon fest am Kosmetik rühren und möchte seinen Horizont erweitern, so ist man zwar bei Bine sicher an der richtigen Adresse, aber vermutlich nicht bei diesem Workshop. Für alle Neulinge in dem Bereich kann ich den Workshop aber nur empfehlen. In ihrem klassischen Workshop „DIY Naturkosmetik für Face & Body“ geht es bei Shampoo, Zahnpasta und Co mitunter auch etwas anspruchsvoller zur Sache, bei gleichzeitig maximal vier bis sechs Teilnehmern.

Alle zukünftigen Workshoptermine findet ihr hier bei makeupbine.

Keine Kommentare zu Workshop bei makeupbine: Naturkosmetik selber machen X-MASpecial

Hilal Sezgin in München: „Wir dürfen nicht ohne Not töten!“

Noch bis zum 31. Dezember 2014 findet in München das Tollwood Festival statt. Dieses Winterfestival schreibt sich nun zum dritten Mal in Folge das Thema Tierschutz und Umgang mit anderen…

Noch bis zum 31. Dezember 2014 findet in München das Tollwood Festival statt. Dieses Winterfestival schreibt sich nun zum dritten Mal in Folge das Thema Tierschutz und Umgang mit anderen Lebewesen auf die Fahne. Neben vielen Info-Ständen diverser Organisationen nutzt das Tollwood auch sehr plakative Kunstinstallationen, um auf die diese Art und Weise aufmerksam darauf zu machen, wie wir mit Nutztieren umgehen. Im letzten Winter war zentral auf dem Gelände eine Art Legebatterie für Menschen aufgestellt. Dieses Jahr werden die Besucher von der Installation „Armes Schwein“ begrüßt. Bio-zertifiziertes Essen und Strom aus regenerativen Quellen runden das grüne Image ab. Es bleibt aber ein fahler Nachgeschmack, wenn direkt neben dem „Armen Schwein“ Bratwürste verkauft werden.

Um so erfreulicher ist es, dass für das diesjährige Veranstaltungsprogramm niemand geringeres als Hilal Sezgin eingeladen worden ist. Frau Sezgin hat mit ihrem Buch „Artgerecht ist nur die Freiheit“ einen wichtigen und ebenso radikalen Beitrag zur Diskussion beigetragen. Den Stellenwert dieses Buches begreift man wohl erst, wenn man sich vor Augen hält, dass die Bundeszentrale für politische Bildung eben dieses Buch in ihre Schriftenreihe zum Fachgebiet Ethik aufgenommen hat. Entsprechend gut besucht war die Veranstaltung im „Weltsalon“ am Freitagabend. In der ersten Hälfte der Veranstaltung führte die Moderatorin Jutta Prediger mit Hilal Sezgin eine Art Streitgespräch für die Sendung Notizbuch. Die Aufzeichnung steht als Podcast zur Verfügung.

Ohne die Sendung vorweg nehmen zu wollen, hier meine Highlights der Diskussion: Hilail Sezgin wurde gefragt, ob Schockbilder von Tiertransporten und Schlachthöfen ein geeignetes Mittel sind, um Menschen zum Nachdenken anzuregen oder ob man damit nicht Gefahr läuft, dass sich die Menschen diesem Thema erst recht verschließen. „Man operiert mit der Wahrheit“, so Hilal Sezgin. Eine Gewalt, die tatsächlich stattfindet, muss auch als solche benannt werden. Auch wenn der Mensch dazu neigt, Negatives zu verdrängen, müssen die de facto Zustände immer wieder ins Bewusstsein gerückt werden. Vor allem angesichts der PR- und Marketing-Schweinwelt der Agrarindustrie, die unsere bequemen Illusionen und Selbstlügen beruhigen. Es bleibt eine Wahrheit, dass man nicht so viele tierische Lebensmittel produzieren kann, wie wir es momentan tun, ohne dass die Tiere darunter leiden. Alles andere ist Kosmetik an der Realität.

Bild: Ilona Habben

Auch das beliebte Argument „Ich kaufe nur beim Bio-Bauern und das Tier hatte ein glückliches Leben.“ oder „Ich esse ja schon weniger Fleisch.“ konterte Hilal Sezgin eloquent und mit Humor. „Das hilft dem Tier nichts, wenn Sie wissen, wo es herkommt.“ Wenn ich als Konsument darauf achte, dass dieses Lebewesen glücklich sein sollte, dann erkenne ich doch das Recht dieses Mitwesens auf ein unversehrtes Dasein an. Warum will man es dann noch essen? Wenn ich es als gut empfinde, wenig Fleisch zu essen, wieso esse ich dann überhaupt noch Fleisch?

In der mit Herzblut geführten Diskussion ging dabei ein elementarer Gedanke fast unter: Kein Fleisch zu essen muss nicht als Verzicht begriffen werden. Man isst deswegen ja nicht weniger, nur anders. Alternativen zu finden ist in Zeiten des Internets eine Frage von Minuten. Dazu passt auch Hilal Sezgins Wunsch am Ende der Veranstaltung: „Ich will jetzt Schoko-Torte!“, natürlich vegan!

In der Diskussion kam Hilal Sezgin immer wieder zu der kategorischen Forderung „Wir dürfen nicht ohne Not töten!“. Egal wie das Tier zu Lebzeiten gehalten wird, so ist es am Ende doch tot, weil wir es umbringen, um es zu essen, obwohl es genug pflanzliche Lebensmittel gibt. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

Abgesehen von der ein oder anderen irritierenden Frage von Jutta Prediger, wie die nach dem Fußklima in Schuhen aus Kunstleder, war die Diskussion sehr bereichernd für alle, die sich mit dem Thema bereits beschäftigt haben, aber auch ein toller Einstieg für omnivore Zuhörer. Auch wenn Hilal Sezgins Forderungen in ihrer Radikalität wohl noch lange Zeit eine Utopie bleiben werden und für viele Einsteiger zunächst abschreckend wirken, so hat sich bei der Diskussion gezeigt, dass auch eine radikale Idee mit Eloquenz, Humor und Charme vertreten werden kann.

Keine Kommentare zu Hilal Sezgin in München: „Wir dürfen nicht ohne Not töten!“

„Der Hund und sein Philosoph. Plädoyer für Autonomie und Tierrechte“ von DDr. Martin Balluch

Ende 2014 präsentierte der Autor, Philosoph, Naturwissenschaftler und Tierrechtsaktivist DDr. Martin Balluch sein neues Buch „Der Hund und sein Philosoph. Plädoyer für Autonomie und Tierrechte„, erschienen im Promedia Verlag. „Ich…

Ende 2014 präsentierte der Autor, Philosoph, Naturwissenschaftler und Tierrechtsaktivist DDr. Martin Balluch sein neues Buch „Der Hund und sein Philosoph. Plädoyer für Autonomie und Tierrechte„, erschienen im Promedia Verlag.

„Ich bin ein Wildtier.“ [1], las Balluch aus seinem Buch vor und weiter: „Müsste ich mich entscheiden, auf welcher Seite ich stehe, dann für den Wald, als Tier unter Tieren. Und das ist ein tiefes inneres Gefühl, kein intellektuell erarbeitetes Weltbild, […] kein Wegschieben meiner Verantwortung für das, was die Menschheit in der Natur angerichtet hat.“[2]

Balluchs Ansatz: Erlebnisse in der Natur

Sein persönliches Bedürfnis, die Natur zu erleben, eröffnet für Balluch einen erkenntnisreichen Blick auf alle anderen Lebewesen.[3] Balluch las aus seinem Buch über Erlebnisse, welche er gemeinsam mit seinem Hundefreund Kuksi gemacht hat – furchteinflössende Beinahe-Angriffe von Steinböcken, Auerhähnen oder Kühen, gemeinsame Nahrungs- und Schlafplatzsuche oder die Überwindung von Hindernissen auf unwegsamen Gelände. Als Naturwissenschafter und Philosoph bringt Balluch all diese Beobachtungen und Erlebnisse in einen wissenschaftlich und philosophisch reflektierten Kontext. Er erkennt in den sozialen und kognitiven Fähigkeiten von Kuksi dessen Befähigung für autonomes Handeln. Mit wissenschaftlichen Erkenntnissen untermauert, widerlegt Balluch veraltete Meinungen.

200 Jahre danach: Hinterfragen und widerlegen!

Tradierte Hypothesen von René Descartes und Immanuel Kant dominieren bis ins 21. Jahrhundert das vorherrschende Mensch-Tier-Verhältnis. Das Tier als affektgesteuerte Biomaschine, instinkthaftes Wesen ohne Vernunft, Sprache und Bewusstsein. Vor 200 Jahren erklärte Kant aufgrund seines damaligen Wissens über Menschen und Tiere – Tiere zu Sachen und verfasste das bis heute gültige, österreichische Zivilrecht. Ausgehend von Kants kategorischem Imperativ [4] und dessen Behauptung, Tiere seien Mittel zum Zweck, plädiert Balluch für eine Revision.

Balluchs Ergebnisse lauten zusammengefasst:
– Die Kluft zwischen Mensch und Tier ist eine vom Menschen konstruierte Kluft.
– Die Differenz zwischen Mensch und Tier ist keine kategorische, sondern eine graduelle.
– Nicht-menschliche Tiere besitzen entsprechende Fähigkeiten, um autonom zu handeln.
– Nicht-menschliche Tiere sind nicht Mittel zum Zweck, sondern sind sich selbst Zweck.
– Nicht-menschliche Tiere sind keine Sachen und sollten nach geltendem Recht auch nicht wie Sachen behandelt werden.
– Nicht-menschliche Tiere sollten deshalb auch adäquat Rechte zugesprochen bekommen.

Darauf baut Balluchs Plädoyer für eine Multi-Spezies-Gesellschaft auf.

Balluchs kategorischer Imperativ für eine Multi-Spezies-Gesellschaft

„Handle so, dass du die Tiere niemals nur als Mittel zum Zweck, sondern immer auch als Zweck an sich respektierst. Dieser kategorische Imperativ, der für alle Tiere [5] gilt, die ein Bewusstsein haben, erfordert drastische Änderungen in unserer Gesellschaft.“ [6]

Eine Buchpräsentation mit poetisch verbildlichtem Naturerlebnis und wissenschaftlichem Anspruch, ein Plädoyer für Tierrechte, das sich in der Praxis begründet und veraltete Theorien im 21. Jahrhundert interpretiert. Nach der Buchpräsentation nahm sich der Autor Zeit für persönliche Widmungen und Gespräche, das Restaurant COSE COSI bot umwelt- und tierfreundliche Köstlichkeiten an und Hundefreund Kuksi mischte sich unter die interessierten ZuhörerInnen.

Möchtest du dieses Buch auch lesen oder hast du es vielleicht schon gelesen?

Hier findest du nochmals die genauen Buchangaben:

Martin Balluch
Der Hund und sein Philosoph. Plädoyer für Autonomie und Tierrechte
Promedia Verlag, 2014
ISBN: 978-3-85371-377-8

 

Quellen

[1] BALLUCH, Martin, Der Hund und sein Philosoph. Plädoyer für Autonomie und Tierrechte, 2014, ProMedia Verlag, S. 13
[2] Ebd. S.13
[3] Vgl. Ebd. S.12 [4] Grundlegendes Prinzip der Ethik nach Immanuel Kant „Denn vernünftige Wesen stehen alle unter dem Gesetz, dass jedes derselben sich selbst und alle anderen niemals bloß als Mittel, sondern jederzeit zugleich als Zweck an sich selbst behandeln solle.“ – AA IV, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S. 433
[5] Gemeint sind sowohl menschliche als auch nicht-menschliche Tiere.
[6] BALLUCH, Der Hund und sein Philosoph, 2014, S.107

Keine Kommentare zu „Der Hund und sein Philosoph. Plädoyer für Autonomie und Tierrechte“ von DDr. Martin Balluch

Das war die Vegan Planet Messe 2014 in Wien

Was ist denn das für eine Messe, bei der einem eine Dame mit Grünzeug in der Hand entgegen kommt? Richtig, eine Messe für Veganer. Vom 21. bis 23. November 2014 fanden…

Was ist denn das für eine Messe, bei der einem eine Dame mit Grünzeug in der Hand entgegen kommt? Richtig, eine Messe für Veganer. Vom 21. bis 23. November 2014 fanden zum ersten Mal die Messen Vegan Planet und Yoga Planet unter einem Dach im Museum für angewandte Kunst in Wien statt. Ich hatte das Glück, sie besuchen zu dürfen und viele tolle Eindrücke zu sammeln, denn nicht nur Grünzeug gab es dort, sondern auch viele Leckereien und interessante Informationen. Ich hatte mir einige Gedanken gemacht, was mich auf der Messe erwarten würde. Natürlich würde eine Sache dort stark vertreten sein: Essen. So ist das, wenn viele Veganer aufeinander treffen. Fast immer artet es in eine Art Fressgelage – Nein, ein kulinarisches Erlebnis aus. Doch was würde ich sonst noch zu sehen bekommen?

Vegan Planet

„Start your Business“

Das erste, was ich mir am Freitag, nach einem kleinen Rundgang an den Messeständen vorbei, angesehen habe, war ein Vortrag der Wirtschaftskammer Wien mit dem Titel „Start your Business“. Brigitte Raab vom Gründerservice der Wirtschaftskammer Wien hat unter anderem sehr kompetent erklärt, wie man sich selbständig macht, wann man welches Gewerbe anmelden muss und worauf rechtlich zu achten ist. Zudem hat sie das Publikum ermuntert, ihr Fragen zu stellen, die sie immer zu vollster Zufriedenheit beantworten konnte. Die Menschen im Publikum hatten verschiedene Ziele, wie zum Beispiel ein eigenes Yogastudio oder ein veganes Restaurant. Wir können also gespannt sein, was uns alles noch erwartet. Das Informationsangebot zum Thema Selbstständigkeit habe ich als sehr nützlich empfunden, da viele Menschen, die Veganismus als wichtigen Aspekt ihres Lebens sehen, sicherlich den Wunsch haben, ihn auch als Mittelpunkt ihrer Arbeit nutzen zu können.

Nachhaltige Kleidung gehört auch zum veganen Lebensstil

Eine Dame hat es fast geschafft mit dem eigenen Geschäft, sie war zwar nicht mit einem Stand vertreten, doch sie hat Flyer auf der Messe verteilt: Uns erwartet bald ein neues Schuhgeschäft in Wien mit rein vegetarischen Schuhen. Doch nicht nur bei ihr stehen nachhaltige Schuhe im Vordergrund: Besonders interessiert war ich, als ich gelesen hatte, dass es einen Stand mit Schuhen gab, für die PET-Flaschen recycelt wurden. Bei bAbi Slippers bestehen die Schuhe aus Hanf und Kautschuk, doch die Fasern, mit denen die Bestandteile miteinander vernäht werden, sind Fasern von recycelten PET-Flaschen. Recycling und Upcycling finde ich wichtig und spannend, daher hat mich das Konzept sehr interessiert. Auch an einem anderen Stand gab es Produkte mit Fasern aus PET-Flaschen: Beim Stand der Firma Baghi aus Mainz, welche unter anderem Yoga- und Meditationskissen vertreibt. Bei einem Gespräch mit dem Standbesitzer habe ich erfahren, dass manche von ihnen halb aus Seide und halb aus PET-Fasern gefertigt werden. Zunächst war ich skeptisch, und verwundert, wie Seide auf eine zum Teil vegane Messe gelangen konnte, doch dann erfuhr ich, dass es Seide gibt, welche gewonnen wird, nachdem die Seidenraupen geschlüpft sind. Ihr leerer Kokon wird in aufwendigen Produktionsschritten weiterverarbeitet, denn normalerweise fressen die Raupen beim Schlüpfen ein Loch in ihren Kokon, wodurch der Faden beschädigt wird, welcher dann wieder verbunden werden muss. Dafür werden die Raupen aber nicht getötet. Die Produkte sind natürlich teurer, doch interessant ist die Herstellung der „baghi“ Kissen allemal.

Nicht nur nachhaltige Kissen und Schuhe konnte man auf der Messe erwerben: Auch Taschen, Kleidungsstücke und Kosmetik waren beim Stand von Muso Koroni zu finden. Muso Koroni ist der Name einer westafrikanischen Göttin, welche die Mutter aller Lebewesen ist und Pflanzen und Tiere erschafft. Diese Naturverbundenheit aus dem Namen des Geschäftes findet man auch in seiner Philosophie wieder: Alle Produkte sind vegan und Fairtrade. Zudem versucht das Unternehmen alle Verpackungen zu recyceln, um für so wenig Müll wie möglich zu sorgen. Muso Koroni hat ein Geschäft im achten Wiener Gemeindebezirk und einen Onlineshop.

Vegan Planet

Die kulinarischen Erlebnisse

Von herzhaft…
Aber zurück zu den kulinarischen Erlebnissen, die man beim Zusammentreffen vieler Veganer zu erwarten hat. Im Erdgeschoss des MAK wurde eine kleine Showküche eingerichtet, in der unter anderem Martina Wastl von Pranakitchen und Haubenkoch Siegfried Kröpfl ihr Können zeigten. Des Weiteren konnte man Essen von AGAPE Catering e.U. und leckere Burger mit Grünkern- oder Seitanpatties von I love Veggie Burger kaufen. Auch Rohkostleckereien gab es, sowie Smoothies beim Stand der Firma Lebenswert, wo ich die bereits erwähnte Dame mit dem Grünzeug in der Hand entdeckte.

Doch ein Stand hat mein Interesse besonders geweckt: Der Stand von Green Heart, das Unternehmen der Familie Wojnar aus Österreich. Der eine oder andere kennt vielleicht bereits den Hummus der Marke, doch nun kommen weitere Aufstriche in den Handel, welche man an ihrem Stand kosten konnte. Zu Probieren gab es beispielsweise den Butternusskürbis-Ingwer-Aufstrich und die neuen Aufstriche aus der Bio-Frischecreme Reihe: Thai Koriander, Pomodori Secchi und Schnittlauch, die Sorten, welche uns ab Dezember bei Merkur, denn‘s und Maran Vegan erwarten werden. Vor allem die Frischecreme Schnittlauch hat es mir angetan. Sie schmeckt meiner Meinung nach wie eine Mischung aus Kräuterfrischkäse und Kräuterquark. Da ich Frischkäse in der Zeit, als ich noch Milchprodukte verzehrt habe sehr mochte, freue ich mich über dieses neue Produkt, da es viele Frischkäsealternativen gibt, die dem Original nicht im Geringsten nahe kommen. Doch dieser Aufstrich ist ein guter Anfang und wird sicher noch einmal auf meinem Brötchen landen.

…bis süß
Nach dem Mittagessen fehlte mir noch etwas Süßes und ich bin zum Stand von Birkengold gewandert. Dort hat es zuckerfreie Plätzchen, Bonbons und Schokolade gegeben, natürlich gesüßt mit Hilfe von Birkenzucker. Da ich schon oft über Birkenzucker, auch unter dem Namen Xylit oder Xylitol bekannt, gelesen habe, hat mich vor allem der Geschmack der Schokolade sehr interessiert. Xylit kann man wie herkömmlichen Zucker zum Süßen verwenden, ist geeignet für Diabetiker, kalorienarm, da es rund 40 Prozent weniger Kalorien als herkömmlicher Zucker hat und sogar gut für die Zähne. Daher findet es oft Einsatz in Zahnpflegekaugummis. Xylit wird oftmals aus den Resten von Maiskolben hergestellt und nicht selten handelt es sich um gentechnisch veränderten Mais, doch nicht so bei den Produkten von Birkengold. Diese werden aus Birken- und Buchenrinde, welche ohnehin bei der Verarbeitung von Holz anfällt, gewonnen. Die Bäume von denen Birkengold ihre Rinde beziehen stammen aus Finnland und Österreich, daher ist Birkengold gentechnikfrei. Zudem ist im Vergleich zu Xylit aus Maiskolben die CO2 Produktion bei Xylit aus Birken- und Buchenrinde deutlich geringer. Schokolade für gesunde Zähne. Das ist doch mal eine gute Erfindung, finde ich. Dem Geschmack der Schokolade, die ich kosten durfte, war ich durchaus nicht abgeneigt: Xylit hat einen kühlenden Effekt auf der Zunge und schmilzt leicht. Natürlich ist Schokolade mit Xylit anders als gewohnt, aber sie schmeckt dennoch gut und für eine Schokolade, die keinen Zucker enthält und den Zähnen Gutes tut, lerne ich gerne Neues kennen.

Vegan Planet

Yoga und Meditation im Gefängnis

Gestärkt durch gutes Essen habe ich mir einen weiteren Vortrag zu Gemüte geführt und zwar aus der Yoga-Hälfte der Messe mit dem Titel „Warum YuMiG? Informationsveranstaltung zu Yoga und Meditation im Gefängnis“. Der skurrile Titel hatte mein Interesse geweckt, aber schnell wurde mir klar, dass es keinen Grund gibt, Yoga und Gefängnis nicht miteinander zu verbinden. Dieter Gurkasch, ein ehemals Inhaftierter, berichtete in dem Vortrag darüber, wie er im Gefängnis begann, Yoga zu praktizieren und es seinen Mithäftlingen beibrachte. Daraus hat sich der gemeinnützige Verein YuMiG e.V. – Yoga und Meditation im Gefängnis gebildet, welcher in Deutschland, Österreich und der Schweiz vertreten ist und versucht Yoga und Meditation im Gefängnis zu etablieren, um die Resozialisierung der inhaftierten Menschen zu unterstützen. Es überrascht und erfreut mich, dass so ein Projekt in den Gefängnissen Zuspruch findet. Der Vortrag hat die Gedanken auf das Leben der Inhaftierten im Gefängnis gelenkt, mit welchem man meist nicht konfrontiert wird und über das man daher kaum nachdenkt. Doch grade im Gefängnis können Angebote zur Selbstfindung und Entspannung nützlich sein. Dieser Vortrag hat mich zum Nachdenken gebracht und war sehr informativ. Weitere Informationen, auch über die Möglichkeit wie man sich selbst bei dem Projekt engagieren kann, findet man auf www.yumig.de.

Fazit

Aus meiner Sicht waren Vegan Planet und die Yoga Planet ein voller Erfolg. Am Ende habe ich bei beiden Teilen der Messe neue Dinge kennengelernt: Bei den veganen Ständen habe ich – natürlich – leckere Dinge probiert und im zweiten Stock konnte ich bewundern, wie aktiv viele Besucher die Yogaübungen mit engagierten Yogalehrern mitgemacht haben. Auch über die Informationsstände zum Thema Tierschutz habe ich mich sehr gefreut, wie zum Beispiel von Sea Shepherd, animal.fair oder vom Tierparadies Schabenreith und nicht zuletzt von der lieben Veganen Gesellschaft Österreich und dem Verein gegen Tierfabriken, welche den Vegan-Teil der Veranstaltung möglich gemacht haben. Bedanken möchte ich mich auch bei den vielen freiwilligen Helfern, die mit angepackt haben und tolle Arbeit geleistet haben. Ich hoffe die Messe findet wieder statt, dann werde ich gerne wiederkommen.

Hast du auch die Messe besucht? Dann schreibe mir doch deine Meinung zu der Veranstaltung in die Kommentare!

Vegan Planet

2 Kommentare zu Das war die Vegan Planet Messe 2014 in Wien

front food: Fast Food-Restaurant des 21. Jahrhunderts in Linz

Mitte November eröffnete in Linz, in der Pfarrgasse 20, das Fast Food-Restaurant front food. Auf der Speisekarte finden wir das, was wir in einem Schnellrestaurant erwarten: Burger, Nuggets, Pommes, Muffins…

Mitte November eröffnete in Linz, in der Pfarrgasse 20, das Fast Food-Restaurant front food.

front food © victoria

Auf der Speisekarte finden wir das, was wir in einem Schnellrestaurant erwarten: Burger, Nuggets, Pommes, Muffins und Ähnliches. Die Unterschiede zu allen anderen Fast Food-Restaurants in dieser Stadt – die Speisen sind bio, fair und rein pflanzlich, das Verpackungsmaterial hundertprozentig kompostierbar und alle Angestellten bekommen den gleichen Lohn. Ein Restaurantkonzept ohne Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur, mit viel Innovation und Kreativität für einen zeitgemäßen und nachhaltigen Genuss im 21. Jahrhundert.

front food © victoria

Neben Speisen und Getränken zum Mitnehmen lädt die helle und sehr ansprechende Innenausstattung zum Verweilen ein, mit Steckdose an jedem Sitzplatz, kostenlosem Internetzugang und angenehm großen Tischen entsteht hier Raum zum Arbeiten oder für eine ausgedehnte Pause. Gratulation also an front food-Gründer Bernhard Falkner, der gemeinsam mit seinem Team dieses erstaunliche Projekt realisierte und Linz dadurch kulinarisch bereichert. Am Eröffnungstag nutzten viele die erste Gelegenheit für Burger und ähnliche Köstlichkeiten aus dem front food, ich persönlich wurde von Chiiesy Burger, Pommes Frites, Nuggets und Cola satt und glücklich!

Begeistert dich dieses Konzept für ein Fast Food-Restaurant auch?

Die Website von front food lautet: www.frontfood.at

Auf Facebook folgen könnt ihr front food hier: www.facebook.com/frontfood

4 Kommentare zu front food: Fast Food-Restaurant des 21. Jahrhunderts in Linz

Das war der Top Swap in Wien!

Vom 25. bis 26. Oktober 2014 fand in Wien im magdas Hotel der Top Swap statt. Die Veranstaltung bringt Menschen zusammen, die gerne ihren eigenen Kleiderkästen aufpeppen wollen, ohne jedoch Neues zu…

Vom 25. bis 26. Oktober 2014 fand in Wien im magdas Hotel der Top Swap statt. Die Veranstaltung bringt Menschen zusammen, die gerne ihren eigenen Kleiderkästen aufpeppen wollen, ohne jedoch Neues zu kaufen.

Top Swap 7

Jeder Besucher bringt maximal fünf Teile aus seinem Schrank mit – das können Schuhe, Accessoires, Kleider, Hosen und vieles mehr sein. Diese Kleidungsstücke werden dann beim Check In eingesammelt, auf Qualität überprüft und danach zusammen präsentiert. Das bedeutet, ihr geht in eine Art Pop-up Store für Second Hand Mode, in dem ihr euch Teile anderer Besucher aussuchen könnt. Wie in einem Geschäft ist auch eine Anprobe möglich. Aber schnell sein ist wichtig, denn aus Erfahrung kann ich sagen – die kreativste und schönste Kleidung ist sofort vergriffen.

Top Swap 3

Top Swap 6

Zu der Idee gehört, wie schon erwähnt, dass jeder mindestens ein bis maximal fünf Teile mitbringt. Ihr könnt dann so viele Kleidungsstücke mitnehmen, wie mitgebracht wurden. Es ist ein ständiges Ein- und Ausgehen, und je mehr los ist, desto mehr Auswahl ist natürlich gegeben. Ein Ticket für beide Tage ist zum Unkostenbeitrag von fünf Euro zu haben – also durchaus ein moderater Preis.

Top Swap 2

Am Ende geht es noch zum Check Out und alles ist erledigt. Ihr habt jemandem neues Gewand beschert und dieser hat vielleicht euch das eine oder andere Teil bereit gestellt. Natürlich ist immer das Risiko da, dass ihr leer ausgeht, aber wo bleibt der Spaß am Ganzen, wenn alles vorhersehbar wäre?

Top Swap 5

In meinen Augen ist das ein sehr schönes Konzept, welches uns allen erlaubt, Kleider zu tauschen und unseren Schrank mit für uns neuen, jedoch für jemanden anderen unnötigen, Sachen zu füllen.

Mehr Informationen und Termine für nächste Veranstaltungen findet ihr auf Top Swap.

Keine Kommentare zu Das war der Top Swap in Wien!

Was möchtest du finden?