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Kategorie: Travel. Outdoor.

Grün im großen weißen Norden: Kalter Winter und warme Schokoladenerlebnisse

Kanada hatte es mir für den Anfang leicht gemacht. Die ersten beiden Tage meines Aufenthalts waren sehr mild, doch dann hatte der Winter meine Eingewöhnungsphase für lang genug befunden und…

Kanada hatte es mir für den Anfang leicht gemacht. Die ersten beiden Tage meines Aufenthalts waren sehr mild, doch dann hatte der Winter meine Eingewöhnungsphase für lang genug befunden und blies mit kräftigen Stößen Kälte und Schnee in das Land. Wenn es draußen schneit, ist das Fortkommen kaum möglich. Ich laufe konstant auf 20 cm platt getretenem Schnee und habe somit einen völlig unebenen Boden unter den Füßen. Zudem bläst einem mit etwas Pech der Schnee mitten ins Gesicht, sodass man nur nach unten schauen und hoffen kann, dass der Wind bald seine Richtung ändert.

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Genauso sahen die nächsten Tage meiner ersten Woche aus, aber stur wie ich bin, wollte ich trotzdem die Stadt erkunden. Gewappnet mit einem bis zur Nase hoch gezogenem Schal, Handschuhen und einer warmen Mütze zog ich los und erkundete die Straßen. In all seiner Härte ist der Winter auch wunderschön und lässt einen vor lauter zarter Anmut manchmal bloß staunen. Ich finde, Schnee bringt irgendwie jedes Mal wieder das Kind in einem zum Vorschein. Geht euch das auch so?

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Natürlich hatte ich mir ein paar interessante Anlaufstellen heraus gesucht, doch über die schönsten Dinge stolpert man meistens per Zufall. So erging es mir auch mit ChocoSol, ein kleiner unscheinbarer Laden, der mir das beste Schokoladenerlebnis meines Lebens bescheren sollte. ChocoSol ist ein kleiner handwerklicher Schokoladenbetrieb, der einen ganz besonderen sozialen Handel betreibt und Nachhaltigkeit sowie Qualität auf eine sehr hohe Stufe stellt. ChocoSol erhält den Kakao sowie verschiedene Gewürze direkt von Ureinheimischen des Urwaldes Selva Lacandona und den Bergen in Süd-Mexiko. Einer der Unternehmer von ChocoSol, Michael Sacco, hatte dort für eine Weile lang mit den Einheimischen zusammen gearbeitet und über den Kakaoanbau und dessen Weiterverarbeitung gelernt. In dieser Zeit entstand die Idee für ChocoSol. Der heutige Handel basiert also nicht nur auf geschäftlichen Interessen, sondern auf reziproken Beziehungen des gegenseitigen Lernens und vor allem Freundschaft.

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Im Schatten des Urwalds wird der Kakao angebaut und zwar in einer symbiotischen Beziehung zu anderen Pflanzen, die auch für die Schokolade verwendet werden. Die Valentinsschokolade, die man beispielsweise momentan kaufen kann, enthält Kakao, Vanille und Annatto. Der Annattostrauch (auch Lippenstiftbaum genannt) spendet den Kakaobohnen Schatten und der Kakao wiederum bietet der Vanille eine Gelegenheit zum Klettern (eventuell habe ich die Funktionen der Pflanzen vertauscht). So sind die drei Zutaten nicht nur im fertigen Produkt, sondern bereits während ihres Wachstums in perfekter Symbiose.

Die gesamte Herstellung findet in dem kleinen Laden in Toronto statt. Der Prozess von der Kakaobohne und anderen natürlichen Zutaten bis hin zur fertigen Schokolade dauert in etwa zweieinhalb Tage. Das Chocolatier-Team von ChocoSol verwendet traditionelle Verarbeitungstechniken für die Kakaobohnen. So kann man in der Küche beispielsweise ein Stein-Mahlwerk sehen. ChocoSol setzt auf Lokalität, möglichst geringe Verarbeitung, natürliche Zutaten, verschiedene Arten von Kakaobohnen und traditionelle Methoden. So ist die Schokolade auch zu 100% vegan.

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Das Produkt, das dabei herauskommt, ist einzigartig gut. Ich muss ungelogen sagen, dass es die beste Schokolade ist, die ich je gekostet habe. Durch das Verarbeitungsverfahren kann man die Konsistenz der Zutaten erkennen. Sie hat etwas erdiges, natürliches. Der Geschmack ist voll, rund und wirklich unbeschreiblich gut. Neben der oben beschriebenen Geschmacksrichtung gibt es auch Schokolade mit Chili, eine mit Hanf, eine mit Kokos und sogar eine hundertprozentige Schokolade, die aber trotzdem eine Tafel ist.

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Der letzte Aspekt, der ChocoSol für mich zu einem besonderen Unternehmen macht ist der Gedanke der Nachhaltigkeit. Die Firma führt eine Zero-Waste Politik und möchte ihren Müll damit nahe bei Null halten. Die Kunden werden dazu eingeladen, selbst Behälter mitzunehmen, in die die Schokolade gepackt werden kann. Die Schalen der Kakaobohnen werden zum einem als sehr leckerer Tee verkauft, zum anderen dienen sie als äußerst effektiver Dünger im Garten. Alle anderen Pflanzenreste, die anfallen, wie etwa Minze, Chili und Kokos werden zusammen gemischt und auf dem Garagendach wieder angebaut oder an freudige Gärtner weitergegeben. Natürlich muss man den Kakao hierher transportieren, was unweigerlich mit CO2-Emissionen einhergeht. Aber vielleicht können wir Kakao in Maßen genießen.

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ChocoSol hat auf jeden Fall etwas von dem magischen Maya-Geist, der ihrer Schokolade innewohnt. In dem Laden geht es nicht um Kommerz, sondern um das Zelebrieren einer Gottesfrucht, die von den Azteken als heilig erachtet wurde. Und mir? Mir spendet die edle Schokolade in dieser kalten Zeit innere Wärme. Und ich bin inspiriert von der Arbeitsweise und wünsche mir, dass sich solche Unternehmensideen weiter verbreiten in unserer Welt. Beim nächsten Mal berichte ich euch von einer Food-Coop, von der ich jetzt ein Teil bin.

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Grün im großen weißen Norden

Ankunft, Shopping-Unlust und Feel Good Guru Und auf einmal stehe ich da. Soweit entfernt von zu Hause wie noch nie zuvor, verwirrt durch den Jetlag und mit einem schlechten Gewissen…

Ankunft, Shopping-Unlust und Feel Good Guru

Und auf einmal stehe ich da. Soweit entfernt von zu Hause wie noch nie zuvor, verwirrt durch den Jetlag und mit einem schlechten Gewissen wegen der Emissionen der Flugreise. Zielort Toronto erreicht. Hier werde ich also die nächsten sechs Monate verbringen. Ich hieve meinen schweren Koffer in den Bus, nachdem ich zuvor planlos am Flughafen nach der Haltestelle gesucht hatte. Erleichtert lasse ich mich auf den Sitz fallen und bin froh, bald angekommen zu sein. Die ersten Tage darf ich bei einer Freundin unterkommen, bis ich ein Zimmer gefunden habe. Als ich bei ihr eintreffe, möchte ich eigentlich nur noch ins Bett. Es ist erst 21 Uhr, aber nach deutscher Zeit drei Uhr morgens. Die ersten Stunden kann ich gut schlafen, doch ab vier Uhr morgens liege ich wach. Und während ich so da liege, denke ich darüber nach, wie mein Leben hier wohl werden wird. Ich denke an all die grünen Ecken, die ich in Toronto erkunden möchte. Die veganen Restaurants, von denen ich gelesen habe. Die biologische Food Coop, die Meditation, Community Gardening, biologische Märkte. Vor meiner Ankunft habe ich recherchiert, wo ich überall hin möchte. Als es fünf Uhr ist und ich immer noch nicht einschlafen kann, stehe ich auf. Der Jetlag wird sich über die nächsten Tage schon ausschleichen.

Der erste Tag startet und meine Freundin hat mir angeboten, dass wir gemeinsam über die Queen Street schlendern. Dort solle es viele kleine Läden geben, sagt sie. Ich stimme zu und wir laufen los. Zum Glück ist das Wetter derzeit sehr mild. Es sind bloß minus fünf Grad. Doch das soll sich in den nächsten Tagen ändern. Bis zur Queen Street laufen wir etwa eineinhalb Stunden. Als wir angekommen sind, zieht mich meine Freundin von Laden zu Laden. Ich hatte kleine alternative, lokale, vielleicht auch Second-Hand-Läden erwartet. Stattdessen handelt es sich um Kleiderläden, die teilweise relativ teure Designermode verkaufen. Ich stelle fest, wie wenig Reiz das „Shopping“ auf mich ausübt. Obwohl viele Sachen stark reduziert sind, habe ich keine Intention irgendetwas zu kaufen. Seit ich eine konsumreduzierende und nachhaltige Einstellung habe, hat sich irgendwie einiges geändert. Früher hätte ich neugierig in den Läden gewühlt und sicherlich etwas gekauft oder wäre zumindest in Versuchung geraten. Heute sehe ich die ganzen Ressourcen, die für dieses Kleidungsstück verwendet wurden, die Pestizide und Chemikalien, die unmenschlichen Produktionsumstände und die fehlende Notwendigkeit für noch einen weiteren Pullover. Ja, vielleicht werde ich im Laufe meines Aufenthalts noch etwas brauchen. Ich bin ja bloß mit einem Koffer nach Kanada gekommen und werde ein halbes Jahr hier verbringen. Aber wenn sich das herausstellt habe ich mir vorgenommen, nach einem Second-Hand Laden zu suchen oder nach einem Geschäft, das Bio-Kleidung verkauft. Trotzdem genieße ich den Tag. Die Sonne scheint, es macht mir nichts aus auf meine Freundin zu warten, ich erkunde die neue Umgebung und freue mich einfach, dass ich den Tag gemütlich verbringen kann.

Irgendwann entdecke ich auf der Straße dann doch einen Liebling. Es geht allerdings nicht um Kleidung, sondern um Essen. Als wir Feel Good Guru betreten, fühle ich mich sofort aufgehoben und verstanden. Schon der Untertitel hat mich voll und ganz überzeugt: „Hyper-local super-awesome organic plant-powered food“. Feel Good Guru ist ein veganes Imbisslokal, das seine Zutaten teils selbst im Garten und sogar im Lokal anbaut, und teils von lokalen Bauern bezieht. Das Unternehmen möchte so wenig Wasser und Müll wie möglich verbrauchen. Alle Zutaten sind biologisch und die Speisekarte ist weitestgehend rohköstlich, sehr grün und sehr gesund. Kurz gesagt also genau das Essen, das ich jeden Tag essen möchte. Neben unterschiedlichsten grünen Smoothies gibt es viele Salate, Gemüse-Spaghetti, Sprossen im Mangold-Wrap, rohköstliche Falafel, roh-vegane Desserts und vieles mehr. Ich bin hellauf begeistert und kann mich kaum entscheiden, weil einfach die gesamte Speisekarte gut klingt.

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Letztendlich wähle ich das Avocado-„Käse“-Sandwich. Klingt erst einmal nicht so gesund, oder? Tatsächlich besteht das Brot allerdings aus getrockneten Tomaten und Sprossen. Ich bin hin und weg. So etwas möchte ich auch machen können. Ich nehme mir vor, hierfür auf jeden Fall ein Rezept heraus zu finden. Aber wahrscheinlich benötigt man dafür ein Dörrgerät, womit man Essen schonend trocknen kann, welches mir hier natürlich nicht zur Verfügung steht. Gefüllt ist das leckere Sprossenbrot mit Avocado, Cashewcreme, Tomaten, Salat, Sprossen und veganem, selbst gemachten, Senf. Es schmeckt wie ein Gedicht. Sitzgelegenheiten gibt es leider insgesamt nur vier, aber wir haben Glück und schauen direkt auf den verschneiten Park gegenüber, in dem sich vier schwarze Eichhörnchen tummeln. Gurkenwasser gibt es gratis dazu. Mein erster Tag in Toronto hat gleich mit einer tollen Entdeckung angefangen. Ich freue mich über die nächsten Teile meines Abenteuers im großen weißen Norden. Bei meinen nächsten grünen Erlebnissen in Kanada entführe ich euch unter anderem in einen eiskalten Winter und zum besten Schokoladengenuss, den ich je hatte.

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Als Vegetarierin durch Brasilien: Teil 1 einer Versuchsreihe

„Wir müssen unbedingt zu Mercado Municipal“, meint meine Freundin Daniela in Sao Paulo und nimmt mich gleich an der Hand, „da gibt es ein riesiges Sandwich, das sehr bekannt ist.“…

„Wir müssen unbedingt zu Mercado Municipal“, meint meine Freundin Daniela in Sao Paulo und nimmt mich gleich an der Hand, „da gibt es ein riesiges Sandwich, das sehr bekannt ist.“ „Klar, warum nicht?“, denke ich und will noch fragen: „Das ist vegetarisch!?“ Ich hätte die Frage besser stellen sollen, denn natürlich blitzte dick und fett „Mortadella Sandwich“ von der Leuchttafel des Standes. Eine Geschichte, wie sie typisch ist für Brasilien. Nein, für ganz Südamerika – ich habe es ja nach neun Monaten in Kolumbien, Ecuador, Bolivien, Argentinien und Uruguay vor zwei Jahren beinah vermutet . Manchmal ist es gar nicht so schön, recht zu haben…

Pizza auf dem Markt: Vorne mit Ruccola, hinten mit Palmita. Bild: Doris N.
Statt Fleisch-Sandwich gibt es Pizza auf dem Markt: Vorne mit Rucola, hinten mit Palmita.

Tatsächlich kann ich nach fast einer Woche in Brasilien sagen: Vegetarier haben es nicht einfach. (Veganer noch viel schwerer, aber das ist eine andere Geschichte.)

„Ich habe aber einige vegetarische Freunde – und die überleben“, versprach mir meine Freundin Cristiane, bei der ich in Rio de Janeiro untergekommen bin. Bei ihrer Familienfeier hoch über der Copacabana mit Blick aufs Meer und Zuckerhut konnte ich auch tatsächlich überleben. Wenn bloß mit Salat und Co, denn das Familienrezept eines Fisch-Kuchens war nicht ganz im Sinn einer Vegetarierin. Auch wenn es verdammt gut ausgesehen hat, wie ich gestehen muss. Doch mit Bohnen, Reis, Grünzeug und Käse kommt man hier schon weiter.

Familienbuffet: Einiges davon ist sogar für VegetarierInnen essbar. Bild: Doris N.
Familienbuffet: Einiges davon ist sogar für VegetarierInnen essbar.

Meine Rettung: Wie gut, dass in Brasilien überall in den Städten Kilo-Restaurants Furore gemacht haben. Da lädt man sich einfach alles, was man vom Buffet mag, auf den Teller und zahlt das, was man isst. Abgewogen. Je nach Kilo. Klar, es gibt auch hier vorwiegend Fleisch… aber auch Palmita, Manjioka (Maniok in jeder Form), Polenta oder Reisbällchen. Und natürlich die schön leichten, ähm, in Fett herausgebratenen oder frittierten Pasteles. Wer Glück hat, erwischt eines mit Käse – oder lässt sich von Freunden beraten. Beschriftet ist alles bloß in Portugiesisch. Wer Spanisch spricht wie ich (naja, okay, ansatzweise) hat einen klitzekleinen Vorteil.

Hoch über der Copacabana beim Familienessen mit Aussicht. Bild: Doris N.
Hoch über der Copacabana beim Familienessen mit Aussicht.

Fazit einer Woche: Vegetarier haben es nicht einfach – aber ich werde überleben. Vor allem, wenn ich mich weiterhin von Açaí mit Granola ernähre. Das Beste (und Teuerste, 13 Reals, fast vier Euro!) gibt es übrigens in Baby Lanches an der Copacabana. Ich heiße Doris und ich bin süchtig!

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Die nächsten sechs Wochen im Land mit B…

Ich kann nichts dafür, Indien ist schuld. Ich schwöre! Daran, dass ich gleich ein paar Wochen nach meiner Ankunft sofort wieder eine Reise geplant habe. Daran, dass ich mir erneut längere Zeit…

Ich kann nichts dafür, Indien ist schuld. Ich schwöre!

Daran, dass ich gleich ein paar Wochen nach meiner Ankunft sofort wieder eine Reise geplant habe. Daran, dass ich mir erneut längere Zeit – sprich sechs Wochen – zu Beginn des Jahres freigeschaufelt habe, um unterwegs sein zu können. Daran, dass mich die Reiselust wieder gepackt hat!

Aber nicht die Lust an „irgendeinem Reisen“, sondern am längeren Unterwegssein, am Eintauchen in eine Kultur, am freien Entscheiden je nach Gemütslage, wohin es weitergeht, am sogenannte „Zufälle“ auskosten und tief in mir drinnen wissen, dass es die gar nicht gibt. Am Finden von Freunden inmitten von Unbekannten, am Über-Bord-Werfen von Glaubenssätzen, am Eingehen von Risiken und auf meinen Hausverstand vertrauen… Kurz: Am Reisen, so wie ich es in Indien wieder für mich entdeckt habe – oder war es doch umgekehrt, und es hat mich wieder gefunden? Das ist wohl gar nicht wichtig.

Wichtiger ist: Ab dem 22. Januar bin ich in… BRASILIEN!

Endlich schaffe ich es, meine Freunde aus CouchSurfing-Zeiten in Sao Paulo, Rio de Janeiro (und vielleicht auch Recife) zu besuchen! Die Flüge waren überraschend günstig – und Karneval wollte ich – nach Rijeka im letzten Jahr – ohnehin wieder einmal in Südamerika verbringen.

Fragt mich bitte noch nicht nach meiner Reiseroute: Die wird sich ergeben genauso wie alles Andere – auch wenn von überall heiße Tipps auf mich einprasseln. Klar, dass die Liste der Must-Sees – wie üblich – mit jedem Gespräch und jeder gelesenen Zeile der Reiseführer länger wird, aber eines davon kann ich mir diesmal immerhin „ersparen“: Die Wasserfälle von Iguazu habe ich bei meinem achtmonatigen Südamerika-Aufenthalt bereits gesehen. Da kommt man nämlich leicht via Busshuttle von der argentinischen Seite auf die Brasilianische und erhält so einen ganz anderen Blick auf die grandiose Wasserpracht!

Ich bin jedenfalls schon ziemlich auf den Geschmack gekommen und voller Vorfreude – auf unglaubliche Naturspektakel in den Nationalparks, die Traum-Stadt Rio, Ausgehen in Sao Paulo, die Strände und Inseln – vor allem aber auf die Leichtigkeit des Seins, in dem die Brasilianer ja Könner sein sollen.

Also: Carpe diem … oder was auch immer das auf Portugiesisch heißen mag.

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Das Geheimnis von Le Somail

Gastbeitrag von Gesa Neitzel von Bedouin Writer Es gibt Orte auf dieser Welt, an denen die Uhren ab und an stehen bleiben. Einfach so, von Zeit zu Zeit, hören die Zeiger…

Gastbeitrag von Gesa Neitzel von Bedouin Writer

Es gibt Orte auf dieser Welt, an denen die Uhren ab und an stehen bleiben. Einfach so, von Zeit zu Zeit, hören die Zeiger auf sich zu drehen. Betrittst du einen solchen Ort, schreiten deine Füße und schweift dein Blick. Eile kennst du nicht mehr. Nur noch den Moment. Ich fand einen solchen Ort im Süden Frankreichs, unweit der spanischen Grenze. Er heißt Le Somail.

Le Somail, das sind eine Handvoll Sandsteinhäuser, die sich entlang des Canal du Midi reihen. Am Ufer lagern Hausboote. Und französische Herren mit Angelruten. Durch enge Gassen brausen Motorroller. Und hinter blauen Fensterläden singt Charles Trenet im Radio. Hier, versteckt in einem unscheinbaren Hinterhof, liegt ein Geheimnis. Ein wahrer Schatz, möchte ich meinen.

Nun gibt es natürlich Geheimnisse, die lieber solche bleiben sollten; die sich nicht umsonst verstecken, weil sie nicht für alle da sind. Von denen darf ich nicht erzählen. Es gibt aber auch Geheimnisse, die geteilt werden sollten, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Das Geheimnis von Le Somail ist eins davon.

Denn was sich in dem unscheinbaren Hinterhof am Canal du Midi versteckt, ist ein magischer Ort namens Le trouve tout du Livre – eine Librairie ancienne, ein Antiquariat. Bis unter die Decke, liebevoll aneinandergereiht, sitzen hier alte Bücher in den Regalen und warten gespannt auf ihre Entdecker. Geschrieben wurden sie von Jules Verne bis Carlos Ruiz Zafon, gekommen sind sie aus der ganzen Welt – und da wollen sie auch wieder hin. Sie wollen mitgenommen werden. Hier sind sie nur auf Zeit.  Ja, Le trouve tout du livre am Canal du Midi ist einer von diesen Orten, an denen die Uhren stehen bleiben. Wenn auch nur für eine Weile.

Le trouve tout du livre
28 Allée de la Glacière
11120 Le Somail, 
Saint-Nazaire-d’Aude, Frankreich

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Wilde Granatäpfel in Montenegro

Gastbeitrag von Justin P. Moore von The Lotus and the Artichoke – Vegane Rezepte eines Weltreisenden Am Faszinierendsten beim Reisen ist es für mich, bei Einheimischen zu bleiben und so…

Gastbeitrag von Justin P. Moore von The Lotus and the Artichoke – Vegane Rezepte eines Weltreisenden

Am Faszinierendsten beim Reisen ist es für mich, bei Einheimischen zu bleiben und so das wahre, echte Leben eines anderen Landes und einer anderen Kultur hautnah zu erfahren. Natürlich macht es Spaß, sich berühmte Sehenswürdigkeiten anzuschauen und in renommierten Restaurant zu essen, aber das wirkliche Vergnügen liegt in den alltäglichen kleinen Details und Ereignissen. Es sind die unerwarteten und spontanen Besuche und Geschehnisse, die am wertvollsten sind und mir am meisten bedeuten.

Vor gar nicht so langer Zeit beschlossen zwei meiner Freunde, einige Monate in Herceg Novi in Montenegro zu verbringen. Vor ihrem Besuch und einigen wenigen Reisegeschichten anderer hatte ich kaum etwas über diese Region gehört. Dies war also die erste Gelegenheit für mich, mir selbst ein Bild vom Balkan zu machen. Meine Freunde organisierten mir für eine Woche eine kleine Wohnung in dem Haus, in dem auch sie untergekommen waren, und ich buchte meine Flüge und besorgte mir einen serbokroatischen Sprachführer.

Gleich bei meiner Ankunft lud uns der Hauseigentümer zum Mittagessen zu sich nach Hause ein. Nichts geht über eine herzliche Begrüßung! Der Blick vom Balkon aus war fantastisch. Es war unbeschreiblich schön, mit meinen Freunden schnackend bei einem Kaffee draußen auf dem Balkon zu sitzen und dabei die Aussicht über Baumwipfel und Dächer bis hin zum tiefblauen Wasser der Bucht von Kotor zu genießen.

Es mag sich nicht sehr spannend anhören, aber meine schönste Erfahrung bei dieser Reise war ein nachmittäglicher Ausflug aufs Land mit meinen Freunden. Wir liehen uns ein Auto und fuhren einfach drauflos. In einem kleinen Café gleich am Wasser machten wir Mittagspause und schlenderten dann durch die mittelalterliche Stadt Kotor. Auf der Rückfahrt, auf den sehr kurvenreichen Landstraßen, gerieten wir in einen heftigen Regen. Es war wie eine Reise in die Vergangenheit. Wir sahen alte, verfallene kleine Häuser und Bauten, urige Kirchen und alte Friedhöfe und eine Landschaft voller Obst- und Olivenbäume an uns vorbeifliegen.

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Und dann tauchten plötzlich Granatapfelbäume auf! Wir hielten am Straßenrand, ich sprang aus dem Auto und pflückte mir ein paar Granatäpfel direkt vom Baum. Dann ging es weiter, und ich saß fröhlich auf der Rückbank, mümmelte an einem der Granatäpfel und ließ tief beeindruckt die fantastische Landschaft an mir vorüber ziehen…

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Liebes Bulgarien!

Gastbeitrag von Gudrun Krinzinger von reisebloggerin.at Liebes Bulgarien, du bist eine Herausforderung. Du verkaufst Kaffee zum Davonlaufen, dünn und geschmacklos. Du versteckst deine Schätze und Heiligtümer in abgedunkelten Kathedralen, die von außen unscheinbar…

Gastbeitrag von Gudrun Krinzinger von reisebloggerin.at

Liebes Bulgarien, du bist eine Herausforderung. Du verkaufst Kaffee zum Davonlaufen, dünn und geschmacklos. Du versteckst deine Schätze und Heiligtümer in abgedunkelten Kathedralen, die von außen unscheinbar und langweilig daherkommen und erst im Inneren ihre volle Pracht entfalten. Dein Straßenpflaster in Sofia fordert mich als Touristen auf, des Nachts mit einer Taschenlampe den Weg zu beleuchten, denn Straßenbeleuchtung ist Mangelware und deine Gehsteige sind rissig und holprig. Deine Kinder küssen Ikonen, die Gläubigen stehen Schlange bei einem Bild und die Priester daneben lächeln ihr geheimnisvolles Lächeln.

Liebes Bulgarien, du bist spröde und abweisend, lässt dir nicht in die Karten schauen. Du wirkst arm und erledigt, aber deine Herzlichkeit ist echt. Du bist gastfreundlich, offerierst mir deinen Wein und schenkst mir ständig nach. Du bist stolz auf deine Geschichte und erzählst mir mit Begeisterung davon.

Die Kellnerin, die sich vor Lachen verschluckt, als ich mich am bulgarischen Wort für danke versuche, der Akkordeonspieler, der huldvoll nickt, als ich ihm eine Münze in seinen Pappbecher werfe, die Schachspieler im Park in Plovdiv, die sich stolz aufrichten, als ich frage, ob ich sie fotografieren darf und der Guide in der Moschee, der mir sein Gebetshaus zeigt. Du steckst voller Begegnungen mit lebenslustigen und wunderbaren Menschen, die ein Funkeln in den Augen haben.

Und während der Akkordeonspieler sein nächstes Lied anstimmt (Time to say Goodbye) und ich mich summend umdrehe, weiß ich schon, du und ich, wir werden Freunde!

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Bolivien – Auf dem Mond mit Flamingo und Lama

Gastbeitrag von Anja Beckmann von Travel on Toast Eine der bizarrsten Landschaften, die ich auf meiner Weltreise gesehen habe? Definitiv das Gebiet um die Salzwüste Salar de Uyuni. Sie ist ein…

Gastbeitrag von Anja Beckmann von Travel on Toast

Eine der bizarrsten Landschaften, die ich auf meiner Weltreise gesehen habe? Definitiv das Gebiet um die Salzwüste Salar de Uyuni. Sie ist ein Prachtstück, ebenso wie die Salvador-Dali-Wüste mit ihren interessanten Gesteinsformationen und den tierischen Bewohnern der Gegend.

13 Stunden im Nachtbus brachten mich vom bolivianischen Regierungssitz La Paz zum Ziel. Es war eine lange Fahrt im vollgestopfen Bus, unser Fahrer fuhr ohne Halt durch. Am und um die höchste Salzpfanne der Welt (auf 3.653 Metern) herum waren wir drei Tage lang mit einem Jeep unterwegs. Wir aßen draußen und übernachteten in einfachen Unterkünften, duschen ging in dieser Zeit nicht. Tagsüber war es schön warm in der Sonne, nachts schnatterte ich vor Kälte in meinem Bett. Ich zog meine Jacke über Pulli und T-Shirt, zog die Decke eng um mich – nichts half so richtig.

Doch ich wurde dafür reichlich entschädigt: Mit meiner Gruppe sah ich sensationelle Bilder. Die Salar war im Januar in der Regenzeit mehr ein See als eine Wüste. Wir fuhren mit dem Jeep durch das flache Wasser, vorbei an kantigen Salzbrocken. Natürlich machten wir – wie viele andere Besucher auch – Bilder von der weiten Wasserfläche, in der sich die Wolken spiegelten. Von dort aus ging es in die sandfarbene Wüste mit schneebedeckten Bergen und Vulkanen. Auch sehr beeindruckend waren eine rote Lagune, Geysire und heiße Quellen.

Leider litt ich irgendwann unter der Höhe (bis zu 5.000 Meter), ich hatte Kopfschmerzen und mir war schwindelig. Doch Halluzinationen waren es nicht, die mich neben der
Mondlandschaft auch Lamas und rosafarbene Flamingos sehen ließen. Alles echt, alles unglaublich farbintensiv.

Diese Tour war kein großer Schritt für die Menschheit, doch ein unvergessliches Erlebnis für mich.

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Blast from the past – Die Reise nach Zimbabwe

Gastbeitrag von Vera Wolters von Finding the Universe Weihnachten 1990. Alles läuft wie am Schnürchen: Morgens Geschenke verpacken, mittags ein leichtes Essen, nachmittags schick anziehen und in die Kirche, wieder…

Gastbeitrag von Vera Wolters von Finding the Universe

Weihnachten 1990. Alles läuft wie am Schnürchen: Morgens Geschenke verpacken, mittags ein leichtes Essen, nachmittags schick anziehen und in die Kirche, wieder zurück zum Singen vor dem geschmückten Baum, anschließend Bescherung und als Weihnachtsmahl Fondue. Schön!

Doch halt, zu früh gefreut: Auf einmal wird mir speiübel, und ich kotze das ganze Essen wieder aus. Das hängt mir nach. Da gibt’s einmal im Jahr Fondue und dann so was! Ursache ist das Lariam, das ich während der nächsten Wochen als Malaria-Prophylaxe einnehmen soll.

Was denn, Weihnachts-Malaria? Aber nein: Meine Patentante hat mich für die Weihnachtsferien nach Zimbabwe in Afrika eingeladen! Während der letzten Jahre hat sie dort bei „Ärzte ohne Grenzen“ gearbeitet und nun ist ein Besuch fällig – mit mir, dem elfjährigen Patenkind, im Schlepptau.

Und so geht’s los. Beim Stop-Over in Lissabon fahren wir zum Frühstücken in die gerade erwachende Stadt. Ein kleines Abenteuer, das seine Krönung findet mit der Taube, die meiner Patentante auf den Kopf kackt. Diese findet das nicht ganz so lustig wie ich, erklärt aber: „Das bringt Glück!“

In Zimbabwe wohnen wir bei Freunden. Eine nichtsahnende Spinne, die ich in einem Winkel meines Zimmers erspähe, beunruhigt mich so sehr, dass der gutmütige Herr des Hauses extra eine Leiter holt, um das Tierchen entfernen zu können. Auch entdecke ich ein Stäbcheninsekt, das ich aber großzügig für harmlos befinde, obwohl es dreimal größer ist als die Spinne. Schon klar, Vera.

Oh ja, die Tier- und Reptilienwelt Zimbabwes! Nichts, was betatscht werden darf, ist vor mir sicher; nicht mal Schlangen und kleine Krokodile. Eine Schildkröte, die ich von einer Straße rette, pinkelt mir zum Dank über die Hand. Jetzt grinst meine Patentante. Bringt das auch Glück?

Wir sehen Gazellen, Gnus, Elefanten, Krokodile, Flusspferde, Kraniche und anderes Getier. Darunter auch faustgroße schwarze Käfer, die mich aber eher weniger faszinieren, da sie zu Hunderten in dem Pool treiben, in dem ich schwimmen wollte. Dann halt nicht.

Fast am Ende der Reise nehmen wir eine uralte Dampflok zum Zambezi River, und von da aus geht es zu den Victoria Falls. Ich verschieße vor lauter Aufregung mindestens einen Film. Zu Hause stellt sich heraus, dass von den ganzen Fotos kein einziges die Schönheit der gewaltigen, sich in die Tiefe ergießenden Wassermassen wieder gibt. Ich klebe sie trotzdem alle in mein Album ein. Sie erinnern mich daran, dass man manche Dinge eben selber gesehen haben muss.

Ich habe bis vor gar nicht langer Zeit gedacht, dass meine Patentante schon irgendwie Perlen vor die Säue warf, als sie mich als Elfjährige auf so eine tolle Reise eingeladen hat, aber mittlerweile bin ich anderer Meinung. Denn warum hopse ich so unbedarft durch die Weltgeschichte und bin diese Weihnachten wieder mal ganz weit weg, Malaria-Prophylaxe inklusive? Weil ich Orte durch meine eigenen Augen sehen und erleben will. Selbst wenn mir dabei manchmal ein Vogel auf den Kopf kackt. Bringt doch Glück!

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Gesichtslose Reisebekanntschaft

Gastbeitrag von Gerhard Liebenberger von Andersreisen Grußlos lässt er sich in den blauen Sitz am Vierertisch im Eurocity von Salzburg nach München fallen. Meinem „Servus“ entgegnet er erst mit strengem Blick…

Gastbeitrag von Gerhard Liebenberger von Andersreisen

Grußlos lässt er sich in den blauen Sitz am Vierertisch im Eurocity von Salzburg nach München fallen. Meinem „Servus“ entgegnet er erst mit strengem Blick und erwidert den Gruß in breitem Bayerisch. Dann drückt er den olivfarbenen Rucksack neben sich zwischen die Lehnen damit niemand mehr Platz hat.

Die Haut ist noch straff aber mit Halbglatze und Brille wirkt der junge Mann älter. Vermutlich hat er den 30. Geburtstag gerade erst hinter sich. Die drei nicht ganz verheilten Löcher im linken Ohr passen nicht zum biederen Auftreten des Mannes. Weißes T-Shirt, beiges Leinenhemd, graubraune Weste und ein gleichfarbiges Gilet trägt er im Lagen-Look übereinander. Die petrolblaue Jacke hängt bereits am Haken, eingetrockneter Schmutz klebt am Rücken und dem Ärmelbund.

„Guten Morgen, Fahrscheine bitte!“ tönt es vom Wagenende. Gemeinsam mit dem Ticket holt er ein dickes Buch aus dem Rucksack. Und auch das Telefon, das gerade zu zwitschern beginnt. Der bayerische Akzent ist nun verflogen, nur Wortfetzen hören die Sitznachbarn. „Spaß ist immer gut.“ spricht er, ohne die Mine zu verziehen, ins Mobiltelefon. Dann ist von einer „Gesichtsoperation“ und „neuem Gesicht“ die Rede. Die Finger streichen während des Telefonats über den Buchdeckel. „Einweihung“ steht in Druckbuchstaben am unteren Rand. Darüber eine düstere Abbildung eines Gesichtes. Kantig, mit strengen Linien.

Er legt auf, blättert im Buch und gibt nicht mehr von seinem Leben preis. Ich könnte nachfragen und nachbohren. Könnte mehr wissen wollen über die Gesichtsoperation und warum trotz akkurater Kleidung Schmutz an der Jacke klebt. Aber es bleibt bei einer kurzen, wortlosen Reisebegegnung. Nach dem Aussteigen ist sie wieder vergessen wie die meisten Begegnungen im Zug. „Unser nächster Halt: München Ost!“ kracht es im Lautsprecher. Der Mann nimmt Rucksack und Jacke und verlässt den Platz. Ein grußloser Abschied. Diesmal gibt’s auch von mir kein „Servus“.

Dich lasse ich aber nicht grußlos ziehen. Nämlich zum nächsten Adventsöckchen. Vielleicht findest Du es am 10. Dezember im meinungs-blog.de, zwischen den Büchern im eliterator.blog.de oder riskiere einen Blick durchs vierfärbige Fenster beim windowsbunny.de.

Dieser Beitrag ist Teil eines Blogger-Adventskalenders, der bereits zum 5. Mal stattfindet. Jeden Tag öffnet sich ein Türchen in einem anderen Blog.

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