Eco. Life. Style.

Kategorie: Travel. Outdoor.

Auf dem Jakobsweg: Tag 4, Akeretta

Um sechs Uhr früh sehen wir aus unserem Fenster bereits die Pilgerkarawane aus der großen Herberge – 120 Personen schlafen in einer Halle – losziehen. Der nächste Tag ist lang…

Um sechs Uhr früh sehen wir aus unserem Fenster bereits die Pilgerkarawane aus der großen Herberge – 120 Personen schlafen in einer Halle – losziehen. Der nächste Tag ist lang und um so mehr genießen wir das schöne Landhotel. Ein altes, sehr schön renoviertes Steinhaus auf einem Dorfplatz in Akeretta – gleich nach Larrosana. Auf der Weide einige Stuten mit ihren Fohlen. Langsam kann ich realisieren, dass ich auf dem Weg bin. Die Landschaft ist noch sehr abwechslungsreich und die asphaltierten Wege werden hin und wieder durch Waldwege aufgelockert.

Ich bin mit meinem Partner unterwegs. Es gibt dazu verschiedene Meinungen. Viele meinen, man sollte lieber alleine gehen. Der gemeinsame Weg könnte die Partnerschaft zu sehr belasten. Ja, es stimmt. Einfach ist es nicht, die verschiedenen Ansätze und Vorstellungen unter einen Hut zu bringen. Für mich steht das Spüren des Weges im Vordergrund, während es Konrad mehr in Richtung Ziel zieht. Ich spüre auch stark, dass mir meine Seele über den Körper mitteilt, wie viel ich ihm zumuten darf. Es braucht über eine Woche, bis wir eine gemeinsame Linie gefunden haben um den Rest des Weges harmonisch zu gestalten. Mit einem kleinen Ritual, bei dem wir gemeinsam an einem starken Ort zwei Steine niederlegen, starten wir den gelungenen Neubeginn.

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Auf dem Jakobsweg: Tag 2 und 3, St. Jean Pied de Port und Pyrenäenpass

Wir starten am 5. Mai erst gegen 10 Uhr in St. Jean Pied de Port, weil wir nur eineinhalb Stunden bis Hutto gehen wollen. In Orisson ist kein Platz mehr….

Wir starten am 5. Mai erst gegen 10 Uhr in St. Jean Pied de Port, weil wir nur eineinhalb Stunden bis Hutto gehen wollen. In Orisson ist kein Platz mehr. Zu dieser Zeit ist es in dem idyllischen Ort St. Jean Pied de Port wieder ruhig. Die meisten Pilger sind bereits unterwegs. Täglich begeben sich in diesen Tagen bis zu 400 Personen auf den Weg. Oben im Torbogen bei der Brücke verabschiedet mich eine kleine Marienfigur.

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Am nächsten Tag gehen wir bei schönem Wetter den bergauf asphaltierten Weg über den Pyrenäenpass. Wir hören, dass das Wetter am Tag vorher sehr schlecht war. Nebel und Kälte haben den Pilgern zu schaffen gemacht und manche haben für den Weg erschöpfende elf Stunden gebraucht. Unterwegs beim Aufstieg kann ich bei einer Marienfigur, der Vierge de Biakorri, die auf einer Felsformation steht, Danke sagen für den angenehmen Aufstieg auf den Pass nach Roncevalles. Auf der Passhöhe geht es dann auf einem Pfad über die Grenze von Frankreich nach Spanien.

Wir dürfen in der sehr schönen Klosterkirche von Roncevalles einen Pilgergottesdienst mit Pilgersegen erleben. Die Kirche ist voll und ebenso alle Herbergen und Pensionen/Hotels. Wir haben unser Zimmer schon am Vorabend reserviert. Für mich ist es noch ungewohnt, nach den ruhigen Wegen durch Österreich und der Schweiz plötzlich mit so vielen Wanderern konfrontiert zu sein.

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Auf dem Jakobsweg: Tag 1, Anreise

Mit dem Flugzeug fliegen mein Partner Konrad und ich nach Paris und fahren dann mit dem TGV sehr bequem und genußvoll nach Bayonne. Von dort geht es gemeinsam mit vielen…

Mit dem Flugzeug fliegen mein Partner Konrad und ich nach Paris und fahren dann mit dem TGV sehr bequem und genußvoll nach Bayonne. Von dort geht es gemeinsam mit vielen Pilgern in einem Regionalzug noch 90 Minuten nach St. Jean Pied de Port. Für Konrad ist es das letzte Teilstück des Jakobsweges. Über 2.500 Kilometer liegen schon hinter ihm und am Ziel wird er 3.300 Kilometer von Wien (Wolfsthal) bis Santiago geschafft haben. Ich musste leider den Weg voriges Jahr in Lausanne wegen meiner Gallenbeschwerden aufgeben.

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Um nicht gleich am ersten Tag eine Monstertour – 7,5 Stunden Gehzeit nach Roncevalles vorwiegend bergauf – machen zu müssen, empfiehlt es sich, entweder nach 1,5 Stunden in Honto/Hutto (Tel.: 0033559371117) im Schlafsaal oder im Doppelzimmer (48 Euro), oder nach 2,5 Stunden Gehzeit in der Aubergue Orisson (Tel.: 0033559491303) zu übernachten. Für die zweite Herberge sollte man aber schon von zu Hause aus reservieren, denn diese Idee haben andere auch.

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Auf dem Jakobsweg: Von St. Jean Pied de Port bis Santiago de Compostella

Seit 14 Jahren bin ich auf dem Jakobsweg unterwegs. Teilweise mit meinem Partner und teilweise mit Gruppen. Jahr für Jahr. Jetzt lässt er mich nicht mehr los. Er ist für…

Seit 14 Jahren bin ich auf dem Jakobsweg unterwegs. Teilweise mit meinem Partner und teilweise mit Gruppen. Jahr für Jahr. Jetzt lässt er mich nicht mehr los. Er ist für mich ein Stück Heimat geworden. Das Unterwegssein, das Wandern, das Pilgern ist ein zutiefst existentielles Geschehen und bringt den Aspekt der Tiefe, der Langsamkeit, der Intensität und der Spiritualität in unser Leben. Ein Gefühl der Freiheit stellt sich ein. Das betrifft in erster Linie das Gehen über mehrere Wochen.

Am Anfang des Weges ist das Ende so fern. Rückblickend scheint die Reise nicht länger als einen Tag gedauert zu haben. Der Weg ist oft mühsam, manchmal eine Überwindung, aber immer eine Befreiung. Hier auf The bird’s new nest könnt ihr mich auf meiner Wanderung begleiten. Wir gehen den Jakobsweg von St. Jean Pied de Port bis Santiago de Compostella, 800 Kilometer lang. Diese Reise hat 2009 stattgefunden, einiges mag deshalb veraltet sein, aber in meiner und in Folge auch in eurer Erinnerung wird jeder Tag wieder ein Teil unserer Gegenwart!

„Mögen sich die Menschen als Pilger auf den Weg machen – und danach als Pilger weitergehen!“ Peter Lindenthal (Autor der Wanderführer “Auf dem Jakobsweg durch Österreich” und “Auf dem Jakobsweg durch Süd-Österreich, Slowenien und Südtirol”)

Ich freue mich auf unseren gemeinsamen Weg!

 

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Der Weg ist das Ziel: Von Wien nach Oslo – ohne Flugzeug

Manchmal stelle ich schon meine eigene Zurechnungsfähigkeit in Frage. Heute ist wieder so ein Tag. Es ist 7:50 Uhr, ich komme wie gerädert am Bahnhof in Hamburg an. Die letzte Nacht…

Manchmal stelle ich schon meine eigene Zurechnungsfähigkeit in Frage. Heute ist wieder so ein Tag. Es ist 7:50 Uhr, ich komme wie gerädert am Bahnhof in Hamburg an. Die letzte Nacht habe ich im Liegewagen auf dem Weg von Wien in die deutsche Hansestadt verbracht. Eigentlich fahre ich ja gerne über Nacht mit dem Zug. Die Theorie klingt ja auch wirklich klug. Man steigt abends zuhause in die Bahn, erspart sich eine Hotelnacht und kommt am nächsten Morgen entspannt an seinem Zielort an.

Genau, die Betonung liegt auf „Theorie“. Denn in letzter Zeit habe ich einfach zu oft Pech gehabt. So wie in dieser Nacht, in der ich um 20 Uhr bereits meinen Schlafplatz – einen 6er Liegewagen – betreten hatte. Meine Mit-SchläferInnen: Eine kurzhaarige Deutsche, die – wie sich später herausstellte – nicht nur dank ihrer zehn Jahre in Wien mehr Meidlinger „L“ hatte als Mundl höchstpersönlich, sondern auch jeden noch so anstrengenden Menschen geduldig lächelnd zum Tratschen ermunterte. Kinderkrankenschwester, ich verstehe! Da war dann noch eine ältere Deutsche, die sich am nächsten Morgen um 5 Uhr früh vor allem dadurch auszeichnen sollte, dass sie keine Ahnung hatte, wie ihr Handy-Wecker auszustellen war. Und dann noch dieser dickleibige Bahn-Pendler, der jede Einladung für ein Gespräch mit Freuden (und einem endlosen Gesprächsfluss) wahrnahm – besonders wenn es um sein Lieblingsthema ging: Wie kann die Bahn nur den Autozug einstellen wollen, also wirklich! Ja, und dieser wohlbeleibte Herr, der bereits seit 40 Jahren in Deutschland lebt, hat in dieser Nacht wohl den einen oder anderen Regenwald ausgerottet. Was er dem Wald an Bäumen weggesägt hat, das hat er mir an Schlaf geraubt. Herzlichen Dank!

Ich sag’s ja, manchmal zweifle ich schon an mir. Oder vielmehr an meinen Entscheidungen. Die Reise ist nämlich nach der zwölfstündigen Zugfahrt von Wien nach Hamburg noch längst nicht zu Ende, vielmehr geht’s jetzt erst richtig los!

Wo, ähm, wie geht’s hier nach Oslo?

Zurück zum Anfang. Als Teil einer Reiseblogger-Vereinigung bin ich eingeladen worden, um mit der DFDS Seaways von Kopenhagen nach Oslo und wieder zurück zu schippern. Dass es dabei nicht nur um die Fahrt auf der Luxus-Fähre geht, sondern Austausch, Kennenlernen und gemeinsames Projekte-Schmieden unter den Bloggern im Vordergrund stehen, ist klar. Und natürlich der Spaß, aber der ist bei den Destination – vor allem aber dem Weg dorthin – ohnehin inkludiert.

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Apropos Weg: Freilich, Flüge von Wien nach Kopenhagen sind leicht gefunden, günstig und schnell, schließlich dauert die Reise von Gate zu Gate weniger als 1,35 Stunden.  Aber irgendwie wäre das ja zu einfach – und schon gar nicht umweltfreundlich, also versuche ich es einmal auf andere Art und Weise. Per Bahn und Boot. Ein Abenteuer, bei dem der altbekannte Spruch „Der Weg ist das Ziel“ nicht nur wegen der langen Reise kaum treffender sein könnte. Auf so einem Weg gibt es so einiges zu erleben.

Unterwegs

20 Uhr Zugabfahrt Wien – 7:50 Uhr Ankunft Hamburg
9: 28 Uhr ICE Hamburg nach Kopenhagen – 14:24 Uhr Ankunft
Per Straßenbahn (gratis, denn das Ticket ist in der Zugfahrt inkludiert) zur Anlegestelle der DFDS Seaways
16:15 Uhr Abfahrt mit der Fähre – Ankunft 9:45 Uhr in Oslo

Soweit so gut!

„Wie, wir fahren mit dem ICE Fähre?“ – bei der Frage merkt man wieder, wie gut ich mich auf die Reise vorbereitet hatte. Tatsächlich, so erklärt mir mein lieber Mitreisender und Bahn-Freak Gerhard (er ist natürlich bestens informiert) bringt der ICE TD mit Dieselantrieb der Deutschen Bahn Reisende täglich entlang der „Vogelfluglinie“ von Hamburg nach Kopenhagen. Und das ist nur möglich durch eine 45-minütige Überfahrt über den Fehmarn Belt in Puttgarden, da fährt der Zug direkt in den Bauch einer Scandlines Fähre, die ihn dann zum Fährhafen in Rødby bringt. Hört sich spannend an, oder? Tatsächlich ist das Ganze dann weniger aufregend: Man steigt auf der Fähre aus dem Zug aus, holt sich einen Café im riesigen Bistro der Fähre und genießt den am besten auf dem Freidach, Fahrtwind inklusive. Kurz vor der Ankunft setzt man sich dann wieder auf seinen Platz in den Zug – und weiter geht die Fahrt Richtung Oslo. Das Video der Deutschen Bahn ist zwar Werbung pur, aber ja, so sieht die Überfahrt aus.

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So eine Fähre wünsch‘ ich mir

Wer jetzt denkt, nach der Fährenfahrt nach Kopenhagen sei er vorbereitet auf die Fahrt mit der DFDS Seaways, der liegt falsch. Fähre?! Ja, tatsächlich nennt sich die DFDS Crown und ihr Schwesterschiff, die DFDS Pearl, mit der es später zurück von Oslo nach Kopenhagen gehen sollte, „Fährschiff“. Aber eines mit elf Stockwerken, zahlreichen Restaurants – von der Gourmet-Pizzeria bis zum All-You-Can-Eat-Buffet -, Bars mit Livemusik, Clubs, Spa, Konferenzräumen, und sogar einer Ausnüchterungszelle.

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Dass Letztere durchaus ab und an gebraucht wird, das wird auf der Überfahrt klar, nutzen doch ein paar Gäste die Luxus-Überfahrt als eine Art „Schulausflug für Erwachsene“. „I just want to tell you, whoever wants to have sex with me tonight, you can find me…“, wo man den ziemlich angetrunkenen Enddreißiger finden könne, das geht im Lallen und Brabbeln desselben unter. Leicht genervt wird er von seinen nicht minder beschwipsten Freunden weggezerrt – nur um wenige Minuten später wieder aufzutauchen. Erst als er irgendwann merkt, dass sein Angebot auf eher verhaltenes, bis nicht vorhandenes Interesse stößt, zieht er weiter. Wohin, bleibt unbekannt, nur soviel: Die Ausnüchterungszelle blieb in dieser Nacht leer…

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Anders das Schiff am nächsten Morgen: Da wuselten die Menschen in den Gängen, hielten ihre Fotoapparate griffbereit und drängten sich zu den besten Aussichtspunkten. Die gab es zugegebenermaßen fast überall – und das ist gut so, ist doch die Anfahrt auf Oslo mit seinen Fjorden, Seemöwen, kleinen, bunten Häusern tatsächlich ein Erlebnis. Eines, wegen dem allein sich die langsame Anreise-Variante auf die norwegische Hauptstadt lohnt!

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Der Vergleich in Zahlen

Fluglos von Wien nach Oslo und retour:               Mit Flug (Vergleichsdaten via checkfelix.com):

142 Stunden (Hin, ebenso viele retour)                 Rund 10 Stunden

435,5 Euro                                                        130 bis 140 Euro

Den CO2-Ausstoß hätte ich gern verglichen, bloß die dazugehörigen Zahlen konnte man mir leider nicht liefern. 

Für mich steht fest: Die langsame Reise mit Bahn und Boot mag zeit- und kostenfeindlicher, dafür aber vermutlich etwas umweltfreundlicher sein. Erlebnisreicher ist sie allemal!

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Irgendwo simma alle Einheimische auf Zeit

„Bei all unseren Erlebnissen geht es um Beziehungen.“ Als Christian Hlade, Gründer des steirischen Wanderreiseveranstalters Weltweitwandern, mit diesen  Worten unser gemeinsames Wochenende einläutet, spricht er nicht nur von seinem Kerngeschäft, dem Reisen. Um…

„Bei all unseren Erlebnissen geht es um Beziehungen.“ Als Christian Hlade, Gründer des steirischen Wanderreiseveranstalters Weltweitwandern, mit diesen  Worten unser gemeinsames Wochenende einläutet, spricht er nicht nur von seinem Kerngeschäft, dem Reisen. Um Beziehungen drehen sich auch die nächsten drei Tage hier im kärntnerischen Knappenberg.

Die Guides "aufgefädelt". Foto: Doris

Neben Christian sitzen Abdellah und Abdelmalek aus Marokko, Sonam Sherpa aus Nepal und Tsewang aus dem indischen Ladakh aufgefädelt wie die Zinnsoldaten auf ihren Stühlen. Alle vier haben eines gemeinsam: Als Fremden- und Bergführer für das CSR zertifizierte Weltweitwandern führen sie Reisende, Interessierte, Wanderer durch ihre Heimat und bauen Brücken zwischen den Gästen und Einheimischen. Die letzten Wochen wurde der Spieß umgedreht: Die vier waren zu Gast in Österreich.

Bespaßung, darin sind die marokkanischen Guides Experten. Foto: Doris

Seit Jahren laden der ehemalige Architekt Hlade und sein Team die Weltweitwandern-Guides von der Mongolei über Madeira bis Madagaskar zu Schulungs- und Trainings-Zwecken nach Europa. Hier verbessern die Männer und Frauen nicht nur ihr Deutsch, um die Touren in ihren Ländern professioneller durchführen zu können; sie werden auch auf den Grazer Schlossberg geführt und hören klassische Musik, hier werden Apfelstrudel auf ihre Teller geladen und sie können auf Wandertouren braune Ferkel fotografieren. Kurz: Sie werden selbst zu Touristen und treten in Beziehung mit dem Weltweitwander-Team in Österreich, mit ehemaligen Gästen, die zu Freunden geworden sind, mit Interessierten, mit der Kultur derjenigen, denen sie später ihr Land näher bringen.

Weltweitwandern und JUFA verbindet (einiges). Foto: Doris

„Unsere Gäste werden zu Einheimischen auf Zeit,“, beschreibt Christian Hlade die Philosophie seines Unternehmens, das er vor rund 15 Jahren gegründet hat, „weil Reisen das ist, was ich richtig gut kann.“ Dass es dabei nicht um eine „Dauer-Bespaßung“ durch die einheimischen Reiseführer geht, sondern um das Miteinander, das wird er nicht müde zu betonen: „Weltweitwandern ist keine Busrundreise, wir sind ein Team. Alles passiert miteinander.“ Was er nicht sagt – nicht zu sagen braucht – das spürt man ohnehin in jeder Bewegung, jeder non-verbalen Interaktion: Inder oder Österreicher,  Guide oder Gast, Chef oder Angestellter – man begegnet sich auf einer Ebene. Die Basis von allem sind der gegenseitige Respekt und das Wissen, dass ein gleichwertiger Austausch passiert, dass Lernen in beide Richtungen geschieht.

Und Juuump: Christian mitten unter den "Jungs". Foto: Doris

Was für die Trekking-Tour durch den Norden Tansanias oder für die Wanderung in Nepal gilt, das gilt auch für die (Schulungs-)Besuche der Guides in Österreich. Da diesmal gleich vier Reiseführer aus allen Ecken der Welt in Österreich zu Gast sind, hat Weltweitwandern Gäste, Interessierte, ehemalige und zukünftige Kunden zu einem Treffen- und Austausch-Wochenende nach Knappenberg eingeladen. Gekommen sind über 40 Menschen, bunt gemischt, alt und jung, erfahrene und weniger erfahrene Reisende aus Österreich und Deutschland. Ich bin eine davon.

Gemeinsames Abendessen. Foto: Doris

Getrieben sind wir alle wohl vor allem von einem: Von unserer Neugier – auf die Guides aus Marokko oder Ladakh, auf die Dia-Vorträge zu den Ländern, die zwei Abende lang auf uns warten, auf die Wanderung in der ehemaligen Heimat des Dalai Lama-Weggefährten Heinrich Harrer. Angezogen sind wir aber wohl auch von dem Ort des Geschehens: Der vor vierzehn Tagen eröffneten JUFA Knappenberg, ein Jugend- und Familien-Gästehaus, das hoch über der Bergbaugemeinde Hüttenberg in seinem Bau an Tibet erinnert und – laut Website – einen atemberaubenden Ausblick auf die Gipfel der Norischen Region bietet. Bei Letzteres hat man nicht zuviel versprochen, auch das Buffet mit frisch (schau-)gekochtem Wok-Gemüse, die Wellness-Landschaft und vor allem der rundum offene, mit asiatischen Lampions geschmückten und mit Tee-Samowaren ausgestattete „Sonnentor“-Raum können sich sehen lassen. Bloß auf den Tibetischen Kräutergarten und einige andere Details, die schon im Prospekt gezeigt werden, muss man noch bis zur offiziellen Eröffnung im Herbst warten.

Der Raum "Sonnengruß" lädt zu Teezeremonien oder einfach nur zum Meditieren ein. Foto: Doris

„Vor ein paar Wochen war hier noch Baustelle“, weiß der Ex-Architekt Hlade, der im Jahr 2000 in Ladakh, wo er seine Diplomarbeit geschrieben hatte, eine Schule baute. Er berichtet dabei nicht nur aus eigener fast 10-jähriger Erfahrung mit Bauprojekten, sondern aus direktem Wissen – handelt es sich beim Architekten des JUFA Hauses doch um Herwig Moosbrugger, seinen ehemaligen Architekten-Chef und Freund. Den hat der Familienvater mit Bildern aus Tibet sowie Bhutan beim Bau inspiriert und hat somit auch hier in Knappenberg seine Finger im Spiel.

Heinrich Harrer Museum. Foto: Doris

Es ist ein Haus der Verbindung – nicht nur der verschiedenen Kulturen. Es geht auch darum, die bis zu 152 Gäste mit den Einheimischen der 1.500 Einwohner-Gemeinde in Beziehung und Dialog zu bringen. Dafür sorgen nicht nur das für alle offen stehende Café- sowie Restaurant- und der Wellness-Bereich, die Kegelbahn im untersten Geschoß des Hauses ist bereits von einer örtlichen Seniorengruppe eingeweiht worden und soll ab sofort jeden Donnerstag bespielt werden.

Lingkor - farbenprächtige Stupas und Gebetspfade mitten in Österreich. Foto: Doris

Eine Philosophie, wie sie nicht besser zu Weltweitwandern passen könnte. Wie gesagt, es geht schließlich immer um Beziehungen!

 

MEHR: 

Weltweitwandern
Gaswerkstraße 99
8020 Graz

Tibet JUFA Knappenberg
Knappenberg 70
9376 Knappenberg

Heinrich Harrer Museum
Bahnhofstraße 12
9375 Hüttenberg

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Grün im großen weißen Norden – Fauna und Flora

Bereits in der Abizeitung wurde ich zum „Öko der Stufe“ gewählt. Irgendwie war das ein Image, das ich schon sehr früh an mir haften hatte, obwohl ich mich erst seit…

Bereits in der Abizeitung wurde ich zum „Öko der Stufe“ gewählt. Irgendwie war das ein Image, das ich schon sehr früh an mir haften hatte, obwohl ich mich erst seit einigen Jahren wirklich verstärkt mit Nachhaltigkeit auseinandersetze. Heute ist mein Öko-Dasein eigentlich kaum mehr zu verbergen, aber im Gegensatz zu damals schäme ich mich dafür auch nicht mehr. Für mich ist es kein Problem mehr, wenn mich die Leute als „Öko“ oder „treehugging Hippie“ bezeichnen. Irgendwie ist es für mich sogar ein Kompliment. Denn diese Werte sind mir wichtig. Und eben genau dieser „treehugging“-Aspekt, oder auf Deutsch „das Baumknutschen“, gehört für mich ganz integral zu meinem Erleben von Nachhaltigkeit.

Das bedeutet nicht, dass ich tatsächlich Bäume knutsche (wobei, umarmt werden sie doch hin und wieder), sondern vielmehr im übertragenen Sinne, dass ich die Natur unglaublich liebe und wertschätze. Ich finde es immer wieder faszinierend, die Schönheit dieses Planeten zu erleben und mich eins mit ihm zu fühlen. Dieses Erleben ist auch ein Stück Achtsamkeit. Wenn ich einen Vogel über das Gras hüpfen sehe, wenn ich anmutige Berghänge oder Knospen erblühen sehe, dann weiß ich jedes Mal, dass das Leben schön ist und dass ich diesen Planeten und seine Lebewesen schützen möchte.

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Bevor ich nach Kanada gegangen bin, war ich deshalb natürlich sehr neugierig auf die Fauna und Flora, auf die ich treffen würde. Leider muss ich sagen, dass ich bisher noch in keinem Nationalpark war und keinen Bären oder Elch getroffen habe. Ich musste feststellen, dass man die Parks ohne Auto quasi kaum erreichen kann. Ein Bus fährt nur sehr selten und passt dann überhaupt nicht in meine Arbeitswoche hinein. Aber bislang habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, doch noch in die große Wildnis auszureißen.

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Bis dahin erkunde ich die kleineren Naturgebiete, die um und in Toronto liegen. Auf den kleinen Ausflügen habe ich die Schönheit dieser Erde getroffen. Am meisten freue ich mich natürlich über die Tiere, die es bei uns nicht oder kaum gibt. So habe ich mich bereits zweimal wie ein kleines Kind gefreut, als auf einmal ein Waschbär vor mir auf den Bürgersteig hopste. Ein weiterer Favorit sind die kleinen Streifenhörnchen, die ich im High Park getroffen habe.

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Eichhörnchen gibt es bei uns zwar auch, aber nicht in diesem Ausmaß. Ich sehe hier jeden einzelnen Tag mindestens fünf Eichhörnchen. Hier in Kanada sind sie schwarz oder braun und etwas größer als bei uns.

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Für die Kanadier sind sie wohl ähnlich wie Tauben, aber ich freue mich jedes Mal immer noch unglaublich über die putzigen kleinen Tiere, die mir einen Moment des Tages versüßen. Auch interessante Vögel gibt es hier, die ich nicht kenne. Unter anderem habe ich eine kleine Art des Spechts gesehen.

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In einigen Gebieten, in denen ich unterwegs war, gibt es Koyoten, aber leider habe ich bisher noch keinen zu Gesicht bekommen.

Aber nicht nur über die Tiere, sondern auch über die Natur generell freue ich mich. Letztes Wochenende habe ich eine zweistündige Fahrradtour durch die kleinen Bachtäler von Toronto zu den Scarborough Bluffs gemacht. Die Bluffs sind ein 14 Kilometer langer Klippenstreifen, der sich am östlichen Rand der Greater Toronto Area entlang zieht. Als ich dort am Abhang stand, hatte ich das Gefühl, ich wäre am Meer.

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Einige weitere Bilder, die ich bei meinen Ausflügen geschossen habe, möchte ich an dieser Stelle ohne viele Worte mit euch teilen, und hoffe, dass ihr mit mir die Schönheit unserer Welt spüren könnt. Genießt ihr die Natur um euch herum auch so sehr? Wo seht ihr die Schönheit in diesem Planeten?

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Zugreise von Zürich nach Verona und zurück: Die drei schönsten Destinationen mit den besten Insider-Tipps

Als großer Modefan wollte ich schon immer einmal die norditalienische Modemetropole Milan (Mailand) erkunden, von Zürich aus sind es ja bis dahin nur vier Stunden Fahrt mit dem Zug. Da…

Als großer Modefan wollte ich schon immer einmal die norditalienische Modemetropole Milan (Mailand) erkunden, von Zürich aus sind es ja bis dahin nur vier Stunden Fahrt mit dem Zug. Da dachte ich mir, warum nicht gleich eine viertägige Zugreise nach Italien bis Verona und retour nach Zürich planen und durchführen? Wenn du auch einmal von Zürich aus Lust auf einen preisgünstigen Kurztrip nach Italien hast, dann buchst du am besten über das Internet das Zugticket Zürich-Italien und zurück als preisgünstiges Interrail-Ticket. Wenn du noch keine 25 bist, zahlst du in der Schweiz für vier Tage nur den Jugendtarif von 152 Euro. Um Zeit und Kosten zu sparen, übernachtest du am besten in preiswerten Hotels in Bahnhofsnähe.

1. Tag: Zürich bis Mailand Bahnhof Garibaldi (ca. vier Stunden Zugfahrt)

Wenn du Fashionista oder Modefreak bist so wie ich, dann ist schon der erste Tag deiner Italienreise mit Station in Mailand ein absolutes Highlight. Günstig für 36 Euro pro Nacht kannst du im Drei-Sterne-Hotel Delle Nazioni in Bahnhofsnähe. Neben den schicken Modeboutiquen ist die Top-Sehenswürdigkeit natürlich der weltberühmte Mailänder Dom.

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Bild: Dom von Milan (Stefan Karpiniec / flickr.com)

Im weitläufigen Museumskomplex der Pinacoteca del Castello Sforzesco kannst du in Meisterwerken der italienischen Malerei von Tiepolo bis Tintoretto schwelgen. Als Geheimtipp für Edelküche gilt das Ristorante Berton an der Viale de la Liberazione, wo du sogar glutenfrei speisen kannst. Alleine die üppigen Desserts in der Pasticceria Castelnuovo an der Via dei Tulipani sind eine Sünde wert, und in der Gelateria della Musica an der Via Giovanni Enrico Pestalozzi sind sämtliche Eissorten Musik für deinen Gaumen. Abends geht es auf einen Campari Soda in die 100 Jahre alte legendäre Bar Camparino in Galleria direkt am Domplatz. Hier kannst du deinen Tag in Milan mit Blick auf den Dom stilecht ausklingen lassen.

2. Tag: Milan bis Florenz Firenze Santa Maria Novella Bahnhof (ca. zwei Stunden Zugfahrt)

Vom mondänden Milan aus dauert die Fahrt durch die romantische Landschaft Richtung Toscana und Florenz nur rund zwei Stunden. Im gemütlichen Hotel Palazzuola in einem malerischen Gebäude im historischen Stadtzentrum unweit des Bahnhofs übernachtest du schon für 29 Euro pro Person und Nacht.

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Foto: Hotel Palazzuola

Ein Bummel über die noch aus der Zeit der Medici stammende historische Brücke Ponte Vecchio mit ihren unzähligen Schmuckläden ist anschließend ein Muss.

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Foto: Ponte Vecchio (Razvan Orendovici / flickr.com)

In den mit Kunst vollgepackten Uffizien, eines der berühmtesten Kunstmuseen der Welt, ziehen dich Meisterwerke wie die Geburt der Venus von Botticelli in ihren Bann. Ein kleiner Tempel italienischer Köstlichkeiten ist das verschwiegene Restaurant Il Buffalo Trippone an der Via dell’Anguillara. Wenn du einmal die neue Florenzer Küche kennenlernen willst, bist du im Touch Florence an der Fiesolana genau richtig. Hier kannst du bei coolem Ambiente sogar im Internet surfen. Magst du ausgefallene Eis-Creationen wie Gelato mit Olivenöl? Dann probier mal die eiskalten Spezialitäten in der familiär geführten Gelateria Carabé an der Via Ricasoli. Wenn du unbedingt einmal eine klassische italienische Old Style Bar kennen lernen willst, dann sollte dich dein Weg ins Dolce Vita an der Piazza del Carmine führen. Hier schlürfen auch Einheimische ab 17 Uhr in gepflegtem Ambiente gerne ihre Cocktails.

3. Tag: Florenz bis Veronas Porta Nuova Bahnhof (ca. 1,5 Stunden Zugfahrt)

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Foto: Ponte Pietra (Ru_boff / flickr.com)

Von Florenz nach Verona ist es mit dem Zug nur ein Katzensprung, und schon nach 1,5 Stunden Fahrt bist du am Ziel deiner Träume. Um keine Zeit zu verlieren für dein Sightseeing-Programm checkst du am besten gleich in Bahnhofsnähe im stylisch möblierten Bed and Breakfast La Magnolia ein. Hier bekommst du für 40 Euro pro Nacht ein komfortables Zimmer. Von da aus sind es nur 100 Meter bis zur größten Sehenswürdigkeit von Verona, der Arena für das weltberühmte Opernfestival. Wenn du Opernfan bist, ist ein Besuch dort ein Muss.

Als Archäologie-Fan tauchst du im Museo Lapidario Maffeiano an der Piazza Bra ein in die Welt der Etrusker und Römer. Mit dem rustikalen Al Pompiere am Vicolo Regina d’Ungheria betrittst du eine typisch Veroneser Trattoria mit karierten Tischdecken und vielen Fotos von Künstlern an den Wänden. Locker und entspannte Atmosphäre mit unverfälschter Veroneser Küche bietet dir das Ristorante Greppia am Vicolo Samaritana im Herzen von Verona. Du suchst das Schräge in Verona? Dann avanti zur Via Amanti in die kultige Bar Bukowski Cafe.

4. Tag: Verona bis Zürich (ca. 5,5 Stunden Zugfahrt)

Nach einem italienischen Frühstück, einem letzten Bummel durch die Stadt und einem köstlichen Gelato im Eiscafé ging es nach vier Tagen Italien pur für mich zurück nach Zürich. Die vielen landschaftlichen, kulinarischen und kulturellen Eindrücke in nur vier Tagen Reisezeit mit dem Interrail Ticket per Zug haben mich überwältigt. Jetzt ist mein nächster Italien Trip nach Rom schon in Planung. Wenn du Italien im Schnelldurchlauf mit einer schönen, entspannten Zugfahrt bei sparsamem Reisebudget erleben möchtest, dann kann ich dir eine solche Kurzreise nur empfehlen.

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Grün im großen weißen Norden – Wychwood Farmer’s Market

Ich habe ein Ritual. Jeden Samstagmorgen stehe ich auf und laufe mit einer Freundin etwa 15 Minuten zum Wochenmarkt. Der Whychwood Farmer’s Market in Toronto hat sein Zuhause in einer…

Ich habe ein Ritual. Jeden Samstagmorgen stehe ich auf und laufe mit einer Freundin etwa 15 Minuten zum Wochenmarkt. Der Whychwood Farmer’s Market in Toronto hat sein Zuhause in einer alten Straßenbahnhalle, die heute für unterschiedliche Gemeinschaftsprojekte genutzt wird. Eines davon ist der Markt. Ein weiteres Projekt ist ein Gemeinschaftsgarten, der sich draußen neben der Halle befindet. Der Ertrag aus diesem Projekt wird unter anderem auf dem Wychwood Markt verkauft.

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Wenn wir die Halle betreten sind wir umgeben von brummendem Leben. An den beiden gegenüberliegenden Enden der Halle spielen jede Woche unterschiedliche Musiker. Ob Gitarre, Kontrabass, Hang, Geige oder Trommel – ich habe schon vieles gesehen. Große Kinderaugen blicken fasziniert auf die Instrumente oder tanzen zu der Musik. Doch die Instrumente sind nicht die einzigen Geräusche in dem emsigen Bienenstock. Man hört die Leute lachen und plaudern, hört Tofu in der Pfanne brutzeln oder den Blender einen neuen Smoothie zubereiten. Die Halle ist gefüllt mit Leben.

Für mich ist der Markt eine der besten Möglichkeiten einzukaufen. Die Produkte, die angeboten werden, sind regional und saisonal, ein Großteil biologisch. Zusätzlich ist der Einkauf dort aber auch einfach unglaublich persönlich. Jede Woche treffe ich dort dieselben Menschen und weiß, dass sie das Gemüse mit angebaut haben. Es ist eine ganz andere Begegnung mit meinen Lebensmitteln im Vergleich zur unpersönlichen Massenware im Supermarkt.

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Aber neben Grünkohl, gelben Möhren und Pastinaken gibt es hier auch fertige Speisen. Drei Backstände verkaufen Brot und Brötchen, weitere bieten Desserts an. Besonders schön ist, dass es dabei eine große vegane und rohköstliche Auswahl gibt. Außerdem werden grüne Smoothies, selbst eingelegtes Gemüse oder selbst gemachtes Apfelkompott, Kichererbsen-Tempeh und andere Leckereien angeboten. Der Markt ist also nicht nur zum Einkaufen von Gemüse, sondern auch zum Essen geeignet. Selbst wenn ich manchmal nicht viel kaufe, ist der Besuch jedes Mal ein schönes Erlebnis, weil die Atmosphäre dort so lebhaft und positiv ist. Jeden Besuch beim Wychwood Market runde ich mit einem glutenfreien und veganen Blueberry-Streusel Mini-Muffin ab. Der schmeckt wirklich magisch gut und ich nehme mir jedes Mal vor, das Geheimnis in meiner eigenen Küche zu lüften.

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Zufrieden laufen wir wieder nach Hause und freuen uns darüber, dass seit dieser Woche der Frühling auch endlich bei uns angekommen ist. Eine kleine Fahrradtour zum See beweist: Auch dieser ist mittlerweile aufgetaut.

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travel2change: Reisen mit Sinn

Ich möchte etwas bewegen! Den Gedanken kennt wohl jeder Reisende, der schon einmal in Asien, Latein- oder Südamerika beziehungsweise Afrika unterwegs war. Manchmal ist man schier sprach- und bewegungslos angesichts unzähliger Menschen,…

Ich möchte etwas bewegen! Den Gedanken kennt wohl jeder Reisende, der schon einmal in Asien, Latein- oder Südamerika beziehungsweise Afrika unterwegs war. Manchmal ist man schier sprach- und bewegungslos angesichts unzähliger Menschen, die in Indien nackt auf der Straße schlafen. Man fühlt sich machtlos, wenn man Leute im Müll wühlen sieht – und weiß, dass sie noch Glück haben, Essbares zu finden. Man hat Mitleid mit Kindern, die sich in Bergdörfern mit fünfzig anderen in eine Schulklasse zwängen und nicht einmal ein Heft zum Schreiben besitzen. „Man“ – ich spreche hier von mir, mit den Gefühlen und Gedanken bin ich aber offenbar nicht alleine: Nicht umsonst gibt es zahlreiche Websites und Anbieter, die sich auf die Vermittlung von Hilfseinsätzen, Freiwilligenarbeit und sonstigen Sozialprogrammen spezialisiert haben. Meist gegen Geld.

travel2change ist anders. Das zeigt schon die Gründungsgeschichte: Der Vorarlberger Thomas Kohler hat die Organisation ins Leben gerufen, nachdem er selbst im Surfurlaub auf Mauritius damit konfrontiert war, dass die lokale Jugend auf Grund mangelnder Ausrüstung und Ressourcen keine Erfahrungen wie er als Reisender machen konnte. Obwohl sie im Paradies leben, konnten sie dies nicht auf die gleiche Weise erleben und genießen wie ökonomisch besser gestellte Reisende. Diese Ungleichheit hat ihn letztlich motiviert, vor Ort einen direkten Austausch zu initiieren; nachdem das Problem aber nicht nur auf Mauritius besteht, hat er die Plattform ins Leben gerufen, um die Situation weltweit zu verbessern.

Ich habe Gründer Thomas Kohler und Sina Hillger, Community Manager von Travel2Change interviewt: 

Doris: Ich kann mich noch an die erste Begegnung mit euch erinnern. Da hattet ihr einen Wettbewerb gestartet, bei dem Leute sinnstiftende Reiseideen vorschlagen sollten. Der Sieger erhielt Unterstützung, das Projekt umzusetzen. Was hat sich seither getan? 

Im Wesentlichen hat sich an der Idee nichts geändert. Allerdings haben wir die Positionierung laufend aufgrund der gemachten Erfahrungen angepasst. Wir wollen Reisende und die lokale Bevölkerung rund um sinnvolle Reiseerlebnisse zusammenbringen. Die lokale Bevölkerung (Non-Profit-Organisationen oder Einzelpersonen) bieten Reisenden die Möglichkeit, bei sinnstiftenden Erlebnissen teilzunehmen. Diese travel2change Erlebnisse sollen für die lokale Bevölkerung Nutzen stiften. Zusätzlich zu den Wettbewerben soll unsere Plattform die laufende Vernetzung von Reisenden und der lokalen Bevölkerung rund um travel2change Erlebnisse fördern.

Wie bei unserem Start, gibt es nach wie vor die Wettbewerbe auf der Plattform www.travel2change.org. Mit den Wettbewerben sammeln wir Ideen und inspirierende Projekte wie Reisende in Zusammenarbeit mit der Lokalbevölkerung gemeinsam etwas Sinnstiftendes erleben und erschaffen können. Momentan ist der Fokus auf der Sports, Hawaii und der Atlantic Rainforest Challenge.

Für Reisende ist euer Projekt kostenlos: Wie wird die Arbeit finanziert? Woher kommt das Geld?

Wir stellen die Plattform kostenlos für jeden bereit. Wir sind kein Reiseveranstalter und in die Organisation, die Koordination einer Reise sowie der sinnstiftenden Zusammenarbeit der Reisenden und Lokalbevölkerung nicht involviert. Dies geschieht eigeninitiativ. Unser Team arbeitet auf freiwilliger Basis. Wenn wir einen Wettbewerb ausschreiben, werden anfallende Kosten vom Sponsor gedeckt und Gewinne bereitgestellt.

Soviel ich weiß, arbeitet ihr mit Sponsoring-Partnern zusammen, nach welchen Kriterien sucht ihr die aus?

Grundsätzlich haben wir keine festen Kriterien, nach denen Sponsoring-Partner ausgewählt werden. Uns ist wichtig, dass der Partner ähnliche Werte vertritt und die Ziele übereinstimmen. Zum Beispiel wird der Wettbewerb für den Atlantischen Regenwald von „Sudden Rush Guarana“ unterstützt, weil das Produkt die Region in Brasilien fördert.

Foto: Hanno Mackowitch

Wie bestimmt ihr, welche Programme und Projekte ihr unterstützt?

Wir unterstützen jede Idee, die keine ethischen oder moralischen Kontroversen mit sich zieht. Auf Grund der großen Unterschiede ist es auch schwer möglich zu sagen, welches Reiseerlebnis besser ist als andere. Solange gewährleistet ist, dass ein gewinnbringender (und damit ist nicht zwangsläufig ökonomischer Gewinn gemeint!) Austausch von Reisenden und der Lokalbevölkerung stattfindet, bekommen die Initiatoren unsere Unterstützung im Sinne von Marketing und Nutzung unseres Netzwerks.

Wenn jemand mit travel2change eine Reise antritt, was ist eure Dienstleistung? Wie unterstützt ihr die Reisenden bei ihren travel2changes?

Wir stellen die Plattform auf der sich Reisende informieren, inspirieren lassen und austauschen können. Weiterhin können sie dort mit lokalen Organisationen in der Zieldestination in Kontakt treten, um an bestehenden Projekten mitzuwirken.

Sina, du bist Community Manager: Wie sieht deine Arbeit aus?

Als Community Manager bin ich zum einen Ansprechpartnerin für jeden, der sich auf travel2change anmeldet. Dabei gibt es technische, inhaltliche und auch persönliche Fragen. 95 Prozent des Kontakts geschieht per Mail; es kommt aber auch vor, dass ich Gespräche via Skype führe, zum Beispiel um travel2change näher zu erläutern oder Feedback zu Ideen zu geben.

Das Team. Foto: Travel2Change

Wenn du dir ein sinnvolles Reiseprojekt aussuchen könntest: Was würdest du am liebsten tun, wohin würde es dich verschlagen und warum?

Da ich bereits ein Jahr lang in Indien in der Stadt-Slumentwicklung im Bereich Sanitärversorgung tätig war, reizt mich der asiatische Raum sehr. Als Reisende würde ich aber keine Großstadt als Ziel wählen, weil ich Erholung in der Natur finde. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, in einer Auffangstation für Orang Utans in Borneo oder Sumatra mitzuwirken.

Hatte schon einmal jemand, der eine Challenge gewonnen hatte, ein Problem? Wie wurde es gelöst?

Während unserer ersten Challenge – der Water Challenge in Zusammenarbeit mit Kuoni Reisen – hätte ein Projekt besser funktionieren können. Der Projektleiter der kenianischen Organisation war weniger am Projekt als am Projektbudget interessiert, so dass wir Kürzungen vorgenommen haben, weil die ausgemachten Aktivitäten und Ziele nicht erreicht wurden.

Aufgrund fehlenden Budgets sind wir bei der Koordination der Projekte lediglich unterstützend tätig. Unsere Leistung an Challenge Gewinner besteht eigentlich nur in der Übermittlung des Gewinns; jegliche Organisation und Koordination mit den lokalen Kontaktpersonen geschieht selbstinitiativ und darum sind wir in Probleme und deren Lösung nicht zwangsläufig involviert. Natürlich stehen wir aber in Kontakt mit unseren Gewinnern und freuen uns über Updates und Feedback aus ihrer Arbeit.

Die Frage: Heute in fünf Jahren – wo seid ihr mit travel2change?

Eine Vision ist, dass wir in allen Ländern der Welt durch lokale Organisationen vertreten sind, die travel2change experiences anbieten und so Reisenden ermöglichen, das Land und seine Umstände authentischer zu erleben und im Gegenzug durch deren Motivation, Wissen und Einsatzbereitschaft zu profitieren.

Wer sich für travel2change weiter interessiert oder an einer der Challenges teilnehmen möchte, wirft am besten einen Blick auf die Website: www.travel2change.org

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