Gastbeitrag von Justin P. Moore von The Lotus and the Artichoke – Vegane Rezepte eines Weltreisenden

Am Faszinierendsten beim Reisen ist es für mich, bei Einheimischen zu bleiben und so das wahre, echte Leben eines anderen Landes und einer anderen Kultur hautnah zu erfahren. Natürlich macht es Spaß, sich berühmte Sehenswürdigkeiten anzuschauen und in renommierten Restaurant zu essen, aber das wirkliche Vergnügen liegt in den alltäglichen kleinen Details und Ereignissen. Es sind die unerwarteten und spontanen Besuche und Geschehnisse, die am wertvollsten sind und mir am meisten bedeuten.

Vor gar nicht so langer Zeit beschlossen zwei meiner Freunde, einige Monate in Herceg Novi in Montenegro zu verbringen. Vor ihrem Besuch und einigen wenigen Reisegeschichten anderer hatte ich kaum etwas über diese Region gehört. Dies war also die erste Gelegenheit für mich, mir selbst ein Bild vom Balkan zu machen. Meine Freunde organisierten mir für eine Woche eine kleine Wohnung in dem Haus, in dem auch sie untergekommen waren, und ich buchte meine Flüge und besorgte mir einen serbokroatischen Sprachführer.

Gleich bei meiner Ankunft lud uns der Hauseigentümer zum Mittagessen zu sich nach Hause ein. Nichts geht über eine herzliche Begrüßung! Der Blick vom Balkon aus war fantastisch. Es war unbeschreiblich schön, mit meinen Freunden schnackend bei einem Kaffee draußen auf dem Balkon zu sitzen und dabei die Aussicht über Baumwipfel und Dächer bis hin zum tiefblauen Wasser der Bucht von Kotor zu genießen.

Es mag sich nicht sehr spannend anhören, aber meine schönste Erfahrung bei dieser Reise war ein nachmittäglicher Ausflug aufs Land mit meinen Freunden. Wir liehen uns ein Auto und fuhren einfach drauflos. In einem kleinen Café gleich am Wasser machten wir Mittagspause und schlenderten dann durch die mittelalterliche Stadt Kotor. Auf der Rückfahrt, auf den sehr kurvenreichen Landstraßen, gerieten wir in einen heftigen Regen. Es war wie eine Reise in die Vergangenheit. Wir sahen alte, verfallene kleine Häuser und Bauten, urige Kirchen und alte Friedhöfe und eine Landschaft voller Obst- und Olivenbäume an uns vorbeifliegen.

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Und dann tauchten plötzlich Granatapfelbäume auf! Wir hielten am Straßenrand, ich sprang aus dem Auto und pflückte mir ein paar Granatäpfel direkt vom Baum. Dann ging es weiter, und ich saß fröhlich auf der Rückbank, mümmelte an einem der Granatäpfel und ließ tief beeindruckt die fantastische Landschaft an mir vorüber ziehen…