Gastbeitrag von Gudrun Krinzinger von reisebloggerin.at

Liebes Bulgarien, du bist eine Herausforderung. Du verkaufst Kaffee zum Davonlaufen, dünn und geschmacklos. Du versteckst deine Schätze und Heiligtümer in abgedunkelten Kathedralen, die von außen unscheinbar und langweilig daherkommen und erst im Inneren ihre volle Pracht entfalten. Dein Straßenpflaster in Sofia fordert mich als Touristen auf, des Nachts mit einer Taschenlampe den Weg zu beleuchten, denn Straßenbeleuchtung ist Mangelware und deine Gehsteige sind rissig und holprig. Deine Kinder küssen Ikonen, die Gläubigen stehen Schlange bei einem Bild und die Priester daneben lächeln ihr geheimnisvolles Lächeln.

Liebes Bulgarien, du bist spröde und abweisend, lässt dir nicht in die Karten schauen. Du wirkst arm und erledigt, aber deine Herzlichkeit ist echt. Du bist gastfreundlich, offerierst mir deinen Wein und schenkst mir ständig nach. Du bist stolz auf deine Geschichte und erzählst mir mit Begeisterung davon.

Die Kellnerin, die sich vor Lachen verschluckt, als ich mich am bulgarischen Wort für danke versuche, der Akkordeonspieler, der huldvoll nickt, als ich ihm eine Münze in seinen Pappbecher werfe, die Schachspieler im Park in Plovdiv, die sich stolz aufrichten, als ich frage, ob ich sie fotografieren darf und der Guide in der Moschee, der mir sein Gebetshaus zeigt. Du steckst voller Begegnungen mit lebenslustigen und wunderbaren Menschen, die ein Funkeln in den Augen haben.

Und während der Akkordeonspieler sein nächstes Lied anstimmt (Time to say Goodbye) und ich mich summend umdrehe, weiß ich schon, du und ich, wir werden Freunde!