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Kategorie: Auf dem Jakobsweg

Wieder auf dem Jakobsweg: Tag 23, Livinhac-Haut

Gehzeit: 5 Stunden 30 Minuten, Livinhac-Haut (Decazeville), Gites Um acht Uhr verlassen wir auf einer sehr steilen Gasse hinunter Conques – wieder einmal über eine schöne romanische Brücke. Wir sehen von…

Gehzeit: 5 Stunden 30 Minuten, Livinhac-Haut (Decazeville), Gites

Um acht Uhr verlassen wir auf einer sehr steilen Gasse hinunter Conques – wieder einmal über eine schöne romanische Brücke.

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Wir sehen von der Brücke die Chapelle Sainte Foy zu der wir eine Stunde steil berauf steigen. Eine weitere Stunde brauchen wir bis zur Anhöhe. Es ist nebelig und ab und zu nieselt es leicht. Trotzdem können wir gemütlich bei der Chapelle Saint-Roch unsere Käse-Apfel-Baguette-Jause verspeisen. Ein junger Pater aus Conques – es gibt dort sechs Patres – kommt bepackt mit dem Fahrrad vorbei. Er hat eine Woche Urlaub und wird ein anderes Kloster besuchen. Wir treffen den jungen Deutschen aus unserem Quartier wieder. Er ist in Fulda gestartet. Nach 15 Jahren hat er seinen technisch-handwerklichen Beruf aufgegeben und möchte im Herbst eine Ausbildung im Sozialbereich beginnen. Unter allen Umständen will er bis Finisterre gehen – „Auch wenn es schüttet und hagelt…“.

Wir gehen heute auf sehr Kräfte raubendem Asphalt. Am Nachmittag geben Nebel und Wolken den Blick in die Landschaft wieder frei. Der harte Asphalt macht meinen Füssen zu schaffen. Wieder weit und breit kein Espresso in Sicht. Auch nicht nach 20 Kilometern in der wenig ansprechenden Stadt Decazeville (Kohleabbau seit Napoleon). Nur die Boulangerie/Patisserie hat offen und wir setzen uns, mit unserer dort gekauften Jause, müde auf ein Bankerl und beobachten den regen Kundenverkehr. Sehr, sehr viele Baguettes werden auch hier davon getragen. Noch fünf Kilometer Straße bergauf liegen vor uns. Wir beschließen, ein Taxi nach Livinhac-Haut zu nehmen. In einem Turm bekommen wir zwei Betten. Über eine Steinstiege ohne Geländer und im Inneren auf einer Hühnerleiter klettern wir hinauf in unser Schlafabteil. WC und Dusche sind über den Hof im Wohnhaus gegenüber. In der Nacht ein gespenstischer Ausflug für uns beide. Wir wollen natürlich die Pilger unter uns nicht wecken. Im einzigen Restaurant des Ortes treffen wir wieder alle Pilger. Auch das Ehepaar Schmitz aus Brüssel. Mit beiden ist eine angenehme, verbindende Konversation in englischer Sprache möglich. Ein schöner Tagesabschluss.

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Wieder auf dem Jakobsweg: Tag 22, Conques

Gehzeit: 5 Stunden 30 Minuten, Conques Ein besonders heißer Tag. Wie gewohnt geht es hinauf und hinunter. Sehr schön die Pfade auf der Anhöhe. Zum dritten Mal sehen wir eine…

Gehzeit: 5 Stunden 30 Minuten, Conques

Ein besonders heißer Tag. Wie gewohnt geht es hinauf und hinunter. Sehr schön die Pfade auf der Anhöhe. Zum dritten Mal sehen wir eine überfahrene Viper! Hin und wieder schiebt sich gnädig eine Wolke vor die Sonne oder eine leichte Brise erleichtert die Hitze. Vor dem heutigen Ziel überwinden wir den alten, steilen, steinigen, aber sehr interessanten Weg hinunter nach Conques. Für mich der Höhepunkt unserer diesjährigen Wanderung.

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Imposant schon der allererste Anblick. Die alten Häuser drängen sich in diesem bewaldeten, engen Tal um die Kathedrale. Unser heutiges Quartier befindet sich in einem der alten Häuser über einem kleinen Lebensmittelgeschäft. Sehr düster an einen Felsen gebaut. Die Stiege hinauf liegt über dem Felsen. Im ersten Stock der alte Wohnraum mit dem üblichen großen Kamin mit Kochstelle. Ein alter Holztisch und zwei Bänke stehen davor. In einer Ecke eine kleine Küche für die Pilger und eine Sitzgarnitur. Vor dem Fenster der PC-Tisch.

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Die alte Holztür führt zu einem winzigen Hof vor den Felsen.Über eine zweite steile Stiege kommen wir zu den Schlafräumen auf dem düsteren Dachboden. Alles ist neu adaptiert, auch das Bad – was in der Düsternis nicht gleich auffällt. Die freundliche, junge Wirtin spricht gut englisch. Waschmaschine und Trockner stehen zur Verfügung. Sehr originell ist das kleine Geschäft im Haus. Es gibt dort einen Jausentisch und Bänke. Eine hübsche, lebensfrohe Chilenin serviert uns Melone und Jambon – mir Taboulè orientale – und Bier. Gemütlich sitzen wir mit anderen Gästen beieinander. Die alte Holztür und der Fensterladen bilden den Rahmen für einen beeindruckenden Blick auf die Türme der Kathedrale. Grandios!

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Im Kloster wohnen wir der Begrüßung der Pilger durch die Patres des Prämonstratenserordens bei und nehmen am Complet um 20 Uhr teil. Aus Platzmangel ist die Kathedrale aus dem 11. und 12. Jahrhundert besonders hoch gebaut worden. Sie ist der heiligen Fides geweiht, die bereits mit zwölf Jahren als Märtyrerin starb. Die Patres gestalten den Pilgersegen herzlich mit Klavierbegleitung. Das außergewöhnliche Tympanon (das jüngste Gericht) wird vor der Kirche von einem Pater humorvoll erklärt, was jedoch unsere Sprachkenntnisse überfordert. Die holprig gepflasterten Straßen und Stiegen sind steil. Nichts stört das homogene Bild dieser mittelalterlichen Stadt. In unserem finsteren Dachkammerl ist es ganz schön heiß. Ein junger Deutscher übernachtet auch hier.

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Wieder auf dem Jakobsweg: Tag 21, Golinhac

Gehzeit: 4 Stunden, Golinhac, Gite Communal Bellevue Chalets Gemeinsam mit den anderen Pilgern nehmen wir das einfache Frühstück ein. Ein netter Herr ist unser Gastgeber. Heute dürfen wir den Tag…

Gehzeit: 4 Stunden, Golinhac, Gite Communal Bellevue Chalets

Gemeinsam mit den anderen Pilgern nehmen wir das einfache Frühstück ein. Ein netter Herr ist unser Gastgeber. Heute dürfen wir den Tag auf einer alten Straße, im wohltuenden Schatten der Bäume, sehr bequem angehen. Wieder am Lot entlang. Einen Rastplatz am Weg nutzen wir für unsere morgendlichen Turnübungen bevor der Weg wieder steil bergauf geht. Die sanft hügelige Landschaft fordert dieses Auf und Ab heraus. Die Serpentinen der Straße werden durch steile Pfade abgekürzt. Gut, dass wir die Stöcke haben! Sie nehmen den Beinen einiges vom Rucksachtgewicht ab und die Arme dürfen auch trainiert werden. Zum zweiten Mal sehen wir eine überfahrene Viper auf der Straße. So ganz geheuer ist uns daher eine Rast auf den Steinen am Wegesrand jetzt nicht mehr. Durch den Start um 8 Uhr Früh und die guten Wetter- und Wegbedingungen sind wir schon um 13:30 am heutigen Ziel. In einer sehr gepflegten Ferienanlage bekommen wir ein kleines Chalet (Holzhäuschen) mit Terrasse. Fast wie zu Hause fühlen wir uns mit Zimmer-Küche-Kabinett. Die Sonne und ein Wäscheständer laden zum großen Waschtag ein. Es wird ein sehr friedlicher, geruhsamer Nachmittag. Viele Pilger finden sich auch in den Nachbarhäuschen und im Gite in der Nähe. Der Ort ist klein und unbedeutend mit einem Blick auf den Lot. Neben der Kirche befindet sich das einzige Restaurant, in dem wir mit allen anderen Pilgern das Abendessen bekommen. Wir sitzen an großen Tischen beieinander und lernen drei „mittelalterliche“ französische Damen etwas näher kennen und haben viel Spaß miteinander. Heiß ist es in der Nacht in unserem winzigen Schlafzimmerchen in der Hütte.

Gedanken auf dem langen Weg… Die Atmosphäre in den vielen alten romanischen Kirchen und Kapellen ist etwas ganz Besonderes. Sehr viel Kraft geht von diesen sparsam ausgestatteten Plätzen aus. Immer wieder kleine Details, die berühren. Sehr schön, dass die meisten Kirchen geöffnet sind, und die Möglichkeit bieten, Kerzen anzuzünden. Diese Gelegenheit lasse ich kaum aus. Die Kerzen brennen für meine Mutter mit dem Wunsch, dass ihr Leben wieder etwas heller werden möge. Für meine Kinder und süßen Enkelkinder – auch für Marie, die Katrin im August erwartet. Für meine Schwiegerkinder, meine Schwestern, Nichten und Neffe. Sie brennen auch für Konrads Kinder, Enkelkinder und Familie. Eine Kerze in Le Puy brennt für Roland mit dem ich den Jakobsweg begonnen habe. Meine PilgerfreundInnen, FreundInnen und auch die „Zeitengeister“ sind mit mir auf dem Weg und vor allen Dingen die Menschen, denen es gerade nicht gut geht. Wichtig ist es mir mit individuellen Kartengrüßen zu zeigen, dass sie mit mir auf dem Weg sind. In Frankreich gibt es auch in kleinen Orten noch Postämter!

Das lange Gehen, die Sonne, der Wind, der Regen, die Sterne, die Blumen, Bäume, Wiesen, Pfade, Wege, Straßen, Plätze, die Tiere… So viele Eindrücke Tag für Tag. Trotz Müdigkeit ist das Einschlafen nicht immer leicht und die Träume intensiv. Soviel Fülle bietet das Leben. Die Kerzen brennen auch für den und die Wege, die Konrad und ich gemeinsam gehen. Sehr verschiedene Lebenswege liegen hinter uns. Wie soll der zukünftige gemeinsame Weg beschaffen sein? Viele Gedanken kreisen um dieses Thema. Persönliche Selbstzweifel gehören dazu. Wie weit Anpassung, wie weit Individualität? Wann gehen wir auseinander, nebeneinander, zueinander? Jeder Tag ein Neuanfang – wie der Jakobsweg. Am Abend der verbrauchte, müde Körper. Am Morgen der Körper erholt und frisch und der Tag gänzlich neu.

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Wieder auf dem Jakobsweg: Tag 20, Estaing

Gehzeit: 3 Stunden 30 Minuten, Estaing, Chambre d’hotes Unseren Plan, morgen in Conques zu sein, müssen wir aufgeben. Alle Quartiere sind belegt. Auch unser Patron konnte erst für Samstag ein…

Gehzeit: 3 Stunden 30 Minuten, Estaing, Chambre d’hotes

Unseren Plan, morgen in Conques zu sein, müssen wir aufgeben. Alle Quartiere sind belegt. Auch unser Patron konnte erst für Samstag ein Zimmer für uns reservieren. Jetzt haben wir für diese Strecke drei Tage Zeit und bummeln nach dem gemütlichen gemeinsamen Frühstück – es gibt auch Crepes – durch den freundlichen Ort Espalion bevor es dann wieder dem Lot entlang weitergeht. Herrliches Wetter und blauer Himmel streicheln die Seele. Die sehr idyllisch gelegene Eglise Saint-Pierre-de-Bessuejouls aus dem 11. Jahrhundert aus dunkelrotem Sandstein ist leider geschlossen.

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Rundherum eine schöne gepflegte Anlage und in einem renovierten alten Gebäude das besonders schöne Chambres d’hotes Domain d’Armangnac. Besonders steil und steinig geht der Weg weiter. Oben angekommen machen wir die verdiente Mittagsrast mit Weitblick und Rückblick nach Espalion und machen es uns auf drei Steinen, die als Sitze und Tisch dienen, gemütlich.

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Wieder bergab fordert der schlammige und steinige Weg unsere ganze Achtsamkeit. Die Wanderstöcke bewähren sich einmal mehr als zusätzliche „Beine“. Auf der wenig befahrenen Straße – es ist ziemlich heiß – erreichen wir den besonders ansprechenden Ort Estaing im engen Tal des Lot. Dominierend die mächtige Burg des Geschlechts der Estaing von dem der ehemalige Staatspräsident Valery Giscard d’Èstaing abstammt. Im einfachen Quartier empfängt uns eine alte Dame. Auch hier sind alle Zimmer belegt und es dauert einige Zeit bis eine Dusche frei wird. Die tägliche Wäsche hängt trotzdem bald, gut in den Handtüchern ausgedrückt, auf der Vorhangstange vor dem offenen Fenster. Es scheint, dass sehr viele Pilger, auch die Gruppen, von Le Puy bis Conques unterwegs sind. Dass lässt hoffen, dass der Strom am Sonntag nachlässt und das Quartierproblem wieder leichter zu lösen ist. Das enge Tal bewirkt, dass sich die Häuser und die Gassen um die Burg herum an die Hänge schmiegen. Die Gässchen sind steil und es führen viele Stiegen zu den Häusern, der Kirche und der Burg. In einem netten Restaurant – dort ebenfalls nur Pilger – speisen wir heute üppig. Schadet uns nicht. Konrad hat ein großes Aubrac-Rindersteak mit Aligot. Ich ein Gemüsesoufflé auf Salat. Eine Spezialität der Region. Mmh, gut!

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Wieder auf dem Jakobsweg: Tag 19, Espalion

Gehzeit: 5,5 Stunden, Espalion, Chambres d’hotes „Louraynal“ Beim Frühstück im Hotel herrscht totales Chaos. Man stolpert über Rucksäcke, Taschen, Stöcke und Schuhe. Die Gruppen formieren sich. Es regnet. Auch im…

Gehzeit: 5,5 Stunden, Espalion, Chambres d’hotes „Louraynal“

Beim Frühstück im Hotel herrscht totales Chaos. Man stolpert über Rucksäcke, Taschen, Stöcke und Schuhe. Die Gruppen formieren sich. Es regnet. Auch im Lebensmittelgeschäft steht man in der Pilgerschlange. Konrad versucht telefonisch für Freitag in Conques ein Quartier zu reservieren. Alles ausgebucht! Bei Regen verlassen wir bergauf in der bunten Regenmantelkolonne den idyllischen Ort Saint-Chely. Die Pfade sind nass und glitschig auch als es bergab geht. Mit sinkender Höhe gehen wir vermehrt durch Wälder und auf den Blumenwiesen wachsen Margeriten und Hahnenfuß. Üppig blühende Rosen schmücken die Häuser. Der Abstieg geht ordentlich in die Beine. Als wir auf einem Baumstamm rasten, marschiert die schwarze Wollmütze mit Barbara vorbei. Sie schaut frisch und fröhlich aus. Wir gehen ein kurzes Stück gemeinsam weiter. Die Sonne scheint wieder. Im freundlichen und hellen Ort Come d’Olt verschwindet ein großer Schwung Pilger in einem Gite d’Ètape und wir genießen ganz alleine und ruhig unseren Kaffee und eine Torte in einer Patisserie vor einem Altersheim.

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Hier wird/wurde okzitanisch gesprochen – die Sprache der Troubadoure. Den Fluss Lot (Olt) überqueren wir über die stimmungsvolle alte Brücke. Der Lot begleitet uns bis an das heutige Tagesziel Espalion. Ein Juwel in diesem Städtchen ist die Eglise de Perse aus dem 11. Jahrhundert.

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Am Haupteingang finden wir ein gut erhaltenes Tympanon und in den Seiteneingängen farbige Deckenfresken. Wieder einmal ein spürbar kraftvoller Platz. Ich fühle mich beflügelt. Nicht weit von dort befindet sich unser heutiges Quartier. Die freundlichen Gastgeber – Konrad ist auch hier zum zweiten Mal – weisen uns das schöne rote Amberzimmer zu. Wir haben ein breites Himmelbett mit Blick auf eine Palme und einen Feigenbaum, den wir mit unserer gewaschenen Wäsche dekorieren. Das Bad ist fürstlich auch wenn die Wanne keinen Stoppel hat. Mit uns übernachten acht Pilger im Haus. Das gemeinsame Abendessen wird uns im Wintergarten mit herrlichem Blick auf das Städtchen und die umgebenden Hügel serviert.

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Dieses gemütliche Beisammensein ist der krasse Gegensatz zur Massenabfertigung in den Hotels. Konrad parliert recht gut französisch. Ich nur sehr stolpernd. Zum heutigen Abschluss noch der Fuß eines Wanderkollegen, auch das gehört zum Jakobsweg.

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Wieder auf dem Jakobsweg: Tag 18, St. Chely d’Áubrac

Gehzeit: 5 Stunden, St. Chely d’Áubrac, Hotel della Valley Die Sonne scheint und unser Blick ist nicht mehr durch Kapuze und Schirm eingeschränkt. In 30 Minuten sind wir in Nasbinals….

Gehzeit: 5 Stunden, St. Chely d’Áubrac, Hotel della Valley

Die Sonne scheint und unser Blick ist nicht mehr durch Kapuze und Schirm eingeschränkt. In 30 Minuten sind wir in Nasbinals. Vor der schönen Eglise Notre-Dame-de-la-Carce aus dem 11. Jahrhundert sitzt auf den Stufen ein junger Templerkreuzritter aus Thüringen in Deutschland. Bekleidet ist er mit einem Kettenhemd mit Kapuze, einem gegürteten weißen Kasack mit dem roten Templerkreuz auf der Brust und ledernen Gamaschen, die auch die Oberschenkel bedecken sowie mit Stiefeletten. Ein Bündel mit Decke und eine Fahne runden dieses perfekte Bild ab. Von Barbara erfahren wir, dass er Priester werden möchte und es oft nicht leicht hat mit seiner Verkleidung ein Quartier zu bekommen, da er den Leuten suspekt ist. Neben ihm sitzt ein junger Pilger mit Flip Flops und zerrissener Jeans. Die langen Rastalocken hat er hochgebunden. Statt einem Anorak hat er ein großes braunes Wolltuch über die Schultern geworfen. Wir sehen ihn später barfuss über die Weiden laufen. Die Welt ist bunt! Wir kaufen für unsere Jause ein und schließen uns den Pilgern an, die auch heute wieder zahlreich unterwegs sind. Wunderschön die Hochebene bis Aubrac mit vielen Rinderherden. Hin und wieder bewacht ein respektabler Stier seine Kühe. Sein Gebrüll ist beeindruckend. Áubrac ist ein kleiner Ort mit wenigen dunkelgrauen, düster wirkenden Häusern. Eine Kirche und der Tour (Turm) Anglais erinnern an das ehemalige Kloster Domerie d’Áubrac, das 1120 zur Betreuung der Armen, Kranken und Pilger gegründet wurde. Das Läuten der Glocken wies damals den verirrten Pilgern den Weg.

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Ein Brand und die Revolution vernichteten große Teile der Anlage. 500 Meter geht es auf einem sehr steinigen Weg bergab – bis Saint-Chely-d’Áubrac. Es gibt wieder Wälder und der leuchtend gelb blühende Ginster kann einen Meter hoch werden. Vergissmeinnicht und Hahnenfuß säumen den feuchten, steilen Weg. Das Hotel ist ausgebucht und wir bekommen in der Nähe in einem Haus ein Zimmer vermittelt. Beim Abendessen im Hotel treffen wir die zahlreichen Pilgergruppen wieder.

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Wieder auf dem Jakobsweg: Tag 17, Montgros

Gehzeit: 5 Stunden 30 Minuten, Montgros (1.234 Meter Seehöhe), Hotel La Maison de Rosalie Wir sind im schwach besiedelten Aubrac-Gebiet mit seiner Basaltdecke aus granitischem Urgestein auf 1.200 Meter Höhe….

Gehzeit: 5 Stunden 30 Minuten, Montgros (1.234 Meter Seehöhe), Hotel La Maison de Rosalie

Wir sind im schwach besiedelten Aubrac-Gebiet mit seiner Basaltdecke aus granitischem Urgestein auf 1.200 Meter Höhe. Kein Getreideanbau ist mehr zu sehen, sondern vorwiegend Weideflächen für das berühmte Aubrac-Rind mit seinen großen geschwungenen Hörnern. Hin und wieder gibt es auch Pferde auf den weitläufigen Weiden. Ebenso Jungvieh, Kälber mit ihren Müttern und Stuten mit ihren Fohlen. Eine Freude sie zu beobachten.

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Große Granitblöcke prägen die Landschaft. Wir gehen bei starkem Regen und Wind. Regenhose, Regenjacke, Rucksackschutz bewähren sich. Ebenso mein roter Schirm, den ich mir voriges Jahr in Astorga gekauft habe. Wie ein Schild halte ich ihn gegen den Wind und bleibe dadurch erstaunlich trocken.

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Rast machen wir einmal in einer von Pilgern überfüllten Bar und einmal bei den Jurten, die ebenfalls als sehr schönes und gepflegtes Pilgerquartier dienen. An einem Zaun, der ein Biotop umgibt, fallen viele Schilder auf, die vor Vipern warnen! Der Regen hört gegen 14 Uhr auf und unser Regenschutz kann im Wind wieder gut trocknen. Auf den feuchten Wiesen wachsen viele, viele weiße Narzissen (Narcisse des poetes), Stiefmütterchen und heute sehe ich zum ersten Mal auch die Anemone pulsatille mit ihrer dunkelvioletten, glockenförmigen Blüte. Das Gehen und der Rucksack werden immer leichter. Am Abend versorge ich die zweite große Blase von Konrad mit Nadel und Faden und Betaisodona. Wir wohnen in einem idyllischen alten Steinhaus. Im Gang und auch in unserem Zimmer gibt es sogar Schuhtrockner. Das Zimmer ist erfreulicherweise geheizt. Saukalt ist es im romantischen Speisesaal. Ich bin mit 95 Prozent meiner Habseligkeiten bekleidet. Auch hier treffen wir viele Pilger an. Die Gemüsesuppe und das gute Essen wärmen uns etwas. Köstlich die verschiedenen Käsesorten dieser Region. Die französische Speiskultur ist etwas Besonderes. Mal sehen, was die Waage zu Hause sagen wird.

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Wieder auf dem Jakobsweg: Tag 16, Albain sur Limagnole

Gehzeit: 5 Stunden 30 Minuten, bis Albain sur Limagnole von dort mit Taxi nach Aumont-Aubrac Hotel Bei leichtem Nieseln starten wir um acht Uhr. Wir rüsten uns gut gegen den…

Gehzeit: 5 Stunden 30 Minuten, bis Albain sur Limagnole von dort mit Taxi nach Aumont-Aubrac Hotel

Bei leichtem Nieseln starten wir um acht Uhr. Wir rüsten uns gut gegen den zu erwartenden Regen und genießen auch bei diesem Wetter die außergewöhnlich schöne Landschaft. Wir sehen Felsblöcke und Felsformationen mit blühendem Ginster ausgeschmückt. Hin und wieder auch Birkenwälder. Alles sehr naturbelassen und fast urwaldmäßig.

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Im Weiler Chanaleilles trinken wir Kaffee und decken uns mit Käse und Brot ein. In dieser Bar kann man auch Geschirr, Wandersticker, Karten und Lebensmittel kaufen. Im Ort gibt es eine Kirche mit ganz besonders schönen Glockenarkaden. Wir wechseln vom Departement Haute-Loire in das Departement Lozere. Bergauf geht der Weg nach Saint-Alban-sur Limagnole. Eine kleine Stadt mit einem großen psychiatrischen Landeskrankenhaus, einer Burg und einer sehenswerten Kirche. Die Gassen sind mit vielen steilen Stufen verbunden. Müde laben wir uns in einer Bar und beschließen aus organisatorischen Gründen mit einem Taxi weiter zu fahren. An einem Sonntag ein schwieriges Unterfangen. Der Wirt der Bar organisiert uns seinen Freund, der uns mit seinen beiden Enkelkindern nach Aumont-Aubrac ins Hotel bringt. Beim Abendessen schockt uns der volle Speisesaal mit mehreren großen Gruppen von Fuß- oder Busjakobspilgern.

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Wieder auf dem Jakobsweg: Tag 15, La Clauze

Gehzeit: 5 Stunden 5 Minuten, La Clauze, Chambres d’Hotes (Sonia) Beim gemütlichen Frühstück beobachten wir auf der anderen Straßenseite eine Dame mit rosa Bademantel, die ihren Hund Gassi führt und…

Gehzeit: 5 Stunden 5 Minuten, La Clauze, Chambres d’Hotes (Sonia)

Beim gemütlichen Frühstück beobachten wir auf der anderen Straßenseite eine Dame mit rosa Bademantel, die ihren Hund Gassi führt und von einer Katze, die doppelt so groß ist wie der Hund, begleitet wird. Sie winkt uns freundlich zu. Die ersten Pilger wandern bereits vorbei. Wir steigen heute von 619 Höhenmetern auf 1.095 Meter und beginnen damit gleich in Monistrol. Beim steilen Anstieg imponieren die außergewöhnlichen Felsformationen aus Granit und eine Kapelle im Felsen.

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Wir treffen auffallend viele Pilger in dieser märchenhaften Landschaft. Sanfte Hügel, Steine wie im Waldviertel, Ginster und weiße Narzissenwiesen. Hier war von 1764 bis 1767 La Bete du Gevandan zu Hause, ein wolfähnliches Biest, das über 100 Frauen und Kinder tötete. Von einem Helden des Dorfes Saugues wurde er besiegt. Heute ist er das Wahrzeichen dieser Gegend und wird in verschiedensten Skulpturen häufig dargestellt.

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Am Abend erreichen wir unser Quartier in einem liebevoll restaurierten Granithaus neben einem mächtigen Granitblock – gleich bei unserem Zimmer. Ganz schön kalt. Wir schalten den Elektroradiator ein. Auf der Galerie stehen weitere Betten und im Hof noch ein kleines, romantisches Holzhaus mit einem Doppelbett. Sonia, eine junge Bäuerin mit Piercings und Tätowierungen, hat alles im Griff. Sie heizt den großen Kamin ein und mit ihrer Tochter serviert sie der Pilgergruppe ein reichhaltiges ländliches Menu mit Gerichten dieser Gegend. Ihr Mann ist Bauer und die Produkte sind vom eigenen Hof. Alligot (Kartoffel-Käse-Gericht) mit Salat und Fleisch, sehr gut und fett. Verschiedene Käsesorten – besonders gut der Fromage blanc (Ziegenfrischkäse, der entweder mit Rahm und Zucker oder Marmelade gegessen wird) und Creme Caramel. Ein sehr gemütliches Haus, das Sonia von ihrem Großvater geerbt hat.

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Wieder auf dem Jakobsweg: Tag 14, Monistrol d’Állier

Gehzeit: 5 Stunden 40 Minuten, Monistrol d’Állier, Hotel „Le Pain et Sucre“ Wir frühstücken mit den beiden Französinnen und starten um 8 Uhr. Für die Jause haben wir vom guten…

Gehzeit: 5 Stunden 40 Minuten, Monistrol d’Állier, Hotel „Le Pain et Sucre“

Wir frühstücken mit den beiden Französinnen und starten um 8 Uhr. Für die Jause haben wir vom guten Käse ein Stück mitbekommen. Der Weg, die Landschaft, das Wetter, wir sind mit allem zufrieden – es passt! Ein Stück des Weges geht Barbara mit uns. Wir trinken gemeinsam Kaffee im Dorf Le Chier. Barbara ist 22 Jahre alt. Trotz der Hitze trägt sie eine schwarze Wollhaube. Sie hat ihre Wohnung in München und ihren Beruf als Kellnerin aufgegeben, ihre langen Haare komplett abrasiert und sich spontan im April auf den Jakobsweg begeben. Eine Schnapsidee, wie sie selber sagt. Mit sieben Kilogramm Gepäck ist sie über Innsbruck, Vorarlberg und die Schweiz bis hierher marschiert. Ihr Ziel ist Santiago oder auch Finisterre. Bis September hat sie Zeit, dann möchte sie das Abitur nachmachen. Dafür hat sie sich schon angemeldet. Sie erzählt mir von den zahlreichen Erlebnissen die sie bisher gehabt hat. In Saint-Privat-d’Állier verlieren wir sie aus den Augen.

Wir machen hier Mittagsrast und schauen uns bei dieser Gelegenheit die beeindruckende romanische Kirche aus Vulkangestein an…

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…gleich neben der langgestreckten Burg, die sich der Felsformation anpasst.

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Die meisten Häuser dieser Gegend sind aus diesem dunkelgrauen Vulkangestein – es wirkt sehr düster und oft bedrückend. Kurz vor Monistrol finden wir Reste einer Burg (siehe Titelbild) und ganz dem Felsen angepasst die kleine, sehr einfache Chapelle – Saint-Jaques von 1328 über der Schlucht der Allier und dem Gebirgszug der Margeride.

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Dieser Platz berührt mich sehr. Auf einem besonders steilen und steinigen, aber auch romantischen Weg kommen wir zur Straße, die uns hinunter zur Allier nach Monistrol führt. Das wohlschmeckende Abendmenü wird vom irischen Koch zubereitet, der sich auch Zeit für eine Plauderei mit uns nimmt.

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