Seit einiger Zeit bin ich dabei, meinen Haushalt weitestgehend auf plastikfrei umzustellen. Das ist vor allem bei Dingen, die man immer wieder nachkauft am leichtesten, da diese sich durch selbstgemachte Alternativen ersetzen lassen. Allerdings habe ich nicht immer die Zeit und Lust, meine ganzen Pflegeprodukte und Reinigungsmittel selber herzustellen. Ganz zu schweigen von fehlgeschlagenen DIY-Versuchen…
Vor kurzem habe ich über Instagram das Unternehmen Villa Lavanda kennengelernt und Tom, den Inhaber des kleinen Labels, um ein Interview und ein Testpaket gebeten. Villa Lavanda stellt natürliche, aus wenigen Zutaten bestehende Pflege- und Reinigungsprodukte her, die alle tierversuchsfrei sind. In seinem DaWanda-Shop finden sich Duschgels, Deocremes, Bodyscrubs, Lip Balms, Waschmittel und vieles mehr. Also alles, was man im täglichen Leben so braucht.
Und nicht nur das: „Wir möchten Menschen Alternativen zu der Plastikflut anbieten, die sie in Drogeriemärkten vorfinden. Mit Villa Lavanda möchten wir Naturkosmetik einen Schritt konsequenter denken als andere Hersteller: Alle unsere Produkte werden ausschließlich in Glas und Papier geliefert. Naturkosmetik in Plastik verpackt finden wir, offen gesagt, ziemlich paradox und verlogen. Die renommierten Hersteller werben damit, Erdöl aus ihren Produkten verbannt zu haben, um sie später in Erdölprodukten – den Plastikbehältern – zu verkaufen? Das ist mindestens so irrsinnig wie in Folie gewickeltes Biogemüse. Auf den Punkt gebracht: Wenn Gutes für den Menschen – also die Naturkosmetik – schlecht für den Planeten ist, dann handelt ein Hersteller auf Kosten nachfolgender Generationen. Das ist nicht unser Ding“, stellt Tom konsequent klar.
Die Produkte sind bis auf wenige Ausnahmen vegan, zukünftig wird es die Option geben, beim Bestellvorgang angeben zu können, wenn dies gewünscht wird. Die Produkte tragen kein Bio-Siegel, sind aber größtenteils aus Bio-Zutaten hergestellt: „Wie bei Lebensmitteln gibt es leider auch bei Naturkosmetik eine Vielzahl von Zertifikaten, die dem Verbraucher unseres Erachtens nicht weiterhelfen und hauptsächlich dafür sorgen, dass die Zertifikatsverbände ausgelastet sind. Zudem sind für viele Rohstoffe (zum Beispiel Natron für unsere Deocreme) Zertifikate erst gar nicht verfügbar, weshalb wir ihnen keine Beachtung schenken. Aus unserer Sicht verteuern sie nur die Rohstoffe und somit das Endprodukt für den Kunden, ohne ein echtes Plus an Sicherheit zu liefern. Zudem zahlen unsere Kunden bereits immense Mehrkosten für ihr großes Engagement bezüglich der Glasverpackung.“
„Für uns zählt, dass wir nur natürliche Inhaltsstoffe verwenden, jedes einzelne Kriterium jedes einzelnen Verbandes einhalten, vor allem aber unseren Lieferanten vollauf vertrauen“ meint Tom. Er fügt hinzu: „Für unsere Produkte soll gelten, dass sie Mensch und Umwelt möglichst nicht schaden – und zwar während Beschaffung, Produktion, Anwendung, beim Entlassen in den Wasserkreislauf und vor allem bei der Entsorgung des Behälters.“
Der 44-jährige Tüftler Tom Rothenbücher, der unter anderem in einer Werbeagentur arbeitet, begann vor zwei Jahren damit, sein eigenes Deo herzustellen, nachdem er in einem TV-Beitrag von Aluminiumsalzen in Deos erfahren hatte. Nach und nach ersetzte er in seinem Zuhause Pflegeprodukte in Plastikbehältern durch selbstgemachte Alternativen, brachte sich das Wissen über Kosmetik und Co. selbst bei, ließ seine Kreationen von Freunden testen und startete ein Jahr später schließlich sein eigenes Ein-Mann-Label Villa Lavanda, das angelehnt ist an sein gleichnamiges Ferienhaus auf Kroatien. Er eröffnete einen Online-Shop und schon bald folgten die ersten Bestellungen. Mittlerweile arbeitet seine Verlobte ebenfalls hingebungsvoll mit.
„Die Reaktionen [der Kunden] sind großartig! Am schönsten für mich ist, dass unsere konsequente Haltung so sehr geschätzt wird. Kunden lieben es, dass wir alte Pakete und Zeitungen aus dem gesamten Freundeskreis wiederverwerten, um unsere Produkte auf dem Versandweg schützen. Wir versuchen, das viel verwendete Wort „Nachhaltigkeit“ tatsächlich zu Ende zu denken. Und es findet Anklang, schöner geht’s eigentlich nicht. Zurzeit läuft es also unglaublich gut und das ist eindeutig der starken Thematisierung von Plastikmüll in den Medien und dem dadurch gewachsenen Bewusstsein der Konsumenten geschuldet“, meint Tom.
Ist die ganze „less plastic“- und „zero waste-“ Bewegung nur ein Trend? „Die „plastic-free“ Leute sind für mich echte Nerds – und ich meine das total positiv – denn mit ihrer strikten Anti-Haltung polarisieren sie, erreichen derzeit alle wichtigen Medien und zeigen so der großen Masse an Normalos: Wenn zero plastic geht, dann geht less plastic auf jeden Fall. Letzteres könnte ein massentauglicher Lebensstil werden, den der Planet ganz dringend braucht“, ist sich Tom sicher.
Der frisch gebackene Vater lebt den Nachhaltigkeitsgedanken nicht nur oberflächlich, sondern versucht zuhause weitestgehend nachhaltig und plastikfrei zu leben: „Neben Kosmetik und Reinigern machen wir zuhause generell ganz vieles selbst, vom Eis über die Mandelmilch bis hin zur Nougatcreme. Und selbst im Urlaub kann ich meist nicht anders, als den achtlos weggeworfenen Müll anderer einzusammeln, ob vom Strand oder als begeisterter Taucher tief am Meeresgrund“, erzählt Tom.
Anders soll es bei seinem Label laufen: „Ganz konkret sollte jeder Villa Lavanda Behälter von einem Boot aus ins Meer fallen dürfen. Weder Inhalt noch Verpackung dürfen dabei maritimes Leben verschmutzen oder gefährden. Das ist unsere Maxime. Glas ist ein fantastischer Werkstoff, der praktisch unbegrenzt recyclebar und daher so wichtig für die Lösung der Müllproblematik ist“.
Natürlich entsteht bei der Produktion seiner Produkte auch Plastikmüll, doch dieser ist im Vergleich zu Plastikverpackungen längst nicht so gravierend. Zudem lässt sich bei Großpackungen einiges an Müll vermeiden. Für viele ist der Gedanke an Glas im Bad erst mal etwas beunruhigend, doch ich kann euch versichern, dass das Handling einfacher ist als gedacht, denn ich durfte einige der tollen Produkte testen.
Mir hat vor allem der geschmeidige und toll riechende Lip Balm in der Sorte Grapefruit gefallen, da er etwas grobkörniges Xylit enthält, das nebenbei karieshemmend wirkt. Was für eine coole Idee! Außerdem mochte ich den Bodyspray Limette-Lavendel sehr gern, der bei heißen Temperaturen seine Funktion als Erfrischer wunderbar erfüllt. Zudem haben mich die Deocremes begeistert, hier habe ich Palmarosa und Litsea-Ylang bekommen, beides natürliche Düfte und mit einer guten Wirkung. Ich suche seit einer Weile ein gutes Spülmittel, genau das habe ich hier gefunden, den FETT Küchenreiniger, den es ebenfalls im Shop gibt.
Was mich nicht umgehauen hat, war der Body Scrub Bourbon Vanille, der mir zu sehr nach Bourbon Vanille gerochen hat. Außerdem empfand ich das Duschgel Lemongrass als zu stark duftend. Aber das sieht sicher jeder anders.
Ich finde die kleinen Glastiegelchen und Fläschchen sehr ästhetisch und kam damit gut klar, lediglich Duschgel würde ich für unterwegs in ein gebrauchtes Plastikfläschchen umfüllen, denn wenn es schnell gehen muss, kann schon mal was kaputt gehen. Für bestimmte Produkte gibt es wiederverwendbare Plastikaufsätze zu kaufen, wie zum Beispiel beim Bodyspray oder Spülmittel.
Wie geht’s weiter mit Villa Lavanda? „Für die nahe Zukunft orientieren sich unsere Ziele eigentlich immer an der simplen Frage: Welches Produkt, das heute fast ausschließlich in Plastik verpackt verkauft wird, können wir alternativ in Glas anbieten? Daher arbeiten wir aktuell an Zahncremes, Shampoos, Bodylotion und Sonnenschutz. Und weit in die Ferne gedacht: Sollten die großen Drogerieketten eines Tages aufwachen und tatsächlich komplett ökologisch durchgedachte Produkte anbieten, dann treten wir gerne ab und sagen uns: Wir hatten Anteil daran. So schlecht ist das nicht.“
Vielen Dank für das tolle Testpaket und viel Erfolg weiterhin, lieber Tom!