In unserer heutigen Wegwerfgesellschaft ist es für viele Menschen selbstverständlich geworden nicht mehr Einwandfreies einfach wegzuwerfen oder Dinge zu kaufen, die nach einmaliger Verwendung dazu bestimmt sind im Müll zu landen. Zum Glück gibt es schon einige Gegenbewegungen wie zum Beispiel die Upcycler, die Ausrangiertes einem komplett neuen Zweck zuführen, oder Reparaturnetzwerke, die kaputte Geräte günstig wieder in Gang bringen und auf diesem Weg den Lebenszyklus einer Waschmaschine verlängern. Meiner Meinung nach ist der Wegwerftrend sehr respektlos gegenüber unseren Ressourcen und den Menschen die unsere Rohstoffe veredeln. Wir nehmen vorhandene Ressourcen als selbstverständlich hin, was mit Sachen geschieht, wenn wir sie wegwerfen, ist vor allem jenen, die alles mit dem Restmüll entsorgen, herzlich egal. Daher versuche ich in meinem Alltag kaputte Dinge die ich noch verwenden will reparieren zu lassen. Dinge, die in einem Durchschnittshaushalt im Müll landen würden, einem sinnvollen Zweck zuzuführen und Sachen die sowieso im Müll landen würden erst gar nicht zu kaufen. Mit den folgenden Beispielen hoffe ich dich zur Weiterverwendung, Reparatur oder Nichtkauf von Dingen zu inspirieren.

Die Mülltüte oder auch das „Mistsackerl“

Mein Inspektorinnenherz blutet, wenn ich sehe, dass sich jemand Müllsäcke kauft, vor allem dann, wenn sie aus Plastik sind. Warum bloß kauft jemand diese einmal verwendbaren Säcke, wenn sie doch Jahrzehnte zum Verrotten brauchen? Müllbeutel sind meiner Meinung nach eine der sinnlosesten Anschaffungen überhaupt. Dabei gibt es vielleicht auch bei dir zu Hause Müllsackerl, die auf den ersten Blick gar keine sind. Ich verwende gerne Sackerl, in denen Toilettenpapier verkauft wird als Mistsack weiter. Sie halten mehr aus als man ihnen zutrauen würde. Auch übervoll mit Müll bleiben sie stets dicht und schaffen immer den Weg bis zur Mülltonne. Ein weiteres gut getarntes Mistsackerl sind Säcke in denen Blumenerde verpackt ist. Einfach den leeren Blumenerdesack am oberen Ende gerade abschneiden und schon hast du eine sehr robuste Mülltüte. Falls du ein Haustier besitzt, das Heu, Katzenstreu oder ähnliches benötigt, könnte das auch eine ergiebige Mistsackquelle sein. Die verlässlichsten Mistsacklieferanten könnten deine Freunde werden. Falls sie dein Vortrag über die Problematik von Plastikmüll nicht dazu bekehren konnte, künftig mit Jutesack einkaufen zu gehen, kannst du diesen Umstand zu deinem Vorteil nutzen. Bitte sie einfach, dir ihre überschüssigen Plastik- und Papiersäcke zu geben und schon hast du einen Mistsackvorrat, der gut und gerne ein Jahr reichen wird. Am meisten freut sich die Umwelt natürlich, wenn wir erst gar keine Plastiksäcke produzieren. Ein Mülleimer der gut mit Zeitungspapier ausgelegt wird, ist wohl eine der besten Alternativen, um Müll umweltschonend zu sammeln.

Schraubgläser

Viele Nahrungsmittel sind in Schraubgläser verpackt. Lange Zeit habe ich die leeren Gläser ohne nachzudenken zur Altglassammlung gegeben, bis mir auffiel, dass sie eine hervorragende Alternative zu Tupperwarebehältern sein könnten. Seitdem hebe ich die Schraubgläser auf und verwende sie als Behälter beim Einfrieren von Nahrungsmitteln, für selbstgemachte Aufstriche, Joghurt, getrocknete Hülsenfrüchte, Nudeln…

Schuhe

Der Winter ist vorbei und die Schuhsohlen unserer Lieblingsstiefel abgelaufen? Falls du die Schuhe auch noch im nächsten Winter verwenden willst, könntest du bei einem Schuster in deiner Nähe nachfragen ob sich eine Reparatur noch lohnen und wieviel sie kosten würde. Auf diese Art habe ich meine Lieblingsstiefeletten schon durch drei Winter gerettet, einen vierten machen sie mindestens noch mit.

Reparaturnetzwerke

Das Reparaturnetzwerk der Wiener Umweltberatung ist ein Verzeichnis von Reparaturbetrieben. Vom Fahrradmechaniker bis zur Handyrettung ist hier so gut wie alles zu finden. Genutzt habe ich diesen Service vor zwei Jahren, als meine Nähmaschine keine durchgängige Naht mehr zustande brachte. Plötzlich riss der Faden alle zehn Zentimeter ab. Schnell war ein Nähmaschinenmechaniker gefunden, der die Maschine sogar gratis reparierte. Seitdem läuft sie wieder einwandfrei. Google doch einfach beim nächsten Mal nach einem Reparaturbetrieb bevor du ein Gerät entsorgen willst.

Einfrieren

Nachdem pro Haushalt durchschnittlich ein hoher Prozentsatz gekaufter Lebensmittel im Hausmüll landet, ist das Thema Essensverwertung zwar einen eigenen Artikel wert, dennoch will ich kurz eine sehr einfache Möglichkeit aufzeigen, die die Lebensdauer von Nahrungsmittel verlängert, nämlich das gute alte Einfrieren. Vielleicht dachtest du beim Wocheneinkauf ja noch, dass du jeden Tag daheim essen wirst und hast deshalb viel Frischgemüse gekauft. Wegen des schönen Frühlingswetters hast du spontan die meisten Wochentage außer Haus verplant. Also wird auch außer Haus gegessen. Friere das Gemüse ein, das schlecht werden könnte, weil du es diese Woche doch nicht isst. Schneide vorher am besten alles so, wie du es beim Kochen weiterverarbeiten willst. Wenn du die Nahrungsmittel verkochen willst, nimm sie einfach am Vorabend oder am Morgen aus dem Gefrierfach und lasse die Zutaten im Kühlschrank auftauen. Auf diese Weise wirst du beim Kochen sogar Zeit sparen.

Gebrauchtes von anderen annehmen

Lass dir doch einfach was schenken! Ein Freund mistet gerade Bücher aus und es ist was für dich dabei? Sag dankend ja zu diesem Geschenk, es wäre doch schade, wenn es auf dem Müll landen würde. Es könnte gut sein, dass es nach dir noch jemand anderes lesen will und du schenkst das Buch dann nochmal weiter. Vielleicht macht eine Freundin,die genau deine Kleidergröße hat, gerade Frühjahrsputz im Kleiderschrank und bietet dir die Klamotten an, die ihr nicht mehr gefallen? Sag auch hier dankend ja wenn etwas dabei ist, das dir gefällt. Irgendwann wirst auch du wieder ausmisten, spätestens dann kannst du ihr etwas von dir anbieten. Es macht aber auch großen Spaß gebrauchte Kleidung zu shoppen. Die gibt es mittlerweile nicht mehr nur in verstaubten Second-Hand-Läden. Gebrauchte Kleidung zu kaufen und verkaufen ist mittlerweile hip geworden, was man an den Namen dieser Shopping-Events erkennt. Vielleicht gibt es ja auch schon in deiner Nähe einen Fashionflohmarkt oder Happy-Shit-Shopping. Das Shoppen wird dir viel mehr Spaß machen als in Läden mit neuen Sachen, wenn du dabei daran denkst, dass du die bei der Produktion verwendeten Ressourcen wertschätzt, weil du sie weiterverwendest. Rufe dir auch die 2.700 Liter Wasser, die allein bei der Produktion eines neuen T-Shirts verbraucht werden, ins Gedächtnis. Immerhin wird so ein neues Shirt weniger verkauft, womit theoretisch viele Liter an Wasser gespart werden. Google doch einfach mal nach einem Second Hand Shopping-Event in deiner Nähe. Du wirst überrascht sein auf welche modischen Schätze du stoßen wirst.

Solaruhr

Fast jeder hat sie, eine Armbanduhr. Viele laufen mit Batterie, einige mit Automatik und einige mit Sonnenlicht. Als ich vor drei Jahren eine neue Uhr anschaffen musste, weil die alte endgültig ausgedient hatte, wollte ich unbedingt eine, die keine Batterien braucht um, nicht unnötig Müll zu verursachen. Dabei habe ich zuerst nach Automatikuhren gesucht, die aber eher teuer und zu groß für mein schmales Handgelenk waren. Nach längerer Recherche bin ich auf Solaruhren gestoßen. Eine Solaruhr lädt sich über das Ziffernblatt mit Energie auf. Das passiert während man sie trägt und Licht zum Ziffernblatt kommt, es kann aber auch nicht schaden sie im Sommer ab und zu in die Sonne zu legen, damit sich die Energiereserven wieder komplett aufladen.

Was machst du in deinem Alltag um Müll zu reduzieren? Achtest du beim Kauf neuer Geräte darauf, dass sie auch ohne Batterien funktionieren? Verwendest du Dinge anderwärtig die in den meisten Haushalten im Müll landen würden? Ich bin gespannt auf deine Tipps.

 

Hier ein paar Links um dich zu noch mehr Müllvermeidung inspirieren zu lassen:
Eva-Melinas Kolumne: Mein (fast) plastikfreies Leben
Reparaturnetzwerk der Wiener Umweltberatung: reparaturnetzwerk.at
2.700 Liter Wasser für ein T-Shirt: orf.at/stories/2167277/2167405