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Kategorie: Inspiration.

Maskerade des Glücklichseins – Wie der Alltag uns zu geschminkten Clowns macht

„Naaa, wie waren deine Ferien?“, fragt meine Kollegin Susanne lächelnd. Ich senke meine Kaffeetasse. „Ach du“, sage ich und schaue dabei zum Fenster hinaus, wo dicke Regentropfen – vielleicht sind es auch…

„Naaa, wie waren deine Ferien?“, fragt meine Kollegin Susanne lächelnd. Ich senke meine Kaffeetasse. „Ach du“, sage ich und schaue dabei zum Fenster hinaus, wo dicke Regentropfen – vielleicht sind es auch Schneeflocken – gegen das Fenster klatschen, „abgesehen davon, dass mein Freund Schluss gemacht hat, ich einmal in der Notambulanz saß, ein anderes Mal der Notarzt mit Blaulicht kam und meiner Tante das Haus abgebrannt ist, ganz gut. Und deine?“ Sie starrt mich an und beginnt an ihrem Kugelschreiber herumzulutschen, als könne sie aus ihm eine angemessene Reaktion saugen. Natürlich bin ich mir im Klaren darüber, dass ihre Frage rhetorisch gemeint war, aber mir ist heute einfach mal nach Wahrheit. Zu anstrengend erscheint mir das Aufsetzen meiner Maske. Aber warum sind wir eigentlich so, wenn wir auf der Arbeit sind? Warum gibt es von uns eine private Version und eine, die dauerglücklich im Büro sitzen muss?

Da steht der Manager bei der Präsentation vor seinen Kollegen, ein Schatten seiner selbst, zeigt höchste Professionalität und in Wahrheit weint er innerlich um seine verstorbene Mutter. Die Kassiererin sitzt an der Kasse und jedes Mal, wenn jemand die Ritter Sport Alpenmilch kauft, schießt ein schmerzvolles Projektil voller Adrenalin mitten durch ihr Herz, weil sie an die strahlenden Augen ihres Ex-Mannes denkt, wenn sie ihm die Schokolade mitgebracht hat. „War beim Einkauf alles in Ordnung?“, fragt sie lächelnd, aber mit leeren Augen. Wir sitzen mit Liebeskummer am Arbeitsplatz und wenn uns der Kollege fragt, wie es uns geht, antworten wir: „Gut, danke.“ Heute habe ich mit meiner Antwort die natürliche Ordnung aus dem Gleichgewicht gebracht und genau das will mir Susanne auch zu verstehen geben, indem sie meint: „Oh verdammt, das tut mir leid. Na ja, wir reden später darüber, ich muss noch ein paar Sachen kopieren.“

Als ich nach der Trennung von meinem Freund die sechste Taschentuch-Box geleert hatte und die Ferien langsam dem Ende nahten, googelte ich, ob man sich wegen Liebeskummer krankschreiben lassen kann. Immerhin kann daraus das lebensbedrohliche Broken-Heart-Syndrom entstehen. Wegen Liebeskummer haben sich schon viele Menschen das Leben genommen. Warum also nicht zuhause bleiben und dem Kummer seinen Lauf lassen? Ich las Antworten wie „die eigene Gefühlslage hat im Job nichts verloren“ oder „Arbeit und Privatleben muss man trennen können“. Selbst die Süddeutsche Zeitung schreibt: „So weh eine Trennung auch tut – im Berufsalltag sollten private Probleme keine Rolle spielen.“* Nun saß ich vor meinem Laptop und eine einzige Frage schwirrte durch meinen Kopf: Warum eigentlich? Warum betreten wir jeden Morgen aufs Neue diese Bühne mit einem Lächeln, als hätten wir es uns mit Theaterschminke ins Gesicht gemalt und mit Haarspray fixiert? Warum ist es nicht in Ordnung, vor den Kollegen zu weinen? Und warum darf ich mich, wenn ich einen Beruf mit viel Kundenkontakt habe, nicht krankschreiben lassen, wenn ich Kummer habe?

Brokenheart

Keine zehn Minuten, nachdem meine Kollegin Susanne mich stehengelassen hat, betrete ich meine Bühne: Das Klassenzimmer 202. Mein Publikum: Die 5b. Während ich den Schlüssel in das Schloss stecke und die Meute hinter mir durch den Flur tobt, schminke ich mir innerlich mein Lächeln auf. „Guten Morgen, liebe 5b!“, sage ich, als wäre ich die gut gelaunte Mami mit der gut gelaunten Familie aus der gut gelaunten Lätta-Werbung. Den Schüler Michael, der in der letzten Reihe sitzt, kann ich an diesem Tag nicht aufrufen. Er heißt genauso wie mein Ex-Freund und ich will nicht riskieren, dass die Tränen mein Lächeln abwaschen. Die Kleinen kann ich täuschen, sie sind ohnehin zu beschäftigt mit dem Katzenskelett, das ich vorne auf den Tisch gestellt habe, sodass sie nichts von meinem gebrochenen Herzen sehen.

In der zweiten Stunde stehe ich vor der 10c. „Wie waren Ihre Ferien?“, fragt eine Schülerin. „Nicht so gut“, antworte ich jetzt ehrlich, weil ich schlecht lügen kann. „Warum nicht?“, fragt sie mit großen Augen und ich erkläre kurz die Lage, ähnlich wie ich es bei Susanne getan habe. Die Klasse hört zu, bekundet danach ihr Mitgefühl und ist an diesem Tag ganz besonders ruhig und zeigt sich ausgesprochen freundlich. So brav waren sie das letzte Mal gewesen, als ich eine Lehrprobe hatte. „Es tut mir leid, dass ich eure Klassenarbeiten noch nicht korrigiert habe“, entschuldige ich mich am Ende der Stunde. „Das ist nicht schlimm, wir brauchen die nicht so dringend zurück“, antwortet Florian, der sonst ganz still ist und sich nie meldet. „Vielleicht sollten Sie am Wochenende auch lieber mal wegfahren als unsere Arbeiten zu korrigieren“, ergänzt Paul, ein Schüler, mit dem ich seit Wochen Auseinandersetzungen habe. „Und übrigens“, wirft jetzt noch Luis ein, „der Typ muss ein ganz schöner Idiot sein, wenn er Sie verlässt.“ Durch die Klasse geht eine Welle von „Ja, genau!“ und „Aber wirklich!“. Beim Verlassen des Klassenzimmers muss ich lächeln. Es ist ein echtes Lächeln, das meine Schüler mir aufs Gesicht zaubern. Und auch, wenn sie in dieser Stunde vielleicht nicht ganz so viel über die Struktur der DNA gelernt haben, so haben sie gelernt, dass es in Ordnung ist, traurig zu sein und Schwäche zu zeigen. Das ist vermutlich mehr als man ihnen in ihrer ganzen Schullaufbahn je beigebracht hat. Was aber habe ich in dieser Stunde gelernt? Nicht das, was mir mein erster Chef während meiner Ausbildungszeit beigebracht hat, nämlich Professionalität. Ich habe etwas ganz anderes und viel Wertvolleres gelernt: Nur wenn man selbst Menschlichkeit zeigt, kann man Menschlichkeit erfahren.

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Einer Kassiererin, die mir ihre Traurigkeit zeigt, würde ich sicher ein paar tröstende Worte spenden. Vielleicht würde aber auch ihr Chef sagen: „Bleiben Sie besser zuhause und erholen sich ein paar Tage.“ – wenn sie ihn nur fragte. Natürlich kann man einwenden, dass Arbeit auch ablenkt, aber manchmal muss man dem Herz Zeit geben, zu heilen und diese Zeit muss man sich zugestehen. Glück ist kein Zufall, es ist eine Wahl, die jeder Einzelne von uns hat. Aber ich strebe nach Authentizität, das gilt auch für das Glücklichsein.

Während meiner Meditation am Nachmittag überkommt mich bei den Gedanken an meine zehnte Klasse ein ganz leichtes, aber sehr warmes Gefühl von echtem Glück. Ein Glücklichsein, das erst durch eine Fremd- und daraus folgend durch eine Selbstbejahung ausgelöst wurde. Meine Schüler haben mich dazu gebracht, zu mir selbst und meinen Gefühlen zu stehen, kurz: Es macht mich glücklich, unglücklich sein zu dürfen. Ich werde bald wieder fröhlich vor meiner 10c stehen, aber dann werden die Schüler wissen, dass mein Lächeln echt ist, weil ich bei der Maskerade des Glücklichseins nicht mehr mitspiele.

Am Abend erreicht mich eine WhatsApp-Nachricht von Susanne. „Wie geht’s dir?“, fragt sie mit einem lächelnden Emoticon dahinter – dieses Mal weiß ich, dass die Frage nicht rhetorisch gemeint und das Emoticon ein echtes Lächeln ist.

 

* sueddeutsche.de/karriere/beruf-und-private-probleme-wie-man-sich-bei-liebeskummer-im-job-verhaelt, 13.1.2016

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Sonntagslektüre: Nimm dir Zeit für Gutes

Empfehlungen für kritische Leseratten: Das Wunder der Selbstliebe „Wer sich selbst liebt, der findet liebe Freunde, lebt Partnerschaft auf einer nährenden Ebene, ist erfolgreicher und lebt gesünder. Wer sich selbst…

Empfehlungen für kritische Leseratten: Das Wunder der Selbstliebe

„Wer sich selbst liebt, der findet liebe Freunde, lebt Partnerschaft auf einer nährenden Ebene, ist erfolgreicher und lebt gesünder. Wer sich selbst liebt, den liebt das Leben.“ Das klingt doch schon einmal nach einem vielversprechenden Buch, nicht? Und genau darum handelt es sich bei „Das Wunder der Selbstliebe – Der geheime Schlüssel zum Öffnen aller Türen“ von Bärbel und Manfred Mohr. Ich bekam das Buch von einer mir nahe stehenden Person anlässlich meiner Matura geschenkt und bin seither sehr begeistert davon. Da das sensible Thema Selbstliebe gerne mal in den Hintergrund rückt und in Vergessenheit gerät, ist es eine Lektüre, die man mehrmals lesen kann und soll. Die Autorin machte ihr Hobby zum Beruf und schrieb viele „Wunsch“-Bücher, Kinderbücher und Beziehungsratgeber. Sie starb kurz nach Fertigstellung dieses Buches. Ihr Mann Manfred führt ihr Werk weiter.

Das Wunder der Selbstliebe, erschienen im Gräfe und Unzer Verlag, bietet sich für all jene an, die das Gefühl haben, sich selbst (zu) wenig zu lieben oder Probleme damit haben, ihren Körper anzunehmen, wie er ist. Durch aufklärende Worte und simple Übungen bildet das Buch die ideale Basis. Denn vergebens sind die – oft unbewussten – Anstrengungen, die Zuneigung anderer zu erringen. Umso ertragreicher ist die Arbeit an der Liebe und Akzeptanz der eigenen Person. Der Erfolg stellt sich schnell ein und auch das Umfeld verändert sich. Exemplarisch dafür möchte ich kurz die erste Übung des Buches beschreiben. Sie heißt „Selbstliebe-Spiegel-Übung“, ist eigentlich sehr einfach und trotzdem anspruchsvoll. Man stellt sich nackt vor einen Ganzkörperspiegel und liebt und akzeptiert sich selbst. Schritt für Schritt kann man sich ein Körperteil herauspicken, das einem besonders gut gefällt und sich so langsam vorarbeiten. Zum Beispiel: „Meine großen Augen gefallen mir, die Haare sind auch okay. Die Taille sieht ganz gut aus. Und ja, die blassen Beine, ich liebe euch auch – zumindest ein bisschen.“ Mit jedem Mal kann man so ein Stück seines Körpers mehr anerkennen und wertschätzen. Ihr werdet sehen, nach einiger Zeit kann man sogar den Problemzonen etwas Positives abgewinnen – „Meine große Nase entspricht zwar nicht dem gängigen Schönheitsideal, dafür kann ich bestens mit ihr atmen und riechen“.

Sehr gut gefällt mir ein im Buch abgedruckter Test, durch den man sich selbst einschätzen kann. Die genialsten Fragen sind meiner Meinung nach folgende:
• Kannst du dich alleine in ein Kaffeehaus setzen und etwas trinken?
• Angenommen, ein enger Verwandter, der dir sonst immer zum Geburtstag gratuliert, hat es diesmal vergessen. Was schließt du daraus?
• Ein bekannter Choleriker schreit dich vor versammelter Mannschaft an und macht dir ungerechtfertigt Vorwürfe. Wie geht es dir dabei?

Wer die Gründe bei sich selbst sucht, bloß weil der Geburtstag vergessen wurde oder sich doch ein bisschen schuldig fühlt nach der Standpauke des Cholerikers, der hat Handlungsbedarf. Wobei, zugegebenermaßen, haben wir den nicht alle? Ich glaube kaum, dass es viele Menschen gibt, die sich selbst in angemessenem Maße lieben. Kann man sich überhaupt zu viel lieben?

Nein sagen – aus persönlicher Erfahrung weiß ich, wie viel Überwindung es kostet, jemandem eine Bitte abzuschlagen und gezielt zu verneinen. Allzu oft nehme ich mich einer Aufgabe an, damit andere entlastet werden, zum Leidwesen meiner Zeiteinteilung und Entspannung. Gute Laune bleibt nicht zu selten auf der Strecke. In dem Buch wird genau dieses Phänomen angesprochen und gepredigt, öfter in sich hinein zu horchen und abzuwiegen, ob man instinktiv „Ja“ oder „Nein“ sagt. Ich muss kein schlechtes Gewissen haben, wenn meine Antwort zu meinem Gunsten ausfällt. Folgende Frage, die auch in der Lektüre aufgeworfen wird und die wir uns oftmals gar nicht stellen: Was will ich eigentlich? Alleine sich darüber bewusst zu werden, das kann schon wahre Wunder bewirken und unseren Fokus wieder auf essentielle Dinge richten.

Über dieses Zitat stolperte ich in dem Buch, da es mir so gut gefällt, möchte ich es euch hier nicht vorenthalten: „Wenn uns etwas aus dem gewohnten Geleise wirft, so denken wir, alles sei verloren. Aber dabei beginnt doch nur etwas Neues und Gutes.“ Leo N. Tolstoi

Abschließend möchte ich euch – neben dem Rat, das Buch zu lesen – noch diese Affirmation mit auf den Weg geben:

„Ich liebe mich selbst, egal ob es sonst noch einer tut. Ich liebe mich genauso wie ich bin. Auch wenn ich nicht alles gut finde, was ich tue, liebe ich mich immer selbst, trotz allem und mit allem was ich bin.“

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Zwischen Nostalgie und ökologischem Bewusstsein

Erst letztens ist es mir wieder passiert: Ein Freund von mir veröffentlichte ein Bild seines neuen Autos. Nichts allzu dramatisches möchte man denken, und bei jedem anderen Auto wäre das…

Erst letztens ist es mir wieder passiert: Ein Freund von mir veröffentlichte ein Bild seines neuen Autos. Nichts allzu dramatisches möchte man denken, und bei jedem anderen Auto wäre das vermutlich auch eine Meldung, der ich nicht lange Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Es war allerdings ein alter VW Käfer. Das Auto, welches es mir aus irgendeinem Grund seit jeher angetan hat. Ich weiß nicht warum, vielleicht liegt es daran, dass ich auch in Autos immer noch Parallelen zu menschlichen Gesichtszügen sehe. Die Scheinwerfer werden dabei zu Augen, die Stoßstange ersetzt den Mund, so in etwa. So gibt es Autos, die nach meiner Ansicht sympathisch aussehen, andere eher kühl, manche sogar grimmig. Mein Freund, der sich weitaus mehr für Autos interessiert als ich, schüttelt jedes Mal lachend den Kopf, wenn mein einziges Argument gegen ein Auto, welches er aufgrund technischer Details nahezu hinreißend findet, lautet: „Mir gefällt die Mimik nicht.“

Zurück nun aber zum VW Käfer: Im Affekt direkt erst einmal auf „Gefällt mir“ geklickt. Normalerweise bin ich im Netz eher stiller Beobachter, überlege mir mehrfach, ob ich einen Beitrag tatsächlich sichtbar für alle kommentieren soll, oder nicht doch besser eine private Nachricht schreibe. Und so kamen auch nach diesem „Gefällt mir“ die ersten Zweifel: Was sage ich damit eigentlich aus? Offensichtlich natürlich, dass mir dieses Auto gefällt. Vielleicht noch, dass mir gefällt, dass er es sich gekauft hat. Aber nicht auch, dass ich ein Auto toll finde, welches ökologisch gesehen eine kleine Katastrophe ist? Der Energieverbrauch wird von anderen, moderneren Fahrzeugen dieser Zeit klar geschlagen. Außerdem, eigentlich fahre ich doch sowieso nicht gerne Auto. Ich versuche es so gut es geht zu vermeiden, nehme bei annehmbarem Wetter das Fahrrad, ansonsten Bus und Bahn. Kann ich es also tatsächlich gut finden, dass nun weitere Abgase in unser ohnehin schon belastetes Ökosystem geblasen werden? Wo ist die Grenze zwischen Nostalgie und Nachhaltigkeit, ökologischer Verantwortung?

Bei meiner Ernährung fiel es mir recht leicht, auf gewisse Dinge wegen meiner persönlichen moralischen Überzeugung zu verzichten. Ich denke, es geht nicht nur mir so, dass bestimmte Gerichte an Erinnerungen und Gefühle geknüpft sind. Bei mir waren das immer Palatschinken. Für die, die es nicht kennen: Es ist eine Süßspeise. Crêpes werden dabei mit einer Mischung aus Quark, Rosinen und etwas Zitronensaft gefüllt, gerollt, und im Ofen gebacken. Dies war als Kind mein absolutes Lieblingsessen, und eine absolute Besonderheit, denn Palatschinken gab es nur höchst selten, da der Rest der Familie meine Begeisterung nur in Maßen geteilt hat. Da ich für Quark leider bisher noch keinen zufriedenstellenden Ersatz finden konnte, ist das ein Gericht, welches ich mir schon manchmal wünsche. Aber da fällt mir das verzichten Verzichten nicht so schwer. Ich arbeite auch an meiner veganen Quarkversion!

In anderen Bereichen bin ich leider noch nicht soweit. Ich liebe beispielsweise CDs. Natürlich, letztendlich landet das Lied als Datei auf einem mobilen Abspielgerät und somit bräuchte ich für Musikgenuss unterwegs nur die mp3-Datei. Dennoch liebe ich es, eine CD in der Hand zu halten, mir das Cover anzusehen, das Booklet durchzublättern, und sie in mein Regal zu stellen. Sie immer mal wieder heraus zu holen, und mich an Momente zu erinnern. Dieses Gefühl können mir Dateien auf meiner Festplatte einfach nicht ersetzen. Gleiches gilt für Bücher: Ich persönlich bekomme Kopfschmerzen, wenn ich zu lange auf einen Bildschirm schaue. Ich weiß, mittlerweile soll es ziemlich gute E-Book-Reader geben. Diese sind aber, achtet man auf ihre Materialien und darauf wie kurzlebig technische Geräte heutzutage (so alt bin ich noch gar nicht, aber trotzdem!) sind, wohl auch keine echte Alternative. Außerdem ist es irgendwie nicht das gleiche. Ein Buch in der Hand zu halten, die Seiten umzuschlagen, ein Lesezeichen hineinzustecken. Es im Laden auszusuchen, ein paar Zeilen zu lesen, das Cover zu betrachten.Vermutlich wäre ein Bibliotheksausweis die beste Wahl. Man ist natürlich gebunden an Rückgabefristen und eventuell muss man auch warten, bis ein bestimmtes Buch wieder oder endlich überhaupt ausleihbar ist, aber man vermeidet auch, dass Bücher, während sie eben nicht gelesen werden, ungenutzt verstauben.
Mittlerweile gibt es vielerorts auch öffentliche Bücherschränke, an denen sich jeder frei bedienen und etwas herausnehmen oder hineingeben kann. So bekommen Bücher quasi ein „zweites Leben“. Die Auswahl ist natürlich begrenzt und man weiß nie, was einen nun erwartet. Aber das kann auch spannend sein, und vielleicht entdeckt man ja auch den einen oder anderen neuen Autoren für sich. Also: Öffentliches Bücherregal suchen oder bei der nächstgelegenen Bibliothek registrieren. Das Gefühl, ein Buch in das eigene Regal zu stellen, ersetzt das natürlich nicht.

Nostalgie, Entscheidungen aufgrund von Emotionen, zu Zeiten in denen wir immer wieder auf die Knappheit von Rohstoffen hingewiesen werden. Wenn ich ehrlich bin: Die Entscheidung für die CD oder das Buch sind nicht ökologisch. Sie sind auch nicht nachhaltig, oder zumindest ist die Nachhaltigkeit nicht der entscheidende Faktor bei meiner Kaufentscheidung. Es geht um den Mehrwert, um das, was der Kauf in mir auslöst. Um meine Nostalgie. Und das leider auf Kosten der Umwelt.

Wie seht ihr das? In welchen Situationen haltet ihr an einer nostalgischen Idee fest, obwohl es nachhaltigere Alternativen gäbe? Kennt ihr das Gefühl überhaupt? Ich bin noch auf dem Weg. Immerhin: Ich habe meinen Taschenkalender abgeschafft. Dieses Jahr ist das erste, in dem ich keinen verwende und ich habe es auch im nächsten Jahr nicht vor. Die Termine sind nun alle auf meinem Smartphone. So richtig glücklich bin ich damit noch nicht, aber ich merke, wie ich mich daran gewöhne.

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Sonntagslektüre: Nimm dir Zeit für Gutes

Empfehlungen für kritische Leseratten: Saubere Diamanten? Diesen Monat behandle ich mit meinem Buchtipp „Saubere Diamanten – Der Kampf gegen schmutzige Geschäfte mit Blutdiamanten am Beispiel Sierra Leones“ ein sehr brisantes…

Empfehlungen für kritische Leseratten: Saubere Diamanten?

Diesen Monat behandle ich mit meinem Buchtipp „Saubere Diamanten – Der Kampf gegen schmutzige Geschäfte mit Blutdiamanten am Beispiel Sierra Leones“ ein sehr brisantes Thema. Das besagte Buch, herausgegeben von „Brot für Welt“, erzählt von den Verstrickungen von Kriegsakteuren im internationalen Diamantenhandel. In den Ländern Afrikas – hier eben explizit in Sierra Leone – werden um die wertvollen Bodenschätze dieses Kontinents Kriege geführt.

Um Unklarheiten zu vermeiden, beginne ich mit einer kurzen Begriffserklärung: Konflikt- oder Blutdiamanten stammen aus Gebieten, die von Truppen kontrolliert werden, die die Regierung des betreffenden Landes bekämpfen. Der Handel mit besagten Gütern läuft außerhalb der regulären staatlichen Kontrollen und ist in der Regel mit Gewalt (Stichwort: Kindersoldaten, Kinderarbeit) verbunden. Der Begriff Blutdiamanten soll den Zusammenhang zwischen dem Handel mit Diamanten und den Kriegen veranschaulichen, die mit dem Erlös aus dem Handel aufrecht gehalten werden. Illegale Diamanten sind alle Diamanten, die aus dem nicht staatlich registrierten Handel stammen, also Schmuggelware. Sie werden aus den Abbaugebieten gestohlen, außer Landes geschmuggelt und dann in den offiziellen Handel eingeschleust. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 20 Prozent der Rohdiamantenproduktion eines Jahres als illegale Diamanten in den Handel einfließen. Im Jahr 2000 betrug der Wert dieser geschmuggelten Diamanten rund 1,5 Milliarden Euro. Allerdings sind nicht alle illegalen Diamanten Blutdiamanten, man schätzt den Anteil zwischen vier (Europäische Union) und bis zu 20 Prozent (Menschenrechtsorganisationen).

Nur schwer vorstellbar ist die Tatsache, dass neben Sierra Leone oder Angola auch die Demokratische Republik Kongo arme Länder sind, obwohl doch ihr Boden reich an begehrten Rohstoffen ist. Diamanten, Gold und Öl wurden ihnen zum Verhängnis, denn jeder will es haben und Kriege werden auf dem Rücken und zum Leidwesen der Zivilbevölkerung ausgetragen. Es erhärtet sich der Verdacht, dass für bestimmte Gruppen Krieg ein sehr profitables Geschäft ist. Durch die Inbesitznahme von Diamanten finanzieren so unter anderem Rebellengruppen ihre Waffen. Mittlerweile gibt es dafür bereits den Begriff der „politischen Ökonomie des Krieges“ (Philippe Le Billon). Hierbei ist der Prozess gemeint, durch den bewaffnete Konflikte aufrechterhalten und Gewalt organisiert wird, um Macht, Reichtum und Armut zu schaffen (!) und zu verteilen. Aufgrund einer Studie der Weltbank wurde herausgefunden, dass die wahren Ursachen von Bürgerkriegen viel häufiger wertvolle Rohstoffe sind als die oft zitieren „politischen, ethnischen oder religiösen“ Spannungen.

Bis in die jüngste Vergangenheit wurde der Frage nach der Herkunft der begehrten Steine nur wenig Beachtung geschenkt. Dass diese auch nicht leicht zu beantworten ist, zeigt sich anhand der verschleierten und in die Irre führenden Begriffe Herkunfts- und Ursprungsland. Während ersteres das Land ist, in dem die Ware zuletzt importiert wurde, gibt erst der zweite Begriff Aufschluss über das Land, in dem der Stein abgebaut wurde. Somit geben auch Importstatistiken keine befriedigende Auskunft. So absurd das auch klingen mag, dass man das Ursprungsland nicht herausfinden kann, so klar wird es anhand von folgendem Beispiel: „Die Schweiz ist ein gutes Beispiel für die bisher üblichen Handelspraktiken. Hier gibt es so genannte zollfreie Freilager, die als Zwischenlager fungieren und nicht in offizielle Import-Statistiken der Schweiz aufgenommen werden. Die Diamanten werden hier in der Regel neu sortiert beziehungsweise zusammengestellt, das heißt, Diamanten unterschiedlicher Herkunft werden vermischt und anschließend exportiert.“

Neben all diesen Gräueltaten, die durch diese reinen Steine entstehen, erfährt der Leser auch, was hinter der Idee des Kimberley-Prozesses steckt und warum dieses Abkommen auch gerne als zahnloser Tiger bezeichnet wird. Des Weiteren findet man im Anhang neben einem ausführlichen Literaturverzeichnis einige Seiten mit wissenswerten Informationen über Diamanten, Auszüge aus Dokumenten der UN-Resolution und des Kimberley-Prozesses und eine Begriffserklärung.
Meines Erachtens bietet sich dieses Buch für alle jene Personen an, die gerne über den Tellerrand schauen. Es ist sehr aufschlussreich, über die Machenschaften zu erfahren, die in unserer Welt hinter vorgehaltener Hand passieren. Das Thema der Konfliktdiamanten ist hier nur stellvertretend für viele andere.

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Die Inspektorin: Kollaborativer Konsum – oder warum ausborgen und verleihen hip und einfach ist

Unsere Welt verändert sich stetig. War es früher noch modern und ein Zeichen von Wohlstand, so viel wie möglich zu besitzen (mein Auto, mein Haus, meine DVD-Sammlung… ) geht der…

Unsere Welt verändert sich stetig. War es früher noch modern und ein Zeichen von Wohlstand, so viel wie möglich zu besitzen (mein Auto, mein Haus, meine DVD-Sammlung… ) geht der Trend aktuell zum kollaborativen Konsum. Das heißt, dass Menschen Güter immer weniger als Statussymbol sehen und Dinge nicht mehr unbedingt besitzen müssen, um sich selbst aufzuwerten. Es genügt, Sachen und Gebrauchsgegenstände zu leihen, statt sie zu kaufen oder auch mal etwas zu verleihen. Am besten eignen sich dafür Dinge, die man nicht täglich braucht, wie zum Beispiel eine Bohrmaschine, ein Schokofondueset oder eine DVD. Vereinfacht wurde diese Art des Konsums durch das Internet, in dem es viele Tauschplattformen gibt, ursprünglich aber vor allem Informationen geteilt wurden. In meinem aktuellen Kolumnenbeitrag will ich euch unterschiedliche Möglichkeiten zeigen, euch an der Share Economy zu beteiligen. Dabei spielen sowohl altbekannte Offline-Institutionen als auch das Internet eine Rolle.

Die Bibliothek

Ihr kennt sie bestimmt seit eurer Schulzeit und habt sie seitdem vielleicht nur noch selten betreten. Ein hervorragender Ort, um sich Bücher, Zeitschriften, CDs, DVDs und andere digitale Medien zu leihen. Es gibt in vielen Büchereien mittlerweile auch die Möglichkeit, sich e-books auszuborgen. Die Bibliothek in eurer Nähe könnte also um einiges moderner sein, als ihr sie euch vorstellt. Schaut doch einfach mal vorbei und lasst euch positiv überraschen.

Die Videothek

Auch DVDs und Blu Rays gehören zu den Dingen, die ihr vielleicht nur einmal verwendet und anschließend in eurem Regal verstauben. Warum also nicht für einen gemütlichen Fernsehabend der Videothek in eurer Nähe einen kurzen Besuch abstatten? In gut sortierten Videotheken sind oft schon die neuesten Filme vorrätig.

Pumpipumpe.ch

Pumpipumpe ist ein Verein, der sich für den bewussten Umgang mit Konsumgütern und mehr soziale Interaktion in der Nachbarschaft einsetzt. Es soll das Leihen und Ausleihen von Gütern, die man nur selten braucht, gefördert werden. Die Grundidee ist, der Nachbarschaft Dinge zu leihen, die man selbst nur selten braucht, wie zum Beispiel einen Grill oder eine Bohrmaschine. Dafür hat jemand anderer in der Nachbarschaft vielleicht eine Nähmaschine oder ein Verlängerungskabel zu verleihen. Will man sich an der Idee von Pumpipumpe beteiligen und in der Nachbarschaft etwa das Waffeleisen verleihen, das im eigenen Haushalt höchstens zwei Mal im Jahr zum Einsatz kommt, genügt ein Klick auf Pumpipumpe um sich einen Sticker mit Waffeleisenabbildung zu bestellen und ihn auf den eigenen Briefkasten zu kleben. Vielleicht seit ihr ja die oder der Erste, der sich in eurer Gegend an dieser sehr schönen Idee beteiligt und einen neuen Trend auslöst. Die Sticker kann man sich in Deutschland und der Schweiz versandkostenfrei zusenden lassen, in alle anderen Länder betragen die Versandkosten vier Euro.

Carsharing

Wenn ihr in einer von öffentlichen Verkehrsmitteln gut erschlossenen Gegend wohnt, braucht ihr ein Auto wahrscheinlich nur äußerst selten. Falls ihr doch mal eines benötigt, gibt es bestimmt ein Carsharingangebot in eurer Nähe, bei dem ihr Autos schon minutenweise anmieten könnt. Googlet doch einfach nach einem Anbieter in eurer Nähe.

Freunde

Warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Wenn ihr wisst, dass eine Freundin sich gern am Dörren versuchen würde, während euer Dörrautomat im Regal verstaubt, dann borgt ihr einfach das gute Stück. Im Gegenzug könnt ihr euch ja vielleicht mal ihr Glätteisen leihen.

Fairleihen.de

Mit fairleihen.de stelle ich euch eine regionale Verleihplattform vor. Sie deckt nämlich nur den Raum Berlin ab. Die Teilnahmebedingungen klingen wie der Name schon sagt fair. Die Abholung muss immer persönlich beim Verleiher erfolgen. Dafür gibt es sogar einen Vertrag. Es wird auch empfohlen, bei der Übergabe einen kurzen Blick auf den Ausweis zu werfen. Wer selbst drei Produkte zum Verleih anbietet, darf sich sofort selbst eines ausleihen. Bei der Produktsuche werden zuerst die nächstgelegenen Verleiher angezeigt. Fairleihen.de stellt ein System zur Verfügung, das die Terminvereinbarung erleichtert. Ist ein Termin gefunden, erhalten beide Teilnehmer die gegenseitigen Adressen. Nach erfolgter Rückgabe des Gegenstands besteht die Möglichkeit, eine Bewertung abzugeben. Um die mobile Nutzung zu vereinfachen, kann man die Funktionen von fairleihen.de auch als App nutzen, die für alle Smartphones verfügbar ist.

Couchsurfing.org

Schließlich will ich euch noch die Königsdisziplin des Verleihens vorstellen. Das sogenannte Couchsurfing. Auf dieser Website stellen Privatpersonen einen kostenlosen Schlafplatz für Reisende zur Verfügung. Um die Nutzer – sowohl die Reisenden, als auch die Gastgeber – möglichst gut einschätzen zu können ,gibt es ausführliche Profile. Die Identität wird zusätzlich mittels Kreditkarte überprüft. Art und Dauer des Aufenthalts werden im Vorhinein zwischen den Nutzern vereinbart. Es ist Bedingung, dass die Übernachtung gratis angeboten wird. Sollte der Gast sich für bereitgestellte Mahlzeiten oder das Benutzen der Waschmaschine finanziell revanchieren wollen, darf dies der Gastgeber akzeptieren.

Wie beteiligt ihr euch am kollaborativen Konsum? Habt ihr schon einmal Dinge mittels Internet verliehen? Wenn ja, welche und welche Plattformen habt ihr dafür verwendet? Habt ihr das verliehene Gut wieder intakt zurückbekommen? Welche Offline-Möglichkeiten habt ihr schon verwendet, um euch Dinge auszuleihen?

Quelle: Wikipedia

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Die Glücksbringer Teil 4: Glücksgemeinde Schömberg

Deutschland hat nicht nur eine Glücksministerin, nahe der Stadt Pforzheim gibt es auch eine Glücksgemeinde. Ob die 7.800 Einwohner des Heilklimatischen Kurorts Schömberg im Nordschwarzwald mit seinen vier Ortsteilen tatsächlich glücklicher ist als andere,…

Deutschland hat nicht nur eine Glücksministerin, nahe der Stadt Pforzheim gibt es auch eine Glücksgemeinde. Ob die 7.800 Einwohner des Heilklimatischen Kurorts Schömberg im Nordschwarzwald mit seinen vier Ortsteilen tatsächlich glücklicher ist als andere, das verrät mir Christina Lehnhoff M.A., Leiterin Touristik & Kur.

Doris: Fühlen Sie sich glücklich? Und wenn ja, warum?

Christina Lehnhoff: Ich persönlich zähle mich meist zu den glücklichen Menschen. Selbst wenn manchmal ein Tag verhagelt ist – nicht immer läuft alles so, wie man es sich wünscht – zählt doch eher die Balance in aller Polarität des Lebens. Und da habe ich das Glück, ein Leben führen zu können, welches mir auf der einen Seite viel Raum für persönliche und berufliche Freiheiten lässt und gleichzeitig kreativen Spielraum einräumt. Das heißt aber auch, gezielt seine Energie auf die guten Dinge im Leben zu lenken statt sich im Frust zu suhlen. Meckerer sind in der Regel unglückliche Menschen. In Summe bedeutet für mich ein glückliches Leben, mit sich im Reinen zu sein. Doch ist Glück ist ein so großes Wort. Geht es oftmals nicht vielmehr um Zufriedenheit – den Frieden mit sich selber?

Schömberg ist eine Glücksgemeinde: Was heißt das für Sie und wie kam es dazu?

2009 hat der damalige Tourismuschef nach einem USP für Schömberg gesucht. Heraus kam das Glück. Was ursprünglich als Marketing-Gag geplant war hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt. Eine Lenkungsgruppe aus Gemeinderäten, Kirchenvertretern und Verwaltung hat ein Zukunftskonzept für Schömberg erarbeitet. Ziel ist es, als Gemeinschaft den Rahmen und die Grundlagen für sinnerfülltes, gutes und gelingendes Leben in all seinen Facetten zu schaffen und im Konfliktfall werthaltige Ziele vor monetäre zu setzen.

Für mich als Tourismusverantwortliche bedeutet dies, nicht immer auf „Höher, Schneller Weiter“ zu setzen, sondern die kleinen und wertvollen Dinge hervorzuheben, die wir hier im Schwarzwald haben. Und das ist vor allem die Natur. Hier gilt es, sie in all ihren Facetten erlebbar zu machen, sei es in Form von geführten Wanderungen, Veranstaltungen wie „Die lange Nacht der Natur“, Waldwochenenden für die ganze Familie oder Wanderlesungen, die Wanderung und Autorenlesung gleichzeitig sind, Yogawochen, Achtsamkeitstraining et cetera. Auch fand 2014 sehr erfolgreich die vierte Schömberger Glückswoche statt, eine Woche mit vielen Veranstaltungen, Vorträgen und Workshops zum Thema Glück und gutes Leben, Naturerlebnissen und Entschleunigung – alles Themen, die uns ein bisschen aus unserem stressigen Alltag und dem Hamsterrad des „Immer Mehr“ entführen.Image

Ein essentieller Wert ist die Beteiligung der BürgerInnen und demzufolge der Lebensqualität: Welche Maßnahmen setzen Sie auf diesem Schritt? Wie wird das möglich?

Es gab eine Arbeitsgruppe aus Bürgern und interessierten, die 2011 eine erste Bürgerbefragung auf den Weg gebracht hat. Es gab einen Wettbewerb zu sichtbaren Installationen zum Thema Glück, Anfang 2013 wurden die Bürger Schömbergs eingeladen, ihre Idee für das Glück in Schömberg beizusteuern und Anregungen zu geben, wie wir als Gemeinde auf Bedürfnisse und Wünsche wirksam eingehen können. Leider war die Resonanz sehr verhalten – und das ist sie heute noch.

Sicherheit – Freiheit – Sinn: Diese drei Werte sind stark verankert. Warum gerade diese?

Sicherheit und Freiheit sind die wichtigsten Werte in einer Demokratie. In vielen Teilen dieser Erde sind sie abhanden gekommen oder waren noch nie vorhanden. Diese Werte geben uns Halt und Raum. Außerdem leben wir in einer Zeit der Sinnorientierung. Wir sind auf der Suche nach dem, was uns wirklich wichtig ist. Das ist in unserer multioptionalen Zeit sehr unübersichtlich geworden. Dadurch, dass wir uns damit beschäftigen, haben wir die Chance uns weiterzuentwickeln und zu Individuen zu werden. Nutzen wir sie!

„Schömberg möchte bis zum Jahr 2020 […] zum körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefinden seiner Bürgerinnen und Bürger beitragen“ schreiben Sie: Wie weit sind Sie dabei? 

Wir versuchen, die ersten Schritte auf dem Weg zu einer Gemeinwohlökonomie-Gemeinde zu gehen: ecogood.org

Inwieweit hat sich das Glück in der Gemeinde verstärkt? Wie messen Sie das – gibt es Studien dazu? 

Zur Zeit ist die zweite Bürgerbefragung in Arbeit. Der Vergleich mit der ersten wird zeigen, wie sich das Glücksempfinden verändert hat.

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Was haben Sie in Ihrer Arbeit am Glück und in einer Glücksgemeinde für sich persönlich, aber auch für andere, die es Ihnen gleich tun wollen, gelernt?

Man kann Menschen für solch abstrakte Themen begeistern. Das Glück kann man keinem überstülpen. Manche Menschen brauchen ihr Unglück. Manche Menschen haben Angst vor dem Glück. Und für manche hört das Glück beim Glücksklee auf. Und ich habe dabei vor allem ein gelernt: Gelassenheit.

Jetzt hat Deutschland auch eine „Glücksministerin“ – gibt es da Kontakte und wenn ja, wie sehen diese aus?

Selbstverständlich. Einen ersten Kontakt gab es 2013. Die Glücksministerin Gina Schöler hat unsere Bürgermeisterin Bettina Mettler interviewt. Wir haben das Ministerium, welches auf Spenden angewiesen ist, bei einem Filmevent in Mannheim unterstützt. „What Happiness is“ ist ein wunderbarer Roadmovie von Harald Friedl. Er dokumentiert ein weltweit einzigartiges Projekt im Königreich Bhutan. Beamte und Beamtinnen des Ministeriums für Glück sind acht Monate lang unterwegs, um mit dicken Fragebögen das Glück im Land zu ermitteln. Den Film haben wir übrigens auch in unserer Glückswoche gezeigt und Harald Friedl folgte unserer Einladung nach Schömberg. Schömberg und Bhutan verbindet das Thema Glück und damit eine lockerer Partnerschaft. Gina Schöler hat uns in unserer diesjährigen Glückswoche wunderbar unterstützt, es gibt einen regelmäßigen Austausch. Und wir entwickeln jetzt schon Ideen für die nächste Schömberger Glückswoche 2016.

Danke und noch viel Glück! 

 

Hier geht es zur Website der Glücksgemeinde: www.schoemberg.de

 

Hier findet ihr “Die Glücksbringer Teil 1: Glückstrainerin Diana Grabowski“.

Und hier zu Teil 2 über Glücksministerin Gina Schöler.

Der dritte Teil: „Die Glücksbringer Teil 3: “die Sinnstifter” über das Schulfach Glück

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Die Glücksbringer Teil 3: „die Sinnstifter“ über das Schulfach Glück

„Die Wissenschaft hat herausgefunden, dass Glück hauptsächlich von drei Faktoren bestimmt wird: Den Genen (50%), den Lebensumständen (10%) und zu 40% (!) von unserer persönlichen Einstellung“, wissen Margot Maaß und Siegfried…

„Die Wissenschaft hat herausgefunden, dass Glück hauptsächlich von drei Faktoren bestimmt wird: Den Genen (50%), den Lebensumständen (10%) und zu 40% (!) von unserer persönlichen Einstellung“, wissen Margot Maaß und Siegfried Neubauer, die als „die Sinnstifter“ Unternehmen und Einzelpersonen in Sachen Glück beraten. Damit wir von Kindesbeinen an Glücksgewohnheiten etablieren, haben sie in Kooperation mit dem Fritz-Schubert-Institut die Initiative “Schulfach Glück Österreich” gegründet. „Ich habe in den vergangenen Jahren erlebt, was vielen jungen Menschen fehlt, wenn sie von der Schule in den Arbeitsmarkt eintreten: Lebenskompetenz, Eigenverantwortlichkeit, Freude an der Leistung und manche stellen sich auch die Frage nach dem Sinn im Leben“, so Maaß über ihre Intention, „das sind jene Themen, die wir mit dem ‚Schulfach Glück‘ stärken wollen.“ Seit dem Schuljahr 2009/10 steht das Glück mittlerweile an über 130 Schulen in Österreich und Deutschland auf dem Lehrplan. Mit Erfolg! So wirkt es sich laut einer Heidelberger Studie aus dem Jahr 2012 nicht nur positiv auf das Selbstwertgefühl der SchülerInnen aus, auch LehrerInnen profitieren von den praktischen Übungen: „Damit begeben sie sich selber auf die Suche, was Glück für sie bedeutet und werden so zu Schatzsuchern, nicht nur bei ihren Schülern.

Doris: Fühlen Sie sich glücklich? Und wenn ja, warum? 

Maaß: Die Liste an Momenten, Menschen und Möglichkeiten, die für mich persönlich Glück bedeuten, ist lange. Dafür bin ich sehr dankbar. Dankbarkeit ist übrigens ein wichtiger Schlüssel zum Glücklichsein, weil sie den Blick schärft, das Gute in seinem Leben zu sehen.

Neubauer: Suche den Sinn im Leben und du wirst Glück finden. Glück ist in den meisten Fällen also kein einmalig erreichter Zustand, sondern es erneuert sich immer wieder selbst, indem man in seinem Leben große oder kleine Dinge tut, die für einen selbst Sinn machen. Genau das versuche ich.

Sie arbeiten sowohl mit Unternehmen als auch Einzelpersonen und üben sich darin, Sinn zu stiften. Warum ist dieser so wichtig fürs Glück – haben Sie konkrete Fallbeispiele aus der Praxis? 

Maaß: Viktor Frankl war überzeugt, dass der Mensch unabdingbar nach Sinn und Bedeutung in seinem Leben sucht. Für ihn beispielsweise lag der Sinn zum Überleben darin, dass er später jungen Studenten über die psychischen Auswirkungen des Konzentrationslagers berichten wollte. Die Theorie des Wohlbefindens nach Martin Seligman, dem Begründer der Positiven Psychologie umfasst neben dem Sinn weitere vier Elemente: Positives Gefühl, Engagement, positive Beziehungen und Zielerreichung (PERMA Modell). In unserer Arbeit als „die Sinnstifter“ ist es uns wichtig, all diese fünf Faktoren mit einzubeziehen. Zusammengefasst könnte man das so beschreiben: Gemeinsam sinnvolle Ziele erreichen und dabei Freude erleben. Zweifelsohne ist das ein hehres Ziel und permanenter Balanceakt in einer Gesellschaft und Wirtschaft, die von Shareholder Value und Rationalisierungsdruck geprägt ist. Wenn es mir aber als Unternehmer gelingt, eine Kultur zu entwickeln und ein Umfeld zu schaffen, in dem Mitarbeiter Sinn in ihrem Tun erleben, dann ist das ein Gewinn für jeden einzelnen, der sich auch monetär rechnet, davon sind wir überzeugt.

Neubauer: Nicht umsonst legen immer mehr Vorstände und Geschäftsführer Wert auf eine „sinnstiftende Business Mission und Strategie“, die in den Köpfen UND Herzen der Führungsmannschaft und Mitarbeiter verankert ist.

Warum ist das Glück derzeit so „en vogue“, warum suchen wir – der Wahrnehmung nach – immer stärker nach dem Glück? 

Neubauer: In einer, zumindest von uns erlebten Wohlstandsgesellschaft, in der alles verfügbar ist, in der kaum ein Mangel an materiellen Gütern herrscht, wächst die Bedeutung von immateriellen Werten wie Freundschaft, soziale Zugehörigkeit, Familie, innere Balance und Ähnlichem, selbst wenn es auf Kosten von materiellen Dingen wie Einkommen oder Status geht. Manche Erscheinungen wie Facebook oder Twitter befriedigen diese Bedürfnisse –  aber nur vordergründig. Ich bin fest davon überzeugt, dass der Mensch irgendwann in seinem Leben drauf kommt, dass seine innere Ausgeglichenheit und sein „Glück“ nicht von außen bestimmt sind sondern von innen. Spätestens dann macht er sich auf den Weg zu sich selbst.

Warum sind manche Menschen – in manchen Regionen, aber auch generell – glücklich und andere nicht? 

Maaß: Felicia Huppert und Timothy So von der Cambridge University haben Eigenschaften definiert, die Menschen dabei unterstützen, sich zu entfalten und aufzublühen (flourishing) und haben dies in 23 europäischen Ländern gemessen. Dänemark führt dieses Ranking an, das heißt 33 Prozent der Dänen erfüllen die Flourishing-Kriterien (Positives Gefühl, Engagement/Interesse, Sinn/Bedeutung im Leben, Selbstachtung, Optimismus, Resilienz, positive Beziehungen). England liegt mit 18 Prozent im Mittelfeld, Russland belegt mit 6 Prozent den letzten Platz. Die Untersuchung hat gezeigt, dass stärkeres Aufblühen mit dem Maß der Ausbildung und Erziehung, höherem Einkommen und verheiratet sein zusammenhängt. Die allgemeine Gesundheit ist ebenfalls in mäßigem Umfang mit Flourishing verbunden. Ziel der Politik sollte es sein, Rahmenbedingungen zu schaffen, die das Aufblühen der Menschen unterstützen. Das BIP als Indikator um den Wohlstand zu messen, greift jedenfalls zu kurz.

Neubauer: Geht man auf Ernst Fritz-Schubert zurück, so ist auch „die Freiheit der Selbstbestimmung“ von wesentlicher Bedeutung für das Aufblühen des Individuums. Sowohl politisch als auch wirtschaftlich und gesellschaftlich lassen sich hier Parameter finden wie beispielsweise freier Zugang zur Bildung, gelebte Demokratie und Pressefreiheit, oder Religionsfreiheit.

Was braucht es, um glücklich zu sein beziehungsweise was kann jemand, der unglücklich ist, tun, um glücklich zu werden?

Maaß: Die Wissenschaft hat herausgefunden, dass Glück hauptsächlich von drei Faktoren bestimmt wird: Den Genen (50%), den Lebensumständen (10%) und zu 40% von unserer persönlichen Einstellung. Die gute Nachricht ist daher, Glück kann man lernen, weil wir an unserer Einstellung tagtäglich arbeiten können. Normalerweise verwenden wir viel mehr Zeit dafür, darüber nachzudenken, was alles schiefgelaufen ist. Das ist Nährboden für Angst und Depression. Wenn ich mir jedoch jeden Abend nur zehn Minuten Zeit nehme und drei Dinge aufschreibe, die an diesem Tag gut gelaufen sind und warum sie gut gelaufen sind, richte ich meinen Fokus ganz bewusst auf die guten Momente und Erlebnisse in meinem Leben und ich kann damit mein Glück und Wohlbefinden steigern.

Neubauer: Man kann Glück besonders dann fassen und erleben, wenn man mit offenem Geist und Herzen durch das Leben geht. Das kann man lernen mit Hilfe von Stärkenorientierung, positivem Denken, Eigenverantwortung, gesteigertem Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl.

Sie setzen sich außerdem für das Projekt „Glück in der Schule“ ein – warum ist das Ihrer Meinung nach wichtig und wie kamen Sie zu diesem Projekt?

Maaß: Ich habe in den vergangenen Jahren erlebt, was vielen jungen Menschen fehlt, wenn sie von der Schule in den Arbeitsmarkt eintreten: Lebenskompetenz, Eigenverantwortlichkeit, Freude an der Leistung und manche stellen sich auch die Frage nach dem Sinn im Leben – das sind jene Themen, die wir mit dem „Schulfach Glück“ stärken wollen.

Neubauer:Wir müssen wegkommen von alten schulischen Systemelementen, bei denen Schwankungen sowohl nach oben als auch nach unten als störend empfunden werden. Die Aufgabe der Schule hat sich dramatisch geändert. Sie muss in der Lage sein, unsere Kinder und Jugend auf eine Welt vorzubereiten, von der niemand weiß, wie sie in zehn oder 20 Jahren aussehen wird. Als Initiative “Schulfach Glück Österreich” verfolgen wir das Ziel, das “Schulfach Glück“ im Sinne des Begründers Ernst Fritz-Schubert verstärkt in Österreichs Schulen hineinzutragen. Das Weiterbildungsprogramm „Schulfach Glück“ vermittelt Pädagogen inhaltliche und didaktische Grundlagen zur Durchführung von Unterricht, der die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen gezielt fördert: Mit Lebenskompetenz und Lebensfreude zu einem gelingenden Leben.

Lernt man als junger Mensch leichter, glücklich zu sein?

Maaß: Das Problem ist, dass wir im Laufe unseres Lebens wieder verlernen, glücklich zu sein. Die Schule tut ihres dazu. Schule muss zur angstfreien Zone werden! Damit schaffen wir eine Basis, die junge Menschen unterstützt, ihre eigenen Potentiale zu entdecken und diese wirksam einzusetzen.

Neubauer: Zum einen fällt besonders bei Kindern auf, dass sie in der Lage sind im Hier und Jetzt stark zu empfinden, also präsent zu sein. Das ist auch hilfreich für das Gefühl Glück. Zum anderen haben Menschen mit zunehmender Erfahrung deutlich mehr Filter eingebaut, verlieren an sensorischen Fähigkeiten und sind so weniger in der Lage präsent zu sein. Daher kommt in diesem Stadium anderen Elementen wie Reflexionsfähigkeit oder das Erkennen von Vernetzungen eine stärkere Bedeutung zu.

Neben den Schülern sind ja offenbar auch die LehrerInnen eine wichtige Zielgruppe des Fachs „Glück in der Schule“: Warum das? Wie können diese in Ihrem Glück beeinflusst werden? Und gibt es dazu schon Rückmeldungen? 

Maaß:Die Teilnehmer unseres Lehrgangs „Schulfach Glück“ erleben selbst alle praktischen Übungen, körperliche und gemeinschaftliche Herausforderungen die sie dann im Unterricht einbauen können. Damit begeben sie sich selber auf die Suche was Glück für sie bedeutet und werden so zu Schatzsuchern, nicht nur bei ihren Schülern.

Neubauer:Darüber hinaus wollen LehrerInnen in der Ausübung ihres Berufes erfolgreich, also wirksam sein (wie viele andere auch) und so persönlich Erfüllung finden. Die Kenntnisse über das „Schulfach Glück“ und die Anwendung der Methoden und Instrumente im Schulalltag wirken präventiv gegen Abschalten, Berufsausstieg oder Burnout und steigern die Wirksamkeit von LehrerInnen in der Ausübung ihres Berufes enorm.

Hier zwei Statements von LehrerInnen, die an der Weiterbildung zum „Schulfach Glück“ teilgenommen haben:

„Ich habe persönlich ganz viel gelernt: Meine Schüler zu inspirieren, mir von meinen negativ eingestellten Kollegen in der Schule nicht ‚den Schneid abkaufen zu lassen‘, meine eigenen Ziele ernst zu nehmen und mit Schülern positiv zu arbeiten. Außerdem glaube ich mehr als vorher, dass wir kreativ sein müssen, auch mal was Verrücktes wagen und Unterricht ständig weiterentwickeln. Obwohl es manchmal anstrengend war, ich habe viel gelacht in der Weiterbildung. (…)“ Gymnasial-Lehrerin

„Ich bin voller neuer Ideen, die ich in- und außerhalb des Schulfachs Glück anwende. Für mich war das eine unheimlich wichtige Anregung, die meine Schüler direkt zu spüren kriegen. Positiv zu spüren.“ Lehrerin, die zuvor von Anzeichen eines Burn-outs berichtet hatte.

Danke fürs Teilen des Glücks! 

 

Mehr über „die Sinnstifter“ und ihre Projekte findet ihr unter www.diesinnstifter.at

Das Weiterbildungsprogramm „Schulfach Glück“ vermittelt Pädagogen inhaltliche und didaktische Grundlagen zur Durchführung von Unterricht, der die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen gezielt fördert: Mit Lebenskompetenz und Lebensfreude zu einem gelingenden Leben. Details zum Lehrgang, der am 24. Oktober 2014 startet, unter www.schulfachglueck.at

Hier geht es zu “Die Glücksbringer Teil 1: Glückstrainerin Diana Grabowski“.

Und hier zu Teil 2 über Glücksministerin Gina Schöler.

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Die Glücksbringer Teil 2: Glücksministerin Gina Schöler

Manchmal beneide ich meine deutschen Nachbarn. Warum? Sie haben eine Glücksministerin. Ja, richtig gelesen: Seit November 2012 führt Gina Schöler ihr Ministerium für Glück und Wohlbefinden. Was damals als Semesterprojekt an…

Manchmal beneide ich meine deutschen Nachbarn. Warum? Sie haben eine Glücksministerin. Ja, richtig gelesen: Seit November 2012 führt Gina Schöler ihr Ministerium für Glück und Wohlbefinden. Was damals als Semesterprojekt an der Hochschule Mannheim als Kampagnenidee entwickelt wurde, ist für die junge Kommunikationsdesignerin längst zur Beruf(ung) geworden. Seither gibt sie bei Workshops, Seminaren, Aktionstagen und Happynings weiter, was sie als Glücksministerin gelernt hat und ermuntert, sich Fragen zu stellen: Was will ich? Was brauche ich? Was macht mich glücklich? Und sie sorgt dafür, dass bei all dem Glückstraining der Spaß nicht zu kurz kommt. Mit ihrem Glücksspiel zum Beispiel: „Spendiere beim Bäcker heute jemanden einen Kaffee“, steht auf einer der Karten, die mit QR Codes versehen sind. Hat man die Aufgabe erfüllt – mit einem Lächeln, versteht sich -, gibt man die Karte an eine andere Person weiter. So soll diese durch ganz Deutschland wandern und möglichst viele Menschen glücklich machen. Das ist zumindest der Plan von Gina Schöler, die sich als selbsternannte Glücksministerin kein geringeres Ziel gesetzt hat, als Deutschland glücklicher zu machen.

Doris: Wie geht es der Frau Minister? Bist du in deiner Amtszeit glücklicher geworden? Wenn ja, warum? 

Gina Schöler: Ich habe von dieser Thematik unfassbar viel mitgenommen und gelernt. Vorher war ich ein unbeschriebenes Blatt, eine Kommunikationsdesignerin, der es zwar gut geht, die sich aber noch nie die Frage gestellt hat, was sie will, was sie wirklich kann und was sie denn eigentlich glücklich macht. Dann kam das Glück. Und ich lernte und staunte und fragte nach. Und ich lernte auch mich selbst ein Stück weit besser kennen. Man nimmt viel mit, wenn man sich intensiv mit dem „guten Leben“ beschäftigt. Es sind die kleinen Dinge, die man realisiert: Ruhe, Genuss, Aufbruch, Klarheit – das pure Leben in allen Varianten mit allen Sinnen und Emotionen wahrnehmen und genießen. Das kann man lernen und üben und das macht richtig Spaß!

Das Glücksministerium war ja am Anfang ein Studentenprojekt: Wann hast du die Entscheidung getroffen, dass es für dich zu deinem (Berufs)Leben wird? Und warum?

Die Tatsache, dass das Projekt für mich mehr ist als nur ein Studiumsprojekt, war mir sehr schnell klar. Mit soviel Euphorie, Tatendrang, Ideenreichtum und Begeisterung habe ich vorher noch nie ein Projekt bearbeitet. Es hat sehr viel in mir ausgelöst und mir vor allem gezeigt, dass in mir noch viel mehr schlummert und ich mit meiner Fähigkeit der Kommunikation und der Visualisierung mehr erreichen kann: Menschen bewegen und begeistern, einen sinnvollen und glücklichen Beitrag zur Gesellschaft leisten. Das steckt an und motiviert ungemein und da hat das MfG etwas in mir geweckt, was mich wohl ein Leben lang begleiten wird. Zum einen wollte ich natürlich einfach nicht aufhören, dieses Thema und das Projekt voranzutreiben und auszubauen, zum anderen habe ich einfach nach dem Motto gehandelt, sein Hobby beziehungsweise die Berufung zum Beruf zu machen – was gibt es Schöneres?

MfG_Gluecksspiel

Glück ist gerade im Trend: Warum ist das so? 

Wahrscheinlich würde ich es nicht Trend nennen, man spürt schon den Bedarf eines Wertewandels und genau da setzt das MfG auch an. Fragen stellen, Impulse geben, Reaktionen abwarten, präsent sein, das Ganze leicht greifbar und sympathisch verpacken, so dass alle verstehen, dass jeder sein eigener Glücksexperte werden kann. Es gibt ganz offensichtlich einen großen Bedarf an Veränderung, das spürt man in allen Bereichen, an allen Ecken und Enden. Die Menschen wollen nicht mehr auf der Überholspur leben, sondern auch mal einen Abstecher machen, eine Pause am Wegesrand einlegen, den Rückwärtsgang einlegen. So langsam sickert durch, dass es so nicht weitergehen kann und überall sprießen Ideen und Alternativvorschläge und -konzepte, es ist eine spannende Zeit. Das Leben kann mehr als Profit und Erfolg. Nämlich Glück.

Glück wird größer, wenn man es teilt: Was waren deine besten Glücksmomente – in deinen Kursen, deinen Coachings, deinen Workshops…

Das Beste, das einem passieren kann, sind leuchtende Augen, strahlende Gesichter, kleine Glühbirnen über den Köpfen der Menschen, die gerade realisieren, was sie anders machen und ausprobieren könnten. Nach Events oder Workshops kommen Menschen oft zu mir und schütten nochmal ihr Herz aus, resümieren und erzählen mir von ihren Plänen und Gedanken, wie sie nun in Zukunft mit sich und ihrem Umfeld umgehen möchten. Diese stillen Worte, herzlichen Umarmungen und auch langen E-Mails sind das Größte! Und oft wird gesagt und gedankt, dass sie sich vorher noch nie die Frage nach dem Glück stellten und dies das erste Mal war!

Du führst auch Glücksumfragen durch: Was ist das Ergebnis – wie glücklich sind die Menschen? Und was machen die Glücklichen anders?

Repräsentativ führe ich (noch) keine Umfragen durch, ich stehe mit den Menschen nur sehr oft im Dialog, sowohl online als auch offline. So zum Beispiel in Straßeninterviews, in Form von Malwettbewerben, Online-Diskussionen oder Kampagnen-Aktionen. Persönlich habe ich das Gefühl, dass die Menschen schon ganz glücklich sind, es vielleicht kulturell bedingt nur ganz gut verstehen, das manchmal zu verstecken. Aber gerade durch die kleinen verschiedenen Aktionen der Kampagne merke ich, wie die Leute oft sehr schnell aufblühen, wenn man sie an der richtigen Stelle kitzelt, das macht riesig Spaß! Was die „Glücklichen“ meiner Meinung nach ausmacht: Leben, lieben, lachen. Abenteuerlust, Mut, Entschiedenheit, Neugierde, raus in die Natur, Neues erleben, teilen, helfen, dankbar sein.

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Traurigkeit, Verlust, Unglück – das gehört ja auch zum Leben dazu. Wie sollen wir damit umgehen deiner Meinung und Erfahrung nach? 

Da es zum Glück nicht darum geht als dauergrinsende Honigkuchenpferde das Leben zu bestreiten, gehört es ganz natürlich mit dazu, dass es ein Auf und Ab gibt. Ohne die Tiefen können wir die Höhen gar nicht so zu schätzen wissen und deshalb muss man auch in schweren Zeiten das Unglücklichsein zulassen. Man darf sich nur nicht darin verlieren, dann wird es kritisch. Die Kunst ist es, auch in traurigen Zeiten, die jeder von uns hat, den Ausgleich zu schaffen, das Positive zu sehen oder zumindest zu erahnen und sich selbst wieder aufzurappeln.

Bewusstsein, Reduktion, Zufriedenheit – diese drei Schlagworte stehen auf der Website ganz oben. Warum genau diese drei?

Bewusstsein – aufwachen, die Scheuklappen ablegen und dem alltäglichen Autopiloten entfliehen. Sich seiner selbst, dem Leben und der eigenen Umgebung wieder bewusst werden, sich wesentliche Fragen zu stellen und nicht aufzuhören, nach Antworten zu suchen. Wie will ich leben? Was will ich wirklich? Was kann ich dafür tun? Seine im Laufe des Lebens wandelnde Identität und die damit verbundenen Träumen wahr- und ernstnehmen und an der Umsetzung dieser arbeiten. Wenn ich tanze, tanze ich. Wenn ich schlafe, schlafe ich. Voll und ganz bei der Sache sein, im Hier und Jetzt leben, jeden Moment mit allen Sinnen genießen – all dies fällt uns in der immer schneller werdenden Welt immer schwerer. Ein Plädoyer an die Kunst des Wahrnehmens und des Genießens. Reduktion – ist weniger das neue mehr? Wenn wir abspecken müssen, um auch weiterhin eine nachhaltige, gute und glückliche Zukunft garantieren zu können, müssen wir uns vor Augen führen, was das „mehr“ ist, wenn weniger mehr sein soll. Es sind die wesentliche Dinge, die das Leben lebenswert machen und auf die es sich zu konzentrieren gilt. Es ist unser Glück. Und dafür braucht es nicht viel, vor allem nichts Materielles. Eine Motivation zum Aussortieren und sich wieder frei machen. Äußerlich und innerlich. Beruflich und privat. Materiell und ideell. Lebenskunst ist die Kunst des richtigen Weglassens. Was brauche ich also wirklich? Zufriedenheit – Es gibt genug Zeitdruck und Konkurrenzkampf in unserem Leben. Wenn man bei sich und mit dem, was man ist und hat zufrieden ist, kann man dem Zirkus da draußen gelassener entgegentreten und es berührt einen nicht mehr so sehr. Man darf sich bewusst werden, dass man keinem Ideal hinterherrennen muss, um ein gutes Leben zu führen. Sei du selbst. Alle anderen gibt es schon. Was macht mich glücklich?

Wie geht’s weiter? Was sind die Pläne und nächsten Schritte der Glücksministerin?

Gerade plane ich ganz konkret mehr Workshops und Seminare zu machen. An Schulen und auch an Unternehmen. Ich möchte mit den Menschen noch intensiver und persönlicher zusammenarbeiten und gemeinsam mit ihnen das Bruttosozialglück gestalten und erarbeiten. Ideen und Visionen gibt es viele! Die nächste Zeit werde ich auf einigen Konferenzen in Deutschland und auch in der Schweiz sein, dort das Thema und das Projekt vorstellen und die Leute spielerisch dazu animieren, mitzumachen. Und eventuell hat das MfG auch bald einen offiziellen Sitz, dann ergeben sich nochmal ganz andere Möglichkeiten und Kontakte zu den Bürgern.

Danke und weiterhin viel Glück!

Mehr zum Ministerium für Glück und Wohlbefinden unter ministeriumfuerglueck.de

 

Hier geht es zu „Die Glücksbringer Teil 1: Glückstrainerin Diana Grabowski„.

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Die Glücksbringer Teil 1: Glückstrainerin Diana Grabowski

„Handymasten, überall Handymasten!“ Was bei uns in Mitteleuropa nach Beschwerde über zerstörte Landschaften klingt, das zaubert einer Dorfbewohnerin im Königreich Bhutan ein freudestrahlendes Grinsen auf ihr zerfurchtes Gesicht. Es ist…

„Handymasten, überall Handymasten!“ Was bei uns in Mitteleuropa nach Beschwerde über zerstörte Landschaften klingt, das zaubert einer Dorfbewohnerin im Königreich Bhutan ein freudestrahlendes Grinsen auf ihr zerfurchtes Gesicht. Es ist ihre Antwort darauf, was sie zum Glücklichsein brauche. Mit Papierwälzern voller Fragen wie dieser sind Interviewer alle paar Jahre acht Monate lang in den abgelegensten Dörfern des asiatischen Kleinstaats unterwegs. Seit 1972 nimmt Bhutan das Glück seiner BewohnerInnen als Maßstab für die Entwicklung und den Wohlstand des Landes her. Damit ist die junge Demokratie nicht allein: Auch die südamerikanischen Staaten Ecuador und Bolivien haben das Prinzip eines guten, weil glücklichen Lebens (Indigenen-Sprache: Sumak kawsay) in ihren Verfassungen verankert.

Zu den glücklichsten Staaten der Welt zählen diese Länder trotzdem nicht: Das sind Dänemark, Norwegen und die Schweiz, glaubt man dem neuesten „World Happiness Report“ der Vereinten Nationen, die Menschen in rund 160 Nationen zum „persönlichen Glück“ befragt haben. Österreich rangiert immerhin auf Platz acht, Deutschland nur unter „ferner liefen“.

Doch „Vergleiche anzustellen, ist ein gutes Mittel, sich sein zu Glück zu vermiesen“, das ließ der Bestseller-Autor und Psychiater François Lelord sein Alter-Ego Hector schon vor zwölf Jahren als erste Lektion auf der Suche nach dem Glück erfahren. So wie der Londoner Seelenklempner, der in „Hectors Reise“ nicht nur mich, sondern auch andere Kinogeher verzückt, beschäftigen sich Philosophen, Wissenschafter und Glücksforscher seit jeher mit der Frage, was Menschen glücklich macht. Dabei geht es nicht um das schnelle Ausschütten der Glücksstoffe Endorphin, Oxytocin, Dopamin oder Serotonin. Nicht ein kurzfristiges Happiness-High steht im Zentrum der Forschung, sondern Glücklichsein im Sinne des generellen subjektiven Wohlbefindens.

Was hat es auf sich mit dem Glück? Wie klappt es mit dem Glücklich sein? Und was halten diejenigen vom Glück, die sich tagein, tagaus mit nichts Anderem beschäftigen? Genau diese Fragen habe ich Glücksexperten und -expertinnen in der letzten Zeit gestellt. Den Anfang macht Diana Grabowski, Glückstrainerin und Lebens- und Sozialberaterin i.A. u.S. Hier sind ihre Antworten:

Doris: Fühlen Sie sich glücklich? Und wenn ja, warum? 

Diana Grabowski: Ja, ich fühle mich oft glücklich und vom Leben beschenkt. Ich bin für so vieles dankbar: Dass ich lebe und gesund bin, dass ich so viel Geborgenheit, Liebe und Inspiration mit meinem Lebenspartner, meinem Freudeskreis und meiner Familie erlebe. Ich bin glücklich darüber, dass ich so viel Erfüllung in meiner Arbeit als Glückstrainerin finde und entdecke voller Begeisterung immer wieder neue Facetten dieses faszinierenden Themas. Dazu kommt, dass die Welt für mich voller Glücksmomente ist. Ich habe ein spezielles Gespür dafür entwickelt. Oftmals sind es kleine Dinge, die mir auffallen und mir ein Lächeln aufs Gesicht zaubern: Eine Urlaubspostkarte im Briefkasten, der warme Sommerwind auf meiner Haut, der Geruch von Pinien und Meeresluft, das Summen von Bienen, die nette Geste der Nachbarin, die Umarmung eines lieben Freundes und vieles, vieles mehr. Da fällt mir ein Zitat von Manfred Winterheller ein:

„Glück ist, wenn Bereitschaft auf Gelegenheit trifft und Gelegenheit ist immer.“

Wie kamen Sie eigentlich zum Glück und zum Glückstraining? 

Ich lebte ein sehr hektisches und erfolgsorientiertes Leben als Marketingmanagerin in der freien Wirtschaft. Vor lauter Stress vergaß ich, wer ich bin und was ich eigentlich will in meinem Leben. Durch eine Krebserkrankung wurde ich aus meinem gewohnten Leben herausgerissen. Ich war mit dem möglichen Ende meines Lebens konfrontiert. Da habe ich alles in Frage gestellt, mein Leben auf den Kopf gestellt und mich auf die Suche gemacht nach meinem verlorenen Ich. Ich habe mich auf die Reise zu mir selbst gemacht, wollte herausfinden, wie ich wieder zu meinem Glück und zu Gesundheit finden kann. Ich bin auf spirituellen Pfaden gewandert, habe mich intensiv mit der positiven Psychologie und der Glücks- und Gehirnforschung auseinandergesetzt und bin dann bei der Glückstrainerausbildung gelandet und war begeistert. Ich habe herausgefunden, wie ich selbst aktiv mein Glück gestalten kann und wie ich andere Menschen dabei unterstützen kann, ihr Leben wieder glücklicher und zufriedener zu gestalten. Ich erkannte, was ich nun der Welt zu geben habe. Letztendlich habe ich festgestellt, dass die Krebserkrankung nicht das Ende, sondern der Beginn meines bewussten Lebens war.

Ja und was geschieht nun in so einem Glückstraining?

In einem Glückstraining geht es darum, die Sicht aufs Leben positiv zu verändern, Einfluss auf die eigenen Gefühle und damit enormen positiven Einfluss auf das Leben selbst zu haben. Das Glückstraining basiert auf den neuesten Erkenntnissen der Glücks- und Gehirnforschung und des NLP (neurolinguistisches Programmieren). Es dauert in der Regel zwei bis drei Stunden. Es gibt einen Bereich in unserem Gehirn, das Limbische System, wir nennen es Emotionalgehirn, in dem noch die Verhaltensmuster und Bewertungssystem aus der Urzeit (Instinkte) abgespeichert sind, zum Beispiel die Modi: Kämpfen, weglaufen oder tot stellen. Beispiel: Der Chef ruft uns ins Büro hinein und wir würden am liebsten weglaufen, weil wir fürchten, er wird uns kündigen. Aber solche Gefahren wie in der Urzeit gibt es heute gar nicht mehr. Also funken uns die Instinkte in der heutigen Zeit oft dazwischen, wenn es zum Beispiel um erfolgreiches Handeln, Durchsetzen der eigenen Ziele, Freude und Glück empfinden und Beziehungen führen, geht.

Mit dem Glückstraining kann man diese Instinkte auf den neuesten Stand bringen, das eigene Leben neu beurteilen, gute Gefühle trainieren und somit das Glücks- und Erfolgspotential eines jeden immens steigern. Auch können Glücksblockaden gelöst werden. Wenn man sich zum Beispiel nicht erlaubt, glücklich zu sein, weil man nicht glücklicher sein sollte als seine Eltern, dann kann man noch so viele Seminare besuchen oder Bücher übers Glück lesen, man wird einfach über ein gewisses Glücksniveau nicht hinauskommen. Das ist, als wenn man in seinem Haus das Thermostat auf 16 Grad eingestellt hat. Da kann man jetzt im Keller so viel einheizen wie man will, es wird im Haus nicht wärmer als 16 Grad werden. Da macht es dann Sinn, diese Blockade aufzulösen und das Thermostat gleich mal auf 30 Grad einzustellen.

Foto: Diana Grabowski

Warum ist das Glück derzeit so „en vogue“, warum suchen wir immer stärker nach dem Glück? 

Es ist ein grundlegendes Sehnen in uns Menschen nach einem glücklichen, sinnerfüllten Leben. Wir wollen unsere Spuren hinterlassen, etwas Bedeutsames schaffen und uns mit unseren Talenten, Gaben in die Gemeinschaft einbringen. Wir wollen Freude empfinden, erfüllte Beziehungen führen, uns verwirklichen, glücklich sein. In einer Welt, in der es um wirtschaftlichen Erfolg, Status und Anerkennung geht, werden persönliche Bedürfnisse, Sehnsüchte und Träume oft hintenangestellt. Es geht dann darum, gut dazustehen, sich zu beweisen, zu funktionieren. Doch das ist es nicht, was unsere Seele im tiefsten Inneren will. Das ist es nicht, wofür wir hier sind. In dem sich verändernden Bewusstsein ist es immer schwieriger, nicht dem zu folgen, was man aus tiefsten Herzen will, und so suchen wir immer stärker nach unserem inneren Glück.

Warum sind manche Menschen in manchen Regionen, aber auch generell glücklicher als andere? 

Das eigene Glückspotenzial hängt von vielen Faktoren ab. Wir werden mit einem gewissen Glückspotenzial geboren. Schon als Baby erleben wir Sonnenscheinbabys und die Babys, die eher ernst drein schauen. Dann beim Aufwachsen erleben und ahmen wir die Sichtweisen unserer Eltern und wichtigen Bezugspersonen nach. Wie unser Umfeld zum Beispiel Herausforderungen anpackte und Krisen bewältigte hat Einfluss auf unser heutiges Glücksempfinden. Der Psychiater Hans Förstl untersuchte die Auswirkung der Gene auf das Glücksniveau und fand heraus, dass im statistischen Mittel Mädchen zum Beispiel sehr viel glücksbegabter als Jungen sind.

Das individuelle Glücksempfinden hängt auch von den eigenen Erwartungen und Erfolgsdefinitionen ab. Wann betrachten wir uns als erfolgreich? Wenn wir ein schnelles Auto fahren, ein Eigenheim besitzen, eine Yacht und noch zwei Hunde? Oder wenn wir eine erfüllte Beziehung führen, wenn wir eine große Familie haben und in einer starken sozialen Gemeinschaft leben? Kulturell variieren genau diese Vorstellungen und Erwartungen ans Leben sehr stark und damit auch das empfundene Glück. Der „Happy Planet Index“ der New Economics Foundation erbrachte, dass die glücklichsten Menschen nicht da leben, wo man sie vermutet – etwa in den USA, Australien oder Europa. Sie leben auf der vom Klimawandel bedrohten, ärmlichen Insel Vanuatu im Südpazifik.

Ist Glück erlernbar oder vererbt oder wovon hängt es ab? 

Glückliche Gefühle sind trainierbar, wie ein Muskel. Je öfter wir glückliche Gefühle erleben, desto schneller kommen wir immer wieder in glückliche Zustände. Es werden im Gehirn neue Synapsen geschaltet. Sogar negative Gefühle werden somit gehemmt. Um das zu erreichen, können wir gezielt die Wahrnehmung auf das Positive in unserem Leben ausrichten. Denn unsere Wahrnehmung der Welt bestimmt unsere Gefühle. Unsere Wahrnehmung wird dabei wesentlich beeinflusst von unserer Beurteilung der Lebensumstände. Wenn zum Beispiel ein ungeplantes Kind unterwegs ist, empfinden es die einen als großen Segen und die anderen eventuell als finanzielle Katastrophe. Je nachdem, auf welche Aspekte der Situation die Wahrnehmung gerichtet ist. Wahrnehmung und Beurteilung liegen in unserer Hand, also können wir sie auch verändern. James D. Baird schreibt in seinem Buch „Glücksgene“ über den Einfluss von Genen auf das Glücksniveau des Menschen. Er sagt, dass Menschen, die ihre Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen so umprogrammieren, das sie Glücksgewohnheiten im Alltag entwickeln, neue genetische Strukturen schaffen und diese positiven Genveränderungen können an die Kinder vererbt werden.

Was braucht es, um glücklich zu sein und was kann jemand, der unglücklich ist, tun, um glücklich zu werden? 

Glück ist ganz individuell und bedeutet für jeden etwas anderes. Für den einen ist die Familie sein größtes Glück, ein anderer findet sein Glück im Gefühl des „Eins seins“ mit der Natur und wieder jemand anders ist glücklich, weil er/sie seine Berufung lebt und einer sinnerfüllten Arbeit nachgeht. Herauszufinden, was das eigene Glück ausmacht, ist der erste wichtige Schritt. Das ist der spannende Weg der Selbsterfahrung. Prinzipiell gilt, dass eine positive Beurteilung der Welt und das Akzeptieren dessen, was ist, zu mehr Glück im Leben führen. Mehr im Jetzt leben und sich weniger Sorgen um die Zukunft machen und sich weniger über das ärgern, was in der Vergangenheit nicht so gut lief. Jetzt ist jetzt und in jedem Jetzt kreieren wir unser Leben neu.

Können alle Menschen glücklich sein? 

Prinzipiell kann jeder glücklich sein und dieses Glück auch angehen. Glücklich sein ist unser Geburtsrecht. Eine Voraussetzung dafür, unbeschwert sein Glück zu trainieren, ist nur, dass die Grundbedürfnisse abgesichert sind, die zum Überleben notwendig sind. Das ist in unserem Kulturkreis mehr als ausreichend der Fall. Das langfristige persönliche Glück, also die Lebenszufriedenheit, ist von den äußeren Umständen wie Beziehung, Geld oder Bildung relativ unabhängig. Aus meiner Erfahrung heraus kann ich sagen, dass der Erfolg auf dem Weg zu einem glücklicheren Leben viel weniger von den persönlichen Voraussetzungen, also den Lebensumständen, als von der Motivation, für sein Glück auch aktiv etwas zu tun, abhängt. Bei Menschen mit psychischen Erkrankungen, Depressionen, Störungen in der Persönlichkeitsstruktur wie Borderline oder Psychosen, Angstzustände oder Phobien, körperliche Krankheiten, bei denen bestimmte Glückshormone, nicht hergestellt werden können ist es schwieriger mit dem empfundenen inneren Glück. Dort sollte selbstverständlich erst eine psychologische Therapie in Anspruch genommen werden bevor das Arbeiten am persönlichen Glück erst möglich werden kann.

Wie gehen wir am besten mit negativen Emotionen, mit Wünschen, die einfach nicht und nicht wahr werden um? Was tun wir, um daran nicht zu verzweifeln, nicht unglücklich zu sein, sondern uns glücklich zu fühlen? 

Wir wollen negative Gefühle gerne „weg haben“. Aber auch sie haben ihre Berechtigung. Wut und Traurigkeit zum Beispiel zeigen uns, dass etwas nicht stimmt in unserem Leben, dass wir etwas verändern sollten. Also, die negativen Gefühle wahrnehmen und hereinspüren, was sie uns sagen wollen, ist ganz wichtig. Nur wenn diese Gefühle überhand nehmen und zu lange andauern, dann hindern sie uns, ein glückliches und erfülltes Leben zu führen. Dann gilt es wieder, die glücklichen Gefühle zu trainieren. Wenn wir Gefühle wie Begeisterung, Tatendrang und Vorfreude erleben, dann ist unser Leben im Fluss, wir regeln unsere „Probleme“ mit Leichtigkeit, haben eine tolle Ausstrahlung und man unterstützt uns gerne bei unseren Vorhaben. Dann geht es voran im Leben. Also, den Fokus auf das Positive in deinem Leben richten, Dankbarkeit für all das, was du bereits hast, die wundervollen Menschen, die dir zur Seite stehen. Herausforderungen, an denen du wachsten kannst, sehen statt schwieriger Probleme. Es gibt so einen schönen Spruch im Umgang mit Krisen: „Aufstehen, Krönchen richten und weiter gehen.“ Das hilft ungemein, wenn Wünsche nicht gleich wahr werden oder das Vorhaben nicht gleich beim ersten Mal klappt. Und auch sich mal „unglücklich fühlen“ gehört zum Leben dazu. Das Glück ist nicht dafür ausgelegt, dass wir es dauerhaft empfinden. Das ist wie mit dem verliebt sein. Unser Körper wäre überfordert mit der ständigen Flut von Glückshormonen, Herzklopfen und Schmetterlingen im Bauch. Im Kontrast zu den schwierigeren Zeiten unseres Lebens können wir das Glück noch mehr wert schätzen und genießen. Das Leben ist wie eine Melodie mit hohen und tiefen Tönen. So wie das Glück auch. Das ist Ganzheitlichkeit.

Danke für das Gespräch!

Keine Kommentare zu Die Glücksbringer Teil 1: Glückstrainerin Diana Grabowski

Die Inspektorin: Mithilfe von Apps schadstofffreie Produkte einkaufen

Als aufmerksame The bird’s new nest-LeserInnen seid ihr bestimmt an schadstofffreien und möglichst nährstoffreichen Produkten interessiert. Das Durchlesen der Inhaltsstoffe trägt aufgrund der nur für ChemikerInnen verständlichen Abkürzungen und Zusätze…

Als aufmerksame The bird’s new nest-LeserInnen seid ihr bestimmt an schadstofffreien und möglichst nährstoffreichen Produkten interessiert. Das Durchlesen der Inhaltsstoffe trägt aufgrund der nur für ChemikerInnen verständlichen Abkürzungen und Zusätze leider nicht immer zur Aufklärung bei. Aber wir wären nicht im 21. Jahrhundert, gäbe es nicht Apps, um uns im Laden vor Ort aus der Misere zu helfen.

Die Tox-Fox App für den Kosmetik-Check
Um sicher zu gehen, dass ihr nur Kosmetika ohne hormonelle Zusätze kauft, kannst du die Tox-Fox App verwenden. Sie schützt euch zum Beispiel vor Produkten, die Parabene enthalten. Diese Substanz stört die Ausschüttung des Hormons Testosteron und kann den Hormonhaushalt von männlichen Föten durcheinander bringen. Bei Erwachsenen können sie allergieauslösend wirken. Es genügt, den Barcode des Produkts deiner Wahl zu scannen, und schon zeigt euch die App an, ob es sich um ein hormonfreies Kosmetikprodukt handelt. Diese App gibt es für iPhone und iPod touch.

Die Codecheck-App für fast alle Produkte
Diese App wurde bereits in einem Beitrag von Yvonne beschrieben – weil sie so umfangreich einsetzbar ist, sei sie hier nochmals erwähnt. In der App können nicht nur Kosmetika, sondern auch Nahrungsmittel, technische Produkte und Büroartikel auf ihre Schadstofffreiheit geprüft werden. Wenn das von euch gescannte Produkt unerwünschte Stoffe enthält, könnt ihr euch ein Alternativprodukt anzeigen lassen. Nährwert-Ampeln helfen neben der Anzeige bedenklicher Inhaltsstoffe bei der Kaufentscheidung. Verfügbar ist diese App sowohl für Apple- als auch Android-Geräte.

Der Aid E-Nummern-Finder
Der Aid E-Nummern-Finder ist eine App, die auch offline funktioniert. Wie der Name schon verspricht, ist diese App vor allem für die Erklärung von E-Nummern geeignet. Einfach die E-Nummer eingeben und schon folgt eine Information dazu, was hinter der E-Nummer steckt. Zusätzlich folgt noch eine Erläuterung darüber, ob die E-Nummer für Kleinkinder oder empfindliche Personen geeignet ist. Diesen Dienst könnt ihr ebenfalls auf Android- und Apple-Smartphones nutzen.

Ich hoffe, euch mit diesem Kolumnenbeitrag dazu inspiriert zu haben, einmal genauer zu hinterfragen, was in den Produkten eures täglichen Bedarfs steckt. Gibt es eine App, die ihr regelmäßig verwendet, um die Schadstofffreiheit verschiedener Artikel zu überprüfen?

 

Quellen:
Netdoktor
Wikipedia

2 Kommentare zu Die Inspektorin: Mithilfe von Apps schadstofffreie Produkte einkaufen

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