Beim Gärtnern kann man auf vieles verzichten. Man braucht kein Werkzeug, keine Töpfe, kein teures Saatgut, und kein Treibhaus, aber ein paar Dinge im Garten braucht man einfach. Wasser ist eines davon. Wie wertvoll es ist merkt man erst, wenn man keines hat. Dieses Problem hatten wir in unserem Gemeinschaftsgarten für lange Zeit und deshalb möchte ich meine Erfahrungen aus dieser Zeit schildern.

Die Geschichte

Das Grundstück, auf dem der Gemeinschaftsgarten errichtet wurde, hatte weder Zugang zu Strom noch zu Wasser. Am Anfang haben die Mitglieder Wasser in Kanistern und Kübeln aus ihren Wohnungen bis zum Garten getragen. Teilweise mehrfach pro Tag. Eine unglaublich kräftezehrende Aufgabe für einige wenige Pflanzen, die verteilt auf ein paar Quadratmetern Grund wachsen. Natürlich wurde damals eifrig überlegt wie man Wasser auf das Grundstück bekommen könnte. Es wurde überlegt, Regenwasser zu sammeln, Brunnen zu schlagen, eine Leitung zu legen oder es vom Nachbarn zu bekommen. All diese Lösungen funktionieren unter bestimmten Bedingungen und wir haben jede probiert.

Wasser sparen

Der Verkehrsübungsplatz, auf dem ich mein Fahrsicherheitstraining absolviert habe, sammelt Regenwasser, um damit die Anlagen für das Training zu betreiben. Ein Springbrunnen, Mauern aus Wasser und nasse Untergründe werden zum größten Teil aus wieder aufgefangem Wasser aus der Anlage und neuem Regenwasser betrieben. Dadurch spart dieses Übungsgelände nicht nur Geld, sondern es schont auch die Umwelt. Wasser zu sparen sollte auch jedem Gärtner ein dringendes Anliegen sein. Jeder Tropfen, der nicht verschwendet wird, muss nicht aufs Grundstück gebracht werden. Gute Bewässerungsanlagen sparen nicht nur Zeit, sie sparen auch Geld. Sie können Pflanzen direkt gießen und du musst nicht großzügig die Umgebung der gewünschten Pflanze bewässern. Sie gießen zu einer Tageszeit, zu der die Pflanze Wasser optimal aufnehmen kann. Einige Anlagen bewässern sogar ausschließlich, wenn es für eine Weile nicht geregnet hat. Das hat mehrere Vorteile: Man spart natürlich Wasser, aber die Pflanze wird auch zu einem stärkeren Wurzelwachstum angeregt. Und Wurzeln sind wichtig, damit die Pflanze nicht so leicht vom Wind umgerissen werden kann. Ein weiterer Tipp ist das Mulchen und Abdecken des Untergrunds um die Pflanze. Nackte Erde verliert weit mehr Wasser durch Verdunstung als bewachsene oder gemulchte Erde.

Regen sammeln

Regenwasser zu sammeln ist eine der ältesten und besten Möglichkeiten an Nutzwasser zu kommen. Dazu braucht man aber in der Regel ein Dach oder Vorrichtungen, um Wasser aufzufangen. Ein paar offene Regentonnen fangen zwar auch Wasser, aber letztendlich nur relativ wenig. Erst wenn die Tonne am Ende einer Regenrinne montiert ist, kann man wirklich viel Wasser in kurzer Zeit auffangen. Diese Methode ist immer interessant, weil man sie in der Regel schon mit einem sehr kleinen Dach und ein paar günstigen Tonnen anwenden kann. Sie bringt natürlich umso mehr, je größer das Verhältnis von Dach zur Gartenfläche ist. In unserem Gemeinschaftsgarten bringt die Regentonne unter den etwa 20 Quadratmetern Dach ein paar Gießkannen pro Regenschauer. Nicht viel, aber besser als nichts. Außerdem sagt man, dass Regenwasser besonders gesund für Pflanzen sein soll. Auf jeden Fall zieht Wasser in Regentonnen Gelsen (oder Stechmücken für unsere deutschen Leser) magisch an. Deshalb sollte man es möglichst als erstes verwenden, oder ein Fliegengitter darüber spannen und bei Bedarf entfernen. Das Sammeln von Regenwasser kann ich jedem empfehlen, es ist relativ einfach, günstig und eine gute Methode, um deine Pflanzen biologisch zu düngen.

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Der Nachbar

Wir haben das Glück, einen freundlichen Nachbarn zu haben. Es schadet nie, gute Beziehungen zu seinen Nachbarn zu pflegen, ganz besonders nicht, wenn man in seinem Garten anbauen möchte. Zwar hatten wir keinen Wasseranschluss, unser Nachbar aber zum Glück schon. Er hat uns freundlicherweise geholfen, das Wasser von seinem Grundstück mit einem Schlauch in große Wassertanks auf unserem Grundstück zu füllen. Das war aber immer relativ viel Arbeit, denn zwischen den beiden Grundstücken liegen zwei Zäune und eine Straße. Selbst mit unseren drei riesigen Wassertanks hätten wir wahrscheinlich im Hochsommer einmal pro Woche unseren Vorrat auffüllen müssen. Das wäre auf Dauer unserem Nachbarn nicht zumutbar gewesen. Außerdem war es immer sehr viel Arbeit, den Schlauch über die Straße, Zäune und Grundstücke zu spannen. In Wasser, das zu lange in Tanks gelagert wird, können sich auch Bakterien bilden. Außerdem konnte man mit dieser Lösung nur begrenzt arbeiten, denn man konnte das Wasser zwar mit Gießkannen verteilen, aber einen Schlauch oder Sprinkleranlagen konnte man damit nicht betreiben. Letztendlich war das also keine dauerhafte Lösung, aber es hat uns viel Arbeit erspart und wahrscheinlich vielen unserer Pflanzen das Leben gerettet.

Der Brunnen

Nach einer Weile war absehbar, dass uns der Nachbar nicht ewig das Wasser mit dem Schlauch liefern kann. Da wir aber mittlerweile schon sehr viele Pflanzen hatten, mit dem Regenwasser nicht ausgekommen wären und das Wasser nicht wieder mit Kannen von unseren Wohnungen zum Grundstück schleppen wollten, setzten wir unsere Suche nach einer dauerhaften Lösung unermüdlich fort. Eine Möglichkeit war der eigene Brunnen. Diese Lösung war aber alles andere als einfach oder schnell, denn mit der Errichtung eines Brunnens in Wien sind allerlei behördliche Wege verbunden. Ansuchen, Genehmigungen, Telefonate und Termine – bis man die Erlaubnis in den Händen hält, vergehen einige Jahreszeiten. Neben den amtlichen Hürden gibt es aber ein paar ganz andere zu bewältigen.

Erstens muss man wissen, wie tief der Grundwasserspiegel steht. Dann muss man diesen mit einem Bohrer erreichen. Je nachdem, welchen Bohrer oder welches Gerät man verwendet, kommt man in unterschiedliche Tiefen. Wenn man mit dem Versuch scheitert, verliert man oft einen wertvollen Bohrer. Außerdem weiß man nicht, ob das Wasser, welches man aus der Erde fördert, auch zum Gießen geeignet ist. Unser Garten liegt in einem Gebiet, in dem früher die Gasindustrie ansässig war und dadurch ist nicht nur unser Boden leicht belastet, sondern vielleicht auch unser Grundwasser. Dadurch ist der Brunnen für viele von uns leider auch keine Quelle für Wasser für unsere Pflanzen. Wir müssen es auch mit einer Wasserpumpe aus der Erde holen, das hat positive und negative Seiten. Positiv ist sicher das Muskeltraining, das damit verbunden ist. Negativ ist, dass es einigen zu anstrengend ist und selbst wenn sie es wollten, sie nur eine beschränkte Menge an Wasser aus dem Boden holen könnten. Dafür kostet uns dieses Wasser praktisch nichts und es könnte auch von einer sehr hohen Qualität sein, dass weiß man aber nur, wenn man es entsprechend testet oder testen lässt. Auf jeden Fall sollte man beim Umgang mit diesem Wasser besonders vorsichtig und sparsam sein. Du solltest mit Dünger und Pestiziden immer sparsam umgehen, aber gerade wenn du einen Brunnen im Garten hast, solltest du besonders darauf achten, dass weder du noch deine Nachbarn eines von beidem in großen Mengen verwenden. Es könnte ins Grundwasser gelangen und dadurch in deinen Brunnen.

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Die Wasserleitung

Der Zugang zum Wasser war sicher eine der größten Herausforderungen, die unser junger Gemeinschaftsgarten bisher bewältigen musste. Dank unserem Nachbarn, einigen Entscheidungsträgern in unserem Bezirk und einigen netten Handwerkern, haben wir, zumindest so lange es nicht friert, einen fließenden Wasseranschluss. Das hat viele Vorteile. Wenn man den Hahn aufdreht, fließt Wasser. Ein gutes Gefühl, dass es so einfach ist. Das Wasser kommt mit einem gewissen Druck aus der Leitung, eine Grundvoraussetzung für Bewässerungsanlagen. Es hat eine sehr hohe Qualität, das Wiener Hochquellwasser ist eines der besten der Welt. Der einzige Nachteil ist der Preis, dieses Wasser ist nicht billig und gerade unerfahrene Gärtner verwenden wahrscheinlich zu viel statt zu wenig Wasser. Während gelernte Bauern ihren Wasserverbrauch in den letzten Jahren immer weiter reduzieren und damit sogar eine höhere Qualität, nicht Quantität, bei ihrer Ernte erzielen, fehlt dem Hobbygärtner wie mir die Erfahrung, um seinen Wasserverbrauch auf das Notwendigste reduzieren zu können.

Fazit

Fehlender Zugang zu Wasser war selbst für mich als Hobbygärtner sehr belastend. Ich habe zwar einmal in meinem Leben die Erfahrung gemacht, kein warmes Wasser in meiner Wohnung zu haben, aber die Episode mit dem Garten hat mir die Bedeutung von Zugang zu fließendem Wasser das erste Mal wirklich vor Augen geführt. Die Vorstellung, dass einige Menschen für jeden Tropfen Wasser, den sie benötigen, Kilometer weit gehen müssen, trotzdem kein sauberes Trinkwasser haben und ihre Ernte vom Regen abhängig ist, ist damit wesentlich realer geworden. Ich möchte damit nicht sagen, dass ich weiß wie es ist, so ein Leben zu führen, aber es war eine Lektion, den Wert des Wassers nicht an seinem Preis festzumachen. Ich glaube, dass Wasser eines der Dinge ist, das weit unter seinem eigentlichen Wert zu erhalten ist. Umso wichtiger ist ein verantwortungsvoller Umgang mit diesem Rohstoff. Der Wasserverbrauch pro hergestelltem Kilogramm eines Lebensmittels ist ein wichtiger Faktor für dessen Wert. Als Nicht-Vegetarier sehe ich hier einen der besten Gründe, fern von Tierrechten, Moral und Ethik, für den Vegetarismus. Wasser ist ein limitierter Rohstoff und wir stehen an einem Punkt, an dem wir entscheiden, ob wir damit Rinder oder Menschen versorgen wollen.

Bis zum nächsten Mal – ich hoffe, der Auszug aus meinen Erfahrungen mit dem Wasser hat dir gefallen und du kannst das ein oder andere für dich mitnehmen. In den Kommentaren kannst du wie immer gerne Fragen, Anmerkungen und Kritik hinterlassen, ich werde sie gerne beantworten. Gutes Gelingen und lass dich nicht pflanzen!