Jeder Hobbybauer hat wahrscheinlich insgeheim den Traum, sein eigenes Saatgut zu züchten. Unabhängigkeit von Produzenten, haufenweise Samen von zahlreichen Sorten und Arten, und das Wissen etwas komplett Neues und Einzigartiges gezüchtet zu haben, sind nur einige der Gründe für das Herstellen und Sammeln seines eigenen Saatgutes.
Doch bevor wir uns diesem Thema widmen, eine Liste der Arbeiten für den August:
Gemüse
Eierfrüchte, Gurken, Melonen, Radicchio, Pak Choi, Gemüsezwiebeln und Kulturträuschling ernten, Kürbis behandeln, Spinat und japanischen Rettich aussäen
Obst
Erdbeeren düngen und auswählen für das nächste Jahr, Himbeere schneiden, Spindeltriebe binden, Sommerschnitt bei Kernobst, Obstlager vorbereiten
Grundlagen zum Saatgut
Gutes Saatgut ist ein wertvoller Schatz für seinen Besitzer. Aber was zeichnet gutes Saatgut aus? Ganz wichtig sind natürlich die Eigenschaften der fertigen Pflanze. Gerade für Hobbygärtner ist der Geschmack entscheidend. Außerdem müssen die Pflanzen und Früchte etwas aushalten. Nichts ist trauriger, als seine Ernte an Regen, Krankheiten, oder Ungeziefer zu verlieren. Beispielweise hört man bei Erdbeeren immer wieder von großen Verlusten durch schlechtes Wetter. Es tut dem Bauern im Herzen weh, seine Früchte an der Pflanze verschimmeln zu sehen. Andere Kriterien können Fruchtgröße, Ertrag pro Pflanze, Aussehen, oder Wuchs der Pflanze sein. Wichtig ist auch die Keimfähigkeit der Samen. Wenn nur ein Bruchteil der Samen aufgeht, verbraucht man ein Vielfaches mehr an Saatgut. Es gibt noch einige andere Eigenschaften die bei der Auswahl des Saatguts wichtig sein können, diese unterscheiden sich häufig von Art zu Art und von Bauer zu Bauer.
Woher bekommt man Saatgut?
Saatgut kannst du aus mehreren Quellen beziehen. Man bekommt es in fast jedem Supermarkt in kleinen Päckchen, bei Online-Händlern, bei manchen Bauernhöfen, wie dem Gärtnerhof Ochsenherz, aus seinem Bekanntenkreis, aus dem Gemüse direkt, aus Tauschbörsen, oder von Gruppen, Vereinen und Gemeinschaften die Saatgut vermehren, tauschen und handeln. Wenn du frisch anfangen möchtest, oder vorher noch nie selbst Pflanzen aus Samen gezogen hast, dann bietet es sich an, einfach Samen aus Früchten oder Gemüse zu sammeln, die du selbst konsumierst. Es lassen sich leicht und schnell ein paar Tomatensamen aus einer Tomate ernten, um damit seine ersten Experimente zu starten. Du entfernst einfach die Flüssigkeit samt Samen aus einer Tomate, füllst das Ganze in ein feines Sieb und spülst es mit Wasser sauber bis nur noch die Samen im Sieb übrig bleiben. Damit lassen sich meistens schon ganz ansehnliche Pflanzen ziehen und es genügt, um Erfahrungen und Erfolgserlebnisse zu sammeln. Außerdem ist es weit weniger schmerzhaft, solche Pflanzen an einen Anfängerfehler zu verlieren.
Eine andere Quelle sind Freunde, Verwandte und Bekannte. Gärtnerei ist ein sehr beliebtes Hobby und es überrascht immer wieder wie viele diesem Hobby nachgehen. Oft haben diese Leute mehr Samen als sie brauchen und geben diese bereitwillig ab. Es wäre doch schade, etwas zu kaufen, von dem ein anderer mehr hat als er selbst gebrauchen kann. Außerdem bekommt man von diesen Quellen oft Tipps, Tricks, Rat und manchmal auch andere nützliche Dinge. Und meistens bilden sich ganz automatisch unterhaltsame und nützliche Tauschgemeinschaften.
Supermärkte bieten meist eine sehr limitiert Auswahl an Saatgut an. Das Ergebnis ist meistens nichts besonderes und könnte genauso gut Gemüse aus dem Supermarkt sein.
Bei Online-Händlern und Bauernhöfen hat man schon weit mehr Auswahl und vor allem Sorten, die man vorher noch nie gesehen hat. Ich persönlich bin ein großer Fan von Lubera, einem Online-Händlern, der selbst Pflanzen züchtet, aber auch allerlei andere Dinge für den Garten verkauft und dem Gärtnerhof Ochsenherz, der unter anderem Saatgut online verkauft.
Der Gärtnerhof Ochsenherz produziert eigentlich Obst und Gemüse mit einem Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit, Sortenvielfalt, Bildung und Regionalität. Dabei haben sie ein innovatives Vertriebsmodel. Wenn dich eines dieser Themen interessiert, dann solltest du auf jeden Fall einen Blick auf diese Seite werfen.
Auch der gemeinnützige Verein ARCHE NOAH bietet Saatgut an und veranstaltet darüber hinaus immer wieder Seminare und Workshops.
Saatgut selbst sammeln
Wenn du schon selbst erfolgreich aus Samen Pflanzen gezogen und von diesen Pflanzen Gemüse oder Früchte geerntet hast, dann wirst du sicher darüber nachgedacht haben, Samen für deinen Eigenbedarf zu sammeln. Es ist keine Kunst, Samen zu bekommen, der Aufwand wirkt anfangs groß, aber man braucht ja auch nur einen Samen pro Pflanze und davon bekommt man eigentlich sehr schnell sehr viele. Es scheint also recht logisch, einfach selbst zu sammeln. Die Sache ist aber leider nicht so einfach, Saatgutzüchter machen diesen Job meistens schon seit Generationen und einfach nur Samen zu sammeln ist zu wenig. Häufig handelt es sich bei Pflanzen und Früchten um das Ergebnis aus Kreuzungen. Das heißt Vater- und Mutterpflanze sind eigentlich unterschiedliche Sorten und dadurch entstehen Kinder, die selbst nur sehr schlechte Nachkommen zeugen können. Man nennt sie auch F1-Hybriden. Nur wenn man sein Saatgut züchtet, also das gleiche Saatgut auf einer großen Fläche ausbringt und nur die besten Pflanzen von dort für die Herstellung von Saatgut verwendet, hat man die Chance nachhaltig gutes Saatgut herzustellen. Eine Anleitung zum Ernten von Samen für verschiedene Pflanzen findest du hier.
Das ist eine Aufgabe, die relativ viel Zeit und Geduld benötigt, außerdem eine beachtliche Menge an Platz. Um als Züchter erfolgreich zu sein, braucht man häufig mehrere Jahrzehnte. Es kann also auch eine Aufgabe fürs Leben sein. Wenn man allerdings keine überzogenen Erwartungen und ein wenig Platz zum Experimentieren hat, dann kann man sich natürlich auch mal selbst als Saatgutzüchter versuchen. Es empfiehlt sich aber nicht zu übertreiben. Einen kleinen Teil seiner Fläche dafür zu verwenden ist kein Problem, aber man sollte nicht seine ganze Fläche und Zeit in diesen Versuch investieren. Es wäre einfach zu traurig, wenn er fehlschlägt. Überlege dir also vorher gut, ob du auch dann zufrieden bist, wenn der Versuch scheitert. Zucht passiert nicht in einem Jahr, sondern über Jahre und sogar Generationen hinweg und das auf teils riesigen Geländen.
Saatgut lagern
Egal ob du dein Saatgut kaufst, tauscht, oder selbst sammelst, du musst es richtig lagern. Saatgut soll trocken, kühl und in der Dunkelheit gelagert werden. Nur dann hält es sich besonders lange und kann auch noch Jahre später verwendet werden. Achte darauf, es gut zu beschriften. Es wäre ärgerlich, wenn du später nicht mehr weißt, von welcher Pflanze dein Saatgut kommt, oder wie die Sorte genau heißt. Dokumentation ist alles. Auch Bilder und Notizen könnten dir Jahre später helfen.
Bis zum nächsten Mal – das war nur ein kleiner Ausflug in das Thema Saatgut und Zucht, aber ich werde es sicher ein anderes Mal vertiefen. In den Kommentaren kannst du wie immer gerne Fragen, Anmerkungen und Kritik hinterlassen, ich werde sie gerne beantworten. Gutes Gelingen und lass dich nicht pflanzen!