Seit meiner Kindheit liebe ich Marillenknödel. Für mich gehören diese fruchtig-süßen aber doch leicht säuerlichen Knödel einfach zum Sommer dazu. Meine Mama kocht Marillenknödel immer mit Topfenteig (für die deutschen LeserInnen: Quarkteig) und diese saftigen Knödel mochte ich immer besonders gerne. Die Kunst ist, sie nur so lange zu kochen, dass sie nicht aufgehen, sondern die Marillen auf dem Teller noch im Teig-Brösel-Mantel eingewickelt sind. Meine Oma machte die klassische Variante aus selbstgemachtem Kartoffelteig. Diese mag ich auch, finde aber, dass zu dem Kartoffelgeschmack herzhafte Füllungen besser passen als süße.

In meiner veganen Koch-Experimentierphase habe ich natürlich auch versucht, diesen Klassiker zu veganisieren. Ein erster Schnell-Versuch mit gekauftem Kartoffelteig schmeckte zwar gut, doch so richtig zufrieden war ich mit dem Ergebnis nicht und meine Oma hätte wohl den Kopf geschüttelt, wie ich nur Fertigteig (wo man nur Wasser dazugibt) verwenden kann. Weitere Versuche, einen Topfenteig herzustellen, habe ich dann mit Seidentofu gemacht, da dieser püriert Topfen ähnelt, und auch bei Rezepten für Topfenkuchen (Käsekuchen) lecker schmeckt. Tatsächlich schmecken die so hergestellten Marillenknödel sehr lecker! Mein Freund Cj meinte sogar, dass diese wie herkömmliche schmecken und den Tofu unter den Zutaten hätte er beim besten Willen nicht erraten.

Bei der Tofuteig-Version der Marillenknödeln, gibt es zwei Varianten – entweder nur mit Mehl oder halb mit sehr feinem Gries. Ich bevorzuge die Version mit Gries, da die Knödel feiner werden.

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Rezept

10 bis 12 eher kleinere Marillen (den Kern lasse ich drinnen, dann kann man zählen, wie viele Knödel man gegessen hat und die Knödel haben noch kein Loch vom Entkernen)
400 g Seidentofu
150 g Weizenmehl (ihr könnt auch einen Teil des Mehls durch Vollkornmehl ersetzen)
150g feiner Gries (das Mehl-Gries Verhältnis könnt ihr anpassen. Achtung: Bei mehr Gries benötigt ihr etwas mehr Seidentofu!)
100 g Semmelbrösel
1 Packung Vanillezucker
1 EL Staubzucker (Puderzucker für die deutschen LeserInnen)
Etwas Zitronensaft
Etwas Öl
1/2 TL Zimt

Zubereitung

1) Den Seidentofu mit einem Spritzer Zitronensaft (dann wird der Geschmack säuerlicher und ähnlich wie Topfen) pürieren. Das Ganze wird recht flüssig, aber keine Angst.
2) Das Mehl, den Gries und den Vanillezucker dazugeben und kneten, bis der Teig eine homogene Masse bildet. Nach Bedarf etwas Flüssigkeit (zum Beispiel Sojasahne) oder Mehl dazu. Den Teig etwa dreißig Minuten im Kühlschrank rasten lassen.
3) Den Teig in eine Rolle formen, dann zwölf Teile davon abschneiden, je eine Marille in die Mitte setzen und den Teig herumwickeln. Kleiner Tipp: Wenn ihr die Hände mit kaltem Wasser feucht macht, klebt der Teig weniger an euren Fingern. Falls die Konsistenz generell zu patzig ist, einfach etwas Mehl dazugeben und nochmals gut durchkneten.
4) Einen Topf mit Wasser zum Kochen bringen und die Knödel vorsichtig ins heiße, leicht kochende Wasser setzen. Die Hitze zurückdrehen und die Knödel durchziehen lassen. Währenddessen in einer Pfanne die Semmelbrösel anrösten – wer mag, kann auch etwas Öl verwenden. Die angebräunten Brösel mit dem Zimt vermischen.
5) Zwischenzeitlich schwimmen die Knödel sicher schon oben auf und können herausgeholt und gleich in den Bröseln gewälzt werden. Seid nicht ungeduldig und holt die Knödel nicht zu früh heraus, sonst sind die Marillen noch nicht ganz weich und der Teig ist auch noch nicht durch. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, die Knödel zerfallen nicht sofort, wenn ihr sie länger im heißen Wasser lasst, sondern eher dann, wenn das Wasser zu stark kocht, also richtig brodelt.
6) Einen guten Appetit! Wenn ihr nicht alle Marillenknödel auf einmal aufesst, könnt ihr sie auch in einem kleinen Gefäß im Kühlschrank für den nächsten Tag aufheben. Am besten ohne Bröselmantel und vor dem Verzehr nochmal im heißen Wasser warmmachen.

Wenn ihr Seidentofu zu Hause habt und noch ein schokoladiges Dessert damit zubereiten wollt, dann probiert mein veganes Schoko-Mousse aus, dieses schmeckt auch verführerisch lecker.