„Menschliches Glück stammt nicht so sehr aus großen Glücksfällen, die sich selten ereignen, als vielmehr aus kleinen glücklichen Umständen, die jeden Tag vorkommen.“ So die Worte Benjamin Franklins. Manchmal nehme ich mir die Zeit, die Menschen in meiner Umgebung still zu beobachten und mich an ihrem Glück zu erfreuen. Auch als unbeteiligter Außenstehender ist es schön mit anzusehen, wenn die Augen vor Freude leuchten und sich Zufriedenheit in den Gesichtern breit macht.
Vergangene Woche habe ich eine Konferenz besucht. Ich habe ein buntes Sammelsurium an Menschen vorgefunden, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Menschen aus verschiedenen Ländern und verschiedenen Branchen, Alte und Junge, Männer und Frauen, Studenten, Experten, Interessierte und Vortragende. Ein bunt gemischter Haufen, der sich aufgrund einer gemeinsamen Leidenschaft zusammengefunden hat. So viele Glücksmomente habe ich dort erlebt, dass gar nicht alle in Erinnerung geblieben sind. Von manchen ist nur noch die Ahnung vorhanden, dass es sie gab. Manche sind ganz präsent und bringen mich noch immer zum Lächeln.
Viele Teilnehmer sind in Gruppen angereist, manche allein oder zu zweit. Beinahe alle haben im Laufe der Konferenz alte Freunde getroffen und neue Freundschaften geschlossen. „Schön, dass du da bist.“, „Ich freue mich, dich zu sehen.“, „Wie gut, dass wir uns kennen gelernt haben.“, diese Sätze hab ich oft gehört, begleitet von Umarmungen, Schulterklopfen und freudestrahlenden Gesichtern. So simpel diese Worte auch sind, so gut tut es, sie zu hören. An allen Ecken und Enden wurden die Köpfe zusammengesteckt und über Gott und die Welt geredet. Man schwelgte in gemeinsamen Erinnerungen an vergangene Tage, schmiedete Pläne, besprach neue Projekte. Es wurde gescherzt und gelacht, über Fauxpas der letzten Konferenz geschmunzelt und ganz nebenbei noch gut gegessen und getrunken. Die Wiedersehensfreude, die neuen Bekanntschaften und die gemeinsame Leidenschaft sorgten für eine wundervolle Atmosphäre.
Die Vortragenden stammten aus den unterschiedlichsten Fachgebieten. Allen gemein war die Begeisterung. Ich habe Referenten gesehen, die gefühlte 120 Jahre alt waren. Vor Menschen zu sprechen, die ihr größtes Interesse teilen und über Jahre angesammeltes Wissen weitergeben zu können, zauberte vielen von ihnen ein Leuchten in die Augen. So viel Engagement, so viel Liebe zum Detail, so viele angeregte Diskussionen habe ich miterleben dürfen. „Wenn jemand meine Arbeit fortführen würde, das wäre ein großes Glück.“ Dieser Satz ist mir im Gedächtnis geblieben. Wenn man viele Jahre Energie und Zeit in ein Projekt investiert, sich immerwährend Gedanken macht, wie man es noch besser machen könnte und ständig Lösungen für die kleinsten Probleme sucht, dann steckt viel Herzblut darin. Wenn nun Andere, Jüngere sich dieses Projekts annehmen und es weiter entwickeln, mit eigenen Ideen schmücken und ihre eigene Begeisterung darin einbringen, dann ist das tatsächlich ein großes Glück. Dann ist man ein Glied in einer Kette, die nicht endet. Man ist unvergessen und unsterblich. Ein bisschen zumindest.
Einer dieser Referenten wurde ob seiner Verdienste besonders geehrt. Junge und alte Kollegen haben gemeinsam eine Festschrift für ihn verfasst. Ein Glück für den Geehrten, der voller Stolz auf seine Arbeit blicken darf. Der die Anerkennung von Fremden und Freunden genießen kann und die Gewissheit hat, etwas Wichtiges geleistet zu haben. Ein Glück auch für den Freund, der die Ehrung verkünden und das Buch überreichen durfte. „Du hast Großes vollbracht. Ich bin stolz auf dich.“ Das einem Freund sagen zu können, ihm im eigenen Namen und (wie in diesem Fall) im Namen vieler anderer seine Wertschätzung aussprechen zu dürfen, fühlt sich wundervoll an. Auch diese Anerkennung macht unvergessen.
Andere Referenten waren genauso unerfahren und jung wie ich. Einige waren genauso nervös wie ich, andere konnten ganz gelassen auftreten. Jeder einzelne hat seinen Vortrag mit Bravour gemeistert und durfte sich über den Applaus der Zuhörer freuen. Vor so vielen Menschen zu stehen, die sich für das gleiche Thema begeistern und vielleicht zum ersten Mal eine eigene Theorie vorzustellen oder ein selbst entwickeltes Projekt zu präsentieren ist aufregend. Wenn aus diesem Vortrag eine Diskussion entsteht, ist das umso aufregender. Wenn einem danach wohlwollend auf die Schulter geklopft wird und man ein „Das hast du gut gemacht.“ hört, dann ist man glücklich. Glücklich über den eigenen Mut, über das gute Gelingen, über das Lob der Gleichgesinnten.
Benjamin Franklin hatte Recht. Es sind die kleinen Glücksmomente, die zählen. Jeder einzelne für sich und alle in ihrer Summe sind der Grund für strahlende Augen, lachende Gesichter, zufriedenes Zurücklehnen. Diese kleinen Momente sind es, die die Menschen und das Glück unsterblich machen. Für mich waren es die Gespräche mit Menschen, die mir wieder oder zum ersten Mal begegnet sind. Mit ihnen allen teile ich eine Erinnerung, die uns gemeinsam unsterblich macht.
Seid ihr auch der Meinung, dass es die kleinen Momente sind, die zählen? Habt auch ihr das Gefühl, dass solche Momente unsterblich machen? Oder seht ihr das ganz anders? Ich freue mich auf eure Kommentare!