Vor einigen Wochen erhielt ich einen Anruf von den Kolleg*innen der Crowdfunding-Plattform für Gemeinwohlprojekte, mit der Bitte um Inputs und Kontakte für ein sehr schönes und wichtiges Projekt: das Maha Maya Center of Consciousness. In Kerala/Indien soll in den kommenden Monaten ein Zentrum für Frauen und Kinder, die Gewalt erlitten haben, entstehen. Denn eine misshandelte Frau gilt in Indien als wertlos – sie verliert das eigene Elternhaus, jegliche Form der Erwerbsmöglichkeit und somit den Schutz für ihre Kinder.
Dahinter steht die gebürtige Österreicherin mit indischen Wurzeln Parvati Reicher. Gemeinsam mit ihrer Team-Kollegin Andrea Mastny und vielen anderen Helfer*innen kümmert sich um den Aufbau und die Finanzierung des Zentrums. In einem gemeinsamen Workshop haben wir über Möglichkeiten der Verbreitung des Projekts gesprochen und ich habe angeboten, die Community von The bird’s new nest darüber zu informieren.
Wie die Idee entstand, worum es genau im Maha Maya Center of Consciousness gehen wird, warum sich Parvati auch an Unterstützer*innen in Österreich und Europa richtet und welche Rolle Permakultur und Nachhaltigkeit dabei spielen wird, erzählt die Gründerin im Crowdfunding-Interview mit The bird’s new nest.
Wolfgang: Liebe Parvati, du bist die Gründerin des Maha Maya Center of Consciousness in Indien. Wie kam es dazu?
Parvati: Zunächst mal ist es vermutlich meinen indischen Wurzeln zuzuschreiben, dass ich mich so stark nach Indien hingezogen fühle. Ich bin gebürtige Österreicherin, meine Mutter zur Hälfte Inderin. Auch meine Tochter ist ein indisches Mädchen. Die Einfachheit, die Spiritualität, die im Alltag einen ganz normalen Stellenwert hat, das sind Aspekte, die für mich immer sehr anziehend waren.
Seit sehr langer Zeit verbringe ich jährlich ein paar Monate in Indien. Ich habe viele Techniken der Meditation und des energetischen Arbeitens gelernt, Zeit im Ashram im Himalaya verbracht und bei vielen Schulprojekten mitgearbeitet. Dabei ging es immer um ganz Elementares, wie Schulutensilien, warmes Gewand für die Kinder, Trinkwasser organisieren usw.
Was dabei so immens erfüllend war, ist, dass man auf diese Weise mit so wenig so viel verändern kann. Vorbei an Bürokratie, unmittelbare Hilfe wo es wirklich notwendig ist.
Wolfgang: Unter anderem möchtest du dort Frauen und Kindern, die Gewalt erlitten haben, helfen. Wie genau?
Parvati: Zuerst bekommen die Frauen und Kinder, die wegen Misshandlungen ihr Zuhause verloren haben, ein ruhiges Heim, einen Raum und ein Bad für sich. Sie bekommen bei Bedarf medizinische Hilfe und kraftvolles vegetarisches Essen aus unserer Permakultur. Sie haben eine eigene Küche, in der sie sich ihr Essen selbst zubereiten können.
Ich selbst verlege meinen Wohnsitz nach Kerala in das Maha Maya Center, um für diese Frauen jederzeit da zu sein und um mit ihnen genau so zu arbeiten, wie ich es in den letzten 20 Jahren hier in Europa mit vielen Menschen gemacht habe. Ein ruhiger geregelter Tagesablauf, mit Kinderversorgung, für sich selbst Kochen, Körpertherapie und Meditation (HIAO Healing), Therapien und Ausbildung werden ihren Alltag ausmachen.
Schon jetzt gibt es hier in Österreich verschieden Therapeut*innen die sich gemeldet haben, um ihre Erfahrung anzubieten und eine Zeit lang im Maha Maya Center mitzuhelfen. Es sind Traumatherapeut*innen, Psycholog*innen, Ärzt*innen und so weiter.
Es ist meine Absicht eine Schule zu bauen, damit die Kinder und möglicherweise ihre Mütter im gesicherten Rahmen Bildungsmöglichkeiten bekommen.
Wolfgang: Permakultur und bewusstes Leben spielen ebenfalls eine große Rolle. Welche?
Parvati: Wirklich ausheilen können wir alle nur, wenn wir achtsam mit uns werden. Dazu gehört das passende Umfeld, das was wir denken und selbstverständlich auch das was wir essen. Wenn wir das Leben an sich nicht lieben, werden wir nie dazu kommen uns selbst zu lieben. Ohne dieser Liebe gibt es keinen Selbstwert, keinen Sinn im Leben. Diese Erfahrung werden wir alle in unserer Permakultur machen. Alle die dort arbeiten, alle westlichen Menschen, die ins Retreat Center kommen und unbedingt die Frauen, die dort im Healing Home leben.
Abgesehen davon wird es für die Frauen oder ihre heranwachsenden Kinder die Möglichkeit geben, eine Ausbildung zur Bio-Gärtner*in zu machen und sich damit eine Selbstständigkeit – zum Beispiel in einer Community mit anderen Frauen des Zentrums – aufzubauen. Dies ist eine Möglichkeit, wie sie sich ein Leben außerhalb des Maha Maya aufbauen können.
Wolfgang: Was planst du noch in deinem Center? Es soll ja auch ein Seminarzentrum entstehen.
Parvati: Genau genommen plane ich nicht, sondern es entsteht gerade. Ich konnte das Grundstück erwerben und die Fundamente werden gebaut. Jetzt braucht es die Finanzierung, um wirklich bauen zu können. Das Seminarzentrum ist für Menschen gedacht, die mit ihrer Yogagruppe, Qi Gong, Tanzgruppe und ähnlichem – also alles rund um die Klärung des eigenen Seins – ins Zentrum kommen.
Ich vermiete also einen Teil des gesamten Grundes, den Retreat-Teil an Lehrer*innen, die mit ihrer Gruppe kommen, um in Indien zu unterrichten und die Wurzeln der Spiritualität zu erfahren. Es werden Lehrer*innen sein, die ihren Schüler*innen anbieten, sich für zwei oder drei Wochen von allem zu lösen, um sich ganz auf ihre Praxis einzulassen.
Im Zentrum finden die Gruppen einen wunderschönen Seminarraum, liebevoll eingerichtete Zimmer und vegetarische Verpflegung. Mit diesen Einnahmen werde ich zum einen das Zentrum refinanzieren und zum anderen das Healing Home erhalten und weiter aufbauen.
Wolfgang: Über die Crowdfunding Plattform der Genossenschaft für Gemeinwohl kann man dein Projekt unterstützen. Erzähl‘ doch noch mehr darüber!
Parvati: Wie schon gesagt war es mir möglich, das 10.000 Quadratmeter große Grundstück zu erwerben. Dann suchte ich nach einer Möglichkeit der Finanzierung und habe von der Gemeinwohl-Genossenschaft erfahren. Mir wurde bewusst, dass es zum Projekt passt, wenn viele mithelfen, es entstehen zu lassen.
Zum einen soll im Zentrum vielen Menschen geholfen werden und somit darf es auch durch viele Menschen entstehen. Zum anderen unterstreicht es die Tatsache, dass es wieder mehr darum gehen kann, dass wir alle zusammen helfen, um die Menschlichkeit als höchste Religion zu erfahren und somit zu einem höheren Miteinander gelangen.
Gemeinwohl bietet neben der Plattform die rechtlichen Grundlagen, sodass die Geldgeber, die leihen oder spenden, ganz wie sie wollen, sich bestens informieren können und einen Vertrag bekommen. Die Tatsache, dass man sich wirklich beweisen muss, um das Gemeinwohlsiegel zu erhalten, erzeugt auf beiden Seiten Vertrauen, ohne das so etwas natürlich nicht umsetzbar wäre.
Wolfgang: Vielen Dank für das Gespräch!
Noch bis Ende Juni 2021 könnt ihr die Crowdfunding-Kampagne für das Maha Maya Center of Consciousness unterstützen und mithelfen, das Healing Home für indische Frauen und Kinder, das Retreat Center und den Permakulturgarten aufzubauen. Parvati und Andrea freuen sich über jeden Support – also gerne das Projekt teilen oder die Pressemeldung an relevante Kontakte weiterleiten.
Arbeitet ihr an einem nachhaltigen Crowdfunding-Projekt oder kennt ein solches, über das auf The bird’s new nest berichtet werden sollte? Dann sendet mir eure Inputs und Vorschläge zum Thema an office@crowdfunding-service.com!