Bananen, Kiwis, Ananas, Mangos, Kakis und weitere Tropenfrüchte gehören heute zum Standardsortiment jedes Supermarktes. Die süßen Früchte sind beliebt, gesund und eine willkommene Abwechslung zu Äpfeln und Birnen. Besonders Veganer essen teilweise sehr viel Obst, darunter auch die süßen Exoten. Eine vegane Lebensweise wird oftmals mit einer großen Entlastung für die Umwelt gleichgesetzt. Doch ist das wirklich so, wenn exotische Früchte regelmäßig auf den Teller kommen? Schließlich reisen sie von weit her zu uns und der Transport verursacht CO2-Ausstoß.
Die Saisonalität
Die Antwort auf die Frage ist nicht ganz simpel. Viele Faktoren spielen hierbei eine Rolle. Zunächst einmal ist nicht jede Tropenfrucht gleich. Während Bananen, Papayas, Mangos, Ananas, Passionsfrüchte und Kokosnüsse ganzjährig Saison haben, wachsen andere exotische Früchte nur in bestimmten Perioden im Jahr. Dazu gehören beispielsweise Wassermelonen, Orangen, Mandarinen und Kiwis. Trotzdem sind Früchte dieser letzteren Kategorie oftmals das ganze Jahr über im Handel erhältlich. Das liegt daran, dass sie zu verschiedenen Zeiten im Jahr aus anderen Regionen stammen. Während die Wassermelone in den Sommermonaten beispielsweise in der relativ nahen Türkei angebaut wird, importiert man sie in Wintermonaten aus Südamerika. Dieser Obstsaison-Kalender hilft beim saisonalen Einkauf von heimischen und exotischen Früchten. Der Kalender zeigt auch, dass man einige Früchte zwar ganzjährig importieren kann, diese dann aber aus anderen Ländern kommen. Mit diesen Informationen kann man exotische Früchte in der Zeit kaufen, in der sie aus näheren Ländern importiert werden können. Hilfreich ist übrigens auch, auf die Saison der regionalen Obstsorten zu achten. So kann ein deutscher Apfel, der über Monate im Kühlhaus gelagert wurde, eine schlechtere Klimabilanz haben, als eine Wassermelone, die gerade Saison in der Türkei hat oder gar ein Apfel aus Chile. Auch geheizte Gewächshäuser sorgen für eine negative Bilanz.
Das Transportmittel
Neben der Länge des Transportweges gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, wie die bunten Tropenschätze ihren Weg zu uns finden: Per Schiff oder per Flugzeug. Da die Schiffsfracht weniger CO2-Emissionen verursacht als das Flugzeug, hat es auf den ersten Blick den Anschein, dass der Flugtransport wesentlich umweltschädlicher ist. Allerdings ist das nicht der einzige Schadstoff, der beim Vergleich zwischen Schiff und Flugzeug relevant ist.
Schiffe werden in der Regel mit Schweröl betrieben, das einen sehr hohen Anteil an Schwefel und toxischen Metalloxiden hat. Außerdem stoßen Schiffe eine Menge Feinstaub aus. Die Rußpartikel, Schwefel- und Stickoxide bergen nicht nur erhebliche gesundheitliche Risiken, sondern wirken sich auch sehr negativ auf die Umwelt aus. Der Naturschutzbund Deutschland e.V. (Nabu) gibt an, dass jedes Jahr in Europa circa 50.000 Menschen als Folge von Schiffsemissionen vorzeitig sterben. Für die Umwelt bedeuten Schwefeloxide saurer Regen und Stickoxide eine Versauerung der Böden. Zudem fördern Rußpartikel den Klimawandel. Wenn die dunklen Partikel sich auf den Eisflächen ablagern, wird durch die dunklere Oberfläche mehr Wärme absorbiert und somit die Schmelze vorangetrieben.
Das Schiff ist damit also nicht klimafreundlicher als das Flugzeug, sondern eher schädlicher. Das liegt vor allem daran, dass im Schiffsverkehr bisher keine strengen Regelungen eingeführt worden sind. Während strikte Schadstoff-Grenzwerte für Autos und LKWs Pflicht sind, liegt der maximale Schwefelgehalt im Schifftreibstoff bei 3,5 Prozent und ist damit 3.500 mal höher als im Diesel-Benzin für Autos. Eine gute Nachricht ist, dass die Grenzwerte in den kommenden Jahren verschärft werden sollen. Ab 2015 soll der Schwefelgrenzwert in Schwefelkontrollgebieten, wozu auch Nordsee und Ostsee gehören, von 1 Prozent auf 0,1 Prozent gesenkt werden. Bis 2020 soll auch der Grenzwert in Nicht-Schwefelkontrollgebieten von 3,5 Prozent auf 0,5 Prozent gesenkt werden. Allerdings gibt es jetzt bereits weitere Maßnahmen, die die Schadstoffemissionen erheblich verringern könnten. Der Nabu fordert, dass wie oben beschrieben schwefelärmere Treibstoffe eingesetzt werden. Außerdem verlangen sie einen Stickoxid-Katalysator und einen Rußpartikelfilter. Bei Befolgung dieser drei Forderungen könnte man die Emissionen von Stickoxiden um 97 Prozent reduzieren und den von Ruß um 99 Prozent. Bisher wurden diese allerdings nicht umgesetzt.
Überseeimporte sind also im Allgemeinen nicht klimafreundlich zu bestreiten. Ob eine Obstsorte per Schiff oder Flugzeug zu uns gebracht wird, hängt oft von dem Reifeverhalten der Früchte ab. Flugobst hat den Vorteil, dass es bereits frühreif gepflückt werden kann, was relevant für Früchte ist, die nicht mehr viel nachreifen, nachdem sie geerntet wurden. Außerdem gibt es bestimmte exotische Früchte, die schnell verderben und aus diesem Grund primär mit dem Flugzeug importiert werden. Das sind beispielsweise Litschis, Baby-Bananen, Sternfrüchte, Physalis und Passionsfrüchte. Des Weiteren besteht der Irrglaube, dass sonnengereiftes Flugobst mehr Vitamine enthält und besser schmeckt als seine früher gepflückten und eingeschifften Kollegen. Diese Auffassung wurde allerdings in einer Studie der technischen Universität in Berlin widerlegt.
Früchte, die bedenkenlos nachreifen, werden oft auf dem Wasserweg zu uns gebracht. Hierzu zählen unter anderen Bananen, Papayas, Sapotillen, Kakis und Cherimoya. Andere Früchte, die kaum nachreifen – das sind unter anderem Ananas, Mangos und Rambutane – werden in der Regel eingeflogen, oder, um die Schifffahrt zu überstehen, mit einer großen Menge Fungizide behandelt. Einige Organisationen, wie die Unternehmen Jurassic Fruit oder Kipepeo, probieren für den weiten Transportweg einen Kompromiss zu finden, indem sie für den Früchteimport nur ungenutzten Gepäckraum in Passagierflugzeugen verwenden. Damit müssen nicht extra Frachtflugzeuge für die Früchte fliegen. Das Problem an dieser Methode ist allerdings, dass mit jedem zusätzlichen Gewicht die Schadstoffemissionen des Fluges höher sind und der Umweltvorteil somit gegen Null geht. Deshalb setzt sich zum Beispiel das Unternehmen Tropenkost aktiv für Klimaschutzmaßnahmen ein, um seine Früchte klimaneutral anbieten zu können.
Vom (Super-)Markt nach Hause
Sowohl Flugzeug als auch Schiff sind aktuell keine klimafreundlichen Transportmittel. Die Umweltbilanz der gekauften Tropenfrüchte wird aber nochmals im nicht zu vernachlässigen Maß durch die persönliche Wahl des Transportmittels zum Einkaufen bestimmt. Wer mit dem Auto zum Supermarkt fährt, hat in etwa die gleichen Klimaauswirkungen verursacht, wie eine Packung Flugobst. Der Weg mit dem Fahrrad oder zu Fuß macht also einen großen Unterschied.
Monokulturen und soziale Aspekte
Wie bei anderen Produkten auch, ist der Anbau tropischer Früchte von der Problematik der Monokulturen betroffen, die keine nachhaltige Landwirtschaft zulassen. Ananas beispielsweise werden häufig auf diese Weise angebaut und mit einer großen Menge Pestizide und Insektizide behandelt. Diesen sind wir Konsumenten ausgesetzt, doch noch viel mehr das Trinkwasser vor Ort und die Menschen, die auf den Plantagen arbeiten. Neben den gesundheitlichen Problemen, sind auch die sozialen Bedingungen der Obstpflücker meist verheerend.
Um ökologische und sozial faire Konditionen zu schaffen, ist es also sehr wichtig beim Kauf von Tropenfrüchten auf fairen Handel und biologische Produkte zu achten. Der faire Handel verbessert die Lebensbedingungen der Bauern und Plantagenarbeiter, während das EG-Öko Zertifikat den Verzicht von künstlichen Düngemitteln, Fungiziden und Insektiziden verlangt. Außerdem müssen in den Anbaufeldern auch andere Pflanzen angesiedelt werden, die einer Monokultur entgegenwirken. Nature & More beispielsweise bietet Bio-Früchte an und setzt sich für nachhaltige und soziale Projekte ein, die die Produkte klimaneutral machen sollen.
Tropenfrüchte in Relation
Bedeuten diese Informationen, dass man nun am besten keine exotischen Früchte mehr kauft? Darum soll es nicht gehen, denn der Kauf der süßen Tropenschätze ist eine bedeutsame Einnahmequelle für die Bauern vor Ort, sofern die Arbeitsbedingungen fair sind. Gerade im Winter können exotische Früchte den Körper mit Vitaminen versorgen. Es ist darüber hinaus wichtig, die Umweltauswirkungen von Tropenfrüchten in Relation zu anderen Lebensmitteln zu setzen. Obst im Allgemeinen trägt nämlich bei weitem nicht so viel zu Klimaschäden bei wie Fleisch- und Milchprodukte. Neben der Belastung von Wasser und Böden erzeugt die tierische Lebensmittelindustrie wesentlich mehr Treibhausgase als der Anbau von pflanzlichen Produkten. Von den gesamten direkten Treibhausgas-Emissionen, die unsere Ernährung verursacht, werden beinahe 70 Prozent durch tierische Lebensmittel verursacht, wie eine Studie des WWF zeigt. Im Vergleich dazu ist Obst bloß für einen Anteil von 6,2 Prozent verantwortlich. Zudem entstehen durch den Anbau von Lebensmitteln indirekte Emissionen, da Landflächen in Ackerland umgewandelt werden. Auch für die indirekten Emissionen ist maßgeblich der Konsum von tierischen Produkten ursächlich.
Selbst Veganer, die regelmäßig exotische Früchte essen, haben also trotzdem einen erheblich kleineren ökologischen Fußabdruck im Bereich Lebensmittel als Fleischesser, bei denen nicht so viele exotischen Früchte auf den Teller kommen. Obst und Gemüse spielen in der Klimabilanz eine vergleichsweise sehr geringe Rolle. Dennoch bedeutet das nicht, dass man Obst ohne Bewusstsein für die Umwelt konsumieren sollte. Denn positive Auswirkungen hat die Wahl von saisonal-regionalen Obstsorten trotzdem.
Nachhaltiger Genuss
Einige einfache Regeln, zusammengefasst aus diesem Artikel, können beim nachhaltigen Konsum von exotischen Früchten helfen:
Regionalität und Saisonalität: Im Sommer gibt es regionales Obst in Hülle und Fülle, von Kirschen über Erdbeeren bis hin zu Pfirsichen und Nektarinen. Zu dieser Jahreszeit kann man also relativ gut auf exotische Früchte verzichten. In der restlichen Zeit sollte man Früchte wählen, die von ihrer Saison her gerade aus näheren Ländern importiert werden können oder im Idealfall aus dem Heimatland stammen.
Transport: Momentan scheint das Flugzeug klimafreundlicher zu sein als der Schifftransport. Im Bezug auf Verbesserung der Umstände können wir als Verbraucher Unternehmen wählen, die einen klimafreundlichen Transport unterstützen.
Weg zum Supermarkt: Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Lebensmittelladen zu fahren, wirkt sich positiv auf die Klimabilanz aus.
Bio und fair: Um Pestizidbelastung, Monokulturen und soziale Missstände zu verhindern, ist es wichtig auch beim Kauf von exotischen Früchten nach Bio- und Fair Trade-Zertifizierungen Ausschau zu halten.
Maßvoller Genuss: Zur Nachhaltigkeit gehört auch ein wenig Verzicht. Erdbeeren im Winter braucht niemand und es muss auch nicht jeden Tag eine Mango in den Smoothie kommen.
Selbst anbauen: Einige exotische Früchte können auch in unseren Breiten wachsen. Eine Kiwi im eigenen Garten garantiert ein unschlagbare Ökobilanz.
Quellen:
Balz, Friedrich, Pieper, Oeliger, & Rieger (2014). Luftschadstoffemissionen von Containerschiffen: Abhilfe durch saubereren Schiffsdiesel und wirksame Abgastechnik möglich – kaum Auswirkungen auf Transport- und Produktpreise. Naturschutzbung Deutschland (NABU) e.V.
Hillmer: Die Klima-Bilanz unserer Lebensmittel. Abendblatt, abgerufen von: http://www.abendblatt.de/ratgeber/wissen/article1344620/Die-Klima-Bilanz-unserer-Lebensmittel.html
Noleppa (2012). Klimawandel auf dem Teller. WWF Deutschland.
http://www.oeko-fair.de
Richtlinie des europäischen Parlaments und des Rates (2008): Zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der Meeresumwelt (Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie). 164/19.
http://www.umweltnetz-schweiz.ch