Bei meinem allerersten plastiklosen Einkauf stürzte ich mich voller Eifer, Optimismus und bepackt mit Jutetüten in die Geschäfte. So schwer kann das doch wohl nicht sein, dachte ich mir. Als ich zu Hause meine Ausbeute näher begutachtete, musste ich zu meinem Entsetzen feststellen: Ich bin reingelegt worden!

Aber jetzt noch einmal ganz von vorne. Mein erstes Ziel als plastikmeidende Konsumentin waren natürlich diverse Bioläden und Supermärkte. Entschlossen griff ich zu Pappschachteln, Papierbeuteln und Gläsern. Soweit so gut. Zu Hause angekommen wollte ich mich sofort über eine Packung Sojageschnetzeltes hermachen. Also riss ich die Pappschachtel auf und fand – drei Mal dürft ihr raten – in Plastik eingeschweißtes Soja. Mein Frust war riesig. Statt Verpackung zu sparen (früher griff ich immer zu Soja-Geschnetzeltem aus der Plastikverpackung), hatte ich doppelt so viel Müll produziert. Gleiches passierte mir bei drei weiteren Packungen. Immerhin hatte ich eines gelernt: Wenn man sicher gehen will, dass ein Produkt in einer Pappschachtel nicht doch noch eine zusätzliche Plastikschicht enthält, muss man es ordentlich schütteln. Der eine oder andere mag euch dabei vielleicht komisch anschauen, aber daran gewöhnt man sich – oder ihr fangt einfach mit der Packung in der Hand zu tanzen an. Das ist eine lohnenswerte, von mir erprobte Alternative.

Auch bei vermeintlichen Papierverpackungen muss man aufpassen. Einige sind innen noch mit einer Plastikfolie beschichtet. Das kommt zum Beispiel bei einigen Produkten wie Zucker, Tee oder Buchweizen vor. Dies kann man im Vorfeld leider ganz schwer feststellen. Wenn man die Verpackung ein wenig knautscht, hört man es unter Umständen. Auch ein Sichtfenster aus Plastik kann ein Hinweis darauf sein. Man muss allerdings aufpassen, dass man nichts kaputt macht, sonst muss man dafür zahlen. Oft hilft daher nur die Devise „Lerne aus deinen Fehleinkäufen!“ und der Vorsatz, die überflüssige Verpackung wenigstens zur Entsorgung im entsprechenden Laden zu lassen. In den meisten Supermärkten kann man Papier und Plastik in Recycling-Containern verstauen. Dann müssen sich die Betreiber mit dem Müllproblem auseinandersetzen. Wenn das viele Kunden machen, müssen die Supermärkte im Zweifelsfall sogar höhere Müllgebühren zahlen – und beim Geld hört für die meisten Unternehmen bekanntlich der Spaß auf.

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Der zweite große Schock kam für mich, als mir ein Bekannter davon erzählte, dass selbst meine geliebten Glasverpackungen nicht gänzlich ohne Plastik auskommen. Die meisten Deckel enthalten nämlich PVC. Das könnt ihr an der Gummierung auf der Innenseite des Deckels erkennen. Der einzige mir bekannte Hersteller, der darauf verzichtet, ist Zwergenwiese. Deren Aufstriche, Saucen und Senf-Sorten kann man also zum Glück reuelos genießen.

Aber was mache ich mit den restlichen Gläsern? Diese Frage quälte mich noch einige Tage. Das Problem ist, dass man gewisse Dinge einfach nicht 100 Prozent plastikfrei bekommt. Seien es Speiseöl-Flaschen, die eine Gießvorrichtung aus Plastik haben, Essigessenz-Reiniger mit Plastikkappe oder mein geliebtes Kokosfett im Glas mit PVC im Deckel – manchmal findet man leider einfach keine vollkommen perfekte Alternative. Aus diesem Grund beschloss ich, mich zwar weiterhin nach Produkten umzusehen, deren Verpackungen gänzlich ohne Plastik auskommen und so viel wie möglich selbst herzustellen, aber ich drücke in den oben genannten Fällen gezwungenermaßen auch einmal ein Auge zu. Schade, dass es für die Verpackungsbestandteile keine Kennzeichnungspflicht gibt. Immerhin kann man Gläser und Flaschen wunderbar wiederverwenden – zum Beispiel als Soßen- und Speisenbehälter, als Windlicht oder um seine eigenen Limonaden, Smoothies oder Kräuteröle zu machen.

Wie seht ihr das? Haltet ihr meinen Kompromiss für faul? Und wie erkennt ihr, ob eine Verpackung tatsächlich plastikfrei ist? Vielleicht habt ihr ja noch den einen oder anderen Tipp für mich parat.