Eco. Life. Style.

Autor: Verena

The Glow – Naturkosmetik selber machen

Ein natürlicher Teint, der von sich aus strahlt. Das ist der „Glow“, der inzwischen fast schon gehyped wird. Eigentlich ist er nur ein Zeichen von achtsamer Lebensführung und gesundem Körper,…

Ein natürlicher Teint, der von sich aus strahlt. Das ist der „Glow“, der inzwischen fast schon gehyped wird. Eigentlich ist er nur ein Zeichen von achtsamer Lebensführung und gesundem Körper, dennoch kann auch hier ein wenig durch die richtige Pflege nachgeholfen werden. Dabei will das DIY-Buch „The Glow – Naturkosmetik selber machen“ helfen.

„The Glow“ startet mit einigen Basics zum Thema: Warum sollte ich Naturkosmetik selber herstellen? Welchen Hauttyp habe ich und welche Rohstoffe brauche ich, um selbst Kosmetik zu rühren? Wie wirken bestimmte Pflanzenöle und was muss ich bei ätherischen Ölen beachten? Das Buch macht dabei klar, dass eine gesunde Haut nur durch eine ganzheitliche Pflege entstehen kann, die Ernährung, Entspannung und andere relevante Lebensbereiche mit einschließt.

Nach einigen Sicherheitshinweisen und allgemeinen Informationen zur Ausrüstung startet dann der Rezeptteil. Hier finden sich über 35 Rezepte für Gesicht, Körper und Wellness. Was fehlt? Genau, es gibt keine Rezepte für die Haare. Sehr schade! Auch dekorative Kosmetikrezepte gibt es keine, bis auf einen Tinted Lip Balm. Das wäre mal richtig spannend gewesen!

Aber jetzt zum Eingemachten: Wir finden unter den Rezepten zum Beispiel einen sanften Oil Cleanser, viele verschiedene Gesichtsmasken oder auch Body Oils. Dazu Deodorants, Rasieröl und Badeprodukte. Die Rezepte sind nicht alle vegan, aber es gibt fast immer eine Alternative zu nicht-veganen Inhaltsstoffen.

the glow innen rezept

An sich sind die Rezepte relativ einfach umzusetzen und die Inhaltsstoffe sind nicht extravagant (à la Hobbythek) und über die bekannten Naturkosmetikrohstoffe-Websites erhältlich. Diese sind am Ende des Buches auch abgedruckt. Jedes Rezept ist ausführlich beschrieben und mit zusätzlichen Wissenstipps ausgestattet. Selbst die Anwendung und Haltbarkeit sind genau angegeben.

Insgesamt beinhaltet „The Glow“ einfache und wirksame Rezepte, darunter aber auch einige, die schon altbekannt sind – zum Beispiel Lippenbalsam aus Bienenwachs oder Bodyscrub aus Meersalz. Was mich etwas stört: Das Cover ist total ansprechend, innen ist das Buch aber eher in einem 80er Jahre Stil gehalten. Zudem wird oft von „Chemie“ in konventioneller Kosmetik gesprochen. Die Natur besteht aber ebenso aus Chemie, daher ist das meiner Meinung nach nicht ganz richtig ausgedrückt. Außerdem bin ich kein Freund des häufig auftauchenden „Detox“-Begriffs.

Dennoch ist das Buch sehr zu empfehlen, man sollte sich aber bewusst sein, dass man im Internet teilweise genauso gute Rezepte findet. Wer aber Einsteigerwissen kompakt zusammengefasst und ansprechend bebilderte Selberrühr-Rezepte sucht, liegt mit „The Glow – Naturkosmetik selber machen“ richtig.

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Pink Elephant Cooking – Vegane Rezepte und Yogi-Weisheiten

Yoga ist derzeit eines der Trendthemen überhaupt. Ich mache selber auch Yoga, aber längst nicht so ausgiebig und auch nur als kleine Entspannungsroutine an so manchem Abend. Bei Pink Elephant…

Yoga ist derzeit eines der Trendthemen überhaupt. Ich mache selber auch Yoga, aber längst nicht so ausgiebig und auch nur als kleine Entspannungsroutine an so manchem Abend. Bei Pink Elephant Cooking war ich mir daher erst unsicher, ob ich die „Yogi-Weisheiten“ wie es im Titel heißt, gut finden würde. Aber keine Sorge, diese Befürchtungen lösten sich in Luft auf. Exotische und einfallsreiche vegane Rezepte gepaart mit einem dezent verrückten, aber wundervollen Design machen dieses Buch zu einem wahren Vergnügen!

Ernährung ist mehr als nur Nahrungsaufnahme, das wird auch im ersten Kapitel des Buches deutlich. Lebensmittel geben auch Lebensenergie und wirken sich unterschiedlich auf unser Befinden aus. Die Kochphilosophie der Autoren des Buches, zwei Yogis, besteht aus regionalen und saisonalen aber auch exotischen Zutaten, die sie dann Fair Trade kaufen. Zudem ist der „Pinki Style“, wie sie ihre Küche nennen, vegan (sie selbst nutzen aber Honig), zuckerfrei (aber mit natürlichen Süßungsmitteln), sojafrei (bis auf kleine Ausnahmen) und rohkostreich. Mit „Raw“ und „Superfood“-Symbolen sind die jeweiligen Besonderheiten eines Rezeptes auch gekennzeichnet.

pink elephant cooking burger

Als nächstes folgt eine Auflistung der Basics, die man in seiner Vorratskammer haben sollte und dann kann’s auch schon losgehen mit den Rezepten. Der Rezept-Teil startet mit der wichtigsten Mahlzeit des Tages, nämlich mit Frühstücksideen! Neben Porridge und Shakes gibt es auch herzhafte Rezepte für Reis oder kleine Gemüsetörtchen. Ich könnte mich nie an ein herzhaftes, nicht-süßes Frühstück gewöhnen, aber man kann diese Rezepte ja auch am Mittag zubereiten. Weiter geht es mit „Yogi on the Road“, also schnellen Snacks, Dips und Aufstrichen wie zum Beispiel Chashew Cheese oder Mangoketchup. In der Mitte angekommen bekommen wir noch eine kleine Einführung in das Züchten von Keimlingen. Mit diesem Wissen können wir die Gerichte des Rohkost- und Salate-Kapitels in Angriff nehmen.

fudgeasana

Als nächstes folgt noch eine tolle Auswahl an Hauptspeisen und „Kochen für Freunde“, wie Tacos oder diverse Suppen. Zum Abschluss noch einige süße Highlights wie zum Beispiel „Ganesha Sweets“, die mir allerdings nicht gelungen sind, da sie nicht zusammen hielten. Dafür sind die „Peanut Butter Fudgeasanas“ sehr lecker und einfach gemacht.

Insgesamt sind die Rezepte wirklich easy nachzumachen. Die ganze Aufmachung des Buches – Papier, Cover und Illustration – begeistern mich total und motivieren mich, das Kochbuch immer wieder in die Hand zu nehmen!

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Plastikfreie Zone – Eine Familie gegen den Plastikwahn

Na klar, wir wissen alle, dass Plastik schädlich für die Gesundheit ist – und für die Umwelt sowieso. Vielleicht hattet ihr auch schon mal das Gefühl, ohnmächtig gegenüber dem vielen Kunststoff auf der…

Na klar, wir wissen alle, dass Plastik schädlich für die Gesundheit ist – und für die Umwelt sowieso. Vielleicht hattet ihr auch schon mal das Gefühl, ohnmächtig gegenüber dem vielen Kunststoff auf der Welt zu sein? Lasst euch davon nicht abhalten, sondern startet mit dem Lesen dieses Buches!

Plastikfreie Zone – Wie meine Familie es schafft, fast ohne Kunststoff zu leben“ von Sandra Krautwaschl beschreibt ein (noch nicht abgeschlossenes!) Familienexperiment, bei dem (fast) ganz auf Kunststoff verzichtet wird. Nachdem die Autorin den Film „Plastic Planet“ gesehen hatte, startete sie, empört über die Plastikschwemme auf der Welt, mit ihrer Familie in Österreich den Versuch, plastikfrei zu leben. Sie erzählt im Buch aus ihrer ganz persönlichen Sicht, wie der Gedanke sich langsam durchsetzte und größer wurde, aber auch welchen Hindernissen und Herausforderungen sich die Familie stellen musste.

plastikfreie zone heyne innen

Von Freunden, die sie tatkräftig beim „Bitte-ohne-Plastik-Geburtstag“ unterstützen, bis zu ihrem eigenen Blog „Kein Heim für Plastik“ – wir erleben ganz nah, welche Themen die Familie bewegten und wie sie Lösungen für unterschiedlichste Probleme fanden. Es scheint am Anfang schier unmöglich, plastikfreie Alternativen für beispielsweise Kosmetik oder Lebensmittel zu finden, doch die Autorin macht deutlich, dass durch Recherche und einige Verhaltensänderungen vieles möglich ist.

Ganz im Sinne des Zero Waste Gedankens „Refuse, Reduce, Recycle und Reuse“ sollen Dinge wiederverwendet oder – wenn es sein muss – auch reduziert oder abgelehnt werden. Das Ganze ist aber keine Enthaltsamkeit, nein. Es entwickelt sich daraus ein bewussteres, reflektiertes und achtsames Konsumverhalten, das viel mehr im Einklang mit Umwelt und Natur steht.

Alle Zweifel und Gedanken, die viele zu Beginn ihrer Plastikfrei- oder Zero Waste-Reise haben, werden im Buch dargestellt und behandelt. Es gibt nicht für alles eine Lösung, aber der Weg ist ja auch – wie wir alle wissen – das Ziel. So lässt sich die Familie bei ihrer plastikfreien Reise über die Schulter blicken, lässt den Leser an ihrem Experiment von Beginn an teilhaben und liefert so Motivation und Inspiration um selber den (nächsten) Schritt zu einem Kunststoff-freieren Leben zu machen.

Nach und nach wurde das Experiment der Familie immer bekannter und die Autorin tritt nicht nur durch ihren Blog oder Interviews für Zeitung und Co., sondern auch durch eigene politische Aktivität ins Licht der Öffentlichkeit. Auch heute noch führt sie ihren Blog weiter und engagiert sich für plastikfreie Alternativen im alltäglichen Leben. Am Ende des Buches finden sich einige praktische Hinweise wie Kauftipps oder Websites, die den Start ins plastikfreie Leben erleichtern.

Ich setze mich schon eine Weile mit Zero Waste und plastikfreiem Leben auseinander und Krautwaschls Buch „Plastikfreie Zone“ war eine sehr gute und spannend zu lesende Zusammenfassung dessen, was problematisch an unserem „Plastic Planet“ ist, mit welchen Gedanken man sich auseinandersetzt und wie man wo starten kann. Einige spannende Denkanstöße waren dabei; es geht nun aber darum, dass jeder für sich in seiner Region aktiv wird und kleine Schritte in Richtung plastikfreies Leben macht. Wer dafür noch weitere Inspiration braucht, kann sich auch die zahlreichen Posts unter #plastikfrei und #zerowaste auf Instagram ansehen.

Gehen wir es an!

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Goodbye Zucker – Hello from the sugarfree side?

Da es ja kein Geheimnis ist, dass zu viel Zucker schädlich ist, wollte ich durch das Buch „Goodbye Zucker“ gerne mehr über die zuckerfreie Ernährung erfahren. Dass die Hälfte des Buches…

Da es ja kein Geheimnis ist, dass zu viel Zucker schädlich ist, wollte ich durch das Buch „Goodbye Zucker“ gerne mehr über die zuckerfreie Ernährung erfahren. Dass die Hälfte des Buches aber aus Rezepten besteht, die oftmals nicht einmal vegetarisch sind, ist mir erst beim Lesen aufgefallen. Warum dieses Buch in mehrerlei Hinsicht etwas anders ist als ich dachte, werde ich euch nun erläutern.

„Goodbye Zucker“ von Sarah Wilson ist in drei große Teile aufgeteilt. Das Buch beginnt mit einem 8-Wochen-Programm, das hilft, den Zucker (was darunter alles zu verstehen ist, folgt gleich) zu reduzieren oder auch zeitweise ganz wegzulassen – dem Körper soll Zeit gelassen werden, sich an diese neue Ernährungsform anzupassen. Danach folgt die Grundausstattung und schließlich die 108 Rezepte inklusive Handreichungen wie zum Beispiel Naschen mit Kids und einer Ausstattungs- und Einkaufsliste.

Im Vorwort wird ausführlich erläutert, warum Wilson keinen Zucker mehr essen möchte. Sie schließt von ihren Krankheiten direkt auf Zucker als Verursacher dieser. Ob ihr das irgendwie diagnostiziert wurde oder nicht wird hier nicht erwähnt. Außerdem wird empfohlen, sich auf die Vorfahren zurück zu besinnen, was diese gegessen haben und wie gut das war. Na ja, wenn ich da an die Hungerjahre nach dem Krieg oder die später sehr fleischreiche Ernährung zurückdenke, dann halte ich das für keine gute Idee. Dieser Gedanke wird aber auch nicht weiter ausgeführt.

wochenplan goodbye zucker

Wilson geht davon aus, dass jegliche Form von Zucker, vor allem Rohrzucker, raffinierter Zucker und Fruktose, schädlich ist und krank macht. Vor allem die Tatsache, dass sie in ihrem Programm Fruktose zeitweise komplett verbannt, macht mir Probleme. Schon hier stört mich sehr, dass es keinerlei Belege oder Quellenangaben zu ihren Ausführungen gibt. Natürlich ist „Goodbye Zucker“ kein wissenschaftliches Buch. Aber gerade bei Büchern zum Thema Ernährung halte ich doch einige Quellenangaben, die aufzeigen, woher die Behauptungen stammen, für wichtig. Andererseits behauptet sie, durch „wissenschaftliche Techniken“ zu ihrer Ernährungsform gelangt zu sein, aber auch das wird nicht näher erklärt.

Im 8-Wochen-Programm soll langsam aber sicher der Zucker aus der Ernährung verbannt und die Abhängigkeit von Fruchtzucker, Honig und Zucker im Allgemeinen überwunden werden. Jedes der acht Kapitel fängt mit einer kleinen Liste an, was von nun an tabu ist oder ersetzt werden soll. Es gibt Hilfereichungen, unter anderem wie man verschiedene Lebensmittel ersetzen kann. Im ersten Kapitel werden raffinierte Kohlenhydrate ersetzt und der Zuckerkonsum, vor allem von Fruchtzucker, erst einmal „nur“ heruntergeschraubt.

goodbye zucker wochenprogramm

In jedem der acht Kapitel gibt es zudem ein Hauptthema, zum Beispiel warum Fruktose nicht empfehlenswert ist. In den nächsten Wochen folgt dann unter anderem das Thema Fette oder Süßigkeitenersatz. Ab der dritten Woche gibt es gar keinen Zucker mehr, ab der sechsten Woche darf man wieder etwas Obst essen und nach dem Programm soll man mit sechs bis acht Teelöffel Zucker pro Woche auskommen, was laut Wilson empfehlenswert ist. Zwischendurch gibt es Erläuterungen zu Ernährungsthemen und Durchhaltetipps.

Das Programm an sich ist sicherlich machbar und übersichtlich aufgebaut. Durch das cleane, übersichtliche Layout – wie ein Magazin – und die praktischen Tipps fühlt man sich nicht allein gelassen und hat immer einen guten Hinweis parat, wie man die neue Woche anpacken kann. Was mich aber stutzig macht, sind die Zuckerersatzmittel. Wilson nutzt viel Stevia und Reissirup, denn komplett ohne Süßungsmittel kommt auch sie nicht aus. Das mag ja an sich verständlich sein, weil so ziemlich jeder süßen Geschmack mag, aber Stevia zu benutzen ist für mich nicht ganz nachvollziehbar – zudem erklärt sie zu Beginn des Buches, dass die langfristigen Wirkungen von Stevia noch nicht erforscht sind. Wilson postuliert zudem auch, dass ungesättigte Fettsäuren schlecht sind, was für mich vollkommen neu ist.

Zu den Rezepten: Wie schon gesagt, die meisten dieser sind nicht vegan, manche nicht vegetarisch. Die Rezepte sollen einfach und alltäglich sein. Dem kann ich nicht zustimmen. Für fast alles braucht man Kokosprodukte, die hierzulande ja auch nicht die regionalsten Produkte sind. Auch sonst muss man recht viel einkaufen um überhaupt ein Rezept nachmachen zu können. Zudem kommen klassische Kohlenhydratspender wie Kartoffeln, Nudeln oder Reis kaum oder gar nicht vor, da diese unter anderem durch Stärke zuckerhaltig sind. Somit bestehen die Rezepte vornehmlich aus Nüssen, Fetten und Gemüse. Das mag an sich gesund sein, aber für mich eindeutig zu einseitig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man aus dieser Hand voll Hauptspeisen, die in dem Buch vorkommen, satt werden kann oder zumindest nicht nach einer Woche die Schnauze voll hat.

rezepte goodbye zucker

Sonst sind die Rezepte aber eine ganz gute Stütze für eigene Kreationen. Ich selbst hatte zumindest eine Woche auf Zucker im Frühstück und beim Kochen oder Backen verzichtet. Stattdessen habe ich ab und an etwas Kokosblütenzucker, der einen niedrigen glykämischen Index hat, verwendet. Der Körper merkt schnell, dass (fast) kein Zucker mehr gegessen wird und reagiert dementsprechend mehr oder weniger heftig. Auch zuckerfreie Kekse sind erst mal ungewohnt. Für mich ist das komplette Programm nichts, aber ich finde einige Tipps und Rezepte inspirierend und hilfreich, wie zum Beispiel die selbstgemachte Kokoscreme. Mir haben vor allem die Rezepte zu den Snacks, Süßspeisen und Getränke gefallen. Meiner Meinung nach ist Wilsons Konzept nicht hundertprozentig überzeugend, dafür sind mir die oben genannten Kriterien einfach zu wichtig.

Wer sich intensiv mit dieser Ernährungsform – also wirklich kaum Zucker oder Fruchtzucker – auseinandersetzen möchte, hat hier sicher einen guten Fundus an Ideen. Aber alleine mit diesem „Goodbye Zucker“ wird das als VegetarierIn oder VeganerIn kaum machbar sein.

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Repair Café – selber reparieren!

Repair Cafés sind mittlerweile fast jedem bekannt. In vielen Städten tun sich Menschen zusammen, um in gemütlichem Beisammensein kaputte Gegenstände aller Art wieder in Gang zu bringen. Ehrenamtliche Experten helfen…

Repair Cafés sind mittlerweile fast jedem bekannt. In vielen Städten tun sich Menschen zusammen, um in gemütlichem Beisammensein kaputte Gegenstände aller Art wieder in Gang zu bringen. Ehrenamtliche Experten helfen hier mehrmals im Monat um Fahrräder, Elektrogeräte, Spielzeug und vieles anderes zu reparieren. Die Idee stammt von einer Niederländerin und bereits 2009 wurde das erste Repair Café eröffnet. Ungefähr 900 solcher Cafés gibt es in 18 verschiedenen Ländern und rund 13.000 Produkte werden in diesen monatlich repariert!

Der TOPP-Verlag mit Sitz in Stuttgart hat nun ein solches Repair Café genauer unter die Lupe genommen, nämlich das in Stuttgart! Im Buch „Repair Café“ wird das dortige Café und dessen Team vorgestellt und zusätzlich eine Menge Reparier-Anleitungen für Textil, Holz, Elektrik und diverse Kleinteile mitgegeben. Den Betreibern des Cafés ist wichtig, etwas gegen die Wegwerfgesellschaft zu tun. Denn die sogenannte „geplante Obsoleszenz“ lässt Geräte und Produkte durch eingebaute Verschleißteile oder Sollbruchstellen schneller kaputt gehen, als sie es eigentlich tun würden.

So ist aber nicht nur die Nachhaltigkeit ein Grundgedanke des Cafés, sondern auch die Gemeinsamkeit und das Miteinander. Jeder Besucher kann hier seine kaputten Gegenstände mitbringen. Im besten Fall werden diese repariert, manchmal ist aber auch schon das von den Ehrenamtlichen geteilte Wissen wertvoll. Warum sollte man in ein solches Café gehen? Manchmal fehlt einfach schlichtweg das richtige Werkzeug oder ein Ersatzteil, manchmal dauert aber auch der Kundendienst zu lange oder das richtige Wissen fehlt. Zudem kann man sich in netter Atmosphäre austauschen und natürlich auch Kaffee und Kuchen genießen!

Zunächst wird im Buch jeder Bereich wie zum Beispiel Textil kurz vorgestellt. Was sind hier die Besonderheiten? Welche Tipps und Tricks gibt es für die Reparaturen dieser Gegenstände? Welche Werkzeuge und welches Material brauche ich hierfür? Im Kapitel über Textil lernt man unter anderem, wie man ein Gummiband einer Hose auswechselt oder ein kaputter Reißverschluss wieder in Gang gebracht wird. Aber auch eher banalere Dinge wie ein Loch zu stopfen oder einen Flicken aufzunähen werden erklärt. Die Anleitungen sind gespickt mit vielen Fotos und Tipp – hier kann eigentlich nichts schief gehen.

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Als nächstes folgt das Kapitel über holzige Dinge, also Tische, Hocker und Co. Wir erfahren zum Beispiel, wie man eine Schublade repariert. Ansonsten sind hier aber eher speziellere Reparaturen vertreten (wie eine Eisenbahnschiene reparieren). Anspruchsvoll wird es im Kapitel über Elektronik, hier sind teilweise sehr alte Geräte dabei, die repariert werden, wie ein Discman oder eine alte Digicam. Einerseits toll, dass auch solche Geräte wieder in Gang gebracht werden, aber schön wäre hier auch eine Reparatur eines Smartphone oder eines Laptop-Akku gewesen.

Im letzten Kapitel finden sich dann viele verschiedene Reparaturfälle, die nicht so recht in die anderen Kategorien passen, wie zum Beispiel Regenschirme oder Kaffeemühlen. Immer wieder werden auch einige interessante Fakten über das Repair Café in Stuttgart eingeflochten, um den Alltag in so einer Einrichtung authentisch zu zeigen. Insgesamt sind die Reparaturen sicher einfach umzusetzen, lediglich der Elektronik-Bereich ist ziemlich anspruchsvoll und benötigt auch mehr Werkzeug beziehungsweise Zubehör. Wer dann noch Probleme hat, geht einfach in ein Repair Café in seiner Nähe! Eine Karte mit den Einrichtungen in Deutschland gibt es hier online.

repair café fahrrad

Die Idee eines Repair Cafés in einem Buch zu verdeutlichen ist toll, hier sieht man wirklich praxisnah, wie es dort abläuft und was alles an Reparaturen mit etwas Geschick und Wissen möglich ist. Das Buch inspiriert und macht Lust auf den Besuch eines Repair Cafés und natürlich sind auch die Anleitungen praktisch!

Leider hat das Buch „Repair Café“ auch einige Schwächen, die vor allem in der Gestaltung liegen. In den Texten kommen sehr viele Rechtschreibfehler vor und sie sind teilweise ziemlich umgangssprachlich geschrieben. Sehr schön sind wiederum die vielen Bilder und die glänzende Druckqualität. Aber leider leidet oft die Leserlichkeit an den zu dunklen Seitenhintergründen. Hier wären Farbseiten ohne Textur schöner gewesen. Die Vollformat-Fotos sind auch etwas unachtsam eingepasst, da die Personen in der Buchfalte verschwinden. Inhaltlich sind mir die Reparaturanleitungen teilweise viel zu speziell, da hätte ich generelle Probleme praktischer gefunden, die wirklich jeder hat, wie es auch im Kapitel über Textil der Fall ist.

Wart ihr schon einmal in einem Repair Café? Liegt eines dieser Cafés in eurer Nähe?

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Vegan Oriental – Vegan orientalisch kochen

Es gibt ja mittlerweile wirklich für jedes erdenkliche Buch-Thema ein veganes Pendant dazu. So eben auch für die orientalische Küche. „Vegan Oriental“ von Parvin Razavi ist aber ein ganz besonderes…

Es gibt ja mittlerweile wirklich für jedes erdenkliche Buch-Thema ein veganes Pendant dazu. So eben auch für die orientalische Küche. „Vegan Oriental“ von Parvin Razavi ist aber ein ganz besonderes Kochbuch! Zuerst fällt das wirklich prächtig gestaltete Cover ins Auge und auch innen ist dieses Prachtstück wundervoll bunt illustriert von Henriette Artz. Sowohl Tradition als auch Moderne sind hier passend eingefangen.

„Vegan Oriental“ ist einmal nach verschiedenen Ländern des Orients aufgeteilt: Uns begegnen der Iran, Armenien, Syrien, der Libanon, Jordanien, Ägypten, Marokko und die Türkei. Zum anderen in unterschiedliche Gerichtarten: In Mezze (traditionell mehrere Gerichte gleichzeitig serviert), Hauptgerichte, Beilagen und Desserts – für jedes Land eine unterschiedliche Anzahl. Razavi kommt aus einer orientalischen Großfamilie, lebt in Österreich und schreibt unter anderem für ihren Blog thx4cooking. Sie legt Wert auf biologische und wenige Zutaten, wie sie im Vorwort betont und man auch direkt an den sehr einfach gehaltenen Zutatenlisten im Rezeptteil merkt. Die Zubereitungszeiten sind bewusst kurz gehalten, sodass die Gerichte garantiert gelingen.

Zu Beginn gibt uns das kleine Glossar Auskunft über die wichtigsten, eher unbekannteren Gewürze und Lebensmittel. Praktisch: Hier sind auch die fremdsprachigen Bezeichnungen angegeben, so findet man sich im nächsten türkischen Feinkostladen auch zurecht, wenn dort nicht alles auf deutsch angegeben ist. Im Rezeptteil finden sich viele Gerichte mit Gemüse und Hülsenfrüchten, auch ein paar Süßspeisen oder Getränke sind dabei. Viele der Gerichte tragen neben dem deutschen Titel auch ihre ursprüngliche Bezeichnung.

vegan oriental iran

Wir starten im Iran: Gerichte wie Juwelenreis oder Safran-Reispudding lassen uns das Wasser im Mund zusammenlaufen. Das rote Auberginenmousse habe ich schon nachgekocht und probiert, es hat gut geschmeckt. In fast jedem Kapitel gibt es als Special noch eine Infoseite über jeweils ein Gemüse oder eine Frucht, wie zum Beispiel Mangold oder Datteln.

diamantenreis

Weiter geht’s mit Armenien: Hier sprechen mich vor allem der Zimt-Tee und die eingelegten Zitronen an. Mir fällt auf, dass sich viele Rezepte dank ihrer Schlichtheit prima als Resteverwertung eignen. Sehr schön, dass die Rezepte nicht vor zig exotischen Zutaten wimmeln, die ich dann doch nur für ein Rezept verwenden würde. In Syrien, Libanon und Jordanien angekommen, entscheide ich mich für Hummus und Baklava – wer noch nie Baklava probiert hat, der hat etwas verpasst! Umso erfreuter war ich, als ich diese Variante mit Rosenwasser entdeckt hatte. Im Ägypten-Teil gibt es viele Bohnengerichte, in Marokko das bekannte Tabouleh. Den gegrillten Blumenkohl mit Zitronen und Oliven habe ich auch nachgekocht. Die Zusammenstellung der Zutaten war ungewöhnlich, aber geschmeckt hat es lecker!

Weiter zum letzten Teil unserer orientalischen Reise: Die Türkei! Hier finden wir zum Beispiel Rezepte für Börek, türkischen Kaffee oder Grießkuchen. Insgesamt überschneiden sich die Gerichte ein wenig, manche ähneln sich etwas, aber immer steht das Experimentieren und Variieren im Vordergrund. Besonders exotisch sind vor allem die Gewürze, wie zum Beispiel Macis oder Cumin aber auch Lebensmittel wie Tahin oder Bulgur. Viele von euch kennen diese Zutaten aber sicher schon.

türkei vegan oriental

Die Rezepte sind ausgewogen und gesund, die Fotos nicht übermäßig aufgehübscht, sondern schön authentisch und bodenständig. Manche Zubereitungstexte hätten meiner Meinung nach etwas ausführlicher sein dürfen, aber da die Rezepte auch eher als Anregung dienen, komme ich so gut damit zurecht. Und eine Augenweide ist „Vegan Oriental“ ja sowieso!

Vielen Dank an den Neunzehn-Verlag für die Zusendung des schönen Buches!

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Einfach. Jetzt. Machen! – Handeln für den Wandel

Zugegeben, vor diesem Buch hatte ich noch nicht wirklich viel von „Transition“ gehört. Dieser Begriff bedeutet einfach nur „Wandel“ oder „Übergang“ und beschreibt ein alternatives Lebenskonzept, das von Rob Hopkins,…

Zugegeben, vor diesem Buch hatte ich noch nicht wirklich viel von „Transition“ gehört. Dieser Begriff bedeutet einfach nur „Wandel“ oder „Übergang“ und beschreibt ein alternatives Lebenskonzept, das von Rob Hopkins, einem britischen Umweltaktivist, 2008 im „Transition Handbook“ genauer vorgestellt wurde. In „Einfach. Jetzt. Machen! – Wie wir unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen“, 2013 erschienen, stellt Hopkins „Transition“ als Herangehensweise für gesellschaftlichen Wandel vor.

Der Autor ist davon überzeugt, dass wir selbst etwas verändern sollten, statt auf die Politik, Wirtschaft und Wachstum zu warten. Entscheidungen und Handlungen sollten dezentralisiert werden, also wieder mehr lokal vor Ort geschehen. Transition ist in seinen Augen eine kreative Energie, die jeder für sich nutzen kann. Herzstück seiner Idee, die vor allem zu kulturellem Wandel führen soll, sind zum einen lokale Tätigkeiten und zum anderen Beziehungen und Kooperation. Das alles soll aber global wirken, also weitreichend die Welt verändern.

kapitel 1

Das Buch ist in vier Kapitel aufgeteilt. Im ersten Kapitel finden wir einen Bericht über den Status Quo der Welt hinsichtlich Klima, Energie und Wirtschaft und was passiert, wenn wir nicht handeln. Hier wird es sehr theoretisch: Hopkins stellt einige Zahlen und Fakten vor und spricht von zwei Ansätzen, die zurzeit in der Welt als einzige Handlungsmöglichkeiten auf die Probleme der Klimaerwärmung, Energieversorgung und Wirtschaftskrise gesehen werden: Sparmaßnahmen oder der „(Green) New Deal“.

Das bedeutet: Entweder wir schnallen den Gürtel enger oder es wird wieder Geld von zukünftigen Generationen geliehen, um neu zu investieren (egal ob in grüne Projekte oder konventionelle). Also das viel diskutierte Problem, ob wir weiterhin eine Wachstumsgesellschaft bleiben, oder unsere Ansprüche komplett zurückschrauben und genügsam leben wollen. In Europa wird eher der Ansatz des ewigen Wachstums gelebt: Sobald der Wirtschaft freie Bahn gemacht wird, kann sich diese entfalten und alles wird gut.

Hopkins aber ist gegen wirtschaftliches Wachstum und postuliert, dass wir für eine „postfossile“ Welt selbst etwas ändern müssen. Er fasst neue Ziele: Wohlbefinden, Glück, Gemeinschaft und Verbundenheit. Das sind auch die Hauptziele der Transition-Bewegung. Um dieses Ziel zu erreichen, ist lokale Resilienz das Stichwort. Dies bedeutet, dass ein System sich äußeren Störungen widersetzen kann und die Fähigkeit hat, sich allein neu zu organisieren. Dieser Begriff stammt aus der Psychologie und übertragen auf eine Stadt bedeutet er zum Beispiel, dass diese sich in einer Wirtschaftskrise durch ein zuvor aufgebautes lokales Wirtschaftssystem trotzdem selbst versorgen kann. Es geht dabei aber nicht um ein Abkapseln der einzelnen Gemeinden, sondern um weitreichendes Handeln.

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In Kapitel zwei spricht er von den Möglichkeiten, die wir haben, gemeinschaftlich lokales Handeln umzusetzen. Transition soll wie ein großes selbstgesteuertes Open-Source-Projekt funktionieren, das sowohl das Wohlbefinden der Menschen stärkt, als auch eine wirtschaftliche Herangehensweise darstellt. Transition-Inititativen wie zum Beispiel Transition Towns sollen sich global vernetzen, um sich gegenseitig zu inspirieren.

In jedem Kapitel stellt Hopkins einige dieser Transition-Initiativen kurz vor und fasst am Ende nochmal das Wichtigste zusammen. Da ist zum Beispiel der „Markt der Hoffnung“ in Spanien, der fast nur lokale Hersteller umfasst. Oder die Skillshare-Initiative, die jährlich zig kostenlose Kurse anbietet, in denen jeder seine Fähigkeiten weitergeben kann. Die Gruppenprozesse in den verschiedenen Transition-Gruppen entwickeln ihre eigenen Strukturen und Ideen. Was in einem Dorf gelingt, kann woanders schon wieder etwas ganz anderes sein. Er betont, dass Werkzeuge, Modelle und Experimente nötig sind, um das ganze auf eine große Ebene zu bringen. Viele Initiativen beschäftigen sich mit der lokalen Energieeffizienz, manche entwickeln eine eigene Währung um Unabhängigkeit zu schaffen und wieder andere legen sich einen riesigen Garten an. Nicht nur die lokale Gemeinschaft soll wachsen, sondern auch die Stadt oder Gemeinde soll lebenswerter werden und die Menschen in Kontakt kommen.

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In Kapitel 3 geht es um die praktische Umsetzung des bisher Gelesenen. Hopkins bringt konkrete Vorschläge zur Gruppenbildung und wie man eigentlich anfängt mit so einer Initiative. Wichtig ist dabei, dass Menschen motiviert werden und eine Kerngruppe bestehen bleibt, die den Überblick behält. Er benennt praktische Fähigkeiten und Strukturen, die eine solche Initiative befeuern. Gerade die praktische Umsetzung von Ideen wirkt glaubwürdig und zieht mehr Menschen an, die mitmachen wollen, weil sie sehen, dass etwas erreicht wird. Hopkins erläutert einige grundlegende Dinge, über die man nachgedacht haben sollte, wenn man loslegt: In welcher Größenordnung soll das Ganze wirken? Wie können wir ein Problembewusstsein schaffen und welche Vision wollen wir entwickeln? Wie können wir am besten Networking betreiben?

Zuguterletzt bringt er im letzten Kapitel noch einen Ausblick auf das, was möglich sein kann. Für ihn ist es kein Ding der Unmöglichkeit, den Global Players und der Globalisierung durch eine Graswurzelbewegung (= eine Bewegung die aus der Basis der Bevölkerung entsteht, wie auch die Transition-Bewegung) entgegenzuwirken. Anhand von einigen Beispielen schildert er ein mögliches Vorgehen und Resultate.

Am Ende des Buches finden wir noch einen Exkurs zu deutschen, österreichischen und schweizerischen Transition-Bewegungen und Ideen plus Material für weitere Informationen. Die Transition-Idee ist schon sehr weit verbreitet, es gibt wirklich fast überall Transition-Initiativen und -Gruppen, schaut hierfür einfach bei den Links (siehe unten) vorbei.

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Insgesamt ist dieses Buch wirklich toll aufgemacht, die Kapitel sind übersichtlich strukturiert und durch Zitate und Aufzählungen abwechslungsreich gestaltet. Ich konnte einige tolle Impulse aus dem Buch mitnehmen, jedoch ist mir immer noch nicht ganz klar, wie sich einzelne Initiativen auf die ganze Gesellschaft auswirken können. Hier fehlen mir Beispiele und Erfahrungsberichte. Auf mich wirkt Transition immer noch ein wenig wie Nachbarschaftsprojekte, die nur glücken, wenn sich motivierte Menschen getroffen haben.

Schön finde ich, dass Hopkins seinen Ansatz nicht als den einzig Wahren darstellt, sondern als einer von vielen, der unter dem Motto „Nachhaltigkeit“ läuft. Es ist schwierig, das Konzept „Transition“ konkret zu erfassen und eindeutig auf den Punkt zu bringen, wahrscheinlich da es keine „Anleitung“ dafür gibt, sondern aus dem Machen entsteht. Wer mehr wissen möchte, informiert sich über die Links, besucht einen Transition-Kurs („Werkzeuge des Wandels“) oder wirft einen Blick auf „Do Transition„.

Vielen Dank an den oekom Verlag für die Bereitstellung des Buches!

 

Mehr Informationen:
www.transition-initiativen.de
www.transitionnetwork.org

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Befreiung vom Überfluss – Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie

Heute stelle ich euch einen richtigen Klassiker vor: Niko Paech gilt als der deutsche Wachstumskritiker schlechthin. In seinem kleinen Büchlein „Befreiung vom Überfluss – Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie“…

Heute stelle ich euch einen richtigen Klassiker vor: Niko Paech gilt als der deutsche Wachstumskritiker schlechthin. In seinem kleinen Büchlein „Befreiung vom Überfluss – Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie“ zeigt er auf, wieso (wirtschaftliches) Wachstum in der Gesellschaft ein Trugbild darstellt und was sich ändern muss, damit wir wirklich nachhaltig und umweltfreundlich leben.

Für seine Argumente sollte man sich Zeit nehmen, denn Paech schreibt nicht gerade locker. Seine Sätze sind oftmals verschachtelt oder mit Fremdwörtern gespickt. Mir fiel es stellenweise schwer durchzuhalten. Das sehr textlastige Layout des Buches macht es hier nicht besser.

Aber nun zu Wichtigerem, dem Inhalt!

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Paech geht von der Grundthese aus, dass Wachstum nie ohne Zerstörung funktioniert. Sein Credo: Weniger intensiver nutzen und reduzieren. In Kapitel Eins zeigt Paech auf, wie wir alle über unsere Verhältnisse leben: Wir gehen selbstverständlich davon aus, grenzenlose Mobilität und alles jetzt haben zu können und später erst bezahlen zu müssen. Unser westlicher Wohlstand basiert lediglich auf Pump, da die Wirtschaft sich an noch nicht erbrachten Leistungen bedient.

Im zweiten Kapitel deckt er die wahre Bedeutung von „Effizienz“ und „Innovation“ auf. Erstere ist lediglich eine Verdichtung von Raum und Zeit, wie zum Beispiel die Arbeitsteilung. Dadurch, dass sich verschiedene Einheiten auf eine Sache spezialisieren, müssen dafür unzählige andere Faktoren einberechnet werden, wie zum Beispiel lange Transportwege – ein wirklich nachhaltiger Effekt entsteht dadurch nicht. Genauso sogenannte Innovationen oder Fortschritt. All das funktioniert nur, weil wieder mehr Energieverbrauch entsteht und weitere Ressourcen geplündert werden. Auch die (physische) Arbeitskraft der Menschen hat abgenommen, daher können wir nicht einmal behaupten, wir hätten uns den Wohlstand erarbeitet. Was heute Effizienz bedeutet, ist eigentlich nur die Delegierung von Aufgaben an „Energiesklaven“ – wie Paech Computer und ähnliches nennt. Er macht es noch konkreter: Wir haben Wohlstand durch schmutzige Geschäfte (siehe zum Beispiel die Modebranche) und einem immens hohen Verbrauch an Ressourcen, Energie und Fläche. Das Resultat: Ökologische Plünderung. Aber nicht nur das, auch wir entfernen uns immer mehr von eigenen Fähigkeiten, gegenwärtigen Möglichkeiten und lokalen Ressourcen.

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Die Folgen werden in Kapitel Drei noch deutlicher. Wir leben in einem Fremdversorgungssystem, in dem wir komplett abhängig sind von der Existenzsicherung durch äußere Umstände (homo consumens). Wir sind vor allem abhängig von knapper werdenden Gütern, allen voran das Erdöl. Da selbst sozialer Fortschritt nur durch ökonomische Expansion erreichbar ist, steigt auch unsere soziale Fallhöhe. So entwickeln wir Zukunftsängste.

Richtig spannend wird es in Kapitel Vier – was ist denn mit „grünem“ Wachstum? Nach Paech entstehen dadurch meist nur Verschlimmbesserungen. Um „grünes Wachstum“ von „konventionellem Wachstum“ zu entkoppeln ist Fortschritt nötig; oft auch neue Technologien. Dies wiederum fordert zum Beispiel neue Herstellungsprozesse, also auch wieder starken Ressourcen- oder Energieverbrauch. Oftmals werden ökologische Probleme also nur verlagert. Oder die Nutzung der Produkte steigt und somit auch wieder die Produktion und der Verbrauch – ein Teufelskreis! Ökologische Entlastungseffekte sind also selbst durch grünes Wachstum nur theoretisch möglich. Um wirklich ökologisch zu handeln, hilft es also nur den Input komplett zu reduzieren. Es gibt keine per se nachhaltigen Technologien oder Objekte, nur Lebensstile! Daher müssen wir uns weniger auf Objekte, sondern Subjekte fokussieren.

Im letzten Kapitel erklärt Paech, was zu einer Postwachstumsökonomie nötig ist. Das hieße also konkret eine Verkürzung der Produktionsketten, mehr lokale und kleinräumige Ökonomien und eine Deglobalisierung. Praktische Beispiele wären eine eigene lokale Währung oder resiliente Lokalversorgung einzuführen. Die Arbeitsproduktivität sollte gesenkt und eine längere Haltbarkeit von Produkten ermöglicht werden. Generell sollten wir wieder mehr unsere eigenen Fähigkeiten einsetzen, also mehr selber machen. Denn „souverän ist nicht, wer viel hat, sondern wenig braucht“. Klar, Reduktion und Selbermachen klingt erst mal schwierig. Aber sind wir nicht auch glücklicher, wenn wir wissen, wie die Dinge hergestellt werden und damit mit unserem Gewissen im Reinen sind?

Auch wenn dieses Buch etwas schwierig zu lesen ist und man viele viele Sätze zweimal lesen muss: Es lohnt sich! Selbst wenn teilweise manche Argumente etwas in der Luft stehen, ich hätte mir hier weitere konkrete, praktische Beispiele gewünscht.

Danke an den Oekom-Verlag für die Bereitstellung des Buches!

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Ein guter Tag hat 100 Punkte – Auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Alltag

Bücher zum Thema Umweltschutz gibt es inzwischen wirklich viele. Dabei gibt es aber einige, die lediglich theoretische Zusammenhänge erklären und nur wenig praktische Beispiele bringen. Nach dem Lesen ist man…

Bücher zum Thema Umweltschutz gibt es inzwischen wirklich viele. Dabei gibt es aber einige, die lediglich theoretische Zusammenhänge erklären und nur wenig praktische Beispiele bringen. Nach dem Lesen ist man dann irgendwie überfordert von der komplexen Thematik und weiß gar nicht, wo man bei so vielen Problemfeldern überhaupt anfangen soll. Auch wenn es wichtig ist, sich immer wieder tiefgehend mit verschiedenen Themen zu befassen, wünsche ich mir manchmal einfach nur praktische Tipps für den Alltag, um die Welt ein Stück zu verändern.

Ein guter Tag hat 100 Punkte“ von Thomas Weber ist so ein Buch. 2014 erschienen hatte ich dieses Buch in diversen Magazinen gesehen und es mir notiert. Konkrete Handlungsideen klingen immer gut finde ich. Vom Konzept her erinnert das Buch ziemlich an „Einfach die Welt verändern: 50 kleine Ideen mit großer Wirkung„. Der Autor, bekannt als Herausgeber der Zeitschrift Biorama“, bezieht sich anfangs auf ein Punktesystem, das unter eingutertag.org als Open-Source-Projekt frei zugänglich ist. Lebensmittel, Gewohnheiten und Alltagsaktivitäten werden Punkten zugeordnet. Pro Tag sollte man nicht über 100 Punkte kommen, damit keine übermäßigen Ressourcen verbraucht werden, die mir (theoretisch) nicht zustehen.

punktesystem

Herzstück des Buches ist aber nicht dieses Punktesystem (es dient lediglich zur Inspiration), sondern 29 Ideen und Impulse zum Weiterdenken und proaktiven Handeln, welche die eigene (Um-)Welt ein Stück besser machen können. Konkret stellt er hierbei pro Kapitel verschiedene Initiativen und Personen vor, die umdenken. Ob das nun ein Waschmaschinen-Mietservice oder eine Online-Kleidertauschbörse ist. Die einzelnen Kapitel sind kurz und prägnant und bildlich begleitet von kleinen thematisch passenden Piktogrammen, welche jeweils eine Punktezahl anzeigen – zur Orientierung.

Weber lädt ein, Gewohntes zu hinterfragen und auszuprobieren, dabei folgt er keiner Ideologie, sondern zeigt konkrete Zusammenhänge auf. Am Ende jedes Kapitels folgen einige weiterführende Links und Tipps. Nach einer kurzen Einführung folgen die 29 Kapitel, die in minimalistischem Design Lust aufs Lesen machen. In diesen Kapiteln wird jeweils eine Handlungsanweisung gestellt, wie zum Beispiel „Zelebriere den #tierfreitag“. Weber erklärt dann an konkreten Beispielen, was diese Idee mit unserer Umwelt zu tun hat. So stellt er in „Werde Bauer auf Zeit (zumindest im Urlaub)“ das WWOOF-Prinzip vor, bei dem man nach Anmeldung auf Bauernhöfen in aller Welt auf Zeit mitarbeiten kann. Oder bringt Argumente vor, warum wir unbedingt einen Co-Working-Space einrichten sollten.

Weber geht es also nicht nur um Umweltschutz, sondern auch um die soziale Umwelt, wie zum Beispiel im Kapitel „Lass anschreiben, aber für andere“. Besonders gefiel mir das Thema „Such dir einen Bauern“ in dem es um den guten Kontakt zum Bauern geht, weil damit Wertschätzung für den Landwirt und Bewusstsein fürs Essen geschaffen werden soll. Und „Кauf gemeinsam mit Gleichgesinnten ein“ in dem es um Food-Coops geht. Weniger gut fand ich dagegen die eher provokanteren Kapitel wie „Schlachte ein Huhn“ oder „Iss Innereien“, doch diese Kapitel kann man als Vegetarier/in oder Veganer/in wirklich überspringen.

 

Besonders empfehlenswert: Das Kapitel über unsere gefilterte Wahrnehmung („hyperindividueller Erfahrungshorizont“) vor allem wenn es um soziale Netzwerke geht. Sein Rat: Sich ein buntes Meinungsspektrum einholen und dann eine eigene Meinung bilden. Insgesamt ist Weber sehr genußorientiert, denn seine Devise ist: Essen muss besser werden und nur nachhaltiges Essen hat wirklich Qualität und schmeckt. Doch sein Credo ist auch, dass Diversität nur dadurch erreicht werden kann, dass man zum Beispiel wieder alte Tierrassen isst. Da bin ich etwas skeptisch, denn seine Argumente dazu scheinen etwas weit hergeholt. Oder der Vergleich, welches Haustier am wenigsten umweltschädlich ist. Weber rät hier zum Kaninchen statt zur Katze. Der Vergleich hinkt etwas, denn im Tierheim warten einige Katzen, die sicher nicht auf ewig dort bleiben wollen, nur weil wir umweltfreundlich leben wollen. Insgesamt fehlen mir auch Quellenbelege.

Schön finde ich, dass er klar macht, wie wichtig der gegenseitige Austausch und die Schaffung eines Bewusstseins für Lebensmittel und deren Herstellung (und damit auch Tierhaltung) ist. Er geht auf wichtige Themen wie den Suffizienz- oder De-Growth-Ansatz ein. Insgesamt sind manche Tipps leider nicht allzu neu. Vieles hat man inzwischen schonmal gehört oder schon in einigen Magazinen gelesen. Hier seien vor allem die Kapitel „Radle zur Arbeit“ und „Lass dein Auto stehen“ genannt. Auch das Gesamtkonzept des Buches im Bezug auf den Titel geht nicht ganz auf: Geht es jetzt um Klimaschutz, worauf das Punktekonzept (ähnlich dem ökologischen Fußabdruck) ja eigentlich bezogen ist? Oder generell darum „ein guter Mensch zu sein“, wegen den vielen sozialen Initiativen im Buch?

Trotzdem sind die vielen Ideen sehr gut verständlich und kompakt zusammengefasst und die meisten Impulse gute Basics um weiterzudenken. Ich denke das Buch wäre gerade für Neulinge auf diesem Gebiet ein echt tolles und wertvolles Geschenk! Danke an den Residenz-Verlag für das Rezensionsexemplar!

Weitere Infos:
Im März 2016 erscheint der zweite Teil des Buches. Inzwischen gibt es ein (Online-)Memory passend zum Buch: memo.eingutertag.org
Infos zum 100-Punkte-Konzept: eingutertag.org

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DIY-Kosmetik: Heilerde-Zahncreme

In meinem letzten Beitrag habe ich euch ein weiteres Rezept mit Heilerde versprochen. Im Gegensatz zum selbstgemachten Shampoo finde ich folgendes Rezept für Heilerde-Zahncreme – ganz links am Titelbild – sehr…

In meinem letzten Beitrag habe ich euch ein weiteres Rezept mit Heilerde versprochen. Im Gegensatz zum selbstgemachten Shampoo finde ich folgendes Rezept für Heilerde-Zahncreme – ganz links am Titelbild – sehr empfehlenswert und klasse, dass hier kein Müll entsteht und kein Mikroplastik eingesetzt wird – für einen leichten Peeling-Effekt ist Salz zuständig. Außerdem habt ihr hier keine überflüssigen Inhaltsstoffe, wie es in gängigen Zahncremes der Fall ist.

Zahncreme mit Heilerde

Ihr braucht dafür:

– Heilerde (fein), Lavaerde oder Tonerde (1 EL)
– Ätherisches Öl (Pfefferminze oder Zimt, 2 Tropfen) oder frische zerkleinerte Minzblätter (1 EL)
– Frischen, geriebenen Ingwer (ca. 1 TL)
– Leicht grobkörniges Salz (eine Prise)

Ihr püriert zuerst Ingwer und Minze, damit die frischen Zutaten ganz fein zerkleinert sind. Gebt das Salz in etwas Wasser, mischt beides und siebt dann alles durch. Mixt die Heilerde dazu – nur Plastik- oder Keramiklöffel verwenden! – dazu. Nehmt ein kleines Gläschen (mit kochendem Wasser gereinigt) und füllt die Creme hinein. Stellt das Gläschen nach Gebrauch in den Kühlschrank.

Zur täglichen Verwendung nehmt das Gläschen aus dem Kühlschrank. Dann einfach etwas davon mit einem Spatel auf die Zahnbürste geben und damit die Zähne putzen. Toll ist auch, danach ein Mundwasser mit Pfefferminzöl und Ingwer zu benutzen. Die Portion Heilerde Zahncreme reicht für rund eine Woche, im Kühlschrank hält sie sich ca. einen Monat.

Zugegeben, etwas Überwindung kostet die Anwendung dieser Zahncreme schon. Aber man gewöhnt sich sehr schnell dran. Vor allem die Wirkung des Salzes und des Ingwers finde ich toll. Wichtig ist, wenn ihr ätherische Öle benutzt, dann achtet darauf, dass sie eine hohe Qualität haben – auf jeden Fall sollten sie aus kontrolliert biologischem Anbau stemmen -, ihr sie nicht schluckt und für die Anwendung im Mund geeignet sind! Fragt also lieber nach.

Viel Spaß beim Nachmachen!

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