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Autor: Nadine

Nadine sucht das Glück: Das Glück liegt im Inneren

Sri Swami Sivananda, ein alter Yoga-Meister sagte vor vielen Jahren: „Ein Leben der Liebe, der Güte, der Nachsicht, ist die einzige Versicherung für Frieden und Glück sowohl für den Einzelnen,…

Sri Swami Sivananda, ein alter Yoga-Meister sagte vor vielen Jahren: „Ein Leben der Liebe, der Güte, der Nachsicht, ist die einzige Versicherung für Frieden und Glück sowohl für den Einzelnen, als auch für die Welt als Ganzes.“

Vor einigen Tagen bat mich eine Freundin, sie zu einem Meditationsworkshop in ein buddhistisches Zentrum zu begleiten. Ich verstehe wenig vom Buddhismus, hege aber ein gewisses Interesse dafür. Von meinen wenigen Meditationserfahrungen weiß ich, dass mir diese spirituellen Praktiken immer sehr gut getan haben. Sie musste mich also nicht lange bitten. Aufgeregt ob der Frage, was uns denn an diesem Sonntagnachmittag erwarten würde, machten wir uns gemeinsam auf den Weg in die Räumlichkeiten eines buddhistischen Vereins. Ich rechnete mit einigen wenigen Teilnehmern und einem Workshopleiter, der in meiner Vorstellung einem Trainer oder Coach entsprach. Eine Person, die sich gut auskennt und gewiss in der Lage ist, eine Meditation hervorragend anzuleiten. Die Überraschung war groß, als wir uns in einer sehr großen Runde von interessierten Menschen einem Mönch gegenübersitzen sahen.

Dieser Mönch, gekleidet in die traditionelle Tracht seines Ordens, strahlte so viel Ruhe und Zufriedenheit aus. Er wirkte, als wäre er ganz im Reinen mit sich und der Welt, als wäre die Gratwanderung zwischen Glück und Unglück, zwischen Freud und Leid ein einfacher Balanceakt, den man mit einem Lächeln im Gesicht und verbundenen Augen meistern könnte. Dieser Mönch erschien mir wie das wandelnde Abbild von Gelassenheit und Freude. Freude über sein Dasein, über seine Aufgabe, über seine Herausforderungen. Und auch über die vielen Menschen, die sich versammelt hatten, um mit ihm zu meditieren und von ihm zu lernen.

Er zeigte uns drei verschiedene Meditationstechniken. Die Meditation über die Atmung war mir vorher schon bekannt, die Meditation über die Liebe und das Mitgefühl waren mir neu. „Stellt euch vor wie es wäre, wenn kein Mensch, kein Lebewesen auf der Welt leiden müsste. Wäre das nicht wundervoll?“ Der Gedanke an eine Welt frei von Leid brachte ihn zum Lächeln, machte ihn glücklich. „Wenn man Mitgefühl mit einem Menschen hat, kann man diesem kein negatives Gefühl entgegen bringen. Mitgefühl schützt uns vor Hass, vor Eifersucht, vor Neid. Das Mitgefühl beschützt uns vor allen schlechten Gefühlen.“ Diese wenigen Worte waren die Einleitung zu einer Meditationsübung, bei der wir aufgerufen waren Mitgefühl zu empfinden. Wenn man an all das Schlechte denkt, dass auf unserer Welt passiert, ist man so weit vom Glück entfernt, wie nur irgendwie möglich. Mit diesem neuen Gedanken, mit dem Mitfühlen, Annehmen und Anerkennen, kommt man dem Glück aber wieder einen Schritt näher.

Auf das Mitgefühl folgte die Liebe. „Könnt ihr euch vorstellen, wie es wäre, wenn alle Lebewesen auf der Welt rundum glücklich wären? Wenn jeder alles hätte, was er braucht? Könnt ihr euch vorstellen, dass es keinen Kummer, kein Unglück mehr gibt? Wäre das nicht wunderschön?“ Ja! Es wäre großartig, wenn dem so wäre! Sich dieses Bild im Geiste auszumalen ist eine Wohltat für die Seele. Der Gedanke, dass jeder Mensch und jedes Lebewesen gänzlich frei von Leid und bis ins Innerste von Glück durchdrungen leben könnte, vermittelte mir ein Gefühl von Wohlbehagen.
„Das Glück trägt man in seinem tiefsten Inneren. Jeder kann daraus schöpfen, die eigenen Quellen versiegen nie.“ Mitgefühl und Liebe sind die Quellen, die wir in uns tragen. Während der zweistündigen Meditationsübungen und Erzählungen saß ich einem Mönch gegenüber, der es ganz offensichtlich geschafft hat, seine Quellen zu finden und zu nutzen. Die ganze Zeit über spielte ein Lächeln auf seinen Lippen. Die ganze Zeit über vermittelte er ein Gefühl der Sicherheit. Alles darf sein, alles wird gut.

Liebe, Güte und Nachsicht. Liebe und Mitgefühl. Ja, das sind Eigenschaften, die ich gerne an mir sehen möchte. Oft gelingt das gut, manchmal aber fällt es mir schwer mit Liebe im Herzen hinzusehen, gütig und nachsichtig zu sein. Wenn es wieder einmal nicht gelingen mag, werde ich an den Mönch denken und mir seine Worte zu Herzen nehmen. Mein Glück liegt in meinem Inneren, es wartet nur darauf gefunden zu werden.

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Nadine sucht das Glück: Glück ist unsterblich

„Menschliches Glück stammt nicht so sehr aus großen Glücksfällen, die sich selten ereignen, als vielmehr aus kleinen glücklichen Umständen, die jeden Tag vorkommen.“ So die Worte Benjamin Franklins. Manchmal nehme…

„Menschliches Glück stammt nicht so sehr aus großen Glücksfällen, die sich selten ereignen, als vielmehr aus kleinen glücklichen Umständen, die jeden Tag vorkommen.“ So die Worte Benjamin Franklins. Manchmal nehme ich mir die Zeit, die Menschen in meiner Umgebung still zu beobachten und mich an ihrem Glück zu erfreuen. Auch als unbeteiligter Außenstehender ist es schön mit anzusehen, wenn die Augen vor Freude leuchten und sich Zufriedenheit in den Gesichtern breit macht.

Vergangene Woche habe ich eine Konferenz besucht. Ich habe ein buntes Sammelsurium an Menschen vorgefunden, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Menschen aus verschiedenen Ländern und verschiedenen Branchen, Alte und Junge, Männer und Frauen, Studenten, Experten, Interessierte und Vortragende. Ein bunt gemischter Haufen, der sich aufgrund einer gemeinsamen Leidenschaft zusammengefunden hat. So viele Glücksmomente habe ich dort erlebt, dass gar nicht alle in Erinnerung geblieben sind. Von manchen ist nur noch die Ahnung vorhanden, dass es sie gab. Manche sind ganz präsent und bringen mich noch immer zum Lächeln.

Viele Teilnehmer sind in Gruppen angereist, manche allein oder zu zweit. Beinahe alle haben im Laufe der Konferenz alte Freunde getroffen und neue Freundschaften geschlossen. „Schön, dass du da bist.“, „Ich freue mich, dich zu sehen.“, „Wie gut, dass wir uns kennen gelernt haben.“, diese Sätze hab ich oft gehört, begleitet von Umarmungen, Schulterklopfen und freudestrahlenden Gesichtern. So simpel diese Worte auch sind, so gut tut es, sie zu hören. An allen Ecken und Enden wurden die Köpfe zusammengesteckt und über Gott und die Welt geredet. Man schwelgte in gemeinsamen Erinnerungen an vergangene Tage, schmiedete Pläne, besprach neue Projekte. Es wurde gescherzt und gelacht, über Fauxpas der letzten Konferenz geschmunzelt und ganz nebenbei noch gut gegessen und getrunken. Die Wiedersehensfreude, die neuen Bekanntschaften und die gemeinsame Leidenschaft sorgten für eine wundervolle Atmosphäre.

Die Vortragenden stammten aus den unterschiedlichsten Fachgebieten. Allen gemein war die Begeisterung. Ich habe Referenten gesehen, die gefühlte 120 Jahre alt waren. Vor Menschen zu sprechen, die ihr größtes Interesse teilen und über Jahre angesammeltes Wissen weitergeben zu können, zauberte vielen von ihnen ein Leuchten in die Augen. So viel Engagement, so viel Liebe zum Detail, so viele angeregte Diskussionen habe ich miterleben dürfen. „Wenn jemand meine Arbeit fortführen würde, das wäre ein großes Glück.“ Dieser Satz ist mir im Gedächtnis geblieben. Wenn man viele Jahre Energie und Zeit in ein Projekt investiert, sich immerwährend Gedanken macht, wie man es noch besser machen könnte und ständig Lösungen für die kleinsten Probleme sucht, dann steckt viel Herzblut darin. Wenn nun Andere, Jüngere sich dieses Projekts annehmen und es weiter entwickeln, mit eigenen Ideen schmücken und ihre eigene Begeisterung darin einbringen, dann ist das tatsächlich ein großes Glück. Dann ist man ein Glied in einer Kette, die nicht endet. Man ist unvergessen und unsterblich. Ein bisschen zumindest.

Einer dieser Referenten wurde ob seiner Verdienste besonders geehrt. Junge und alte Kollegen haben gemeinsam eine Festschrift für ihn verfasst. Ein Glück für den Geehrten, der voller Stolz auf seine Arbeit blicken darf. Der die Anerkennung von Fremden und Freunden genießen kann und die Gewissheit hat, etwas Wichtiges geleistet zu haben. Ein Glück auch für den Freund, der die Ehrung verkünden und das Buch überreichen durfte. „Du hast Großes vollbracht. Ich bin stolz auf dich.“ Das einem Freund sagen zu können, ihm im eigenen Namen und (wie in diesem Fall) im Namen vieler anderer seine Wertschätzung aussprechen zu dürfen, fühlt sich wundervoll an. Auch diese Anerkennung macht unvergessen.

Andere Referenten waren genauso unerfahren und jung wie ich. Einige waren genauso nervös wie ich, andere konnten ganz gelassen auftreten. Jeder einzelne hat seinen Vortrag mit Bravour gemeistert und durfte sich über den Applaus der Zuhörer freuen. Vor so vielen Menschen zu stehen, die sich für das gleiche Thema begeistern und vielleicht zum ersten Mal eine eigene Theorie vorzustellen oder ein selbst entwickeltes Projekt zu präsentieren ist aufregend. Wenn aus diesem Vortrag eine Diskussion entsteht, ist das umso aufregender. Wenn einem danach wohlwollend auf die Schulter geklopft wird und man ein „Das hast du gut gemacht.“ hört, dann ist man glücklich. Glücklich über den eigenen Mut, über das gute Gelingen, über das Lob der Gleichgesinnten.

Benjamin Franklin hatte Recht. Es sind die kleinen Glücksmomente, die zählen. Jeder einzelne für sich und alle in ihrer Summe sind der Grund für strahlende Augen, lachende Gesichter, zufriedenes Zurücklehnen. Diese kleinen Momente sind es, die die Menschen und das Glück unsterblich machen. Für mich waren es die Gespräche mit Menschen, die mir wieder oder zum ersten Mal begegnet sind. Mit ihnen allen teile ich eine Erinnerung, die uns gemeinsam unsterblich macht.

Seid ihr auch der Meinung, dass es die kleinen Momente sind, die zählen? Habt auch ihr das Gefühl, dass solche Momente unsterblich machen? Oder seht ihr das ganz anders? Ich freue mich auf eure Kommentare!

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Nadine sucht das Glück: Weißt du, was Glück ist?

„Wenn der Regen fällt und du trotzdem was entdeckst, das dich am Leben hält.“ So die Worte einer bekannten, deutschen Hip-Hop-Crew (Die Firma – Glücksprinzip). Ein Lied, bestehend aus 837 Wörtern…

„Wenn der Regen fällt und du trotzdem was entdeckst, das dich am Leben hält.“ So die Worte einer bekannten, deutschen Hip-Hop-Crew (Die Firma – Glücksprinzip). Ein Lied, bestehend aus 837 Wörtern haben sie dem Glück gewidmet. Drei Minuten und 47 Sekunden beschäftigen sie sich mit der Frage, die alle Menschen gleichermaßen betrifft. Was ist Glück? Jeder Mensch, ja sogar jedes Lebewesen, hat seine ganz persönliche Antwort auf diese Frage. Ich habe mich auf die Suche nach diesen Antworten gemacht und auf der Reise viele aufregende Menschen kennen gelernt. Ich durfte mitfühlen, mitlachen, mitleiden. Man hat Erinnerungen mit mir geteilt und mich eingeladen, in der eigenen Gedankenwelt zu verweilen. Ich habe so viele Nuancen von Glück und von Glücklich-Sein miterleben dürfen, dass mir der Gedanke daran ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

Eigentlich wollte ich diese Kolumne mit einem Interview beginnen. Ich wollte eine liebe Freundin nach ihren glücklichsten Erinnerungen befragen und ihr ermöglichen, diese zu teilen. Diese wunderbare Dame ist aber leider vor drei Wochen verstorben. Nichtsdestotrotz soll diese Kolumne mit ihrer Geschichte beginnen.

Die Geschichte

Vor zwei Jahren habe ich sie kennen gelernt. Ein zauberhaftes Wesen, ganz klein und zerbrechlich, aber mit so viel Energie und Lachen in den Augen, dass ich sofort von ihr eingenommen war. In den letzten beiden Jahren habe ich sie einmal in der Woche besucht und mit ihr über Gott und die Welt gesprochen. Ich sehe sie vor mir, wie sie von ihrem geliebten Mann erzählt. Ein wahrer Gentleman, ein Charmeur wie er im Buche steht. „Fünf Sprachen hat er gesprochen und jeden Samstag hat er mir einen frischen Blumenstrauß mitgebracht.“ Ihre Augen leuchten bei der Erinnerung an die vielen schönen Stunden mit dem geliebten Menschen. Das gemeinsame Abendessen habe er genau so geschätzt wie sie, erzählt die alte Dame. „Auch im Urlaub. Jedes Jahr sind wir mit dem Auto nach Italien gefahren und im selben Hotel abgestiegen. Die haben schon gewusst, was unsere Leibspeise ist. Es gab immer Piccata Milanese. Mit Pizza kann ich nichts anfangen. Ich bin nämlich ein Fleischtiger.“ Von geplanten, aber nicht durchgeführten Hundekäufen erzählt sie. Vom Krieg und der Zeit danach, von der schönen Wohnung mit Salon und großen Feiern mit gemeinsamen Freunden. „Mein Mann und ich haben große Gesellschaften veranstaltet. Ich habe gerne gekocht und für die Gäste gesorgt. Getanzt haben wir auch viel. Und wir waren oft in der Oper.“ Ein bisschen Sehnsucht schwingt in ihren Worten mit. Der geliebte Mann ist vor 26 Jahren gestorben. „Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an ihn denke.“ Manchmal schweift ihr Blick in die Ferne, gerade so, als ob sie zurückreisen würde in die Zeit, in der sie noch beisammen waren.

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Bild: Jonel Hanopol / flickr.com

Aus den vielen Gesprächen mit ihr bleibt die Quintessenz über: Für sie ist die Liebe das größte Glück. Lieben, sich geliebt fühlen, von lieben Menschen umgeben sein. Das allein hat für die alte Dame Bedeutung. Die letzten zweieinhalb Jahre hat sie in einem Pflegeheim verbracht. Dort haben wir uns auch kennen gelernt. Und auch dort hat sie ihr Glück gefunden. Ein anderes, kleineres, aber genau so wertvolles Glück. Ein Späßchen mit den Pflegern, ein Spaziergang im Garten, die vielen Orchideen in ihrem Zimmer und unzählige Stunden Tagträumereien. Es gab Tage, an denen sie keinen Besuch wünschte. Tage, an denen es ihr gesundheitlich nicht besonders gut ging. Es gab keinen einzigen Tag, an dem ich sie nicht mit einem Lächeln in den Augen angetroffen habe.

Im November haben wir ihren 100. Geburtstag gefeiert. Stilecht mit Prosecco und Schokotorte. Sie war ein strahlendes Geburtstagskind. Umgeben von Blumensträussen und Glückwunschkarten saßen wir beisammen und plauderten über alles und nichts. Ich fragte sie, wie sie denn ihren 101. Geburtstag feiern wolle. „Ach, es wär halt ein Glück, wenn der liebe Gott mich vorher heim holen würd‘. Ich bin ja schon so müde.“ Im ersten Moment war ich erschüttert, war der Tod für mich doch noch so weit entfernt. Doch schon einen Augenblick später verstand ich. Dieses zauberhafte Frauchen vor mir hatte zwei Weltkriege überlebt, eine erfüllte Ehe geführt, genug von der Welt gesehen und alles genossen, was das Leben für sie bereit gehalten hatte. Was für ein Glück, dachte ich mir, dass sie ein so ausgefülltes Leben haben durfte und trotz vieler Regentage nie das Leuchten in den Augen verloren hat. Vor drei Wochen wurde nun ihr Herzenswunsch erfüllt. Sie wurde „heim geholt“. Heim zu ihrem Herzbuben, mit dem sie nun (hoffentlich) wieder in Liebe vereint ist.

Die Conclusio

So einfach und so vielfältig kann Glück sein. Ein liebes Wort, ein Stück Schokolade, ein geteiltes Geheimnis. All das und noch so viel mehr kann uns selbst Jahre später noch zum Lächeln bringen. Wenn man Jahre und Jahrzehnte später noch lächelt, wenn man an früher denkt, dann hat man etwas richtig gemacht. Mir zaubert die Erinnerung an meine liebe Thea ein Lächeln auf die Lippen. So bin ich glücklich und dankbar für unsere Bekanntschaft und behalte das Gefühl der Ruhe, das sie mir vermittelt hat, in Erinnerung. Damit es mir in schwierigen, unruhigen Momenten, die vielleicht noch auf mich zukommen mögen, zur Verfügung steht. Ist es nicht schön zu wissen, wie nachhaltig Glück sein kann?

Was sind eure Glücksmomente? Kennt ihr die Situationen, in denen man an etwas Vergangenes denkt und unweigerlich lächeln muss? Es würde mich glücklich machen, wenn ihr eure Erfahrungen mit mir teilen würdet!

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Ein Monat vegan – und jetzt?

Viele Geschichten beginnen mit „Es war einmal“ und enden mit „und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage“. Es war einmal – genauer gesagt im Sommer letzten Jahres –…

Viele Geschichten beginnen mit „Es war einmal“ und enden mit „und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage“. Es war einmal – genauer gesagt im Sommer letzten Jahres – ein sonniger Tag, den ich wie so oft mit einer lieben Freundin Sonne tankend auf ihrem Balkon verbrachte. Wie häufig zuvor unterhielten wir uns über die schönen Dinge des Lebens: Unsere Katzen, Menschen, die wir schätzen, gemeinsame Erinnerungen und Pläne und natürlich auch Essen. Sie, die Vegetarierin, und ich, die von Steak mit Chicken Wings und Spareribs als Beilagen schwärmte. Ein Gespräch wie so oft zuvor. Die gleichen Ansätze, die gleichen Argumente. „Bio. Artgerecht. Glücklich.“ Und am Ende dann ein Satz, der noch Tage später wirken sollte: „Aber es ist ja trotzdem tot.“ So einfach, so banal und so wirkungsvoll. Es dauerte keine Woche, bis ich beschloss ebenfalls Vegetarierin zu werden.

Die Umstellung fiel mir überraschend leicht. Ich fühlte mich gesund und fit. In meiner Begeisterung habe ich sämtliche Artikel, Studien, Erfahrungsberichte, Forenbeiträge und Blogs gelesen, die auch nur irgendwie in Verbindung mit der vegetarischen Lebensweise standen. Immer wieder streifte ich dabei das Thema Veganismus. Ganz unverständlich war es mir zu Beginn, die von Kindesbeinen an gelernten Denkweisen noch zu fest verankert. Wie soll man auch allen Ernstes ohne Milch und Käse überleben können? Ohne Eier? Oder gar ohne Schokolade? Das ist ja schlichtweg unmöglich! Mit diesen Gedanken versuchte ich die leise Stimme zu überzeugen, die mir immer wieder einflüsterte, dass da irgendetwas nicht stimmen könne. Nice try, könnte man sagen. Die Stimme wurde lauter, das Jahr ging dem Ende zu. Der Genuss beim Verspeisen von Käse und Ei wollte sich auch nicht mehr so recht einstellen. Es war ein guter Zeitpunkt, von alten Gewohnheiten abzugehen und Neues zu probieren. Der Entschluss war gefasst, im Januar würde ich einen veganen Probemonat einlegen!

So viel zu „Es war einmal“. Es war also einmal ich, die ich beschlossen hatte, alte Muster aufzugeben. Meinen Probemonat läutete ich zu Silvester ein. Ein veganes Feiertagsmenü musste her. Nach stundenlangem Kochbuch wälzen konnte ich einen Spicy Chili Burger mit Rosmarinkartoffeln und Kartoffel-Karotten-Rösti und als Dessert weißes Schokomousse servieren. Die Begeisterung war groß, die Erleichterung über das gelungene Festmahl ebenso. Gut zu wissen, dass man ganz hervorragende vegane Feiertagsmenüs zaubern kann. Schade allerdings, dass nicht jeder Tag ein Feiertag ist. Vor Mitternacht mussten dann doch noch einige Schokokekse dran glauben. Nur für den Fall, dass ich den ganzen Januar über ohne Schokolade überstehen müsste.

Der Alltag und seine Tücken

Natürlich habe ich jedem, den es interessiert hat (oder auch nicht), von meinem Probelauf schon im Vorfeld erzählt. Es gab viel Zuspruch, noch mehr Neugierde und wunderbarerweise nur ganz wenig Skepsis und Kopfschütteln. Während der letzten vier Wochen habe ich viele wertvolle Tipps erhalten und das eine oder andere Aha-Erlebnis gehabt. Das Essen zu Hause war wie erwartet kein Problem, tagsüber im Büro sah es da schon anders aus. Auf meine Anfrage bei unserem Caterer, ob es denn vegane Menüs gäbe, bekam ich die äußerst unbefriedigende Antwort: „Haben wir nicht, planen wir auch nicht.“ Aha. Danke. Nun gut, dann muss es anders gehen. Dann wird eben daheim vorgekocht. Gesagt, getan. Dummerweise fiel mir meine tolle Jause, die zu Hause in meinem Kühlschrank auf mich wartete, recht häufig erst wieder ein, als ich schon hungrig im Büro saß. Es klebt nun also seit einigen Tagen ein Zettel an der Wohnungstür, der mich an mein Essen erinnert. Für den Fall, dass auch der kluge Zettel nicht hilft, habe ich allerdings mittlerweile einen großen Vorrat an Vollkornbrot und Aufstrichen in meiner Schreibtischschublade.

Das Essen zu Hause wie auch im Büro stellte sich als relativ einfach durchzuführende Mission heraus. Restaurant- und Kaffeehausbesuche bereiteten mir aber dennoch ein wenig Sorgen. Weitgehend zu Unrecht. In jedem Restaurant, das ich besuchte, wurde mir eine fabelhafte vegane Speise aufgetischt. Entweder, weil es bereits eine Auswahl in der Karte gab, oder weil das Küchenpersonal kreativ und hilfsbereit war. Ich konnte gar nicht glauben, dass Pizza ohne Käse so lecker sein kann! Einzig auf Desserts musste ich häufig verzichten. Was aber viel schlimmer und für mich ganz und gar unverständlich war und ist, ist die Tatsache, dass es in vielen Kaffeehäusern, Bars und anderen Lokalen keine Sojamilch gibt. Ich trinke nur selten Kaffee, treffe mich aber wirklich gerne mit Freunden um eben das zu tun. Das ist ein Event, das muss zelebriert werden! Wie bitte soll ich einen Espresso ohne Milch zelebrieren und mich dann entspannt zurück lehnen? Selbst mit Mini-Schlucken ist die Tasse in allerhöchstens zehn Minuten leer. Sich länger Zeit zu lassen funktioniert auch nicht, weil der Kaffee dann kalt wird. Zelebrieren geht anders! Glücklicherweise gibt es aber doch einige Lokale, die nicht nur Pflanzenmilch, sondern ab und zu auch vegane Süßspeisen im Angebot haben. In den letzten vier Wochen habe ich einige entdeckt, die ich in Zukunft sicher häufiger besuchen (und natürlich auch darüber berichten) werde. Dort kann ich meinen Caffè latte nämlich gebührend feiern und ganz entspannt den Tag genießen.

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Bild: Jennifer / flickr.com

Der Januar ist vorbei. Und jetzt?

Jetzt ist Februar. Ich habe mir vier Wochen lang überlegt, wie ich mich denn fühlen würde, wenn der Probemonat vorbei wäre. Gesünder? Dünner? Besser? Der Erleuchtung einen Schritt näher? Würde ich mich voller Freude auf eine Käseplatte stürzen und als Nachtisch ein Glas Schokocreme auslöffeln, wenn vier Wochen voller Verzicht vergangen wären? Nichts von alledem. Ich bin gleich gesund oder ungesund, gleich dünn oder dick und gleich weit von der Erleuchtung entfernt wie vor einem Monat. Ich bin auch nicht besser. Weder besser als ich es vorher war, noch besser als irgendjemand anderer es ist. Achtsamer bin ich allerdings geworden. Achtsamer mit meinem Essen (Eh klar, wenn man überall das Kleingedruckte lesen muss), aber auch achtsamer mit anderen Menschen. Ich habe so viel Verständnis und Zuspruch erhalten. Mir ist aber auch Unsicherheit begegnet. „Jetzt kann ich beim Essen gar nicht mehr neben dir sitzen. Du findest mich jetzt bestimmt nicht mehr sympathisch. Wahrscheinlich glaubst du jetzt, ich bin ein schlechter Mensch.“ Liebe alle Menschen, die ihr mir im letzten Monat unsicher gegenübergetreten seid: Ich mag euch noch immer, genieße eure Gesellschaft weiterhin und nein, ich halte euch nicht für schlechte(re) Menschen. Ich erwarte auch nicht, dass sich jeder in meiner Gegenwart vegan oder vegetarisch ernährt. Ihr genießt euer Schnitzel oder Brathuhn? Wunderbar! Dann freut euch und seid dankbar, dass euch dieser Genuss gewährt wird. Ob die Herkunft eures Genussobjekts in Ordnung ist oder nicht, habe nicht ich zu entscheiden.

Was mich betrifft, werde ich meine Ernährung wohl weiterhin so gestalten, wie ich es im letzten Monat getan habe. Ich spüre weder Verzicht noch Versuchung. Neugier und Vorfreude sind die Gefühle, die meinen Gemütszustand am besten beschreiben. Neugier und Vorfreude auf unbekannte Nahrungsmittel, spannende Rezepte, überraschend auftauchende Lokale und neue Weggefährten.

Es ist Februar und ich bin nicht vegan. Ich brauche kein Label, um zu sein wer ich bin. Ich bin ich und ich ernähre mich weitgehend pflanzlich. Und wenn ich irgendwann das Verlangen nach einem Stück Milchschokolade oder einem Brot mit Honig haben sollte, dann werde ich das auch essen. Und ich werde genießen, mich bedanken und trotzdem kein schlechter Mensch sein. So endet auch meine Geschichte mit einem „und sie lebte glücklich bis ans Ende ihrer Tage“. Denn genau das gedenke ich zu tun.

Habt ihr eure Ernährung auch schon einmal komplett umgestellt? Ernährt ihr euch vegan? Ich freue mich auf eure Kommentare!

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Vegan Guerilla – Die Revolution beginnt in der Küche

Jeder von uns kennt sie. Menschen, die man um vier Uhr morgens aus dem Bett läuten kann und die innerhalb kürzester Zeit und unter Berücksichtigung sämtlicher Vorlieben und/oder Allergien aller…

Jeder von uns kennt sie. Menschen, die man um vier Uhr morgens aus dem Bett läuten kann und die innerhalb kürzester Zeit und unter Berücksichtigung sämtlicher Vorlieben und/oder Allergien aller Überraschungsgäste ein Sieben-Gänge-Menü inklusive passender Weinbegleitung auf den Tisch zaubern. KüchengöttInnen. Ich gehöre nicht zu dieser Spezies. Deshalb stapeln sich in meiner kleinen Küche unzählige Kochbücher. Kurz vor Weihnachten hat sich ein neuer Stapel gebildet: Vegane Kochbücher. Über eines davon – Vegan Guerilla – möchte ich gerne meine Gedanken mit euch teilen.

Vegan Guerilla – Die Revolution beginnt in der Küche. Ein Kochbuch, das aus einem privaten Food-Blog entstanden ist. Rezepte, die sich eine Studentin zu ihrem höchstpersönlichen Genuss ausgedacht hat. Bilder, die im eigenen Wohnzimmer ohne viel Chichi geknipst wurden. Ein Buch, das mich sofort angesprochen hat – sympathisch und einladend. Und das noch dazu auf 100 Prozent Recyclingpapier gedruckt ist. Herz, was willst du mehr? Die Autorin, Sarah Kaufmann, schreibt in ihrem Vorwort, dass sie die Frage „Vegan – was kannst du denn dann noch essen?“ als Ansporn versteht, alle möglichen Gerichte zu veganisieren und sich neue Rezepte auszudenken. Wunderbar! Denn auch ich stelle mir die Frage „Vegan, was kann ich denn dann eigentlich noch essen?“.

Sarah Kaufmann gibt in ihrem Buch Antworten auf diese Frage. Und was für welche! Bunte, abwechslungsreiche, fantasievolle, das Wasser im Mund zusammenlaufen lassende, leckere Antworten! Von Quinoa-Mango-Seitan-Salat, über Quiche Lorraine und Süßkartoffelburger, bis hin zu Nussecken und Cake Balls findet man in Vegan Guerilla alles, was das vegane Feinschmeckerherz begehrt. Die Autorin hat in ihrem Buch Rezepte veröffentlicht, die leicht nachzukochen sind. Die Zutaten sind in beinahe jedem Super- oder Biomarkt erhältlich, außergewöhnliches Zubehör wird nicht benötigt. Vegan Guerilla ist ein Kochbuch für jedermann. Spaß am Kochen und ein wenig Experimentierfreude vorausgesetzt.

Ich gestehe, ich habe erst ein Rezept ausprobiert. Erdnuss-Bananen-Cookies. Ganz recht, Kekse. Warum? Weil Kekse der Härtetest sind. Suppen, Salate und Hauptspeisen haben mich schon auf den Bildern überzeugt. Aber Kekse! Können vegane Süßspeisen denn wirklich so toll sein? Geht das denn? Wenn es um Süßigkeiten geht, wird der innere Schweinehund laut. Denn daran könnte eine Ernährungsumstellung scheitern. Bei mir zumindest. Wenn also die Kekse überzeugen, kann ja nichts mehr schief gehen. Ich habe sie also nachgebacken. In Mamas Omni-Küche, die eigentlich nicht für veganes Backen ausgerichtet ist. Und siehe da, alles war vorhanden (nur die Erdnüsse musste ich durch Mandeln ersetzen, aber hey, ich bin halt ein Freigeist). Erster Pluspunkt. Der Aufwand hielt sich in Grenzen. Alle Zutaten in einer Schüssel mixen, kleine Fladen formen und ab ins Backrohr damit. Dann noch schnell die Füllcreme rühren, die fertigen Kekse auskühlen lassen, mit der Creme zusammenkleben und draußen kaltstellen. Großartig, so mag ich das. Noch ein Pluspunkt.

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Bild: Nadine

Keine Stunde später waren sie fertig. Meine ersten, selbstgebackenen, veganen Kekse. Doppeldecker-Cookies mit Schoko-Bananen-Cremefüllung. Schon während des Zusammenklebens haben die Herren des Hauses heimlich Kekshälften stibitzt. Natürlich nur, um ihrer Aufgabe als Geschmacksjuroren ordentlich nachkommen zu können. Und sie waren sich einig: Die besten Après-Christmas-Cookies überhaupt. Eine Küchengöttin bin ich zwar noch immer nicht, aber mit Vegan Guerilla bin ich dem Küchenolymp schon einen Schritt näher.

Wenn ihr auf den Geschmack gekommen seid, könnt ihr Vegan Guerilla direkt über compassion media bestellen. Sarahs Blog mit vielen tollen Rezepten findet ihr hier: Vegan Guerilla

Der innere Schweinehund liegt übrigens satt in einer Ecke und träumt von veganem Schokomousse. Das steht nämlich als nächstes auf meiner „To-Cook-List“. Darüber und über meine vegane Probezeit im Jänner werde ich aber ein anderes Mal berichten.

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