Kindercomics gibt es reichlich, in diesem Beitrag stelle ich euch solche vor, die nicht immer ganz so leichte Themen behandeln und dabei die jungen Heldinnen und Helden in den Mittelpunkt des Abenteuers stellen. Taucht ein in fantastische Welten!

Dragon Prince – Der Prinz der Drachen 1: Durch den Mond

Vielleicht kennen manche von euch die spannende Netflix-Serie „The Dragon Prince„: Fantasy gemixt mit charakterlicher Diversität und einer richtig großartigen Story, nicht nur für Kinder. Ich bin ein großer Fan der Serie, die durchaus auch düster sein konnte.

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Im allerersten Band der Adaption zur Serie, „Dragon Prince – Der Prinz der Drachen 1: Durch den Mond„, erleben Rayla, die Elfen-Assassin und Callum, der aufstrebende Magier, eine Folgegeschichte zum Zeitpunkt nach den Geschehnissen aus der Serie. In einer weiteren großen Mission müssen beide wieder über sich hinauswachsen und sich ihren Ängsten stellen, auch wenn das Gefahr bedeutet. Aber um endlich Frieden zu haben, geht das junge Paar das Wagnis ein, denn sie wollen weiterhin, dass sowohl Menschen als auch Elfen nebeneinander existieren können. Und Rayla wird das Gefühl nicht los, dass Viren, der böse Manipulator, vielleicht doch nicht tot ist…

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Rotwölfchen

Seit kurzem gibt es den bildgewaltigen Comicband „Rotwölfchen“ von Amélie Fléchais auch auf Deutsch. Vor einer Weile hatte ich ihn das erste Mal bei einer Freundin in der Hand und war sehr angetan von den Bildern und den Parts, die ich auch auf französisch zum Teil verstand. „Rotwölfchen“ ist ein tragisches Märchen. Aber das sind Märchen ja oft. Die Geschichte dreht sich um einen jungen Wolf, der bei seiner Familie im Wald aufwächst und ein rotes Mäntelchen trägt – Rotkäppchen anders herum also. Dieses Wölfchen soll ebenfalls zu seiner Großmutter gehen und ihr Leckereien mitbringen.

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Nicht ohne Warnung vor dem bösen Jäger und seiner Tochter geht das Wölfchen also auf den Weg. Voller Begeisterung hüpft es durch den Wald, bis es auf ein Menschenmädchen trifft. Dieses erzählt ihm von einem Lied, in dem es um eine von ihr ausgedachte Geschichte geht: Eine schöne Frau, die viel Zeit alleine im Wald verbrachte und ein junger Jäger verlieben sich. Der Jäger legt seine Waffen ab, um sie zu erobern und sie leben als kleine Familie zusammen. Dann bricht das Mädchen die Geschichte ab, lockt das Wölfchen ihn in ihr Zuhause und sperrt ihn ein, bis ihr riesiger Vater, der Jäger, heimkommt.

Währenddessen erzählt sie ihr Lied zu Ende: Die Frau wird von Wölfen getötet und seither bewegt den Jäger einen Hass gegen diese. Das Mädchen schließt mit der Aussage, dass alle bösartigen Bestien getötet werden müssen und sie daher den Wolf eingesperrt habe. Was passiert, wenn der Jäger auf das arme Wölfchen trifft, sei nicht verraten. Doch das war nicht das Ende der Geschichte, denn das Wolfsrudel hat ihre ganz eigene Variante der Geschichte, die von einer wunderbaren Verbundenheit zwischen Mensch und Wolf berichtet – und von einer törichten Tat des Jägers…

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Die ganze Fabel zeigt uns, wie unterschiedliche Realitäten entstehen. Wie Menschen sich ihre Wahrnehmung zurechtlegen, um sich nicht dem Unangenehmen stellen zu müssen. Und sie erzählt von Sündenböcken, Naturverbundenheit und Schwarz-Weiß-Denken. Dieser Band hält uns vor Augen, wie wir uns schnell auf eine Seite schlagen und bietet uns sehr ambivalente Charaktere. Keiner ist wirklich der oder die “Böse”. Alle handeln letzten Endes aus einer Annahme oder aus bestimmten Intentionen und Gefühlen heraus

Die Illustrationen ziehen sich oftmals komplett über die Seiten, die kräftigen, traumartigen Motive sind mit unterschiedlichen Malarten und Techniken entstanden. Text und Folklore-Verzierungen fügen sich schön in die Seiten ein.

Die magische Spieluhr 1: Willkommen in Pandorient

Ein Comic, der ebenfalls aus französischer Feder stammt, trägt den Titel „Die magische Spieluhr 1: Willkommen im Pandorient„, im Original geschrieben von Gijé​ und Carbone.

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In diesem kindgerechten Band spielt Nola, ein junges Mädchen, die Hauptrolle. Sie hat ihre Mutter verloren und muss nun den ersten Geburtstag ohne sie verbringen. Durch das Geburtstagsgeschenk ihres Vaters, eine wunderschöne Schneekugel mit Spieluhr, lässt ihr ein kleines Wesen plötzlich einen Hilferuf aus der Kugel zukommen. Das Wesen bittet Nola, ihr und ihrer erkrankten Mutter zu helfen, und ehe sich Nola versieht, schrumpft sie auf die Größe einer Fee und ist auch schon in die magische Welt der Spieluhr geschlüpft.

Dort führt sie das Wesen namens Andrea in die Welt von Pandorient, ein buntes Dörfchen mitten in der Natur, das auf den ersten Blick friedlich wirkt. Doch Andrea zieht sie weiter zu ihrer kranken Mutter, die Nola zuerst mit ihrer Mutter Annah verwechselt. Von Andreas Mutter erfahren wir, dass Annah sich  oft in Pandorient aufgehalten hat.

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Da taucht auch noch Igor, Andreas Bruder auf. Gemeinsam mit ihm macht sich Nola auf die Suche nach einer Medizin, die der kranken Frau helfen könnte. Doch es tun sich Hindernisse auf, mit denen die drei nicht gerechnet haben und mit Hilfe der Nachbarn decken sie ein schlimmes Geheimnis auf. Mehr soll hier nicht verraten werden, nur so viel: Nola erfährt mehr und mehr über Pandorient und ihre Mutter und gewinnt Freunde fürs Leben.

Die Story macht neugierig auf die Welt in und um Pandorient, im ersten Band wird noch wenig verraten. Die Zeichnungen sind voller Bewegung und starker Mimik, welche die Lesenden in den Bann des Abenteuers ziehen. Band II bis V sind ebenfalls schon erhältlich.

Der Club der drei Schwestern 1: Sarahs Traum

Ebenfalls um eine Familiengeschichte geht es in „Der Club der drei Schwestern 1: Sarahs Traum„, aus dem Französischen von Barbucci und Di Gregorio. Barbucci ist ein bekannter Zeichner, der unter anderem Zeichnungen für Disney oder das Magazin W.I.T.C.H. gestaltet hat. Im ersten Band der Reihe lernen wir drei sehr unterschiedliche junge Schwestern kennen, die mit ihrer Mutter zusammen leben. Sarah, die immer wieder einen merkwürdigen Traum von einer schwebenden Qualle im Wald hat, Kassiopeia, die verträumte der drei, und die stille Lucille, die vor allem mit Katzen kommuniziert. Die drei wollen gerne mehr über das frühere Leben ihrer Mutter wissen und stellen immer wieder interessierte Fragen.

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An einem Sonntag, an dem deren Mutter sich wieder einmal sehr ausweichend zu den Fragen ihre Jugend betreffend verhält, gründen die drei ihren „Club der drei Schwestern“ mit der Mission, die Vergangenheit ihrer Mutter zu ergründen. Sie finden alte Sachen auf dem Dachboden, doch noch viel spannender sind die alten Fotos, die ihnen in die Hände fallen.  Diese bergen ein Geheimnis in sich, das sich ihnen erst später offenbart.

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Zum Muttertag wollen sie ihre Mutter mit einem selbst gestalteten Fotoalbum überraschen. Dazu befragen sie Freunde ihrer Mutter zu den Fotos, damit diese ihnen Hinweise geben können, wo die Bilder aufgenommen wurden. So sammeln sie Anekdoten und Erinnerungen. Doch für Sarah steckt mehr hinter dieser Suche nach Hinweisen zur Vergangenheit der Mutter, sie will die Bedeutung ihres Traumes herausfinden und was die Qualle im Wald mit ihr zu tun hat. Zu allem Überfluss kommt es zu Streitereien unter den Schwestern, die sich nicht immer gegenseitig verstehen.

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Am Muttertag passiert es dann schließlich, Lucille läuft wegen eines weiteren Streits davon. Die anderen beiden Mädchen machen sich gemeinsam mit ihrer Mutter auf die Suche nach ihr und endlich kommt das Geheimnis der Mutter und des seltsamen Traumes ans Tageslicht.

Dieser umfangreiche Comicband stellt seine Charaktere in den Vordergrund, jedes der drei Mädchen wird lebhaft und liebevoll dargestellt, lediglich die Mutter bleibt wohl auch aufgrund der Story sehr blass. Die Farben, Szenerien und weitere Nebencharaktere gefallen mir sehr, die Idee und das Ende der Story ebenfalls. Ein nicht ganz so einfaches Thema wird hier emotional, aber auch kindgerecht und nachvollziehbar erzählt. Band II ist ebenfalls neu erschienen.

Die entsetzliche Angst der Epiphanie Schreck 2: Die verlorene Zeit

Neu erschienen ist außerdem „Die entsetzliche Angst der Epiphanie Schreck 2: Die verlorene Zeit„, der Comic wurde erneut von Clément Lefèvre und von Séverine Gauthier verfasst. Der erste Band, „Die entsetzliche Angst der Epiphanie Schreck„, mit dem eigenwilligen Zeichenstil und dem Tabuthema Angst hatte mir schon sehr gut gefallen – siehe meine Rezension dazu.

Bild: Splitter Verlag

Im zweiten Band treffen wir alte Charaktere wieder, Epiphanie ist zudem älter geworden. An ihrem neunten Geburtstag überfällt sie die Angst erneut, sie fällt wieder in die merkwürdige Fantasiewelt und trifft dort auf alte Bekannte. Wie beim letzten Mal hat sie wieder eine unbeantwortete Frage, die sie umtreibt. Dieses Mal erhofft sie sich Rat von den skurrilen Anwesenden, wie man sich denn Freunde machen kann. Wieder begibt sie sich in der Fantasiewelt auf eine Reise zu sich selbst. Im Gespräch mit den anderen wird klar, dass sie nie Kind sein konnte, da die Angst sie immer ernsthaft und verkrampft gemacht hatte und es ihr daher heute so schwer fällt, diese Frage zu beantworten.

Die Wesen raten ihr, ihre Ernsthaftigkeit zu verlieren und ihre verlorene Zeit aufzuholen. Um genauer zu sein, neun Jahre ihrer Kindheit. Doch leichter gesagt als getan, die Angst hindert sie immer wieder daran, zu schweben und loszulassen. Selbst im Vergnügungspark findet sie stets Einwände, warum sie dies oder jenes nicht tun kann. Später soll ihrer Kindheit im Kino auf den Grund gegangen werden, doch Epiphanie flüchtet aus dem Film… Doch endlich, endlich findet sie einen Weg, wie sie wieder Kind sein kann und sieht, was ihr immer gefehlt hat.

Bild: Splitter Verlag

Der zweite Band hat mich noch mehr berührt und an fantastisch skurrile Plätze geführt. Dieses Mal habe ich auch die Handlung als authentischer und fokussierter empfunden. Epiphanie handelt mehr, anstatt zu reagieren. Wir lernen sie besser kennen, die anderen Wesen sind mehr im Hintergrund. Mir haben in diesem Band auch die Farbpalette und die Dialoge mehr zugesagt. Und es begeistert mich immer wieder, wie das Thema rund um Angst und Angststörung so verzaubernd und doch authentisch behandelt wird. Genau das vermögen diese Comics alle – schwierige Themen in Form von Kunst, Überlebensstärke und Zuversicht an Kinder weiterzugeben.

Vielen Dank an den Splitter Verlag und Cross Cult für die Rezensionsexemplare!