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Autor: Coco

Depression – Wenn man des Lebens überdrüssig ist

Der Wecker klingelt und sogleich drängen sich die immer wiederkehrenden Gedanken auf: Wozu das alles? Wieso soll ich aufstehen und mich wieder mal durch meinen Alltag quälen? Aber es ist…

Der Wecker klingelt und sogleich drängen sich die immer wiederkehrenden Gedanken auf: Wozu das alles? Wieso soll ich aufstehen und mich wieder mal durch meinen Alltag quälen? Aber es ist nicht nur die Angst vor dem Bevorstehenden, die mir die Kraft nimmt, aufzustehen. Kraft ist tendenziell ohnehin nicht vorhanden. Duschen, Zähne putzen, ankleiden – ein einziger Kampf, gegen den sich Körper und Geist sträuben. Alles ist anstrengend, sinnlos. Zur Schule fahren, lernen, Hausaufgaben – die Liste wird immer länger. Es fühlt sich an als würde dieses Leben mich bekämpfen und in die Knie zwingen wollen. Es ist ein Kampf zwischen Funktionieren-wollen und Nicht-mehr-funktionieren-können. Etwas anderes scheint dieses Leben nicht mehr darzustellen: Auf Roboterbeinen schreite ich durch dieses Leben und bin dieser Welt irgendwie nicht mehr zugehörig. Als wäre alles Glück aus meinem Leben verschwunden, aus meiner Vergangenheit, meiner Gegenwart und meiner Zukunft. Hoffnung, dass es wieder anders sein wird, gibt es nicht. Ich bin gefangen in mir selbst, mein Herz ist Gefangener eines Rippenkäfigs.

Etwa bei vier bis fünf Millionen Menschen in Deutschland sind diese Gefühle ein täglicher Begleiter, denn sie leiden an Depressionen. Damit liegt die Depression auf dem ersten Platz der psychischen Erkrankungen, auf dem vierten Platz aller körperlichen Gebrechen und hat sich nunmehr als deutsche Volkskrankheit herauskristallisiert. Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, unbesiegbarer Trübsinn – ein Krankheitsbild, das nicht selten in den Freitod führt. Etwa 9.000 Menschen in Deutschland versterben jährlich durch Suizid. Die Tendenz geht leider nach oben. Aber wie entsteht eine Depression, wie wird sie entdeckt und behandelt und wie geht man als Angehöriger am besten mit dem Erkrankten um?

Ursachen einer Depression

Zunächst gilt es die Frage zu klären, wieso vor allem Menschen, welche in Industriestaaten leben, unter Depressionen leiden. Ein Grund, der sofort ins Auge sticht, ist der oft überwältigende Leistungsdruck. In der Grundschule beginnt die Nutzbarmachung des Menschen. Man wird aufgrund seiner erbrachten Leistung bewertet und kategorisiert. Lehrer machen sich innerhalb von vier Jahren ein Bild von ihren Schülerinnen und Schülern und erteilen in vielen deutschen Bundesländern Empfehlungen für weiterführende Schulen. Dort nimmt der Druck zu, denn natürlich ist eine gute Zukunft nur durch gute Noten und ein möglichst weites Voranschreiten in der Schullaufbahn sicherzustellen. Es folgt die Ausbildung oder das Studium und egal, welchen Weg man einschlägt, man wird überhäuft von Aufgaben, Anforderungen, Ansprüchen…

Unter Berücksichtigung dessen, dass es viele Menschen gibt, die feinfühlig auf eben jene Dinge reagieren, ist es nicht verwunderlich, dass diese im Laufe ihres Lebens an Depressionen oder Burn-Out erkranken. Dies beschäftigt uns von The bird’s new nest auch aus der Perspektive der Nachhaltigkeit. Denn Nachhaltigkeit ist nicht nur für die Umwelt von Wichtigkeit – auch wir Menschen müssen langfristig vertretbare Wege für uns selbst wählen: Unsere Entscheidungen, unser Beruf, unsere Lebensweise. Wenn man in seinem Leben an einer Depression erkrankt, dann wird man ganz automatisch mit dem Hinterfragen seines bisherigen Lebensweges konfrontiert: Habe ich die richtigen Entscheidungen getroffen? Habe ich nachhaltig gehandelt, das heißt bedacht auf meine eigene Zukunft? Daneben sind die Ursachen jeder einzelnen Erkrankung genauso individuell wie der Mensch selbst, der erkrankt ist.

In der psychologischen Medizin unterscheidet man zwischen endogenen, organischen, neurotischen sowie reaktiven Depressionen:

Endogene Depressionen
Diese Art der Depression ist auf den Hirnstoffwechsel zurückzuführen, beziehungsweise auf dessen Fehlfunktion. Die Funktion des Gehirns und damit des gesamten Körpers wird durch viele Hormone sichergestellt. Kleinste Veränderungen dieses Stoffwechsels können große Konsequenzen nach sich ziehen. Wenn beispielsweise der Stoff Serotonin nicht in ausreichendem Maße im Gehirn vorhanden ist, kann eine Depression die Folge sein.

Organische Depressionen
Wie der Name vermuten lässt, wurzelt diese Art in der Fehlfunktion eines Organs, meistens der Schilddrüse. Bei organischen Veränderungen ist der gesamte Organismus betroffen. Im Falle einer Fehlfunktion der Schilddrüse hat dies vor allem große Auswirkungen auf das Gemüt, da diese wichtige Hormone für den Körper absondert. So sind gängige Nebenwirkungen einer Schilddrüsenüber- oder unterfunktion sowie der Hashimoto-Erkrankung die Erkrankung an einer Depression.

Neurotische Depressionen
Es ist heute ausreichend bekannt, dass vor allem die frühkindliche Beziehung zu den Eltern von prägender Wichtigkeit ist. Wenn sich diese Beziehungen jedoch schädlich auf das Kind auswirken, indem es Verhaltensweisen lernt, die für die Psyche nicht förderlich sind, dann werden sich diese auch noch im Erwachsenenalter langfristig auf den Menschen auswirken. Beispielsweise in Mustern von Beziehungsängsten, Verlustängsten oder schwachem Selbstwertgefühl. Nicht selten erkranken besagte Menschen an einer Depression, in diesem Fall an einer neurotischen Depression.

Reaktive Depressionen
Hierbei äußert sich die Krankheit Depression als Reaktion auf akute Lebenssituationen. Dies kann eine Scheidung, der Verlust des Arbeitsplatzes, Tod im Familienkreis oder auch ein Autounfall sein.

Die Art, beziehungsweise Ursache, einer Depression lässt sich jedoch nicht eindeutig bestimmen. In den meisten Fällen treten Mischformen der oben genannten Formen auf. Außerdem ist es bisher nicht möglich, eine Depression mittels labortechnischen Untersuchungen festzustellen, sodass die Diagnostik allein durch die Kommunikation zwischen Patient und Therapeut erfolgt.

Ich glaube, ich habe eine Depression – Was soll ich jetzt tun?

Auch hier führt, wie bei jeder anderen Krankheit, der erste Weg zum Hausarzt. Dieser kann Informationen über ortsansässige Psychiater, Neurologen und Psychotherapeuten geben eine Überweisung ausschreiben. Als nächster Schritt ist es ratsam, einen Psychiater oder Neurologen zu konsultieren. Ob es vonnöten ist, Medikamente – so genannte Antidepressiva – zu verschreiben, wird man nur hier feststellen können. Je nachdem, wo die Depression herrührt, sollte man außerdem den Weg zum Psychotherapeuten nicht scheuen. Hier gilt es allerdings zu erwähnen, dass Therapieplätze äußerst rar sind, sodass Wartezeiten von sechs bis zwölf Monaten keine Seltenheit sind. Allerdings gibt es die Möglichkeit, sich eine Kostenrückerstattung einzuholen, sofern man seiner Krankenkasse nachweisen kann, dass in seinem Ort keine freien Therapieplätze zur Verfügung stehen. Es lohnt sich, hierzu bei der zuständigen Krankenkasse zu recherchieren.

Da es für eine psychotherapeutische Behandlung sehr wichtig ist, dass man offen sprechen kann und eben auch solche Dinge detailliert analysiert, welche einem selbst eventuell unangenehm sind, werden einem als Patient von seiner Krankenkasse fünf Kennenlernstunden zugesichert. Dies bedeutet, dass man bei jedem Psychotherapeuten eine Zeit von fünf Sitzungen hat, um festzustellen, ob dieser den eigenen Vorstellungen entspricht und man sich vorstellen kann, mit diesem an seinen Problemen zu arbeiten. Hierfür ist nicht nur Vertrauen wichtig, sondern eben auch, dass die Chemie stimmt.

Wie gehe ich mit jemandem um, der Depressionen hat?

Für Angehörige ist es wichtig, zu wissen, dass die Veränderungen ihres geliebten Menschen, welche sie in der vergangenen Zeit bemerkt haben, Symptome der Krankheit sind. Viele Depressive ziehen sich zurück und isolieren sich vollkommen von Bekannten, Freunden und Familienangehörigen. Das ist nicht darauf zurückzuführen, dass sie kein Interesse mehr an der Pflege ihrer Kontakte haben, sondern einzig und allein darauf, dass ihnen durch ihre Depression dazu die Kraft fehlt. Ein depressiver Mensch kämpft tagein, tagaus gegen sich selbst, seinen Alltag, seine Perspektivlosikeit und sein ganzes Leben an, das ist äußerst kräftezehrend. Damit geht einher, dass er für alle Dinge, die ihm immer Spaß bereitet haben, weder Kraft noch Freude aufzubringen vermag.

Als Angehöriger sollte man wissen, dass man alleine nichts gegen diese Krankheit tun kann. Sie gehört in fachliche Hände! Unterstützung bieten kann man dennoch, beispielsweise indem man zeigt, dass der Erkrankte sich seiner Freunde und Familie sicher sein kann, dass er auch in schweren Zeiten nicht alleine sein wird. Bei gut gemeinten Ratschlägen sollte man sich bewusst sein, dass ein Mensch, welcher gerade eine Depression durchmacht, sie weder anerkennen noch umsetzen können wird.

Nicht selten bekommen Angehörige das Gefühl, dass sie selbst Unterstützung brauchen, weil sie nicht wissen, wie sie mit dem Erkrankten umgehen sollen. In diesem Fall wäre es eine Überlegung wert, eine Gruppe für Angehörige von psychisch Erkrankten aufzusuchen. Hier steht der Austausch über den Umgang mit Erkrankten und der Erkrankung im Mittelpunkt und man kann seine Probleme und Bedenken äußern und darauf konstruktive Hilfestellung von Gleichgesinnten erfahren.

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Kritischer Konsum – das Qualitätssiegel „Fairtrade“

In einer Zeit der Banken- und Wirtschaftskrisen, Staatsinsolvenzen, Hilfspakete zur Rettung ganzer Staatswirtschaftssysteme sowie eines Impulses zum „Rette-sich-wer-kann“ stellt sich die Frage, ob es in jener Zeit passend ist, nachhaltigen…

In einer Zeit der Banken- und Wirtschaftskrisen, Staatsinsolvenzen, Hilfspakete zur Rettung ganzer Staatswirtschaftssysteme sowie eines Impulses zum „Rette-sich-wer-kann“ stellt sich die Frage, ob es in jener Zeit passend ist, nachhaltigen und fairen Konsum beziehungsweise Handel zu thematisieren. Wohin uns dieses Wirtschaftssystem auch führen mag, ich bin überzeugt davon, dass immer mehr Menschen zu einem ökologisch sowie moralisch vernünftigeren Konsum tendieren, um so ihren ganz persönlichen Beitrag zum Klimaschutz, nachhaltigem Umdenken und dem Teilen mit den Schwächeren zu leisten.

Dies mag leicht klingen, erweist sich in der Praxis jedoch oft als kompliziert; es gibt keine Modelle von vorbildlichem Verhalten, keine simplen Richtlinien, an die man sich halten kann, um ganz einfach und sicher moralisch und ökologisch korrekt zu handeln. Trotz allem ist ein Umschwung spürbar, beispielsweise bezüglich des sogenannten fairen Handels. Produkte, die mit einem Fairtrade-Siegel versehen sind, versprechen fair gehandelte Lebensmittel sowie Handwerksprodukte, das heißt, dass die Produzenten eben jener Produkte in höherem Maße von diesen profitieren und dass ökologische Mindeststandards eingehalten werden.

Fairtrade: Idealismus oder realitätsnah?

Im Anbetracht der Tatsache, dass 850 Millionen Menschen von der Welternährungskrise bedroht sind, diese jedoch vor allem in jenen Entwicklungsländern leben, aus welchen die Industriestaaten viele ihrer Lebensmittel beziehen, braucht es keine großen geistigen Verrenkungen, um festzustellen, dass definitiv etwas falsch läuft. Die Gründe hierfür sind mannigfaltig. Ein Grund mag sein, dass Kleinbauern aus Entwicklungsländern zumeist einen so geringen Anteil am Profit durch ihre produzierten Artikel erhalten, dass ihnen eine humane Existenz schlichtweg nicht möglich ist.

Die Fairtrade-Organisationen treten diesem Problem entgegen, indem sie Produzenten und Plantagen unterstützen. Fairer Handel bedeutet in diesem Sinne faire Preise, sodass Produzenten sowie Plantagen auf Grundlage ihrer Tätigkeit existenzfähig sind und bleiben. Des Weiteren bedeutet fairer Handel, dass auf die Produkte eine Prämie erhoben wird, damit Kooperativen notwendige Bildungseinrichtungen und Infrastruktur finanzieren können, sowie die Einhaltung von Standards bezüglich ökologischer Bewirtschaftung. So sind nicht nur 75 Prozent aller Fairtrade-Artikel mit einem Bio-Siegel versehen, 98,7 Prozent aller Fairtrade-Artikel werden sogar auf klimafreundlichere Weise als mit dem Flugzeug transportiert, nämlich auf dem Schiffsweg. Dieses Konzept des fairen Handels ist nicht nur ein idealistisches Konzept, sondern auch wirtschaftlich rentabel: Zwischen den Jahren 2003 und 2008 stieg der Umsatz durch fair gehandelte Produkte um 170 Prozent. Diese Zahlen lassen hoffen, dass ein tatsächliches Umdenken und ein Umschwung zu klügerem Kaufverhalten im Gange ist. Fair gehandelte sowie ökologisch nachhaltige Produkte stehen also für eine – vielleicht kleine, aber dennoch existente – Verbesserung der geltenden Ausbeutung von Kleinproduzenten in Entwicklungsländern sowie für nachhaltigere und somit umweltfreundlichere Produktion von Lebensmitteln.

Kritik am fairen Handel

Nichtsdestotrotz geriet Fairtrade in der Vergangenheit in die Schussbahn einiger Kritiker. Auch der Regisseur Donatien Lemaître steht in seiner Dokumentation „Der faire Handel auf dem Prüfstand“, ausgestrahlt auf Arte, dem Konzept Fairtrade kritisch gegenüber.

Fairtrade-Teeplantage

Bild: FonthipWard / pixabay.com

Laut Lemaître ist vor allem problematisch, dass Wander- sowie Leiharbeiter, welche zuweilen als Arbeitskräfte auf Plantagen eingesetzt werden, nicht ausreichend durch fairen Handel geschützt sind und weiterhin unter inhumanen Arbeitsbedingungen sowie einer Vergütung am absoluten Existenzminimum zu leiden haben. Zwar wird Wander- und Leiharbeitern ein Mitbestimmungsrecht eingeräumt und es besteht die Möglichkeit, sie als Arbeitervertreter zu wählen, jedoch ist man auch in der Politik betroffener Länder, wie beispielsweise der Dominikanischen Republik, wo derzeit etwa 700.000 Wanderarbeiter beschäftigt sind, bisher zu keiner Lösung dieses Problems gekommen.

Des Weiteren kritisiert der Regisseur, dass auch durch fairen Handel die Armut in den Produktionsländern nicht aus dem Weg geräumt werden kann. Dieses ist allerdings aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten: Gleichwohl die Lebenssituation im Vergleich zu jener, welche unseren europäischen Standard darstellt, natürlich nicht standhalten kann, hat sie sich aber im Vergleich zur Situation jener Kleinbauern, die nicht vom fairen Handel profitieren, oder auch ihrer eigenen Ausgangssituation, deutlich verbessert.

Ist Fairtrade zukunftsträchtig?

Unbeschadet der vorangegangenen Kritikpunkte komme ich zu dem Fazit, dass Fairtrade unbedingt zu empfehlen ist! Nicht nur, dass durch das Wirken der Fairtrade-Organisationen eine sehr viel höhere Transparenz in das Geschehen von der Produktion bis zum Export gelangt ist, sodass man nun in der Lage ist, nachzuvollziehen, woher das Produkt, welches ich kaufe, stammt und wie es in den Laden gekommen ist, in dem ich es gekauft habe; das Konzept Fairtrade vertritt vor allem eine Entwicklung zum Besseren. So sollte man den fairen Handel eben auch als Entwicklungsmodell betrachten: Kritikpunkte sind selbstverständlich vorhanden, so ist es bei allen Dingen, und es schadet auch nicht, diese genau zu betrachten. Wichtig ist, dass die Fairtrade-Organisationen sich dieser Kritik annehmen, indem sie sich eingehend damit beschäftigen, Lösungen für oben genannte Probleme zu suchen.

Wem also wichtig ist, möglichst nachhaltig und fair zu konsumieren, sollte nicht darauf verzichten, auf Fairtrade-Produkte zurückzugreifen.

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