Ja! Und genau darum plädiere ich für einen Selbstwert auf 10! Damit wir nicht Opfer des Glaubens „Mir wurde leider nicht so viel Selbstwert in die Wiege gelegt!“ bleiben , sondern wir aktiv diese Sache mit dem Selbstwert „in Ordnung“ bringen. Denn wie der Begriff schon besagt, der Selbst-Wert ist der Wert, den wir uns selbst geben. Da stellt sich dann natürlich schon die erste Frage: Warum um Himmels Willen, geben wir uns dann selbst oft so einen niedrigen Selbst-Wert?

Meine Lieblingsantwort ist: Weil uns die Wirtschaft manipuliert. Denn umso unfähiger wir uns fühlen, desto öfter fallen wir in einen Kaufrausch, um dies zu verstecken. Umso „hässlicher“ wir uns selbst erleben, desto mehr Produkte bis hin zu optimierenden Operationen, kaufen wir zu. Und umso weniger wir „charakterlich wert“ sind, desto leichter glauben wir, was uns die Konsumgesellschaft an Minderwertigkeitsgefühlen suggeriert. Und dann kaufen wir wieder. Immer in der Hoffnung, dass…

Darum sehe ich beim Thema Selbstwert folgendes als die zwei wichtigsten Grundsätze:
1. Investiere so lange in die Höhe deines Selbstwerts, bis du dich nachhaltig bei 10 ansiedelst. Und zwar unabhängig davon, was in deinem Leben für Dinge passieren. Sprich ob du die Arbeit verlierst, die Beziehung in Brüche geht, du zehn Kilo zunimmst oder ob sich dem Alter entsprechend Falten im Gesicht niederlegen. Sodass du so sicher zu dir selbst und zu deinem Wert stehst, sodass du unabhängig von den Herausforderungen im Außen innerlich auf 10 bleibst. Gemäß dem Motto: Ich bin. Also bin ich wertvoll!
2. Steige aus jeglicher medialer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Gehirnwäsche aus! Egal wer dir suggerieren will, du seist nicht gut genug, du seist nicht schön, nicht erfolgreich, nicht liebenswert genug, mache dir bewusst, das Ziel dahinter heißt: Konsumenten erzeugen!

„Ich bin. Also bin ich wertvoll!“ Sieben Tipps, warum du nichts leisten musst, um wertvoll zu sein!

Wenn du in der Schule gute Noten hast, dann…
Wenn du brav im Haushalt mithilfst, dann…

…bist du wertvoll! So lernen wir als Kinder schon, wir sind nur wertvoll, wenn wir dies und das geleistet haben. Und weil wir so brave Kinder waren, sind wir auch so brave Erwachsene. Zwar nicht im außen in der Gesellschaft. Nein, da wehren wir uns und rufen „Ich funktioniere sicher nicht!“ oder „Mit mir doch nicht!“. Aber wenn wir dann zuhause sind, alleine, dann packen wir genau dieses Muster wieder aus:

Wenn ich fünf Kilos abgenommen habe, dann…
Wenn ich ein Haus, einen BMW und einen Swimmingpool habe, dann…

…bin ich wertvoll! Weil jetzt mit diesen Kilos, die ich (noch) habe, bin ich einfach zu dick. Und dick ist nicht wertvoll! Und mit den Status-Symbolen, die ich mir bis jetzt erarbeitet habe, kann ich höchstens mit meinem Hausmeister mithalten, obwohl der schon einen BMW fährt. Also vertagen wir unser Leben auf später:

Wenn ich in der Pension bin, dann…
Wenn ich endlich alles erledigt habe, dann…

…bin ich wertvoll, weil dann habe ich alles geschafft, das ich mir für mein Leben vorgenommen habe. Nur blöde, wenn ich doch nicht alles gemacht habe, was ich mir vorgenommen hatte. Was dann? Bin ich dann immer noch nicht wertvoll genug? Nein, denn dann muss ich wenigstens den Garten in seinen Bestzustand bringen. Die Wohnung perfekt sauber in Schuss halten…

Seht ihr, wohin dieser Mechanismus des „Immer noch nicht genug!“ führt? Ins Land der Wertlosigkeit! Und im Land der Wertlosigkeit könnt ihr schuften, abnehmen, verdienen so viel ihr wollt, denn eines bleibt immer gleich: Es ist nie genug! Also, wo geht es zum Ausgang?

Bild: pixabay.com / jill111

Du musst nichts leisten, um wertvoll zu sein. Darum sage ich:
1. Du „bist“. Und alleine das „Sein“ ist ein sehr wertvoller Zustand!
2. Jeder Grashalm, deine Katze, jeder Baum, dein Nachbar, deine Kollegin ist wertvoll, alleine deshalb, weil sie „ist“. Deine Kollegin ist vielleicht wertvoll für dich, weil sie so nett ist. Und dein Nachbar ist vielleicht wertvoll für dich, weil er so schwierig ist. So oder so, du bekommen eine Lernchance, in deiner Persönlichkeit zu wachsen und dazu zu lernen. Also ist jeder und jedes wertvoll.
3. Der Selbstwert setzt sich aus mindestens zwei Säulen zusammen: Das „Leisten“ und das „Sein“. Beim „Leisten“ kennen wir uns alle aus: Möglichst viel! Möglichst schnell! Möglichst oft! Und das am besten in jedem Bereich! Inzwischen sogar auch schon beim Aussehen! Wir haben eines gelernt in unserer Kindheit und in unserem Erwachsenenleben: Leistung ist immer gut! Beim „Sein“ sieht es schon anders aus. Da gibt es die Faulenzer, die Nichts-Tuer, die Schmarotzer… Wir kennen alle diese Begriffe, die verwendet werden, um zum Ausdruck zu bringen, dass es sich um ein wertloses „Subjekt“ unserer Gesellschaft handelt! Das Problem dabei: Wenn wir Menschen nie „Seins“-Zeiten haben, werden wir krank: Depression, Burn-Out, Sinnlosigkeitsgefühle…
4. Unsere Leistungsgesellschaft sitzt in einer Sackgasse! Weil wir unsere zweite Säule für Selbstwert verloren haben. Wenn es einmal im Beruf, im „Leisten“, nicht so gut läuft, dann kann uns die zweite Säule nicht mehr auffangen: Spazieren gehen, Freunde treffen, Urlaub machen, malen, Sport betreiben sind für viele wertlose Zeitvertreibe. Wäre die Säule des „Sein“ gesellschaftlich gesehen wertvoll, dann könnten wir uns dort auftanken, ausruhen, auffangen lassen, wenn das Leisten zu viel wird.
5. Wir Menschen laden im „Sein“ unsere Batterien für das „Leisten“ wieder auf. Wenn das Aufladen unserer Batterien als wertlos verbrachte Zeit gilt, dann haben wir ein Problem. Weil wir dann unsere „Maschine“ fahren und fahren, ohne sie jemals aufzutanken. Und was passiert? Sie bleibt stehen. Manchmal für immer!
6. Gehe in die Selbst-Verantwortung: Gebe dem „Sein“ wieder einen Wert! Wenn unsere Leistungsgesellschaft in einer Einbahnstraße steckt, steige aus diesem Zug aus. Und sorge für dich! Schreite in eine Welt, in der das „Sein“ wieder Wert hat!
7. Denn du bist bereits wertvoll, so wie du bist! Und wenn die Gedanken „Naja, aber fünf Kilos schon…“ oder „Ein BMW wäre doch…“ kommen, erinnere dich:

Du bist, also bist du wertvoll!