Toulouse, Hotel Terminus

Als wir aufstehen liegt dichter Nebel über dem Lot und der Brücke.

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Ich habe schlecht geschlafen. Hatte wieder einmal das altbekannte Ziehen in den Beinen und der rechten Hüfte. Wahrscheinlich von der steilen Asphaltstraße. Wir beschließen, die Jakobswegwanderung hier in Cahors zu beenden und in den nächsten Tagen mit der Bahn nach und nach Richtung Nizza zum Abflug in die Heimat zu fahren. Kein Rucksack drückt mehr die Füße in den Boden als wir bei Sonnenschein in Cahors über die alte, völlig intakte Wehrbrücke (Pont Valentre) aus dem 14. Jahrhundert zur Quelle Fontaines des Chartreuses (schon bei den Kelten ein Kultplatz) gehen.

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Aus einem großen natürlichen Becken sprudelt das Wasser in den Lot. Ich genieße diesen kraftvollen schönen Platz. Für nachmittags kaufen wir uns Zugtickets nach Toulouse. Auf dem Place de Ganetta essen wir noch einmal unser traditionelles Mittagessen: Käse, Baguette, Apfel. Den Espresso und die Tarte aux Pommes gibt es danach im gemütlichen Straßencafe. In der Kathedrale hören wir die glockenhellen Stimmen einer Sängerin bei der Probe. Unsere Kerzen zünden wir zum Dank für die geglückte und bereichernde Pilgerwanderung an. Sehr, sehr viel wurde uns geschenkt und das ohne Blasen (Konrad hatte nur zwei problemlose Blasen) oder andere gröbere körperliche Probleme. Eine Stunde, die Konrad im Musèe de Resistence verbringt, schlendere ich ganz langsam durch die kleinen Gassen und nehme viele Details auf. Beim geöffneten Gefängnistor wird ein Mädchen mit einer großen Tasche abgewiesen und geht weinend davon. In einem Häuserwinkel ein schwarzer Garten mit fast schwarzen Pflanzen, die angeblich von Magiern und Zauberern verwendet werden. Es ist ein Garten der Aktion Le Jardin-Secrets, der geheimnisvollen Gärten. Ich fühle die Leichtigkeit nach der ich mich immer wieder sehne. Am Bahnhof dann das Gefühl, dass die Welt uns gehört. Die Wolken verdichten sich wieder – die Stimmung ist sonnig.

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Mit dem Zug fahren wir durch eine ebene Landschaft mit nur wenigen kleinen Hügeln. Am Canal du Midi entlang kommen wir nach Toulouse – eine Millionenstadt mit all ihren Nebenwirkungen. Drogen- und Alkoholkranke mit ihren Hunden sitzen und schlafen beim Bahnhof und in den Straßen. Buntes und fröhliches Treiben auf den Plätzen und den vielen Straßencafes und Restaurants. In der Eglise Notre Dame du Taure kommen wir gerade zu einer Messe zurecht. Am Altar eine schwarze Madonna mit Kind, beide im Festgewand. Ein junger Mann hält behutsam sein neugeborenes Kind im Arm. Ich wünsche meinem Schwiegersohn Ernst dass er diese Freude im August auch ungetrübt erleben darf. (Am 10. August ist meine Enkelin Marie gesund zur Welt gekommen!) Zum Abschied erinnert mich das kraftvolle Orgelspiel an Roland. Ganz schön müde macht das Laufen durch die Stadt. Lärm und Schmutz sind Energieräuber. Es ist sehr schwül.