Erstmal Händewaschen! Hätte zuvor jemand noch Bedenken in Sachen Sauberkeit gehabt, würden die gleich zu allererst von Lhamo ausgeräumt: In seiner winzigen Wohnküche – zwei Tische, ein Kasten, ein TV-Gerät sind die Ausstattung – unterrichtet er seit acht Jahren das Zubereiten von tibetischen Gerichten hier in McLeod Ganj, das auch “Little Lhasa” genannt wird. Wobei, in Lhasa selbst sind Tibet und seine Kultur längst von den Chinesen überrollt worden und wohl kaum noch so präsent wie hier im Norden Indiens über Dharamshala.

Beinahe jeden Tag und dann gleich zwei Mal (der Morgenkurs beginnt um 10.00 Uhr und endet gegen 12.00 Uhr) bringt Lhamo Touristinnen für 300 Rupies bei, Momos, tibetische Suppe und tibetisches Brot selber zu machen. Ich habe Glück: Heute stehen die kleinen Teigtaschen auf dem Programm, in die ich mich nicht nur in der Region rund um Darjeeling, sondern eben auch hier “eingraben” könnte. Auch wenn die Tibeter selbst lieber die Fleischfüllung haben, lehrt Lhamo nur vegetarische Varianten – aus Hygienegründen. Mir soll es recht sein.

Meister Lhamo bei der Arbeit. Foto: Doris

Meister Lhamo bei der Arbeit.

“This is not a cooking class, but an enjoying class.”, meint der kleine Tibeter, der selbst vor neun Jahren nach Indien gekommen ist, zu uns Kochschülerinnen. Fast hätte ich wegen seines gebrochenen Englisch “injury class” verstanden, aber nein. Verletzt wird hier niemand, genießen können wir vier die zwei Stunden aber umso mehr. “Und wir können hier sogar selbst kochen.”, freut sich die Neuseeländerin Anne, eine meiner Koch-Kolleginnen, und fügt hinzu “Bei unserem indischen Kochkurs durften wir nur zuschauen.” Auch ich bin froh, dass es bei Lhamo ziemlich praktisch zugeht. Nicht nur beim Rühren, Kneten, Formen – sondern anschließend vor allem beim Verkosten der kleinen Leckereien. Da zählt es dann auch nicht, dass das Frühstück erst zwei Stunden zurück liegt – die Momos kommen weg. Alle. Und wir sind uns einig: Wir haben gute Arbeit geleistet! Mein verklärter Blick sagt wohl alles…

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Rezept (für sechs Personen)

Teig

½ Kilo Mehl (egal, welches)
2 Löffel Backpulver
300 ml Wasser in Zimmertemperatur

Mehl mit Backpulver in einer Schüssel gut vermischen. Langsam Wasser dazugeben und solange rühren, bis es gut vermixt ist. Eine flache Oberfläche (zum Beispiel der Tisch) und Hände mit Mehl einreiben, damit der Teig nicht kleben bleibt. Dann den Teig ca. drei bis fünf Minuten lang kneten. Danach den Teig rund sechs Minuten unter einem Plastikbehälter, Stoff oder ähnlichem rasten lassen, damit er ein bisschen aufgehen kann.

Füllung für verschiedene Momos

Klassische Momos:

½ mittelgroßes Kraut, klein gehackt
1 große Karotte, geschält und geraspelt
2 mittelgroße Zwiebel, klein gehackt
½ Teelöffel Salz
3 Löffel Gemüseöl
1 Löffel Knoblauch, klein gehackt
1 Löffel klein geschnittene Frühlingszwiebel, nur die grünen Teile
1 Löffel klein geschnittener grüner Paprika
1 Löffel gehackter Koriander
¼ Teelöffel gemahlener Pfeffer

alles gut in einem Topf vermischt.

Füllung auf den Teig - und bald ist der Momo fertig. Foto: Doris

Füllung auf den Teig – und bald ist der Momo fertig.

Spinat-Kartoffel-Momos:

¼ Kilo Spinat, klein geschnitten
1 – 2 gekochte Kartoffel, geschält und geraspelt

Rest der Zutaten bleibt gleich.

Süße Momos:

3,5 Löffel Öl
ein Esslöffel Zucker (auch brauner Zucker)
1 Löffel Sesamkörner
3 Löffel Mehl

alles in eine Pfanne geben, vermischen und auf heißer Flamme solange anbraten, bis es braun geworden ist.

Weniger traditionell, aber sicher genauso gut sind auch Momos mit purer Schoko-Fülle, einer Bananen-Mischung oder einfach den Zutaten, nach denen es dir gerade gelüstet.

Zubereitung der süßen Füllung. Foto: Doris

Zubereitung der süßen Füllung.

Um aus dem Teig die Momos zu formen, eine Portion Teig (ca. zwei Finger breit) nehmen, zuerst in der Hand flach drücken und schließlich zu kleinen runden Keksen ausrollen. Zirka ein Löffel der gewünschten Füllung in die Mitte des Teigs geben, alles in die linke Hand nehmen und mit den Fingern beginnen, die Enden zusammenzudrücken, sodass der Momo schließlich verschlossen wird.

Alle Momos können gedämpft oder gebraten serviert werden. Die Momos in einem Dampfkochtopf ca. 15 Minuten dämpfen. Wer die Momos braten möchte, gibt sie dann kurz in eine Pfanne mit etwas Öl und lässt sie kurz anbraten, bis sie knackig und braun sind.

2 Finger-breite Stücke werden zu mittelgroßen Momos. Foto: Doris

Zwei Finger breite Stücke werden zu mittelgroßen Momos.

Kochschülerinnen bei der Arbeit. Foto: Doris

Kochschülerinnen bei der Arbeit.

Die kleinen Köstlichkeiten vor dem Fertigwerden. Foto: Doris

Die kleinen Köstlichkeiten vor dem Fertigwerden.

Und dann? Einfach nur genießen und so einen verklärten Gesichtsausdruck bekommen wie ich!

ཞལ་ལག་ཉེས་པོ་གནང་རོགས། – Guten Appetit, wie die Tibeter sagen!

Und Mahlzeit! Foto: Doris

Und Mahlzeit!

 

Lhamos Kitchen liegt in der Bhagsu Road in McLeod Ganj. Überall hängen Plakate der von Lonely Planet „recommended kitchen“ auf. Und wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann es ja mit einer Reservierung via Email lhadomsering@yahoo.com oder Telefon 9816468719 versuchen. Aber es genügt auch einfach bei ihm vorbei zu kommen, in Lhamos winziger Küche haben – angeblich – bis zu zwölf Personen Platz.