Nein, das darf aber wohl nicht wahr sein! Wie ist denn das jetzt passiert? „Ach, keine Sorge, du hast ja noch sieben Versuche.“, Gilberts tröstende Worte sind zwar lieb gemeint, helfen jedoch kein bisschen. Ich habe es tatsächlich geschafft, gleich das erste Foto mit der Polaroid-Kamera in den Sand zu setzen. Oder besser gesagt, ins Nichts zu schießen. Dabei wollte ich bloß die Kamera öffnen – und habe versehentlich den Auslöser gedrückt. Mist! Mein erstes Bild – mein erster Fehler! Sieben Fotos habe ich noch…Wir befinden uns auf dem PolaWalk durch Wien. Meinem dritten Anlauf! Vor einem Monat ist die Einladung zur allerersten Tour in meine Mailbox geflattert, aber ich hatte – wie üblich – andere Pläne. Vor zwei Wochen dann ein weiterer – vergeblicher – Versuch. Doch heute, heute ist es endlich soweit. Aller guten Dinge sind schließlich drei. Oder acht. Denn so viele Chancen, oder besser gesagt Fotos, habe ich beim PolaWalk.

Gilbert von PolaWalk zeigt uns das Equipment. Foto: Doris

Gilbert von PolaWalk zeigt uns das Equipment.

„Wir sind die erste und einzige Foto-Stadttour mit Polaroid Kameras der Welt.“, erzählt Gilbert, einer der Gründer von PolaWalk, gerade meiner Kollegin Caroline von Wunschdenken. Dass sie dabei ist, freut mich besonders, haben wir uns doch bisher bloß via Twitter und Facebook gekannt – obwohl wir beide als Journalistinnen und Bloggerinnen in derselben Stadt wohnen. Aber zurück zu PolaWalk: Ja, es gibt einige Gruppen, die mit Polaroids bewaffnet, durch die Straßen ziehen, in Basel versorgt die Tourismus-Behörde sogar Interessierte mit den Sofortbildkameras – doch nirgendwo gibt es organisierte, regelmäßig stattfindende Foto-Touren wie diese hier in Wien. Wien ist eben – vielzitiert, aber manchmal sogar wahr – anders.

Eine etwas andere Erinnerung an Wien: Schnappschüsse mit Polaroids. - Foto: Doris

„Wir wollen, dass die Menschen ein Souvenir abseits von Sachertorte und Mozartaschenbecher mit nach Hause nehmen,“, werben Gilbert und sein Freund Thomas für ihr Unternehmen, „und zwar mit Sofortbildern eingefangene Erinnerungen an Wien.“

Einmal in kompletter Pracht. Foto: Doris

Einmal in kompletter Pracht.

Gestartet haben die Beiden mit Polaroid-Workshops im April 2013, seit September 2013 gibt es zusätzlich die geführten Foto-Touren. Begonnen hat die Geschichte und vor allem die Faszination der Beiden mit Polaroid aber schon viel früher: 2010 hat Thomas seine erste Polaroid Kamera gekauft, damals, als die beiden Österreicher Florian „Doc“ Kaps und André Bosmann mit ihrem „The Impossible Project“ beschlossen haben, die – damals im Sterben liegende – Sofortbildfotografie wieder zu beleben.

So viele Polaroid-Kameras - so unterschiedlich. Foto: Doris

So viele Polaroid-Kameras – so unterschiedlich.

Nach dem zweiten und finalen Bankrott von Polaroid versammelten die Zwei kurzerhand die noch übrig gebliebene Mannschaft des Kameraherstellers und realisierten einen für „impossible“ erklärten Traum: Sie schufen einen neuen, chemisch völlig anders aufgebauten Sofortbild-Film für Polaroid Kameras. Und machten damit möglich, dass Tausende in aller Welt wieder ihre Liebe zur analogen Fotografie leben beziehungsweise entdecken konnten. Thomas und Gilbert – das sind bloß zwei der „Opfer“.

Gilberts Tasche ist prall gefüllt: MIt Kameras, Filmen, Programm, ... Foto: Doris

Gilberts Tasche ist prall gefüllt: Mit Kameras, Filmen, Programm…

„Die Impossible Filme sind anders als die von Polaroid,“, erklärt uns Gilbert kurz nachdem wir uns um 15.30 Uhr bei den Stufen der Karlskirche getroffen haben, „statt zehn Bildern kannst du jetzt nur noch acht schießen.“. Ein teurer Spaß, denn ein Film – der bei PolaWalk übrigens in der Tour inkludiert ist -, kostet 20 Euro.

Testschüsse - klappt doch! Foto: Doris

Testschüsse – klappt doch!

Noch eine kurze Instruktion, wie man den Film einlegt (bei der Polaroid ist wirklich alles anders) und schon dürfen wir unsere ersten Fotos machen. Versuchsfotos – die Filme sind noch keine echten. „Es ist wichtig, dass ihr vorher die Kamera kennen lernt.“, erklärt Gilbert, der kürzlich seine Polaroid sogar beim Wiener Fotomarathon eingesetzt hat. Leichter gesagt als getan: Alles ist anders bei dem Ding. Die Form der Kamera, der Winkel der Linse, der Fokus sowieso, die Knöpfe/Schalter/Hebel für „Blitz“ und „Nicht-Blitz“… Während Caro mit Gilbert fachsimpelt und ihre Erfahrungen mit der analogen Kamera mit unserem Guide teilt, kann ich mich nicht einmal daran erinnern, ob ich jemals eine Polaroid in der Hand hatte.

Das ist unsere Tour für die nächsten 2 Stunden. Foto: Doris

Das ist unsere Tour für die nächsten zwei Stunden.

Um 16 Uhr geht es dann los: Vom Karlsplatz führt uns unsere Foto-Tour vorbei an der Oper, der Albertina, der Hofburg, dem Parlament, dem Rathaus und anderen Prunkbauten der Wiener Innenstadt. „Wir machen keine Stadtführungen“, stellt Gilbert auf dem Weg klar, „das heißt, wir dürfen nichts über die Sehenswürdigkeiten oder deren Geschichte erzählen. Außerdem sind die Leute ohnehin damit beschäftigt, mit der Kamera umzugehen und Motive zu suchen.“ Letzteres kann ich absolut nachvollziehen, vor allem nach meinem misslungenen „ersten Mal“: Sieben Bilder habe ich noch…

Vermehrt Schönes - auch ein Motto der PolaWalk Tour. Foto: Doris

Vermehrt Schönes – auch ein Motto der PolaWalk Tour.

Statt Wiener Geschichte präsentiert uns Gilbert seine Lieblings-Fotostopps, erklärt, wann man doch besser den Blitz einsetzen sollte – und welcher Blickwinkel der Beste ist. Acht Motive, das kann doch nicht so schwer sein! Ist es aber irgendwie doch, vor allem, weil ja das Ergebnis bis zum Schluss ein Geheimnis bleibt: Während früher die Polaroid-Filme innerhalb von ein bis zwei Minuten entwickelt waren, zeigt die neue Version erst in 20 bis 40 Minuten das endgültige Bild.

"Misslungene" Bilder, naja, solche sehen für mich anders aus. Foto: Doris

„Misslungene“ Bilder, naja, solche sehen für mich anders aus.

„Das Gute bei den Sofortbildern ist, dass sie einfach immer spannend aussehen.“, ist Caro überzeugt und blättert sichtlich begeistert durch ihre acht Bilder. Die schauen auch tatsächlich vielversprechend aus! Und als wir zwei Stunden später unsere gesammelten Werke auf dem Gras auflegen, um ein „Gruppenbild“ zu machen, muss selbst ich zugeben: Nicht schlecht. Auch wenn von meinen acht Bildern nur vier übrig geblieben sind, die nicht komplett schwarz, zu dunkel und völlig verwackelt waren… Die pinne ich mir vermutlich zuhause an die Wand: Als Erinnerung an ein paar Momente in Wien!

Caro & ich - ein Gruppenfoto. Foto: Gilbert

Caro & ich – ein Gruppenfoto. Foto: Gilbert

Die Ergebnisse, teilweise noch nicht voll entfaltet. Foto: Doris

Die Ergebnisse, teilweise noch nicht voll entfaltet.

 

Infos: Die PolaWalk Fototour wird prinzipiell auf englisch angeboten. Sollten alle Teilnehmer deutsch sprechen, wird sie auf deutsch durchgeführt. Teil nehmen bis zu sechs Personen exkl. Führer. Sie dauert ca. zwei Stunden (30 min. Einführung, 90 min. Tour), kostet 49 Euro (inkl. Polaroidkamera, Film im Wert von 20 Euro und die Bilder kann man sich natürlich auch behalten). Wer als Begleitperson ohne Kamera mit möchte oder selbst eine Polaroid hat, für den kostet die Tour 29 Euro (ohne Film).

Bei Schlechtwetter findet die Tour indoor bei Madame Tussauds in Wien statt. Weitere Infos und Buchungs-Möglichkeit gibts unter Polawalk.

Offenlegung: Danke an PolaWalk für die Einladung zur Tour!