“Schau mal, das passt jetzt für dich!” – leicht zynisch klingt sie, die Stimme meines Kollegen Florian, als er auf das Schild über dem Restauranteingang zeigt. Ristorante Pech heißt uns da nämlich willkommen. Ich verziehe meine Mundwinkel etwas nach oben und versuche zu lächeln. Gelingt mir wohl in dem Moment nur mäßig. Schließlich habe ich die Stunden seit meiner Ankunft in der Stadt Ajaccio auf Korsika für meinen Geschmack schon etwas zu häufig Bekanntschaft mit Pech gehabt.

„WiFi haben Sie doch?“, war wie üblich eine meiner ersten Frage im idyllisch gelegenen Fünf-Sterne-Hotel. Schließlich bin ich nicht nur zum Vergnügen hier, sondern wegen meiner Arbeit. “Naturelement” war die zufriedenstellende Antwort an der Rezeption. Zu früh gefreut, das Ergebnis war dummerweise nämlich weniger zufriedenstellend. Was per Smartphone einigermaßen gut klappte (in der richtigen Position, im richtigen Zimmereck), passte am Computer gar nicht. Keine Verbindung. Null.

Nach einigen Versuchen, damit Computer und WiFi doch noch miteinander kommunizieren, gab ich w.o. und wandte mich an höhere Stellen. Oder versuchte es zumindest. Denn das Zimmertelefon war leider ebenfalls tot. (Genauso wie übrigens der Fön, wie ich abends feststellte. Doch den brauche ich ja gottseidank im heißen Korsika selten.) Also nahm ich fluchend das Notebook unter den Arm und ging die drei Stockwerke hinunter zur Rezeption. Dort umschwirrten mich sofort vier geschäftige Rezeptionisten, ein Techniker, ein per “Telefonjoker” zugeschalteter IT-Experte und noch ein paar hilfsbereite Menschen – allein drei Stunden (und einige weggeworfene Nerven) später kam ein: “Nous sommes desolés.”, der Computer wäre vermutlich kaputt. Oder eines der seltenen Geräte, die schlicht und einfach nicht mit dem korsischen WiFi verbunden werden wollten – die Fälle gab es nämlich auch schon einmal. Aha…

Das Meer ist auf Korsika überall. Foto: Doris

Kein Internet, dafür so ein Anblick… das war Realität auf Korsika. Wofür würdet ihr euch entscheiden?

Und nach diesem alles andere als entspannten (ganz zu schweigen von einem entspannenden) Nachmittag landen wir jetzt auch noch im Restaurant “Pech”. Ich lache auf und gewöhne mich recht schnell an den schwarzen Humor meines Kollegen. Dass ich den in den nächsten Tagen öfters erleben werde (nicht nur auf meine Kosten), weiß ich ja an diesem ersten Abend auf Korsika noch nicht.

Offline zu sein (und dem Arbeitsberg beim Wachsen zuzuschauen) war nämlich bei weitem nicht das einzige Übel. An einem Tag streckte die – durchaus robusten – Kollegen eine Magenvergiftung nieder. Am Nächsten verlor einer von ihnen seinen Rucksack: Mit Pass, Haustürschlüssel, Buch, Kalender, Kamera und Objektiv – und natürlich mit den Aufzeichnungen und Bildern der letzten Tage. Und am letzten Tag nahm unser Guide Stéphane einen falschen Koffer mit zum Flughafen.

Ich würde Korsika nochmal auf die Reiseliste nehmen. Foto: Doris

Ich würde Korsika nochmals auf die Reiseliste nehmen.

Und mein Internet? Nach eineinhalb Tagen erfolglosem Hin und Her habe ich mir ein tragbares WLAN zum Einwählen gekauft, nur um dann festzustellen, dass mir dafür weder Username noch Passwort verraten wurden. Es war Samstag, 23 Uhr als ich das gemerkt habe – sonntags ist auf Korsika alles geschlossen. Wie gut, dass wir am nächsten Tag in ein anderes Hotel übersiedelt sind: Dessen Internet hat meinen Computer etwas näher “ran gelassen” – zumindest in der Eingangshalle. Wie viele Nachtschwärmer ich wohl damit erschreckt habe, dort mitten in der Nacht entnervt im Bademantel herumzulaufen und das Notebook mal in die eine Ecke zu halten, mal in die nächste?

Fotogen ist sie, die korsische Natur. Foto: Doris

Fotogen ist sie, die korsische Natur.

„Tja, manchmal ist eine Reise wie verhext. […] Wichtig ist trotzdem die Lust am Reisen nicht zu verlieren.“,  postet eine Kollegin aus Kambodscha auf Facebook, und ich merke: Ich bin zurzeit wohl nicht die einzige Pechmarie. Wie auch immer man es dreht, wendet und benennt, man müsste sich schon schwer anstrengen, Korsika nicht zu genießen. Der Ausblick auf das sich rot färbende Meer, die Schiffe, die ruhig im Hafen schaukeln, die kurvenreichen Straßen zwischen dem üppigen Grün schaffen es immer wieder, mich die Wutausbrüche oder tränenreichen Momente dazwischen vergessen zu lassen. Die vielen korsischen Spezialitäten auf dem Teller und im Glas erfrischender Wein aus der Region schaden natürlich auch nicht.

Charaktergesichter und Leute, von denen man die Augen nicht abwenden kann, das ist Korsika. Foto: Doris

Charaktergesichter und Leute, von denen man die Augen nicht abwenden kann, das ist Korsika.

Und dann sind ja da noch die Korsen selbst, diese stolzen Persönlichkeiten und ausdrucksstarken Figuren, die jedem italienisch-französischen Film entstiegen sein könnten und ausladend gestikulierend den Stolz auf ihre Heimat nicht verbergen wollen oder gar können. In diese haben sich schon so manche Fremde verliebt – wie die Österreicherin Waltraud oder die Deutsche Jeannette zum Beispiel, die wir auf der Insel kennen lernen. Was macht es bei deren Herzlichkeit, deren Coolness, deren entspannter Gelassenheit, die so typisch für Insulaner ist, dass im Winter täglich zwei Stunden lang der Strom ausfällt? Oder dass ich mich in den fünf Tagen ziemlich verbiegen muss, um überhaupt einmal online zu gehen?

Ich habe mich verliebt ;-) Eines der bekanntesten Fotomotive Korsikas, das Herz. Foto: Doris

Ich habe mich verliebt – eines der bekanntesten Fotomotive Korsikas, das Herz.

Einer meiner Lieblingspodcaster, der Amateur Traveler, fragt seine Gäste zum Abschluss immer: In welcher Situation würdest du sagen “nur in…”? Nirgendwo fällt mir die Antwort so einfach wie auf Korsika: Nur in=auf Korsika … hatte ich so viel Pech und – trotzdem oder vielleicht gerade deswegen – so viel gelacht. Möchte ich wieder hin? Of co(u)rse!

Gelacht haben wir auf dieser Reise viel - trotz oder wegen der Pannen. Aber sicher nicht nur wegen Asterix. Foto: Christel

Gelacht haben wir auf dieser Reise viel – trotz oder wegen der Pannen. Aber sicher nicht nur wegen Asterix. Foto: Christel

P.S.: Achja, der Kollege mit seinem verschwunden geglaubten Rucksack hat heute übrigens ein Mail geschrieben: Er wurde angerufen, sein Hab und Gut wurde gefunden und wird sofort nach Österreich nachgeschickt. So ist das, auf Korsika!

 

Offenlegung: Danke an Atout France, Tourismusverband Corsika, NIKI Luftfahrt, Air Corsica & Accor-Hotels für die Einladung zur Pressereise. Die Meinungen und Ansichten in der Geschichte bleiben wie immer meine eigenen.