Sieht gemütlich aus, der Kaffeeklatsch: Auf zwei Gartenstühlen sitzen sie, die zwei Frauen, die Zigarette in der Hand und wegen der frostigen Herbsttemperaturen in mehrere Schichten eingepackt. Auf der anderen Seite sind zwei Hipster mit einer Runde Tischfußball genauso beschäftigt wie der eine, der hier sein hoffentlich noch warmes Mittagessen mehr in sich hinein schaufelt als genießt.

Irgendwie beschleicht mich aber das dumpfe Gefühl, als Schaulustige mit Kamera bewaffnet zu stören, in diesem grünen Alltagsidyll mitten in der Stadt, umringt von Pflanzenstauden, Kräutern und Blumengewirr, von etwas angegriffenen Gemüsebeeten und Erdsäcken. Doch er darf auf keiner Tour durchs nachhaltige Berlin fehlen, der Prinzessinnengarten*.

Das hat sich wohl auch unser Guide Katharina gedacht, die uns im Rahmen einer Pressereise durch Kreuzberg, über den Morizplatz und die Oranienstraße führt. Gemeinsam mit der GoArt-Chefin Miriam Bers hat sie die „Green Design Tours“ initiiert, um „Berlins kreative, ökologische, faire, eben nachhaltige Lifestyle-Seiten erlebbar zu machen.“, wie es auf der Website heißt.

„Was, stehen wir jetzt schon im Stadtführer?“, freut sich Christoph, einer der Gründer des Co-Workings-Spaces betahaus, als wir ihm zufällig vor der Haustür begegnen. Was wie ein Café aussieht, lädt Kreative zum stunden-/tage-/monatsweisen Arbeiten an neuen – nachhaltigen (?) – Projekten ein. Hinten gibt es außerdem eine Werkstatt und natürlich „richtige Büros“.

Teil der Tour ist auch eine Fahrt zu einer besonders riesigen grünen Seite Berlins: Zum Gelände des ehemaligen Flughafens Berlin-Tempelhof, wo mittlerweile der größte Park der Stadt zum Erskaten, Erlaufen, Erradeln, Ergärtnern oder anderem Erleben einlädt.

Und sonst? Ein paar Ökoläden, ein „grünes“ Papiergeschäft, ein Eckladen für Bio-Küche… wirklich spannende Projekte zeigt der rund dreistündige Spaziergang kaum. Ob es daran liegt, dass in Berlin alles weiter verstreut ist und die Wege zu lang für eine zeitlich befristete Tour sind? Oder vielleicht wären wir mit einer „Creative sustainability tour“ von ID22 besser beraten gewesen? Oder waren wir schlicht und einfach zur falschen Zeit am falschen Ort? Ich fand es jedenfalls schade, hat doch die deutsche Bundeshauptstadt, die sich mit Extremen wie „grünste, Auto freiste Stadt, Radfahrparadies“ nur so überschlägt, garantiert mehr zu bieten. Das verspricht zumindest die 15-seitige (!) Information, die uns visitBerlin mitgegeben hat.

Einen Apfelstrudel in Deutschlands erstem klimaneutralen Restaurant kosten, in einem der 30 individuell von KünstlerInnen gestalteten Zimmer des ersten Bio-Hotels der Stadt übernachten, das Kultur- und Sozialzentrum ufaFabrik besuchen, dessen Energie aus Blockheizkraftwerken gewonnen wird, mit einem Solar-Hausboot die Wasserwege entlang schippern: Berlin sieht mich jedenfalls (nicht nur deshalb) wieder! Vielleicht schon um den 17./ 18. November zur „ersten Verbrauchermesse rund um den nachhaltigen Genuss, Konsum und energieeffizienten Technik“, dem 5. Berliner Heldenmarkt im Postbahnhof.

*Seit 2009 belebt das mehrfach ausgezeichnete Ökolandbau- und Community-Projekt Prinzessinnengarten die Nachbarschaft des prekären Viertels Kreuzberg und zeigt, wie die Städte der Zukunft gestaltet und wie Menschen integriert werden können.

 

Eingeladen von Deutsche Zentrale für Tourismus in Kooperation mit Tourismus Marketing Brandenburg, Fly Niki und visitBerlin durfte ich einige Tage in Brandenburg und Berlin verbringen. Herzlichen Dank dafür! Die Meinungen und Ansichten in dieser Geschichte bleiben meine Eigenen. 

Nähere Infos zum Reisen in Berlin findet ihr hier: visitBerlin