“Und wo bleibt die Haselnuss?” Mit einer meditativen Gedankenreise hin zu Mammuts, Büffel und zu zugefrorenen Eisdecken wollte uns unser Tourguide von den Spreescouts die Eiszeit und somit die Entstehungszeit des Spreewalds näher bringen. Und dann diese Frage.

Nein, dass unsere Gruppe – ein paar erwachsene JournalistInnen aus Österreich – bei Eiszeit sofort an den Film “Ice Age“ denken muss, das hat unser Guide wohl nicht erwartet. Er könnte sich aber schon einmal daran gewöhnen, zeigen die Spreescouts doch vor allem Kindern und Jugendlichen die “Schatzkammer Spreewald”, machen Exkursionen zu Blockhäusern und Radtouren mit Kochkursen. Nachhaltige Aktiv-Führungen und Touren, die in Zusammenarbeit mit dem Spa Hotel “Zur Bleiche” auch für TouristInnen verstärkt angeboten werden sollen.

Eine davon durften wir gestern schon mit unserem Spreescout erleben: “Colonisten für den König” lautet der klingende Name einer Radtour, die uns von Burg, dem flächenmäßig größten (und sicher weit verstreutesten) Ort Deutschlands, durch das UNESCO Biosphärenreservat Spreewald geführt hat. Ja, jeder kennt den “alten Fritz”, spricht liebevoll von ihm wie von einem Kindheitsfreund. Er ist einfach omnipräsent, der Preußenkönig Friedrich der Große, der “Ausländer” aus dem Nachbarland Sachsen und anderen Regionen im Spreewald angesiedelt hat. Land, Steuerfreiheit, Geld… er musste wohl einiges versprechen, um ihnen das ursprüngliche Sumpfland schmackhaft zu machen.

Wie viel Arbeit dahinter gesteckt haben muss (und wohl noch immer steckt), die so genannte “Obst- und Gemüsekammer Berlins” zu bewirtschaften, das können wir nur erahnen. So radeln wir auf “Mina”, “Kito” und Co – unsere schicken blau-grauen ROTOR-Räder aus Leipzig tragen typische alte Namen des hier ansässigen westslawischen Volksstammes der Sorben – vorbei an üppigen Apfelbäumen, feuchten Wiesen ohne Umzäunung, kleinen Beeten mitten in großen Feldern und schmucken Blockhäusern. Nur das Rauschen der Erlen und das Plätschern des Wassers in den Fließen, wie die Nebenflüsse der Spree genannt werden, durchbrechen die Stille.

“Ideal für Burnout-Kandidaten, hier lenkt nichts ab.”, treffender als meine Kollegin könnte ich es nicht ausdrücken. Ja, hier könnten wir uns so richtig entspannen, in dieser schön aufgeräumten, sauberen, weitläufigen Landschaft, wo selbst in noblen Hotels Wi-Fi ein Fremdwort ist. Könnten – wäre da nicht der Faktor Zeit. Denn wir möchten einiges unterbringen auf unserer Reise. Dementsprechend kurz fallen auch die zahlreichen Stopps auf der Radtour aus: Streuobstwiesen, das ehemalige Bleichhaus und jetzige Spa Hotel, in dem Hemden für die Armee weiß gemacht wurden oder ein typisches Stallhaus, wo sowohl Tiere als auch Menschen zusammen gewohnt haben und das von einem sächsischen Paar renoviert wurde – Geschichten von Friedrichs Wirken werden im Schnelldurchlauf erledigt.

“Ab in die Kiste”, dass der Ausdruck genauso wie “den Löffel abgeben” aus dieser Zeit stammt, lernen wir erst später beim Besuch des Freilandmuseums Lehde. Da können wir nämlich in ein solches Stallhaus und andere ursprüngliche Gebäude hinein, die von überall in Brandenburg abgetragen und hierher nach Lübbenau in den Spreewald gebracht wurden. Wir erfahren, dass in einem Bett alle Generationen Platz hatten – und in einer ausziehbaren Kiste die Jüngsten schliefen. Und dass aus einer Schüssel gegessen und der Löffel weitergereicht, eben abgegeben wurde.

Nein, dass wir nicht genug Neues und Wissenswertes erfahren hätten, das können wir von unserem ersten Tag im Spreewald nicht sagen. Und auch unser Spreescout Guide feiert eine doppelte Feuertaufe: Für den gebürtigen Hessen, der – wie die meisten Guides des jungen Unternehmens – in Berlin wohnt, war es nicht nur die erste Radtour, auch die heutige Paddeltour ist für ihn neu. Genauso wie für uns “Ösis”: Auf Zweier- und Dreierteams aufgeteilt rudern wir einige Stunden in Kanus mit Namen wie „Tschummi“ oder „Bluschnitza“ über die Spree und in die Seitenarme.

Es ist ganz anders als das Erlebnis, das wir gestern bei einer gemeinsamen Fahrt mit einem Kahn hatten. Während am Vortag ein Kahnführer für uns die Arbeit erledigt hat, heißt es jetzt für jeden Einzelnen: Gegen die Strömung steuern, darauf achten, weder links noch rechts gegen das Ufer zu stoßen, teilweise im dichten Gras und Schilf paddeln, durch Schleusen durchfahren und den anderen Booten sowie Kähnen ausweichen. Im Schweiße meines Angesichts und die Jammerlaute meines Kollegen im Ohr, der wieder einmal die schnelle Strömung verflucht, fällt es mir ganz schön schwer, das Hier und Jetzt zu genießen. Dabei wäre es so romantisch, durch die Ortsteile von Burg zu gleiten und an Häusern vorbeizuströmen, die teilweise nur mit Boot erreichbar sind. Ja, solche Gebiete gibt es tatsächlich noch, in Lehde nämlich, wo dann auch die Post auf dem Flussweg verteilt wird.

“Einfach immer dem Wasser nach!” empfiehlt einer der vielen Kahnfahrer, als wir uns mit den Kanus verirren und nach der Richtung fragen. Ein echt heißer Tipp bei den 6.700 Kilometer Wasserstraßen und 3.500 Seen, die es in Brandenburg gibt! Dem könnten wir sogar morgen folgen, wenn wir es weitergeht nach Berlin. Mitten in einem Binnendelta der Spree gelegen, kann man von Burg direkt in die Bundeshauptstadt paddeln. Drei bis vier Tage dauert das “Vergnügen”, für das uns aber leider die nötige Schulterstärke Zeit fehlt. Also geht es mit dem Bus vom ländlich-stillen Brandenburg ins hippe Berlin, das auch mit dem Zug nur eine Stunde von hier entfernt liegt. Dann hätten wir alles: Stadt – Land – Fluss.

Eingeladen von Deutsche Zentrale für Tourismus in Kooperation mit Tourismus Marketing Brandenburg, Fly Niki und visitBerlin durfte ich einige Tage in Brandenburg und Berlin verbringen. Herzlichen Dank dafür. Die Meinungen und Ansichten in dieser Geschichte bleiben meine Eigenen. 

Nähere Informationen zum Reisen in Brandenburg findet ihr hier: Tourismus Marketing Brandenburg