Es ist so eine Sache mit dem Montag – wer mag ihn, den ersten Arbeitstag nach einem ach so herrlichen, aber ach so kurzen Wochenende? Und auf Reisen: Wie oft mir da passiert ist, dass ich am Montag vor verschlossenen Türen gestanden bin, daran möchte ich nicht mal denken! Museen, Ausstellungen, Galerien – Montag ist für die meisten Ruhetag.  Schmerzhaft habe ich das wieder festgestellt, als ich diesen Montag in Porto war. Endlich Freizeit nach einem wirklich intensiven Konferenzwochenende mit anderen Reisebloggern! Endlich Zeit, den Papierworkshop zu besuchen, den mir meine Freundin schmackhaft gemacht hat, oder das Castelo Santa Maria da Feira von Innen anzusehen? Nein, natürlich nicht, es war ja schließlich Montag!

Aber wisst ihr was: Diesmal habe ich den Montag geliebt, dann ist nämlich Markttag in des Portuensers liebstem Badeort, in Espinho. Nur 35 Minuten mit der Bahn von Porto entfernt warten dort breite Strände mit hellem Sand auf Sonnenhungrige und SurferInnen. Dass diese im Sommer übervoll sind, das brauche ich nicht extra zu erwähnen. Vor allem, weil es abgesehen davon und einem von drei Casinos in Land recht wenig zu tun gibt im portugiesischen New York, das nur deshalb so heißt, weil die Straßennamen aus Nummern bestehen. Wenig zu tun? Stimmt, es sei denn, es ist Montag!

„Kommt, kommt, nur hier und jetzt alles um einen Euro!“, „Rote, große Tomaten wie nie gesehen!“ – ach, ich liebe Märkte! Wenn überall Menschen herum wuseln, Kostproben angeboten werden, hier sich noch jemand durchdrängt, da sich jemand vorbei schlängelt, und ich kaum weiß, wohin ich schauen soll vor lauter Angebot! Genauso ein Markt findet jeden Montag – es sei denn, es ist Feiertag, dann ist er dienstags – in Espinho statt. Was normalerweise in Boutiquen oder Geschäften verkauft wird, das sucht man montags besser auf dem Markt. Da schließen Shops sogar ihre Verkaufslokale und verlagern eben diese auf die Straßen des Ortes. Holz, Obst, Gemüse, süße und salzige Leckereien, Kleidung, Hüte, Lampen, Blumen, natürlich Fisch und Meerestiere – ich kann an nichts denken, was ich nicht gesehen habe.

Gemüse zu Gemüse, Obst zu Obst. Was anfangs noch sehr nach Sachgebiet geordnet ist, löst sich in Chaos auf, je tiefer man in den Markt vordringt. Das Highlight für die Portugiesen, die in wirtschaftlich knappen Zeiten wie diesen noch mehr auf ihr Geld schauen müssen, befindet sich am Ende: Dort, wo die Zigeuner ihre Ware anbieten – um fünfzig Cent die zwei T-Shirts, um einen Euro der Schuh. Reinste Markenware, versteht sich…

Ein paar Stunden später habe ich dann aber genug. Vom Geschrei. Vom Gezerre. Vom Markt. Der beginnt sich gegen 16.00 Uhr ohnehin aufzulösen. Also heißt es, den Rest von Espinho zu erkunden. Und ich habe dem Edelort fast ein bisschen unrecht getan, denn es gibt – neben dem wirklich herrlichen, aber zu Sommerende noch immer überfüllten – Strand doch ein paar Dinge zu sehen, ideal nach einem Markttag wie diesem.

Zum Beispiel eines von zur Zeit drei (!) vegetarischen Lokalen in Espinho: Das Grao de Soja wurde vor fünf Jahren gegründet, weil die Inhaberin aus gesundheitlichen Gründen im fleischlastigen Portugal genau darauf verzichten musste und das Essen der Konkurrenz nicht mochte. Mittlerweile hat sich das Imbisslokal, das mittags Menüküche und Take-Away anbietet, etabliert – auch wenn die Wirtschaftskrise natürlich nicht spurlos vorbei geht. Geöffnet normalerweise nur von 12.00 bis 15.00 hatten wir Glück, auch um 16.00 einige „Reste“ zu bekommen.

Oder die Casa Alves Ribeiro, ein Greisslergeschäft, wie man es – laut meiner portugiesischen Freundin – sonst nirgendwo mehr sehen kann. Es gibt alles, oder besser gesagt: Alles, was schmeckt. Kaffee, Portwein, Snacks…  Allein der Geruch nach frisch gemahlenem Kaffee ist einen Abstecher wert – und keine Sorge, in Espinho ist alles gut zu Fuß erreichbar.

Zum Schluss gingen wir doch am Strand spazieren, dessen Promenade mit Shops und Restaurants zum Konsumieren einlädt. Das taten wir dann auch: Im Café Esquimó, wo selbst meine sparsame Freundin aus Porto ihre Prinzipien über Bord wirft. Bei einer Kostprobe des Portwein-Eises gemischt mit ihren Lieblingssorten Kaffee und Banane schmelzen die Schmerzen ob der vier Euro für drei Kugeln buchstäblich dahin. Bei mir sowieso. Außerdem haben wir zuvor gespart – beim Markttag in Espinho.