Nach Hospital da Cruz vor Ligonde bewegt mich ein steinernes Wegkreuz aus dem 17. Jahrhundert. Auf einer Seite Maria mit dem Kind, wie in einem Ei dargestellt und auf der anderen Seite Christus am Kreuz. Ein ähnliches Kreuz sehen wir in Santiago. Auf dem Weg aus der Stadt Melinde finden wir einen schönen Rastplatz neben einer Kirche auf einer Bank. Wir genießen einen besonders guten Ziegenkäse mit Apfel, Brot und einem guten Vino tinto. Einfach und himmlisch!

Kurz vor dem Ziel überqueren wir den Monte do Gozo mit dem überdimensionalen Papstdenkmal. Es erinnert an den Besuch von Papst Paul 1993 – und an pompöse Denkmäler aus anderen Zeiten. Damit kann ich nicht viel anfangen. Es beginnt zu regnen und ich empfinde das als die Reinigung, der sich die Pilger aus dem Mittelalter vor dem Erreichen des Ziels unterzogen haben.

Wir nähern uns Santiago. Ich realisiere das noch nicht. Auch bei der Ankunft kommt die immer wieder beschriebene Euphorie bei mir nicht auf. Es regnet immer noch und beim Erreichen der Altstadt tun mir die Füsse weh, ich bin müde. Der Anblick der Kathedrale beeindruckt mich durch die ungewöhliche Vermoosung der Fassade, die gelben Flechten auf der Vorderfront und das blühende Unkraut, das überall auf ihr wächst. Ein Dudelsackspieler steht stimmungsvoll unter einem Torbogen und diese Musik geleitet uns auf den großen Platz vor der Kathedrale. Nachdem wir unser Quartier bezogen haben, gehen wir mit frischer Kleidung und ohne Rucksack in die prunkvolle Kathedrale. Vor einem kleinen Nebenaltar beginnt ein gebrechlicher Priester gerade eine Messe zu lesen. Es sind nur einheimische Frauen und wenige Pilger da. Am Altar zieht eine kleine weiße Marienfigur mit einem goldenen Heiligenschein meine Blicke und meine Empfindungen auf sich. Wie schön, so ruhig und intim in Santiago begrüßt zu werden. Ich beginne anzukommen. Im Hintergrund die hörbare Unruhe durch viele Touristen und murmelnde Fremdenführer.