Richard (Wagner), Erich (Kästner), August (der Starke)… ich lasse sie alle links liegen. Für Louise. Denn während die meisten TouristInnen in Dresden zumindest untertags vor allem die barocke Altstadt mit Semper Oper, Zwinger und Frauenkirche lieben und nur abends der Kneipen wegen in die Neustadt ziehen, habe ich mein Herz längst an eine Straße auf jener Elbeseite verschenkt. Und ich bin ihr 24 Stunden treu: Denn auf der und rund um die Louisenstraße im sogenannten “Szeneviertel” (blöder Name, wirklich!) Neustadt ist alles zu finden, was ich mag. Getestet und für gut befunden sind folgende Plätze:

Schon auf dem Weg vom Albertplatz zur Louisenstraße liegt die Bäckerei Der Graf, in der es angeblich die besten Kuchen gibt – handgemacht, versteht sich. Die paar Fußminuten zu Louise machen sich mit einer typisch Dresdner Eierschecke (um 1,05 Euro) in der Hand übrigens auch gleich noch einmal so gut.

Der Graf: Königliches Vergnügen für Feinschmecker. Foto: Doris

Sapori D’Italia

Gute Pizzen lassen sich im Sapori D’Italia genießen – das befindet sich an der Ecke Louisen-/Rotheburger Straße. Was aussieht wie ein Feinkostladen kocht Pizza und Pasta, dass es den DresdnerInnen ein Vergnügen ist. Dementsprechend gern gehen sie hin – und so ab 19/20 Uhr sind alle drei Tische sowie der Barbereich am Rand besetzt. Da kann es auch vorkommen, dass man sich den Tisch mit Fremden teilen darf. Tipp: Um 18.00/18.30 hingehen, da hat man meist Glück (so wie wir) und ergattert einen Platz.

Sapori D´Italia: Schaut von außen unscheinbar aus, die Pizze sind aber alles andere als unscheinbar. Foto: Doris

Dürüm Haus

An diesem Eck ist auch der beste Türke der Stadt: Mehrfach ausgezeichnet tischen die Jungs und Mädels vom Dürüm Haus mächtige Portionen auf. Bitte einen Blick nach oben in den ersten Stock werfen: Dort hat mich ein, leider abgesperrter, türkischer Salon fasziniert.

Mahlzeit im Dürüm-Haus. Foto: Doris

Teegadrom

Besonders im Winter eine kuschelige Zufluchtsstätte, aus der man sich auch nicht vom griesgrämigen Ausdruck des Besitzers vertreiben lassen sollte. Alle, die durchhalten, können sich mit einem der selbst zusammengestellten großartigen Tees (zum Beispiel Rote Clara, benannt nach der – nicht mehr vorhandenen – Katze, die einst im Laden ihre Heimat hatte) belohnen.

Teetrinken, Schokolade essen und plaudern - im Teegodrom möglich. Foto: Doris

Nordbad

Das “kleinste Bad” Dresdens ist vielleicht fürs Schwimmen weniger geeignet: Das Wasser geht dir die ersten Meter nur bis zur Brust und dann maximal bis zum Hals. Aber die Sauna ist angeblich einer der “In-Treffpunkte” der Dresdner. Besonderes Schmankerl: Man kann dabei aufs Dach gehen und einen Blick auf Louise werfen. Es ist – so heißt es – auch eine gute Station, um seine NachbarInnen (überraschend) zu treffen oder seine Flirtpraxis zu üben, denn das wird im Nordbad nur all zu gerne getan.

Im Hof vom Nordbad. Foto: Doris

Raskolnikoff

Wer schon nicht im Nordbad schwimmen möchte, der sollte zumindest den Durchgang zur Böhmischen Straße benutzen, um einen Abstecher ins Raskolnikoff zu machen. Das „originellste“ Restaurant- und Galerie-Haus Dresdens ist nicht nur wegen der Optik anziehend, das Konzept (Bio-Küche, wenn leistbar, die BesitzerInnen verwenden keine Autos…) ist auch so sehr ansprechend! Im Raskolnikoff kann man übrigens auch schlafen: Es stehen kleine Zimmer – „keine Schlaf, sondern Lebezimmer“, so heißt es auf der Website – bereit, die sehr gut gebucht sind! Dort gibt es übrigens in einem Separee das einzige Raucherfrühstück Dresdens. Warum ich das weiß? Ich bin mit einem Raucher durch die Neustadt geschlendert…

Pop Up Store Lou 61

Leider schon Geschichte ist der Pop Up Store Lou 61, denn der war nur bis neunten März, also einen Monat lang, Gast in der Louisenstraße. Aber dass es hier, nur hier, diesen Shop geben konnte, zeigt schon den Charakter der Straße. Und was danach in der Louisenstraße 61 entstanden ist, das könnt ihr mir ja berichten.

Leider schon vorbei, der Pop Up Store Lou 61. Foto: Doris

Lebensmittel Bui

Gekommen, um zu bleiben ist hingegen der Vietnamese Bui, dessen Lebensmittel-Kleinstladen alles zu bieten hat, was der Neustädter haben möchte und braucht. Er ist zwar kein Spät-Laden (diese Dresdner Spezialität, in der man des Nächtens auch noch Alkohol einkaufen kann), aber dennoch erwähnenswert!

Jedes Treppenhaus sah/ sieht anders aus. Foto: Doris

Treppenhäuser aus der Gründerzeit

Auch wenn es die Dresdner Altstadt anders vermuten ließe, gibt es richtig alte Gebäude aus der Gründerzeit nur in der Neustadt. Dort wurden einige bemalte Treppenhäuser der Zeit zwischen 1850 und 1890 wieder saniert. Ein Grund, einen Blick hinein zu werfen (wenn man kann, anläuten – vielleicht klappt’s!): Zum Beispiel in die Louisenstraße 67. Und natürlich muss man bei einem Rundgang durch die Gegend auch in die Kunsthofpassage gehen, eine der bekanntesten Kultureinrichtungen Dresdens. Zwischen Alaunstraße und Görlitzer Straße wurden die Höfe kreativ ausgemalt und zu einer Passage verbunden, in der man Stunden mit dem Schmökern durch die zahlreichen Läden, Galerien und Lokale verbringen kann.

Kunsthofpassage - jeder Hof hat ein anderes Thema. Foto: Doris

Sukuma

Knapp vor Schluss steht in der Louisenstraße auch das Büro und der Vereinsraum von Sukuma, einem Verein, der sich nachhaltigem Konsum verschrieben hat, aber davon erzähle ich euch ein anderes Mal. Der verdient nämlich mehr als nur ein paar Zeilen.

Nein, die Klingel ist nicht defekt. Sukuma Vereinshaus. Foto: Doris

Café Oosteinde

Irgendwann geht ja alles zu Ende – so auch die Louisenstraße. Doch das Gute geht weiter, denn am Ende der Louisenstraße (und eigentlich auch schon auf der Prießnitzstraße, aber sehen wir das mal nicht so eng) ist das Café Oosteinde, wo der „Homo Neustadtienses“ (O-Ton eines eben solchen) seine Sommerabende und Wochenendmorgen verbringt.

Die Prießnitz, der klarste Bach - gleich in der Neustadt. Foto: Doris

Und wenn man da die Stiegen hinunter geht, dann kommt man auch zum angeblich “klarsten Bach” Dresdens, der Prießnitz, in der man sogar schwimmen kann. Das habe ich jetzt der Temperaturen wegen nicht ausprobiert. Würde es wohl auch nicht in der Stadt tun, sondern es den DresdnerInnen gleich machen und dafür lieber etwas weiter den 25 Kilometer Bach entlang in die Dresdner Heide gehen.

Ach, Louise, schön war’s bei dir! Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder, meine Liebe…

 

Updates aus der Neustadt erfährt man übrigens am besten auf dem Blog Neustadt Geflüster.

Offenlegung: Der Aufenthalt in Dresden wurde durch die Dresden Marketing GmbH ermöglicht. Danke dafür! Meinungen und Ansichten bleiben wie immer meine eigenen.