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Kategorie: Living.

Vom Samen bis zur Ernte: Erste Schritte

Das richtige Saatgut Wer hat noch nie darüber nachgedacht sein eigenes Gemüse anzubauen? Man kann zwar immer beginnen seine ersten Versuche zu starten, aber keine Jahreszeit ist dafür besser geeignet…

Das richtige Saatgut

Wer hat noch nie darüber nachgedacht sein eigenes Gemüse anzubauen? Man kann zwar immer beginnen seine ersten Versuche zu starten, aber keine Jahreszeit ist dafür besser geeignet als der Winter. Denn im Winter hast du Zeit, dir die wichtigsten Fragen zu stellen und dich auf deine ersten Versuche vorzubereiten.

Eigentlich brauchst du für den Anfang nur ein paar Samen von der Pflanze deiner Wahl, etwas Erde und ein Gefäß in dem du beides aufbewahren kannst. Wenn du dir aber vorher schon ein paar Gedanken um die Bedürfnisse deiner Pflanzen machst, kannst du dir viel Ärger ersparen, die Gesundheit deiner Pflanzen verbessern und ein schöneres Gewächs mit höherem und besserem Ertrag erhalten.

Mit welcher Pflanze willst du beginnen? Wahrscheinlich gibt es Obst oder Gemüse, das du besonders gerne hast. Mit diesem könntest du beginnen. Falls du Angst hast dich zu übernehmen, gibt es auch leicht zu pflegende Arten. Schnittlauch, Kresse, Radischen, Kartoffeln, Paprika, Tomaten, Salat und Erdbeeren sind in unseren Breitengraden gute Kandidaten für einen ersten Versuch. Egal für welche Pflanzen du dich letztlich entscheidest, Hauptsache du machst den ersten Schritt! Es wird immer Probleme und Rückschläge geben, aber du wirst von Jahr zu Jahr besser werden.

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Bild: PublicDomainPictures / pixabay.com

Wenn du dich nicht nur auf eine Pflanzenart konzentrierst, wirst du früher deine ersten Erfolge verbuchen. Die besten Pflanzen sind immer die, mit denen du Freude hast. Ein Tipp von mir: Baue keine Sorten an, die du im Supermarkt kaufen kannst! Baue dir seltene Sorten an. Dein eigenes Gemüse sollte etwas Besonderes sein und die Massenware kannst du immer noch kaufen. Wieso solltest du diese also mit viel Fleiß selbst anbauen? Seltene Arten gibt es in vielen Farben und Formen, die Vielfalt ist unglaublich. Aber sie unterscheiden sich nicht nur äußerlich, sondern vor allem auch durch einen individuellen Geschmack. Es gibt lila Kartoffeln und grün abreifende Tomaten! Lass dir dieses Erlebnis nicht entgehen. Bringe ein wenig Abwechslung auf den Teller. Am Ende des Artikels findest du eine persönliche Empfehlung von mir zu Händlern aus Österreich, bei denen du Samen seltener Sorten erwerben kannst. Achte darauf, kein Saatgut mit der Aufschrift F1 zu erwerben, dabei handelt es sich um die Kreuzung zweier Arten, eine sogenannte Hybride. Ihr Ertrag kann zwar gut sein, doch dafür ist das Saatgut der Pflanze meistens unfruchtbar und du musst dir schon im nächsten Jahr neues kaufen. Dadurch kannst du auch kein Saatgut gewinnen, welches optimal an deinen Standort angepasst ist. Darauf werde ich in einem späteren Artikel noch zurückkommen.

Dokumentiere deine Erfahrungen mit den verschiedenen Arten und Sorten, fotografiere die Verpackung der Samen, die Pflanzen und Früchte. So kannst du Erfahrungen sammeln und in der Zukunft als Entscheidungshilfe verwenden. Gärtner dokumentieren leider viel zu selten ihre Arbeit und bereuen das oft. Wenn du Abkürzungen verwendest, notiere dir unbedingt deren Bedeutung.

Wenn du deine Wahl getroffen hast, kontrolliere nochmals ob du die Bedingungen der Pflanzen erfüllen kannst. Eine Pflanze, die viel Sonnenlicht und hohe Temperaturen braucht, wird auf der Schattenseite eines Hauses entweder gar keinen, oder nur sehr wenig und schlechten Ertrag liefern. Wichtig ist hierbei vor allem auf Sonnenlicht, Temperatur und Boden zu achten. Alle Faktoren außer dem mangelnden Sonnenlicht lassen sich bis zu einem gewissen Grad durch Tricks beeinflussen. So kann man zum Beispiel eine Pflanze, die Licht nicht gut verträgt, in den Schatten einer anderen Pflanze setzen.

Überlege, ob du eine Mischkultur betreiben willst. Unter einer Mischkultur versteht man das Setzen von zwei, oder mehr verschiedenen Arten auf dem selben Raum. Ein sehr bekanntes Beispiel dafür sind Zwiebeln und Karotten. Sie halten sich gegenseitig die schädlichen Fliegen fern und streiten sich nicht um Nährstoffe im Boden. Dadurch kannst du mehr auf weniger Raum anbauen, hast weniger Ärger mit Schädlingen, dein Gemüse lebt gesünder und liefert einen besseren Ertrag. Generell gilt: Pflanzen aus nahe verwandten Familien solltest du nicht zu dicht zusammen setzen. Sie brauchen meistens die selben Nährstoffe und werden von den selben Schädlingen und Krankheiten befallen. Unter diesem Link findest du Mischkulturtabellen. Sie zeigen dir, welche Pflanzen sich gut vertragen und welche du lieber nicht nebeneinander setzen solltest.

Den nächsten Artikel widme ich dem Platz der Pflanze. Topf, Hochbeet, Boden, oder Gewächshaus, was sind die Vor- und Nachteile und worauf du achten solltest.

In den Kommentaren kannst du gerne Fragen, Anmerkungen und Kritik hinterlassen. Gutes Gelingen und lass dich nicht pflanzen!

Links zu Saatgutquellen aus Österreich mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit:
Arche Noah
Ochsenherz Gärnterhof
Samen Maier

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Die nächsten sechs Wochen im Land mit B…

Ich kann nichts dafür, Indien ist schuld. Ich schwöre! Daran, dass ich gleich ein paar Wochen nach meiner Ankunft sofort wieder eine Reise geplant habe. Daran, dass ich mir erneut längere Zeit…

Ich kann nichts dafür, Indien ist schuld. Ich schwöre!

Daran, dass ich gleich ein paar Wochen nach meiner Ankunft sofort wieder eine Reise geplant habe. Daran, dass ich mir erneut längere Zeit – sprich sechs Wochen – zu Beginn des Jahres freigeschaufelt habe, um unterwegs sein zu können. Daran, dass mich die Reiselust wieder gepackt hat!

Aber nicht die Lust an „irgendeinem Reisen“, sondern am längeren Unterwegssein, am Eintauchen in eine Kultur, am freien Entscheiden je nach Gemütslage, wohin es weitergeht, am sogenannte „Zufälle“ auskosten und tief in mir drinnen wissen, dass es die gar nicht gibt. Am Finden von Freunden inmitten von Unbekannten, am Über-Bord-Werfen von Glaubenssätzen, am Eingehen von Risiken und auf meinen Hausverstand vertrauen… Kurz: Am Reisen, so wie ich es in Indien wieder für mich entdeckt habe – oder war es doch umgekehrt, und es hat mich wieder gefunden? Das ist wohl gar nicht wichtig.

Wichtiger ist: Ab dem 22. Januar bin ich in… BRASILIEN!

Endlich schaffe ich es, meine Freunde aus CouchSurfing-Zeiten in Sao Paulo, Rio de Janeiro (und vielleicht auch Recife) zu besuchen! Die Flüge waren überraschend günstig – und Karneval wollte ich – nach Rijeka im letzten Jahr – ohnehin wieder einmal in Südamerika verbringen.

Fragt mich bitte noch nicht nach meiner Reiseroute: Die wird sich ergeben genauso wie alles Andere – auch wenn von überall heiße Tipps auf mich einprasseln. Klar, dass die Liste der Must-Sees – wie üblich – mit jedem Gespräch und jeder gelesenen Zeile der Reiseführer länger wird, aber eines davon kann ich mir diesmal immerhin „ersparen“: Die Wasserfälle von Iguazu habe ich bei meinem achtmonatigen Südamerika-Aufenthalt bereits gesehen. Da kommt man nämlich leicht via Busshuttle von der argentinischen Seite auf die Brasilianische und erhält so einen ganz anderen Blick auf die grandiose Wasserpracht!

Ich bin jedenfalls schon ziemlich auf den Geschmack gekommen und voller Vorfreude – auf unglaubliche Naturspektakel in den Nationalparks, die Traum-Stadt Rio, Ausgehen in Sao Paulo, die Strände und Inseln – vor allem aber auf die Leichtigkeit des Seins, in dem die Brasilianer ja Könner sein sollen.

Also: Carpe diem … oder was auch immer das auf Portugiesisch heißen mag.

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Kokosöl – Tropisches Wundermittel

Die Hauptanbauländer von Kokosnüssen sind Indonesien, die Philippinen und Indien. Mittlerweile sind Kokosprodukte auch in unseren Breitengraden immer gefragter und die Auswahl wächst stetig. So ist es heutzutage einfach möglich,…

Die Hauptanbauländer von Kokosnüssen sind Indonesien, die Philippinen und Indien. Mittlerweile sind Kokosprodukte auch in unseren Breitengraden immer gefragter und die Auswahl wächst stetig. So ist es heutzutage einfach möglich, an hochwertiges und ökologisch korrektes Kokosöl zu gelangen, welches mit fairer Zusammenarbeit von bio-zertifizierten Kleinbauern produziert wird.

Kokosöl sowie Palmöl sind als Laurinöle stark in Verruf geraten. Für die stetig wachsende Nachfrage nach diesen Produkten, wurden Regenwaldflächen zur Anlage von Plantagen abgeholzt. In den letzten 40 Jahren fanden jedoch keine nennenswerten Vernichtungen von Primärwäldern für den Kokosölanbau mehr statt. Kokosnüsse können also durchaus einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten. Die Palmen lassen sich in diversen, ärmeren Ländern der Tropen einfach anbauen und ihre Produkte können vielseitig verwendet werden. Wenn die Kokosnüsse mit hochstämmigen Kokospalmen angebaut werden, kann der Boden darunter für den Anbau anderer Pflanzen genutzt werden. Eine vielseitige Nutzung der Fläche wird gewährleistet und eine Monokultur verhindert. Hier zwei Beispiele für eine sinnvolle Nutzung der Nüsse: Kokosnussfasern können als umwelt- und klimafreundliches Baumaterial eingesetzt werden. Sie haben eine gute Wärme- und Schalldämmeigenschaft. Außerdem können die Kokosnussfasern als Torfersatz eingesetzt werden. Im Gartenbau können gepresste Kokosnussfasern in gleicher Weise wie Naturtorf verwendet werden. Durch das Ersetzen des Torfs werden für den globalen Kohlenstoffspeicher wichtige Naturmoore erhalten.

Die frischen Kokosnüsse werden direkt nach der Ernte in einem speziellen, sehr schonenden Kaltpressverfahren verarbeitet. Zur Gewinnung von Bio-Kokosnussöl darf ausschließlich das Öl aus der ersten Pressung verwendet werden. Nur so kann der hohe Gehalt an natürlichen Inhaltsstoffen, hochwertigen Fettsäuren und Vitaminen garantiert werden.

Der Unterschied von Kokosöl und Kokosfett

Auf der Suche nach einem passenden Produkt kann aber doch noch einiges schief gehen. Man sieht ein Töpfchen Kokosfett und ein Gläschen Kokosöl vor sich. Und nun? Zugegeben, es ist verwirrend, aber erklärbar. Der Unterschied ist der Schmelzpunkt. Wenn Fett bei Zimmertemperatur flüssig ist, wird es als Öl bezeichnet. Kokosöl hat einen Schmelzpunkt von etwa 23°C. Wenn es im Sommer im Küchenschrank steht, ist es ein Öl, den Winter über ein Fett.

Unbehandeltes, natives und kaltgepresstes Kokosöl – oft sogar in Rohkostqualität – wird aufgrund des natürlich tiefen Schmelzpunktes in Gläsern angeboten. Man findet es vor allem in Reformhäusern und Bioläden. Es riecht und schmeckt intensiv und frisch nach Kokosnuss. Das viel günstigere Kokosfett gibt es in vielen Supermärkten in Plastikeimerchen oder in Alufolie eingewickelt als Speise- und Bratfett zu kaufen. Dabei handelt es sich tatsächlich um ein Fett, es schmilzt erst bei über 40 °C. Es wird raffiniert und industriell gehärtet und ist fast geschmacksneutral, es hat nur ein sehr schwaches Kokosaroma.

Wirkung und Verwendung

Kokosöl kann vielseitig verwendet werden. Es ist hitzebeständig und eignet sich daher zum Kochen, Braten und Backen, außerdem es gibt asiatischen Gerichten eine feine Kokosnote. Kokosöl kann des Weiteren als Massageöl oder zur Pflege von trockenen Hautpartien, Hautausschlägen oder spröden Lippen verwendet werden. Man kann es auch als pflegenden Make-Up Entferner verwenden. Eine Haarkur aus Kokosöl eignet sich besonders bei trockenen, spröden Haaren. Dazu eine kleine Menge Kokosöl bei Körpertemperatur schmelzen lassen und im trockenen oder feuchten Haar verteilen und einige Zeit einwirken lassen – am besten über Nacht. Danach mit einem milden Shampoo waschen und die Haare an der Luft trocknen lassen. Kokosöl kann vorbeugend bei Mensch und Tier als Schutz vor Zecken und anderen Insekten angewendet werden. Bei Pferden mit Sommerekzem wirkt das Öl gleich doppelt: Es macht die Haut weich und geschmeidig und hält gleichzeitig Kriebelmücken fern. Veganer können bei Halsschmerzen den Löffel Honig im Tee einfach durch Kokosöl ersetzen.

Doch warum ist das so? Natives und naturbelassenes Kokosöl enthält viele Mineralien und Vitamine: Vitamin B1, B2, B3, B6, C, E, Folsäure, Kalzium, Eisen, Magnesium, Phosphor, Kalium, Sodium und Zink. Es hat eine feuchtigkeitsspendende Wirkung und einen kühlenden Effekt auf der Haut. Der Hauptbestandteil des Öls sind gesättigte Fettsäuren, davon sind bis zu 60 Prozent Laurinsäure. Über die Laurinsäure und ihre Eigenschaften wird seit den vielen Jahren geforscht. Wissenschaftlich bestätigt ist ihre anti-mikrobielle Wirkung. Weitere Forschungen werden vielleicht in Kürze zeigen, ob Kokosöl nebst der Verwendung in der Küche und als Pflegeprodukt für Haut und Haar auch seinen Platz in der Medizin finden wird.

Wofür verwendet ihr Kokosöl? Hinterlasst uns einen Kommentar unter dem Artikel!

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Der Brombeer-Balkon: Wie alles begann.

Glücklicherweise müssen die meisten Menschen essen um zu überleben. Von wenigen Ausnahmen soll man auch hin und wieder schon gehört haben, aber Luftnahrung hat wohl eher wenig Geschmack und mir…

Glücklicherweise müssen die meisten Menschen essen um zu überleben. Von wenigen Ausnahmen soll man auch hin und wieder schon gehört haben, aber Luftnahrung hat wohl eher wenig Geschmack und mir persönlich geht es um den Genuß.

Als ich noch klein war, ist mein Opa öfter mit mir spazieren gegangen. Wir gingen immer die selbe Strecke, die zu einem Bahnsteig führte. Kurz davor wuchsen am Wegesrand buschige Brombeersträucher. Wer schon einmal Brombeeren direkt vom Strauch mitten in der Natur gepflückt hat, weiß wie köstlich dieser Geschmack ist. Gepaart mit einem kleinen Gefühl von Abenteuer und das Geschackserlebnis ist unschlagbar. Es setzt schlicht alles andere Schachmatt.

Wahrscheinlich habe ich es diesen Episoden zu verdanken, dass ich mich in der Gemüseabteilung eines herkömmlichen Supermarktes nicht wohl fühle. Man gewinnt den Eindruck, als gäbe es nur wenige Sorten Tomaten, nur eine Sorte Paprika und als wüchse Gemüse nur in Spanien, Italien oder Israel. Na gut, es ist Winter, denken jetzt vielleicht einige von euch, aber dennoch möchte ich mich nicht mit wässrig schmeckendem Gemüse abfinden, das auf dem langen Reiseweg vor lauter Erschöpfung bereits alle Vitamine abgeworfen hat. Ihr doch wohl auch nicht, oder?

Was kann man also unternehmen? Bei dem Versuch das Beste aus der Situation zu machen, haben D. und ich kurzerhand Holztröge auf unseren Balkon gestellt und beschlossen: Das können wir selbst auch! Wir holen den Brombeerstrauch auf unseren Balkon!

Das Ergebnis waren zwar keine Brombeeren, aber dafür Himbeeren und sie waren köstlich! Im ersten Jahr sollen alle Blüten abgezupft werden, damit die Pflanze ihre Kräfte sammeln kann, um danach richtig loszustarten. Doch gegen Ende des Sommers haben wir doch einige Blüten übersehen – oder waren vielleicht auch nicht mehr so motiviert – aber ein Genuß war es!

Erfreulich ist solch ein Strauch am Balkon jedenfalls sehr und auch weitere Pflänzchen haben sich letzten Sommer bei uns sehr wohl gefühlt. Eine Sorte, die auch den Winter über aktiv bleibt, möchte ich euch im nächsten Beitrag vorstellen. Bis dann – am Brombeer-Balkon!

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Das Geheimnis von Le Somail

Gastbeitrag von Gesa Neitzel von Bedouin Writer Es gibt Orte auf dieser Welt, an denen die Uhren ab und an stehen bleiben. Einfach so, von Zeit zu Zeit, hören die Zeiger…

Gastbeitrag von Gesa Neitzel von Bedouin Writer

Es gibt Orte auf dieser Welt, an denen die Uhren ab und an stehen bleiben. Einfach so, von Zeit zu Zeit, hören die Zeiger auf sich zu drehen. Betrittst du einen solchen Ort, schreiten deine Füße und schweift dein Blick. Eile kennst du nicht mehr. Nur noch den Moment. Ich fand einen solchen Ort im Süden Frankreichs, unweit der spanischen Grenze. Er heißt Le Somail.

Le Somail, das sind eine Handvoll Sandsteinhäuser, die sich entlang des Canal du Midi reihen. Am Ufer lagern Hausboote. Und französische Herren mit Angelruten. Durch enge Gassen brausen Motorroller. Und hinter blauen Fensterläden singt Charles Trenet im Radio. Hier, versteckt in einem unscheinbaren Hinterhof, liegt ein Geheimnis. Ein wahrer Schatz, möchte ich meinen.

Nun gibt es natürlich Geheimnisse, die lieber solche bleiben sollten; die sich nicht umsonst verstecken, weil sie nicht für alle da sind. Von denen darf ich nicht erzählen. Es gibt aber auch Geheimnisse, die geteilt werden sollten, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Das Geheimnis von Le Somail ist eins davon.

Denn was sich in dem unscheinbaren Hinterhof am Canal du Midi versteckt, ist ein magischer Ort namens Le trouve tout du Livre – eine Librairie ancienne, ein Antiquariat. Bis unter die Decke, liebevoll aneinandergereiht, sitzen hier alte Bücher in den Regalen und warten gespannt auf ihre Entdecker. Geschrieben wurden sie von Jules Verne bis Carlos Ruiz Zafon, gekommen sind sie aus der ganzen Welt – und da wollen sie auch wieder hin. Sie wollen mitgenommen werden. Hier sind sie nur auf Zeit.  Ja, Le trouve tout du livre am Canal du Midi ist einer von diesen Orten, an denen die Uhren stehen bleiben. Wenn auch nur für eine Weile.

Le trouve tout du livre
28 Allée de la Glacière
11120 Le Somail, 
Saint-Nazaire-d’Aude, Frankreich

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Wilde Granatäpfel in Montenegro

Gastbeitrag von Justin P. Moore von The Lotus and the Artichoke – Vegane Rezepte eines Weltreisenden Am Faszinierendsten beim Reisen ist es für mich, bei Einheimischen zu bleiben und so…

Gastbeitrag von Justin P. Moore von The Lotus and the Artichoke – Vegane Rezepte eines Weltreisenden

Am Faszinierendsten beim Reisen ist es für mich, bei Einheimischen zu bleiben und so das wahre, echte Leben eines anderen Landes und einer anderen Kultur hautnah zu erfahren. Natürlich macht es Spaß, sich berühmte Sehenswürdigkeiten anzuschauen und in renommierten Restaurant zu essen, aber das wirkliche Vergnügen liegt in den alltäglichen kleinen Details und Ereignissen. Es sind die unerwarteten und spontanen Besuche und Geschehnisse, die am wertvollsten sind und mir am meisten bedeuten.

Vor gar nicht so langer Zeit beschlossen zwei meiner Freunde, einige Monate in Herceg Novi in Montenegro zu verbringen. Vor ihrem Besuch und einigen wenigen Reisegeschichten anderer hatte ich kaum etwas über diese Region gehört. Dies war also die erste Gelegenheit für mich, mir selbst ein Bild vom Balkan zu machen. Meine Freunde organisierten mir für eine Woche eine kleine Wohnung in dem Haus, in dem auch sie untergekommen waren, und ich buchte meine Flüge und besorgte mir einen serbokroatischen Sprachführer.

Gleich bei meiner Ankunft lud uns der Hauseigentümer zum Mittagessen zu sich nach Hause ein. Nichts geht über eine herzliche Begrüßung! Der Blick vom Balkon aus war fantastisch. Es war unbeschreiblich schön, mit meinen Freunden schnackend bei einem Kaffee draußen auf dem Balkon zu sitzen und dabei die Aussicht über Baumwipfel und Dächer bis hin zum tiefblauen Wasser der Bucht von Kotor zu genießen.

Es mag sich nicht sehr spannend anhören, aber meine schönste Erfahrung bei dieser Reise war ein nachmittäglicher Ausflug aufs Land mit meinen Freunden. Wir liehen uns ein Auto und fuhren einfach drauflos. In einem kleinen Café gleich am Wasser machten wir Mittagspause und schlenderten dann durch die mittelalterliche Stadt Kotor. Auf der Rückfahrt, auf den sehr kurvenreichen Landstraßen, gerieten wir in einen heftigen Regen. Es war wie eine Reise in die Vergangenheit. Wir sahen alte, verfallene kleine Häuser und Bauten, urige Kirchen und alte Friedhöfe und eine Landschaft voller Obst- und Olivenbäume an uns vorbeifliegen.

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Und dann tauchten plötzlich Granatapfelbäume auf! Wir hielten am Straßenrand, ich sprang aus dem Auto und pflückte mir ein paar Granatäpfel direkt vom Baum. Dann ging es weiter, und ich saß fröhlich auf der Rückbank, mümmelte an einem der Granatäpfel und ließ tief beeindruckt die fantastische Landschaft an mir vorüber ziehen…

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Liebes Bulgarien!

Gastbeitrag von Gudrun Krinzinger von reisebloggerin.at Liebes Bulgarien, du bist eine Herausforderung. Du verkaufst Kaffee zum Davonlaufen, dünn und geschmacklos. Du versteckst deine Schätze und Heiligtümer in abgedunkelten Kathedralen, die von außen unscheinbar…

Gastbeitrag von Gudrun Krinzinger von reisebloggerin.at

Liebes Bulgarien, du bist eine Herausforderung. Du verkaufst Kaffee zum Davonlaufen, dünn und geschmacklos. Du versteckst deine Schätze und Heiligtümer in abgedunkelten Kathedralen, die von außen unscheinbar und langweilig daherkommen und erst im Inneren ihre volle Pracht entfalten. Dein Straßenpflaster in Sofia fordert mich als Touristen auf, des Nachts mit einer Taschenlampe den Weg zu beleuchten, denn Straßenbeleuchtung ist Mangelware und deine Gehsteige sind rissig und holprig. Deine Kinder küssen Ikonen, die Gläubigen stehen Schlange bei einem Bild und die Priester daneben lächeln ihr geheimnisvolles Lächeln.

Liebes Bulgarien, du bist spröde und abweisend, lässt dir nicht in die Karten schauen. Du wirkst arm und erledigt, aber deine Herzlichkeit ist echt. Du bist gastfreundlich, offerierst mir deinen Wein und schenkst mir ständig nach. Du bist stolz auf deine Geschichte und erzählst mir mit Begeisterung davon.

Die Kellnerin, die sich vor Lachen verschluckt, als ich mich am bulgarischen Wort für danke versuche, der Akkordeonspieler, der huldvoll nickt, als ich ihm eine Münze in seinen Pappbecher werfe, die Schachspieler im Park in Plovdiv, die sich stolz aufrichten, als ich frage, ob ich sie fotografieren darf und der Guide in der Moschee, der mir sein Gebetshaus zeigt. Du steckst voller Begegnungen mit lebenslustigen und wunderbaren Menschen, die ein Funkeln in den Augen haben.

Und während der Akkordeonspieler sein nächstes Lied anstimmt (Time to say Goodbye) und ich mich summend umdrehe, weiß ich schon, du und ich, wir werden Freunde!

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Bolivien – Auf dem Mond mit Flamingo und Lama

Gastbeitrag von Anja Beckmann von Travel on Toast Eine der bizarrsten Landschaften, die ich auf meiner Weltreise gesehen habe? Definitiv das Gebiet um die Salzwüste Salar de Uyuni. Sie ist ein…

Gastbeitrag von Anja Beckmann von Travel on Toast

Eine der bizarrsten Landschaften, die ich auf meiner Weltreise gesehen habe? Definitiv das Gebiet um die Salzwüste Salar de Uyuni. Sie ist ein Prachtstück, ebenso wie die Salvador-Dali-Wüste mit ihren interessanten Gesteinsformationen und den tierischen Bewohnern der Gegend.

13 Stunden im Nachtbus brachten mich vom bolivianischen Regierungssitz La Paz zum Ziel. Es war eine lange Fahrt im vollgestopfen Bus, unser Fahrer fuhr ohne Halt durch. Am und um die höchste Salzpfanne der Welt (auf 3.653 Metern) herum waren wir drei Tage lang mit einem Jeep unterwegs. Wir aßen draußen und übernachteten in einfachen Unterkünften, duschen ging in dieser Zeit nicht. Tagsüber war es schön warm in der Sonne, nachts schnatterte ich vor Kälte in meinem Bett. Ich zog meine Jacke über Pulli und T-Shirt, zog die Decke eng um mich – nichts half so richtig.

Doch ich wurde dafür reichlich entschädigt: Mit meiner Gruppe sah ich sensationelle Bilder. Die Salar war im Januar in der Regenzeit mehr ein See als eine Wüste. Wir fuhren mit dem Jeep durch das flache Wasser, vorbei an kantigen Salzbrocken. Natürlich machten wir – wie viele andere Besucher auch – Bilder von der weiten Wasserfläche, in der sich die Wolken spiegelten. Von dort aus ging es in die sandfarbene Wüste mit schneebedeckten Bergen und Vulkanen. Auch sehr beeindruckend waren eine rote Lagune, Geysire und heiße Quellen.

Leider litt ich irgendwann unter der Höhe (bis zu 5.000 Meter), ich hatte Kopfschmerzen und mir war schwindelig. Doch Halluzinationen waren es nicht, die mich neben der
Mondlandschaft auch Lamas und rosafarbene Flamingos sehen ließen. Alles echt, alles unglaublich farbintensiv.

Diese Tour war kein großer Schritt für die Menschheit, doch ein unvergessliches Erlebnis für mich.

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Blast from the past – Die Reise nach Zimbabwe

Gastbeitrag von Vera Wolters von Finding the Universe Weihnachten 1990. Alles läuft wie am Schnürchen: Morgens Geschenke verpacken, mittags ein leichtes Essen, nachmittags schick anziehen und in die Kirche, wieder…

Gastbeitrag von Vera Wolters von Finding the Universe

Weihnachten 1990. Alles läuft wie am Schnürchen: Morgens Geschenke verpacken, mittags ein leichtes Essen, nachmittags schick anziehen und in die Kirche, wieder zurück zum Singen vor dem geschmückten Baum, anschließend Bescherung und als Weihnachtsmahl Fondue. Schön!

Doch halt, zu früh gefreut: Auf einmal wird mir speiübel, und ich kotze das ganze Essen wieder aus. Das hängt mir nach. Da gibt’s einmal im Jahr Fondue und dann so was! Ursache ist das Lariam, das ich während der nächsten Wochen als Malaria-Prophylaxe einnehmen soll.

Was denn, Weihnachts-Malaria? Aber nein: Meine Patentante hat mich für die Weihnachtsferien nach Zimbabwe in Afrika eingeladen! Während der letzten Jahre hat sie dort bei „Ärzte ohne Grenzen“ gearbeitet und nun ist ein Besuch fällig – mit mir, dem elfjährigen Patenkind, im Schlepptau.

Und so geht’s los. Beim Stop-Over in Lissabon fahren wir zum Frühstücken in die gerade erwachende Stadt. Ein kleines Abenteuer, das seine Krönung findet mit der Taube, die meiner Patentante auf den Kopf kackt. Diese findet das nicht ganz so lustig wie ich, erklärt aber: „Das bringt Glück!“

In Zimbabwe wohnen wir bei Freunden. Eine nichtsahnende Spinne, die ich in einem Winkel meines Zimmers erspähe, beunruhigt mich so sehr, dass der gutmütige Herr des Hauses extra eine Leiter holt, um das Tierchen entfernen zu können. Auch entdecke ich ein Stäbcheninsekt, das ich aber großzügig für harmlos befinde, obwohl es dreimal größer ist als die Spinne. Schon klar, Vera.

Oh ja, die Tier- und Reptilienwelt Zimbabwes! Nichts, was betatscht werden darf, ist vor mir sicher; nicht mal Schlangen und kleine Krokodile. Eine Schildkröte, die ich von einer Straße rette, pinkelt mir zum Dank über die Hand. Jetzt grinst meine Patentante. Bringt das auch Glück?

Wir sehen Gazellen, Gnus, Elefanten, Krokodile, Flusspferde, Kraniche und anderes Getier. Darunter auch faustgroße schwarze Käfer, die mich aber eher weniger faszinieren, da sie zu Hunderten in dem Pool treiben, in dem ich schwimmen wollte. Dann halt nicht.

Fast am Ende der Reise nehmen wir eine uralte Dampflok zum Zambezi River, und von da aus geht es zu den Victoria Falls. Ich verschieße vor lauter Aufregung mindestens einen Film. Zu Hause stellt sich heraus, dass von den ganzen Fotos kein einziges die Schönheit der gewaltigen, sich in die Tiefe ergießenden Wassermassen wieder gibt. Ich klebe sie trotzdem alle in mein Album ein. Sie erinnern mich daran, dass man manche Dinge eben selber gesehen haben muss.

Ich habe bis vor gar nicht langer Zeit gedacht, dass meine Patentante schon irgendwie Perlen vor die Säue warf, als sie mich als Elfjährige auf so eine tolle Reise eingeladen hat, aber mittlerweile bin ich anderer Meinung. Denn warum hopse ich so unbedarft durch die Weltgeschichte und bin diese Weihnachten wieder mal ganz weit weg, Malaria-Prophylaxe inklusive? Weil ich Orte durch meine eigenen Augen sehen und erleben will. Selbst wenn mir dabei manchmal ein Vogel auf den Kopf kackt. Bringt doch Glück!

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Gesichtslose Reisebekanntschaft

Gastbeitrag von Gerhard Liebenberger von Andersreisen Grußlos lässt er sich in den blauen Sitz am Vierertisch im Eurocity von Salzburg nach München fallen. Meinem „Servus“ entgegnet er erst mit strengem Blick…

Gastbeitrag von Gerhard Liebenberger von Andersreisen

Grußlos lässt er sich in den blauen Sitz am Vierertisch im Eurocity von Salzburg nach München fallen. Meinem „Servus“ entgegnet er erst mit strengem Blick und erwidert den Gruß in breitem Bayerisch. Dann drückt er den olivfarbenen Rucksack neben sich zwischen die Lehnen damit niemand mehr Platz hat.

Die Haut ist noch straff aber mit Halbglatze und Brille wirkt der junge Mann älter. Vermutlich hat er den 30. Geburtstag gerade erst hinter sich. Die drei nicht ganz verheilten Löcher im linken Ohr passen nicht zum biederen Auftreten des Mannes. Weißes T-Shirt, beiges Leinenhemd, graubraune Weste und ein gleichfarbiges Gilet trägt er im Lagen-Look übereinander. Die petrolblaue Jacke hängt bereits am Haken, eingetrockneter Schmutz klebt am Rücken und dem Ärmelbund.

„Guten Morgen, Fahrscheine bitte!“ tönt es vom Wagenende. Gemeinsam mit dem Ticket holt er ein dickes Buch aus dem Rucksack. Und auch das Telefon, das gerade zu zwitschern beginnt. Der bayerische Akzent ist nun verflogen, nur Wortfetzen hören die Sitznachbarn. „Spaß ist immer gut.“ spricht er, ohne die Mine zu verziehen, ins Mobiltelefon. Dann ist von einer „Gesichtsoperation“ und „neuem Gesicht“ die Rede. Die Finger streichen während des Telefonats über den Buchdeckel. „Einweihung“ steht in Druckbuchstaben am unteren Rand. Darüber eine düstere Abbildung eines Gesichtes. Kantig, mit strengen Linien.

Er legt auf, blättert im Buch und gibt nicht mehr von seinem Leben preis. Ich könnte nachfragen und nachbohren. Könnte mehr wissen wollen über die Gesichtsoperation und warum trotz akkurater Kleidung Schmutz an der Jacke klebt. Aber es bleibt bei einer kurzen, wortlosen Reisebegegnung. Nach dem Aussteigen ist sie wieder vergessen wie die meisten Begegnungen im Zug. „Unser nächster Halt: München Ost!“ kracht es im Lautsprecher. Der Mann nimmt Rucksack und Jacke und verlässt den Platz. Ein grußloser Abschied. Diesmal gibt’s auch von mir kein „Servus“.

Dich lasse ich aber nicht grußlos ziehen. Nämlich zum nächsten Adventsöckchen. Vielleicht findest Du es am 10. Dezember im meinungs-blog.de, zwischen den Büchern im eliterator.blog.de oder riskiere einen Blick durchs vierfärbige Fenster beim windowsbunny.de.

Dieser Beitrag ist Teil eines Blogger-Adventskalenders, der bereits zum 5. Mal stattfindet. Jeden Tag öffnet sich ein Türchen in einem anderen Blog.

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