Gehzeit: 5,5 Stunden, Espalion, Chambres d’hotes „Louraynal“

Beim Frühstück im Hotel herrscht totales Chaos. Man stolpert über Rucksäcke, Taschen, Stöcke und Schuhe. Die Gruppen formieren sich. Es regnet. Auch im Lebensmittelgeschäft steht man in der Pilgerschlange. Konrad versucht telefonisch für Freitag in Conques ein Quartier zu reservieren. Alles ausgebucht! Bei Regen verlassen wir bergauf in der bunten Regenmantelkolonne den idyllischen Ort Saint-Chely. Die Pfade sind nass und glitschig auch als es bergab geht. Mit sinkender Höhe gehen wir vermehrt durch Wälder und auf den Blumenwiesen wachsen Margeriten und Hahnenfuß. Üppig blühende Rosen schmücken die Häuser. Der Abstieg geht ordentlich in die Beine. Als wir auf einem Baumstamm rasten, marschiert die schwarze Wollmütze mit Barbara vorbei. Sie schaut frisch und fröhlich aus. Wir gehen ein kurzes Stück gemeinsam weiter. Die Sonne scheint wieder. Im freundlichen und hellen Ort Come d’Olt verschwindet ein großer Schwung Pilger in einem Gite d’Ètape und wir genießen ganz alleine und ruhig unseren Kaffee und eine Torte in einer Patisserie vor einem Altersheim.

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Hier wird/wurde okzitanisch gesprochen – die Sprache der Troubadoure. Den Fluss Lot (Olt) überqueren wir über die stimmungsvolle alte Brücke. Der Lot begleitet uns bis an das heutige Tagesziel Espalion. Ein Juwel in diesem Städtchen ist die Eglise de Perse aus dem 11. Jahrhundert.

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Am Haupteingang finden wir ein gut erhaltenes Tympanon und in den Seiteneingängen farbige Deckenfresken. Wieder einmal ein spürbar kraftvoller Platz. Ich fühle mich beflügelt. Nicht weit von dort befindet sich unser heutiges Quartier. Die freundlichen Gastgeber – Konrad ist auch hier zum zweiten Mal – weisen uns das schöne rote Amberzimmer zu. Wir haben ein breites Himmelbett mit Blick auf eine Palme und einen Feigenbaum, den wir mit unserer gewaschenen Wäsche dekorieren. Das Bad ist fürstlich auch wenn die Wanne keinen Stoppel hat. Mit uns übernachten acht Pilger im Haus. Das gemeinsame Abendessen wird uns im Wintergarten mit herrlichem Blick auf das Städtchen und die umgebenden Hügel serviert.

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Dieses gemütliche Beisammensein ist der krasse Gegensatz zur Massenabfertigung in den Hotels. Konrad parliert recht gut französisch. Ich nur sehr stolpernd. Zum heutigen Abschluss noch der Fuß eines Wanderkollegen, auch das gehört zum Jakobsweg.

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