Erneut durfte ich einer fantastischen Veranstaltung der #kinodenktweiter-Reihe beiwohnen, bei der Helene Pattermann von Zero Waste Austria ein weiteres Mal ihre Finger im Spiel hatte.

Der Dude von “nebenan”

Rob Greenfield, der “Dude Making A Difference”, ist ein Mann, der früher Millionär werden wollte und an den amerikanischen Traum glaubte. Er genoss es, Frauen aufzureißen, Bier in den klischeehaften “red cups” im Überfluss zu konsumieren und auch sonst ein ausgelassenes Studentendasein zu leben. Nach seinem Umzug nach San Diego begann er Dokumentarfilme, wie “The Story of Stuff” zu sehen, Bücher zum Thema zu lesen und das Gelernte in sein Leben zu integrieren. Rob erstellte eine To-Do-Liste und versuchte wöchentlich einen der Punkte umzusetzen. Je mehr Veränderung in sein Leben trat, desto glücklicher wurde er.

Mittlerweile steht Geld an letzter Stelle und Themen wie Müll, Energie, Wasser, Transport und Essen nehmen seine Aufmerksamkeit in Anspruch. Rob ist ein Mann, der handelt anstatt große Sprüche zu reißen und seinen Besitz auf 111 Dinge reduziert hat. Er will aufzeigen anstatt belehren, erklären anstatt aufzwingen.

“If you change your perspective you can totally change the world around you.” (Rob, 2017)

Mehr zu den oben genannten Kategorien, sowie Tipps wie man seinen Konsum optimieren kann gibt es auf Robs Website zu lesen.

Rob Greenfield

Rob im Trashsuit

Projekte der extremen Art

Der Weg, den Rob eingeschlagen hat, zieht viele Mainstream-Medien in seinen Bann. Er versucht, Projekte auf die Beine zu stellen, die versprechen, viel Aufmerksamkeit zu erregen um von der informationsüberfluteten Gesellschaft bemerkt zu werden.

Sein vielleicht bekanntestes Projekt heißt “Trash Me”, im Zuge dessen er einen Monat lang ein Leben eines Durchschnittsamerikaners führte und den von ihm verursachten Müll am Körper in einem “Trash Suit” mit sich trug. Das Projekt “People are Good” sollte uns aufzeigen, dass Menschen im Normalfall gut handeln. Rob wollte von San Diego nach Panama reisen, ohne Geld und nur mit einem kleinen Rucksack voller Dinge. Dadurch war er auf die Hilfe anderer angewiesen. “The Food Waste Fiasco” führt uns in die Welt der Mülltonnen, wo täglich massenhaft noch brauchbare Lebensmittel entsorgt werden. Rob beschloss auch hier einzugreifen und wühlt sich regelmäßig durch Weggeworfenes, seine Funde verschenkt er. Mehr Details zu den oben genannten Projekten sowie viele weitere können in seinem Buch “Dude Making a Difference” nachgelesen werden.

Sein nächstes Projekt startet am 29. Mai 2017 und jeder kann daran teilnehmen. Rob wird mit allen Teilnehmern von New York nach Seattle radeln. Auf dem Weg werden sie Gärten verschönern, frisches Gemüse und Obst sowie wilde Blumen pflanzen. In 2018 wird Rob Greenfield in Folge versuchen, ein Jahr lang nur von seinem selbst kultivierten Essen zu leben. Auch hier wird es viele Workshops in Orlando in Florida geben, wo jeder teilnehmen kann.

Rob Greenfield

Rob und ich

Rob Hautnah

Nach Bea Johnson hatte ich nun die Ehre, Rob zu interviewen. Der Dude, wie es in seinem Buchtitel heißt, war locker, entspannt und genoss ein frisches Zero-Waste-Lauchsüppchen, während wir in der Lunzer’s Mass-Greißlerei ein kurzes Gespräch führten. Hier lest ihr das Interview leicht gekürzt und frei übersetzt.

Corinna: Vier Punkte zur Selbstoptimierung, die du einem Beginner empfehlen würdest?

Rob: Der erste Punkt wäre definitiv: Nimm öfter dein Rad und lass das Auto Zuhause. Ein sehr wichtiger Punkt in meinen Augen. Zwei wäre, mehr Obst und Gemüse zu essen und weniger Tierprodukte. Eine eher pflanzliche Ernährung mit vielen Getreidearten, Bohnen, Nüssen, Samen und weniger Eier und Milchprodukte. Drei wäre der Versuch, weniger Verpacktes und Verarbeitetes zu kaufen und mehr Vollwertiges. Nahrungsmittel ohne einer langen Liste von unverständlichen Wörtern als Inhaltsstoffe wäre das Ziel. Der letzte Punkt wäre Wegwerfartikel durch ein wiederverwertbares Produkt zu ersetzen. Zum Beispiel eine wieder auffüllbare Wasserflasche, die man immer dabei hat.

Das sind vier einfache Dinge, aber wenn wir einmal anfangen, sie zu verändern. dann werden sie Teil unseres Lebens.

Ich fing damals mit dieser Liste an und einige Dinge waren recht einfach umzusetzen, wie zum Beispiel eine Stofftasche anstatt einer Plastiktüte zu verwenden. Manches jedoch passiert nicht über Nacht, es braucht ein wenig Zeit. Manches kannst du somit sofort von der Liste streichen, anderes jedoch dauert seine Zeit und kann nicht so schnell umgesetzt werden – aber wenigstens hast du den ersten Schritt getan!

Das heißt du lebst vegan?

Hauptsächlich ernähre ich mich von pflanzlicher Kost. Ich würde jedoch nicht sagen, dass ich vegan or vegetarisch lebe. Ich schaue mir jedes Szenario an und versuche so umweltbewusst wie möglich zu essen. Ich versuche lokal einzukaufen, Verpackungen zu vermeiden und mich pflanzlich zu ernähren. Darauf liegt mein Fokus, denn wenn du dir Dinge genauer ansiehst und nicht nur auf die Bezeichnungen Wert legst, dann fängst du an, Fragen zu stellen: Ist Plastik vegan? Denn wenn du weißt, dass Millionen von Tieren jährlich durch Plastik sterben und die Idee eines veganen Lebensstils darauf beruht, dass keine Tiere zu Schaden kommen, du jedoch erkennst, dass Plastik Lebewesen gefährdet, und Billionen von Tieren durch fossile Brennstoffe oder durch Ölverschmutzung und den Klimawandel zu Grunde gehen – so musst du dich automatisch fragen: Ist Plastik vegan?

Und somit geht es für mich um die ökologischen Auswirkungen, die meine Taten erzeugen. Denn weniger Umweltbelastung führt in meinen Augen zu weniger toten Tieren.

Rob Greenfield

Von links nach rechts: Andrea Lunzer, Rob Greenfield, Helene Pattermann

Von links nach rechts: Andrea Lunzer, Rob Greenfield, Helene Pattermann

Diese Frage hast du teilweise bereits beantwortet, aber noch einmal präziser: Würdest du die Welt vegan machen, wenn du könntest?

Nein, würde ich nicht. Ich denke, dass vegan zu leben ein großer Schritt ist um einen positiven Einfluss auf die Umwelt zu nehmen, jedoch ist es nicht die Lösung für jeden und überall auf der Welt. Und ich glaube nicht, dass Monokulturen jeglicher Art die Lösung sein können. Es kann sich nicht jeder auf der Welt gleich ernähren – nehmen wir die Küstenregionen Afrikas her: Wenn diese keinen Fisch hätten, würden sie einfach nicht existieren. Deshalb kann ich mir eine vegane Welt einfach nicht vorstellen, das ist nicht das Bild, das ich vor Augen habe.

Du hast während des Events im Gartenbaukino erwähnt, dass du dir vorstellen könntest, ein “verrückter Bürgermeister“ zu sein. Wie würde deine utopische Stadt aussehen?

Ich habe keine utopische Stadt vor Augen. Die Frage ist ziemlich abstrakt, denn um eine utopische Stadt aufzubauen, müssten die Städte, die wir jetzt haben, zu Grunde gehen und das ist keine sehr realistische Annahme. Wenn ich jedoch eine Stadt gründen würde, so würden wir unser Essen selbst produzieren, damit wir Lokales essen können. Wir würden auf eine Art leben, die keine Ressourcen verschwendet und alles verantwortungsvoll verwenden. Wir würden Dinge mehrmals verwenden. Es ginge mehr um lückenlose Kreisläufe. Wir hätten eine lokale Währung, damit alles auch in der Gemeinschaft bliebe, würden aber mehr Tauschhandel betreiben als nur zu kaufen. Wir würden in Gebäuden wohnen, die uns mit der Welt verbinden und nicht davon abgrenzen. Wir würden uns respektieren und wären nett zueinander. Wir würden Dinge teilen und nicht so viel Eigenes besitzen.

Abschließend ein Zitat, welches uns einen Anstoß geben soll. Es geht im Leben darum, kleine Veränderungen zum Positiven zu schaffen anstatt tatenlos zuzusehen:

“The message is actually, not to go to the extremes but rather what can we as individuals do to make the world more environmentally friendly and socially conscious.” (Rob, 2017)