„Wo immer sich eine Katze niederlässt, wird sich das Glück einfinden.“ Vor nicht allzu langer Zeit hätte ich mit diesem Ausspruch von Stanley Spencer, einem britischen Maler, nicht viel anfangen können. Gewiss, Katzen sind edel und elegant und durchaus spannende Wesen, aber dass man Glück mit ihnen in Verbindung bringt, davon hatte ich noch nie gehört. Man lernt nie aus, heißt es. Seit ich nicht nur mit dem wunderbarsten aller Männer, sondern auch mit zwei fabelhaften Katzendamen unter einem Dach wohne, bin ich mir sicher, dass Herr Spencer Recht hatte. Ich frage mich allerdings oft, ob nur ich das so empfinde oder ob es den Katzen ähnlich geht.

Oft sitze ich einfach nur da und sehe ihnen zu. Wie sie durch die Wohnung spazieren, ihre Rundgänge durch ihr Reich machen und jede Veränderung sofort wahrnehmen. Ein neues Möbelstück, eine Einkaufstüte, Straßenschuhe, die unbekannte Wege beschritten haben. All das ist neu und aufregend und spannend. Eine leere Schachtel bietet Beschäftigung für Stunden, wenn nicht gar Tage. Was ist da drin? Wie komme ich da rein? Komme ich jemals wieder da raus? Und was, wenn die andere Katze schon drin sitzt? Was tut die da? Gibt es dort etwas interessantes zu sehen? Wie zwei Forscher auf einer Expedition ins unbekannte Land erscheinen die beiden. Wo die eine ist, ist die andere meist nicht weit. Und obwohl sie so viele Gemeinsamkeiten haben – insbesondere was ihre Vorliebe für Schabernack betrifft – könnten ihre Charaktere unterschiedlicher nicht sein. Die eine ist eine Dame, eine wahre Königin. Grazil und würdevoll in ihrem Aussehen und in ihren Bewegungen tappt sie auf leisen Pfoten durch die Welt. Die andere im Gegenteil ist laut und schief, ein wenig ungeschickt und in all ihrem Handeln ein unbedarfter Rüpel. Gleichzeitig ist sie eine Schmusekatze, liebevoll und verspielt, mit einem Blick, der Eisberge zum Schmelzen bringt. Beiden gemein ist ihr zauberhaftes Wesen.

An Tagen, an denen man besser im Bett geblieben wäre, erwarten sie einen beim Heimkommen an der Tür. Sie schmeicheln und schmusen, umgarnen mit einem Blick und tauchen die Welt durch ihre bloße Anwesenheit in ein anderes Licht. Wie könnte ein Tag auch grau bleiben, wenn einen vier Kulleraugen voller Zuneigung ansehen? „Schön, dass du da bist. Wir haben dich vermisst.“ Das sehe ich, wenn die beiden Schönen vor mir sitzen. Katzen können alles sein. Spielgefährten, Trostspender und wahre Freunde. Wenn ich krank bin, sind sie aufmerksam und ruhig. Wenn sie merken, dass ich gut gelaunt und voller Tatendrang bin, toben und spielen sie. Sie sind rücksichtsvoll und haben doch ihren eigenen Willen. Denn, wenn es Zeit zum Frühstücken ist, dann müssen ihre Menschen raus aus dem Bett. Dass Sonntags um sechs Uhr morgens der Wille zum Aufstehen nicht besonders groß ist, kümmert sie wenig. Wenn leises Maunzen nicht den gewünschten Erfolg bringt, gehen sie schon mal auf Rücken und Bäuchen spazieren oder küssen einen wach. Da hilft kein Umdrehen oder unter der Decke verstecken, die beiden Damen gewinnen immer. Übel nehmen kann ich es ihnen nie.

Wenn ich die beiden sehe, wie sie sich am Fensterbrett räkeln und sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen, muss ich jedes Mal lächeln. Wenn die Schnurrhaare zittern, weil sie im Traum durchs Gras flitzen und ab und zu ein aufgeregtes Maunzen ertönt, beschleicht mich das Gefühl, dass ihr Katzenleben ein schönes ist. Dass sie genau so von Abenteuern und Heldentaten träumen wie wir das manchmal tun. Ihre Gesichter drücken mindestens genau so viele Gefühle aus wie die Gesichter der Menschen. Freude, Überraschung, Zuneigung, aber auch Furcht und Trauer kann man in ihnen lesen. Für mich sind unsere Katzen weit mehr als Haustiere. Für mich sind die beiden Familie. Wenn ich sehe, wie sie sich mit verschlafenem Blick strecken und sich zufrieden schnurrend an mich gekuschelt zusammenrollen und weiterschlafen, bin ich fast sicher, dass sie das ebenso empfinden.

Ein glückliches Zuhause war das unsere auch vorher schon. Mit dem Einzug der beiden Damen hat sich uns aber eine bis dahin unbekannte Facette von Glück eröffnet. Verantwortung für ein anderes Lebewesen übernehmen zu dürfen, dessen Zuneigung und Dankbarkeit zu erfahren und einen anderen Blick auf gewisse Lebensthemen werfen zu können, das alles ging mit dem Einzug der beiden einher. Glück, das uns sonst wohl verborgen geblieben wäre. Ich bin dankbar für diese Erfahrung und empfinde das Zusammenleben mit diesen wunderbaren Wesen als Bereicherung. Ja, das ist eine Liebeserklärung. An Katzen im Besonderen und an alle Tiere im Generellen. Vielleicht fragen sich manche von euch jetzt, warum ich dieser Liebe schriftlich Ausdruck verleihe. Ganz einfach, weil unsere vierbeinigen Freunde es verdient haben. Weil sie fabelhafte Weggefährten sind und das Leben bunter machen. Und das alles ohne Bedingungen zu stellen. Weil sie gut sind, aus ihrem tiefsten Inneren heraus.

Habt ihr auch das Glück, mit Tieren leben zu dürfen? Empfindet ihr sie auch als Bereicherung? Ich kann mir ein Leben ohne die Damen nicht mehr vorstellen und bin gespannt, ob es euch ähnlich geht.