In meiner Wohnung gibt es ein paar Schmuckstücke, auf die mich jede Besucherin und jeder Gast anspricht: Ein handgemachter Filzstein-Teppich, meine Couch – und eine hohe grüne Dose in der Küche. „Wo kann man denn das kaufen?“, lautet die Standard-Frage, wenn wieder jemand meine Matcha-Müsli-Papprolle von mymuesli bewundert, die ich mir vor rund einem Jahr vom Berliner Bahnhof mitgenommen habe. Das Matcha-Müsli ist natürlich schon längst nicht mehr drinnen, das war innerhalb kürzester Zeit weggefuttert. Die Dose schmückt aber seither meine Küche.

Bisher musste ich die Staunenden auf die Website mymuesli.com verweisen, wo man seit mittlerweile über sieben Jahren vom gleichnamigen Start-Up toll zusammengestellte, nicht-nullachtfünfzehn Bio-Getreideflockenmischungen bestellen kann. Jetzt darf ich die Fragenden zehn Gehminuten weiter empfehlen, denn seit 13. September 2014 gibt es Österreichs ersten mymuesli-Laden auf der Wiener Mariahilferstraße. In den Regalen finden sich natürlich auch zahlreiche Matcha-Müsli-Dosen, doch nicht nur diese!

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„Es war reiner Zufall, dass die Müslidose mit ihrer Größe in keine Lade passt und so offen sichtbar in den Küchen herumsteht, “ erklärt Max Wittrock, einer der Gründer von mymuesli und hält dabei das eigens für den neuen Shop kreierte Wienmuesli in Händen. Vor sieben Jahren waren die Erfinder, denen die Idee zu individualisierten Müslis beim Autofahren gekommen ist, auf der Suche nach einer Verpackung. Ökologisch musste sie sein, am besten regional produziert: Die Grundvoraussetzungen galt schon damals wie heute nicht nur für die Zutaten der Müslis, sondern auch für die Hülle. So stießen die drei auf einen kleinen Hersteller – und seine Rollen aus ressourcenschonender Wellpappe, die mit 27 mm Höhe und einem Durchmesser von 90 mm eher einer Weinflasche als einer herkömmlichen Müsli-Packung gleichen. „Man muss auch einmal Glück haben“, meint Max dazu mit einem entspannten Grinsen und lässt im Gespräch unerwähnt, dass erst viele mühsame Versuche die auffällige Verpackung zu einer stabilen, für den Post-Versand idealen und haltbaren Müsli-Dose gemacht haben. Eine, an der noch immer weiter gebastelt wird: „Derzeit sind die mymuesli-Dosen mit einer hauchdünnen Aluminiumschicht bedampft.“, erklärt Max, „Die ist zwar so dünn, dass sie dank eines Fremdstoffanteils von nur 1,5% ebenfalls ins Altpapier kann, wir arbeiten aber daran, dass sie aus Mais- oder Kartoffelstärke hergestellt und dadurch komplett umweltfreundlich wird.“

Spätestens jetzt ist klar: Dass mymuesli mittlerweile zu einem der erfolgreichsten und preisgekröntesten Start-Ups im deutschsprachigen Raum zählt, hat offensichtlich nicht nur mit Glück zu tun. „Wie viele Arbeitsstunden haben Sie in der Gründungsphase verrichtet?“, fragt ein Journalisten-Kollege von Der Presse, der so wie ich heute zu einem Pressefrühstück im neuen Laden eingeladen war. Die Antwort fällt Max, der für die Müsli-Idee vor sieben Jahren kollektiv als verrückt abgestempelt worden ist, sichtbar schwer. Stunden hätten sie nicht gezählt, doch vom Mischen der Müslis bis hin zum Versand von Weihnachtskarten alles selbst gemacht: „Immer, wenn ich wach war, habe ich eigentlich gearbeitet.“, meint Wittrock, der nebenbei noch als TV-Journalist sein Geld verdient hat, „Einer von uns Gründern, Hubertus, hatte am meisten Pech. Der war früher mit dem Studium fertig und musste dann Tag und Nacht an der Website arbeiten. Freizeit gibt es dabei nicht.“ Gerade die Logistik ist dabei immer eine Herausforderung. Schließlich kauft mymuesli so regional wie möglich bei kleineren Erzeugern ein. Das Risiko, dass dabei schon einmal die eine oder andere Zutat nicht lieferbar ist, gehört genauso dazu wie die darauf folgende Nachtarbeit. „Die Qualität eines Müslis steht und fällt mit der Qualität der Zutaten.“, nennt Max als Grund, warum der Einkauf bei mymuesli wohl immer Chefsache bleiben wird. Im Gegensatz zu anderen Bereichen, wie er zugibt: „Am Anfang glaubt man, man kann alles besser als die anderen. Mit der Zeit kommt man drauf, dass man eigentlich nichts besser kann.“

„Müsli ist natürlich kein Geschäftsmodell, wo Google zwei Tage später anklopft und das Unternehmen für eine Milliarde kauft.“, ist Max Wittrock auf dem Boden geblieben. Erfolgsgeschichte hat mymuesli jedoch auch ohne Groß-Investoren geschrieben: Mittlerweile arbeiten 340 Leute an drei mymuesli-Niederlassungen und beliefern KundInnen in fünf Ländern. Neben dem Online-Versand wurden seit dem Jahr 2012 auch vierzehn Läden in Deutschland aufgesperrt – und im September 2014 eben der erste in Österreich. Weitere – zum Beispiel in Graz oder Salzburg – sollen folgen. „Schritt für Schritt“, wie Max betont: „Wir setzen in den nächsten Jahren auf organisches, langsames Wachsen.“ Eine entspannte Einstellung, die – wie ich ahne – vielleicht nicht zum schnellen Geld führt, aber wohl noch zu vielen überraschenden, schmackhaften und gesunden Müsli-Kreationen!

Seit heute hat meine grüne Matcha-Dose übrigens Gesellschaft: Wienmüsli von mymuesli, eine extra für die Stadt gemischte Sorte aus Hafer- und Weizenflocken, Mandeln, Erdbeer- und Apfelstücken, Gerstenflocken sowie Aprikosen(= Marillen)-Würfel, steht ihr zur Seite. Und die kann man auch tatsächlich nur in Wien kaufen! Ich kann es kaum erwarten, bis mich meine nächsten Gäste darauf ansprechen. Wie wärs, wollt ihr mich nicht mal besuchen kommen?

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mymuesli-Laden in Wien

Mariahilferstraße 93 (Nahe Thalia)
1060 Wien
Mo – Fr 9.00 – 19.30 Uhr; Sa 9.00 – 19.00 Uhr

Weitere Läden in Österreich in Linz, Graz, der SCS

Ein paar offizielle Bilder von der Wiener mymuesli-Ladeneröffnung, damit ihr am Geschäft nicht vorbeilauft:

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Bilder: mymuesli

 

Online-Bestellungen könnt ihr nach wie vor unter mymuesli.com aufgeben.

Alle Müslis, Oats und Getränke können vor Ort verkostet werden. Serviert werden sie mit Bio-Milch, laktosefreier Milch oder Sojamilch. Unter den Müslis gibt es vegane sowie glutenfreie Sorten – die Verkäuferinnen beraten euch gerne. Die Müslis kosten zwischen 13 und 15 Euro.