Wenn man die Möglichkeit hat, im Auftrag von The bird’s new nest und vegan.at mit Global 2000 im Zuge der Klimakonferenz COP 21nach Paris zu fahren, ist das ein Angebot, das man nur schwer ablehnen kann. Deshalb ging es am Abend des 10. Dezember 2015 für mich per Bus nach Paris. Im Bus waren diverse Global2000 AktvistInnen und MitarbeiterInnen sowie VertreterInnen und AktvistInnen von anderen NGOs, wie zum Beispiel attac, und AktvistInnen aus Kroatien um allesamt vor Ort diverse Demonstrationen zu besuchen. Zusammen waren wir cirka 50 Leute. Wir kamen um 12 Uhr mittags am Freitag, nach einer 15 Stunden langen Reise, direkt beim Eiffelturm an. Die erste Aktion startete sofort, es wurden Fotos mit Klimaschutzforderungen von Gruppen aus ganz Österreich aufgenommen um diese Forderungen aus Österreich symbolisch nach Paris zu bringen.

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Bild: Global 2000

Danach hatten wir die Möglichkeit, im Hostel ein wenig zu Ruhe zu kommen. Nach dieser kleinen Pause ging es zu einem internationalen Friends of the Earth Treffen. Friends of the Earth ist die Dachorganisation des österreichischen Vereins Global 2000, die ihren Hauptsitz in Amsterdam hat. Bei diesem Treffen waren junge AktivistInnen aus ganz Europa vertreten, um genauso wie wir an Demonstrationen teilzunehmen und internationale Kontakte zu knüpfen. Dort angekommen habe ich mich zu einer von vielen kleinen Arbeitsgruppen gesetzt, die Themen wie „Transport“, „Erneuerbare Energien“ und „Fossile Brennstoffe“ diskutierten. Meine Arbeitsgruppe hatte das Thema „Essen“.

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Es war sehr interessant, Leute aus anderen Ländern über Probleme mit weitreichendsten Folgen wie Klimawandel, Regenwaldabholzung, Überfischung, Artensterben, Verschwendung von Nahrungsmitteln und vieles mehr sprechen zu hören, die alle durch Viehzucht entstehen – und deren Schwierigkeiten, dieses Bewusstsein unter die Bevölkerung zu bringen. Ich konnte wegen meiner Erfahrung bei der Veganen Gesellschaft Österreichs ein paar Tipps für die Vermarktung an Schulen einbringen, da ein Mädchen aus Dänemark ein Projekt an ihrer Schule macht: Generell wirkt das Wort „vegan“ sehr abschreckend, weswegen die Benennung von nachhaltigen veganen Speisen als „Klimaspeise“ sich als viel effektiver erweist. Andere Probleme, wie klimaschutzfeindliche Regierungen wurden besprochen, aber keine Lösungsvorschläge gefunden. Außerdem waren auf dem Treffen diverse Arbeitsbereiche mit Vorträgen zu verschiedenen Themen, Möglichkeiten für die Demonstrationen Schilder zu basteln und sich mit anderen AktivistInnen zu vernetzten.

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Später an diesem Abend war ich bei einem Vortrag einer amerikanischen Journalistin namens Amy Goodman, die die unabhängige und erfolgreiche Nachrichtenplattform Democracy Now! ins Leben gerufen hat. Ihre Ansprache über die COP21 war sehr inspirierend, die Wichtigkeit von Aktvisimus und unabhängigen Nachrichtplattformen wurde deutlich von ihr betont. Die Mainstream Nachrichtenplattformen sind laut Amy viel zu wenig reflektiert und eher darauf ausgerichtet, den Leuten eine politisch gefragte Meinung einzutrichtern. Damit sich in dem heutigen System etwas ändert, sei es von immenser Wichtigkeit, dass es mehr und mehr unabhängige Nachrichtenplattformen wie die ihre gibt.

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Samstag Früh nach dem Frühstück sind wir in Richtung einer sehr coolen Aktion aufgebrochen. Tausende AktvisitInnen haben sich in hunderte kleine Gruppen aufgeteilt und sind zu bestimmten Koordinaten in Paris gegangen. Sobald sie an ihrem Punkt waren, haben sie ein Foto von sich an diesem Ort gemacht und es auf eine Internetseite hochgeladen, womit dann über ganz Paris der Schriftzug „Climate Justice Peace“ virtuell einsehbar war. Der Sinn dieser Aktion war, auf die Forderung „Climate Justice“ aufmerksam zu machen. „Climate Justice“ bedeutet so viel wie Energiesouveränität für Gemeinden und die Rechte dieser, ihre eigenen nachhaltigen Energien auszuwählen und die Entwicklung von nachhaltigem Konsum voranzutreiben.

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Nach dieser Aktion sind wir zur Abschlusskundgebung für die COP21 beim Eiffelturm gegangen. Dort waren circa 10.000 Leute, wenn nicht sogar mehr. Es war sehr schön zu sehen, dass so viele Menschen sich dazu entschieden haben, diesen Nachmittag auf die Straßen zu gehen, um gemeinsam in Form einer Menschenkette ein Zeichen für Klimagerechtigkeit zu setzen.

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Bild: Global 2000

Am Ende der Demonstration hielt Amy Goodman eine Ansprache über den beschlossenen Vertragstext der Klimakonferenz, der von allen Ländern unterzeichnet wurde. Entgegen der Mainstream-Medien und leider sogar vieler Umwelt-NGOs war das Abkommen ihrer Meinung nach alles andere als der so große Erfolg, als der er verkauft wurde. Abgesehen davon, dass ein Deal zustande gekommen, die Welt sich mit dem Thema „Klimawandel“ beschäftigt hat, und die Möglichkeit besteht, dass es zukünftig mehr Unterstützung für erneuerbare Technologien geben wird, gab es nicht viel Positives. Die Wörter „fossil fuels“, „oil“ oder „coal“ sind im kompletten Vertragstext nicht zu finden. Rechte von indigenen Gruppen wurden herabgestuft und es besteht weder ein Plan mit konkreten Maßnahmen, wie das 1,5 Grad Ziel erreicht werden soll, noch ein Finanzierungsplan.

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Der ganze Beschluss beruht außerdem auf Freiwilligkeit, sprich kein Land ist verpflichtet, Emissionen zu streichen und Verstösse werden auch nicht geahndet. Sobald etwas nicht verpflichtend ist, wird es meiner Meinung nach immer andere, „wichtigere“ Themen geben, die behandelt werden müssen. Es ist vergleichbar damit, als würde man einen Kredit aufnehmen, ohne festgelegte Rückzahlungsraten, mit unbestimmter Laufzeit, und ohne Sanktionen, sollte der Kredit von mir doch nicht zurückgezahlt werden. Das beschlossene Ziel von maximal 1,5 Grad Celsius Erderwärmung, klingt zwar gut, ist jedoch nach dieser Konferenz endgültig nur noch ein Wunschtraum, der unmöglich in Erfüllung gehen wird.

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Ganz abgesehen von dem Vertragstext selbst erschüttert es mich immer und immer wieder, dass das Thema Viehzucht und Fleischkonsum, obwohl dies der größte Umweltzerstörer in so ziemlich allen umweltrelevanten Bereichen ist, gar nicht bis kaum angesprochen wird. Ich denke, das liegt hauptsächlich daran, dass die Tierindustrie eine der größten Lobbygruppen weltweit hat und die Bevölkerung zu diesem Thema kaum bis gar nicht aufgeklärt ist. Sogar manche UmweltschützerInnen machen den Eindruck, als ob sie von diesem Problem nichts wüssten. Laut Personen, die auf der Konferenz selbst waren, gab es dort kaum Auswahl für VegetarierInnen, geschweige denn ein veganes Angebot. Wieso darf dort überhaupt Fleisch und Fisch konsumiert werden, fragt man sich, obwohl die Fleisch- und Kuhmilchproduktion der Verursacher Nummer 1 von Regenwaldabholzung, Artensterben, Überfischung, Nahrungsmittelverschwendung, Landnutzung, Wasserverschmutzung, Lebensraumzerstörung, Totwassergebieten und mehr ist? Diese ist außerdem einer der Hauptverursacher des Treibhausgasausstoß – weit mehr als der gesamte Transportsektor mit Autos, Schiffen und Flugzeugen zusammen.

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Nach diesen sehr anstrengenden, ermüdenden und dennoch hoffnungsvollen Tagen sind wir Samstag Abend von unserem Hostel aus nach Wien aufgebrochen und am Sonntag sicher am frühen Nachmittag wieder beim Global 2000 Büro angekommen.

Die Stimmung in Paris war trotz der Anschläge vor einigen Wochen, weder gedrückt noch beeinflusst, zumindest war das mein Eindruck. Ich hab an diesen wenigen Tagen sehr viel zum Thema Umweltschutz, Aktivismus und Nachrichten mitnehmen können. Außerdem durfte ich natürlich viele neue und nette Leute kennenlernen.

Ein großes Dankeschön an Global 2000, die diese Reise organisiert haben und natürlich an Edda, die mir die Reise möglich gemacht hat.