Meine Schwester Katharina lebt seit fünf Jahren autofrei in Wien und legt fast alle Wege mit dem Fahrrad zurück. In diesem Interview beantwortet sie meine Fragen zu ihrer Fahrradleidenschaft und gibt Tipps gegen Probleme, die sich oft beim Thema Radfahren in der Stadt stellen.

Eli: Welche Wege legst du mit dem Rad zurück?

Katharina: Das Fahrrad ist mein präferiertes Verkehrsmittel in Wien. Ich radle eigentlich täglich zur Arbeit – einmal abgesehen von den wenigen Tagen im Jahr, an denen es stark regnet oder an denen im Winter der Schnee nicht von den Wegen geräumt ist. Auch abends zum Freunde treffen oder am Wochenende verwende ich in Wien fast nur mein Fahrrad. Nur Lebensmittel einkaufen gehe ich meistens zu Fuß, weil es bis zum nächsten Supermarkt nur hundert Meter sind.

Eli: Wieso fährst du mit dem Fahrrad und nicht mit dem Auto oder den Öffis?

Katharina: Mit einem Auto fahre ich ganz selten, weil mein Partner und ich kein Auto mehr besitzen. Bis vor fünf Jahren hatten wir ein Auto, das wir damals allerdings auch öfters genutzt hatten – hauptsächlich für Strecken, die man eigentlich vernünftiger anders zurücklegt oder vermeiden kann. Wir sind zum Beispiel für den Großeinkauf am Wochenende zum Verbrauchermarkt gefahren, anstatt beim Supermarkt um die Ecke einzukaufen. Sogar zum Laufen gehen bin ich mit dem Auto in den Prater gefahren, oder zum Wienerwald – Strecken, die man auch mit dem Fahrrad oder mit Öffis zurücklegen kann. Als dann unser Auto kaputt ging, meinten wir, dass wir es einmal ganz ohne Auto ausprobieren würden. Und wir haben erkannt, dass es ganz gut funktioniert. Meiner Meinung nach braucht man in Wien gar kein Auto. Und für Ausflüge und größere Transporte können wir uns ein Auto ausleihen. Die Öffis verwende ich nicht so gerne, weil die U-Bahn für den Weg zur und von der Arbeit fast immer überfüllt ist und es mit dem Rad zwar fünf Minuten länger dauert, aber dafür viel entspannter für mich ist. Mich nervt es, in der Früh in der U-Bahn zu stehen, da ist es deutlich angenehmer in frischer Luft ein bisschen Bewegung zu machen. Das Fahrrad ist auch viel praktischer beim Freunde treffen am Abend, wenn die Öffis nicht mehr so dichte Intervalle haben und man ewig warten muss, vor allem wenn man auch noch wo umsteigt.

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Eli: Was machst du im Winter oder wenn es regnet?

Katharina: Kälte im Winter macht eigentlich nicht viel, durch die Bewegung wird einem sowieso warm. Das Wichtigste sind warme Handschuhe und eine Kopfbedeckung. Gegen leichten Regen helfen Regenjacken mit Kapuze und eine Regen-Überhose, die ich schnell aus meinem Rucksack ausgepackt habe und über meine Arbeitssachen anziehe. Wenn es wirklich stark regnet oder im Winter viel Schnee liegt, dann radle ich nicht und freue mich schon wieder auf besseres Wetter, weil ich erkenne, wie viel angenehmer es an der frischen Luft ist, als in den überfüllten Öffis.

Eli: Wie ist die Reaktion in deinem Freundes- und Bekanntenkreis?

Katharina: Eine meiner Freundinnen hat sich auch schon ein Fahrrad für die Stadt gekauft und fährt damit zur Arbeit – für sie bedeutet es außerdem noch Zeitersparnis versus den Öffis. Meine Arbeitskollegen waren anfänglich sehr verwundert, weil sich viele von ihnen täglich mit dem Auto in die Arbeit stauen. Für sie ist das Fahrrad kein Verkehrsmittel, sondern nur ein Sportgeräts für die Wochenendausfahrt. Einige fragen mich auch, wie ich das mit umziehen und duschen mache. *Katharina lacht* Das ist allerdings eine Frage des Tempos, ich radle mit meinem Rad ganz entspannt durch die Stadt und komme so gar nicht ins Schwitzen. Es ist für mich nicht anstrengender als zu Fuß zu gehen, eher sogar weniger. Und im Sommer, wenn es tagsüber sehr warm wird, ist es in der Früh immer noch relativ angenehm und der Fahrtwind kühlt auch ein wenig. Ich finde, dass Sportkleidung fürs gemütliche Radeln in der Stadt genauso wenig notwendig ist, wie fürs Spazieren gehen. Es gibt auch Leute, die sich für den Spaziergang bzw. Walking mit der teuersten Funktionskleidung ausstatten, ich zähle da nicht dazu.

Eli: Was möchtest du uns noch abschließend sagen?

Katharina: Ich kann jedem nur empfehlen, einmal auszuprobieren, statt mit dem Auto und Öffis in der Stadt das Rad zu verwenden. Und natürlich ab und zu bei der Critical Mass mitzuradeln – ein nettes Erlebnis, die Straße einmal nicht mit Autos teilen zu müssen.