Warum richtiges Verhalten manchmal ganz schön anstrengend sein kann

Wer versucht Plastikmüll zu vermeiden, wird schnell auf Grenzen stoßen. Einige Dinge gibt es einfach nicht ohne Plastikverpackung. Tofu wäre da ein Beispiel. Da sich mein Verbrauch an Tofu jedoch in Grenzen hält, sah ich dies erst einmal nicht als dringlichstes Problem. Stattdessen stand ich schnell vor der Frage, wie ich in Zukunft für Toilettenpapier-Nachschub sorgen sollte. Ich gebe zu, das Thema ist delikat und eignet sich nicht immer für einen locker-flockigen Einstieg in die Plastikmüll-Problematik – vor allem nicht, wenn man gerade gemütlich beim Essen sitzt. Allerdings merkt man gerade beim Thema Toilettenpapier schnell, wie schwierig manchmal die Suche nach ökologischen Alternativen sein kann.

Anfangs war ich mir sicher: Irgendwo muss es doch auch Toilettenpapier ohne die obligatorische Kunststoff-Verpackung geben. Ich rannte zum Bioladen, zum Reformhaus und sogar zum Großmarkt. Das Ergebnis: Nirgends konnte ich etwas finden. Selbst das Toilettenpapier aus recyceltem Material war in Plastik verpackt. Also begann ich nach Alternativen zu suchen. Auf dem überaus nützlichen Blog Kein Heim für Plastik der plastikfrei lebenden Familie Krautwascherl fand ich ein paar Tipps. Auf Experiment Selbstversorgung las ich sogar einmal über wiederverwendbares Toilettenpapier aus Stoff – eine interessante Idee, aber sicher nicht für jeden.

Für mich und meine Mitbewohner und Gäste musste es etwas „Konventionelleres“ sein: So besorgte ich mir nach ein paar Recherchen eine Taschentücher-Box von dm aus Pappe. Die Recycling-Linie von dm kommt sogar bei ihren Taschentücher-Boxen komplett ohne Kunststoff aus – selbst die Öffnungslasche ist plastikfrei. Ich musste also nicht mehr befürchten, keinen Ersatz mehr für Toilettenpapier zu finden. Die Nachteile bekam ich allerdings erst nach und nach zu spüren: Freunde fragten beim Besuch meines stillen Örtchens stets nach dem Klopapier, ich gab sehr viel mehr Geld aus und ich war mir letztendlich noch nicht einmal sicher, ob mein Mehrverbrauch an recycelter Pappe das ganze überhaupt ökologisch rechtfertigen würde.

Also entschied ich mich nach sechseinhalb Wochen „Hardcore-Plastikfasten“: Hier mache ich keine Einschränkungen mehr. Ich kaufe wieder ganz normales Recycling-Toilettenpapier und habe mehr Zeit und Geld, um meine Energie in andere, sinnvollere Maßnahmen zu stecken. Für die Plastikverpackung habe ich immerhin eine ganz verträgliche Wiederverwertungsmethode gefunden: Ich schneide sie oben auf und verwende sie weiter als Plastiktüte.

Was ich dadurch gelernt habe: Man muss sich nicht immer in jeder noch so kleinen Sache perfekt verhalten. Manchmal haben Komfort und Nutzwert einfach Vorrang. Wichtiger finde ich es, bei den Dingen, bei denen wir so gut wie keine Einschränkungen machen müssen, zu beginnen – keine Extra-Tüten aus dem Supermarkt mitzunehmen, Obst und Gemüse weitestgehend lose zu kaufen und doppelt und dreifach verpackte Dinge zu boykottieren. Damit hat man viel getan und muss sich das Leben dennoch nicht unnötig schwer machen. Denn meiner Meinung nach kann man Dinge nur nachhaltig umsetzen, wenn man sie auch wirklich gut in den Alltag integrieren kann. Sonst verwirft man sie irgendwann wieder – und damit wäre niemandem geholfen.

Was denkt ihr? Habt ihr euch schon einmal Gedanken über ein ökologisches stilles Örtchen gemacht? Findet ihr es in Ordnung, auch einmal der Bequemlichkeit den Vorzug zu geben? Ich bin schon gespannt auf eure Antworten!