Ein Gastbeitrag von Carina, die seit ihrer ersten Weltreise die Reisesüchtige von „Pink Compass – Der Reiseblog für Frauen“ ist. Dieser ist eine Plattform für allein reisende Frauen jeden Alters, ihr findet dort neben Reiseberichten vor allem Tipps und Tricks, die speziell Frauen beim allein reisen helfen.

Bevor ich nach Kambodscha gereist bin, habe ich viele Artikel darüber gelesen, wie es dort sein wird. Was mich erwarten wird und welch unterschiedlichen Eindrücken ich ausgesetzt werden würde. Ich habe von Angkor Wat gelesen, den Märkten in Siem Reap und den Floating Villages. Und ich habe über die Armut, die bettelnden Menschen und die Souvenir verkaufenden Kinder gelesen. Und trotzdem kannst du dich durch Lesen nicht immer darauf vorbereiten, was dich tatsächlich in Kambodscha erwartet.

Banteay Kdei

Deshalb möchte ich dir hier ein paar Verhaltens-Tipps mit auf den Weg geben, die dir die Möglichkeit geben sollen, positive Spuren in diesem immer noch vom Krieg gebeutelten, aber interessanten und spannenden Land zu hinterlassen. Die dir aber auch gleichzeitig aufzeigen, welche Fallen in der sogenannten Charity-Wirtschaft Kambodschas mittlerweile bestehen und wie du sie umgehen kannst!

Don’t…

Kaufe nichts von den Kindern in Angkor Wat!

Sobald du das Gebiet rund um Angkor Wat betrittst, wirst du dich auch schon umringt finden von Kindern, die dir Souvenirs, Postkarten oder Getränke anbieten – ganz besonders an den bekanntesten Tempeln der Anlage. Auch wenn dir dein erster Instinkt vielleicht sagt, dass du damit die armen Kinder unterstützt und ihnen Ernährung und Schulbildung ermöglichst, tu es nicht! Denn du erreichst damit genau das Gegenteil! Diese Kinder sollten eigentlich gerade jetzt in der Schule sein und je mehr sie verdienen, desto mehr bestätigst du ihren Eltern, dass es lohnender ist, sie an Tempeln ausharren zu lassen, als sie in die Schule zu schicken.

Besuche keine Kinderheime!

In Kambodscha ist es spätestens seit Angelina Jolie fast üblich geworden, ein Kinderheim zu besuchen, sich die Umstände anzuschauen, unter denen sie leben müssen, eine Spende dort zu lassen und sich guten Gewissens wieder dem Luxus des Lebens als wohlhabender Europäer zuzuwenden. Im Grunde genommen bin ich für alle Arten von Spenden. Allerdings haben schlaue Menschen nun selbst darin einen Markt entdeckt und teilweise inszenierte Kinderheime erbaut, an die Familien, die einfach kein Geld hatten, ihre Kinder verkauft haben, um diese somit scheinartig zu füllen. Das ist kein Ammenmärchen, dass dich daran hindern soll, Gutes zu tun. Selbst die kambodschanische Regierung warnt davor, Kinderheime zu besuchen. Such dir stattdessen lieber gesicherte Organisationen, die sich für Waisen in Kambodscha einsetzen und spende ihnen das Geld per Überweisung. Damit erreichst du weitaus mehr, fühlst dich mindestens genauso gut und hilfst, dem Boom an Kinderheim-Besuchen und damit üblen Machenschaften, Grenzen zu setzen.

Gib bettelnden Menschen auf der Straße kein Geld!

Dieser Punkt ist mir teilweise am Schwersten gefallen. Besonders als Europäer, wenn du selbst als „armer“ Backpacker noch unerträglich reich bist. Aber ich habe auch die Nebenwirkungen des Bettelns gesehen, die diese auf die Kinder dieses Landes hat. Ich habe Mädchen in Gruppen gesehen, die lachend die Straßen entlang gelaufen sind und wie auf Knopfdruck beim Erscheinen eines Touristen die Leidensmiene und den Hundeblick aufgesetzt und die Hände ausgestreckt haben. Du tust ihnen keinen Gefallen damit und hilfst ihnen ganz und gar nicht, wenn du ihr Tun positiv verstärkst. Wenn du wirklich nicht widerstehen kannst und einer der vielen Mütter mit ihren Kindern auf dem Arm etwas geben möchtest (auch wenn diese Kombination schon gern gezielt auf die Straße geschickt wird), dann kaufe eine Tüte Obst oder eine Mahlzeit und gib sie ihnen. Denn nur so kannst du sicher sein, ihnen etwas gegeben zu haben, das sie noch am ehesten selbst verwerten dürfen.

Gib Kindern keine Süßigkeiten!

Oberstes Gebot! Auch wenn es lächerlich erscheint in einem Land von Armut über Zahnerhaltung nachzudenken, aber Zahnärzte stehen dort mit Sicherheit auf der untersten Stufe der Prioritätenliste, also denke jedes Mal daran, wenn du versucht bist, Kindern Süßigkeiten zu geben.

Do…

Nutze die White Bicycles!

Nahezu jeder, der auf TukTuks und Führungen verzichten möchte, mietet sich für die Tage der Angkor Wat Besuche ein Fahrrad. Nicht nur, weil es kaum an Flexibilität zu überbieten ist, sondern auch, weil man sich nicht so protzig fühlt, wie in einem TukTuk sitzend durch die Anlage kutschiert zu werden. Solltest du die Gelegenheit bekommen, dann schau dich nach den White Bicycles um. Diese Fahrräder werden von einer Organisation vermietet, die einen Bärenanteil ihres Gewinns dafür einsetzt, die Wasserversorgung in Kambodscha zu verbessern. Diese Fahrräder gibt es fast überall und auch direkt neben meinem Guesthouse war ein Stand. Sie kosten zwar einen Dollar mehr als die regulären Vermietungen, aber ganz ehrlich, merkst du den überhaupt?

Verteile Obst und Zahnbürsten!

Packe ein paar Äpfel ein, die du verteilen kannst! Wenn du dann an eben genannten Kindern vorbeikommst, die nach Süßigkeiten fragen und du nicht nein sagen möchtest, dann hast du etwas in der Hand, das du guten Gewissens verteilen kannst. Toll fand ich auch den Tipp, den ich mal gelesen habe, Zahnbürsten zu verschenken. Es mag lächerlich klingen, aber auch das ist etwas, was hoffentlich Gutes tut!

Verteile Obst. Foto: Carina

Besuche Dr. Beat Richners Konzert!

Bevor ich nach Kambodscha kam, habe ich von einem Schweizer Arzt gelesen, der seit knapp 20 Jahren in Pnom Penh und auch in Siem Reap Kinderhospitäle aufgebaut hat, die korruptionsfrei und kostenlos für sämtliche Kinder des Landes komplett Spenden basiert unterhalten werden. Jeden Samstag gibt er kostenlose Cellokonzerte, bei denen er zwischen den musikalischen Stücken von seinem Werk erzählt, den Aufbau und die Aufrechterhaltung beschreibt und kurze Videos davon zeigt, wie der Klinikalltag aussieht. Nicht nur ist es sehr interessant anzuschauen, es gibt dir auch eine der wenigen Möglichkeiten, dich vor Ort direkt davon zu überzeugen, dass Gutes getan wird und absolut sicher sein zu können, dass das Geld, das du spendest, auch dort ankommt, wo es hin soll.

Ich weiß, viele dieser Regeln klingen hart und gnadenlos. Ich habe mir selbst oft schwer getan, mich daran zu halten und du wirst dir oft noch arroganter und geiziger vorkommen, als du von manchen der bettelnden Menschen sowieso schon angesehen wirst.

Aber ruf dir einfach immer wieder in Erinnerung, dass es bessere Wege gibt, um zu helfen. Schau dich danach um, recherchiere und nutze sie! Dann hast du nicht nur die Sicherheit, sondern auch die Gewissheit, während deines Besuches wirklich ein wenig geholfen zu haben – und nicht nur in die Mühlen von Korruption und Ausbeutung Wasser geschüttet zu haben!