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Kategorie: Media. Culture.

Rezension: Vier Bücher rund um Identität – Wer sind wir wirklich?

Wer sind wir wirklich? Diese Frage aus dem Titel beschäftigt die Menschheit wohl schon ewig und wird vermutlich nie an Aktualität verlieren. Ich habe euch heute eine Sammlung an vier verschiedenen…

Wer sind wir wirklich? Diese Frage aus dem Titel beschäftigt die Menschheit wohl schon ewig und wird vermutlich nie an Aktualität verlieren. Ich habe euch heute eine Sammlung an vier verschiedenen Büchern zusammengestellt, die sich alle in sehr unterschiedlicher Weise unserer Identität und dem Thema Persönlichkeit widmen.

Im kürzesten Werk meiner Auswahl, dem ersten Band von „Elle(s)“ von Aveline Stokart und Kid Toussaint ist dieses Thema beispielsweise darin verpackt, dass die Protagonistin ihre vier anderen Ichs in sich entdeckt. Aber welche der vier Persönlichkeiten ist denn nun wirklich Elle? Und was wenn eine der Elles für sie übernimmt? In eher amüsant-kurzweiliger Art widmet sich Liv Strömquist in ihrem neuesten Band „Astrologie“ dem Thema der verschiedenen Persönlichkeiten durch das Auge der Tierkreiszeichen. Schwerer und deutlich emotionaler wird es in „Jäger und Sammler“ von Cyril Pedrosa, in welchem wir ganz verschiedene Menschen kennenlernen – und eine Fotografin, die hinter die Fassade und Geschichte der Protagonist*innen blickt. Zu guter Letzt wird es nochmal humorvoller und deutlich märchenhafter: In „Mit Mantel und Worten“ von Flore Vesco und Kerascoët schafft es eine talentierte junge Frau durch vortäuschen einer anderen Persönlichkeit einen ganzen Hofstaat an der Nase herumzuführen und erst am Ende wird klar, wer sie wirklich ist.

Ihr seht, die Frage wer jemand wirklich ist, kann in ganz unterschiedliche Facetten betrachtet werden und birgt genug Stoff für viermal abwechslungsreiche Lektüre – mindestens! Lasst uns einen genaueren Blick in diese vier Werke werfen:

 

Elle(s) – Band 1

Im dünnen Comic-Band „Elle(s)“ lernen wir ein junges Mädchen mit coolen pinken Haaren kennen, die neu an die Schule kommt. Schnell findet sie eine tolle Clique und lebt sich gut ein. Doch nach und nach kommen ihre anderen Ichs, die eher schüchterne, die träumerische, die aggressive und die mutige Elle heraus, je nach Situation, die sie erlebt. Elle profitiert von diesen verschiedenen jeweils sehr vielseitigen Persönlichkeiten, die sie zu einer Art Tausendsassa-Chamäleon machen.

Doch dass dies von ihrem Umfeld nicht unbemerkt bleibt, ist klar und sie wird nach und nach mit viel Unverständnis, aber auch Sorge konfrontiert. Elles Persönlichkeiten werden für sie immer schwieriger zu handhaben und zeigen immer stärker ihr Eigenleben. Elle weiß irgendwann nicht mehr weiter und zweifelt daran, wer und wie sie nun wirklich ist und wie sie die anderen Ichs besser unter Kontrolle halten kann.

Um sich selbst klar zu werden, wer sie wirklich ist, muss sie herausfinden, wie sie die geworden ist, die sie heute zu sein scheint – und offen darüber sprechen. Die Story spiegelt die Identitätskrise, die einen in der Jugendzeit einholen kann, sehr schön wider. „Elle(s)“ ist der erste Teil einer spannenden, leicht zu lesenden und knallig illustrierten Comic-Reihe (der Stil erinnert an Pixar Animationsfilme). Aktuell ist bereits der zweite Band erschienen und auch der dritte ist schon in Aussicht.

 

Jäger und Sammler

In der Graphic Novel „Jäger und Sammler“ geht es um scheinbar total alltägliche Menschen in ihrem Von-Tag-zu-Tag-Leben. Das Buch ist in verschiedene Jahreszeiten gegliedert und Seite um Seite stellen sich uns die verschiedenen Menschen vor, deren Geschichten sich mehr und mehr miteinander verweben. Da ist zum Beispiel ein Kieferorthopäde, der zaghaft versucht, eine Bindung zu seiner Teenager-Tochter aufzubauen. Oder ein älterer Herr, der müde ist und sich nicht mehr dem politischen Aktivismus in seinem Umfeld anschließen will und damit auf Unverständnis stößt.

Zwischen den Alltagsszenen finden sich immer wieder tagebuchartige Texte, die jeweils aus der Sicht einer der Charaktere geschrieben wurden und damit die persönliche Geschichte dieser fort erzählt. So sollen die Emotionen und Erlebnisse der Protagonist*innen detaillierter erklärt werden, ich muss hier aber sagen, dass ich diese stellenweise viel zu langatmig und öfter auch verwirrend fand.

Es ist so nicht ganz leicht, der Geschichte zu folgen, weil sie immer wieder zwischen den vorkommenden Charakteren hin und her wechselt – auch die Texte haben mir nicht wirklich weitergeholfen, die Story ganz zu begreifen. Dennoch ist Jäger und Sammler eine ergreifende und umfangreiche Graphic Novel, die Sorgen, Verletzungen und Ängste, aber auch prägende kleine Erlebnisse von Menschen widerspiegelt und durch mehrere Ebenen zeigt, dass wir alle miteinander verbunden sind. Die Persönlichkeiten scheinen alle sehr unterschiedlich zu sein, doch die Suche nach Verbundenheit; Sehnsüchte oder auch Ängste zu haben, ist uns allen gemein.

Hier sei auch noch angemerkt, dass der Autor großartige künstlerische Illustrationen gestaltet hat, welche die Story lebendig und bewegend machen. Jeder erzählerische Abschnitt ist dabei unterschiedlich in Farbe und Stil der Zeichnungen gestaltet, was die emotionale Tiefe der Geschichten gut unterstreicht.

 

Astrologie

Kommen wir zu einem zweischneidigen Thema: Astrologie. Viele Menschen glauben an Tierkreiszeichen und die Auswirkungen von Sternenkonstellationen auf unser Leben. Eines vorneweg: Liv Strömquist lässt uns offen, ob wir dran glauben sollten oder nicht. In ihrem neuesten Werk „Astrologie“ weicht sie etwas von ihrem sonst eher faktenbasierten und wissenschaftlichen Schreibstil ab und taucht mit uns in die Charakteristika von Sternzeichen ein. Jedes der zwölf Sternzeichen wird dabei in typische Eigenschaften eingeteilt und vorgestellt.

Aber Strömquist wäre nicht Strömquist, wenn sie nicht ihren Witz und das Zeitgeschehen einbauen würde. In ihrem skizzenartigen, farbenfrohen Stil stellt sie bekannte Persönlichkeiten als Beispiele für das Erfüllen der jeweiligen Fähigkeiten und Eigenschaften der Sternzeichen vor. Unter anderem Taylor Swift, Prinz Harry, Kim Kardashian oder auch Melania Trump. Es kommen aber auch andere historische Persönlichkeiten vor, von Königinnen bis zu Philosophen.

Die Erzählungen rund um diese Menschen scheinen wahr zu sein, die Verknüpfung mit den Eigenschaften von astrologischen Tierkreiszeichen passt oftmals richtig gut. Die Stories sind gewohnt furchtbar: Furchtbar, weil sich vieles davon eben wirklich zugetragen hat und das manchmal unglaublich ist – dieses Gefühl kommt oftmals beim Lesen von Strömquists Werken auf.

Man könnte also den Eindruck gewinnen, dass wir alle sehr einfach zu kategorisieren sind, doch am Ende kommt dann doch noch das kritische Kapitel, auf das wir gewartet haben. Hier tritt die Autorin in einen Dialog mit ihrer Yoga ausübenden Mutter, die ihr ins Gewissen redet, dass sie doch kein Buch über Sternzeichen machen kann. Daher folgt dann noch eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema, also warum Astrologie für viele faszinierend ist, worin der Reiz der Persönlichkeits-Kategorisierung liegt und die Empfehlung, dass jede*r selbst entscheiden soll, was man mit dem Thema anfängt.

Fazit: die Beschreibungen der verschiedenen Sternzeichen ist zum Teil sehr witzig und man erwischt sich dabei, bei manchen Beschreibungen an eine bestimmte Person zu denken. Alles in allem ist aber auch das kritische Kapitel lesenswert und das Buch eine humorvolle Auseinandersetzung mit der Persönlichkeit des Menschen. Für mich jedoch nicht das beste Werk Strömquists.

 

Mit Mantel und Worten

Zuguterletzt erleben wir in „Mit Mantel und Worten“ eine scharfsinnige, lustig Geschichte, die lange vor unserer Zeit spielt. Serine ist eine junge, lebhafte Frau, die mit ihren jüngeren Geschwistern in einem alten Herrenhaus aufwächst. Hier wird viel Wert auf die vornehme Etikette gelegt, doch Serine hat ihren eigenen Kopf. Sie liest lieber, unterhält ihren kranken Vater und hat allerlei Flausen im Kopf. Als der Vater verstirbt, wird beschlossen, dass sie sich als Gesellschaftsdame am Hofe des Königs und der Königin versucht.

Zunächst ist sie dort Mädchen für alles und muss sich den aufgesetzten und spießigen Regeln des Hofes unterwerfen. Die anderen Hofdamen triezen sie, die Königin erteilt Tadel und Serine wird bloßgestellt. Sie bemüht sich dennoch nach Leibeskräften, ihre Aufgabe gut zu erfüllen und findet dabei auch Freunde, die Angestellten des Hofes und den jungen Léon, der Lehrling des Henkers. Sie macht sich aber auch Feinde – sie lässt den Sekretär der Königin abblitzen, der es von nun an auf sie abgesehen hat.

Durch einen lustigen Zufall ergibt es sich zudem, dass Serine aus Unsicherheit ein neues Wort am Hofe erschafft, das die Königin, die Wort-Spiele liebt, sehr begeistert. Als Serine den Sekretär bei dem Versuch ertappt, den König vergiften zu wollen, kehrt Serine verdeckt als Narr zurück und kann durch ihre gewitzte und schlaue Art den König überzeugen. So wird sie als Narr, der stets die Wahrheit spricht, sehr gefürchtet aber auch geschätzt, doch diese machtvolle Position kann sie nicht lange halten, denn ihre Verkleidung fällt irgendwann auf und plötzlich geschieht ein Unglück…

Es erwartet uns ein überraschendes Ende, mehr sei hier nicht verraten. Auch in diesem Buch wird mit der Persönlichkeit gespielt und klar, dass die eigenen einzigartigen Fähigkeiten uns immer weiterbringen, wenn wir zu uns stehen und diese für uns und andere einsetzen. Das Spiel mit der Identität macht hier den großen Reiz der spannend erzählten Geschichte aus, denn nicht nur Serine hat eine andere Identität, als zunächst angenommen.

Alle diese ganz unterschiedlichen Bücher beschäftigen sich ganz unterschiedlich mit dem Thema Identität und Persönlichkeit. Allen gemeinsam ist, dass viele verschiedene Faktoren ausmachen, wer wir sind. Ich kann euch diese vier Werke nur ans Herz legen und wünsche viel Spaß beim Entdecken!

Vielen Dank an den Splitter Verlag, Reprodukt und den avant-verlag für die Rezensionsexemplare!

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Selbstfindung im Comic: „Laura Dean und wie sie immer wieder mit mir Schluss macht“ und „Portugal“

An sich lese ich ja keine Biographien, aber die Geschichte eines Charakters über den Lauf der Zeit mit zu verfolgen, das finde ich meistens total spannend. Mich fasziniert daran die persönliche…

An sich lese ich ja keine Biographien, aber die Geschichte eines Charakters über den Lauf der Zeit mit zu verfolgen, das finde ich meistens total spannend. Mich fasziniert daran die persönliche Entwicklung der Personen, was diese für sich lernen, erkennen oder auch neu versuchen. Vielleicht kommt das aus einem Interesse für Psychologie heraus oder auch einfach von einer Faszination für das Menschliche, für das, worin wir uns alle wiedererkennen können.

In meinen aktuell fertig gelesenen Comics geht es um zwei völlig unterschiedliche Geschichten und auch Charaktere. Doch sie beide verbindet ein entscheidender Wendepunkt in ihrem Leben, der sich langsam beim Lesen entfaltet. Diese beiden Werke möchte ich euch heute gerne vorstellen: „Laura Dean und wie sie immer wieder mit mir Schluss macht“ von Mariko Tamaki und „Portugal“ von Cyril Pedrosa. Beide Comics sind nicht nur unterschiedlich in ihrem Rahmen, in denen sie stattfinden, sondern auch von der Gestaltung und den Zeichnungen her.

„Laura Dean und wie sie immer wieder mit mir Schluss macht“ wirkt von außen pastellig-knallig und hat einen deutlich modernen Touch durch die digital gestalteten Zeichnungen mit klaren, kräftigen Outlines. Innen ist es farbig schlichter gehalten in Schwarztönen, rosa und weiß. Das Cover von „Portugal“ ziert merklich unschärfere, sketchy Linien und wirkt daher eher klassisch künstlerisch und handgezeichnet. Beide Bücher bestehen aus weit über 200 Seiten und extra Zeichnungen am Ende.

In „Laura Dean“ geht es um die junge Freddy, die in das beliebteste Mädchen der Schule verliebt ist. Doch diese verhält sich anders, sie es sich wünscht: Sie macht immer wieder Schluss mit ihr, nur um kurze Zeit später wieder zu ihr zurückzukommen als sei nichts passiert. Dieses emotionale Auf und Ab der Liebe und Emotionen hält Freddy lange Zeit aus – zu einem hohen Preis. Sie verleugnet ihre Gefühle, ihren Schmerz und verliert ihre engen Freunde. Doch sie lernt auch neue Leute kennen und nach und nach auch sich selbst. In jungen Jahren herauszufinden, was man möchte und was nicht, oder auch Selbstrespekt zu erlernen, ist eine große Herausforderung.

„Portugal“ dreht sich um den jungen Zeichner Simon, der mehr und mehr seine Motivation und seinen Antrieb verliert. Er wird lethargisch und hat nur noch wenig Ahnung, was ihm in seinem Leben wichtig ist. Wir erfahren von seiner schwierigen Beziehung zu seinem Vater, zu dem er eigentlich nie richtig ehrlich ist. Aber wir erleben auch, wie wacklig seine Beziehung zu seiner Partnerin aktuell ist. Die beiden stehen kurz vor dem nächsten großen gemeinsamen Schritt: Sie überlegen sich, ein Haus zu kaufen. Er ist sich jedoch bei gar nichts mehr sicher.

Doch dann flattert eines Tages eine Einladung zur Hochzeit seiner Cousine ins Haus, diese heiratet in Portugal. Dort war er zuletzt in seiner Kindheit bei einigen seiner Verwandten. Simon hat eigentlich eine große Familie, die er aber in den letzten Jahren mehr oder weniger ignoriert hat.

Während der Geschichte gibt es immer wieder Rückblenden in Schlüsselmomente seiner Kindheit, die erklären, wie er zu manchen Überzeugungen oder auch Einstellungen gelangt ist. Zudem werden hier manche Beziehungen und wie sich diese entwickelt haben, vorgestellt.

Simon nimmt schließlich an einem Zeichenfestival in Portugal teil und erlebt eine Überraschung – auch wenn er schon an vielen Orten Zeichenkurse gegeben hat, in diesem Land fasziniert ihn plötzlich alles und er ist tief beeindruckt von Landschaft, Leute und Leben. Er entscheidet sich zur Hochzeit zu fahren und trifft dort auf typisch verrückt-merkwürdige Familienmitglieder, die alle nicht so einfach im Umgang sind. Er lernt aber mehr und mehr die Bedeutung von Familie kennen und schätzen und überwindet sich dazu, sich mit sich selbst und seinen Verwandten nah und unverfälscht auseinanderzusetzen und füreinander einzustehen. Diese Begegnungen verändern ihn nachhaltig und zwingen ihn dazu, sich mit seiner Herkunft, seiner Vergangenheit und der Gegenwart zu beschäftigen und sich zu entscheiden, was er mit seinem Leben anstellen möchte.

Beide Comics haben mir sehr gut gefallen und mich tief in ihren Bann gezogen, sowohl Zeichenstil, Geschichte als auch die unterliegenden Themen haben mich fasziniert. Ich denke, wir alle finden uns in diesen Erzählungen wieder, da wir uns ja alle irgendwie selbst finden wollen, egal ob bei einem bestimmten Lebensthema wie Liebe oder Sinn im Leben, oder auch in Hinblick auf entscheidende Situationen in unserem Leben.

Ein großes Dankeschön an den REPRODUKT Verlag und den CARLSEN Verlag für die Rezensionsexemplare!

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Wahrheit und Werte – Warum es sich lohnt, dafür zu streiten

In unserer ultra verknüpften Welt ist es quasi unmöglich, Wahrheiten herauszukristallisieren und alle Menschen davon zu überzeugen oder damit zu erreichen. Genauso sieht es auch mit Werten aus: Wenn man…

In unserer ultra verknüpften Welt ist es quasi unmöglich, Wahrheiten herauszukristallisieren und alle Menschen davon zu überzeugen oder damit zu erreichen. Genauso sieht es auch mit Werten aus: Wenn man beispielsweise versucht, ökologisch rücksichtsvoll zu leben, stößt man ebenfalls oft auf Widerstände.

Heute habe ich zwei spannende Bücher für euch, einmal ein dünner Comicband aus dem Leben eines bekennenden Ökos mit seiner Familie, der es doch nur richtig machen möchte und dabei hier und da an seine Grenzen stößt. Das zweite Buch wiederum dreht sich rund um Fake News, Verschwörungsmythen und wie sich diese überhaupt verbreiten und Anhänger*innen finden.

In Auto-Bio (ein Wortspiel aus „bio“ und „Autobiographie“) versucht der Autor und Zeichner Cyril Pedrosa selbst ein möglichst pädagogisch und ökologisch wertvolles Leben zu führen. Die aberwitzigen Geschehnisse und skurrilen Situationen, die er dabei erlebt, hat er mit viel Witz und in Kürze illustriert. Es ist kein fortlaufender Comicband, sondern beinhaltet eher Kurzgeschichten, ähnlich wie Cartoons.

Dabei spielt das politische und gesellschaftliche System Frankreichs natürlich eine große Rolle, da der Autor dort lebt. Dies tut dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch, wir kennen alle ähnliche Situationen und Anekdoten.

In erster Linie zeigt das Comicheft, dass wir uns nicht zu ernst nehmen sollten und es okay ist, wenn man sich dabei ertappt, etwas wenig ökologisches getan zu haben oder dann doch letztendlich der Preis bei der Auswahl zwischen Himbeeren aus Chile oder Bio-Himbeeren aus der Bretagne entscheidet und dass man sich eben manchmal auch auf einen Kompromiss einlassen muss.

In Glauben Sie an die Wahrheit? von Doan Bui und Leslie Plée werden uns sehr viele aktuelle Mythen, Fake News und Verschwörungstheorien serviert, von denen wir vermutlich alle schon gehört haben. Dieses Buch berichtet aus der Perspektive der Journalistin Doan Bui, die sich mit Vertreter*innen der jeweiligen Überzeugungen und Strömungen getroffen und mit ihnen gesprochen hat. Es bleibt dabei aber ein Comic, der in verschiedene Kapitel eingeteilt ist, die jeweils eine Strömung rund um eine alternative Wahrheit abbilden. Ein ziemlich ansprechendes und kurzweiliges Format.

Es geht um Truther, Flat-Earthler, um eine Fake-News-Zentrale in Mazedonien, um Trump und QAnon, um Klimagegner, Impfgegner und sogar die Illuminati. Zwischendurch sind Kapitel eingeflochten, die uns allgemeine Hintergrundinfos zu Algorithmen und die Geschichte und Wirkungsweise von Fake News erläutern. Warum verbreiten sich Fake News eigentlich so rasant? Warum hängen wir oft stundenlang an unseren digitalen Geräten und finden dabei immer wieder Neues, das uns tiefer in den News-Strudel versinken lässt?

Dadurch, dass die Journalistin mit einzelnen Menschen spricht, wird alles greifbarer und noch erschreckender, damit realer. Oftmals sind diese Theorien so stark in der ganzen Welt und mit mächtigen Menschen verknüpft, dass es manchmal schwierig ist, die Wahrheit oder die Werte herauszuschälen, die hinter einer Fake-Theorie liegen.

Sie macht aber auch Hoffnung, wie man dem ganzen Strudel entkommen und sich vor Fake News schützen kann. Wenn man sich via Glossar und Tipps im Buch und Begreifen der Theorien und Mythen informiert, dann ist das schon ein guter Schritt in Richtung Aufklärung hin zur Wahrheit.

 

Ein großes Dankeschön an den REPRODUKT Verlag und den CARLSEN Verlag für die Rezensionsexemplare!

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Schöne weibliche Welt – Busengewunder im Spiegelsaal

Heute geht es in meinen Rezensionen um Bücher, die sich unter anderem um die verrückte Welt des weiblichen Aussehens drehen. Besser gesagt: was weiblich gelesene Personen alles aushalten – Tag…

Heute geht es in meinen Rezensionen um Bücher, die sich unter anderem um die verrückte Welt des weiblichen Aussehens drehen. Besser gesagt: was weiblich gelesene Personen alles aushalten – Tag für Tag. Und wie abstrus diese Welt der Weiblichkeit eigentlich ist.

Ganz konkret sichtbar wird das in Lisa Frühbeis‚ herrlich lustigen Cartoons rund um die Geschlechterverhältnisse im Sammelband „Busengewunder“. Hier finden wir bereits veröffentlichte Kurzcomics in einem Buch.

In diesem sind alltägliche Situationen so authentisch und gut beobachtet, dass man einfach nur schmunzeln kann. So geht es um das Tragen von BHs oder um den Drang anderer Personen, immer den Körper oder das Aussehen von Frauen bewerten zu müssen. Ob bei der Körperbehaarung oder dem Outfit, das getragen wird. Wer hat da eigentlich das Recht, mitzureden? Und warum gibt es zum Beispiel in Mainstream-Videogames keine coole weibliche Heldin, die nicht vorrangig durch ihr Aussehen auffallen soll?

Die aberwitzige Protagonistin nimmt sich jedoch auch selbst nicht zu ernst und hat sich an manchen Stellen schon abgefunden mit den merkwürdigen Situationen, denen sie ausgesetzt ist. Egal ob beim Einkaufen, in Beziehungen oder gesellschaftliche Normen: Frühbeis zeigt mit ihrer Grimassen ziehenden Protagonistin auf, wo diese auf skurrile Ansichten trifft, wo Weiblichkeit und vermeintliche „Frauenthemen“ in Absurdität abdriften. Und es geht auch um gesellschaftliche Zustände, vom Gender Pay Gap bis zu Privilegien. Großartige Cartoons, deren Szenarien einem größtenteils sehr bekannt vorkommen.

Liv Strömquist steigt in ihrem aktuellsten Werk in ein ähnliches Thema ein. Wir kennen sie bereits als scharfe Beobachterin der Gesellschaft und von ihrer Mischung aus wissenschaftlichen Theorien und Fakten mit eigenen Analysen und humorvollen Darstellungen.

In „Im Spiegelsaal“ ist ebenfalls der besessene Umgang mit Frauen, ihrem Aussehen und den Auswirkungen zu erkennen. Sie beleuchtet aber noch mehr den zusätzlichen Einfluss von Bildern, Social Media und den Schönheitswahn.

So nennt sie als Beispiel dessen den Medien-Star Kylie Jenner und sie fragt sich, warum so viele Personen sich auf sie fixieren und so sein wollen wie sie. Wenn es nur um den Anblick von Schönheit ginge, was sie ja wohl für manche verkörpert, dann ginge es ja nur um die Ästhetik, die wir wie bei einem Gemälde bewundern – warum aber fühlen sich dann viele beim Anblick von „perfekten“ Gesichtern selbst minderwertig?

Mithilfe von historischen Geschehnissen, philosophischen, soziologischen und psychologischen Theorien versucht sie Erklärungen für verschiedenste gesellschaftliche Phänomene zu finden. Es geht um verdrehte Vorbilder, um die Suche nach Orientierung und wie stark das Aussehen mit „liebenswert“ gleichgesetzt wird. Natürlich spricht sie auch sich wandelnde Schönheitskulte an, die je nach Zeitgeist völlig unterschiedlich und teils willkürlich ausfallen können.

Sie geht der Ursache auf den Grund, wozu wir Selfies machen, was wir überhaupt schön finden und wie unsere sehr bildliche Welt auch unser Denken verändert. Letztendlich macht sie uns klar, dass uns das materielle Bild von uns auch irgendwann beherrschen kann und uns von uns selbst entfremdet. In dieser heiter-erschreckenden Reise durch das Buch treffen wir wie immer auch auf bekannte Persönlichkeiten, so unter anderem auf Sissi, Susan Sontag, Hartmut Rosa oder auch Marilyn Monroe.

Wie immer ist Strömquists Werk keine super leichte Lektüre, auch nicht immer sofort total nachvollziehbar – manches kann man kritisch hinterfragen oder muss man mehrmals lesen. Aber die aufgestellten Zusammenhänge und die scharfe Beobachtungsgabe zeigen uns vieles auf, das uns bekannt vorkommt und Erkenntnisse bringt. Vor allem, dass wir gut sind wie wir sind und uns unabhängig machen können, von gesellschaftlichen Ansichten auf Weiblichkeit, Schönheit und Selbstwert.

Vielen Dank an Carlsen und den avant-verlag für die Rezensionsexemplare!

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Comics, Graphic Novels und weibliche Charaktere, die ihren eigenen Weg gehen

Heute habe ich wieder einige besondere Lese-Leckerbissen für euch und möchte euch ungewöhnliche weibliche Charaktere in Comics vorstellen, die ihren ganz eigenen Weg gehen. Mal kurios, mal selbstbestimmt. Hier ist…

Heute habe ich wieder einige besondere Lese-Leckerbissen für euch und möchte euch ungewöhnliche weibliche Charaktere in Comics vorstellen, die ihren ganz eigenen Weg gehen. Mal kurios, mal selbstbestimmt. Hier ist für alle etwas dabei – sowohl für Kinder als auch Erwachsene.

Ich habe ein Faible für authentische Protagonist*innen, aber auch für weibliche Hauptdarstellerinnen in Comics und Graphic Novels. Wenn diese dann auch noch unabhängig sind, dann können sie als gutes Vorbild und Role Model dienen.

Besonders cool und ein bisschen gruselig kommen die Bände rund um Margo Maloo von Drew Weing daher. Ich habe schon öfter die an Zeichentrickserien erinnernden Cover gesehen und auch schon beim Gratis Comic Tag in die Reihe hineingelesen.

Jetzt habe ich den allerersten Band „Die geheimnisvollen Akten von Margo Maloo“ verschlungen und bin schon ein Fan von Margo. Vermutlich auch, weil der Zeichenstil mich an Kinderserien wie Mona der Vampir oder auch Hey Arnold erinnern, die ich früher angesehen habe. Jedenfalls geht es um Charles, einen Jungen, der in eine fremde Stadt zieht, da sein Vater dort ein ehemaliges Hotel renoviert. Kurze Zeit später merkt Charles, dass es in den alten Zimmern nicht mit rechten Dingen zugeht. Es spukt! Natürlich möchte er der Sache auf den Grund gehen, benötigt aber die Hilfe von Margo Maloo, der geheimnisvollen Geisterjägerin. Eigentlich ist sie Monster-Mediatorin – sie vermittelt in Anliegen von merkwürdigen Monstern und Geistern.

In besagtem Band, dem ersten von mittlerweile drei, findet ihr drei unterhaltsame Geschichten und erfahrt, wie sich Margo und Charles kennenlernen. Und wir sehen: Auch Monster haben Bedürfnisse und ein Recht auf eine Behausung! Charles sind die merkwürdigen Kobolde und Co. anfangs jedoch überhaupt nicht geheuer…

Margo Maloo ist der Inbegriff von mysteriöser Coolness und sie ist absolut professionell und unabhängig, sie bekommt auch die schlimmsten Biester in den Griff. Außerdem trägt sie einen coolen Mantel und hat ein eigenes motorisiertes Gefährt, mit dem sie die Stadt unsicher macht und sich nichts bieten lässt. Für Kinder und Erwachsene geeignet!

Dann gehen wir weiter zu einem richtig kultigen Comic, wie ich finde: „Yasmina“ von Wauter Mannaert. Diese Comics sind genial – witzig, rasant, ein wenig gesellschaftskritisch…

Aber der Reihe nach. In „Yasmina und die Kartoffelkrise„, dem ersten Band, lernen wir Yasmina kennen. Sie ist eine junge Schülerin mit Kochtalent und macht ganz ihr Ding. Mit ihrem Vater, der bei einer Fastfood-Kette arbeitet, lebt sie in einer Wohnung eines Mehrparteienhauses.

Im ersten Comic-Band erleben wir sie als leidenschaftliche Köchin. Sie liebt frische Zutaten, kocht täglich neue Gerichte, steckt ihre ganze Liebe und ihr Talent in ihr zubereitetes Essen. Neben der Schule sieht sie zudem oft bei ihren beiden Freunden vorbei, die sich einen Schrebergarten teilen. Hier bekommt sie oft Gemüse und Obst mit, um damit weitere köstliche Gerichte zu zaubern. Dafür ist sie sehr dankbar, denn ihr Vater verdient nicht die Welt und die beiden leben finanziell eher am Minimum.

Eines Tages rückt auch noch ein großer Lebensmittelproduzent aufs Feld und macht sich den Schrebergarten zu eigen. Er baut dort genmanipulierte Kartoffeln an und bringt dann neue abgefahrene Lebensmittel auf den Markt, nach denen die Menschen der Stadt schließlich regelrecht süchtig werden. Doch irgendetwas stimmt mit den Produkten nicht, denn die Leute verhalten sich plötzlich sehr animalisch…

Yasmina versteht das Chaos nicht mehr, doch als sich auch ihr Papa verändert, muss sie die Sache aufklären. Aber dazu braucht sie erst einmal eine Verbündete und Beweise… So viel sei verraten: Es wird actionreich und spannend! Von Yasmina ist auch schon ein Nachfolgeband mit dem Titel „Yasmina 1. Meisterklasse“ erschienen.

In diesem dünneren Comic-Band ist es Yasminas erklärtes Ziel, wieder mehr Kochunterricht und Gärtnern an ihrer Schule einzuführen. Doch hier stößt sie erst einmal auf großen Widerstand. Und so bringt sie für ihre Leidenschaft alle Kraft und Energie auf, denkt sich zig kreative Ideen aus und greift gleichzeitig ihrem Vater beim Etablieren eines Imbisswagens unter die Arme. Doch alle Versuche und Unternehmungen scheitern zunächst…

Kommt Yasmina noch die rettende Idee? Lest selbst in diesem kurzen, witzigen und teils sehr realen Abenteuer! Auch hier gibt es insgesamt bisher drei Bände.

Als nächstes lesen wir in „Trotz allem… Liebe“ von Jordi Lafebre von einem alten Pärchen, das sich nach vielen Jahren endlich wieder vereint sieht. Das Besondere: Der Comic erzählt die Liebesgeschichte auf Distanz von hinten nach vorne.

So lernen wir die politisch erfolgreiche Bürgermeisterin Ana und den freigeistigen Buchhändler Zeno zunächst in höherem Alter kennen. Sie plaudern, als würden sie sich schon ewig kennen und sind sich sehr vertraut. Dass sie über viele Jahre eine freundschaftliche Liebesbeziehung auf Distanz geführt haben, erfahren wir während der folgenden Kapitel.

Die Vorgeschichte beider Charaktere wird vielschichtig erzählt, sodass wir beide recht gut kennen lernen. So halten sie sich stets gegenseitig meistens per Brief oder Anrufen auf dem Laufenden, führen aber ihre jeweils sehr unterschiedlichen Leben unabhängig voneinander weiter. In poetischen Analogien, reichen Bildern und der Beschreibung einzelner prägender Lebensabschnitte, tauchen wir tiefer in die Vergangenheit bis zum anfänglichen Kennenlernen der beiden ein.

Die Geschichte ist eine romantische Erzählung, wie die beiden sich trotz Umwege, eigenständigen Lebensentscheidungen und Hindernissen den Zauber der Liebe erhalten und stets in der Umlaufbahn des anderen bleiben – trotz der räumlichen Distanz und der Weiterentwicklung des eigenen Lebens mit Dingen, die ihnen jeweils wichtig sind.

Um Dinge, für die es sich zu kämpfen lohnt, geht es in „Auf einem Sonnenstrahl“ von Tillie Walden, die mir schon durch einige ihrer früheren Werke bekannt ist.

Der über 530 Seiten starke Wälzer handelt von Mia, die vom Internat zu einer Weltraummannschaft wechselt. Das klingt erst mal abgespact, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Truppe fliegt nämlich im Weltall in einem Raumschiff umher, um architektonische Reparaturarbeiten auf anderen Planeten durchzuführen.

Wie das alles kam, erfahren wir nach und nach in den Rückblenden, die vor allem Mias Zeit im Internat einige Jahre zuvor zeigt. Sie lernt dort die neue Mitschülerin Grace kennen, mit der sie eine Beziehung beginnt. Ihr Traum ist es zudem, bei der Lux-Mannschaft – dem populären Internatssport – mitmachen zu dürfen.

Doch nach der Schule bekommt Mia keinen Studienplatz und Grace muss in ihre Heimat auf einem anderen Planeten zurück. Dass sie sich dabei nicht einmal verabschieden konnten, hängt ihr bis heute nach. Ihr entschiedenes Ziel ist es, Grace wieder zu finden.

Gleichzeitig erleben wir die Dynamiken der weiblichen Besatzung des Raumschiffes, die unterschiedlichen Charaktere, Probleme und familiären Verhältnisse an Bord. Mia hat mit ihren Jugenderfahrungen viele Dinge, die sie verarbeiten muss. Doch so hat jede Person der sehr diversen Mannschaft sein Päckchen zu tragen und seine eigenen unterschiedliche Beweggründe und Ziele.

„Auf einem Sonnenstrahl“ wurde ursprünglich als Webcomic veröffentlicht. Es verlangt schon einiges an Aufmerksamkeit und Konzentration, die Geschichte zu verstehen und die Charaktere auseinander zu halten, das ist mir nicht immer gelungen. Ich war auch stellenweise verwirrt, was da eigentlich gerade passiert oder wer wer ist. Genauso bemerkenswert ist die rein weiblich beziehungsweise nicht binär dargestellte Welt.

Die sehr reduzierte Farbpalette hilft, die unterschiedlichen Settings im Internat und am Weltraumschiff auseinanderzuhalten. Außerdem unterstützt sie die emotionalen Geschehnisse der Protagonistinnen und rückt die Menschen mit ihren Beziehungen in den Vordergrund, gleichzeitig rückt der Fokus von klassischen Sci-Fi Elementen (technische Errungenschaften, andere physikalische Gesetze) weg.

Ich kann mich den extrem positiven Kritiken noch nicht ganz anschließen, finde es aber sehr bewundernswert, wie die jungen und selbst bestimmten Charaktere der Story für das kämpfen, was ihnen wichtig erscheint. Außerdem ist „Auf einem Sonnenstrahl“ ein Pageturner, die Geschichte umfangreich, aber auch fesselnd, gerade weil das Setting exotisch und ungewöhnlich ist.

Vielen Dank an den Reprodukt Verlag und den Splitter Verlag für die großzügige Bereitstellung der Rezensionsexemplare!

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Lesestoff: Nicht für Mädchen!

Unser Lesestoff liefert nicht nur „Stoff zum Lesen“, sondern soll mit seinen Geschichten und Erzählungen die Möglichkeit geben, uns zu berühren, neue Wege aufzuzeigen oder uns zum Nachdenken zu bewegen….

Unser Lesestoff liefert nicht nur „Stoff zum Lesen“, sondern soll mit seinen Geschichten und Erzählungen die Möglichkeit geben, uns zu berühren, neue Wege aufzuzeigen oder uns zum Nachdenken zu bewegen. Am Ende jedes Lesestoffs findet ihr Hintergründe zum Text, was diesen inspiriert hat oder was die/der AutorIn damit vermitteln möchte.

Nicht für Mädchen!

„Das will ich nicht mehr anziehen!“ ruft Leonie und wirft ihr T-Shirt mit dem Aufdruck von R2D2 durch das Zimmer. „Warum denn das,“ frage ich sie, „das ist doch dein Lieblingsshirt?“ „Raffi hat gesagt, Star Wars ist nicht für Mädchen.“ erwidert Leonie. Ich setze sie auf meinen Schoss. „Du kannst tragen, was du möchtest. Was dir gefällt. Es gibt nichts, das nur für Mädchen oder nur für Buben da ist.“

Leonies Lieblingsfarbe ist dunkelblau. Seit sie laufen kann, steuert sie in Geschäften zielsicher in die Jungenabteilung zu den blauen Shirts. Sie liebt aber auch rot, pink und gelb – sie darf sich aussuchen was ihr gefällt und worin sie sich wohlfühlt.

Meine Erklärung scheint sie zu beruhigen, anziehen möchte sie das R2R2 T-Shirt aber trotzdem nicht. Wir begeben uns auf die Suche nach einer Alternative, die bald gefunden ist – ein rotes Shirt mit Winnie Puh, auch ein Klassiker bei uns. Dann müssen wir auch schon los, wenn wir nicht zu spät kommen wollen.

Später am Nachmittag herrscht wieder das übliche Chaos. Ich setze gerade einen Kaffee auf, während Leonie in einem Buch blättert, ihre kleine Schwester Meike hat wieder einmal die R2D2-Sammlerfigur in Händen und lutscht fleißig daran. Ich hoffe inständig, dass die runde Form des Roboter einen brauchbaren Schnuller-Ersatz darstellt, denn Meike liebt die alte Figur heiß und innig.

Leonie legt ihr Buch beiseite, nachdem sie Meike länger beobachtet hat. Langsam geht sie auf ihre Schwester zu, beugt sich zu ihr hinunter und nimmt Meike die kleine Figur aus den Händen. „Nicht für Mädchen!“ sagt sie und legt R2D2 zurück in die Spielzeugkiste.

Der Hintergrund

Diese Geschichte ist eigentlich keine Geschichte, sondern etwas, das eine Freundin von mir so ähnlich mit ihren beiden Töchtern erlebt hat. Mich hat diese Erzählung sehr berührt. Ich bin zwar mit anderen Hürden aufgewachsen, doch eines habe ich von meinen Eltern nie gehört: dass ich etwas nicht tun kann, weil ich ein Mädchen bin. Und das, obwohl ich Ende der 70er Jahre geboren wurde und meine Eltern in den 40ern aufgewachsen sind.

Nun leben wir in den 2020ern und noch immer – gefühlt noch mehr als früher – gibt es eine Aufteilung: für Mädchen oder für Jungen. Beim Spielzeug, bei der Kleidung und wohl auch in den Köpfen vieler Erwachsener. Noch problematischer wird es, wenn Kindern in Folge etwas aufgrund ihres Geschlechts verwehrt wird. Der Bub darf kein rosa Shirt tragen, das Mädchen nicht mit Actionfiguren spielen.

Zugleich rätseln Experten, woher toxische Männlichkeit kommt oder warum Frauen sich so selten in Führungspositionen begeben. Kinder einfach Kind sein lassen, sich selber und die Welt unvoreingenommen entdecken ist aus meiner Sicht nicht nur die Basis für eine schöne Kindheit, sondern auch für das restliche Leben.

 

Habt ihr solche Erlebnisse auch schon gemacht oder in eurem Umfeld mitbekommen? Was ist eure Meinung zur Aufteilung von Spielzeug, Kleidung & Co. für Mädchen oder Jungen? An die Eltern: Wie besprecht ihr diese Themen mit euren Kindern?

 

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Endlich wieder! Veganmania Wien: 3. bis 6. Juni 2022

Es ist wieder soweit! Das meistbesuchte und längste vegane Sommerfestival Europas findet endlich wieder statt. Von 3. bis 6. Juni 2022 warten vor dem Wiener Museumsquartier in sommerlichem Ambiente jede…

Es ist wieder soweit! Das meistbesuchte und längste vegane Sommerfestival Europas findet endlich wieder statt. Von 3. bis 6. Juni 2022 warten vor dem Wiener Museumsquartier in sommerlichem Ambiente jede Menge an pflanzliche Speisen und Getränken auf euch, eure Geschmacksknospen und euren Magen.

Highlights, Highlights, Highlights

Wie jedes Jahr dürft ihr euch über ein breites kulinarisches Angebot freuen – vom Burger über Feines aus Österreich, Asien, Afrika bis hin zu Rohkost ist alles dabei. Auch für den süßen Hunger ist bestens gesorgt, viele Köstlichkeiten von veganen Bäckereien und jede Menge Eis warten auf euch. Neben den Essensständen sorgen MusikerInnen und DJs für die richtige Stimmung. Mit dabei ist mein Lebens- und Geschäftspartner Daniel, der als DJ Shinji Ito am Pfingstmontag ab 14 Uhr auflegen wird. Neben früheren Veganmanias war er auch schon am Wiener Vegan Ball und bei den ehemaligen WeGain Clubbings für Ohrenschmaus zuständig.

Ein weiteres Highlight sind die zahlreichen Stände mit ihren veganen und nachhaltigen Produkten – innovative Lebensmittel, nachhaltige Kosmetik und faire Kleidung. Habe ich die letzten Jahre fast alle ausstellenden Unternehmen gekannt, sind dieses Mal sehr viele neue Namen am Start, was einen Besuch für mich – und vermutlich auch für euch – noch spannender und interessanter macht.

Pssst, Insider-Tipps!

Meine zwei Insider-Tipps nach vielen Jahren Veganmania-Erfahrung: Auf keinen Fall mit vollem Bauch kommen! Es gibt so unglaublich viele unterschiedlichen Sachen zu (ver)kosten, dass es unmöglich ist, alles zu probieren, selbst wenn man alle vier Tage auf der Veganmania verbringt. Ihr könnt euch ohne Probleme einen ganzen Tag von Frühstück bis zum finalen Absacker auf dem Festival verköstigen und werdet nicht eine Sekunde Hunger verspüren – im Gegenteil.

Das führt mich auch schon zum zweiten Tipp: Ein Tag ist zu wenig! Wenn man das kulinarische Angebot genießen, sich auf den verschiedenen Ständen umsehen und dann auch noch mit anderen Besuchern plaudern möchte ist ein Tag alleine nicht ausreichend. Plant mindestens zwei Tage ein und scheut euch auch nicht, mit den supernetten Leuten an den Ständen der diversen Vereine und Organisationen zu plaudern. Bei gutem Wetter kann man sich auch direkt auf der Wiese vor dem Museumsquartier gemütlich in der Sonne entspannen.

Wenn ihr noch genauer wissen wollt, was euch erwartet, könnt ihr meinen Bericht von der Veganmania 2015 nachlesen.

Das mittlerweile größte Streetfood-Festival in Österreich ist auf jeden Fall einen Besuch wert – der Eintritt ist wie immer frei!

 

Veganmania Wien 2022

Ecke Mariahilfer Straße vor dem MuseumsQuartier, 1070 Wien

Freitag, 3. Juni: 14 bis 22 Uhr
Samstag, 4. Juni: 10 bis 22 Uhr
Sonntag, 5. Juni: 10 bis 22 Uhr
Montag, 6. Juni: 10 bis 18 Uhr

Streetfood bis 22 Uhr, andere Aussteller bis 21 Uhr

Alle Informationen zu dieser und weiteren Veganmanias findet ihr auf der Veganmania-Homepage, hier geht es zum Event auf Facebook.

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Anaïs Nin – Im Meer der Lügen: Graphic Novel zwischen Leidenschaft und Realität

Anaïs Nin ist für viele eine Ikone. Vor allem für ihre Tagebücher bekannt, hat sie sich als weibliche Schriftstellerin mit ihrer inneren Welt auseinandergesetzt und über (vermeintliche) Tabuthemen geschrieben –…

Anaïs Nin ist für viele eine Ikone. Vor allem für ihre Tagebücher bekannt, hat sie sich als weibliche Schriftstellerin mit ihrer inneren Welt auseinandergesetzt und über (vermeintliche) Tabuthemen geschrieben – unter anderem über die weibliche Leidenschaft, die sie auch ausgelebt hat. Wer tiefer in ihre Geschichte eintaucht, erfährt aber auch von traumatisierenden Erlebnissen, die sie stark geprägt haben.

In der neuen Biographie in Form einer Graphic Novel, „Anaïs Nin – Im Meer der Lügen“ von Léonie Bischoff,  können wir ihr turbulentes und wildes Leben mitverfolgen. Die Graphic Novel beginnt, als Anaïs Nin bereits in Paris lebt, zuvor war sie in Barcelona und New York. In der französischen Hauptstadt ist sie in den wohlhabenderen Kreisen unterwegs und lebt mit dem Bankier Hugo zusammen. Immer wieder zeigt sich in ihr der Zwiespalt zwischen „perfekter Ehefrau“ nach dem Frauenideal der 30er Jahre und dem Wunsch nach einem künstlerisch-freien Leben.

Die junge Anaïs beschäftigt sich mit Beziehungen, was Intimität für sie bedeutet und zieht auch die Aufmerksamkeit vieler Männer auf sich. Zur damaligen Zeit war zudem die Psychoanalyse auf dem Vormarsch, für diese beginnt sie sich ebenfalls zu interessieren. Anfangs pflegt sie vor allem durch Kontakte ihrer Brüder den Austausch mit Männern, so lernt sie auch Henry Miller, ihre spätere Affäre, kennen. Anaïs wird immer wieder mit Unglauben konfrontiert, wenn Männer ihre Texten lesen. Insgeheim wird sie zwar oft bewundert, doch gleichzeitig als Schriftstellerin nicht ernst genommen. Anaïs liest viel, erlebt ihre Umgebung mit allen Sinnen und sucht aktiv den Austausch über ihre Texte.

Im Laufe der Geschichte lernen wir sehr viel über die Gedankenwelt, Weltansicht, inneren Muster und Glaubenssätze von Anaïs. Immer wieder trifft sie sich mit Männern, die sie aus unterschiedlichsten Gründen interessieren. Diese vergehen sich dann aber an ihr; sie lässt den Missbrauch über sich ergehen, da sie befürchtet, dass sie die Leidenschaft in den Männern ausgelöst habe und sie ihnen deshalb Befriedigung schuldig ist.

Anaïs beginnt, ihre Tagebucheinträge vor ihrem Mann zu verheimlichen und gleichzeitig ihre „Tugendhaftigkeit“ aufrecht zu erhalten. Bis sie sich eines Tages in June, der Frau Henry Millers verliebt, und der emotionalen und extravaganten Frau gnadenlos verfällt. Der Konflikt zwischen dem Wunsch nach Leidenschaft mit June und dem der völligen Hingabe gegenüber ihres Mannes Hugo droht sie mehr und mehr zu zerreißen.

Mit Henry lebt sie schließlich ihre Leidenschaft ohne Zurückhaltung aus und fühlt sich endlich glücklich und erfüllt. Diese Verbindung scheint ihr Selbst zu stärken und dadurch auch ihre Ehe zu beleben. Mehr und mehr wird ihr Schreiben ihr Anker, ihre zweite Realität und ihr Weg, Dinge zu verarbeiten. Doch bröckelt die zusammengesetzte Welt von Anaïs. Sie sieht hinter die Fassade der ihr vergötterten Menschen und verstrickt sich immer mehr in ihrem Meer aus Lügen und Verheimlichungen.

Eines Tages tritt ihr Vater wieder in ihr Leben, der sie und ihre Familie bereits in Kindertagen verlassen hatte. Und damit gerät ihre Welt völlig aus den Fugen. Als Lesende erfahren wir durch Anaïs‘ Besuche beim Psychoanalytiker von der grotesken Beziehung zu ihrem Vater, die ihr Verhalten stark beeinflusst.
Immer mehr spielt Anaïs Rollen für die Männer in ihrem Leben und spürt die Macht, die sie über diese hat. Viele dieser Männer fühlen sich zudem von ihrem Tagebuch eingeschüchtert, welches neben ihnen existiert. Sie wiederum nutzt fast schon schizophren jeden Mann für neue Erfahrungen aus. Doch kann dieses verstrickte Leben noch länger gut gehen?

In „Anaïs Nin – Im Meer der Lügen“ tauchen wir tief in die Welt von Anaïs ab: Ihre Komplexität, ihre Sehnsüchte, aber auch ihre heftige Zerrissenheit zwischen Ansprüchen von außen und ihren eigenen Gedanken und Emotionen. Wir lesen von verstörenden Ereignissen genauso wie von beflügelnder kreativer Energie.

All das wird von Léonie Bischoffs kräftigen bunten Zeichnungen sehr schön verdeutlicht. Die Illustrationen und Texte sind großartig kombiniert und reißen einen förmlich mit in die Tiefe. Die Emotionalität, inneren Gedankenstrudel oder auch die starken Einschnitte in der Geschichte bleiben damit noch lange im Gedächtnis – diese Biographie hallt im eigenen Inneren für längere Zeit nach.

Vielen Dank an den Splitter Verlag für das Rezensionsexemplar!

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Fünf Comics für Kinder: Junge Helden und schwierige Themen

Kindercomics gibt es reichlich, in diesem Beitrag stelle ich euch solche vor, die nicht immer ganz so leichte Themen behandeln und dabei die jungen Heldinnen und Helden in den Mittelpunkt…

Kindercomics gibt es reichlich, in diesem Beitrag stelle ich euch solche vor, die nicht immer ganz so leichte Themen behandeln und dabei die jungen Heldinnen und Helden in den Mittelpunkt des Abenteuers stellen. Taucht ein in fantastische Welten!

Dragon Prince – Der Prinz der Drachen 1: Durch den Mond

Vielleicht kennen manche von euch die spannende Netflix-Serie „The Dragon Prince„: Fantasy gemixt mit charakterlicher Diversität und einer richtig großartigen Story, nicht nur für Kinder. Ich bin ein großer Fan der Serie, die durchaus auch düster sein konnte.

Bild: Cross Cult

Im allerersten Band der Adaption zur Serie, „Dragon Prince – Der Prinz der Drachen 1: Durch den Mond„, erleben Rayla, die Elfen-Assassin und Callum, der aufstrebende Magier, eine Folgegeschichte zum Zeitpunkt nach den Geschehnissen aus der Serie. In einer weiteren großen Mission müssen beide wieder über sich hinauswachsen und sich ihren Ängsten stellen, auch wenn das Gefahr bedeutet. Aber um endlich Frieden zu haben, geht das junge Paar das Wagnis ein, denn sie wollen weiterhin, dass sowohl Menschen als auch Elfen nebeneinander existieren können. Und Rayla wird das Gefühl nicht los, dass Viren, der böse Manipulator, vielleicht doch nicht tot ist…

Bild: Cross Cult

Rotwölfchen

Seit kurzem gibt es den bildgewaltigen Comicband „Rotwölfchen“ von Amélie Fléchais auch auf Deutsch. Vor einer Weile hatte ich ihn das erste Mal bei einer Freundin in der Hand und war sehr angetan von den Bildern und den Parts, die ich auch auf französisch zum Teil verstand. „Rotwölfchen“ ist ein tragisches Märchen. Aber das sind Märchen ja oft. Die Geschichte dreht sich um einen jungen Wolf, der bei seiner Familie im Wald aufwächst und ein rotes Mäntelchen trägt – Rotkäppchen anders herum also. Dieses Wölfchen soll ebenfalls zu seiner Großmutter gehen und ihr Leckereien mitbringen.

Bild: Splitter Verlag

Nicht ohne Warnung vor dem bösen Jäger und seiner Tochter geht das Wölfchen also auf den Weg. Voller Begeisterung hüpft es durch den Wald, bis es auf ein Menschenmädchen trifft. Dieses erzählt ihm von einem Lied, in dem es um eine von ihr ausgedachte Geschichte geht: Eine schöne Frau, die viel Zeit alleine im Wald verbrachte und ein junger Jäger verlieben sich. Der Jäger legt seine Waffen ab, um sie zu erobern und sie leben als kleine Familie zusammen. Dann bricht das Mädchen die Geschichte ab, lockt das Wölfchen ihn in ihr Zuhause und sperrt ihn ein, bis ihr riesiger Vater, der Jäger, heimkommt.

Währenddessen erzählt sie ihr Lied zu Ende: Die Frau wird von Wölfen getötet und seither bewegt den Jäger einen Hass gegen diese. Das Mädchen schließt mit der Aussage, dass alle bösartigen Bestien getötet werden müssen und sie daher den Wolf eingesperrt habe. Was passiert, wenn der Jäger auf das arme Wölfchen trifft, sei nicht verraten. Doch das war nicht das Ende der Geschichte, denn das Wolfsrudel hat ihre ganz eigene Variante der Geschichte, die von einer wunderbaren Verbundenheit zwischen Mensch und Wolf berichtet – und von einer törichten Tat des Jägers…

Bild: Splitter Verlag

Die ganze Fabel zeigt uns, wie unterschiedliche Realitäten entstehen. Wie Menschen sich ihre Wahrnehmung zurechtlegen, um sich nicht dem Unangenehmen stellen zu müssen. Und sie erzählt von Sündenböcken, Naturverbundenheit und Schwarz-Weiß-Denken. Dieser Band hält uns vor Augen, wie wir uns schnell auf eine Seite schlagen und bietet uns sehr ambivalente Charaktere. Keiner ist wirklich der oder die “Böse”. Alle handeln letzten Endes aus einer Annahme oder aus bestimmten Intentionen und Gefühlen heraus

Die Illustrationen ziehen sich oftmals komplett über die Seiten, die kräftigen, traumartigen Motive sind mit unterschiedlichen Malarten und Techniken entstanden. Text und Folklore-Verzierungen fügen sich schön in die Seiten ein.

Die magische Spieluhr 1: Willkommen in Pandorient

Ein Comic, der ebenfalls aus französischer Feder stammt, trägt den Titel „Die magische Spieluhr 1: Willkommen im Pandorient„, im Original geschrieben von Gijé​ und Carbone.

Bild: Splitter Verlag

In diesem kindgerechten Band spielt Nola, ein junges Mädchen, die Hauptrolle. Sie hat ihre Mutter verloren und muss nun den ersten Geburtstag ohne sie verbringen. Durch das Geburtstagsgeschenk ihres Vaters, eine wunderschöne Schneekugel mit Spieluhr, lässt ihr ein kleines Wesen plötzlich einen Hilferuf aus der Kugel zukommen. Das Wesen bittet Nola, ihr und ihrer erkrankten Mutter zu helfen, und ehe sich Nola versieht, schrumpft sie auf die Größe einer Fee und ist auch schon in die magische Welt der Spieluhr geschlüpft.

Dort führt sie das Wesen namens Andrea in die Welt von Pandorient, ein buntes Dörfchen mitten in der Natur, das auf den ersten Blick friedlich wirkt. Doch Andrea zieht sie weiter zu ihrer kranken Mutter, die Nola zuerst mit ihrer Mutter Annah verwechselt. Von Andreas Mutter erfahren wir, dass Annah sich  oft in Pandorient aufgehalten hat.

Bild: Splitter Verlag

Da taucht auch noch Igor, Andreas Bruder auf. Gemeinsam mit ihm macht sich Nola auf die Suche nach einer Medizin, die der kranken Frau helfen könnte. Doch es tun sich Hindernisse auf, mit denen die drei nicht gerechnet haben und mit Hilfe der Nachbarn decken sie ein schlimmes Geheimnis auf. Mehr soll hier nicht verraten werden, nur so viel: Nola erfährt mehr und mehr über Pandorient und ihre Mutter und gewinnt Freunde fürs Leben.

Die Story macht neugierig auf die Welt in und um Pandorient, im ersten Band wird noch wenig verraten. Die Zeichnungen sind voller Bewegung und starker Mimik, welche die Lesenden in den Bann des Abenteuers ziehen. Band II bis V sind ebenfalls schon erhältlich.

Der Club der drei Schwestern 1: Sarahs Traum

Ebenfalls um eine Familiengeschichte geht es in „Der Club der drei Schwestern 1: Sarahs Traum„, aus dem Französischen von Barbucci und Di Gregorio. Barbucci ist ein bekannter Zeichner, der unter anderem Zeichnungen für Disney oder das Magazin W.I.T.C.H. gestaltet hat. Im ersten Band der Reihe lernen wir drei sehr unterschiedliche junge Schwestern kennen, die mit ihrer Mutter zusammen leben. Sarah, die immer wieder einen merkwürdigen Traum von einer schwebenden Qualle im Wald hat, Kassiopeia, die verträumte der drei, und die stille Lucille, die vor allem mit Katzen kommuniziert. Die drei wollen gerne mehr über das frühere Leben ihrer Mutter wissen und stellen immer wieder interessierte Fragen.

Bild: Splitter Verlag

An einem Sonntag, an dem deren Mutter sich wieder einmal sehr ausweichend zu den Fragen ihre Jugend betreffend verhält, gründen die drei ihren „Club der drei Schwestern“ mit der Mission, die Vergangenheit ihrer Mutter zu ergründen. Sie finden alte Sachen auf dem Dachboden, doch noch viel spannender sind die alten Fotos, die ihnen in die Hände fallen.  Diese bergen ein Geheimnis in sich, das sich ihnen erst später offenbart.

Bild: Splitter Verlag

Zum Muttertag wollen sie ihre Mutter mit einem selbst gestalteten Fotoalbum überraschen. Dazu befragen sie Freunde ihrer Mutter zu den Fotos, damit diese ihnen Hinweise geben können, wo die Bilder aufgenommen wurden. So sammeln sie Anekdoten und Erinnerungen. Doch für Sarah steckt mehr hinter dieser Suche nach Hinweisen zur Vergangenheit der Mutter, sie will die Bedeutung ihres Traumes herausfinden und was die Qualle im Wald mit ihr zu tun hat. Zu allem Überfluss kommt es zu Streitereien unter den Schwestern, die sich nicht immer gegenseitig verstehen.

Bild: Splitter Verlag

Am Muttertag passiert es dann schließlich, Lucille läuft wegen eines weiteren Streits davon. Die anderen beiden Mädchen machen sich gemeinsam mit ihrer Mutter auf die Suche nach ihr und endlich kommt das Geheimnis der Mutter und des seltsamen Traumes ans Tageslicht.

Dieser umfangreiche Comicband stellt seine Charaktere in den Vordergrund, jedes der drei Mädchen wird lebhaft und liebevoll dargestellt, lediglich die Mutter bleibt wohl auch aufgrund der Story sehr blass. Die Farben, Szenerien und weitere Nebencharaktere gefallen mir sehr, die Idee und das Ende der Story ebenfalls. Ein nicht ganz so einfaches Thema wird hier emotional, aber auch kindgerecht und nachvollziehbar erzählt. Band II ist ebenfalls neu erschienen.

Die entsetzliche Angst der Epiphanie Schreck 2: Die verlorene Zeit

Neu erschienen ist außerdem „Die entsetzliche Angst der Epiphanie Schreck 2: Die verlorene Zeit„, der Comic wurde erneut von Clément Lefèvre und von Séverine Gauthier verfasst. Der erste Band, „Die entsetzliche Angst der Epiphanie Schreck„, mit dem eigenwilligen Zeichenstil und dem Tabuthema Angst hatte mir schon sehr gut gefallen – siehe meine Rezension dazu.

Bild: Splitter Verlag

Im zweiten Band treffen wir alte Charaktere wieder, Epiphanie ist zudem älter geworden. An ihrem neunten Geburtstag überfällt sie die Angst erneut, sie fällt wieder in die merkwürdige Fantasiewelt und trifft dort auf alte Bekannte. Wie beim letzten Mal hat sie wieder eine unbeantwortete Frage, die sie umtreibt. Dieses Mal erhofft sie sich Rat von den skurrilen Anwesenden, wie man sich denn Freunde machen kann. Wieder begibt sie sich in der Fantasiewelt auf eine Reise zu sich selbst. Im Gespräch mit den anderen wird klar, dass sie nie Kind sein konnte, da die Angst sie immer ernsthaft und verkrampft gemacht hatte und es ihr daher heute so schwer fällt, diese Frage zu beantworten.

Die Wesen raten ihr, ihre Ernsthaftigkeit zu verlieren und ihre verlorene Zeit aufzuholen. Um genauer zu sein, neun Jahre ihrer Kindheit. Doch leichter gesagt als getan, die Angst hindert sie immer wieder daran, zu schweben und loszulassen. Selbst im Vergnügungspark findet sie stets Einwände, warum sie dies oder jenes nicht tun kann. Später soll ihrer Kindheit im Kino auf den Grund gegangen werden, doch Epiphanie flüchtet aus dem Film… Doch endlich, endlich findet sie einen Weg, wie sie wieder Kind sein kann und sieht, was ihr immer gefehlt hat.

Bild: Splitter Verlag

Der zweite Band hat mich noch mehr berührt und an fantastisch skurrile Plätze geführt. Dieses Mal habe ich auch die Handlung als authentischer und fokussierter empfunden. Epiphanie handelt mehr, anstatt zu reagieren. Wir lernen sie besser kennen, die anderen Wesen sind mehr im Hintergrund. Mir haben in diesem Band auch die Farbpalette und die Dialoge mehr zugesagt. Und es begeistert mich immer wieder, wie das Thema rund um Angst und Angststörung so verzaubernd und doch authentisch behandelt wird. Genau das vermögen diese Comics alle – schwierige Themen in Form von Kunst, Überlebensstärke und Zuversicht an Kinder weiterzugeben.

Vielen Dank an den Splitter Verlag und Cross Cult für die Rezensionsexemplare!

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20. und 21. November 2021: Vegan Planet Wien im MAK (mit GEWINNSPIEL!)

Save the date! Am 20. und 21. November 2021 findet Österreichs größte vegane Messe endlich wieder statt: Die Vegan Planet öffnet im Wiener MAK ihre Tore. Die beliebte Messe für…

Save the date! Am 20. und 21. November 2021 findet Österreichs größte vegane Messe endlich wieder statt: Die Vegan Planet öffnet im Wiener MAK ihre Tore. Die beliebte Messe für pflanzlichen Lebensstil lässt die Herzen aller BesucherInnen höher schlagen, egal ob schon vegan lebend oder mit (erstem) Interesse am nachhaltigen Lifestyle. Beim Flanieren durch die Gänge entdeckt ihr die neuesten Trends – köstliche, nachhaltige Snacks, Süßes wie Herzhaftes, Street Food und Getränke, Naturkosmetik und faire Kleidung. Für alle, die lieber offline statt online kaufen bietet die Messe auch eine optimale Möglichkeit, das eine oder andere Weihnachtsgeschenk zu ergattern.

Wie jedes Jahr gibt es spannende Vorträge, inspirierende Kochshows und lehrreiche Workshops! Mit dabei unter anderem: Ernährungsexperte Niko Rittenau, veganer Käseexperte Anderson Silva Santos “Cashewbert” und Autorin Anna-Lena Klapp. Nicht verpassen: Auch unsere Experten-Autorin Doris hält einen Vortrag, am 20. November um 17:15 spricht sie über „Tierethik und Psychoanalyse – Wie und warum sich Menschen unbewusst und effektiv vor moralischem Fortschritt schützen“.

Welche Marken, Food-Stände und weitere Aussteller euch unter anderem auf der Vegan Planet erwarten könnt ihr auf der Website zur Vegan Planet sehen. Welche davon ihr nicht verpassen solltet? Die Antwort darauf ist ganz einfach: Keinen einzigen davon! Nehmt euch so viel Zeit wir möglich, denn erfahrungsgemäß gibt es immer mehr zu Bestaunen, Verkosten und Plaudern sodass die Zeit nie ganz ausreicht.

Wie immer mein Profi-Tipp: Auf keinen Fall mit vollem Bauch kommen! Es gibt so unglaublich viele unterschiedlichen Sachen zu (ver)kosten, dass es unmöglich ist, alles zu probieren. Ihr könnt ohne Probleme einen ganzen Tag von Frühstück bis zum finalen Absacker auf der Messe verbringen und werdet nicht eine Sekunde Hunger verspüren – im Gegenteil.

WIN WIN WIN!!! Auf dem The bird’s new nest Instagram-Account könnt ihr unter dem Beitrag zur Vegan Planet zwei Tageskarten gewinnen.

Ihr wart noch nie auf einer Vegan Planet? Wenn ihr wissen wollt, was euch dort erwartet, könnt ihr euch unsere Messeberichte hier ansehen: Vegan Planet 2014, Vegan Planet 2015, Vegan Planet 2016 und Vegan Planet 2017.

 

Vegan Planet 2021

MAK – Museum für Angewandte Kunst
Weiskirchnerstraße 3
1010 Wien

Samstag, der 20. November 2021 von 10 bis 19 Uhr
Sonntag, der 21. November 2021 von 10 bis 18 Uhr

Tagesticket: 15 Euro, Vorverkauf: 13,50 Euro
Ermäßigtes Tagesticket für MitgliederInnen der Veganen Gesellschaft Österreich: 10 Euro, Vorverkauf: 9 Euro

Sollte die Messe aufgrund von COVID-19-Präventionsmaßnahmen behördlich abgesagt werden, gibt es eine Geld-zurück-Garantie!

 

Alle Informationen zum Event findet ihr auf der Vegan Planet-Homepage.

7 Kommentare zu 20. und 21. November 2021: Vegan Planet Wien im MAK (mit GEWINNSPIEL!)

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